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Linguistic Landscapes in der Romania: Zwischen Regionalisierung und Globalisierung

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Linguistic Landscapes in der Romania:

Zwischen Regionalisierung und Globalisierung

Eibensteiner, Lukas (Jena) Harjus, Jannis (Innsbruck) Issel-Dombert, Sandra (Bochum)

Programm

Montag, 4.10.2021

15:30 - 16:30

Eibensteiner, Lukas (Jena) | Harjus, Jannis (Innsbruck) | Issel-Dombert, Sandra (Bochum):

Linguistic Landscapes in der Romania: Zwischen Regionalisierung und Globalisierung Bürki, Yvette (Bern) | Chávez Lara, Luis | Napán Napán, Jhon | Ramos Dolorier, Estefany:

Geschichte und Eroberung einer Ästhetik von den "chicha"-Peripherien zum Label der

"peruanidad"

16:45 - 17:45

Lavric, Eva | Insam, Denise | Pisioni, Valentina | Zierl, Jennifer (Innsbruck):

Linguistic Landscaping per pedes und per Google Earth – Explorationen im reellen und im virtuellen Raum. Ein romanistisches Seminar-Projekt

Gautier, Laurent (Dijon):

Linguistic Landscapes geht digital: Virtuelle sprachliche Landschaften auf Instagram am Beispiel der Weinstraßen in zwei mehrsprachigen Regionen (Elsass, Südtirol)

Thiele, Sylvia (Mainz):

Sprachkontakt und Mehrsprachigkeit im öffentlichen Raum – Perspektiven und Herausforderungen in der Dolomitanladinia

Dienstag, 5.10.2021

09:00 - 10:00

Mitschke, Anja (HU Berlin):

Der Nutzen der Wahrnehmungspsychologie für die Sprachlandschaftsforschung:

Überlegungen zu Terminologie, Methoden und deren Anwendung Calderón, Marietta (Salzburg):

Migrantische und transnationale Frankophonie in Israel anhand von Immobilienwerbung im öffentlichen Raum

Wolny, Mathias (Heidelberg):

Effekte globaler Mobilität in der Linguistic Landscape Norditaliens. Die (sozio-)linguistischen Folgen von Mogration und Tourismus im Stadtbild von Venedig und Turin.

10:15 - 11:15

Kittler, Judith (Bochum):

Nähesprachliches Regionalitalienisch im Ruhrgebiet: Phonetisch-prosodische Analysen und Sprecherwahrnehmung

Brinkmann, Lisa Marie (Hamburg) | Melo-Pfeifer, Sílvia (Hamburg) | von Rosen, Julia (Hamburg):

Linguistic Landscapes im Französischunterricht: Eine Fallstudie zur Lernendenperspektive

(2)

11:30 - 12:30

Vortrag von Lorenzo Tomasin (Plenum):

Europa romanica

https://uni-augsburg.zoom.us/j/99879780877?pwd=TEVVcUhPZEc5cmRyNXBqYzhqTUxFdz09

13:30 - 15:00

Sorescu-Marinković, Annemarie (Belgrad) | Salamurović, Aleksandra (Jena):

Südosteuropäische Romania: Präsenz des Rumänischen und rumänischer Varietäten in der grenzübergreifenden Kulturregion Banat

Pinter, Caroline (Mainz):

Sprachkonflikt in Luxemburg? Die Linguistic Landscapes und das Erleben von Mehrsprachigkeit im superdiversen Kontext

Harjus, Jannis (Innsbruck):

Sprachideologien und Linguistic Landscapes im urbanen Galicien 15:15

- 16:15

Matticchio, Isabella (Klagenfurt) | Melchior, Luca (Klagenfurt):

Da Oltra ‘l torcio al Limido dele Roje. Sulle varietà romanze nel paesaggio linguistico istriano Meisnitzer, Benjamin (Leipzig):

Grenzen und Chancen der Linguistic Landscape-Forschung: Macao und Osttimor 16:15

- 16:45

Abschlussdiskussion

17:00 - 20:00

Eröffnungsveranstaltung des Kongresses

https://livestream.com/uni-augsburg/37romanistentag

(3)

Linguistic Landscapes im Französischunterricht: Eine Fallstudie zur Lernendenperspektive.

Lisa Marie Brinkmann (lisa.marie.brinkmann@uni-hamburg.de) – Universität Hamburg Sílvia Melo-Pfeifer (silvia.melo-pfeifer @uni-hamburg.de) – Universität Hamburg Julia von Rosen (julia.v.rosen@gmail.com) – Marion Dönhoff Gymnasium Hamburg

Folgt man den bisherigen theoretischen Erkenntnissen in der Literatur zum Einsatz von Linguistic Landscapes (LL) im Fremdsprachenunterricht, so wird die Mehrsprachigkeitsförderung und insbesondere die Förderung der Language Awareness herausgestellt (Badstübener-Kizik & Janiková 2018; Cenoz & Gorter 2008; Clemente et al. 2012; Dagenais et al. 2018; Gorter & Cenoz 2016; Janiková 2018). In diesem Beitrag ist das Ziel, die Integration von LL als Methode zur Mehrsprachigkeitsförderung in den Fremdsprachenunterricht und Wirkungen auf die Lernenden darzustellen. Wir betrachten LL aus einer Mehrsprachigkeitsperspektive und zeigen die bisherige Forschung zum Einsatz von LL im Fremdsprachenunterricht der romanischen Sprachen auf (Eibensteiner 2020 für Französisch; Huțanu &

Radu-Pop 2018 für Rumänisch; Melo-Pfeifer & Silva, im Druck für Portugiesisch; Mitschke 2020 für Italienisch). Im Französischunterricht wird im Rahmen einer empirischen Untersuchung eine Fallstudie durchgeführt, um die folgenden zwei Forschungsfragen zu beantworten: I. Wie können LL in den Französischunterricht integriert werden? II. Welche Perspektiven haben die Lernenden auf die Integration von LL als Methode zur Mehrsprachigkeitsförderung?

Mittels triangulierender Aktionsforschung im multiprofessionellen Team explorieren wir den Unterricht mit LL, den eine der Ko-Autorinnen im Fach Französisch in einer 6. Klasse in Hamburg leitet. Die anderen Ko-Autorinnen beobachten diesen Frühjahr 2021 mithilfe eines Unterrichtsbeobachtungsbogens mit Fokus auf Mehrsprachigkeitsförderung, welcher auf Basis der Theorie entwickelt wurde. Ein weiteres Erhebungsinstrument ist ein Fragebogen zur Evaluation des Unterrichts hinsichtlich Mehrsprachigkeit, den die Schüler_innen (N=19) am Ende des Beobachtungszeitraums ausfüllen. Diese Verflechtung der Ergebnisstränge und die Dichte an Daten für den spezifischen Fall zeigt nicht nur das Potenzial der Integration von LL für das Fach Französisch, sondern auch die Schüler_innenperspektiven gegenüber LL als Ressource im Fremdsprachenunterricht. Mit Rückblick auf die bisherigen Forschungserkenntnisse kann vermutet werden, dass die Mehrsprachigkeit insbesondere im Bereich der Language Awareness gefördert wird.

Bibliographie

Badstübener-Kizik, C. & Janiková, V. (2018): „Linguistic Landscape und Fremdsprachendidaktik. Eine Einleitung“. In "Linguistic Landscape" und Fremdsprachendidaktik: Perspektiven für die Sprach-, Kultur- und Literaturdidaktik, ed. C. Badstübner-Kizik & V. Janiková, 7–20. Berlin: Peter Lang.

Cenoz, J. & Gorter, D. (2008): „The linguistic landscape as an additional source of input in second language acquisition”. IRAL - International Review of Applied Linguistics in Language Teaching 46 (3):

267–287.

Clemente, M., Andrade, A. & Martins, F. (2012). „Learning to read the world, learning to look at the linguistic landscape: a study in the first years of formal education”. In Linguistic Landscapes, Multilingualism and Social Change: Diversité des approches, ed. C. Hélot, M. Barni, R. Janssens & C.

Bagna, 267–285. Bern: Peter Lang.

Dagenais, D., Moore, D., Sabatier, C., Lamarre, P. & Armand, F. (2009). „Linguistic landscape and language awareness”. In Linguistic landscape: expanding the scenery, ed. E. Shohamy & D. Gorter, 253–

269. New York: Routledge.

Eibensteiner (2020): „Linguistic Landscapes und Fremdsprachendidaktik: Über die Integration von Herkunftssprachen in den Französischunterricht“. Vortrag vom 25.09.2020 auf dem 12. Kongress des Frankoromanistenverbands in Wien.

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Gorter, D. & Cenoz, J. (2016): „Linguistic Landscape and Multilingualism”. In Language Awareness and Multilingualism, ed. Cenoz, J., Gorter, D. & May, S. 233–245. Cham: Springer International Publishing.

Huțanu, M. & Radu-Pop, A. (2018). „Peisajul lingvistic urban și dezvoltarea competenței comunicative în limba română ca limba a doua". In Actele Conferinței Internaționale „Discurs polifonic în româna ca limbă străină (RLS)”. Cluj-Napoca, 20-21 octombrie 2017, ed. Elena Platon, Lavinia-Iunia Vasiu and Antonela Arieșan, 112-110. Cluj-Napoca: Casa Cărții de Știință.

