Zur Technik der altorientalischen Keramik Von O. Streu, Potsdam
H. Frankfobt^) hat in Bezug auf Vorkommen und Ver¬
wandtschaft der vorgeschichtlichen Keramik des Alten Orients
eine Einteilimg in einzelne geographische Kreise vorgenom¬
men, und zwar: den anatolisch-transkaukasischen, den syri¬
schen und den iranischen Kreis, die, ineinander übergehend,
sich von Kleinasien bis Indien erstrecken. Soweit diese Ein¬
teilung die eigentümliche Gestaltung der Malmuster betrifft,
mag es angängig sein, hierin die Erzeugnisse verschiedener-
Völkerschaften zu vermuten. Für die verschiedenartige
Technik läßt sich aber weder eine Völker-, geschweige denn
eine Rassenverbreitung konstruieren.
Die Technik der Malerei ergibt sich lediglich aus der An¬
wendung des zur Verfügung stehenden, für die Malerei be¬
nutzten Rohmaterials. Dieses ist ebenso wie das Tonmaterial
für die Gefäße selbst an den verschiedenen Orten verschieden.
Altmonochrom
Die älteste Keramik des Vorderen Orients stellt die ,, alt¬
monochrome" Ware des Teil Halaf dar, die der von V. Chri¬
stian*) Saktsche Gözü-Ware genannten Keramik entspricht.
Sie findet sich außer in Saktsche Gözü und am Teil Halaf
mit geringen lokalen Unterschieden in Schägher Bäzär,
Djudede, Ras Schamra, Arpatschije, Karkemisch. Es sind
meist dickwandige Gefäße von plumper Form, ungleichmäßig
1) H. Fbankfobt, Archeology and the Sumerian Problem
(Chicago 1932).
2) V. Christian, Altertumskunde des Zweistromlandes (Leip¬
zig 1940), S. 91f.
360 O. Stbeu, Zur Technik der altorientalischen Keramik
grau gebrannt, Erzeugnisse niedriger Brenntemperatur und
unvollkommener Brennöfen. Die primitive Ausführung des
Brandes mußte naturgemäß zu einer gewissen Unsicherheit
in der Herstellung führen, denn der Töpfer konnte nicht von
vornherein wissen, ob es ihm gelingen würde, der Ware das
gewünschte Aussehen zu geben. Ein Teil dieser Gefäße ist
tongrundig poliert, ihre Oberfläche erscheint daher glänzend.
Von diesen Gefäßen unterscheidet sich eine andere Gruppe
durch eine tiefschwarz glänzende Oberfläche ohne Politur.
Die Verwandtschaft ihrer Formen mit denen der ihr nach¬
folgenden Glanzmalereiperiode^) legte mir die Vermutung nahe,
in ihnen eine Übergangserscheinung zu dieser anzunehmen.
Die dimkelgraue Färbung des Scherbens dieser schwarz¬
glänzenden Keramik läßt auf die Anwendung einer niedrigen
Brenntemperatur, die schwarze Oberfläche auf reduzierenden
(Sauerstoff entziehenden) Brand schließen. Ich ließ daher
solche Scherben vom Teil Halaf bei höherer Temperatur
(850 und 1000° C) im oxydierenden (Sauerstoff zuführenden)
Feuer nachbrennen.
Rote Glanzfarbe
Das Ergebnis war zwar überraschend, bestätigte jedoch
meine Vermutung, daß es sich um einen unpolierten Überzug
von Glanzfarbe handelt, die durchaus dem Charakter des
roten bzw. braunen , .Firnis" entspricht, wie er der Glanz¬
malerei des Teil Halaf, Arpatschije, Karkemisch usw. eigen
ist. Die graue Farbe des Scherbens war in Rot verwandelt*).
1) Max Fbeihebb von Oppenheim, Teil Halaf I (Berlin 1943),
Taf. XL 1, 2, 6, 7 = Taf. LXIX 8, 7; Taf. LXIV 2; Taf. XXV 12,13.
