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Ungesunde Lebensstile und gesundheitliche Risikofaktoren in Sachsen-Anhalt

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Academic year: 2022

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Schlaglicht Gesundheit Sachsen-Anhalt Nr. 4/2016

Ungesunde Lebensstile und gesundheitliche Risikofaktoren in Sachsen-Anhalt

Hintergrund: Die Gesundheitsberichterstattung (GBE) des Lan- des Sachsen-Anhalt hat seit den 1990er Jahren immer wieder feststellen müssen, dass viele Erkrankungs- und Sterbeziffern in Sachsen-Anhalt schlechter ausfallen als im Bundesdurchschnitt (d.h. in amtlichen Statistiken für das gesamte Bundesgebiet oder in Deutschland-repräsentativen Studien). Besonders auffällig waren und sind die Negativabweichungen bei Herz-Kreislauf- Erkrankungen. In vielen der bisherigen GBE-Veröffentlichungen wurden bei erhöhten Erkrankungs- und / oder Sterbeziffern auch Belege für einen diesbezüglich ungesunden Lebensstil und / oder eine Häufung diesbezüglicher Risikofaktoren in Sachsen- Anhalt aufgeführt. Im vorliegenden Schlaglicht wird der Versuch unternommen, die Belege ungesunder Lebensweisen und ge- sundheitlicher Risikofaktoren in den bisherigen GBE-Berichten synoptisch zusammenzutragen und zu aktualisieren.

Ergebnisse: Tab. 1 liefert einen deutlichen Hinweis darauf, dass ungesunde Lebensweisen und gesundheitliche Risikofaktoren in Sachsen-Anhalt tatsächlich insgesamt weiter verbreitet sind als im Bundesdurchschnitt. Dies betrifft nicht erst das fortgeschritte- ne Erwachsenenalter, sondern sogar schon Kinder, Jugendliche und sehr junge Erwachsene. Die in Tab. 1 aufgeführten Risi- kofaktoren begünstigen bekanntermaßen nicht nur Herz-Kreis- lauf-Erkrankungen, sondern u.a. auch Krebs, Krankheiten des Verdauungssystems, Stoffwechselerkrankungen, psychische Erkrankungen (Alkohol) und Erkrankungen des Muskel-Skelett- Systems (Übergewicht und Adipositas). Bei mehreren wichtigen Risikofaktoren zeigt sich im Zeittrend keine / kaum Annäherung an den Bundesdurchschnitt. (Abb. 1).

Diskussion: Die „Beweislage“ für ein insgesamt schlechteres

„Gesundheitsklima“ in Sachsen-Anhalt bleibt auch dann beste- hen, wenn man berücksichtigt, dass bei einigen der in Tab. 1 aufgeführten Indikatoren keine hundertprozentige Vergleichbar- keit zwischen Landes- und Bundesdaten gegeben ist. Die me- thodisch bedingte Unsicherheit bei einigen wenigen Indikatoren (nachzulesen in den zitierten Berichten) wird durch die große Mehrzahl der sicheren Vergleiche und durch die Tatsache wett- gemacht, dass praktisch alle angestellten Vergleiche in dieselbe Richtung – auf ein ungünstigeres Gesundheitsverhalten – zei- gen. Neben der persönlichen Verantwortung für das ei- gene Gesunheitsverhalten hat die soziale Lage einen entschei- denden Einfluss auf die Gesundheit: sozial benachteiligte Bevöl- kerungsgruppen haben – v.a. bildungsbedingt – ein geringeres Gesundheitsbewusstsein und – u.a. finanziell bedingt – einen reduzierten Zugang zu gesundheitsförderlichen Angeboten (vgl.

(2) und (12)). Erwerbslosigkeit hat einen zusätzlichen Negativ- effekt. In Sachsen-Anhalt gibt es seit vielen Jahren und bis heute einen relativ hohen Anteil sozial schwacher und / oder erwerbs- loser Familien / Einzelpersonen – die insgesamt schlechtere Ge- sundheitslage ist damit zum Teil erklärbar.

