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Stefan Lichtenegger Büchereien Wien. Am Gürtel Urban-Loritz Platz 2a, 1070 Wien

U-Musikmedien als Anziehungspunkt in Öffentlichen Bibliotheken :

am Beispiel der Büchereien Wien

Projektarbeit im Rahmen der hauptamtlichen Ausbildung für Bibliothekar/innen (Ausbildungslehrgang 2006-2008/B)

Eingereicht am 08. Februar 2008

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Stefan Lichtenegger Büchereien Wien. Am Gürtel

Urban-Loritz Platz 2a

Abstract:

U-Musikmedien als Anziehungspunkt in Öffentlichen Bibliotheken : am Beispiel der Büchereien Wien

Die Bereitstellung von U-Musikmedien in der früheren Musikbücherei in der Skodagasse ab Mitte der 80er Jahre fand bei den Bibliotheksbenutzern sofort regen Zuspruch. Die Entwicklung von einer fast gänzlich auf klassische Musik spezialisierten Bibliothek für eine relativ kleine Zielgruppe hin zu einer alle Musikrichtungen präsentierenden Einrichtung entspricht dem Bild einer modernen öffentlichen Bücherei für ein großes Publikum. Zugleich wurden damit auch neue Benutzer in die Bücherei gelockt, die zu den nicht so stark vertretenen Gruppen in Büchereien zählen.

Seit Anfang der 90er Jahre hat sich vor allem die Compact Disc als eines der am meist entlehnten Medien durchgesetzt. Auch U-Musiknoten und DVDs sind stark nachgefragte Medien. Nach einer nun schon 20 Jahre andauernden Erfolgsstory zeigen sich aber durch die Entwicklungen neuer Technologien auf dem Markt Veränderungen an, die in Zukunft auch das Angebot der herkömmlichen U-Musikmedien in Öffentlichen Bibliotheken betreffen werden. Während die Musikindustrie seit Jahren Umsatzrückgänge verzeichnet, haben neue Technologien die Entlehnungen von U-Musikmedien bei den Büchereien Wien bislang zusätzlich gefördert. Doch auch hier sind erste Auswirkungen durch die

Möglichkeiten des Kopierens und durch das Downloaden von Musik feststellbar.

Diese Arbeit wirft einen Blick zurück auf die Geschichte der U-Musikmedien bei den Büchereien Wien, gibt einen Einblick in die momentane Situation und zeigt mögliche Auswirkungen für Bibliotheken durch die rasanten Veränderungen in der Musikindustrie.

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Bei folgenden Personen möchte ich mich für Hilfestellung, Informationen und aufgewendete Zeit bedanken:

Mag.a Karin Claudi Peter Hörschelmann Gina Jank

Werner Kantner Robert Kellner Susanne Kurz Bernadette Posch Dr. Alfred Pfoser Anita Pravits Ilse Weber Reinhard Wieser

Anmerkung zum Sprachgebrauch: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wurde durchgehend die männliche (neutrale) Anredeform benutzt, die selbstverständlich die weibliche mit einschließt.

(5)

Inhaltsverzeichnis

1. U-Musik 1

1.1.Was ist U-Musik? 1

1.2. Einteilung von U-Musik 6

1.2.1. Allgemeine Einteilung von U-Musik 6

1.2.2. Anforderungen an den Bibliothekar mit Schwerpunkt U-Musik 15 1.2.3. Systematische Zuordnung bei den Büchereien Wien 16

2. U-Musikmedien 19

2.1. Allgemeine Einteilung von U-Musikmedien 19 2.2. Bestand an U-Musikmedien in den Büchereien Wien 20

2.2.1. Bestand an U-Musikmedien in der Hauptbücherei 20 2.2.1.1. Entwicklung des Bestandes seit Eröffnung der neuen HB 21 2.2.2. Bestand an U-Musik-CDs in den Zweigstellen der Büchereien Wien 22 2.2.3. Geschichte der Bestandsentwicklung von U-Musikmedien bei den

Büchereien Wien 25

2.2.3.1. Geschichte der Bestandsentwicklung in der Hauptbücherei 25 2.2.3.2. Standort der U-Musikmedien in der Hauptbücherei 28 2.2.3.3. Die Situation in der Stützpunktbücherei Philadelphiabrücke 29 2.2.3.4. Die Situation in der Stützpunktbücherei Bernoullistrasse 31

3. Katalogisierung von U-Musikmedien 33

4. Sichern von U-Musikmedien 39

4.1. Die Technologie RFID 39

4.1.1. Vor- und Nachteile von RFID 40

4.1.2. Booster-Etiketten 40

4.2. Diebstähle in Bibliotheken 41

4.2.1. Fallbeispiel 1 43

4.2.2. Fallbeispiel 2 45

4.2.3. Lösungsansätze 45

4.3. Beschädigungen von U-Musikmedien und ähnliche Problemfälle 46

4.3.1. Probleme mit CD-Hüllen 46

4.3.2. Beschädigungen von CDs und DVDs 48

5. Die Benutzer von U-Musikmedien 50

5.1. Auswertung 50

5.2. Ein Blick auf die Benutzer 54

6. Tendenzen 59

6.1. Markttendenzen 59

6.2. Tendenzen in Bibliotheken 60 6.3. Die digitale Bibliothek 61

Bildanhang 64

Interviews 73

Verzeichnis der verwendeten Literatur 73 Verzeichnis verwendeter Internetadressen 75

Erklärung 76

(6)

1. U-Musik

1.1. Was ist U-Musik?

U-Musik als Kürzel für Unterhaltungsmusik erklärt sich anscheinend bereits ausreichend durch die Zusammensetzung der beiden Substantive Unterhaltung und Musik. Wir haben es also mit unterhaltender Musik zu tun. Diesbezüglich habe ich auch einmal in einem einfachen Musiklexikon, welches ich nicht mehr eruieren konnte, die logische, zugleich einfachste und damit auch im Gedächtnis haften gebliebene Definition gefunden:

„Unterhaltungsmusik ist Musik, die unterhält.“

Damit wäre wohl alles geklärt, oder? Tatsächlich beginnen hier erst die Probleme.

Denn, welche Musik hat eigentlich keinen unterhaltenden Charakter?

Für viele Menschen wären damit auch die meisten zur „Ernsten Musik“ gezählten

Komponisten Unterhaltungsmusiker. Bach, Mozart, Schubert, Puccini und Verdi auf jeden Fall. Jede Opernaufführung, jeder Liederabend hat einen in diesem Sinne unterhaltenden Charakter. Für jemanden, der beim Musikhören nicht automatisch wertende Maßstäbe anlegt, können somit auch problemlos moderne Komponisten wie Henze oder Nono, aber auch Musikrichtungen wie der Free Jazz oder die Avantgarde zur Unterhaltungsmusik gehören.

Die Definition von U-Musik in den verschiedensten Musiklexika, die sich ernsthafter mit dem Begriff auseinandersetzen, findet dann meist über eine wertende Komponente statt, über die Trennung der Begriffe „Ernste Musik“ („E-Musik“) als Kunstmusik mit einem höheren Anspruch als nur dem der reinen Unterhaltung, und Unterhaltungsmusik als Musik mit rein unterhaltendem Charakter.

Auch hier ist naheliegend, dass diese Klassifikation umstritten ist, denn die Grenzen zwischen E- und U-Musik sind fließend, beide Gattungen können ernstzunehmend und unterhaltend sein. Hinzu kommt, dass der Begriff U-Musik ausschließlich im

deutschsprachigen Raum üblich ist und sehr häufig auch schon durch die Bezeichnungen

„populäre Musik“, „Populärmusik“ oder auch einfach „Popmusik“ ersetzt wird.