2) A. ScHABFF, Grundzüge der ägyptischen Vorgeschichte
(Morgenland Heft 12) (Leipzig 1927), S. 19f. „Die Umwandlung
der schwarzen Farbe in die rote erklärt sich durch Oxydation des
seiner Natur nach schwarzen Eisenoxyduls zu rotem Eisenoxyd." —
Ein selrr anschauliches Beispiel für die Anwendung dieser Techiük
bietet die prähistorische Keramik Ägyptens (Negade I), und zwar
die Gruppe der rotpolierten Gefäße mit geschwärztem Band und
Innerem. — ,,Die rote Färbung dieser Gefäße ist durch eine
Hämatitlösung (Boteisenerz) hervorgerufen, die vor dem Brande
O. Stbetj, Zur Technik der altorientalischen Keramik 361
Aus diesem Befunde ergab sich nun die Aufgabe , das Ge¬
heimnis der Glanzmalerei zu ergründen, und da kam mir
ein glücklicher Zufall zustatten. Unter den im Jahre 1939
nach Berlin gelangten Teil Halaf-Scherben befanden sich
Proben gelben und rötlich grauen, sehr fetten, dichten, un¬
gebrannten Tones, dazu entdeckte ich unter dem Material
der Grabimg 1911—13 eine bisher ganz unbeachtete Material¬
probe, die als ,, feste, gelbliche Masse" bezeichnet war und
dem gelben Ton von 1939 ähnlich, aber magerer und poröser
ist. Diese Masse ist ofEenbar identisch mit derjenigen, die in
den Schichtenzeichnungen des Teil Halaf die Bezeichnung
,, verwitterter Fels" trägt und unmittelbar unter der Schicht
der altmonochromen Keramik liegt. Da man bei den Men¬
schen der prähistorischen Zeit selbstverständlich keinerlei
Kenntnis chemischer Vorgänge voraussetzen darf, lag es
nahe, die Erfindung der Glanzmalerei als Zufallsprodukt
primitivster Versuche zu vermuten. Durch diese Erkenntnis
veranlaßt, benutzte ich beide Proben, nachdem sie sorgfältig
geschlämmt waren, als Malmittel auf einem anderen, für die
Gefäße des TeU Halaf selbst benutzten Tonmaterial. Für den
Brand wurde eine Temperatur von etwa 950° C im oxydieren¬
den Feuer angewendet. Das Ergebnis war eine rote Glanz¬
farbe, die der des TeU Halaf, Arpatschije usw. vöUig gleicht.
aufgestrichen wurde ; die Politur erfolgte durch Reiben mit glatten
Kieseln, deren rillenartige Spuren oft an den' Gefäßen noch be¬
merkbar sind. Die Schwärzung* des äußeren Randes und des
Inneren ist beim Brennen in offenem Aschenfeuer entstanden,
dadmch, daß man den Topf mit der Öffnung in die'f Asche stellte,
wurde das Innere und der Rand außen geschwärzt, indem das
rote Eisenoxyd zu schwarzem Eisenoxydul reduziert wurde." —
Das Gegenteilige konnte ichl nachl dem Brande des Teil Halaf-
Museums in Berün beobachten, wo bei einem solchen Gefäß in¬
folge der oxydierenden Wirkung der Flammen die Schwärzung
des Randes und des Innern verschwunden war und das ganze
Gefäß gleichmäßig rot erschien.
So habe ich auch durch oxydierendes Nachbrennen bronze -
zeitlicher ungleich lederfarbener bis dunkelgrau erscheinender
Scherben aus der Mark Brandenburg eine gleiciimäßige klare Rot¬
färbung erzielen können.
Zeitschrift d. DUO Bd. »8 (Neue Folge Bd. 23) 24
362 O. Stbbu, Zur Technik der altorientahschen Keramik
Das Rätsel war gelöst: Die Glanzfarbe ist eine Art Lehm-
glasur. Diese einfache, natürlicher nicht zu denkende
Technik paßt durchaus in das Gresamtbild der prähistorischen
Kultvu" des vierten Jahrtausends und kann wohl mit Recht
als Ursprung der Gefäß maierei angesehen werden. Da
dieses Tonmaterial zu jener Zeit noch frei zutage lag, erklärt
es sich auch, daß die ältesten Ansiedler des Teil Halaf, von
Ninive, Karkemisch usw., nachdem sie kurze Zeit eine ein¬
farbige Töpferware hergestellt hatten, alsbald zu der vor¬
nehmen Verzierungsart der Glanzmalerei übergingen. Späte¬
ren Geschlechtem, deren Töpferware nur matt oder stumpf
bemalt ist, war das Material durch den inzwischen ent¬
standenen Aufwohnschutt verborgen.
