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Die Besteigung des höchsten Berges in Norwegen

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Academic year: 2022

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Die Adelsnadel

Wieder einmal ist die Südpfalz, die Buntsandsteinfelsen dort, unser Ziel. In Vorbereitung einer Kletterfahrt hat man zu Hause die entsprechenden Kletterführer studiert und dabei eine Vorauswahl der eventuellen Gipfel und Kletterrouten vermerkt. Vor Ort, im Angesicht der steilen Felsen, der Route, kommt dann erst die Entscheidung, ob man diese angeht oder lieber bleiben lässt in Hinsicht des eigenen Leistungsvermögens, der möglichen Absicherung des Weges usw. Ein solches ausgesuchtes Wunschziel war für mich die Adelsnadel. Sie steht zwischen den Orten Rumbach und Schönau, unweit der Abzweigung nach Fischbach, nur wenig von der Straße entfernt, aber durch dichten Wald verdeckt. Im Juni 1995 suchte ich erstmals die Adelsnadel auf, dabei nur die Zeichnung vom Kletterführer im Kopf. Von der Straße führte ein Pfad im dunklen Wald aufwärts, die Bäume wichen zurück, und vor uns ein schmaler, hochaufragender Fels mit unerbittlichen Steilwänden, die mit ihren gipfelverschließenden Überhängen unersteigbar schienen, ein fantastischer Anblick. Alle Routen zum Gipfel wurden nun anhand des Kletterführers begutachtet, mit dem Endresultat, zu schwer für mich im Vorstieg. Ich erzählte Karl-Heinz Süptitz von diesem Traumgipfel, machte ihn neugierig. Ostern 1999 wollte ich Karl-Heinz die Adelsnadel zeigen, aber leider war der Zugang wegen Wanderfalkenbrut gesperrt. Ein weiterer Versuch scheiterte ebenfalls an den Wanderfalken. Endlich, am 22.07.1999, dann freier Zugang, also Aufstieg nun möglich.

Wir, Familie Süptitz und ich, waren im Laufe der letzten Tage auf mehreren schweren Routen unterwegs gewesen, also recht gut eingeklettert, besonders Karl-Heinz war in Höchstform. Am Vormittag ging es zuerst zum Teufelstisch nach Hinterweidenthal. Ein Pflichtaufstieg für gute Südpfalz-Kletterer war dort zu absolvieren, das

"Teufelsdach", eine VII-. Karl-Heinz wie immer souverän in dieser überhängenden Route, ebenfalls Sohn Sven. Ich selbst kniff (im Nachhinein habe ich mich darüber geärgert) und stieg statt dessen über den Normalweg (III+, Schulterstand) auf diesen ungewöhnlichen Gipfel. Nach einer ausgiebigen Rast ging es dann in Richtung Adelsnadel nach Rumbach. Das Wetter machte uns Sorgen, hoffentlich hielt es noch für die Besteigung des Felsens.

Die Zufahrt, den Zugang kannten wir ja, waren also schnell vor Ort. Wie jedes Mal ist man beeindruckt von diesem 29 m hohen Fels, von seinen steilen Wänden, wahrscheinlich, da man keinen Abstand zu ihm findet, der Wald ist zu nah, man kann nur aufwärts blicken. Karl- Heinz hatte sich für die klarste Linie zum Gipfel, für die

"Talwand" entschieden, eine VI-, A0 (VII-). Eine sehr ausgesetzte und schwierige Route, die aber durch ihre Geradlinigkeit und die Absicherung mit 6 Ringen bzw.

Haken, sowie der Hoffnung, Klemmkeile im oberen Teil zur Sicherung unterbringen zu können, uns am meisten von allen vier möglichen Aufstiegen und den vier Varianten zusprach. Es ist immer ein Ritual, eine Selbstbestimmung vor solch einem schwierigen Aufstieg, etwas umständlicher als sonst legt man das Kletterzeug an, kontrolliert nochmals alles sorgfältig. Als Ablauf war abgesprochen: Karl-Heinz im Vorstieg, Sven als Sicherungsmann, ich beim Vorstieg von Karl-Heinz als Fotograf. Als Seilzweiter dann ich, um den Aufwärtsweg von Sven als Seildrittem von oben aus im Bild festzuhalten. Evi verzichtete, war an diesem Gipfel nur Zuschauerin. Die ersten 7 m zum Haken ungesichert, für Karl-Heinz kein Problem. Im weiteren Verlauf des Aufstieges schien es immer schwieriger zu werden, man sah es an den Bewegungen des Vorsteigers, besonders ab Mitte der Führe, wo es entlang einer steilen Leiste für die Füße und nur Auflagen für die Hände, ausgesetzt nach oben ging. Der Gipfelkopf schien etwas leichter zu sein, so sah es jedenfalls von unten aus, wenn man Karl-Heinz beim Steigen beobachtete. Ohne Komplikationen hatte unser Vorsteiger nach knapp einer Stunde den Gipfel erreicht. Jetzt war ich an der Reihe, diesen Weg zu steigen, allerdings mittels Seil verlässlich von oben durch Karl-Heinz gesichert. Meine anfängliche Nervosität legte sich schon nach den ersten Metern. Die Route war mir sympathisch, ich hatte mich ja auch lange Zeit darauf vorbereitet. Auch als Seilzweiter ist man bestrebt, sauber zu klettern, keine Seilhilfe in Anspruch zu nehmen, und je schwieriger die Route, desto sauberer versucht man zu klettern, so dass man die Tour fast wie im Vorstieg erleben kann. Da aber keine große Absturzgefahr droht, ist die nervliche Anspannung geringer, man kann sich

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ohne Ängste konzentrieren. Die geistige Auseinandersetzung mit dem Weg, die Einstellung dazu, das Bewusstsein, den anstehenden Schwierigkeiten gewachsen zu sein, sind die Faktoren für den Erfolg beim Klettern. Natürlich bedingt dies körperliches Training, viele Kletteraufstiege und keine Fehleinschätzung in der Schwierigkeit des Weges. Ab dem ersten Haken wurde es schwierig, ich kam nur langsam voran, das Suchen von Tritten und Haltepunkten für die Hände, um Balance zu halten, erforderte Zeit. Man schaltet geistig alles Nebensächliche ab, ist nur noch Kletternder, voll konzentriert auf die zu bewältigende Aufgabe, nur die nächsten Meter im Sichtfeld, eine spannungsgeladene Atmosphäre umgibt einen. Langsam aber stetig steige ich höher, an den von Karl-Heinz gelegten Sicherungspunkten mein von oben kommendes Seil aus den Karabinern klinkend.

Ich komme an die schwierigste Stelle des Aufstieges, eine schräge, fast grifflose Platte, nur am Rand an der senkrechten Steilwand ein kleiner Riss, der den Füßen auf kleinsten Trittchen Halt bieten soll, für die Hände nur kleine Auflagen. Am oberen Rand der rund 6-7 m langen Platte ein verlässlicher Haken, den zu erreichen für Karl-Heinz bestimmt nicht leicht war. Es ist wahrscheinlich die A0-Stelle, denn ringsum gibt es nichts zu greifen, nur glatte Steilwand, die Stabilisierung des Gleichgewichtes ist hier das Problem, sei denn, man greift in die Express-Schlinge, die im Haken eingeklinkt ist (A0). Nun, ich komme auch darüber hinweg, es dauert zwar seine Zeit, aber ich schaffe es. Der weitere Aufstieg, nun schon am Gipfelkopf, ist Euphorie, es sind Glücksgefühle, die man schwer beschreiben kann, so dass die letzten 10 m einem leicht erscheinen, obwohl sie noch relativ schwierig sind. Der mich verlässlich sichernde Karl-Heinz empfängt mich mit strahlendem Gesicht.

Ein herzliches "Berg-Heil", ausgesprochen von mir mit vielem Dank, durch seine Hilfe diesen stolzen Gipfel erreicht zu haben. Viel Zeit für Gefühle bleibt nicht, ich mache mich fest, hole den Fotoapparat mit dem Seil nach oben und fotografiere nun vom Gipfel den Aufstieg von Sven, unserem dritten Mann. Es sind spektakuläre Tiefblicke, die sich dabei bieten. Wundere mich im Nachhinein, dass ich selbst als "alter Knabe" diese Route gut geschafft habe. In relativ kurzer Zeit ist dann auch Sven oben auf dem Gipfel. Erst jetzt ist Zeit, das wunderschöne Gipfelbuch anzusehen, worin die Besteigungsgeschichte dieses außergewöhnlichen Felsens beschrieben wird. Leider verdunkelt sich der Himmel, keine Fernsicht. Schnell die Abseile fertiggemacht, und, vorbei am "Normalweg" VI-, der Route der Erstbesteiger von 1921, geht es am Seil eilig nach unten. Wir haben noch Glück, erst am Auto kommen die ersten Tropfen.