Janiková, V. (2018): „Linguistic Landscapes aus fremdsprachendidaktischer Perspektive“. In "Linguistic Landscape" und Fremdsprachendidaktik: Perspektiven für die Sprach-, Kultur- und Literaturdidaktik, ed.

C. Badstübner-Kizik & V. Janiková, 137–172. Berlin: Peter Lang.

Melo-Pfeifer, S., Silva, F. (im Druck): „Potencial didático da paisagem linguística no ensino-

aprendizagem do português: Um estudio da paisagem linguística do Portugiesenviertel de Hamburgo“.

In Microgeopolítica da língua portuguesa: ações, desafios e perspectivas, ed. N. Dominique & M.

Souza Neto. Boavista Press.

Mitschke, A. (2020): „Welche Lerninhalte die Sprachlandschaft(sforschung) dem Sprachenunterricht bietet – veranschaulicht am Beispiel der Place Émile Chanoux in Aosta (Italien)“. Vortrag vom 25.09.2020 auf dem 12. Kongress des Frankoromanistenverbands in Wien.

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Geschichte und Eroberung einer Ästhetik: von den "chicha"-Peripherien zum Label der

"peruanidad"

Yvette Bürki (Universität Bern)

Luis Chávez Lara (Universidad Mayor de San Marcos) Jhon Napán Napán (Universidad Mayor de San Marcos) Estefany Ramos Dolorier (Universidad Federico Villareal)

Dieser Vortrag konzentriert sich auf die Schaffung und Entwicklung des Zugehörigkeitsgefühls von andinen Migranten und Migrantinnen in der semiotischen Landschaft von Lima durch einen graphischen Stil, der mit einer konkreten Praxis verbunden ist, nämlich mit Plakaten, die für Musikkonzerte eines synkretistischen Musikstils werben, der sogenannten Chicha-Musik. Diese Praxis, zusammen mit der Musik, die sie promotet, wurde als marginal angesehen, die das andine Migrantenkollektiv in der peruanischen Hauptstadt indiziert. Tatsächlich beginnen die Plakate in der Nähe der „Carretera Central‟

zu erscheinen, der Autobahn, die die Hauptstadt mit dem zentralen Hochland verbindet. Wie die Fotos in unserem Korpus zeigen, sind diese Plakate in den so genannten "conos" verbreitet, d.h. in den Randgebieten, die wegen der starken Binnenmigrationsströme aus den Provinzen in die Hauptstadt ab den 1950er Jahren besiedelt wurden und sich zu urbanisieren begannen. Wie wir jedoch in diesem Beitrag darstellen werden hat die mit dieser Praxis verbundene Ästhetik in der semiotischen Landschaft der Stadt Lima buchstäblich an Boden gewonnen. Heute wird sie zur Werbung für verschiedene Dienstleistungen und Produkte eingesetzt. Mehr noch: Diese Ästhetik, die die Peripherie hinter sich lässt, wird in den als nicht peripher wahrgenommenen Gegenden Limas zu einem touristischen Produkt stilisiert und indiziert sogar ein Identitätsgefühl, das in verschiedenen Objekten des individuellen Gebrauchs wie T-Shirts, Tassen, Taschen und sogar zu etwas verkörpertem wie Tattoos vermarktet wird.

Durch eine Methodentriangulation, die quantitative und qualitative Analysen von insgesamt 243 Foto- Archiven kombiniert, und aus einer interdisziplinären Perspektive, die theoretisch in das eingebettet ist, was als spatial turn (Cresswell 2009) und als urban turn (Britain 2009) bezeichnet wurde, reiht sich diese Arbeit in die semiotischen Landschaftsstudien (Scollon und Scollon 2003; Thurlow und Jaworski 2010) und jene über place making in einer Wechselbeziehung zwischen Peripherie und Zentrum (Cornips / de Rooij 2018) ein. In einem ersten Teil werden wir die Entstehung dieses Stils historisch dokumentieren, die grundlegend für das Verständnis seiner hybriden Eigenschaften (García Canclini 2006 und 2012) und der neuen Agentivitäten (Sommer 2006) sind, die sich durch ihn manifestieren. Wir werden auch zeigen, warum diese stilistische Praxis heute, von diesem diachronen Standpunkt aus gesehen, eine gut etablierte diskursive Tradition darstellt. In einem zweiten Teil entwickeln wir aus emischer Perspektive (Interviews mit sozialen Akteuren, die mit dieser Praxis in Verbindung stehen) und aus ethischer Sicht, wie soziale Subjekte durch diesen Stil ihre lokale Identität in der Landschaft des Ballungsraums Lima konstruieren, von wo aus der Sprung zu anderen Landschaften des so genannten traditionellen Lima (Arellano und Burgos 2004) mit anderen merkantilen Funktionen (z.B. Tourismus) und zu anderen Produkten für den persönlichen Gebrauch erfolgt, in denen diese Ästhetik ebenfalls einen Identitätswert erlangt (Johnstone et al. 2006).

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Bibliographische Angaben

Arellano, Rolando y Burgos Abugattas, David 2004. Ciudad de los Reyes, de los Chávez, los Quispe. EPENSA.

Britain, David 2009. Big bright lights’ versus ‘green and pleasant land’? The unhelpful dichotomy of ‘urban’

versus ‘rural’ in Dialectology. In Rudolf Jong & Enam Al-Wer (eds.), Arabic dialectology. 223–248. Brill.

Cornips, Leonie / de Rooij, Vincent A. 2018. The Sociolinguistic of Place and Belonging. Perspectives from the Margin. John Benjamins.

Cresswell, Tim 2014. Place an Introduction. John Whiley & Sons.

Espezúa Salmón, Dorian 2018. Perú chicha. Planeta / Universidad Federico Villarreal.

García Canclini, Néstor 2006. Diferentes, desiguales y desconectados: mapas de la interculturalidad. Gedisa.

García Canclini, Néstor 2012. Culturas híbridas. Estrategias para salir y entrar desde la modernidad. De Bolsillo.

Johnstone, Barbara, Andrus, Jennifer, & Danielson, Andrew E. (2006). Mobility, Indexicality, and the Enregisterment of “Pittsburghese”. Journal of English Linguistics, 34(2), 77-104.

Scollon, Ron y Scollon, Suzie Wong 2003. Discourses in place: Language in the material world. Routledge.

Sommer, Doris 2006. Cultural agency in the Americas. Duke University.

Jaworski, Adam y Thurlow, Crispin. 2010. Semiotic Landscapes: Language, Image, Space. Continuum.

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Migrantische und transnationale Frankophonie in Israel anhand von Immobilienwerbung im öffentlichen Raum

Marietta Calderon (marietta.calderon@sbg.ac.at)

Stark mitbedingt durch gewalttätigen Antisemitismus (Attentate) in Frankreich und Belgien und u. a.

politisch, wirtschaftlich und technologisch gestützt, stieg in den 2010er-Jahren die Nachfrage nach Wohnimmobilien (sowohl für den Eigenbedarf als auch als Anlage) besonders in israelischen Städten und Stadtvierteln mit hohem europäischem Frankophonenanteil erheblich und veränderte und verändert weiterhin den bis dahin besonders salient anglophon (und US-amerikanisch) geprägten israelischen Immobilienmarkt und die Interaktionen seiner AkteurInnen bzw. der israelischen Bevölkerung auch darüber hinaus.

Gerade schriftliche Texte im öffentlichen Raum, nämlich

• PR von/für Immobilienbüros,

• Werbungen für konkrete Immobilien bzw. Immobilienprojekte,

• Objektbeschreibungen,

• Privatanzeigen,

• Graffiti

tragen diesen Veränderungen Rechnung und sind der Anker- und Ausgangspunkt dieses Beitrags, bilden sie an sich doch bereits, über ihre Eigenschaft als Repräsentationen hinaus, Interaktionen in verschiedenen öffentlichen Räumen (etwa durch rezipientInnenorientierte Sprachwahl) ab.

Im Zuge einer Daten- und Methodenvielfalt ist Linguistic Landscaping aber auch einbindbar in umfassendere soziolinguistische Forschungen, und so soll in diesem Vortrag weiteren intertextuellen Verstrebungen des frankophonen israelischen Immobilienmarkts, nämlich betreffend

• weitere Sprachwahlmöglichkeiten in nicht-öffentlicher, auch mündlicher Kommunikation bei Beratung, Besichtigung, Kauf/Nichtkauf (jeweils durch die InteressentInnen),

• Internetkommunikation im EU-Vorfeld der Investitionsentscheidung,

• Immobilienanzeigen in frankophonen Publikationen,

• sofern bis dahin möglich: durch vor Ort und selbst mit Textproduktionsverantwortlichen, Kaufinteressierten/KäuferInnen, PassantInnen und vor den 2010er-Jahren nach Israel eingewanderten Frankophonen durchgeführte vertiefende metakommunikative Interviews dazu nachgegangen werden, um die Zusammenhänge zwischen an der Öffentlichkeit einerseits, und davon ausgehend und dazu führend andererseits, stattfindender Kommunikation nachvollziehbar zu machen.