Griechische Keramik
Ähnlich verhält es sich im griechischen, bzw. später
griechischen Kulturgebiet. Glanzmalerei findet sich z. B. in
den untersten Schichten von Orchomenos. An anderen
Plätzen, wie auf den griechischen Inseln, ist diese Technik
erst in viel späterer Zeit in Gebrauch gekommen. Die ge¬
samte einfach bemalte hellenistische Gebrauchsware ist,
wie ein Vergleich mit der Glasmalerei des TeU Halaf lehrt,
in der gleichen Technik hergesteUt. Daher ist es verständlich,
daß die Teil Halaf-Ware noch lange Zeit nach ihrem Bekannt¬
werden von einem großen Kreis Sachverständiger für gleich¬
zeitig mit der Inselkeramik des zweiten Jahrtausends an¬
gesehen wurde. Dagegen hat die griechische Luxuskeramik
der Erfindung einer komplizierteren Technik ihr Erscheinen
zu verdanken^). Für die biUige Gebrauchsware blieb jedoch
das einfachere Verfahren nach wie vor bestehen. JedenfaUs
handelt es sich um einen Tonschiicker, mit dem im Brande
eine mehr oder weniger glänzende Malerei erzielt werden kann.
1) Vortrag Prof. Dr. WEic^iEBr in der Archäologischen Ge¬
sellschaft zu Berlin am 4. Mai 1943 und Dr. Th. Schumann, Mit¬
teilungen aus dem Laboratorium in der Schütte A. G. für Ton¬
industrie Heisterholz, in den Berichten der Deutschen keramischen
Gesellschaft, Bd. XXIII, Heft 11 (November 1942).
O. Stbetj, Zur Technik der altorientalischen Keramik 363
Die verschiedenen Farbtöne von Orange über alle mög¬
lichen Nüancen von Rot \md Braun^) ergeben sich außer aus
mancherlei Zufälligkeiten des Brandes auch aus der ver¬
schiedenen Stärke, in der das Malmittel aufgetragen wurde;
ein dünner Aufstrich ergibt nämlich hellere, ein dickerer
dunklere Töne*). Weiter kann aber auch chemisch ver¬
schiedenartige Zusammensetzung der Malfarbe die Färbtöne
verändern. So ergab beim Experimentieren ein Zusatz von
Braunstein {Mangandioxyd) je nach der zugefügten Menge
dunkles, bis an Schwarz grenzendes Braun').
Schwarze Glanzfarbe
Anders verhält es sich mit reinem Schwarz. Das Vor¬
kommen dieser Farbe läßt die Vermutimg aufkommen, daß
die verschiedenen Werkstätten Spezialitäten herstellten. Hier¬
für bieten am TeU Halaf die sog. ,,cremebowls" (nach MAUiO-
WAU)*) ein vorzügUches Beispiel, sowohl bezüglich der Formen,
als auch der Malmuster und schließUch auch der MaKarbe.
Sie ist nämlich ausnahmslos Schwarz. Daß diese Farbe ein¬
fach durch reduzierenden Brand des nunmehr bekannten
Materials erzielt worden ist, konnte durch oxydierendes Nach¬
brennen eines solchen Scherbens nachgewiesen werden, dieser
erhielt dann ein glänzendes Rotbraun als Farbe. Einzelne
rote oder braune Flecke sind durch zufäUiges Vorbeistreichen
1) Max Fbeihebb von Oppenheim, a. a. O., Taf. XCII.
2) Max Fbeihebb von Oppenheim, a. a. O., Taf. XLIV 10.
3) E. A. Speiseb, The Pottery of Tell Billa: Museum Journal,
Vol. XXIII, 3 (Philadelphia 1933), S. 252. Die rote Farbe (der
Malerei) ist zuzuschreiben der Verwandlung des ganzen Eisens
in Eisenoxyd, während die dunkleren Töne unter günstigeren
Bedingungen für die Verwandlung des Eisens in ,, magnetic oxide"
(Verbindung von Eisenoxyd mit Eisenoxydul, in der Natur als
Magneteisenstein vorkommend) vielleicht infolge Vorhandenseins
reduzierender Gase entstanden sind. Die Brenntemperatur war
etwa 1600° P = 755° C. Die sorgfältiger gearbeiteten Stücke, wie
Kelche, sind bei einer Temperatur um 2000 F = 943° C gebrannt.
4) Max Freiherb von Oppenheim, a. a. O. Taf. LXIX 5
= Taf. X 15; Taf. X 13, 14, 19, 20, 21, 25, Textabb. 55.