Es war für mich der schönste Aufstieg in der Südpfalz von all denen, die ich hier schon durchstiegen habe. Mein Respekt und tiefe Hochachtung vor der Leistung der Erstersteiger unserer Route im Jahre 1933, in Anbetracht der damaligen Ausrüstung (Dachdeckerschuhe, Hanfseil usw.), nicht zu vergleichen mit unserem jetzigen Supermaterial.

Mit diesen Zeilen über den Aufstieg auf die Adelsnadel, habe ich versucht, einmal einige Gedanken zum Klettern und solche beim Klettern zum Ausdruck zu bringen. Vielleicht erreiche ich damit etwas Verständnis für diese Leidenschaft zum Klettern, obwohl damit die vielgestellte Frage: "Warum steigt ihr da hoch, setzt euch freiwillig Gefahren aus" nicht beantwortet ist.

Gerhard Haag

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Die Besteigung des höchsten Berges in Norwegen

1999 beschließen meine Frau und ich, zum zweitenmal mit dem Auto nach Norwegen zu reisen. Verstärkung erhalten wir durch unsere DAV-Mitglieder Ursula und Hans-Jürgen Belke. Haben wir zuerst Fjordnorwegen bis Trondheim kennen gelernt, führt uns der zweite Abschnitt unserer Reise in die Gebirge Rondane und Jotunheimen. In Lom beziehen wir Quartier.

Das Ziel ist die Besteigung des Galdhöppigen, 2469 m hoch. Er ist der höchste Berg Norwegens und Nordeuropas. An einem Sonntag, am 27. Juni 1999, stehen wir 2 Männer zeitig auf und fahren über die 18 km lange Schotterstraße ständig bergan nach Spitterstulen, 1106 m NN. Für die Benutzung der Straße müssen wir 50 NKR Maut bezahlen. Das Wetter ist einigermaßen erträglich, und der Wirt vom Berghotel meint, dass heute eine Besteigung des Galdhöppigen möglich ist. Gegen 8.00 Uhr beginnen wir mit dem Aufstieg. Zuerst geht es über Geröll und Morast aufwärts, dann nehmen die Schneefelder zu. Das Wetter trübt sich immer mehr ein, und es fängt leicht zu schneien an. Nach 2 Stunden machen wir eine kurze Rast und stülpen uns Handschuhe, Pullover und Wollmützen über. Die Temperatur ist unter 0 Grad gesunken. Das Schneetreiben wird immer dichter. Wir sind die einzigen Touristen auf dieser Tour. Zum Schneetreiben kommt nun auch noch Nebel dazu.

Wir müssen auf die seltene Markierung und die gefrorenen Trittspuren achten. Diese sind im verwehten Schnee immer schlechter auszumachen. Der Altschnee ist verharscht und der Untergrund eisig. Bei An- und Abstiegen müssen wir höllisch aufpassen. In der Zwischenzeit haben wir den ersten Zwischengipfel Schwellnase (Svellnosi), 2272 m, erreicht und einige Zeit später auch den zweiten, genannt Keilhaus Top, 2355 m.

Schließlich sehen wir im Schnee ein Schild "Achtung, markiertem Weg folgen!". Wir erkennen Trittspuren und in ca. 30-m-Abständen Haselnussstöcke im Schnee stecken. Sie sind gerade noch von einem Abstand zum anderen zu erkennen. Wind und Schnee pfeifen uns um die Ohren. Die feinen Schneekristalle brennen wie Feuer im Gesicht, und wir sehen mittlerweile wie Polarforscher aus. An Fotografieren oder Filmen ist leider nicht zu denken. Nach 4 Stunden Aufstieg taucht schemenhaft ein riesiger Felsblock vor uns auf. Beim Näherkommen entpuppt sich dieser als die Hütte auf dem Galdhöppigen, damit ist der Gipfel erreicht. Aber wo ist die Eingangstür in die Hütte? Wir sind enttäuscht, weil wir sie nicht finden. Nachdem wir schon fast resigniert haben, merken wir, dass menschliche Wesen sich hinter hochverschneiten Fenstern bewegen. Wir machen uns bemerkbar, es öffnet sich eine Luke, und wir können von oben in die Hütte einsteigen. Als Tritthilfe dient ein Hocker. Ein junger Bursche fungiert als Hüttenwirt. Es gibt immerhin mehrere heiße Getränke. Nachdem wir uns nach halbstündiger Rast wieder aufgewärmt haben, rüsten wir zum Abstieg. Uns empfängt wieder ein beißender Schneesturm. Die Sicht ist noch miserabler, und wir tasten uns von Haselnussrute zu Haselnussrute abwärts. Vorsicht ist geboten, Fehler könnten schlimme Folgen haben. Schließlich kommen wir doch wieder in niedrigere Regionen, die Sichtverhältnisse werden besser und der Schnee weicher. Nach 3 Stunden Abstieg ist Spitterstulen erreicht. Wir sind geschafft aber glücklich.

Abschließend stellen wir wieder einmal fest, Norwegen ist anders als Mitteleuropa, jede Tour wird hier zum Abenteuer mit mehreren Unbekannten. In Lom erwarten uns unsere Frauen mit einem kräftigen Abendbrot. Die Welt ist wieder in Ordnung.

Werner Zeitler

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Die Brenta – eine Reise wert

Die Alpen-Sommerfahrt der DAV-Sektion "Alexander von Humboldt" Berlin führte vom 5. bis 11. September 1999 in die Brenta. An dieser Fahrt nahmen die Bergfreunde Jochen Grau und Peter Beyer teil.

Die Brenta gehört zu den Dolomiten und ist gekennzeichnet durch steile und hochragende Wände und Türme.

Die lotrechten Wände und Risse, Zacken und Grate geben dem Gebirge ein wild-romantisches Aussehen. "Die Wände und Türme dort wachsen unmittelbar aus den Schuttkarren empor und sind oft atemberaubend steil und hoch: eine Steinwüste von einer wilden, elementaren Schönheit" (Köhler/Memmel). Der Fels ist in der Regel fest und griffig. Zwischen den Steilstücken liegen oft Schuttbänder unterschiedlicher Größe. Die Berge sind allgemein zwischen 2500 und 3200 m hoch. Die in den Wander- und Kletterführern angegebenen Geh- und Kletterzeiten sind stramme Zeiten.

Als Stützpunkt hatten wir die Hütte "Brentei" (Wanderer) und "Tomaso Pedrotti" (Kletterer) in 2496 m Höhe gewählt. Die Unterkunft hatten wir vorher reserviert, was von Vorteil war, denn bei der extremen Hoch- wetterlage waren die Hütten stark frequentiert. Auf der Pedrottihütte fanden sich schließlich 17 Kletterer ein, deren Hauptziel die Besteigung des Campanile Basso (2877 m) war.

Campanile Basso (auch Guglia di Brenta genannt)

Inmitten dieser wildschönen Gebirgsgruppe ragt dieser ca. 300 m hohe freistehende Turm empor. Die "Guglia"

gehört zu den elegantesten und beeindruckenden Gipfeln der Alpen. A. v. Radio-Radiis beschreibt die "Guglia"

als einen kühnen phantastischen Felsobelisk von erschreckend schlanker Form und verblüffend magerer Dimension, der mit Fug und Recht als "Dent du Geant" der Ostalpen bezeichnet wird. Seit der Erstbesteigung am 18. August 1899 durch die Innsbrucker Alpinisten Otto Ampferer und Karl Berger gilt dieser Berg heute als

"Prüfstein alpiner Kletterkunst" (Steinitzer). Inzwischen führen ca. zwei Dutzend Kletterrouten auf den allseits glattwandigen Gipfel. Uns schwebte die Fehrmann-Verschneidung, auffallende und beeindruckende Verschnei- dung in der SW-Seite, vor. Wir, Jochen und ich, hatten uns mit Bernhard Weber (Jochens Seilgefährte am Bernina) und Wolfgang Beyer (langjähriger Kletterfreund von Peter) abgesprochen.