Zudem wird, etwa anhand unterschiedlich ausgeführter Anzeigen, die Heterogenität der Kauf- (und Miet- )Interessen, der unterschiedlichen Marktsegmente und der verschiedenen diskursiven und in diesem Fall architektonisch bzw. bautechnisch gestützten Identitätskonstruktionen der MarktteilnehmerInnen anhand v. a. französischsprachiger Immobilienbeschreibungen veranschaulicht. Dies wird ermöglichen, einen vertiefenden analytischen Blick auf die israelische Frankophonie bzw. den Sprach(en)gebrauch ihrer und anderer diskursiver AkteurInnen im Rahmen einer sich verändernden Migrations- und Globalisierungsgesellschaft zu werfen und Linguistic Landscaping als soziolinguistischen Analysezugang weiter zu etablieren.

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Linguistic Landscape geht digital: „Virtuelle sprachliche Landschaften“ auf Instagram am Beispiel der Weinstraßen in zwei mehrsprachigen Regionen (Elsass, Südtirol)

Prof. Dr. Laurent Gautier – Centre Interlangues Texte Image Langage (EA 4182) Université de Bourgogne – laurent.gautier@u-bourgogne.fr

Kontext Die heutige Digitalisierung der Kommunikation wirft ein neues Licht auf traditionelle LL- Praktiken und -Problemstellungen (Androutsopoulos 2014). In Anschluss an Ivkovic & Lotherington (2009) und auf der Pilotstudie von Hiipala et al. (2019) aufbauend kann ein neuer Strang in der LL-Forschung identifiziert werden, der den gut etablierten LL-Begriff auf digitale und virtuelle Räume auszudehnen versucht, wie an der Prägung des Begriffs „virtuelle sprachliche Landschaft“ abgelesen werden kann.

Parallel dazu werden soziale Netzwerke heutzutage immer mehr in touristischen Kontexten verwendet, an erster Stelle von Touristinnen, die somit – und meistens unmittelbar – von ihren (urlaubsbezogenen) Erlebnissen erzählen (Kellerman 2006, 2014), aber auch von Serviceanbietern, die sich insbesondere mit Bildern profilieren und für bestimmte Reiseziele bzw. -aktivitäten werben.

Problemstellung In diesem Rahmen zielt der Beitrag darauf ab, an einem originalen Korpus von Instagram-Posts die digitale Konstruktion sprachlicher Identitäten in zwei europäischen mehrsprachigen Regionen zu untersuchen, nämlich Elsass in Frankreich und Südtirol in Italien, wobei sich mehrere varietäten- und schriftlinguistische Fragen stellen, etwa auf dem Kontinuum Dialekt/Regionalsprache/Standardsprache.

Daten In Anschluss an Lavric et al. (2020), die schon zu diesen Regionen, aber an „traditionellem“ LL- Material – sprich: Bildern – gearbeitet haben, liegt der Untersuchung ein an der MSH Dijon automatisch erstelltes Korpus von Instagram-Momentaufnahmen zugrunde, dessen Homogenität durch eine manuelle Auswertung von Accounts und Hashtags gewährleistet ist. Um die kulturelle Komponente stärker zu fokussieren, wurde ein für beide Regionen typischer und für die Tourismuswirtschaft wichtiger Gegenstand ausgesucht, und zwar Wein, der nach Gautier/Bach (2017) als „bio-kulturelles Produkt“

betrachtet wird. Weinstraßen fungieren dabei als das Verbindende zwischen diesem Produkt und der räumlichen Komponente der LL-Forschung. Die linguistische Analyse wird dann quantitativ und qualitativ mit TXM (Heiden 2010) geführt.

Bibliographie

Androutsopoulos, Jannis (2014). „Computer-mediated communication and linguistic landscapes”, in: J.

Holmes and K. Hazen (eds). Research Methods in Sociolinguistics: A Practical Guide. Oxford:

Wiley, 74-90.

Barton, David (2018). „The roles of tagging in the online curation of photographs”, in: Discourse, Context

& Media 22, 39-45. DOI: 10.1016/j.dcm.2017.06.0012211-6958/_ 2017.

Gautier, Laurent & Matthieu Bach (2017). „La terminologie dy vin au prisme des corpus oraux de dégustation/présentation (français-allemand) : entre émotions, culture et sensorialité“, in: Etudes de linguistique appliquée 188, 485-509.

Heiden Serge (2010). „The TXM Platform: Building Open-Source Textual Analysis Software Compatible with the TEI Encoding Scheme”, in: 24th Pacific Asia Conference on Language, Information and

Computation, Sendai, Japan. http://halshs.archives-

ouvertes.fr/docs/00/54/97/64/PDF/paclic24_sheiden.pdf.

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Hiipala, Tuomo et al. (2019). „Exploring the linguistic landscape of geotagged social media content in urban environments”, in: Digital Scholarship in the Humanities 34/2, 290-309. DOI:

10.1093/llc/fqy049.

Ivkovic, Dejan & Heather Lotherington (2009). „Multilingualism in cyberspace: conceptualizing the virtual linguistic landscape”, in: International Journal of Multilingualism 6/1, 17-36.

Kellerman, Aharon (Hg.) (2006). Personal mobilities. New York: Routledge.

Kellerman, Aharon (2014). The Internet as Second Action Place. New York: Routledge.

Lavric, Eva et al. (2020). „Le vin, le paysage et la langue : « linguistic landscaping » dans le Tyrol du Sud et en Alsace”, in: A. Voegele et al. (Hgg.). Vin et altérité. Le vin à l'épreuve des sciences humaines. Reims : epure, 133-146.

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Sprachideologien und Linguistic Landscapes im urbanen Galicien

Jannis Harjus (Innsbruck)

Galicisch ist seit 1980er Jahren neben dem Spanischen kooffizielle Sprache in Galicien. Die große Mehrheit der Galicierinnen spricht oder versteht zumindest beide iberoromanischen Sprachen (Monteagudo et al. 2016). Im öffentlichen Raum sind beide Sprachen präsent und werden sowohl auf öffentlichen als auch auf privaten Beschilderungen verwendet. Dieser Beitrag analysiert die spanisch- galicische Mehrsprachigkeit auf Beschilderungen im öffentlichen urbanen Raum Galiciens und folgt damit der soziolinguistischen Ausrichtung der Linguistic Landscape-Forschung (Backhaus 2007; Ben- Rafael et al. 2006; Scollon/Wong Scollon 2003).

Ähnliche Arbeiten sind bereits in zweisprachigen Regionen Spaniens im allgemeinen (Cenoz/Gorter 2006) als auch in Galicien im speziellen (Dunlevy 2012; Regueira et al. 2013) entstanden. Die Linguistic- Landscape-Forschung zum Galicischen geht dabei bislang rein quantitativ vor und zählt Beschilderungen in den jeweiligen Sprachen. Auch dieser Beitrag geht einerseits quantitativ vor und vergleicht jeweils zwei zentrale und zwei periphere Straßenzüge Santiago de Compostelas und A Coruñas, um Konvergenzen und Divergenzen in der Verwendung des Spanischen und Galicischen im öffentlichen Raum aufzuzeigen. Damit liegt ein Gesamtkorpus aus über 1.000 Schildern vor. Andererseits greift dieser Beitrag auf narrative Interviews mit Sprecherinnen an beiden Orten zurück, um anhand dieser qualitativen Daten Bewegründe für Sprachverwendungen, sprachbiographische Aspekte und Sprachideologien analysieren zu können. Folglich wird die methodologisch-methodische Herangehensweise an Linguistic-Landscapes in Galicien in diesem Beitrag durch ein dreistündiges Interviewkorpus um ethnographischsprachideologische

Aspekte ergänzt (Nandi 2018).

Bibliographie

• Backhaus, Peter (2007): Linguistic Landscape: A Comparative Study of Urban Multilingualism in Tokyo. Clevedon: Multilingual Matters.

• Ben-Rafael, Eliezer / Elana Shohamy / Muhammad Hasan Amara / Nira Trumper-Hecht (2006):

Linguistic Landscape as Symbolic Construction of the Public Space: The Case of Israel. In: Durk Gorter (ed) Linguistic Landscape: A New Approach to Multilingualism. Clevedon: Multilingual Matters, 7-30.

• Blommaert, Jan (2013): Ethnography, Superdiversity and Linguistic Landscapes: Chronicles of Complexity. Toronto: Multilingual Matters.

• Cenoz, Jasone / Durk Gorter (2006): Linguistic Landscape and Minority Languages. In: Durk Gorter (ed). Linguistic Landscape: A New Approach to Multilingualism. Clevedon: Multilingual Matters, 67-80.

• Dunlevy, Deirdre A. (2012): Linguistic Policy and Linguistic Choice: A Study of the Galician Linguistic Landscape. In: Christine Hélot / Monica Barni / Rudi Janssens / Carla Bagna (eds) Linguistic Landscape, multilingualism and social change. Frankfurt: Peter Lang, 53-68.