Neben der wertenden war im 20. Jahrhundert vor allem die verwertende Betrachtung entscheidend für die klare Trennung zwischen Klassischer Musik als E-Musik und nicht

(7)

klassischer als U-Musik. E-Musik wurde von den Verwertungsgesellschaften grundsätzlich höher vergütet, die Verwaltung strikt getrennt. Diese Trennung existiert bei vielen

Verwertungsgesellschaften bis heute und ist auch das entscheidende Erklärungsmodell für die Erhaltung der systematischen Klassifikation in E- und U-Musik.

Da keine übereinstimmenden Definitionen für U-Musik in Musiklexika zu finden sind, werde ich Ihnen die wichtigsten aus bekannten Musikwörterbüchern präsentieren, wobei Sie sehr schnell feststellen werden, wie sehr sich die Musikwissenschaft mit diesem Begriff abmüht.

Schon „Meyers Taschenlexikon Musik“ gesteht den zweifelhaften Charakter der Einteilung in E- und U-Musik ein:

„Sie ist daher von Funktionsart und -weise her alltagsnah, stellt in Gestalt und Gehalt keine hohen Ansprüche und wird überwiegend zu Geselligkeit, Vergnügen, Erholung gebraucht. [...] Andere Bezeichnungen mit jeweils etwas anderer Akzentuierung sind

»leichte«, »triviale«, »niedere«, »populäre« oder »Pop«-Musik. Im dt. Sprachgebrauch ist aber der Begriff U. (U-Musik) der mit dem weitesten Begriffsinhalt und der

gebräuchlichste. [...]

U. kann als eine Art Volksmusik unter den Bedingungen des industriellen Zeitalters gelten.

[...] Dennoch gibt es ständige Wechselwirkungen zwischen U- und E-Musik (in beiden Richtungen) und es ist sicher, daß diese grobe Zweiteilung der Struktur und Entwicklung der Musikkultur nicht voll gerecht wird.“ 1

In der grundsätzlich sehr guten neuen Ausgabe „Handbuch der populären Musik“ aus dem Jahre 2007 begehen die Autoren den Fehler, die Begriffe „U-Musik“ und

„Unterhaltungsmusik“ getrennt zu definieren:

„U-Musik: Kürzel für →Unterhaltungsmusik, wird oft auch als Oberbegriff für die Genres und Gattungen der →populären Musik gebraucht und so dem für die →artifizielle Musik stehenden Kürzel E-Musik gegenübergesetzt. Rubrizierungen dieser Art haben sich vor allem bei Verwertungsgesellschaften und in der Rundfunkpraxis als Sparten

eingebürgert.“ 2

1 Meyers Taschenlexikon Musik : in 3 Bd. ; [rund 8000 Biographien u. Sachart.] / hrsg. von Hans Heinrich Eggebrecht. In Verbindung mit d. Red. Musik d. Bibliograph. Inst. unter Leitung von Gerhard

Kwiatkowski. - Orig.-Ausg.. - Mannheim ; Wien ; Zürich : Bibliographisches Institut. – Bd. 3. On-Zz. – 1984, S. 280 – 281.

2 Wicke, Peter: Handbuch der populären Musik : Geschichte, Stile, Praxis, Industrie / Peter Wicke und Wieland & Kai-Erik Ziegenrücker. - Mainz : Schott, c 2007, S. 769.

(8)

„Unterhaltungsmusik: kaum eindeutig festlegbare Form von Hintergrundmusik, die sich ausschließlich funktional definiert, als Hintergrund zu oder für Unterhaltung. [...]

Unterhaltungsmusik wurde so bis in die 1950er Jahre zu einem Oberbegriff für alle im Rundfunk gesendeten oder produzierten Formen der populären Musik, ein

Begriffsgebrauch, der sich umgangssprachlich mit dem Kürzel →U-Musik weitgehend bis heute erhalten hat.“ 3

Der „Schülerduden Musik“ hält sich kurz und bleibt ohne genaueren geschichtlichen Hintergrund:

„U-Musik: Abk. für Unterhaltungsmusik, verwendet als Gegensatz zur E-Musik. Die in ihrer Pauschalierung und Polarisierung problematische Einteilung der Musik in Unterhaltungsmusik und »ernste« oder »klassische« Musik (E-Musik) entstand in den 1920er-Jahren aus verwaltungstechnischen Gründen bei der Wahrung von

Urheberrechten, z.B. bei GEMA und Rundfunk.“ 4

Heinrich Lindlar weist auf Musikrichtungen wie den Jazz hin, die an der Grenze zwischen U- und E-Musik angesiedelt sind:

„Unterhaltungsmusik (U-Musik), Sammelbez. f. Musik u. Musikgattungen unterhaltenden Charakters, im 18. Jh. z.B. →Tafelmusik, im 19 Jh. →Salon- und Caféhaus-Musik, im 20.

Jh. Tanz-, Schlager- und Pop-Musik ; terminologisch findet sich U. durch die Produktions- u. Verwertungsindustrie spätestens seit Bestehen der →GEMA (1947) in Ggs. zu >Ernster Musik< (E-Musik), im Verkaufs- u. Verrechnungswesen auch als >Klassik< bezeichnet, womit z.B. die Jazzszene in einen Zwischenbereich verwiesen erscheint.“ 5

Auch „Das große Wörterbuch der Musik“ hält sich so kurz wie möglich:

„Unterhaltungsmusik: zusammenfassende Bezeichnung für die dem natürlichen

Unterhaltungsbedürfnis des Menschen mit sehr unterschiedlichem ästhetischen Anspruch Rechung tragenden Erscheinungsformen musikalischer Unterhaltung, die seit der 2. Hälfte des 19. Jh. vom künstlerisch anspruchslosen, auf bloße Zerstreuung ausgerichteten

Musikstück der sog. leichten Muse bis zur gehobenen, an volkstümliche Musizierformen anknüpfenden und daher leichter zugänglichen Komposition der sog. ernsten Musik reichen.“ 6

3 ebda., S. 771-772.

4 Schülerduden, Musik : [ein Lexikon für Musikunterricht und -praxis ; das grundlegende Wissen zur europäischen und außereuropäischen Musik von ihren Anfängen bis heute] / hrsg. und bearb. von der Redaktion Schule und Lernen. [Red. Leitung: Martin Fruhstorfer. Autoren: Bernd Enders ...]. - 3. völlig neubearb. Aufl.. - Mannheim ; Leipzig ; Wien ; Zürich : Dudenverl., 2000, S. 431.

5 Lindlar, Heinrich: Wörterbuch der Musik / Heinrich Lindlar. - 1. Aufl.. - Frankfurt am Main : Suhrkamp, 1989. (Suhrkamp-Taschenbuch ; 1452), S. 308.

6 Hirsch, Ferdinand: Das grosse Wörterbuch der Musik / Ferdinand Hirsch. - Sonderausg.. - Weyarn : Seehamer, 1996, S. 499.