Zum Eingewöhnen gingen wir am ersten Tag an die Cima Brenta Bassa, 2809 m. Bernhard, Jochen und Peter machten die SO-Wand IV. Prächtige Kletterei, einen auffallenden gelben Riss benutzend. Wolfgang begab sich mit seinen beiden Frauen auf den Normalweg. Der Zufall wollte es, dass wir zur gleichen Zeit auf dem Gipfel ankamen. Alles lief wie gewünscht, wir fühlten uns wohl. Abends Beratung. Olaf, der über Brenta- und Guglia- Erfahrung verfügte, plante für den nächsten Tag die Besteigung der Guglia in einer Dreierseilschaft. Zu seiner Seilschaft gehörten Katrin und Günter Bachert. Für uns Zeit für eine andere Tour. Gleichzeitig waren wir auf eine Einschätzung des erfahrenen Günter gespannt. Am nächsten Tag zogen wir zu viert los, um an der Brenta Alta (2960 m), die Südkante (V, 400 m) in zwei Zweierseilschaften zu machen. Die Kante begann mit einer überhängenden feuchten Verschneidung (ca. 30 m). Bernhard und Wolfgang schmissen das Handtuch, so dass ich mit Jochen alleine war. Der Verschneidung folgte luftige Kantenkletterei, steile Wand und einen Riss benutzend. Die Tour weist 4 schwere Seillängen auf, die sich gleichmäßig auf uns verteilen. Zu meinem Glück traf Jochen an beiden feuchten Verschneidungen der Vorstieg. Er meisterte diese jedoch sehr bravourös, spreizte sehr elegant, es war eine Augenweide. Ein Klasse-Weg, es "lief", wir waren erfreut, Gipfelglück ... (Wolke sieben).

Die abendliche Auswertung des Klettertages, ab 18 Uhr floss der Rotwein, brachte eine neue Konstellation.

Durch den Bericht der Guglia-Besteiger nahm Achim von der Guglia Abstand, für mich Anlass, Bernhard ebenfalls von der Besteigung abzuraten. Es blieben demnach noch 3 Dreierseilschaften von unserer Gruppe für die Besteigung übrig. Als Dreierseilschaft schied die Fehrmann-Verschneidung für uns aus, zumal die anderen ihre Dreierseilschaften nicht ändern wollten. Wir einigten uns wenigstens dahingehend, dass am nächsten Tag nur 2 Seilschaften losgingen, weil mit weiteren unbekannten Seilschaften gerechnet werden musste.

Vom Normalanstieg wussten wir, dass man bei normalem Ablauf ca. 4 Stunden benötigt, manch ein Bergfreund Probleme mit der Wegefindung hatte, die im unteren Teil befindliche "Pooliwand" (IV+, ansprechende Wandkletterei) ein Prüfstein sein soll. Wer hier bereits Probleme hat, dem wird vom Weiterklettern abgeraten.

Nach dem Frühstück, täglich ab 6.30 Uhr, zogen wir los. Von der Hütte bis zum Einstieg 30 bis 45 Minuten.

Von der Bocca di Brenta ging es den beeindruckenden Bocchetteweg, schmaler Klettersteig mit enormem Tiefblick, bis in die Scharte zwischen Guglia und Cima Brenta Alta. Vor uns war bereits eine Seilschaft, Bergführer mit zwei Nachsteigern, am Einstieg. Sie waren für uns kein Hindernis, denn der junge Bergführer hatte Ortskenntnis, war superschnell und holte stets beide Nachsteiger zugleich nach. Wir benutzen 2 Vollseile,

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ratsam für die mitunter langen Seillängen sowie die Abseile (ca. 1,5 Stunden), die aber ganz schönes Gewicht hatten. Ich band mich in der Mitte ein, so dass jeder von uns in den Genuss des Vorstieges kam. Obwohl die Griffe im unteren Teil etwas speckig waren, machte die Kletterei Spaß. In souveräner Manier überkletterte Jochen das ausgesetzte "Ampferwandl" (V). Die Haken benutzten wir nur zum Zwecke der Sicherung. Ich hatte das Glück, die anschließende Seillänge zu führen. An der Kante "in berauschender Kletterei" (Trenker/Dumler) zum Gipfel. Nach ca. 40 m, kurz unter dem Gipfel, holte ich wegen des Seilzuges, Jochen und Wolfgang stiegen gleichzeitig, noch einmal nach. Es war wirklich berauschend. Wir hatten generell keine größeren Probleme.

Nach 5 Stunden und 45 Minuten reichten wir uns zum Gipfelgruß die Hand. Es war vollbracht, wir standen auf dem Berg der Berge, waren froh und glücklich. Diesen Berg mit seiner ausgesetzten Kletterei in festem Fels in seinem Fahrtenbuch stehen zu haben, das zählt zu einem besonderen Klettererlebnis. Ich schätze mich besonders glücklich, diese Tour gemeinsam mit Jochen und Wolfgang am Seil gemacht zu haben. Zu aller Freude erreichte unwesentlich später unsere zweite Seilschaft, Robert Fenske mit seinen Eltern am Seil, den Gipfel.

Jetzt mache ich Schluss, denn sonst bekomme ich mich vor lauter Freude nicht wieder ein. Erwähnt sei noch, dass unsere vierte Seilschaft mit Thomas Berg, Matthias Schrader und Freund einen Tag später auf der "Guglia"

stand.

Wir rundeten unsere Kletterei am nächsten Tag damit ab, indem ich mit Bernhard und Arnim Martin den Hausberg der Tosahütte, Croz del Rifugio, 2615 m, über den NNW-Weg III und Jochen mit Olaf an der Cima Brenta Alta, direkte Westwand V+, durchstiegen.

Allgemeine Informationen:

1. Anreise

a) von Madonna di Campiglio (1522 m) über Vallesinella- und Brenteihütte ca. 4,5 Stunden. Von der Vallesinellahütte, bis dahin führt die Fahrstraße, kann gegen Gebühr das Auto geparkt werden.

b) von Molveno (864 m) über die Selvatahütte in 5 Stunden, bzw. ab der Mittelstation der Pradelseilbahn (1367 m) in 4 Stunden.

2. Touren

Die Pedrottihütte ist Ausgangspunkt für eine Reihe von lohnenden Kletter- und Wandertouren. Der neue Kletterführer ist ratsam. Mit Vorsicht ist der Führer "Brenta-Gruppe" von Horst Wels, Rother Verlag von 1963 zu gebrauchen. Schwierigkeitsgrade, Abstiege etc. nicht mehr aktuell, teilweise gefährlich.

3. Klettersteige

Anspruchslose "Latschereien" sind wegen der Höhe und Steilheit der Brentagruppe kaum möglich. Die perfekt ausgebauten Klettersteige laden zu Wanderungen in eindrucksvolles Gelände ein. Die Umrundung der Cima Tosa, auch die Cima Tosa (3173 m) selber, ist mit nur wenigen Kletterstellen zu erreichen. Die Cima Tosa als der höchste Brentagipfel trägt eine mächtige Firnhaube. Die Mitnahme von Steigeisen ist ratsam.

4. Übernachtung

Es gibt Mehrbettzimmer und Matratzenlager.

Übernachtung AV-Mitglieder 14.000 Lit. Nichtmitglieder 28.000 Lit.

Halbpension 53.000 Lit. 67.000 Lit.

Essen zwischen 10.000 und 23.000 Lit., Bergsteigeressen (gut) 19.000 Lit.

1 Flasche Rotwein 11.700 Lit., 1 Flasche Bier 7.000 Lit.

Frühstück ist nicht zu empfehlen, ganz normal; somit wird von Halbpension abgeraten.

Peter Beyer

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Eine Fahrt auf dem Altmühl-Radweg

Als mir mein Bruder Sepp – über eine gemeinsame herbstliche Fahrradtour nachdenkend – vorschlägt, den Altmühl- Radweg zu fahren, findet diese Idee meine freudige Zustimmung, steht doch diese Tour schon lange auf meiner Wunschliste. Als der vereinbarte Termin der Fahrt – Anfang Oktober 1999 – herannaht, bereitet uns das Wetter einige Sorgen, ist es doch kalt und regnerisch ohne Aussicht auf wesentliche Besserung. Dennoch wollen wir das Unternehmen nicht verschieben. Mit dem Auto, in dem wir unsere Fahrräder transportieren, begeben wir uns am 4. Oktober auf die Fahrt. Unser Ziel: Rothenburg ob der Tauber, in dessen Nähe die Tour entlang der Altmühl, eines 225 km langen Nebenflusses der Donau, der bei Kelheim in diese mündet, beginnen soll. Nach einem reichlich einstündigen Besuch des romantischen Rothenburg, das wir am Vormittag erreichen, geht es mit dem Auto nach Steinach an der Ens, etwa 10 km nordöstlich von Rothenburg gelegen, von wo aus wir die Radtour angehen. Wir wollen die etwa 260 km lange Strecke in maximal drei Etappen zurücklegen, um schließlich von Saal an der Donau, dem Ende der Tour, mit dem Zug wieder zum Ausgangspunkt zurückzufahren. Übernachten wollen wir je nach Zeit und Situation, darauf vertrauend, überall entlang dieser beliebten Radstrecke Quartier zu finden. Als Literatur dient uns das "bikeline- Radtourenbuch Altmühl-Radweg" von 1998 vom Verlag Roland Esterbauer mit Karten im Maßstab 1:50 000. Am Bahnhof von Steinach parken wir das Auto, packen die Räder aus, montieren sie, bringen die Packtaschen an, so dass es kurz darauf losgehen kann.