• Monteagudo, Henrique / Xaquín Loredo / Martín Vázquez / Subiela, Xaime (2016): Lingua e sociedade en Galicia. A evolución sociolingüística 1992-2013. A Coruña: Real Academia Galega.

• Nandi, Anik (2018): Parents as stakeholders: Language management in urban Galician homes.

Multilingua 37:2, 201–223.

• Regueira, Xosé L. / Miguel López Docampo / Matthew Wellings (2013): El paisaje lingüístico en Galicia. Revista Internacional de Lingüística Iberorrománica 11:21, 39-62.

• Scollon, Ron / Suzie Wong Scollon (2003): Discourses in Place: Language in the Material World. London: Routledge.

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Nähesprachliches Regionalitalienisch im Ruhrgebiet: Phonetisch-prosodische Analysen und Sprecherwahrnehmung

Kittler, Judith (Bochum)

Das gesprochene Regionalitalienisch der Italiener erster zweiter und dritter Migrationsgeneration im Ruhrgebiet steht im Fokus des geplanten Vortrags. Vor dem Hintergrund der linguistic landscapes in der Romania sollen hier die Ergebnisse phonetisch-prosodischer Analysen eines Ausschnitts der Sprechergruppe aus dem Ruhrgebiet und der Provinz Catania dargestellt und mit der Sprecherwahrnehmung von Italienischsprechern sowohl aus Italien als auch aus dem Ruhrgebiet im Spannungsfeld zwischen Regionalisierung und Globalisierung verglichen und diskutiert werden.

Regionale Varietäten des nähesprachlichen Italienisch der untersuchten Sprechergruppe sind in erster Linie im Bereich der Phonetik und der Prosodie festzustellen und daher auch für Laienlinguisten durchaus wahrnehmbar. Variation in der Nähesprache kann im Untersuchungsausschnitt sowohl auf herkunftssprachliche aus Sizilien als auch auf umgebungssprachliche Faktoren im Ruhrgebiet zurückgeführt werden. Ein Perzeptionsexperiment soll Aufschluss darüber geben, inwiefern regionale Varianten im gesprochenen Italienisch der in Kittler 2015 untersuchten Informanten aus Catania und dem Ruhrgebiet wahrgenommen und wie diese von der Sprechergemeinschaft beschrieben und im Hinblick auf linguistic landscapes der Romania in Situationen der Extraterritorialität bewertet werden.

Bibliographie

Bernhard, Gerald, „Transnationale soziale Räume: Blicke auf die sprachliche Identitätenbildung bei Italienern im Ruhrgebiet“, in: Stehl, Thomas/Schlaak, Claudia/Busse, Lena (eds.): Sprachkontakt, Sprachmotivation, Migration: Methodenfragen und Prozessanalysen, 177-195.

Bernhard, Gerald/Lebsanft, Franz (eds.) (2013): Mehrsprachigkeit im Ruhrgebiet, Tübingen, Narr.

Campanale, Laura (2006): I gelatieri veneti in Germania – Un'indagine sociolinguistica, Frankfurt am Main, Peter Lang.

Gueli Alletti, Marilene (2011): Italesco - Interlinguale Sprachvarianz in vier Generationen italienischer Migranten, Hamburg: Dr. Kovač.

Kittler, Judith (2015): Nähesprachliches Italienisch im Ruhrgebiet und in Catania – Vergleichende phonetisch-prosodische Untersuchungen, BZRP 396, Berlin/Boston, De Gruyter.

Krefeld, Thomas (2003): „Germania italiana – Zur Typisierung transnationaler Netzwerke“, in: Italienisch vol. 50, 84-100.

Matteis, Mario de (2004): „Italiener im Ruhrgebiet: Einst Saison- und Gastarbeiter, heute Ausländische Mitbürger?“, in: Pittner, Karin/Pittner, Robert J./Schütte, Jan C. (eds.): Beiträge zu Sprache &

Sprachen 4, 7–17.

Stehl, Thomas/Schlaak, Claudia/Busse, Lena (eds.) (2013): Sprachkontakt, Sprachmotivation, Migration:

Methodenfragen und Prozessanalysen, Frankfurt am Main, Peter Lang.

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Linguistic Landscaping per pedes und per Google Earth – Explorationen im reellen und im virtuellen Raum. Ein romanistisches Seminar-Projekt

Eva Lavric

Wie kann man in Corona-Zeiten Linguistic Landscaping betreiben? Unter Reisebeschränkungen den öffentlichen Raum in fremden (romanischen) Orten erforschen? Ohne direkten Kontakt trotzdem über Interviews mit AkteurInnen eine vertiefende/erklärende Ebene einbeziehen? Diesen Herausforderungen stellt sich ein Projektseminar am Institut für Romanistik der Universität Innsbruck.

Das Interesse dabei ist ein doppeltes: einerseits die Erforschung des „Linguistic Landscape“ in französisch-, italienisch- und spanischsprachigen Ländern bzw. Regionen (unter Einbeziehung der AkteurInnen), und andererseits die Exploration, Reflexion und womöglich innovative Erweiterung der dabei in Covid-Zeiten anzuwendenden Methoden.

Über die zu erforschenden Orte kann zum jetzigen Zeitpunkt (Ende Januar 2021) noch nicht viel ausgesagt werden, da das Seminar erst Anfang März beginnt und über das ganze Sommersemester, also bis Juni, laufen wird. Von den TeilnehmerInnen wird es abhängen, zu welchen städtischen oder auch ländlichen Regionen in romanischsprachigen Ländern sie einen Bezug haben oder über ihre Forschung herstellen wollen. Das kann von Metropolen wie Paris oder Madrid, bzw. Stadtvierteln davon, bis hin zu ländlich-touristischen Umgebungen wie Weinstraßen (Elsass, Toskana) oder Küsten- und Strandregionen (Alicante, Jesolo) reichen, von Räumen mit einer einzigen dominierenden Sprache bis hin solchen mit Minderheiten- und Migrationssprachen, von Teilfragen wie der nach Restaurantnamen oder Corona-Warn- und Vorschriftsschildern bis hin zu großen Überblickserhebungen. Geplant ist die Konzentration auf graphische und schriftliche Zeichen im tatsächlichen öffentlichen Raum, um die Schwierigkeit der Covid-Beschränkungen nicht durch das Ausweichen auf Webseiten hin zu umgehen.

Methodisch könnte sich ein Vorgehen in fortschreitenden bzw. jeweils vertiefenden Schichten anbieten (die folgende Beschreibung ist nur exemplarisch zu verstehen):

• Begonnen wird mit der Exploration der entsprechenden Region per Google Earth und ähnliche Dienste, die jedenfalls einen ersten Einblick und Überblick geben können und die vor allem auf ihre Tauglichkeit für LL überprüft werden sollen.

• Als Ersatz für persönliche Präsenz am Untersuchungsort könnte zum Beispiel ein „lebendiger Avatar“ zum Einsatz kommen, eine Kontaktperson, die sich vor Ort befindet und die die Exploration mit Kamera und Video übernimmt – die Herausforderung ist in diesem Fall die genaue Instruktion des Avatars und/oder die Interaktion mit ihm/ihr.

• Der Avatar könnte auch helfen, Kontakte zu GeschäftsinhaberInnen, MuseumskuratorInnen, RestaurantbesitzerInnen etc. herzustellen, während die LL-ForscherInnen selbst im Anschluss die AkteurInnen über Hintergründe und Motivationen der Sprach- und Zeichenverwendung im öffentlichen Raum befragen können. (Vielleicht ist dies ja sogar ohne Mittelsmann direkt über Internet-Kontakt möglich.)

Als Ergebnisse erwarten wir uns einerseits Einblicke in das „Linguistic Landscape“

romanischsprachiger Regionen (in Form von Fotos und/oder Videos, aber eben auch Hintergrund- Befragungen), und andererseits Erfahrungen und begründete Einschätzungen der für das Vorhaben verwendeten, ja vielleicht auch noch neu zu erfindenden, Methoden.

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Da Oltra ‘l torcio al Limido dele Roje. Sulle varietà romanze nel paesaggio linguistico istriano

Isabella Matticchio, Luca Melchior (AAU Klagenfurt/Celovec)

La Regione Istriana in Croazia è caratterizzata da uno spiccato plurilinguismo, affiancandosi al croato quale lingua nazionale, l’italiano come lingua coufficiale, l’istroveneto quale varietà della comunicazione quotidiana, l’istrioto, soggetto da secoli alla pressione dell’istroveneto, più recentemente anche a quella dell’italiano, e fortemente in pericolo, e l’istroromeno, altra varietà romanza in pericolo che conta poche decine di parlanti nei pressi del Monte Maggiore. Alle varietà romanze elencate si aggiungono poi quelle slave, il croato e le parlate ciacave e le lingue di migrazione. Tra le lingue romanze, solo l’italiano gode di uno status giuridico garantito, che si manifesta, tra le altre, nella presenza obbligatoria di tale lingua nella cartellonistica e nelle indicazioni topografiche ufficiali nelle città e nei comuni della Regione Istriana in cui viene attuato il bilinguismo, su parte o tutto il territorio. Tuttavia, nel paesaggio trovano spazio anche l’istroveneto e l’istrioto, quest’ultimo principalmente nella toponomastica di alcune delle cinque località in cui ad oggi è parlato, oltre ovviamente all’inglese, usato prevalentemente per fini turistici.