(9)

Das Metzler Sachlexikon Musik widmet dem Begriff und vor allem der geschichtlichen Entwicklung der Bezeichnung U-Musik mehrere Seiten, ein gewisses Unbehagen bei der Definition bleibt dabei aber spürbar. Die (ab-)wertende Betrachtung steht im Vordergrund:

„Fast jede Musik ist darauf angelegt, ihre Wirkung in einem interaktiven Kontext zu entfalten und dabei auch das Unterhaltungsbedürfnis zu befriedigen, aber nicht jede Musik ist deshalb gleich Unterhaltungsmusik. Im alltäglichen Sprachgebrauch werden jene Musikarten dazugerechnet, die angeblich nicht oder nicht in vollem Maße den ästhetischen und kompositionstechnischen Normen der Kunstmusik (E-Musik) entsprechen, jener Musik also, die für sich in Anspruch nimmt, mehr zu sein und geistig Bedeutsameres

auszudrücken als Unterhaltung. Diese Dichotonie zwischen U- und E-Musik und die damit verbundene Hierarchisierung von Musik entsprechen bis heute gängigen

Wertvorstellungen.“ 7

Schließlich versucht es noch „Der Brockhaus Musik“ mit einer ausführlichen Erläuterung, die wiederum vor allem die wertende Konnotation einbringt und auf die Bedeutung der Verwertungsgesellschaften in Bezug auf die umgangssprachliche Verwendung der Begriffe U- und E-Musik hinweist:

„Unterhaltungsmusik, U-Musik, Musik, die der Entspannung und geselligen Erholung dient und in ihrer Art von daher geprägt ist. Ihr Wert definiert sich dadurch, dass sie diese Funktion erfüllt. Kennzeichen sind: Beschränkung der kompositorischen Mittel ( »leichte Musik« ), Anlehnung an Vertrautes, Alltags- und Lebensnähe, Abwechslung, Raffinesse und Sound. [...] Der Begriff der Unterhaltungsmusik entstand im 19. Jh. im

Zusammenhang mit den aufkommenden musikalischen Massen- und Klassenbedürfnissen vor dem Hintergrund der durch die Industrialisierung hervorgerufenen gesellschaftlichen Veränderungen. [...]

Mit dem Aufkommen der Massenmedien (Rundfunk und Tonträger) verstärkten sich die Unterscheidungen der Musikbedürfnisse, -zwecke und –arten, und aus dem

Sprachgebrauch der Verwertungsgesellschaften (in Deutschland →GEMA) gelangte die in ihrer Pauschalierung und Polarisierung problematische Einteilung der Musik in

Unterhaltungsmusik (U-Musik) und »ernste« oder »klassische« Musik (E-Musik) in die Umgangssprache.“ 8

7 Metzler-Sachlexikon Musik : [auf der Grundlage des von Günther Massenkeil hrsg. Großen Lexikons der Musik (1978-82/1987), einer Bearbeitung des Dictionnaire de la musique von Marc Honegger (1976)] / [red. Bearb.: Ralf Noltensmeier]. - Stuttgart ; Weimar : Metzler, 1998. (Metzler Musik), S. 1098.

8 Der Brockhaus, Musik : Personen, Epochen, Sachbegriffe / hrsg. von der Lexikonredaktion des Verlags F.

A. Brockhaus, Mannheim. [Red. Leitung: Marianne Strzysch-Siebeck]. - 2., völlig neu bearb. Aufl.. - Mannheim ; Leipzig : Brockhaus, 2001, S. 822 – 823.

(10)

Die stattfindende Verdrängung des Begriffes „U-Musik“ durch die Verwendung des Begriffes „Populäre Musik“ im Sinne von neuen, nicht der Kunstmusik zugerechneten Musikstilen vereinfacht nicht die Definition. Lediglich die abwertende Besetzung des Wortes ist im deutschen Sprachraum noch nicht so weit fortgeschritten, wie das im Falle von „Unterhaltungsmusik“ der Fall ist.

„Die Bezeichnung „populäre Musik“ – zeitweise auch das Wortungetüm ‚Popularmusik‘

als allzu wörtliche Übersetzung von ‚popular music‘ – wurde zunächst synonym mit

‚Unterhaltungsmusik‘ und ‚leichte Musik‘ verwendet und bezeichnete sodann alle neueren Musikstile, die nicht der sogenannten ernsten Musik oder ‚Kunstmusik‘ zugerechnet wurden.“9

Die negative Bewertung des Begriffes Unterhaltungsmusik zeigt sich indirekt bei der vorsichtigen Verwendung des Überbegriffes seitens der Musiker. Kaum ein Musiker, der in vielen Stilen der Unterhaltungsmusik versiert ist, wird auf die Frage, welche Musik er denn spiele, antworten: „ Ich spiele (mache) Unterhaltungsmusik.“ Viel eher wird er den Überbegriff vermeiden und auf grundsätzlich anerkannte Musikstile zurückgreifen. Das liegt daran, dass Menschen einzelne Musikstile mit wenigen Ausnahmen akzeptieren, auch wenn sie diese nicht bevorzugen. Mit dem Überbegriff werden vom Betrachter aber

automatisch und hauptsächlich alle als schlecht und wertlos empfundenen

Musikrichtungen assoziiert; ein Bild, welches einem klassischen Vorurteil entspricht.

9 Pfleiderer Martin: Was macht Musik populär? – Überlegungen zur (Un-)Popularität im Jazz und anderswo / aus Jazz goes Pop goes Jazz : der Jazz und sein gespaltenes Verhältnis zur Popularmusik ; eine

Veröffentlichung des Jazzinstituts Darmstadt / hrsg. von Wolfram Knauer. - Orig.-Ausg.. - Hofheim am Taunus : Wolke, 2006. (Darmstädter Beiträge zur Jazzforschung; Bd 9), S. 19.

(11)

1.2. Einteilung von U-Musik

1.2.1. Allgemeine Einteilung von U-Musik

Um eine mögliche Ein- bzw. Unterteilung von U-Musik zu veranschaulichen, betrachten wir allmusic, eine Website von All Media Group, LCC, eine ganz vorzüglich gestaltete Seite über alle Musikrichtungen mit Schwerpunkt auf Musik aus angloamerikanischen Ländern.10 Grundsätzlich bietet es aber Information zu Musikern und Gruppen aus der ganzen Welt, wobei die angloamerikanischen Vertreter sehr ausführlich behandelt werden.

Die Seite glänzt nicht nur mit der Einteilung von Musikstilen, sondern bietet Biografien, Diskografien, Songlisten, Hörbeispiele, Querverweise und sogar Chartplatzierungen und Awards von Musikern, Musikgruppen und am Musikschaffen Beteiligten an. Wir haben es also mit einem umfassenden Musiklexikon im Internet zu tun.

Die Einteilung der Hauptgruppen erfolgt in Rock, Jazz, R&B, Rap, Country, Blues, World, Electronica und E-Musik unter Classical . Unter More finden wir eine weitere Einteilung in Popular Genres, Instruments, Countries, Moods und Themes.

Jede der oben genannten musikalischen Hauptgruppen ist wiederum unterteilt in zahllose Untergruppen, die vor allem im Bereich der U-Musik immer mehr werden.

Betrachten wir nur einmal die Hauptgruppe Rock genauer, um festzustellen, wie viele Untergruppen von allmusic allein in dieser U-Musikrichtung aufgelistet werden.

Rock Styles11

Alternative/Indie-Rock

Industrial

Alternative Pop/Rock

Goth Rock

Lo-Fi

Grunge

Shoegaze

Britpop

Post-Rock/Experimental

Funk Metal

10 www.allmusic.com [sowie auch http://wm01.allmusic.com/ ] (Eintragsrecherche vom 10.11.2007)

11 http://wm01.allmusic.com/cg/amg.dll?p=amg&sql=73:20 (Eintragsrecherche vom 10.11.2007)

(12)

Indie Rock

Paisley Underground

Jangle Pop

Alternative Country-Rock

Punk Revival

Post-Grunge

Third Wave Ska Revival

Neo-Psychedelia

Riot Grrrl

Space Rock

Adult Alternative Pop/Rock

Alternative Dance

Cocktail

Dream Pop

Punk-Pop

British Trad Rock

Industrial Dance

Madchester

Psychobilly

Ska-Punk

Cowpunk

New Zealand Rock

Chamber Pop

Twee Pop

Emo

Slowcore

Electro-Industrial

Ambient Pop

C-86

Indie Pop

Noise Pop

Math Rock

(13)

Queercore

Sadcore

Shibuya-Kei

Skatepunk

Garage Punk

Alternative Folk

Neo-Glam

College Rock

Pop Underground

American Underground

Indie Electronic

Punk Blues

Screamo

Alternative Singer/Songwriter

New Wave/Post-Punk Revival Art-Rock/Experimental

Prog-Rock/Art Rock

Kraut Rock

Noise-Rock

Neo-Prog

Experimental Rock

Canterbury Scene

Avant-Prog Dance

Dance-Pop

House

Disco

Urban

Hi-NRG

Acid Jazz

Euro-Dance

Club/Dance

(14)