Montag, 04.10.1999. Etappe Steinach a. d. Ens – Pappenheim.

Es ist schon relativ spät, 12.30 Uhr, als wir von Steinach aufbrechen. Bei zunächst sonnigem, aber kühlem Wetter fahren wir in flottem Tempo, rückenwindunterstützt, nach Burgbernheim. Von hier geht es in einer gewaltigen Steigung, die mir einiges abverlangt, zunächst hoch auf die etwa 500 m hohe Frankenhöhe, wo wir einige Kilometer weiter zur eingefassten Quelle der Altmühl bei Erlach gelangen und damit den eigentlich von Rothenburg auf einer anderen Route hierher führenden Altmühl-Radweg erreichen. Durch ein weitestgehend naturbelassenes, breites Wiesen- und Weideland, wo Störche noch genügend Nahrung finden und auf den Dächern hübscher, malerischer Orte nisten, führt uns unsere Fahrt – leider für einige Zeit bei leichtem Regen – teils über Straßen, zumeist jedoch über asphaltierte oder befestigte, markierte Radwege. Noch sehr schmal ist hier die Altmühl, die anfangs nur sehr träge diese Landschaft durchfließt. Ein typisch fränkisches Bauerndorf durchfahren wir in Birkach. In Binzwangen säumen denkmalgeschützte Fachwerkhäuser die Dorfstraße. Überall laden schmucke Gasthäuser zur Rast ein. Kurvenreich und ständig leicht bergauf und bergab geht es nach Colmberg, wo sich, schon von weitem sichtbar, eine mittelalterliche Burg (12. Jh.) über dem Ort erhebt. Eine Burgbesichtigung wäre sicher lohnend, doch wir wollen weiter. Wenige Kilometer weiter ein Defekt an meinem Rad: der Schaltungsseilzug für die Kettenblätter reißt. Einen Ersatz habe ich nicht dabei. Notdürftig blockieren wir aber die Schaltung so, dass ich wenigstens auf dem mittleren der drei Kettenblätter mit einigermaßen Tempo weiterfahren kann. Ein mittelalterliches Kleinod ist Leutershausen, die erste fränkische Kleinstadt am Oberlauf der Altmühl. Vorbei geht es an Neunstetten, wo von weitem ein eigenartiger, mit bunten Glasurziegeln gedeckter Kirchturm zu sehen ist. Unter der Autobahn A6 hindurch fahrend, gelangen wir nach Herrieden, einer Kleinstadt mit einer sehenswerten Stadtbefestigung (14. Jh.). Als einer der ältesten Orte Frankens zählt sie zu den Keimzellen der Besiedlung und Christianisierung des oberen Altmühltals. Bei Ornbau erreichen wir den Beginn des Fränkischen Seenlandes, eines Urlaubs- und Freizeitparadieses erheblichen Ausmaßes. Entlang des eingedeichten Altmühl-Zuleiters und – als Variante zur Hauptroute – um das linke, nordseitige Ufer des riesigen, künstlich angelegten Altmühlsees herum, vorbei an einer Insel, wo vom Aussterben bedrohte Vogel- und Insektenarten heimisch sind, gelangen wir nach Gunzenhausen, das wir aber nur am Rande berühren. Über Windsfeld, das eines der schönsten Dorfensembles des mittleren Altmühltals besitzt, führt uns der Weg entlang einer Eisenbahnstrecke schließlich nach Treuchtlingen, einer Stadt am Abschluss des oberen Altmühltals. Da es uns schwierig erscheint, in diesem Kurort ohne lange Suche ein preiswertes Quartier zu finden, entschließen wir uns, trotz anbrechender Dämmerung noch bis nach Pappenheim zu fahren. Gegen 18.45 Uhr, kurz vor Einbruch der Dunkelheit, erreichen wir, nach 116 km Fahrstrecke, den hübschen kleinen Ort, der in einer Schlinge von der Altmühl umflossen wird. Hier finden wir schnell eine Pension, in der wir übernachten. In einem Restaurant stärken wir uns bei fränkischer Kost und einheimischem Bier.

Dienstag, 05.10.1999. Etappe Pappenheim – Riedenburg.

Es ist sonnig, aber sehr kühl, als wir gegen 9.15 Uhr zur zweiten Etappe aufbrechen. Vor uns liegt der reizvollste Abschnitt der Tour, das von bizarren Jurafelsen umsäumte Tal der Altmühl, die nunmehr den Naturpark Altmühl in engen Windungen und Schleifen durchfließt. Hinter Solnhofen passieren wir die "Zwölf Apostel", wuchtige Riff-Felsen des ehemaligen Jura-Meeres, die zu den beliebtesten Fotomotiven des Altmühltals zählen. Kurz vor Dollnstein passieren wir eine Felsenformation mit einem Felsentor, der "Hilzernen Klinge". Nach Dollnstein, einem hübschen kleinen Ort mit einer mittelalterlichen Dorfkirche und einem Torturm, verbreitert sich das Altmühltal merklich, da die Altmühl nun durch das Ur-Donautal fließt. Bei Breitenfurt führt der Radweg an einer Felsnadel mit einem Gipfelkreuz vorbei, die zur Besteigung einlädt. In Rebstein erweckt ein prächtiges Kloster unser Interesse. Wenig später erhebt sich eindrucksvoll das Renaissanceschloss Willibaldsburg (16./17. Jh.) über der Altmühl. Kurz darauf ist Eichstätt erreicht, eine Bischofs- und Universitätsstadt mit einer reichen geschichtlichen Vergangenheit und vielen Sehenswürdigkeiten.

Wir besichtigen die Innenstadt mit ihrem barocken Häuserensemble ausgiebiger. Nach Eichstätt setzt sich die herrliche Landschaft fort. Felder und Wiesen sowie bewaldete Talhänge mit vereinzelten weißen Dolomitfelsen prägen von nun an das Bild. Das Radfahren auf dem nunmehr wesentlich belebteren Altmühl-Radweg macht uns hier ausgesprochen

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Spaß. In Stünz machen wir einen Abstecher zum rekonstruierten Römerkastell Vetonania (2. Jh.). Immer wieder passieren wir schmucke Ortschaften. Kipfenberg mit seiner den Ort beherrschenden Burg (12. Jh.) lassen wir rechts liegen. Ein kurzer, leichter Regen und die empfindliche Kühle veranlassen uns zum Weiterfahren. Kurz vor Kinding fahren wir unter der Autobahn A9 hindurch. Dann erreichen wir schließlich Beilngries, eine Kleinstadt mit einer sehenswerten Innenstadt, die wir uns ansehen. Wenige Kilometer weiter sind wir in Dietfurt mit seiner Wallfahrtskirche

"Zu den drei elenden Heiligen" und einem skurrilen Chinesenbrunnen. Bei Dietfurt erreicht der Main-Donau-Kanal die Altmühl, die nunmehr ein gemeinsames Flussbett benutzen, bis es bei Kelheim in die Donau mündet. Über dem malerischen Ort Mühlberg sind es mehrere mächtige Felsen, vermutlich auch Kletterfelsen, die unsere Blicke anziehen.

Am Main-Donau-Kanal entlang geht es mit Blicken auf weitere Felsen und auf das Schloss Eggersburg (17. Jh.) weiter in Richtung Riedenburg. Gegen 17.15 Uhr, für uns noch früh am Tag, finden wir kurz vor Riedenburg, einem Zimmerhinweis folgend, in Haidhof ein hübsches, preiswertes Quartier, das uns aller Übernachtungssorgen entledigt.