A fronte della complessità della situazione linguistica istriana stupisce lo scarso numero di studi ad oggi dedicati alla gestione linguistica dello spazio pubblico e quindi del linguistic landscape della regione (Sloboda et al. 2012, Szabó-Gilinger et al. 2012, Scotti Jurić/Poropat Jeletić 2016, Stolac 2018). Nel nostro intervento analizzeremo le varietà romanze italiano, istroveneto e istrioto presenti sul territorio della costa occidentale della penisola istriana in cui vige il bilinguismo. Da una parte analizzeremo in quale misura le norme sul bilinguismo vengono attuate, dall’altra indagheremo la funzione che le diverse lingue e varietà vanno ad assumere nel paesaggio linguistico istriano, da segnale di appartenenza comunitaria a testimonianza storico-etnografica fino alla commodificazione della lingua per fini turistici.

Bibliografia

Stolac, Diana (2018). Reklame i jezični krajolik. In D. Stolac & A. Vlastelić (a cura di), Jezik i njegovi učinci. Zbornik radova s međunarodnoga znanstvenog skupa Hrvatskoga društva za primijenjenu lingvistiku održanoga od 4. do 6. svibnja 2017. godine Rijeci, 301-316. Zagreb: Srednja Europa - HDPL.

Scotti Jurić, Rita e Poropat Jeletić, Nada (2016). Paesaggio linguistico plurilingue urbano: il caso della città di Pola. In R. Scotti Jurić, N. Poropat Jeletić e I. Matticchio (a cura di), Studi filologici e interculturali tra traduzione e plurilinguismo, 319-338. Roma: Aracne editrice.

Sloboda, Marián, Šimičić, Lucija, Szabó Gilinger Eszter e Vigers, Dick (2012). The policies on public signage in minority languages and their reception in four traditionally bilingual European locations. Media and Communication Studies, 63, 51-88.

Szabó Gilinger Eszter, Sloboda, Marián, Šimičić, Lucija e Vigers, Dick (2012). Discourse coalitions for and against minority languages on signs: linguistic landscape as a social issue. In D. Gorter e L. van Mansel (a cura di), Minority languages in the linguistic landscape, 263-280. Basingstoke:

Palgrave Macmillan.

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Grenzen und Chancen der Linguistic-Landscape-Forschung: Macao und Osttimor

Benjamin Meisnitzer (Leipzig)

Macao und Osttimor weisen beide konträre Tendenzen im Hinblick auf das Portugiesische auf

und haben beide die Besonderheit, dass es sich um mehrsprachige Gesellschaften mit ethischer und kultureller Vielfalt handelt. Die Linguistic-Landscape-Studies (LL-Studies) befassen sich mit der Funktion der Sprache(n) im öffentlichen Raum und dem Verhältnis von Sprachverwendung und Macht. Unter diesen Gesichtspunkten ist ein Vergleich zwischen Macao und Osttimor interessant, denn während in Osttimor das Portugiesische gepusht wird, als Sprache der Unabhängigkeit, wird es in Macao sukzessive von zentraler Seite des Staates unterdrückt. Doch wie spiegelt sich das im öffentlichen Raum?

Macao als einstige portugiesische Kolonie, deren administrative Rückgabe an die Volksrepublik China 1999 erfolgte, erweist sich aus Sicht der Linguistic-Landscape-Studies als besonders interessant, da einerseits das Kantonesische und das Portugiesische offizielle Amtsprachen sind, aber nur 0,7 Prozent der Bevölkerung das Portugiesische als Alltagssprache gebrauchen und die Mehrheit der Bevölkerung Festlandchinesen (ca. 46,9 Prozent) sind. Aus Sicht der Sprachlandschaft sind auch der Einfluss der hohen Zahl an Migrantinnen und Migranten von den Philippinen und die in den letzten Jahren wachsende Etablierung des Englischen und des Mandarin-Chinesischen relevante Phänomene. Für die LL-Forschung ist vor allem von Interesse, dass das Portugiesische durchaus eine etablierte Präsenz im öffentlichen Raum hat, aber lediglich in der geschriebenen Sprache. Als gesprochene Sprache des Alltags spielt es fast keine Rolle mehr.

In Osttimor sind Tetum und Portugiesisch die offiziellen Amtssprachen, neben 15 Nationalsprachen.

Angesichts des Plurilinguismus der Gesellschaft stellt sich die Frage, welchen Niederschlag welche Sprache wo im öffentlichen Raum findet. Dies ist besonders aus lusitanistischer Sicht von Bedeutung, da ähnlich wie in Macao die Zahl der L1- Sprecherinnen und -Sprecher des Portugiesischen vernachlässigbar gering ist. So gaben bei der Volkszählung 2015 nur 2,4 Prozent der Bevölkerung an, dass sie überhaupt Portugiesisch sprechen und lesen können, und selbst die Lehrkräfte verfügen nur über sehr geringe Portugiesischkenntnisse. Ähnlich wie in Macao gewinnt auch in Osttimor das Englische vor allem durch die geografische Nähe zu Australien und Neuseeland an Bedeutung. Nun wäre zu erwarten, dass das Portugiesische die Sprachlandschaft in Macao gar nicht mehr und dafür umso stärker jene in Osttimor prägt, da man das Portugiesische im ersten Fall zurückdrängen und im zweiten stärken möchte, doch gerade diese Rechnung geht nicht auf. Gleichzeitig zeigt die im Vergleich zur Sprachkompetenz der Sprecherinnen und Sprecher überproportionale Präsenz des Portugiesischen im öffentlichen Raum durchaus den stillen Machtdisput um Macao zwischen Portugal und China.

Für die LL-Studies ergibt sich dadurch einerseits die Chance, die Machtverhältnisse zu erfassen, gleichzeitig aber auch die Problematik, dass die LL nur mit einem multimodalen Ansatz etwas über Sprecherkompetenz und die gesellschaftliche Rolle der einzelnen Sprachen aussagen. Durch die Diskussion der aufgezeigten Probleme, aber auch Chancen sollen Impulse für die theoretisch- methodische Weiterentwicklung der LL-Forschung unter Anwendung von Methoden- und Datenkombinationen entstehen, die es ermöglichen, die Akteure, aber auch perzeptive Analysen einzubeziehen.

Bibliopraphie (Auswahl)

Landry, Rodrigue/ Richard Y. Bourhis (1997): „Linguistic landscape and ethnolinguistic vitality: An empirical study“, in: Journal of Language and Social Psychology, 16/1, 23–49.

Leschzyk, Dinah (2016): „Portugiesische Namen im Straßenbild Macaus – Eine

mikrotoponomastische Analyse“, in: Born, Joachim/ Ladilova, Anna (Hrsg.): Sprachkontakte des Portugiesischen. Frankfurt am Main: Lang (Iberolinguistica. Studien zur Sprach- und Kulturwissenschaft; 2). 125-146.

Meisnitzer, Benjamin (2016): „Das Portugiesische in Asien als ‚untergehende’ Minderheitensprache des Nähebereichs“, in: Born, Joachim/ Ladilova, Anna (Hrsg.): Sprachkontakte des

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Portugiesischen. Frankfurt am Main: Lang (Iberolinguistica. Studien zur Sprach- und Kulturwissenschaft; 2). 147-169.

Peter, Benjamin (2020): L'andalú - Sprache, Dialekt oder lokale Mundart? Zur diskursiven Konstruktion des Andalusischen. Berlin: De Gruyter.

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Der Nutzen der Wahrnehmungspsychologie für die Sprachlandschaftsforschung:

Überlegungen zu Terminologie, Methoden und deren Anwendung

Anja Mitschke (HU-Berlin)

Im ersten Jahrzehnt nach ihrer Entstehung widmeten sich Sprachlandschaftsstudien insbesondere der quantitativen Erforschung graphischer Spracherscheinungen in der Öffentlichkeit, um die Ergebnisse mit dem Zustand der gesellschaftlichen Mehrsprachigkeit in Beziehung zu setzen. Im Laufe des zweiten Jahrzehnts der jungen Disziplin wurden Stimmen laut (z.B. Malinowski 2009 und Bulot 2011), das Erleben der Sprachlandschaft durch die Passanten und die Motive der Autoren und Urheber der einzelnen Schilder näher zu untersuchen. Stünden die wissenschaftlichen Erkenntnisse nämlich in keinerlei Zusammenhang mit den Erfahrungen der aktiven und passiven Akteure in der Sprachlandschaft, wären sie ohne praktische Relevanz. Es entstanden die ersten Herangehensweisen unter Einbezug der Leserschaft der Schilder, etwa die Spaziergangmethode (Trumper-Hecht 2010) oder die Analyse von Diskussionen über die Sprachlandschaft in Onlineportalen und Presseerzeugnissen (Szabó-Gilinger et al. 2012).