Rave

Garage/House

Freestyle

Alternative Dance

Latin Dance

Teen Pop

Latin Freestyle

Dance-Rock Folk/Country Rock

Country-Rock

Folk-Pop

Singer/Songwriter

Folk-Rock

British Folk-Rock Hard Rock

Blues-Rock

Christian Metal

Hard Rock

Southern Rock

Thrash

Death Metal/Black Metal

Glam Rock

Grindcore

Heavy Metal

Speed Metal

Hair Metal

Arena Rock

Alternative Metal

British Metal

Boogie Rock

Industrial Metal

Rap-Metal

(15)

Guitar Virtuoso

Progressive Metal

Neo-Classical Metal

Album Rock

Aussie Rock

Pop-Metal

Rap-Rock

New Wave of British Heavy Metal

Detroit Rock

Glitter

Punk Metal

Stoner Metal

Scandinavian Metal

Goth Metal

Doom Metal

Symphonic Black Metal

Sludge Metal

Power Metal Pop/Rock

Christian Rock

Pop

Pop/Rock

Girl Group

Bubblegum

Teen Idol

Brill Building Pop

Comedy Rock

Baroque Pop

Sunshine Pop

AM Pop

Celebrity Punk/New Wave

(16)

Synth Pop

Punk

Alternative Pop/Rock

Hardcore Punk

New Wave

Power Pop

Ska Revival

Mod Revival

Post-Punk

New Romantic

No Wave

Proto-Punk

Oi!

Garage Rock Revival

British Punk

Christian Punk

New York Punk

L.A. Punk

American Punk

Straight-Edge

Anarchist Punk

Sophisti-Pop

College Rock

Post-Hardcore Rock & Roll/Roots

Rock & Roll

Blues-Rock

Tex-Mex

Instrumental Rock

Rockabilly

Roots Rock

Surf

(17)

Pub Rock

Hot Rod

Rockabilly Revival

Surf Revival

Swamp Pop

American Trad Rock

Jam Bands

Heartland Rock

Frat Rock

Hot Rod Revival

Retro-Rock

Latin Rock

Bar Band Soft Rock

Singer/Songwriter

Adult Contemporary

Soft Rock

Pop/Rock Psychedelic/Garage

Psychedelic

Garage Rock

Acid Rock

Psychedelic Pop

British Psychedelia

Obscuro

Acid Folk Europop

Euro-Pop

Euro-Rock

Swedish Pop/Rock Foreign Language Rock

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Rock en Español

French Pop

Foreign Language Rock

Italian Pop

Asian Pop

Japanese Pop

Japanese Rock

Hong Kong Pop

French Rock

Aboriginal Rock British Invasion

British Invasion

Psychedelic

Merseybeat

British Blues

Mod

British Psychedelia

Freakbeat

Early British Pop/Rock

Die Auflistung all dieser Musikstile kann nur als Möglichkeit betrachtet werden, nicht aber als allgemein gültig.

Stärkste Tendenz innerhalb der U-Musik ist das sogenannte Crossover, ein Mischen oder häufig auch nur Übereinanderlagern von verschiedenen Musikstilen. Immer mehr Musiker mischen Jazz, Pop, Rock und Musikstile aus der ganzen Welt. Das macht die Zuordnung natürlich nicht leichter, eindeutige Zuordnungen werden immer seltener, immer mehr Musikstile entstehen.

Als Überbegriff bleibt letztendlich im deutschen Sprachraum die Bezeichnung U-Musik oder, aufgrund der Vorherrschaft des angloamerikanischen Marktes die Bezeichnung

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Popmusik, die einerseits als Überbegriff für jede Form populärer Musik steht – mit der Ausklammerung von populärer Klassik - andererseits aber auch für einen ganz bestimmten Musikstil, der wiederum nur eine Untergruppe von U-Musik ist.

Neben den Verwertungsgesellschaften, die die Bereiche E- und U-Musik trennen bzw.

trennten, ist es vor allem für den Handel wichtig, Musik in Untergruppen einzuteilen.

Dabei gibt es vor allem die Trennung, die auch die Büchereien Wien für U-Musik vornehmen. Nämlich die grobe Einteilung in die Bereiche

• Jazz, Blues

• Rock, Pop

• Worldmusic

• Volksmusik, Schlager

• Operette

• Musical

• Weitere Richtungen

Die weitere Einteilung erfolgt dann meist alphabetisch.

Je nach Spezialisierung eines Händlers kann die Einteilung aber auch ganz anders erfolgen.

Es gibt z.B. Händler, die nach Labels ordnen. Spezialisierte CD-Läden ordnen gerne streng nach Untergruppen der von Ihnen angebotenen Musikstile. Je größer ein CD-Geschäft, desto stärker ist jedoch die wie oben genannte grobe Unterteilung in die Hauptströmungen der U-Musik mit anschließender alphabetischer Ordnung. Der Sinn dahinter ist der, dass Käufer in erster Linie nach Musiker- oder Bandnamen suchen und nicht nach Musikstilen.

Die Unterscheidung in Jazz oder Pop oder Volksmusik kann fast jeder noch selbst treffen, aber ob Musiker dann unter „Dirty South Rap“, „Ambient House“ „ oder „Grunge“ zu finden sind, dies würde die meisten Käufer überfordern. Dafür sind dann eben noch die Spezialgeschäfte da, welche leider aufgrund der Marktentwicklung immer weniger werden.

In Wien gibt es nur noch ganz wenige Spezialisten, die aber alle ganz ausgezeichnete Arbeit leisten und deswegen als Lieferanten für die Büchereien Wien bevorzugt werden.

(20)

1.2.2. Anforderungen an den Bibliothekar mit Schwerpunkt U-Musik

Aufgrund der Vielzahl an Unterteilungen bei den einzelnen Musikstilen ist schon erkennbar, dass nur intensive Beschäftigung mit U-Musik den Durchblick verschaffen kann. Neben musikalischer Begabung gehört auch ein Grundmaß an Schulung dazu, um Musikstile richtig zuordnen zu können. Neben der Fähigkeit, Rhythmen, Instrumente und Stimmen beim Hören zu erkennen, Liedaufbau, Harmoniefolgen und Arrangements nachvollziehen zu können, also neben den musikalischen Fähigkeiten, ist eine Beschäftigung mit Musikgeschichte unerlässlich.

Das Hören von Musik ist wichtiger Teil dieser Arbeit. Wer nur das Wort „Bebop“ gehört hat, kann sich darunter schwerlich etwas vorstellen. Wer Bebop-Musik allerdings einmal vernommen hat, wird diese Musik beim zufälligen Hören wahrscheinlich wieder erkennen können. (Egal, ob es dem Hörer gefällt oder nicht.)

Es ist jedoch nicht notwendig, alle Unterteilungen bei Musikstilen zu kennen. Viele Unterteilungen sind Erfindungen der Musikindustrie sowie von Musikern und Bands, um sich hier von anderen abzugrenzen oder um sich einen Namen zu machen, sich besser vermarkten zu lassen und der Presse „etwas ganz Neues“ zu präsentieren. Neu erfunden wird in der U-Musik jedoch selten etwas. Viele Musikrichtungen überschneiden sich hier und minimale Unterschiede schon als eigenen Musikstil zu verkaufen ist in erster Linie ein pseudokünstlerischer Anspruch oder Marketingstrategie, um auf sich aufmerksam zu machen. Natürlich möchte jeder Musiker etwas Besonderes schaffen, meist ist das aber eben nur der Name für einen neuen Musikstil, den es in der einen oder anderen Form schon gibt.