Fazit: Vor dem obigen Hintergrund sollten die bisherigen, erheb- lichen Anstrengungen im Rahmen der Landes-Gesundheitsziele, das Bewegungs- und Ernährungsverhalten in der Bevölkerung zu verbessern und den Konsum und die Folgeschäden von Ta- bak und Alkohol zu reduzieren, unbedingt und unvermindert wei- tergeführt werden. Gleichzeitig ist weiterhin auf eine Angleichung der Lebensverhältnisse in Sachsen-Anhalt an den Bundesdurch- schnitt zu hoffen.

50 100 150 200 250 300 350 400 450 500 550

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50

1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Krankenhausfälle wegen Alkoholmissbrauch (F10) bzw. wegen Diabetes mellitus Typ-2 (E11) je 100.000 Einwohner (altersstandardisiert) Anteil (%) von Rauchern bzw. Anteil (%) von Menschen mit Adipositasunter allen Befragten im Alter von >=18 Jahren

Abb. 1: Raucheranteil in der Bevölkerung, Häufigkeit von Adipositas, Krankenhausfälle infolge von Alkoholmissbrauch (F10) und Diabetes mellitus Typ-2 (E11),

Sachsen-Anhalt / Deutschland im Zeittrend

Raucher ST Raucher DTL

Adipositas ST Adipositas DTL Krankenhausfälle F10 ST Krankenhausfälle F10 DTL Krankenhausfälle E11 ST Krankenhausfälle E11 DTL

Datenquelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus (Adipositas, Raucher) bzw. Krankenhausdiagnosestatistik (F10, E11)

50 100 150 200 250 300 350 400 450 500 550

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50

1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014

K rank enhaus fäl le w eg en A lk ohol m is sbr auc h ( F10) bz w. w eg en D iabet es m el lit us T yp -2 ( E 11) je 100. 000 E inw ohner (al ter ss tandar di si er t) A nt ei l ( % ) v on R auc her n bz w. A nt ei l ( % ) v on M ens chen m it A di pos itas unt er al len B ef rag ten im A lter v on >= 18 J ahr en

Abb. 1: Raucheranteil in der Bevölkerung, Häufigkeit von Adipositas,

Krankenhausfälle infolge von Alkoholmissbrauch (F10) und Diabetes mellitus Typ-2 (E11), Sachsen-Anhalt / Deutschland im Zeittrend

Raucher ST Raucher DTL

Adipositas ST Adipositas DTL

Krankenhausfälle F10 ST Krankenhausfälle F10 DTL Krankenhausfälle E11 ST Krankenhausfälle E11 DTL

Datenquelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus (Adipositas, Raucher) bzw. Krankenhausdiagnosestatistik (F10, E11)

(2)

GBE-Berichte: www.gbe.sachsen-anhalt.de >> Publikationen/Berichte

Herausgeber: Landesamt für Verbraucherschutz, Sachsen-Anhalt, Fachbereich Hygiene, Große Steinernetischstr. 4, 39104 Magdeburg Kontakt: Dr. G. Wahl, Tel: 0391 2564-226, E-Mail: goetz.wahl@lav.ms.sachsen-anhalt.de

Literatur:

(1) Alkoholbezogene Krankheitslast und Sterblichkeit in Sachsen-Anhalt (Fokusbericht 2008)

(2) Herz-Kreislauf-Erkrankungen und assoziierte Diagnosen bei unter 65-Jährigen in Sachsen-Anhalt. (Fokusbericht 2013) (3) Bluthochdruck ist eine wichtige Determinante bei der erhöhten Herz-Kreislauf-Morbidität in Sachsen-Anhalt.(Schlaglicht 2014) (4) Alkohol-Update (Schlaglicht 2014)

(5-7) Gesundheit von einzuschulenden Kindern, Drittklässlern und Sechstklässlern in Sachsen-Anhalt–Updates (Fokusberichte 2013, 2014) (8) Subjektive Gesundheit und gesundheitsrelevantes Verhalten von Sechstklässlern in Sachsen-Anhalt (Fokusbericht 2015)

(9) Routinedaten der Gesundheitsberichterstattung zur gesundheitlichen Lage von >65-Jährigen in Sachsen-Anhalt (Fokusbericht 2016) (10) Rauchen und Gesundheit bei Sechstklässlern (Schlaglicht 2016)

(11) Ungesunde Lebensstile und gesundheitliche Risikofaktoren in Sachsen-Anhalt. (Schlaglicht 2016)

(12) Lampert T., Kroll LE (2010): Armut und Gesundheit. Hrsg. Robert Koch-Institut Berlin. In: GBE kompakt 5/2010.