115 km haben wir von Pappenheim bis hierher zurückgelegt, zu denen noch einige Kilometer hinzukommen, indem wir noch nach Riedenburg, dass von drei Burgen überragt wird, fahren. Hier sehen wir uns die reizvolle historische Altstadt an, ehe wir in einem Hotel-Restaurant ("Schwan") genüsslich essen und trinken. Wir sind an diesem Tag voll mit uns und der Welt zufrieden.

Mittwoch, 06.10.1999. Schlussetappe Haidhof/Riedenburg – Saal an der Donau.

9.30 Uhr brechen wir nach Riedenburg auf, wo wir noch ein wenig fotografieren. Bei gutem, wenn auch kühlem Wetter folgen wir dem Radweg entlang des Main-Donau-Kanals in gemächlichem Tempo. Reizvoll gestaltete Biotope begleiten uns auf der Weiterfahrt nach Prunn, über dem die gleichnamige Burg, die wohl schönste Burg des Altmühltals, auf steilen Felsen thront. Bei Essing gelangen wir zu einer eigenartigen, wellenartig geschwungenen, 193 m langen Holzbrücke über den Main-Donau-Kanal, die wir einfach nur zum Spaß mit dem Rad befahren müssen.

Ein kleiner Abstecher führt uns nach Essing hinein, dass am Fuß eindrucksvoller Felsen liegt, über denen sich die Burg Randeck (11. Jh.) erhebt. Mit seiner Holzbrücke, dem Bruckturm sowie einem reizvollen Hauptplatz mit hübschen Gebäuden gehört Essing zu den beliebtesten Fotomotiven des Altmühltals. Hinter Altessing führt der Radweg am historischen, 700 m langen Ludwig-Main-Donau-Kanal, mit dessen Bau 1836 im Auftrag von Bayernkönig Ludwig I.

begonnen wurde. Wenig später wird die Befreiungshalle, das Wahrzeichen der Stadt Kelheim, das an die napoleani- schen Befreiungskriege erinnern soll, sichtbar. Über eine futuristische Brücke, vom Main-Donau-Kanal bzw. von der Altmühl Abschied nehmend, gelangen wir in die Altstadt von Kelheim, die wir uns ansehen. Kurz darauf überqueren wir die Donau, die etwas unterhalb von Kelheim den Main-Donau-Kanal in sich aufnimmt. Nach wenigen Kilometern endet der Altmühl-Radweg in Saal a. d. Donau, wo wir gegen 11.40 Uhr nach nur 28 km Tagesfahrstrecke eintreffen.

Insgesamt haben wir eine Strecke von 264 km bewältigt. Gegen 12.20 Uhr treten wir mit dem Zug die Rückfahrt über Ingolstadt und Treuchtlingen, wo wir jeweils umsteigen müssen, nach Steinach an. Hinter Eichstätt durchfährt die Eisenbahn das Tal der Altmühl, dass uns, als wäre es gerade eben erst gewesen, noch einmal Erinnerungen an das intensive Erlebnis dieser wirklich herrlichen Radtour aufkommen. Gegen 15.30 Uhr trifft der Zug in Steinach ein, von wo aus wir mit dem Auto die Heimreise antreten.

Eine Anmerkung zum Schluss: Sicher hätten wir uns bei unserer Radtour mehr Zeit nehmen und uns noch vielmehr ansehen können, als wir es getan haben. Es lag vor allem am kalten Wetter, das wir statt dessen lieber in Bewegung blieben und weiterfuhren. Wir haben eine Unmenge an Eindrücken von der Landschaft des Altmühltals mitgenommen, erheblich mehr, als es in diesem Bericht, der nur ein Abriss sein kann, zum Ausdruck kommen konnte. Konditionell hat mich die Tour nicht überfordert, da ich das ganze Jahr gut trainiert hatte. Einen Muskelkater bekam ich aber dennoch.

Wer den Altmühl-Radweg in der Hauptsaison fahren will, der kann sicher sein, dass Hunderte von Radfahrern ihn täglich benutzen und somit Quartier nur auf Vorbestellung zu bekommen ist.

Hans Clemens

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Fuji-san – Aufstieg zum höchsten Berg Japans

Bergsteigen und Bergwandern, eine unserer liebsten Freizeitbeschäftigungen, hat uns schon in viele Regionen der Erde in Europa, Asien und Amerika geführt. Manchmal waren wir als Bergsteigergruppe des Sportvereins, mit Freunden oder auch privat mit der Familie unterwegs. Neben dem eigentlichen Genuss des "Gipfelglückes"

und dem Aufenthalt in der Natur bringen Bergtouren in entfernte Gegenden der Welt den weiteren Vorteil, andere Länder und Kulturen ein wenig kennen zu lernen. Die bäuerlichen Landschaften, die Städte, die kulturellen Sehenswürdigkeiten, ja selbst die profanen Dinge von der Speisekarte bis zur Toilette sind interessant und sehenswert. Nicht weniger beeindruckend ist die Begegnung mit den Menschen, die uns einerseits so fremd und doch wieder so verwandt anmuten.

Diesen Sommer hatten wir, d. h. meine Frau Hella, unsere Tochter Elisabeth und ich, uns einen der berühmtesten Berge der Welt, nämlich den Fuji-san, in dem für uns recht ungewohnten Land Japan vorgenommen. Neben der Besteigung des Fuji wollten wir noch einen Streifzug durch das Inselland per Bahn und Jugendherbergen machen. Schon der Aufenthalt in irgendeinem Ort Japans ohne dieses Bergziel wäre spannend genug, um einen längeren Erlebnisbericht zu füllen.

In Deutschland wird der höchste Landesberg meist mit Fudschiyama bezeichnet. Obwohl "yama" japanisch

"Berg" heißt, nennt man ihn in Japan ehrfurchtsvoll "Fuji-san", was soviel wie "ehrenwerter Fuji" heißt. Die Ehrfurcht und Achtung vor der Natur, der man in Japan auf Schritt und Tritt begegnet, ist sicher auch dadurch bedingt, dass die Einwohner seit jeher mit den Gewalten der Natur, wie Erdbeben oder Wirbelstürmen, vertraut sind.

Rein alpinistisch gesehen, ist der Fuji ein unspektakulärer Berg, außerdem der am meisten bestiegene Gipfel der Welt (mit einer Höhe von Bedeutung). Jeder, der laufen und steigen kann, kann den Gipfel erreichen. Lediglich, wie bei allen Bergen dieser Größenordnung, treten in Höhen von fast 4000 m gelegentlich leichte Höhenbeschwerden auf. Die Vorbereitung auf die Besteigung war deshalb vor allem organisatorischer Art, weil notwendige Informationen über Anfahrt, Aufstieg und Unterkunft nicht ohne weiteres in Deutsch zu haben sind.

Selbst mit Englisch erreicht man nicht alles, ein paar Japanischkenntnisse waren dabei schon hilfreich.

Außerdem fand ich einige nützliche Informationen im Internet.

Zum Gipfel des Fuji führen insgesamt fünf verschiedene Routen. Die klassische Route führt, aus Richtung Tokyo kommend, von Kawakuchiko (Region der fünf Seen) und der Station go-go-me hinauf. Diese Gegend ist historisch bekannt auch durch die neunundvierzig Fuji-Ansichten des Malers Hokusei. Wir hatten schon beim Landeanflug auf Tokyo-Narita vom Flugzeug aus den ersten Blickkontakt zum Fuji. Danach sahen wir ihn nochmals beim "Vorbeirauschen" aus dem Shinkansen-Express, und später schimmerte er uns wieder verlockend von einem Badeort an der Küste der Halbinsel Izu übers Meer herüber – und jedes Mal waren wir von seinem Anblick fasziniert. Wir näherten uns jedoch dem Fuji mit dem Shinkansen-Superexpress aus Richtung Osaka/Kyoto, und somit bot sich der Aufstieg von der Meeresseite an. Wir stiegen dann in der Station Fuji auf einen Regionalzug um und hielten uns noch einen Tag in der Stadt Fujinomiya auf. Von dort konnten wir den Berg aus nächster Nähe bewundern. Am meisten besticht seine Ästhetik aber von weitem, besonders seine gleichmäßige, etwas leicht asymmetrische Kegelform.

In der Stadt Fujinomya war trotz des günstigen Ausgangsorts zum Berg eigentlich recht wenig vom Tourismus oder vom Bergsteigerstrom zu sehen. Es gelang mir z. B. nur sehr mühsam, überhaupt eine Ansichtskarte aufzutreiben. Wenn man sich dagegen Garmisch oder Berchtesgaden vorstellt, ist man etwas erstaunt.