Musikstile werden auch nach Entstehungsorten benannt, wie das beim Blues häufig der Fall ist, weitere Zuordnungen erfolgen durch typische Merkmale der Musik, die sich dann im Namen des Musikstils wiederfinden (z.B.: Rap, Beat, Gothic, Industrial, Techno) oder sind Fantasienamen (z.B. Triphop [auch Down Beat], Boogaloo [auch Bugalu], New Age), die bei genauerer Betrachtung meist eine Verbindung zur Musik aufweisen. „To rap“

bedeutet z.B. „quasseln“, der rasante Sprechgesang ist das dominante Merkmal des Musikstils „Rap“.12

12 vgl. Wicke, Peter: a.a.0. , S. 579.

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Viele Stilbezeichnungen sind im Laufe der Jahre sehr irreführend geworden, die

Musikindustrie hat die Namen aus markttechnischen Gründen so gewählt. Die Akzeptanz gibt ihr dabei recht. Als Beispiel sei der Begriff „Worldmusic“, also Weltmusik, angeführt.

Grundsätzlich handelt es sich dabei meist um Volksmusik, die vor der Globalisierung des Musikmarktes nur in einem regional begrenzten Gebiet von dort heimischen Musikern gepflegt wurde. Der Begriff Volksmusik ist also naheliegend, verkauft sich aber aus verschiedenen und auch nachvollziehbaren Gründen nicht. Nach der Bezeichnung „Ethno“

hat der Überbegriff „Worldmusic“ für (Volks-)Musik aus allen Teilen der Welt die größte Akzeptanz beim Konsumenten gefunden. Somit befinden sich Obertonsänger aus Tuva, Koraspieler aus Mali, Klezmer und korsische Männerchöre im gleichen musikalischen Eintopf „Worldmusic“.

1.2.3. Systematische Zuordnung bei den Büchereien Wien

Bei den Büchereien Wien erfolgt zuerst einmal die Einteilung und Trennung nach Medienarten.

Folgende Medienarten sind im Bereich U-Musik vertreten:

• Bücher

• Noten

• Zeitschriften

• Tonträger

• Bildtonträger

• Elektronische Ressourcen

Die systematische Aufstellung richtet sich nach der „Wiener Systematik“ und sieht bei U-Musikmedien folgendermaßen aus:13

Systematische Aufstellung von U-Musikbüchern:

KM.M Musikbücher allgemein

KM.MN52 Worldmusic, Volksmusik

KM.MN54 U-Musik [Pop, Rock, Schlager]

KM.MN540 U-Musik Interpreten

KM.MN 55 Chanson

KM.MN56 Jazz

KM.MN560 Jazz Interpreten

KM.MN41 Operette, Musical

Einzelne Bücher mit U-Musikbezug in anderen Gruppen (z.B.: Jazz-Harmonielehre – KM.MO3)

13 vgl. Pfoser, Alfred : Die Wiener Städtischen Büchereien. Zur Bibliothekskultur in Österreich. Wien 1994, S. 174-175.

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Systematische Aufstellung von U-Musiknoten:

KM.N Noten allgemein

KM.NP1-18 Liederbücher / Songbooks U-Musik KM.NC14,15,K Klavier Pop, Jazz, Keyboard

KM.NG2,3,4, 5 Gitarre World,Pop, Jazz, andere Zupfinstrumente KM.NG31,41 Gitarre Lehrbücher Pop, Jazz

Weitere Gruppen mit U- und E-Musik gemischt (z.B.: KM.NB, NE, NF, NG10, NH, NL)

Andere Instrumentengattungen

Systematische Aufstellung von Tonträgern:

Die große Menge an CDs in der Musikbücherei der Wiener Hauptbücherei lässt, so wie in größeren CD-Geschäften, eine grobe Unterteilung in Musikrichtungen mit anschließender alphabetischer Aufstellung am sinnvollsten erscheinen.

CD CDs allgemein

CD.04 Operette

CD.09 Rock / Pop

CD.10 Jazz / Blues

CD.11 Worldmusic / Volksmusik

CD.12 Liedermacher / Chanson

CD.13 Schlager, Gebrauchsmusik

CD.14 Filmmusik CD.18 Playback-Aufnahmen mit Noten

CD.20 Meditations- und Entspannungsmusik CD.21 Musical

CD.KM% CDs zum Thema Musik

Systematische Aufstellung von Bildtonträgern:

Bei den Bildtonträgern lösen die DVDs (Systematik: TT) die Videos (Systematik: TV) sukzessive ab, momentan ist aber auch noch ein großer Bestand an Videos vorhanden. Die Entlehnquoten sind bei den DVDs sehr hoch, bei den Videos ist ein ständiger

Entlehnrückgang feststellbar.

TV.KM.04 ; TT.KM.04 Operette TV.KM.09 ; TT.KM.09 Rock / Pop TV.KM.10 ; TT.KM.10 Jazz / Blues

TV.KM.11 ; TT.KM.11 Worldmusic / Volksmusik TV.KM.12 ; TT.KM.12 Liedermacher / Chanson TV.KM.13 ; TT.KM.13 Schlager, Gebrauchsmusik TV.KM.18 ; TT.KM.18 Lernvideos/dvds

TV.KM.20 ; TT.KM.20 Meditations- und Entspannungsmusik TV.KM.21 ; TT.KM.21 Musical

TV.KM.MN52 ; TT.KM.MN52 Filme über World- bzw. Volksmusik

TV.KM.MN54 ; TT.KM.MN54 Filme über U-Musik (Rock/Pop/Schlager) allgemein TV.KM.MN540 ; TT.KM.MN540 Filme über U-Musiker

TV.KM.MN56 ; TT.KM.MN56 Filme über Jazz und Blues

TV.KM.MN560 ; TT.KM.MN560 Filme über Jazz- und Bluesmusiker

(23)

Schließlich gibt es noch eine kleine Anzahl an Elektronischen Ressourcen, ausschließlich CD- und DVD-ROM (CR.KM% / TT.KM.M%), U-Musikzeitschriften (Z.KM) und den Bestand von ca. 10.000 nicht entlehnbaren LPs (TS.%), unter denen sich eine geringe Anzahl von U-Musik-LPs befindet.

(24)

2. U-Musikmedien

2.1. Allgemeine Einteilung von U-Musikmedien

Bevor wir die geschichtliche Entwicklung von U-Musikmedien bei den Büchereien Wien betrachten, werfen wir einen Blick auf die geschichtliche Entwicklung von

U-Musikmedien allgemein.

Neben den herkömmlichen Medien, also Büchern und Noten, die sozusagen parallel mit dem Aufkommen von U-Musik oder dessen, was man zu diesem Zeitpunkt mit U-Musik bezeichnete, entstanden sind, ist vor allem die Entstehungsgeschichte von Tonträgern für Bibliotheken von Interesse. Während es Bücher und Noten wohl auch weiterhin, so hoffe ich es zumindest, geben wird, kann man sich bei Tonträgern nie ganz sicher sein. Manche tauchen aus dem Nichts auf wie der Phönix aus der Asche, um dann genau dort wieder zu verschwinden. Während das Fernsehen Kino und Radio nicht verdrängen konnte, sondern alle 3 Bereiche friedlich und kooperierend nebeneinander existieren, kann das Aufkommen eines Tonträgers schon das Aus für einen anderen bedeuten. So geschehen durch die Markteinführung der Compact Disc und dem damit verbundenen Niedergang von Schallplatte und Tonkassette. Zwar hat es für die Schallplatte so etwas wie eine kleine Renaissance – vor allem in einigen Nischen der U-Musik – gegeben und auch die Tonkassette wird noch als Speichermedium verwendet, für die breite Masse ist Musik hören heute aber mit den Tonträgern DVD und CD verknüpft. Und seit einigen Jahren mit dem Speichern von Musik auf Computern und Digitalgeräten, wie MP3-Playern, I-Pods, USB-Sticks und Handys. Inwieweit das Downloaden von Musik aus dem Internet und das CD-Kopieren als Bedrohung für CD und DVD anzusehen sind, darüber werde ich im letzten Kapitel dieser Arbeit noch referieren.