24*
364 O. Stbetj, Zur Technik der altorientalischen Keramik
oxydierender Luftströme entstanden, ebenso wie bei oxy¬
dierendem Brande scbwarze Flecke durch reduzierende Rauch¬
wolken entstehen^).
Iran, Belutschistan, Indien
Wie erklärt es sich nun, daß die Malerei der ältesten
Keramik im gesamten Iranischen Kreise, in Susa, Samarra,
Belutschistan und Indien, stets matt, in Susa II sogar stumpf
erscheint ? Der Grund dafür liegt darin, daß die für die Er¬
zielung der Glanzmalerei geeigneten Tone selten sind, wie
auch die für die gewöhnliche moderne Lehmglasur brauch¬
baren Lehme nicht häufig vorkommen*). Daher wird die
Glanzmalerei immer nur in den Gegenden zu finden sein, wo
das geeignete Material vorhanden ist. So fehlte es ofEenbar
auch in den genannten östlichen Gebieten an geeignetem
Material, das im Brande eine glänzende Malerei ergab.
In Susa kann man vereinzelt Malerei in schwach glänzen¬
den Farben beobachten, trotzdem aber nicht von eigentlicher
Glanzfarbe reden. Dieser vereinzelt auftretende Glanz ver¬
dankt seine Entstehung einer sehr hohen BrenntemperatTU",
die eine Versinterimg (Verglasung) des Malmittels herbei¬
führt. Unter der Lupe erscheint die Malerei nicht glatt,
sondern schlackenartig, mit zahlreichen Bläschen durch¬
setzt. Solche Ausnahmen kommen auch in Tepe Gijan und
bei der vorgeschichtlichen Keramik von Samarra vor.
Samarra
Von dieser sagt Herzfbld') in bezug auf die Maltechnik :
,,Der verschiedene Brand ist auch die Ursache der so ver¬
schiedenen Färbung. Die Farben wechseln zwischen ganz
hellem Rot oder hellem Terrasienabraun bis zu einem violetten
Dunkelbraun, oft in Grüngrau übergehend. Ein grundsätz-
1) Max Fbeihebb von Oppenheim, a. a. O. Taf. XLIV 1, 2,
9, 11.
2) W. Pdkall, Gründzüge der Keramik (Coburg 1922), S. 84.
3) E. HEBZVEiiD, Die vorgeschichtlichen Töpfereien von
Samarra (Berlin 1930), S. 6.
O. Stbett, Zur Technik der altorientalischen Keramik 365
licher Unterschied besteht zwischen diesen Färbungen nicht.
Die wenigen Stücke, die Glättung besitzen und gleichzeitig
eine Fimismalerei aufweisen, sind Importstücke, und zwar
wohl alle aus dem nördlichen Mesopotamien, aus dem durch
die Teil Halaf-Ware vertretenen Kreise."
„Schlechter Firnis"
Wie in Susa, Samarra, Tepe Gijan usw. kommen auch
in der Glanzmalereiperiode des Teil Halaf Stücke mit matten
bzw. stumpfen Farben vor^). Ihre Zugehörigkeit zur Gruppe
der Glanzmalerei ergibt sich aus Tontechnik und Mustern.
Diese Fälle lassen sich auf die Verwendung ungeeigneten Mal¬
materials zurückführen. Ihr technischer Charakter ist außer¬
dem nicht nur abhängig von der Art des Brandes (vgl. oben
Heezfeld), sondern auch von der Art des Scherbens, indem
eine glatte Oberfläche die Glanzbildung begünstigt, während
ein poröser Scherben wie auch ein ungeglätteter Überzug
durch Aufsaugen der Farbe das Mattwerden der Malerei
veranlaßt. Ich pflege diese gelegentlich vorkommende*?Er¬
scheinung im Gegensatz zu der später zu behandelnden ,, Ver¬
fallmalerei", mit der sie leicht zu verwechseln ist, als ,, schlech¬
ten Firnis" zu bezeichnen.
Anatolien
Im Zusammeidiang mit der Glanzmalerei ist noch eine
in Anatolien häufig vorkommende Technik zu erwähnen, die
von der eigentlichen Glanzmalerei (Lehmglasur) scharf zu
unterscheiden ist. Sie ist in mattbrennendem Material aus¬
geführt, was vermuten läßt, daß sich dort kein glänzend
brennendes Malmittel vorfindet. Um den Malereien Glanz
zu verleihen, hat man die gesamte Oberfläche über die
Malerei hinweg mit Politur versehen. Man könnte diese
Technik aus späterer Zeit als Nachahmung der Glanzmalerei
ansehen.