Am Morgen des 2. August standen wir am Busplatz der Stadt und warteten zusammen mit einigen wenigen Japanern in Wanderkleidung auf den Bus, der uns an den Ausgangspunkt unseres Fußmarsches zur Station Shin- go-go-me in 90-minütiger Fahrt bringen sollte. Als Gepäck führten wir zu dritt lediglich einen Rucksack mit etwas Kleidung und Proviant und große Getränkeflaschen mit uns. Im Bus während der Fahrt wurde im eingebauten Fernseher ein Video abgespielt, der über Verhaltensweisen am Berg informierte (natürlich auf Japanisch).

An der Ausgangsstation in einer Höhe von 2400 m kam der Bus schon nicht mehr so recht vorwärts, weil lange Schlangen von geparkten Autos den Weg einengten. Die Ausgangshöhe ist gleichzeitig die Baumgrenze. Man konnte bis zum Gipfel hinaufsehen und wie immer in den Bergen dachte man, der Gipfel wäre schon zum Greifen nahe. Trotzdem trennten uns noch mehrere Stunden Fußmarsch, angegeben mit 4-5 Stunden. Da wir aber gemeinsam mit unserer 10-jährigen Tochter gehen wollten, rechneten wir für uns mit der doppelten Zeit. Es führt ein nicht zu verfehlender Weg in Serpentinen nach oben, der von der Talebene bis zum Fuji-Gipfel durch 10 Stationen unterbrochen wird. (Die Station Shin-go-go-me ist bereits die fünfte Station.) Diese Stationen sind

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meist kleine Rast- oder Berghütten, wo man etwas zu sich nehmen kann und auch, aber nicht in allen, übernachten kann.

Es war 10 Uhr, als wir losgingen, und es war ausgezeichnetes Wetter. Der Weguntergrund besteht im Wesentlichen aus lockerem, schwarzen Vulkangestein und ebensolchem Staub. An den Seiten sind Begrenzungsseile gespannt.

Eine Besonderheit der Fuji-Besteigung im Vergleich zu jedem anderen Bergaufstieg in der Welt ist die Personenzahl, die gleichzeitig dasselbe Ziel hat. Es ist eine wahre Massenprozession, hinauf wie hinunter. Eine unermesslich große Anzahl von Bergsteigern und Bergwanderern, aber wohl auch vom Shintoismus, der japanischen Ahnen- und Naturreligion, motivierten Menschen strebt in langen Reihen dem Gipfel entgegen, denn am Gipfelkrater befindet sich ein Schrein mit einem Torii, also ein Heiligtum der japanischen Ahnenreligion. Es heißt, dass pro Jahr etwa 1 Million Japaner den Fuji erklimmen, und fast alle in den zwei zulässigen Sommermonaten vom 1. Juli bis zum 31. August.

Während unseres Aufstiegs waren wir also nicht allein, es gingen viele mit uns, und viele kamen wieder von oben herab, so dass man beim Gehen ab und zu beiseite treten musste, um Leute vorbeizulassen. An engen Stellen gab es sogar kleinere Staus, die aber durch die außerordentliche Höflichkeit der Japaner nie zum Problem wurden. Wir begegneten den verschiedenartigsten Menschen: Leuten mit Nummern auf der Kleidung, wahrscheinlich Mitglieder größerer Gruppen, einem uralten weißhaarigen bärtigen Mann, der sich wohl täglich nur von Station zu Station weiterarbeitete, oder Schwarzhäutige mit japanischen Fahnen in der Hand. Einmal begegneten wir einem Mann, der seinen Hund, einen Collie, geschultert hatte, sicher um dessen strapazierte Pfoten zu schonen. Viele Aufsteigende hatten sich einen hölzernen langen, sechskantigen Wanderstock gekauft, um darauf bei den verschiedenen Bergstationen unterwegs Brandstempel zu sammeln. Meist waren kleine Schellen an diesen Stöcken befestigt, die dann unterwegs an einem Torii oder am Gipfel nebst kleinen Münzen gespendet bzw. geopfert wurden.

Am Berg gibt es keine Weiden oder Almen, eigentlich überhaupt kein Gras. In den unteren Regionen findet man noch ein grünes Kraut, weiter oben ist alles nur noch schwarzes, poröses Material, zum Gipfel hin ins rötliche gehend.

Wie geplant, erreichten wir am späten Nachmittag den Gipfelbereich, es trennten uns vom Gipfel selbst nur noch 150 Höhenmeter. An der 9. Station baten wir um einen Liegeplatz in der Hütte und, da wir früh aufgebrochen waren, erhielten wir auch drei Plätze. Etwas später Kommende mussten teilweise draußen nächtigen. Ein Quartier in dieser Höhe ist nicht ganz billig. Man verlangt umgerechnet ca. 100 DM pro Person im Massenquartier nach Landessitte auf Tatamis (Reisstrohmatten) über dem Holzfußboden, mit Steppdecke und kleinem, weiß bezogenen, harten Kopfkissen, doch dem müden Wanderer ist alles recht. Um uns als Ausländer und Deutsche, speziell wohl auch wegen unserer kleinen Tochter, kümmerten sich die Schlafnachbarn besonders, indem sie uns verschiedene exotische Proviantstücke und Wärmebeutel schenkten.

Von der 9. Station hatte man bei Abendsonne eine hervorragende Aussicht. Durch leicht mit Wolken versetzte klare Luft konnte man weit über die Insel, Küstenbereiche und das Meer sehen. Die Temperatur war nun erträglich und sank schnell ab. Kurz vor Sonnenuntergang sah man den Fuji nochmals als beeindruckendes, weit in die östliche Ebene geworfenes Schattenbild. Als die Nacht dann hereinbrach, schauten wir noch einmal hinunter ins Land und sahen in der Ebene ein einziges großes Lichtermeer. Besonders hell leuchteten Stadtteile von Tokyo herauf, die am östlichen Rand des Kegels noch zu sehen waren. Die Temperatur, die unten im Land kaum unter 30° sank, lag jetzt hier bei wenigen Grad über Null. Die nur für diesen Zweck mitgebrachten warmen Sachen waren nun recht angenehm und nützlich.

Nachts um drei wurden alle Schlafenden geweckt. Aufbruch. Nach kurzem Frühstück ging es hinaus in die kalte Luft und was wir nun sahen, war kaum zu glauben: Ein riesiger Menschenstrom mit Stirn- und Taschenlampen floss förmlich wie Lava den Berg hinauf. Ich habe noch nicht erwähnt, dass im Land der aufgehenden Sonne eines der höchsten Natur- und wahrscheinlich auch religiöser Erlebnisse der Sonnenaufgang auf dem Fuji-san ist.

Auch wir beeilten uns mit den Japanern, rechtzeitig hinauf zu gelangen und kamen auch pünktlich an. Eine Höhe von 3776 m war erreicht. Hunderte von Leuten standen und schauten ehrfurchtsvoll an den roten Horizont. Als die Sonne dann erschien, fotografierten alle gleichzeitig, die Sonne und sich gegeneinander. Ein Priester des Gipfelschreins schlug mit großer Würde einen Gong an, und die Landesflagge mit dem roten Punkt auf weißer Fläche wurde gehisst (wobei aber niemand stramm stand). Vor dem Shinto-Schrein auf dem Gipfel ließen wir uns auch aufs Foto bannen. Ich selbst lief noch eine halbe Stunde um den Gipfelkrater, worin es aber nicht mehr brodelt, der Vulkan war das letzte Mal 1707 aktiv. Wir genossen noch eine wenig die phantastische Weitsicht über die Kanto-Ebene und Küste des pazifischen Ozeans, bevor wir gemächlich wieder abstiegen, nun entgegen

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dem Strom der Aufsteigenden, und uns in der Mittagsglut wiederfanden. Der Fuji-san stand mit einem weißen Wolkenring umgeben, ungerührt der vielen ihn bekrabbelnden Ameisen.

Edgar Nönnig

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Mit der Sektion Altenburg über den Rennsteig vom 29. Mai bis 06. Juni 1999

Nach unserem ersten Besuch in der Hütte der Sektion Altenburg am Breiten Grund Anfang Oktober 1997 entstand die Idee, den 168,3 km langen Rennsteig zu erwandern. Im Jahresprogramm 1999 wurde dann die Tour vom Offenburger DAV-Mitglied Hermann Lipps angeboten.