Hier die Liste der wichtigsten Tonträger mit dem Datum ihrer Markteinführung:1

Stiftwalze aus Holz oder Metall (18. Jahrhundert)

Schallplatte aus Schellack [10 Inch = 17,5 cm] mit 78 UPM (1898)

Tonband [Tonbandgerät] (1928)

Langspielplatte mit Mirkorille [LP; Vinyl mit 33 UPM] (1948)

Stereo-Langspielplatte (1957)

Kassette [Compact Cassette] (1963)

Compact Disc [CD] (1982)

CD-R (Recordable) (1994)

Flash Memory [Smart Media Card – später für MP3-Player] (1995)

DVD-Audio (2001)

1 vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Tontr%C3%A4ger (Eintragsrechereche vom 10.11.2007)

(25)

Bei den Büchereien Wien finden sich folgende Tonträger:

Kassette (seit 1977, Einkauf und Bestandserweiterung mit Einführung der CD eingestellt)

Langspielplatte (seit 1968, Einkauf und Bestandserweiterung mit Einführung der CD eingestellt; keine Entlehnung möglich)

Compact Disc (Ankauf seit 1985, Entlehnung seit 1990)

Entlehndauer: 4 Wochen ; 2x verlängern möglich ; max. 12 CDs ; gebührenfrei

Bildtonträger: Video und DVD ; CD- und DVD-ROM

Entlehndauer: 2 Wochen ; 2x verlängern möglich ; max. 4 Stück Entlehngebühr: 1€ pro Medium

2.2. Bestand an U-Musikmedien in den Büchereien Wien

2.2.1. Bestand an U-Musikmedien in der Hauptbücherei

Bei einigen Systematiken überschneiden sich die Bereiche E- und U-Musik. Ist der Anteil an U-Musik ein geringer, so wurden diese Systematiken nicht extra gelistet. Ist der Anteil ein größerer bzw. die Trennung zwischen E- und U-Musik schwierig, so wurden diese Systematiken in [ ] Klammer gesetzt. Der kleine Bestand an CD- und DVD-ROMs, an Zeitschriften und der Bestand von ca. 10.000 LPs, die nicht entlehnbar sind, wurden ebenfalls nicht berücksichtigt.

Stand von

Dez. 20062 Tonträger: = CDs

[CD.04] Operette 192

CD.09 Rock / Pop 6904

CD.10 Jazz 4007

CD.11 World- und volksmsuik 2188

CD.12 Cnansons / Liedermacher 556

CD.13 Schlager / Gebrauchsmusik 473

CD.14 Filmmusik 755

[CD.18] Playback-Aufnahmen 430

CD.20 Meditations- und Entspannungsmusik 266

[CD.21] Musical 255

CDs gesamt 16026

Bücher:

KM.MN52, 54, 540, 55, 56, 560,

[MN41] World- u Volksmusik, U-Musik, U-Musik Interpreten,

Chanson, Jazz, Jazz-Interpreten, [Musical, Operette] 1560 [1631]

2 Quelle: bibliotheca-Statistik der Hauptbücherei, Dezember 2006

(26)

Noten:

KM.NB3 Chor U-Musik 121

KM.NC14 Klavier Rock/Pop 91

KM.NC15 Klavier Jazz 154

KM.NCK Keyboard U-Musik 74

[KM.NE] Harmonika-Instrumente [66]

KM.NF Schlagzeug, Percussion 96

KM.NG2 Gitarre Worldmusic 35

KM.NG3 Gitarre Rock/Pop 237

KM.NG31 Gitarre Rock/Pop Lehrbuch 91

KM.NG4 Gitarre Jazz 78

KM.NG41 Gitarre Jazz Lehrbuch 33

KM.NG5 Bass u.a. Zupfinstrumente 58

[KM.NH% ohne NH4] Blasinstrumente [473]

KM.NH4 Blasinstrumente Jazz/Pop 135

KM.NL6 Streichinstrumente U-Musik 31

KM.NP1 Liederbücher, Songbooks gemischt 56

KM.NP11 Liederbücher: deutscher Sprachraum 132

KM.NP12 Liederbücher, Songbooks: andere Sprachen 93

KM.NP14 Songbooks / Noten Rock/Pop 605

KM.NP15 Songbooks / Noten Jazz 101

KM.NP16 Songbooks / Noten Filmmusik 90

KM.NP17 Songbooks / Noten Liedermacher, Chanson 66

KM.NP18 Songbooks Schlager, Volksmusik 77

KM.NR Partituren U-Musik 27

[KM.NU12, 13] Klavierauszüge Operetten , Musical [175, 278]

Noten gesamt 2481

[3473]

Bildtonträger:

TV.KM.09, 10, 11, 12, 13, 14, 18, 20

[TV.KM.04, 21] Video Pop, Jazz, World, Chanson, Schlager, Lernen,

Meditation, [Operette, Musical] 294

TT.KM 09, 10, 11, 12, 13, 14, 20

[TT.KM.04, 21] DVD Pop, Jazz, World, Chanson, Schlager, Meditation

[Operette, Musical] 458

Bildtonträger gesamt 752

U-Musikmedien gesamt 21882

2.2.1.1. Entwicklung des Bestandes seit Eröffnung der neuen HB (Zeitraum Juni 2003 bis Dezember 2006)

Nach April 2006 kam es zu einer drastischen zahlenmäßigen Verringerung des Bestandes an CDs. Dies geschah jedoch nicht durch natürlichen Abgang mittels Verlust oder

Makulatur sondern durch eine Neuregelung Medienpakete betreffend. Vor diesem Zeitraum wurden Doppel-CDs wie 2 CDs gezählt, Dreifach-CDs wie 3 CDs usw... Seit Mai 2006 gilt 1 Medienpaket als 1 Medium, also eine 3-fach CD als eine CD. Das

verringerte gleichzeitig die Anzahl der Medien als auch die Absenzquote. Mit März/April 2006 wurde sowohl ein Höchststand an U-Musikmedien erreicht als auch bei einigen

(27)

Systematiken die (bis Dezember 2006 eingerechnet) höchste Absenzquote. Die Umarbeitung der Medienpakete in diesem Zeitraum ist auf der folgenden Tabelle zu berücksichtigen.3 (Systematikzuordnung siehe vorangegangene Tabelle)

[AQ = Absenzquote: prozentueller Anteil der entliehenen Medien ; B = Bestand: Anzahl der verfügbaren Medien ; blaue Zahlen: jeweilige höchste Bestandszahl bzw. Absenzquote ; grüne Zahlen: jeweilige niedrigste Bestandszahl bzw. Absenzquote]

Systematik

(Auswahl) Juni 03

B AQ Mai 04

B AQ Dez. 05

B AQ April 06

B AQ Dez.06 B AQ CD.09

Rock/Pop 5657 52,5 6449 58,6 6787 67,9 6989 68,0 6904 61,9 CD.10

Jazz 3688 44,5 3863 52,9 4020 61,3 4112 65,5 4007 59,6 CD.11

World

1760 49,8 1871 56,4 2048 64,3 2103 49,5 2188 62,7

CD.12 Chanson

511 55,4 561 61,1 579 67,6 584 72,4 556 68,3

CD.13

Schlager 373 38,3 388 54,1 476 58,9 465 65,3 473 60,9 CD.14

Filmmusik 682 55,9 717 61,2 770 72,5 733 77,8 755 69,7 CD.18

Playback

213 26,8 351 40,2 469 56,5 466 51,3 430 54,5

CD.20 Meditation

235 62,6 255 63,1 252 82,0 256 77,5 266 80,0

Noten

KM.NP14 425 62,6 506 74,3 662 70,7 707 72,2 605 70,8 KM.NP15 75 72,0 89 94,1 91 90,7 104 88,0 101 91,5 KM.NC14 54 68,5 68 66,2 91 65,6 86 63,8 91 61,8 KM.NC15 118 61,0 131 72,5 149 81,1 156 70,5 154 69,7 KM.NG3 160 48,1 214 50,5 233 55,3 241 54,2 237 51,1 Bücher