1) Max Freihebb von Oppenheim, a. a. O. Taf. CII 9.
366 O. Streu, Zur Teehnik der altorientalischen Keramik
Zweifarbigkeit
Die Abwandlung der Farbtöne durch reduzierendes bzw,
oxydierendes Brennen hat, wie Hubert Schmidt annimmt,
zur beabsichtigten Zweifarbigkeit (Schwarz-Rot-Malerei) An¬
laß gegeben. Brennproben, die mit dem auf dem Teil Halaf
gefundenen roten Eisenocker gemacht wm-den, ergaben tat¬
sächlich den schönen roten Farbton, wie ihn die Gefäße der
Gruppe B, b (Schwarzrot-matt) zeigen. Schwieriger ist bei
dieser Gruppe die Lösung der Frage nach der Herstellung
der schwarzen Farbe, für die noch keine restlos befriedigende
Antwort gegeben werden kann. Daß es sich bei der Zwei¬
farbengruppe um grundsätzlich verschiedene Malmittel han¬
delt, wurde dadurch festgestellt, daß eine zweifarbig (schwarz
und rot) bemalte Scherbe einem oxydierenden Naclibrande
bei 1000° C unterzogen wurde ; dieser ergab keine Verände¬
rung der Farben. Wäre das Schwarz durch reduzierenden
Brand des Eisenoxyds entstanden, so hätte es nach dem
oxydierenden Brande rot erscheinen müssen. Andererseits
hat die chemische Untersuchung dieser Farbe Eisengehalt
ergeben. Wenn jedoch die zur Erzielung der Glanzfarbe ver¬
wendeten Malmittel ganz verschiedene Farbtöne vom Orange
über Rot und Braun bis zum Schwarz ergeben habe, so kann
bei der Mattmalerei das Gleiche gefolgert werden, nämlich
daß die Abwandlimg der Farbtöne durch unterschiedlichen
Eisengehalt, beim Schwarz außerdem vielleicht durch (nicht
nachweisbare) Spuren von Mangan bewirkt worden sind^).
Es darf dabei nicht übersehen werden, daß reines Schwarz
in der Zweifarbengruppe ebenso selten ist wie bei der Glanz -
maierei, daß es sich vielmehr gewöhnlich um mehr oder
weniger dunkles Graubraun handelt.
1) A. Neuburger, Die Technik des Altertums, 4. Aufl.
(Leipzig) S. 146 (Magnetit). — .J. Marshall, Mohenjo Daro and
the Indus Civilization (London 1931) S. 320. ,,The color most
commonly used in decorating pottery was black, a manganiferous
haematite. This substance is used for painting pottery in Sind
at the present day."
O. Streu, Zur Technik der altorientalischen Keramik 367
Wie anfangs bemerkt, fand sich das für die Glanzmalerei
geeignete Malmittel immittelbar über dem gewachsenen
Felsen, so daß es späteren Geschlechtem durch den inzwischen
entstandenen Aufwohnschutt nicht mehr zugänglich war.
Das diesen zur Verfügung stehende Malmittel ergab matte
bzw. stumpfe Farben. Schon bei der zweifarbigen Bemalung,
bei der die Glanzfarbe ganz vereinzelt vorkommt, muß dies
vorausgesetzt werden. In dieser Hinsicht sind vereinzelt zu
beobachtende Übergangsfälle interessant, so ein Zonenmuster
in brauner Glanzmalerei mit matten roten Streifen neben¬
einander auf einer Scherbe und umgekehrt rote Glanzmalerei
neben schwarz-matter Malerei auf einer nach Form und
Muster der Gruppe B, b zugehörigen Scherbe.
Verfallperiode
Diese Übergangserscheinungen sind, wie gesagt, selten
und in der folgenden, von Hubert Schmidt als Verfallzeit
bezeichneten, der Obed-Periode entsprechenden Gruppe nicht
mehr zu finden, in dieser verschwindet selbst das Rot, während
das nun allein herrschende Schwarz häufig in ein schwaches
kümmerliches Graubraun übergeht. Aber auch hier sind
wieder Übergänge von der Zweifarbigkeit her bemerkens¬
wert. Es sind Stücke der von Hubert Schmidt abgesonderten
Untergruppe Cb, 1, die durch ihre, dem Stil der Verfallzeit
entsprechende Bemalung in Schwarzrot auffallen. Das sind
jedoch Ausnahmen.