Am frühen Samstagmorgen, dem 29. Mai 1999 fuhren sechs Wanderfreunde aus Offenburg mit dem 35-DM- Ticket mit der Bahn in Richtung Hörschel. Hier wurden wir nachmittags von den drei Altenburgern Werner Zeitler, Rolf Förster und Dieter Fritzsche bei herrlichem Wetter am Bahnhof empfangen. Wir machten uns bekannt, und bevor wir zu unserer ersten Unterkunft "Zur guten Quelle" in Neuenhof gingen, nahm jeder noch einen (kleinen) Stein aus der Werra im Rucksack mit. Nach alter Tradition wollten wir diesen Stein am Ende unserer Wanderung in Blankenstein in die Saale werfen. Am Sonntagmorgen begannen wir gemeinsam die erste große Etappe (36 km bei 30°) von Hörschel über den Großen Inselberg zur Pension Wetterwarte an der Grenzwiese. Bei der ersten Rast an einem der schönen gepflegten Rastplätze auf der "Hohen Sonne" wurden Thüringer Rostbratwürste versucht. Immer wieder staunten wir über die schönen Ausblicke in die nähere und weitere Umgebung, u. a. von der "Wilden Sau" zurück auf die Wartburg. Schweißtreibend ging es weiter über

"Ebertwiese", wo wir die schöne Trollblumen-Wiese bewunderten. Ein endlos langer Weg führte über die "Neue Ausspanne" zum "Grenzadler" nach Oberhof, wo wir in einer schönen Pension Unterkunft fanden. Nach den zwei ersten langen Wandertagen über 36 km und 32 km gingen wir am dritten Tag von Oberhof über den

"Großen Beerberg" (mit schöner Aussicht nach Suhl), Schmücke, Alte Tränke und Bahnhof Rennsteig nach Allzunah. Hier stärkten wir uns zuerst im Cafe Streiger mit dem feinen Kuchen. Heute hatten wir nur 24 km zu wandern. Dann ging es weiter bis zum Breiten Grund zur Hütte unserer Altenburger Freunde. Hajo Jahn wollte uns hier überraschen. Leider verpassten wir ihn um eine halbe Stunde, da er weiterfahren musste. Er versorgte uns reichlich mit Essen und Trinken, wofür wir uns sehr herzlich bedanken. Hier verabschiedeten wir uns auch von Renate Nauendorf aus Halle, die uns drei Tage begleitete. Sie lud uns abends noch zu Thüringer Rostbratwürsten und Rotkäppchen-Sekt ein, bevor sie wieder nach Hause musste.

Am Mittwoch, dem 2. Juni war ein Ruhetag angesagt, den wir alle genießen wollten. Doch was macht man bei so einem schönen Wanderwetter? Über den Breiten-Grund-Teich, Jagdhaus Gabelbach gingen wir zum Goethe- Museum, das wir besuchten. Weiter auf Goethes Spuren zum Kickelhahn über den großen Hermannstein, so dass wir auch heute 7 Stunden unterwegs waren. Abends genossen wir die feinen Sachen, die uns Hajo gebracht hatte.

Schön war auch, dass wir einen Teil unserer Kleider zu Karl Birke in Allzunah schicken konnten, der sie für uns in der Hütte deponierte – vielen Dank. So waren unsere Rucksäcke für die 8 Tage ein bisschen leichter. Nach unserem gemütlichen Hüttenabend ging es am nächsten Morgen weiter über den Großen Dreiherrenstein, Friedrichshöhe, Dreistromstein nach Limbach. Unterwegs hatten wir Gelegenheit, in Friedrichshöhe das Museum zu besuchen, das als Naturparkzentrum Thüringer Wald geführt wird. Nachdem wir bis jetzt von der Sonne verwöhnt wurden, empfing uns der Freitag mit Regen und kühlem Wind. Von Limbach wanderten wir über Rollkopf, Rennsteigbaude, Neuhaus am Rennweg zur Kalten Küche durch das ehemalige Sperrgebiet. Sehr gefallen haben uns die kleinen gepflegten Orte mit den schieferverkleideten Häusern und Kirchen. Trotzdem sind die Spuren der Vergangenheit hier noch deutlich zu sehen. Werner Zeitler erzählte uns einige Episoden aus der früheren Zeit, die uns auch jetzt noch bedrückten. Über die ehemalige Grenze geht es nach Bayern. Mit den sehr guten Wegmarkierungen und den schönen Rastplätzen am "Original-Rennsteig" ist es nun vorbei. In Bayern sind die Hinweise sehr mangelhaft. Interessant waren die vielen alten Wappensteine, die auf der Schildwiese verteilt sind. Ein endlos langer Weg führt neben der Straße entlang, vorbei an der Ruine der "Gaststätte Waidmannsheil". Hier wurde 1896 der Rennsteigverein gegründet. In Steinbach am Wald bezogen wir unser nächstes Quartier. Der letzte Wandertag führte von Steinbach nach Blankenstein. Diese letzten 28 km bis zum Ende des Rennsteigs spürten wir alle in den Beinen. Trotzdem ließen wir es uns nicht nehmen, zur Saale runter zu steigen und unseren Stein in den Fluss zu werfen sowie ein Abschiedsbild zu machen. Bis zur Abfahrt des Zuges nach Saalfeld hatten wir noch etwas Zeit.

Mit dem Rennsteig-Lied bedankten wir uns bei Werner Zeitler und den zwei Wanderfreunden Rolf und Dieter für die schöne Woche. Wir fuhren noch gemeinsam mit dem Zug nach Saalfeld, wo wir uns herzlich von den Dreien verabschiedeten. Ein besonderes Zeichen der Sympathie war die Geste von Rolf Förster, als er am Bahnhof seinen selbstgeschnitzten Wanderstock unserem Rennsteig-Initiator Hermann Lipps als persönliches Andenken übergab.

Die Offenburger Wanderfreunde Hermann Lipps, Christi und Karlheinz Egg, Sieglinde Führer, Beate Büß und Rudolf Beau bedanken sich ganz herzlich bei Hajo Jahn und Werner Zeitler für die Organisation und herzliche Betreuung.

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Christl Egg, DAV-Sektion Offenburg

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Montafoner Silvretta

Vor 4 Jahren beteiligten wir uns zufällig an einer organisierten Gebirgswanderung. Seitdem ist es zur Tradition geworden, am 15. August zu Maria Himmelfahrt (Feiertag in Österreich) an dem Silvretta-Gebirgsmarsch teilzunehmen. Viele Bergfreunde aus den verschiedenen Alpenländern treffen sich an diesem Tage im wunderschönen Gebirgsdorf St. Gallenkirch. Von dort aus organisiert die Bergrettung eine Gebirgswanderung über eine der schönsten Höhenwege der Silvretta.

Auch 1999 trafen sich 14 Mitglieder der Sektion Altenburg zur Teilnahme am 28. Silvretta-Gebirgsmarsch.

Nach erfolgter Anreise am 13.08.99 unternahmen wir am nächsten Tag bei bestem Wetter eine Generalprobe.

Von Schruns aus ging es mit dem Lift zur Kapellenalpe und von dort über den Sennigrat zur Wormser Hütte (2307 m) und nach einem Imbiss zum Kreuzjoch (2395 m). Wieder vorbei an der Wormser Hütte, ging es zum idyllischen Schwarzsee und zur Kapellenalpe zurück. Nach ausgiebigem Sonnenbad brachte uns die letzte Seilbahn nach Schruns.

Gegen 7 Uhr am 15.08.99 wurde nach kräftigem Frühstück aufgebrochen, und mit extra eingesetzten Kleinbussen wurden wir zur Versettla-Bahn gebracht. Auf dem Gantegrat (2040 m) angekommen, wollten wir die wunderschöne Bergwelt genießen, aber leichter Regen verhinderte das. Nach dem Anlegen der Regenkleidung und einem Foto mit dem Bergwachtmann am Start ließen wir uns die gute Laune nicht verderben. Vom Gipfeldach der Versettla (2370 m) bot sich ein prachtvoller Rundblick zur Verwallgruppe über die Silvretta bis zum Rätikon. Die Bergwacht reichte uns Tee mit Rum (halbe-halbe), und unsere Stimmung stieg, trotzdem sich die Sonne auf diesen 20 km nicht zeigte. Nur auf dem Gipfel der Madrisella (2466 m), den wir erklommen hatten, schien die Sonne zum Fototermin, als wenn es mit uns abgesprochen war. Vor dem Abstieg zur Alpe Nova erhielten wir von der Bergwacht noch einen Obstler. Der war auch erforderlich, denn wir stapften jetzt durch Nebel über große Schneefelder, die in diesem Jahr nicht abgetaut waren. Am Maiensäss Garfrescha angekommen, ging es mit dem Sessellift gegen 13.30 Uhr talwärts zum Zielpunkt der Tour. Als Belohnung gab es das wunderschöne Tourenabzeichen.

