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Was sind invasive Neobiota?

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Academic year: 2022

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Was sind invasive Neobiota?

Neobiota sind Tier-, Pilz- oder Pflanzenarten (aber auch Mikroorgansimen können dazu gehören), die

natürlicherweise nicht in einem definierten Gebiet vorkommen und erst durch den Einfluss des Menschen dort hingelangt sind. Sie werden deshalb auch als gebietsfremde Arten bezeichnet. Manche dieser nicht heimischen bzw. gebietsfremden Arten können unerwünschte Auswirkungen auf heimische Arten, den Lebensraum oder die Nutzung des Ökosystems haben. In diesem Fall werden sie invasiv genannt.

Schon seit es Tiere und Pflanzen auf der Erde gibt, haben sie sich von einem Gebiet in ein anderes ausgebreitet:

durch Wanderungen oder passiven Transport z.B. mit dem Wasser oder Wind. Wenn sie im neuen Lebensraum günsQge Bedingungen vorfanden, konnten sie sich dort fortpflanzen und neue PopulaQonen auRauen. Europa zum Beispiel wurde nach jeder Eiszeit teilweise neu bzw. wieder besiedelt.

Box: Wussten Sie, dass das Edelweiß ursprünglich aus der zentralasia8schen Steppe stammt und erst seit ca. 10.000 Jahren (Ende der letzten Eiszeit) in den Alpen heimisch ist?

Der Mensch hat solche Wanderungen stark beschleunigt, indem Tiere und Pflanzen beabsichQgt als Zier- oder Nutzarten oder unbeabsichQgt z. B. mit Schiffen oder als Samen verschleppt wurden. Viele Arten gelangten so von ihrem Ursprungsgebiet bis in weit enYernte KonQnente.

Box/Quiz:

invasive Neozoa

Tier- und Pflanzenarten, die in der AnQke eingeführt worden sind, werden als Archäobiota bezeichnet. Tier- und Pflanzenarten, die in neuerer Zeit eingeführt wurden, werden als Neobiota bezeichnet. Wann genau die

„neuere Zeit“ beginnt, ist DefiniQonssache: in der Bundesrepublik Deutschland ist offiziell das Jahr 1492 als Grenze festgelegt, in der Tschechischen Republik das Jahr XXXX.

Box/Quiz:

Einige Neobiota fallen gar nicht weiter auf, sie gehören zur Fauna und Flora, ohne Schaden anzurichten.

Beispiele sind die Süßwassermeduse (Craspedacusta sowebyii), Douglasie (Pseodotsuga menziesii), oder die Kartoffel (Solanum tuberosum).

Viele andere Neobiota aber breiten sich massiv aus, können heimische Arten verdrängen, neue Krankheiten übertragen, ganze Ökosysteme verändern und sogar wirtschahliche Schäden verursachen. Solche Arten nennt man invasive Neobiota. Die meisten von ihnen sind erst in jüngster Zeit im Zuge der Industrialisierung und Globalisierung in neue Regionen, Fluss-Einzugsgebiete oder KonQnente gelangt. Der Prozess des Transports und der Etablierung invasiver Arten wird auch als biologische Invasion bezeichnet.

Beispiele: invasive in Deutschland/Tschechischer Republik) Foto Schwarzmundgrundel (SW)

Foto Nilgans (SW)

Amerikanischer Kamberkrebs (SW, MB) Staudenknöterich (N.N.)

Wo kommen diese in Mitteleuropa gebietsfremden Arten her?

Welche von diesen Arten sind in Mitteleuropa Neobiota, welche Archaeobiota?

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Neobiota in europäischen Flüssen

Die Flüsse Europas werden vom Menschen vielfälQg und intensiv genutzt. Der Bau von Kanälen zwischen Fluss- Einzugsgebieten, internaQonale Schifffahrt und der globale Handel fördern die Einschleppung invasiver aquaQscher Tierarten, darunter Fische, Muscheln und Kleinkrebse aus dem Schwarzmeerraum, aber auch amerikanische Flusskrebsarten.

Die Transportwege sind vielfälQg:

• als „blinde Passagiere“ in oder an Schiffen und Booten (Ballastwasser, Bewuchs an Schiffsrümpfen und Schrauben),

• als Angelköder,

• in die „Freiheit“ entlassene exoQsche Aquarienbewohner,

• absichtlicher Besatz von Gewässern (Erwartung von wirtschahlichem „Nutzen“)

• Verschleppung von Eiern, die an Wasservögeln anhahen

• AkQve Wanderung stromaufwärts, Verdrihung stromabwärts

• AkQve Wanderung über Land Box/Quiz:

Ausbreitungsgeschwindigkeiten wirbelloser invasiver Neozoa in europäischen Wasserstraßen (km/Jahr) Leuven et al. 2009

Leuven, R.S.E.W., van der Velde, G., Baijens, I. et al. Biol Invasions (2009) 11: 1989. https://

doi.org/10.1007/s10530-009-9491-7

Über welche Transportwege wurden diese Arten (wahrscheinlich) eingeführt?