(13) Hauner et. al. (2008): Übergewicht, Adipositas und erhöhter Taillenumfang: Regionale Prävalenzunterschiede in der hausärztlichen Versorgung. Dtsch. Ärztebl. 2008; 105 (48), 827-833.

Deutschl. S.-Anhalt Deutschl. S.-Anhalt Dtl. S.-Anh. Deutschl. S.-Anhalt

m 30,6 34,4

w 21,3 22,5

25-44 J m+w 514 664

45-64 J m+w 688 827

≥ 65 J m+w 159 142

m 32,2 17,9

w 20,6 9,7

mind. 1x Diagn. E65-E68 in einer

vertragsärztl. Praxis/Jahr Meldewesen

(Stichprobe) Meldewesen

(Totalerhebung) BARMER-GEK-

Arztreports Kassenärztl.

Vereinigung alle m+w 8,3 10,41 % der GKV-

Vers. (ag) (2)

Adipositas in Hausarztpraxen MW: 52 J m+w 23,9 29,9 % der Unter-

suchten (13)

m 15,7 18,9

w 13,6 19,2

mind. 1x Diagnose E11 in einer

vertragsärztl. Praxis/Jahr Meldewesen

(Stichprobe) Meldewesen

(Totalerhebung) BARMER-GEK-

Arztreports Kassenärztl.

Vereinigung alle m+w 7,6 11,31 % der GKV-

Vers. (ag) (2)

25-44 J m+w 27,4 38,4

45-64 J m+w 192 282

≥ 65 J m+w 647 865

Kind raucht regelmäßig KiGGS Surv6 2003-06 2012 11-13 J3 m+w 0,4 1,82

Kind hat Freunde, die rauchen KiGGS Surv6 2003-06 2012 11-13 J3 m+w 16,0 24,8

Kind hat schon mal Alkohol

getrunken m+w 21,0 43,1

… davon geben an, mind. ab und

zu Bier o. Wein zu trinken m+w 10,7 20,12

<15J m+w 31 44

15-24 m+w 444 484

m 60,7 35,9

w 46,5 24,2

Kind treibt mind. 1x pro Woche

Sport KiGGS

(Welle 1) 2009-12 m+w 82,7 75,12

Kind ist täglich körperlich aktiv m+w 27,8 17,52

Kind fühlt sich nicht in Form oder

völlig außer Form m+w 4,8 6,7

Kind fühlt sich topfit oder fit m+w 68,8 59,4

Adipositas (>97. P.) bei

einzuschulenden Kindern 4-6 J4 m+w 4,4 5,1

Adipositas (>97. P.)

bei 11-13-Jährigen KiGGS (Basis) ÖGD (KJÄD) 2003-06 2009-13 11-13 J3 m+w 7,2 9,6

Übergewicht (>90. P.)

bei 11-13-Jährigen HBSC Surv6 2010 2012 11-13 J3 m+w 9,8 15,0

<15 J m+w 1,0 1,4

15-24 J m+w 5,4 7,2

(8)

<= 18 J

% der Befragten (8) Befragung / Stichprobe

Befragung / Stichprobe KiGGS (Basis- erhebung)

2003- 2006

Surv6 2012 11-13 J3

MW: 2010-2014

je 100.000 Einwohner

(a)

Messung von Körpergröße und Gewicht / Totalerhebung Messung / Dtl.: Stichprobe, S.-

Anhalt: Totalerhebung

ÖGD der Länder / Länderabfrage LAGL Bayern

je 100.000 Einwohner

(r) MW: 2011-2014

Deutscher Olympischer Sportbund (Mitgliederzahlen) / Stat.