Oft werden in solchen Studien Aussagen über die Wahrnehmung (fr., en. perception) der Passanten getroffen, ohne jedoch näher zu bestimmen, was unter Wahrnehmung zu verstehen ist. Daher liegt es nahe, wahrnehmungspsychologische Ansätze in die Sprachlandschaftsforschung miteinzubeziehen und von deren Errungenschaften zu profitieren. Die ausgefeilte Terminologie und Methodologie dieser psychologischen Fachrichtung hilft, den Blickwinkel auf den linguistischen Sachverhalt zu erweitern und konkrete Fragestellungen zu formulieren, wenn passive Akteure im Zentrum des Interesses stehen, z.B.:

Welche Inhalte der Sprachlandschaft passieren die Bewusstseinsschwelle und können im Nachhinein verbalisiert werden? Welche Eigenschaften haben Elemente, an die sich die Passanten erinnern? Wie lenken Erwartungen und individuelle Hintergründe die Aufmerksamkeit? Dieser Beitrag plädiert dafür, die Fachtermini der Wahrnehmungspsychologie für Hypothesen und Analysen in der Sprachlandschaftsforschung konsequent anzuwenden und demonstriert den daraus entstehenden Erkenntnisgewinn anhand einer Pilotstudie mit Passantenbefragung in Aosta, der Hauptstadt der nordwestlichsten Region Italiens (Daten vgl. Mitschke 2019). Aus diesen Ergebnissen kann darüber hinaus geschlussfolgert werden, wie die Sprachlandschaft unter didaktischer Anleitung zur Kompetenzsteigerung im Sprachenerwerb sinnvoll Einsatz finden kann.

Bibliographie

Bulot, T. (2011): «Sociolinguistique urbaine, Linguistic Landscape Studies et scripturalité: entre convergence(s) et divergence(s)», in: Bulot, T./Messaoudi, L. (Hg.): Sociolinguistique urbaine et Linguistic Landscape Studies [= Cahiers de Linguistique 37:1], 5–15.

Hagendorf, H. et al. (2011): Wahrnehmung und Aufmerksamkeit. Allgemeine Psychologie für Bachelor. Berlin/Heidelberg: Springer.

Malinowski, D. (2009): «Authorship in the Linguistic Landscape: A multimodal-performative view», in:

Shohamy, E./Gorter, D. (Hg.): Linguistic landscape. Expanding the Scenery. New York/London:

Routledge, 107-125.

Mitschke, A. (2019): «A Psychological Approach to the Perception of the Linguistic Landscape. A Study in the City of Aosta», in: Castillo Lluch, M./Kailuweit, R./Pusch, Claus D. (Hg.): Linguistic Landscape Studies. The French Connection. Freiburg im Breisgau: Rombach, 175-203.

Szabó-Gilinger, E. et al. (2012): «Discourse coalitions for and against minority languages on signs:

linguistic landscape as a social issue» in: D. Gorter, H. F. Marten/van Mensel, L. (Hg.): Minority Languages in the Linguistic Landscape. Basingstoke: Palgrave Macmillan, 263–280.

Trumper-Hecht, N. (2010): «Linguistic landscape in mixed cities in Israel from the perspective of

‹walkers›: The case of Arabic», in: Shohamy, E./Ben-Rafael, E./Barni, M. (Hg.): Linguistic landscape in the city. Bristol/Buffalo/Toronto: Multilingual Matters 235–251.

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Sprachkonflikt in Luxemburg? – Die Linguistic Landscape und das Erleben von Mehrsprachigkeit im superdiversen Kontext

Caroline Pinter

Auf Grundlage sprachbiographischer Interviews sowie fotographischer Einheiten von Sprache im öffentlichen Raum – der Linguistic Landscape Luxemburgs – beschäftigt sich der vorliegende Beitrag, mit dem Sprachgebrauch in der Öffentlichkeit Luxemburgs sowie der Spracheinstellung luxemburgischer SprecherInnen und deren subjektiven Sichtweisen zur Mehrsprachigkeitssituation im eigenen Land.

,,Klar ist es mir wichtig, dass Luxemburgisch erhalten bleibt […]. Aber ich werde jetzt mich da nicht irgendwie krampfhaft drauf versteifen.“

Im Jahr 2009 wurde Luxemburgisch von der UNESCO als unsichere Sprache im Atlas der gefährdeten Sprachen aufgenommen (Fehlen/Heinz 2016: 9). Viele LuxemburgerInnen geben an, dass ihre Nationalsprache bis heute eine wichtige Rolle spielt, besonders dann, wenn es um die Sprachweitergabe innerhalb der Familie, vor allem an die eigenen Kinder, geht.

Doch scheint die National- und Amtssprache des zweitkleinsten Landes der EU, abgesehen vom Gebrauch im privaten und familiären Rahmen, keinen außergewöhnlichen Stand zu haben. Für die älteren Generationen der LuxemburgerInnen fußt die Sprache auf einem instabilen Fundament: Sie haben die Orthografie der luxemburgischen Sprache nie gelernt. Der späteren Einführung der Orthografie im Grundschulunterricht steht eine Sprachpolitik seit 1984 gegenüber, die zwar Luxemburgisch als National- und Amtssprache festlegt, den beiden anderen Amtssprachen – Deutsch sowie Französisch als die Sprache der Gesetzgebung – eine im öffentlichen Leben relevantere und vor allem präsentere Rolle zukommen lässt (vgl. die Loi du 24 février 1984 sur le régime des langues).

Anders als im Forschungsgebiet der Linguistic Landscape normalerweise üblich, fand die Recherche dieser Untersuchung nicht nur im urbanen Raum, sondern im ganzen Land Luxemburg statt. Dies war sowohl aufgrund der Größe des Landes durchführbar als auch aus dem Grund nachvollziehbar, da eine alleinige Betrachtung der Hauptstadt Luxemburgs nicht die Sprachlandschaft des kompletten Landes repräsentiert.

In der Linguistic Landscape von Luxemburg wird deutlich, was von Seiten der SprecherInnen im Rahmen der sprachbiographischen Interviews bestätigt wird: Der mündliche Sprachgebrauch der LuxemburgerInnen unterscheidet sich extrem vom Sprachgebrauch in der Öffentlichkeit, beispielsweise auf Werbe- und Straßenschildern, privater oder öffentlicher Beschilderung. Zudem scheinen die Vorteile der Mehrsprachigkeit (das Studium im Ausland, sprachliche Unabhängigkeit oder das Verstehen fremdsprachiger Literatur) zu überwiegen, womit Regionalisierungstendenzen der Offenheit anderer Länder und deren Sprachen gegenüberstehen.

Im Rahmen dieses Beitrags wird der Frage eines Sprachkonflikts innerhalb Luxemburgs sowie der Hypothese, dass auch neuere Entwicklungen, wie die Asylzuwanderung seit 2015 oder der Brexit, einen superdiversen Kontext und damit eine einhergehende sprachliche Veränderung begünstigen, nachgegangen.

Bibliographie (Auswahl)

Backhaus, Peter (2007): Linguistic Landscapes: A Comparative Study of Urban Multilingualism in Tokyo. Clevedon: Multilingual Matters.

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Baur, Rupprecht S. / Hufeisen, Britta (2016): „Vieles ist sehr ähnlich. Individuelle und gesellschaftliche Mehrsprachigkeit als bildungspolitische Aufgabe“, in: Mehrsprachigkeit und multiples Sprachenlernen, Band 6. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren.

Ben-Rafael, Elizier et al. (2004): Linguistic Landscape and Multiculturalism. A Jewish-Arab Comparative Study. Tel Aviv: The Tami Steinmetz Center for Peace Research.

Berg, Guy (1993): Mir wëlle bleiwe, wat mir sin. Soziolinguistische und sprachtypologische Betrachtungen zur luxemburgischen Mehrsprachigkeit. Tübingen: Max Niemeyer Verlag.

De Florio-Hansen, Inez / Hu, Adelheid (2003): Plurilingualität und Identität. Zur Selbst- und Fremdwahrnehmung mehrsprachiger Menschen. Tübingen: Stauffenburg.

Ehrhart, Sabine (2014): Europäische Mehrsprachigkeit in Bewegung. Treffpunkt Luxemburg.

Bern/Berlin/Frankfurt am Main/Wien: Lang.

Fehlen, Fernand / Heinz, Andreas (2016): Die Luxemburger Mehrsprachigkeit. Ergebnisse einer Volkszählung. Bielefeld: Transcript.

Geiger-Jaillet, Anemone (2001): Nationale, regionale und sprachliche Grenzen. Das Saar-Lor-Lux- Modell. Asgard: St. Augustin.

Gerstenberg, Annette (2012): Sprache und Öffentlichkeit in realen und virtuellen Räumen. Bonn:

Romanistischer Verlag.

Gorter, Durk / Marten, Heiko F. / van Mensel Luk (2012): Minority Languages in the Linguistic Landscape. New York: Palgrave Macmillan.