Djemdet Nasr, Teil Billa, Chaburware
In der Folgezeit herrscht allein die matte Farbe: in der
Djemdet Nasr-Periode und bei der Teil Billa- und Chabur-
ware (wo neben dem Schwarz auch die rote Farbe wieder er¬
scheint), deren Vertreter sich noch in den Ablagerungen der
assyrischen Zeit finden. In dieser hört die Malerei ganz auf,
während eine bisher unerreichte Vollendung der Gefäßformen
bei bester Ton- und Brenntechnik ihren keramischen Er-
368 O. Stbetj, Zmi Technik der altorientalischen Keramik
Zeugnissen besonderen Wert verleiht. Als neue Technik ganz
anderer Art kommt dazu die Glasur.
Von dem Wiederaufleben der Glanzmalerei bei den
Griechen und in der sog. Inselkeramik war schon die Rede^).
Es wäre lehrreich, die Herkunft des Malmittels dieser Ware
zu ergründen. Wünschenswert wäre femer, bei künftigen
Grabungen aufgefundene Töpferwerkstätten genau zu imter-
suchen und das zutage kommende Ton- und Parbmaterial
zu sammeln und wissenschaftlich auszuwerten.
Die Brennproben sind größtenteils im Chemischen Labora¬
torium für Tonindustrie, Berlin NW 21, Dreysestraße 4, aus¬
geführt. Ich möchte nicht verfehlen, den Herren dieses In¬
stituts für ihre verständnisvolle Hilfe besonderen Dank aus¬
zusprechen.
1) Über die griechische Luxuskeramik vgl. Anm. 5.
Äkaufaciya
Ein Beitrag zur Länderl^unde des alten Iran
Von P. J. Jange, Breslau
Unsere Kenntnis^) der Verwaltungsgeographie des altper¬
sischen Weltreiches, die vor allem den Inschriften Dareios' I.
entstammt und durch das Material der königlichen Relief¬
kunst wie der griechisch-römischen Ethnographie unterbaut
ist, hat in letzter Zeit durch die Auffindung der sogenannten
Daiva-Inschrift des Xerxes (Xerx. Pers. h)^) eine neuerliche
Bereicherung erfahren. Es erscheinen nämlich hier zwei Län¬
der, die sich in den Listen der Inschriften Dareios' I. noch nicht
finden, Dahä und Äkaufaöiyä. Dabei ist der erstere Name,
wenn auch bisher inschriftlich nicht belegt, keineswegs neu,
denn die Daher waren uns sowohl durch Herodot*) wie noch
besser aus der hellenistischen Zeit *) bekannt.
Unbekannt hingegen war bisher der zweite dieser Namen,
den jedoch Herzfkld*) bereits richtig mit arab. Qufs identi¬
fiziert hat. Vor kurzem hat nun H. H. Schakdkr') auch die
Deutung des Namens und mit ihr die ungefähre Lokalisierung
1) Die ersten Bilder sind leider verlorengegangen. Die jetzigen
Bildbeigaben hat Herr Geheimrat KoRiiBicA.inr die Güte gehabt, her¬
auszusuchen und zur Verfügung zu stellen.
2) E. Hbbzfeld, Altpersische Inschriften, Berlin 1938, Nr. 14, S. 27 ff.
3) 1, 125. Hier, bei ihrer frühesten Nennung in der ethnographischen Literatur werden die Daoi allerdings zusammen mit den Mardern unter
den Nomadenstämmen der Persis genannt. Wenn auch gerade wegen
des Zusammenhangs mit den Mardern die Annahme nahe liegt, daß es
sich um eine irrtümliche Versetzung von Stämmen aus den Gebieten am
Kaspischen Meer handelt, so bleibt dieser Beleg doch immerhin zweifel¬
haft, vgl. JüNOE, Saka-Studien, Leipzig 1939, bes. S. 71, Anm. 4.
4) Strabon XI, 7,1. 8, 2. 9, 2, bes. Arrian. Anab. III, 28,8; Curtiui VIII, 1.
5) AMI VIII, S. 72; vgl. Eilebs, Iranische Beamtennaraen (Leipzig
1940) S. 15 unten. 6) ZDMG 96, 1942, S. 127 ff.
2 5