Taxon/species Number of

records

Mean dispersal rate

Minimum dispersal rate

Maximum dispersal rate

Muscheln (Bivalvia)

Körbchenmuschel (Corbicula

fluminea) 6 63 27 276

Zebramuschel (Dreissena

polymorpha) 3 65 14 199

KrebsQere (Crustacea) Schlick-Röhrenkrebs

(Chelicorophium curvispinum) 6 44 14 137

Großer Höckerflohkrebs

(Dikerogammarus villosus) 4 112 40 461

Pon8sche Assel (Jaera sarsi) 5 109 31 185

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Neobiota erhöhen doch die Biodiversität … oder?

Nach der letzten Eiszeit war die Artengemeinschah in großen Flüssen stark verarmt. Im Vergleich mit z. B. der nordamerikanischen Fischfauna der nicht von Vereisung betroffenen Gebiete ist das auch immer noch der Fall.

Die miseleuropäischen Gewässer mussten erst wieder besiedelt werden, wobei Fische und die flugfähigen Insekten die ersten waren. Die weniger mobilen wirbellosen Tiere kamen erst später, weshalb der

ursprüngliche Artenreichtum z. B. an KrebsQeren nicht wieder erreicht wurde (Thienemann 1950).

THIENEMANN, A. (1950): Verbreitungsgeschichte der SüßwasserQerwelt Europas. Die Binnengewässer 18, 809 S., Stusgart.

Zusätzlich werden die meisten Fluss-Ökosysteme im dichtbesiedelten Europa durch den Menschen stark beeinflusst. Zu den Faktoren, die die Lebensbedingungen vieler aquaQscher Organismen erschweren und die Biodiversität dadurch weiter verringern, gehören u. a.

• Die Belastung durch Einträge von Pflanzennährstoffen (Dünger) und anderen Schadstoffen (z. B. aus dem Abwasser)

• Die Erhöhung der Wassertemperatur durch Wärmekraherzeugung oder das Einleiten von Kühlwasser

• Die Verringerung der Gewässer- Durchgängigkeit durch Wasserkrahanlagen oder Schleusen

• strukturelle Verarmung (Homogenisierung) der Gewässer und der darin befindlichen Lebensraumtypen eine durch den Ausbau für Schifffahrt und Hochwasserschutz.

Durch all diese negaQven Einflüsse werden die Lebensbedingungen vieler aquaQscher Organismen erschwert, wodurch die Biodiversität weiter verringert wird.

Extremereignisse wie Jahrhunderthochwasser und Dürreperioden, wie z.B. die Hochwasser 2002 und 2013 oder die Rekordsommer 2003 und 2019 in der Elbe, oder Umweltkatastrophen, wie der Brand der Sandoz-

Chemiewerke 1986 in Basel am Rhein, führen ebenfalls zu Einbrüchen der Biodiversität in Flüssen. Von solchen Vorfällen müssen sich Fluss-Ökosysteme jahrelang erholen.

Box: Grafik Elbe –Anteil invasiver Neozoen am MZB (oben) und gesamter Artenreichtum S (species richness) im MZB

1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

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Invasive neozoa (%)

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Viele invasive Neobiota sind besonders robust und dadurch in der Lage, gestörte Gewässersysteme oder extreme Lebensräume zu besiedeln. So könnte man argumenQeren, dass die zahlreichen neu eingeführten Muscheln, KrebsQere usw. die Biodiversität bereichern. Tatsächlich führen einzelne dieser gebietsfremden Arten jedoch zu weiterem Verlust heimischer Arten, da viele invasive Neobiota konkurrenzstärker sind und somit u. a. notwendige Nahrungsressourcen rauben oder die noch vorhandenen Lebensräume besetzen können. Aufgrund der häufig sehr schnellen Vermehrung dieser invasiven Neobiota, kommen solche Arten häufig rasch in sehr hoher Zahl vor und drängen andere Arten bis zum Verschwinden im neubesiedelten Lebensraum zurück. Häufig stellen künstliche Strukturen, geschaffen durch die Umgestaltung der

Gewässersohle und der Ufer zu Schifffahrts- und Hochwasserschutz-Zwecken, sogar ideale Lebensräume für die einwandernden Arten, während verdrängten und gefährdeten heimischen Arten die geeigneten Rückzugsräume fehlen.

Was tun?

Es ist prakQsch unmöglich, invasive Neobiota wieder auszurotten, wenn sie sich einmal etabliert ha- ben - ein sinnvolles Management kann u. a. darin bestehen, Invasionen frühzeitig zu erkennen und, soweit möglich, einzuschränken - sowie Rückzugsräume für heimische Arten zu erhalten bzw. zu schaffen. Durch den Schutz natürlicher bzw. naturnaher Flusssysteme bleiben die geeigneten Lebensräume heimischer Arten erhalten, wodurch invasive Neobiota sich weniger explosiv ausbreiten und deren negative Auswirkungen eingeschränkt werden sollten.

Dafür müssen neue Strategien und Lösungsansätze geschaffen werden. Dabei kann auch jeder Bürger helfen:

invasive Arten erkennen, von heimischen unterscheiden, Funde melden, und keine gebietsfremden Arten in die Natur ausbringen. Außerdem ist eine grenzübergreifende Zusammenarbeit nöQg, da Flüsse und die darin lebenden Arten keine Grenzen kennen.

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