Hauschild, Gert (2015): Luxemburger und Deutsche: Eine Beziehungsanalyse der Nachbarschaft im Europa des 21. Jahrhunderts; ein Land kulturell und politisch zwischen Deutschland und Frankreich gelegen. Münster: Monsenstein und Vannerdat.

Hoffmann, Fernand (1979): Sprachen in Luxemburg: Sprachwissenschaftliche und literarhistorische Beschreibung einer Triglossie-Situaion. Wiesbaden: Franz Steiner Verlag.

Janich, Nina / Greule, Albrecht (2002): Sprachkulturen in Europa: Ein internationals Handbuch. Tübingen: Narr.

König, Katharina (2014): Spracheinstellungen und Identitätskonstruktion. Eine Gesprächsanalytische Untersuchung Sprachbiographischer Interview mit Deutsch-Vietnamesen. Berlin: Akademie Verlag GmbH.

Kramer, Johannes (2016): Romanisch und Germanisch in Belgien und Luxemburg. Hamburg: Buske.

Landry, Rodrigue / Bourhis, Richard Y . (1997): „Linguistic Landscape and ethnolinguistic vitality: An empirical study“, in: Journal of Language and Social Psychology, vol. 16, 23-49.

Lorig, Wolfgang H. (2008): Das politische System Luxemburgs: Eine Einführung. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Moser, Philippe (2020): "Linguistic Landscape" als Spiegelbild von Sprachpolitik und

Sprachdemografie? Untersuchungen zu Freiburg, Murten, Biel, Aosta, Luxemburg und Aarau.

Tübingen: Narr Francke Attempto.

Sieburg, Heinz (2013): Vielfalt der Sprachen - Varianz der Perspektiven. Zur Geschichte und Gegenwart der Luxemburger Mehrsprachigkeit. Bielefeld: Transcript.

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Südosteuropäische Romania: Präsenz des Rumänischen und rumänischer Varietäten in der grenzübergreifenden Kulturregion Banat

Annemarie Sorescu-Marinković (Belgrade) & Aleksandra Salamurović (Jena)

Die mehrsprachige, multiethnische und multireligiöse historische Kulturregion Banat ist heutzutage ein grenzüberschreitender, aus einem Teil Südungarns, Westrumäniens und dem nördlichen Serbien bestehender „Übergangsraum“ (Wolf 2008: 903; vgl. auch Tomić 2016). Im vorliegenden Beitrag interessieren wir uns für die Präsenz, den Status und die Merkmale der rumänischen Sprache im öffentlichen Raum im serbischen Banat. Dieses gehört geographisch und administrativ zur Autonomen Provinz Vojvodina. Dort ist Rumänisch eine der sechs offiziellen Sprachen. Dank seinem Status als offizielle Sprache wird das Standardrumänische in den Schulen gelehrt und auch in den Medien und staatlichen Institutionen benutzt, ist daher auch sichtbar in der Linguistic Landscape (top-down-Modell nach Gorter 2006:2). Neben der Standardsprache wird in diesem Teil des Banats aber auch eine lokale Varietät, hauptsächlich in nicht-offiziellen Kontexten (Familie, private Kommunikation), benutzt. Diese Varietät unterscheidet sich durch lexikalische, phonetische, orthographische, morphologische und pragmatische Merkmale vom Standardrumänischen und wird punktuell auch in die LL der Region inkorporiert.

Das Ziel unseres Beitrags ist es, das Zusammenspiel von Standardsprache und Sprachvarietät aufzuzeigen, und zwar einerseits in Dorfzentren anhand von Straßennamen, kommerziellen Schildern, öffentliche Anzeigen, Namen von Gebäuden, Institutionen usw. und andererseits auf den (jeweiligen) orthodoxen Friedhöfen, die wichtige Satelliten der Dörfer sind und textreiche Inschriften auf den Grabsteinen bereithalten (Sikimić & Nomachi 2006, Čolović 1983, Sorescu-Marinković & Huțanu 2017).

Während die Sprache der öffentlichen Räume innerhalb der Dörfer teils das Ergebnis der aktuellen Sprachpolitik des Landes, teils der ethnischen Struktur des Ortes ist, werden die Friedhöfe als Palimpsest gelesen, das die Sprachen und Schriften aller Menschen bewahrt, die das Dorf in den letzten 250 Jahren bewohnt haben – und erlauben somit eine diachrone Perspektive.

Unsere Studie basiert auf Feldforschungsaufenthalten, die im Rahmen des bilateralen Projekts

„Sprachlandschaft der Kulturregion Banat (2020-2021, Institut für Balkanstudien in Belgrad, Universität Friedrich Schiller in Jena)“ durchgeführt wurden.

Bibliographie

Čolović, Ivan (1983). Književnost na groblju. Zbirka novih epitafa. Narodna knjiga, Beograd.

Gorter, Durk (2006): Introduction: The Study of the Linguistic Landscape as a New Approach to Multilingualism, International Journal of Multilingualism 3 (1): 1-6.

Reershemius, Gertrud (2020): Semiotic Rural Landscapes and the Performance of Community in Villages: A Case Study from Low German-Speaking Northern Germany. Linguistic Landscape 6 (2): 128–154.

Sikimić, Biljana & Nomachi, Motoki (2016): Jezički pejzaž memorijalnog prostora višejezičkih zajednica: banatski Bugari/Palćani u Srbiji. Južnoslovenski filolog 72: 7–31.

Sorescu-Marinković, Annemarie & Huțanu, Monica (2017): „Cimitirele din localităţile românofone ale Serbiei răsăritene. Lecturi posibile”. In: Oarcea, Felicia Aneta: Studii şi comunicări. In Honorem Elena Rodica Colta la 65 de ani. Editura Gutenberg Univers, Arad, 131-144.

Tomić, Djordje (2013): Phantomgrenzen und regionale Autonomie im postsozialistischen Südosteuropa. Die Vojvodina und das Banat im Vergleich. Wallstein Verlag, Göttingen.

Wolf, Josef (2008): „Das Banat als historische Region“. In: Kahl, Thede/Metzeltin, Michael/Ungureanu, Mihai- Răzvan: Rumänien. Raum und Bevölkerung. Geschichte und Geschichtsbilder. Kultur. Gesellschaft und Politik heute. Wirtschaft. Recht und Verfassung. Historische Regionen. Bd. 2. Berlin, 903-932.

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Sprachkontakt und Mehrsprachigkeit im öffentlichen Raum – Perspektiven und Herausforderungen in der Dolomitanladinia

Sylvia Thiele (Mainz)

Im Gadertal, einem Tal der Provinz Bozen nördlich des Sella-Gebirgsstocks, wird eine dolomitenladinische Varietät, das Gadertalische, gesprochen: Die folgenden mehrsprachigen Verkehrsschilder unterstreichen beispielhaft ein Bewusstsein der Mehrsprachigkeit der Ladiner*innen sowie den sprachpolitischen Willen, diese auch kundzutun, bedenkt man, dass sich die folgenden Schilder an Tourist*innen wenden, die das Gadertalische, das an erster Stelle zu lesen ist, in der Regel nicht beherrschen. Gadertaler*innen folgen keiner Hotelroute, sie entscheiden vor Aufbruch mit dem Auto, ob sie daheim Schneeketten anlegen:

(Quelle der Fotos: privat)

Das Gedicht Cultura ladina von Roland Verra (vgl. Verra 1990, 15) spielt auf den Umgang mit der Muttersprache im benachbarten Gröden an, das mit Blick auf die letzten Verse eine andere Haltung der Grödner*innen offenbart:

Ai jëuni ti plej śën l Heliskiing mo l’ann passà

fovi tifosi d’Parapende, si pere desperà ti cunediva:

“Das nimmt bestimmt amol ein schlimmes Ende…”

Die Bewohner*innen der Dolomitentäler leben mit den Einflüssen der sie umgebenden Sprachen und Kulturen, darüber hinaus mit denen der globalisierten Welt. Sprachliche Elemente, durch aktuelle digitale Medien verbreitete Informationen, internationaler Massentourismus und Freizeitbeschäft- igungen bestimmen unter anderem ihren Alltag. Dies spiegelt die aktuelle Sprache, z.B. auf zahlreichen Schildern und Plakaten bis hin zu Tetra Paks, wider.

Die Sellatäler befinden sich in zwei italienischen Regionen (Trentino - Alto Adige und Veneto) und drei Provinzen (Bolzano & Trento bzw. Belluno) – der politische Status dieser Provinzen ist mitentscheidend für die Unterstützung der lokalen Mehrsprachigkeit und Mehrkulturalität (vgl. z.B. Craffonara 1989).

Sprachpolitik ist allerdings per se keine Garantie für den Erhalt einzelner Idiome in einem Gebiet, solange die Sprecher*innen nicht über Sprachbewusstheit verfügen. Der private und öffentliche, bewusste Sprechgebrauch schützt neben einem mehrsprachiges Schul- und Ausbildungssystem (vgl. z.B. Verra 2008) oder auch neben Lehrwerken des Typs ‚Ladinisch als Fremdsprache‘ (vgl. z.B. Lorenzi et al. 2008 oder Valentin 2004/2008) und vitalen Kulturinstituten diese Minderheitensprache, die der Vortrag unter dem Blickwinkel der contrada linguistica (LL) beleuchten soll.