KM.MN54 368 24,2 356 41,3 360 40,5 395 45,5 414 49,1 KM.MN540 494 27,9 543 33,7 593 36,4 608 34,9 620 36,2 DVD

TT.KM.09 98 61,2 182 57,1 244 88,5 242 85,8 293 77,7 GESAMT 14911 16544 17824 18247 18094

2.2.2. Bestand an U-Musik-CDs in den Zweigstellen der Büchereien Wien

Zwar besitzt die Hauptbücherei mit der integrierten Musikbücherei als einzige der

insgesamt 39 Zweigstellen der Büchereien Wien einen großen Bestand an Noten, aber alle Zweigstellen besitzen AV-Medien, darunter kein geringer Anteil an U-Musikmedien. Die Anzahl an U-Musik-CDs beträgt bei den kleineren Zweigstellen meist einige hundert

3 Quelle: bibliotheca-Statistik der HB im Zeitraum Juni 2003 bis Dezember 2006

(28)

Stück, 15 Zweigstellen (HB eingerechnet) können aber mit einer Stückzahl von über 1000 U-Musik-CDs aufwarten.

Mit 4284 CDs (Stichtag 03.05.2007) besitzt die zweitgrößte Zweigstelle der Büchereien Wien, die Stützpunktbücherei Philadelphiabrücke mit zusätzlichem Schwerpunkt Jugend auch den zweitgrößten Bestand an U-Musik CDs. Im Jahr 2006 erzielte man 44643 Entlehnungen.

Die Stützpunktbücherei Bernoullistrasse hat den drittgrößten Bestand mit 2800 U-Musik-CDs und 18466 Entlehnungen im Jahre 2006..

Ich liste hier nun die 15 Zweigstellen mit über 1000 U-Musik-CDs auf, plus der

Gesamtanzahl aller Musik-CDs, der Entlehnzahlen des Jahres 2006 und die Absenz von U-Musik-CDs vom 03.05.2007.4

Zweigstelle der

Büchereien Wien Bestand an U-Musik-CDs (03.05.2007)

Bestand an CDs gesamt

(03.05. 2007)

Entlehnungen von

U-Musik-CDs 2006 Absenz von U-Musik-CDs (03.05.2007) 01 Hauptbücherei 17582 35707 171953 8748

04 1334 2825 7708 436

06 1130 2562 7543 424

10 1012 2483 4372 212

12 1167 2980 8656 460

16 1123 2679 3888 190

18 1648 3334 4910 202

23 4284 8045 44634 2007

30 1405 3223 5649 264

32 1161 2435 3356 186

39 1219 3402 4645 232

40 1068 2322 3143 275

47 1184 2908 4613 205

49 2800 4578 18466 795

53 1238 2936 6766 329

Folgende Tendenz ist dabei festzustellen. Bei einem höheren Bestand an CDs sind auch die Umsatzzahlen höher. Im Schnitt wird eine U-Musik-CD in der Hauptbücherei und der Philadelphiabrücke bis und über 10x pro Jahr entliehen.

4 Kellner, Robert: bibliotheca-Abfrage vom 03.05.2007. [EDV-Abteilung d. MA-13 Büchereien Wien]

(29)

[Im Zeitraum von Juli 2006 bis August 2007 wurde aus Personalgründen nur eine geringe Anzahl an U-Musik-CDs für die Zweigstellen eingekauft, was darauf schließen lässt, dass die Entlehnzahlen bei Vorhandensein aktuellerer CDs noch besser gewesen wären.]

Die Statistik belegt die Beliebtheit von U-Musikmedien in allen Zweigstellen der

Büchereien Wien, bis zu einem gewissen Grad auch unabhängig von Lage und Größe der jeweiligen Bücherei.

Weitere U-Musikmedien in den Zweigstellen sind neben Büchern und CDs noch Videos und DVDs. Letztere werden seit einigen Jahren verstärkt angeboten, kosten jedoch 1€

Entlehngebühr für 2 Wochen pro Medium. Das tut dem großen Entlehnerfolg jedoch keinen Abbruch. Absenzquoten von bis zu 90% in der HB sind hier keine Seltenheit.

Unerfreulicherweise werden von dieser Mediengruppe sehr viele Exemplare gestohlen, dies wiederum hat die Einkaufs- und Bereitstellungsoffensive immer wieder gebremst.

Andererseits sind die Einnahmen über diese Medien hoch, bei Entlehnungen von 20-40x pro Jahr könnte die hohe Diebstahlsquote relativiert werden. Als Lösung käme zumindest in der Hauptbücherei nur ein eigener Ausgabeschalter für DVDs in Frage. Dies wäre aber nur mit mehr Personal zu bewältigen. Über die Einnahmen beziehungsweise die

Verhinderung der Mehrkosten bei Diebstahl wäre das dafür zusätzlich benötigte Personal möglicherweise zu finanzieren, wenn man bedenkt, dass folgende Kostenpunkte bei Diebstählen anfallen:

Kosten des entwendeten Mediums. Kosten der Transponder. Neukaufkosten.

Neusicherungskosten. Verlust an Einnahmen durch Fehlen von Medien und Dauer der Einarbeitung bei Neukauf. Personal- und doppelte Arbeitszeitkosten.

Würden hingegen z.B. 5.000 – 10.000 DVDs mit einem Entlehnschnitt von 10-20x im Jahr ausgegeben werden, so könnte mit den Einnahmen mehr Personal zur Verfügung gestellt werden. Gleichzeitig bedeutet aber die Ausgabe an einem Ausgabeschalter in einer

Freihandbibliothek einen Rückschritt für eine moderne, benutzerorientierte Bibliothek und ist daher nur im äußersten Notfall erstrebenswert.

(30)

2.2.3. Geschichte der Bestandsentwicklung von U-Musikmedien bei den Büchereien Wien

3 Voraussetzungen erscheinen heute für die rasante Bestandsentwicklung von U- Musikmedien, hier vor allem von Tonträgern und Noten, bei den Büchereien Wien verantwortlich. Erste Voraussetzung war eine neue Generation an Bibliothekaren, die es nicht mehr als vorrangiges Ziel sah, den Bibliotheksbenutzer zu bevormunden, sondern versuchte, die Wünsche eines breiten Publikums zu erfüllen.

Dies kann nur funktionieren, wenn man z.B. U-Musik nicht wertend betrachtet. Bestand das Hörpublikum ab Eröffnung der Musikbücherei in der Hauptbücherei im Jahre 1970 als erste öffentliche Musikbücherei zum größten Teil aus Musikstudenten,

Musikwissenschaftlern, Musikern, Lehrern und Klassikfans, also einer kleinen Zielgruppe, wurde mit dem Ankauf und der damit verbundenen Entlehnung von U-Musikmedien in allen Zweigstellen ein breites Publikum angesprochen.

Dies war auch die entscheidende zweite Voraussetzung: die Akzeptanz durch die Benutzer.

Die Möglichkeit der Entlehnung von zuerst Kassetten ab 1977 und dann CDs ab 1990 wurde begeistert aufgenommen.