Bundesamt (Bevölkerung) Mitgliederstatistik /

Totalerhebung

je 100.000 Einwohner

(a)

% der Einwohner

% der Befragten

% der Befragten

Einheit

% der Befragten

(r)

% der Befragten

(r) je 100.000 Einwohner

(a)

je 100.000 Einwohner

(a)

Selbstauskunft zu Körpergr. &

Gewicht / Stichprobe

MW: 2010-2014

MW: 2009, 2011, 2013, 2015 2003-

2006 2012 11-13 J3 % der

Befragten

≥18 J

19-60 J

≥18 J MW: 2011-2014

MW: 2005, 2009, 2013 2008

Diabetes mellitus

Typ 2 Krankenhausfälle E11 Amtliche Statistik/

Totalerhebung Krankenhausdiagnosestatistik/

Statistisches Bundesamt

Werte

MW: 2010-2014 Erhebungsjahr(e) Be-

völk. Risiko-

bereich Erfasster Parameter

MW: 2005, 2009, 2013

Amtliche Statistik /

Totalerhebung Krankenhausdiagnosestatistik / Statistisches Bundesamt

Alters- gruppe Geschl.

Art & Umfang der Erhebung Datenquelle/ Datenhalter

Befragung / Stichprobe Mikrozensus / Statistisches Bundesamt

Bewegung und Fitness

Amtliche Statistik /

Totalerhebung Krankenhausdiagnosestatistik/

Statistisches Bundesamt Alkohol

Krankenhausfälle F10

Mitgliedschaft in einem Sportverein

Befragung / Stichprobe KiGGS Surv6

Erwachsene (oder Gesamtbevölkerung)

Rauchen derzeitige Raucher

Amtliche Statistik / Totalerhebung Krankenhausfälle E11

Diabetes mellitus

Typ-2

Alkohol Krankenhausfälle F10

Bewegung Mitgliedschaft in einem Sportverein

Adipositas

Adipositas berechnet aus Selbstauskünften zu Körpergröße

und Gewicht Befragung / Stichprobe Mikrozensus / Statistisches Bundesamt Deutscher Olympischer Sportbund

(Mitgliederzahlen) / Stat.

Bundesamt (Bevölkerung)

Messung / Stichprobe Hauner et al. (2008)

1 = Vergleich mit methodischen Einschränkungen (vgl. HKK-Bericht (2)),

2 = Frageformulierungen stimmen nicht hundertprozentig überein (vgl. Surv6-Bericht (8)),

3 = Verhältnis der 11-, 12-, 13-Jährigen simmt nicht ganz überein: Surv6: 1:8:1, ÖGD: 4:5:1, KiGGS & HBSC-Studie: 1:1:1,

4 = die Kinder bei der Schuleingangsuntersuchung in Sachsen-Anhalt sind 6-18 Monate jünger als in den anderen Bundesländern.

Tab. 1: Ungesunde Lebensstile und gesundheitliche Risikofaktoren bei Erwachsenen und Kindern, Sachsen-Anhalt / Deutschland

(5)(6) (7)(8)

(r) = rohe Quote, (a) altersstandardisierte Quote, (ag) = alters- und geschlechtsstandardisierte Quote, MW = Mittelwert, ÖGD = Öffentlicher Gesundheitsdienst, LAGL = Landesamt für Gesundheit und Lebenssicherheit, KJÄD = Kinder- und Jugendärztlicher Dienst, Surv6 = Survey in 6. Klassen in S.-Anhalt (siehe: (8)), KiGGS = Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland, HBSC = Studie Health Behaviour in School-aged Children, Ref. = Verweis auf Literaturliste.

(2)(9)

(10)(8)

(1) (4)

un- ver-öff.

Ref.

(1) (4) (2)

(2)

(2)

Übergewicht

Kinder/Jugendliche (und sehr junge Erwachsene)

(8) Rauchen

MW: 2010-2014 Mitgliederstatistik /

Totalerhebung

Krankenhausdiagnosestatistik/

Statistisches Bundesamt

Befragung / Stichprobe Befragung / Stichprobe

MW: 2010, 2012

MW: 2010, 2012

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