Bibliographie:

Alton, Giambattista (1968), L ladin dla Val Badia. Beitrag zu einer Grammatik des Dolomitenladinischen. Neu bearbeitet und ergänzt von Franz Vittur, Guntram Plangg und Alex Baldissera, Bressanone, Wegner.

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Ascoli, Graziadio Isaia (1873), Saggi ladini, in: Archivio Glottologico Italiano 1, 1-556.

Bacher, Nikolaus (Micurà de Rü) (1995), Versuch einer Deütsch-Ladinischen Sprachlehre [1833], in: Ladinia XIX, 1-304, (édition critique de Lois Craffonara).

Bernardi, Rut/Videsott, Paul (2013), Geschichte der ladinischen Literatur. Ein bio-bibliographisches Autorenkompendium von den Anfängen des ladinischen Schrifttums bis zum Literaturschaffen des frühen 21. Jahrhunderts (2012), Bolzano, Bolzano/Bozen University Press.

Craffonara, Lois (1977), Zur Stellung der Sellamundarten im romanischen Sprachraum, in: Ladinia I, 73-121.

Craffonara, Lois (1989), I ladins dles Dolomites, San Martin de Tor, Istitut Ladin «Micurà de Rü».

Craffonara, Lois (1995), Sellaladinische Sprachkontakte. In: Kattenbusch, Dieter (ed.), Minderheiten in der Romania, Wilhelmsfeld, Egert, 285-329.

Craffonara, Lois (2011). L Ladin / Das ladinische / Il ladino, in: Meighörner, Wolfgang (ed.) Ladinia. Ausstellung, Tiroler Volkskunstmuseum Innsbruck, 10. Juni bis 6. November 2011, Innsbruck: Tiroler Landesmuseen, 44-62

Goebl, Hans/Bauer, Roland/Haimerl, Edgar (1998), -I: Atlant linguistich dl ladin dolomitich y di dialec vejins, 1apert/Atlante linguistico del ladino dolomitico e dei dialetti limitrofi, 1a parte/Sprachatlas des Dolomitenladinischen und angrenzender Dialekte, 1. Teil, Wiesbaden, Reichert.

Goebl, Hans (2013), -II: Atlant linguistich dl ladin dolomitich y di dialec vejins, 2apert/Atlante linguistico del ladino dolomitico e dei dialetti limitrofi, 2a parte/Sprachatlas des Dolomitenladinischen und angrenzender Dialekte, 2. Teil, Strasbourg, Editions de Linguistique et de Philologie

Kramer, Johannes (1988-1998), EWD. Etymologisches Wörterbuch des Dolomitenladinischen. Hamburg, Buske.

Lorenzi, Stefano (et alii) (2008), Sciatul de anpezan. Corso di lingua ladina ampezzana in 10 lezioni. Colle Santa Lucia, Istitut Cultural Ladin «Cesa de Jan»

Mischì, Giovanni (2000), Wörterbuch Deutsch – Gadertalisch/Vocabolar Todësch – Ladin (Val Badia), San Martin de Tor, Istitut Ladin «Micurà de Rü».

Schmid, Heinrich. (21998), Wegleitung für den Aufbau einer gemeinsamen Schriftsprache der Dolomitenladiner, San Martin de Tor, Istitut Ladin «Micurà de Rü».

Suani, Carlo (2006), Dimensione linguistica, in: Marcantoni, Mauro (ed.), Piccolo atlante ladino. Geografia, lingua, storia, cultura, arte, sociale, economia dei ladini dolomitici, Trento: IASA.

Valentin, Daria (2004/2008). Cufer de ladin. Curs de ladin (Val Badia)/Corso di ladino (Val Badia) Ladinischkurs (Gadertalisch), San Martin de Tor, Istitut Ladin «Micurà de Rü».

Verra, Roland (1990), Dërc y storc, Union de Ladins de Gherdëina, Bolzano, Presel.

Verra, Roland (2008), Die Entwicklung der drei Schulmodelle in Südtirol seit 1945, in: Ladinia XXXII, 223-260.

Videsott, Paul (2011), Rätoromanische Bibliographie – Bibliografia retoromanza 1729-2010, Bolzano: Bolzano University Press.

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Effekte globaler Mobilität in der Linguistic Landscape Norditaliens.

Die (sozio-)linguistischen Folgen von Migration und Tourismus im Stadtbild von Venedig und Turin.

Matthias Wolny (Heidelberg)

Verschiedene Aspekte globaler Mobilität spiegeln sich in der Linguistic Landscape (LL) vieler italienischer Städte. Den direktesten Einfluss auf die städtische Landschaft üben sicherlich einerseits die Migrationsbewegungen, im Rahmen derer Italien sowohl Ankunftspunkt als auch Durchgangsstation ist, andererseits der globale Massentourismus, der in Italien über eine deutlich längere Tradition verfügt, aus. Beide hier untersuchten Städte werden sowohl von Arbeitsmigranten als auch von internationalen Touristen angesteuert. Während Venedig schon seit Jahrhunderten beliebtes Ziel für (Geschäfts- )Reisende aus verschiedenen Teilen der Welt ist, versucht Turin sich seit der Ausrichtung der olympischen Winterspiele im Jahre 2006 und der damit einhergehenden Modernisierung und Kommodifizierung des städtischen Raums verstärkt als internationales Reiseziel zu positionieren.

Die Entstehung migrantischer Gemeinschaften im urbanen Italien hat die LL in vielerlei Hinsicht verändert und zu ihrer Diversifizierung beigetragen. Vor allem in Mittel- und Norditalien, wo selbst Kleinstädte beträchtliche migrantische Bevölkerungsteile aufweisen, sind allochthone Varietäten durch migrantische Restaurants und Geschäfte samt ihrer Schilder, Werbung und Speisekarten, aber auch durch Kleinanzeigen und Poster an den Pinnwänden von Supermärkten, an schwarzen Brettern oder einfach an Straßenlaternen und Bushaltestellen weit verbreitet.

Die Bandbreite touristisch motivierter sprachlicher Zeichen in der LL ist ebenfalls breit gefächert und reicht von offiziellen städtischen Beschilderungen an Sehenswürdigkeiten und Museen bis hin zu mehrsprachigen Werbeschildern, Speisekarten und Produktinformationen in Geschäften, Bars und Restaurants. Gerade in diesem Zusammenhang spielt auch Regionalität eine prominente Rolle in der LL, da, wie z. B. in Venedig, der lokale Dialekt und semiotische Elemente mit Bezug zur lokalen Kultur – oftmals in folkloristischer Form – einerseits von Händlern, Gastronomen und Hoteliers andererseits von der städtischen Tourismusbehörde zur Inszenierung lokaler Authentizität verwendet werden.

Vor diesem Hintergrund soll dieser Beitrag auf der Grundlage eines ausgedehnten photographischen Korpus und ethnographischer Feldnotizen ein Bild der sprachlichen und semiotischen Polyphonie des öffentlichen Raums beider Städte zeichnen. Besonderes Augenmerk liegt hierbei auf dem Kontrast zwischen top-down- und bottom-up-Prozessen sowie auf den Unterschieden und Gemeinsamkeiten migrantisch und touristisch konnotierter Mehrsprachigkeit. So finden sich beispielsweise allochthone Varietäten sowohl in der städtischen Beschilderung, die an Touristen gerichtet ist, als auch in Form von Aushängen und Werbepostern von Migranten für Migranten.

Eine qualitative Analyse der LL, wie z. B. der Wahl der Varietät bzw. des Registers, aber auch des Autors oder des materiellen Trägers des sprachlichen bzw. semiotischen Zeichens, ermöglicht es, den polyzentrischen Charakter moderner Städte zu beleuchten, in denen Touristen und Migranten unterschiedliche Wege beschreiten und unterschiedliche Orte frequentieren. Hierbei lassen sich verschiedene Raumkonfigurationen feststellen, die Zentrum und Peripherie teils deutlich abweichend von städteplanerischen Intentionen abbilden.

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Bibliographie (in Auswahl)

Barni, Monica (2008): Mapping immigrant languages in Italy, in: Barni, Monica / Extra, Guus (Hg.), Mapping linguistic diversity in multicultural contexts. Berlin / New York: De Gruyter, 217-242.

Blackwood, Robert / Tufi, Stefania (Hg.) (2015): The Linguistic Landscape of the Mediterranean French and Italian Coastal Cities. Houndmills: Palgrave.

Blommaert, Jan (2013): Ethnography, Superdiversity and Linguistic Landscapes. Chronicles of Complexity. Bristol / Buffalo / Toronto: Multilingual Matters.

Blommaert, Jan / Maly, Ico (2016): Ethnographic Linguistic Landscape Analysis and Social Change: A Case Study, in: Arnaut, Karel / Blommaert, Jan / Rampton, Ben / Spotti, Massimiliano (Hg.), Language and Superdiversity. New York / London: Routledge, 197-217.

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Referenzen

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