Voraussetzung Nr. 3 war eine Tendenz innerhalb der Stadtpolitik, sich

marktwirtschaftlichen Vorgaben auch in Öffentlichen Bereichen anzupassen. So mussten Öffentliche Büchereien beginnen, Leistungen anhand von Zahlen vorzuweisen. Insofern kamen die hohen Entlehnzahlen bei U-Musik nur recht. Konnte sich die beinahe

vollständig auf klassische Musik ausgerichtete Musikbücherei unter ihrem damaligen Leiter Rudolf Komarnicki noch als eine Art elitärer Kreis mit einem hohen Grad an Selbstbestimmung betrachten, haben sich die Vorgaben in den folgenden Jahren immer mehr verschärft. Wichtig erscheinen heute in erster Linie hohe Entlehnzahlen, die momentan bei den U-Musikmedien noch vorhanden sind. Doch auch hier dürfte bereits eine Sättigung eingetreten sein, das Downloaden von Musik als direkter Konkurrent für den Entlehnbetrieb von CDs scheint vor allem bei Jugendlichen gut zu greifen. Die Entwicklung in den nächsten Jahren wird für die Zukunft der herkömmlichen CD und der damit verbundenen Entlehnung in Öffentlichen Büchereien entscheidend sein.

(31)

2.2.3.1. Geschichte der Bestandsentwicklung in der Hauptbücherei

Das Umdenken bei den Büchereien Wien setzte zeitgleich mit Aufkommen der Compact Disc ein, die 2007 ihr 25-jähriges Bestehen feierte. 1982 war das Jahr der Markteinführung der Compact Disc, 1984 ging der vielgerühmte damalige Leiter der Musikbücherei, Rudolf Komarnicki, in Pension. Komarnicki wird von jenen Menschen, die ihn gekannt haben, als außergewöhnlicher Mensch bezeichnet, er war aber sicher kein Freund der „leichten Muse.“ So finden sich bis zu diesem Zeitpunkt nur Volksmusik und einige wenige ausgewählte Jazz- und Popplatten im Bestand der Hauptbücherei.

„Ich kann mich erinnern, es hat das blaue und das rote Beatles-Album gegeben, die irgendwann von Rudolf Komarnicki angekauft wurden. Da hat man schon durchschauen können, so abgespielt waren die. Durch Mundpropaganda hat es sich herumgesprochen, dass es diese Platten gibt, und die sind, vor allem von Kindern, immer wieder angehört worden. Es ist aber nicht weiter ausgebaut worden. Da war faktisch nichts vorhanden.“ 5

„Und dann [gab es ] diese Michael Jackson Platte, und The Harvest von Neil Young und Beatles, das blaue und das rote Album und ein paar so Hadern, das hat auch schon der Komarnicki eingekauft. Aber wirklich nur so ganz vereinzelt, so punktuell ein paar Popmusiksachen, das wurde ja nicht goutiert.“ 6

Mit Reinhard Wieser als neuem Leiter der Musikbücherei von 1984-1988 wurde dann der eigentliche Wechsel von der reinen Klassikbücherei zur breitgefächerten, allen

Musikrichtungen offenstehenden Bücherei durchgeführt. Es begann der intensive Einkauf von U-Musikmedien. 1986 wurden die Grundbestände im Bereich Jazz und Popmusik noch auf Kassetten ergänzt und nachgekauft, parallel lief aber bereits der Einkauf von CDs und noch der von Schallplatten.7 Mit Etablierung der CD wurde der Einkauf von LPs und Kassetten jedoch beendet. Vorerst konnte man CDs aber, so wie es bei Schallplatten auch der Fall war, nicht entlehnen, sondern nur in der Musikbücherei auf der hauseigenen Abspielanlage anhören. Diese war 1985 erneuert worden. 14 Plattenspieler, 2 Tape-Decks und ein CD-Spieler standen zur Verfügung.8 1987 werden dann zusätzliche CD-Spieler angeschafft, die im Laufe der Zeit die Plattenspieler verdrängen. Zum jetzigen Zeitpunkt stehen den Benutzern in der Musikbücherei im College 5 der Hauptbücherei Wien am Urban-Loritz-Platz 17 CD-Spieler, 6 DVD- und Videogeräte und 2 Plattenspieler zur Verfügung.

5 Ausschnitt aus einem Interview mit Reinhard Wieser im September 2007.

6 Ausschnitt aus einem Interview mit Bernadette Posch, Bibliothekarin in der Billrothstrasse, im September 2007.

7 vgl. Pravits, Anita: Die Hauptbücherei der Wiener Städtischen Büchereien. Hausarbeit im Rahmen des Ausbildungskurses 1999/2000. S.22.

8 ebda.

(32)

1990 ist dann das große Jahr der CD, sie steht endlich zur Entlehnung zur Verfügung. 1992 sind 4.100 Musik-CDs im Bestand gelistet.9 Am 03. Juni 2007 ergibt eine bibliotheca- Abfrage einen Bestand von 17.582 U-Musik-CDs bei etwa 36.000 CDs gesamt.10

Auch alle Zweigstellen haben den CD-Bestand im Musikbereich kontinuierlich ausgebaut und insgesamt weisen 14 Zweigstellen (ohne HB) einen Bestand mit mehr als 1000 U- Musik-CDs auf.

U-Musiknoten werden hingegen fast nur von der Musikbücherei eingekauft und zur Verfügung gestellt. Auch hier kam es innerhalb von 20 Jahren zu großen

Bestandserweiterungen und überdurchschnittlich hohen Entlehnungen.

Seit 1995 gibt es auch Musikvideos, die in der Zwischenzeit immer mehr durch Musik-DVDs verdrängt werden.

Die Begeisterung der Benutzer Mitte der 90er Jahre geht soweit, dass viele CDs verschwinden, also gestohlen werden. Nach einer Inventur von Rudi Kraus und Peter Hörschelmann, die einen immensen Schwund an CDs nachweist, reagiert man 1997 mit der Installation einer Mediensicherungsanlage. Schwachpunkt der Anlage war, dass sie nur beim Ausgang, nicht aber beim Stiegenaufgang zur Musikbücherei aufgestellt war.

„Somit konnte die hohe Anzahl an Diebstählen nicht wirklich konsequent verhindert werden.“ 11

In die Amtszeit von Dr. Alfred Pfoser als Leiter der Büchereien Wien (1998 – 2007) fallen mehrere große Veränderungen, die die Bedeutung der Öffentlichen Büchereien als

kulturelle Einrichtungen und Kommunikationszentren auch in Zukunft erhalten sollen.

1999 bekommen die Büchereien Wien ein EDV-System, das alle Zweigstellen integriert, und die Bibliothekssoftware Bibliotheca. Ab 2002 gibt es auch erstmals festgelegte Budgets für den Einkauf der einzelnen Colleges, die am Jahresanfang festgelegt werden.

Für den im U-Musikbereich einkaufenden Bibliothekar eine wichtige Richtlinie bei Recherche und Auswahl der Medien.

Die Ausstattung der Medien mit neuen RFID-Transpondern ab 2002 sollte schnellere und problemlosere Entlehnungen und mehr Sicherheit vor Diebstahl garantieren.12

2003 erfolgt der Umzug der Hauptbücherei vom ungünstig gelegenen und mit den Jahren viel zu klein gewordenen Standpunkt aus der Skodagasse in die neu gebaute Hauptbücherei

9 Posch, Bernadette: Öffentliche Musikbücherei Wien. Entwicklung – Vergleiche – Tendenzen. Hausarbeit im Rahmen des bibliothekarischen Ausbildungskurses 1999/2000, S. 11.

10 Kellner, Robert: bibliotheca-Abfrage vom 03.06.2007. [EDV-Abteilung d. MA-13 Büchereien Wien]

11 Ausschnitt aus einem Interview mit Peter Hörschelmann, Bibliothekar in der HB, im September 2007.

12 RFID steht für Radio Frequenzy Identification. Siehe dazu Kapitel 4.

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