Wie jedes Jahr spielte auch 1999 zum gemütlichen Abschluss das Duo Novis auf. Als Höhepunkt gestaltete sich die Auszeichnung von besonderen Teilnehmern bzw. Gruppen durch den Leiter der Bergrettung.

Auch dieses Jahr wieder konnten die Mitglieder der Sektion Altenburg voller Stolz einen Pokal für die drittgrößte Gruppe entgegennehmen. Diese Auszeichnung war begleitet mit den Wünschen des Leiters der Bergrettung St. Gallenkirch, dass er die Bergfreunde der Sektion Altenburg auch im nächsten Jahr wieder zum 29. Silvretta-Gebirgsmarsch begrüßen kann.

Ein Teil unserer Mitglieder nahm am nächsten Tag Abschied vom Montafon, 8 Bergfreunde nutzten die Gelegenheit, in dieser schönen Landschaft noch ein paar Tage zu wandern und zu klettern.

Ursula und Hans-Jürgen Belke

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Ostern auf Kreta

Kreta, die größte und vielleicht auch schönste Insel Griechenlands ist besonders zum griechischen Osterfest eine Reise wert. Allerdings wird dieses Fest in der orthodoxen Kirche etwas später gefeiert. Um diese Jahreszeit liegt noch auf den Bergen Schnee, während unten am Meer die ersten Wagemutigen sich ins Meer stürzen. Die ganze Insel ist in einen tiefgrünen Farbton getaucht, alles grünt und blüht. Drei große Gebirge charakterisieren die Insel; im Westen die Levka Ori (Weiße Berge) mit der berühmten Samaria-Schlucht, im Zentrum das Ida- Gebirge mit den höchsten Bergen der Insel und im Osten das Dikti-Gebirge südlich der Lassithiebene. Des Weiteren recken kleinere Gebirgszüge ihre Gipfel in den Himmel, welche man aber deshalb nicht "links liegen lassen" sollte, da sie auch ihre Reize haben. Aber auch die Städte mit ihrem zum Teil morbiden Charme lohnen allemal einen Ausflug, vor allem Chania sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen. Zahlreiche Klöster, einige kann man auch besichtigen, prägen auch heute noch das geistliche Leben der Insel. Das an den Nordhängen des Ida gelegene Arkadikloster gilt sogar als Nationaldenkmal auf Kreta. Hier sprengte sich im letzten Jahrhundert der Abt mit ca. 900 Menschen in den Freitod, um sich nicht den anrückenden Türken ausliefern zu müssen.

Doch nun zurück zu den Bergen. Während einer Woche unternahm ich drei Touren in unterschiedlichen Gebirgen Die erste Wanderung hatte den 1231 m hohen Kofinas im Asteroussia-Gebirge zum Ziel. Dieser markante Berg überragt die fruchtbare Messaraebene im Süden Kretas. Seine steilen Südabstürze reichen bis an das Lybische Meer. Den Gipfel, der im oberen Teil etwas Kletterei erfordert, krönt eine kleine Kapelle. Von hier reicht der Blick weit bis ins Inselinnere. Auf den fast "matterhornähnlichen" Berg gelangt man am besten, wenn man als Ausgangspunkt das kleine Bergdorf Kapetaniana wählt, welches durch eine Schotterpiste zu erreichen ist. Wer noch Lust hat, kann auch noch zum Kloster Moni Kondouma, welches direkt am Meer liegt, wandern und zurück nach Kapetania, vorbei an der Agois-Antonias-Kapelle, welche sich in einer riesigen Grotte versteckt. Dann allerdings werden aus ca. 4 Stunden gut und gerne 7 bis 8 Stunden (Kapetaniana – Kofinas 530 m aufw., Kofinas – Kloster 1230 m abw. und Kloster – Kapetaniana 700 m aufw.).

Meine zweite Wanderung war auf ca. 3 Stunden angelegt, aber vor allem ohne große Steigungen (etwa 340 m auf und ab). Im Norden wird die Lassithiebene durch das bis zu 1600 m hohe Selenagebirge begrenzt und abgeschirmt. Im Westen dieses Gebirgszuges erhebt sich der dreigipflige Karfi (Ost 1150 m, West 1146 m, Süd 1149 m). Ausgangs- und Endpunkt ist das Dorf Dzermiado. Vom Gipfel schweift der Blick nach Norden zum Kretischen Meer, während sich im Süden die bis zu 2150 m hohen Berge des Diktigebirges ins Bild schieben.

Zwischen den drei Gipfeln, direkt im Sattel, findet man die Überreste einer etokretischen Bergsiedlung (ca.

1000 v. Chr.). Von 1937 bis 1939 wurden die nahezu 150 Räume freigelegt. Interessant sind auch die alten Windmühlen etwas unterhalb des Karfi (auf deutsch Nagel).

Der Höhepunkt aber war die Besteigung des höchsten Berges der Insel, des mit 2456 m hohen Timios Stavros oder Psiloritis im Idagebirge. Vor allem von Süden führen mehrere Routen auf den Gipfel. Alle sind als lang und anstrengend zu bezeichnen (8 bis 9 Stunden). Der bekannteste Aufstieg beginnt auf der ca. 1450 m hoch gelegenen Nidahochebene östlich des Berges. Ich wählte aber den Aufstieg vom Dorf Lohria. Von hier aus führt eine sehr schlechte Schotterpiste (am besten mit einem Jeep) noch ca. 3km gebirgseinwärts.

Bei einer Alm stellt man am besten das Auto ab und geht zunächst einen breiten erkennbaren Weg, welcher sich in etlichen Serpentinen durch den Wald nach oben windet. Man gewinnt sehr schnell an Höhe und hat schon bald die Baumgrenze hinter sich gelassen, und eine wilde Steinwüste umgibt einen. Der Hauptkamm ist bereits in Sichtweite, sehr viel Schnee liegt noch auf den sonnenabgewandten Seiten.

Immer höher führt der Weg, der nun langsam schmaler und unwegsamer wird. Auf einem kleinen Pass treffe ich auf die Markierung des Weges, der von Westen auf den Gipfel führt. Wenig später, auf einer kleinen Hochebene unterhalb des Gipfels, finde ich viele Quarzite und andere Mineralien; beim Abstieg werde ich einige mitnehmen. Direkt am Fuße des Gipfels heißt es: Gamaschen überziehen, um im Schnee nach oben zu steigen. Auf halber Strecke lugt vom Wegweiser nur noch das oberste Stück aus dem Schnee. Im März und April kann man hier sogar mit Tourenski den Gipfel bezwingen. Der Weg endet plötzlich am Sattel zwischen dem Angathias (2424 m) und meinem Ziel. Etliche Fußspuren im Schnee weisen mir die Richtung auf den kapellenbekrönten Gipfel. Ein atemberaubender Blick lässt mich eine ganze Weile oben bleiben. Von den Weißen Bergen im Westen bis zum Diktigebirge sowie den beiden Küsten ist alles zu überblicken. Beim Abstieg ist der Schnee schon ziemlich weich geworden, aber alles geht gut.

1600 Höhenmeter bin ich auf- sowie abgestiegen. Nach einer erlebnisreichen Woche auf einer sehr vielseitigen Insel geht es leider wieder nach Hause zurück.

Ulrich Rothe

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Unsere Hüttentour rund um den Königssee mit der Überquerung des Watzmannes von Nord nach Süd

1993 waren wir zum ersten Mal in Berchtesgaden und es war gleichzeitig unser erster Bergurlaub. Schon bei diesem ersten Mal zogen uns die Berge in ihren Bann. Seitdem waren wir jedes Jahr mindestens einmal in den Bergen und jedes zweite Jahr im Berchtesgadener Land. Dieser wunderschöne Flecken unserer deutschen Heimat hat es uns einfach angetan.

Schon seit langem wollten wir eine Wanderung zum malerischen Funtensee unternehmen und mindestens genauso lang ist unser Wunsch, eine Watzmann-Überquerung zu wagen. Mit unserer in diesem Jahr geplanten Hüttentour wollten wir uns diese Wünsche gleich auf einmal erfüllen.

Der Watzmann – für viele Faszination und Schrecken zugleich – besteht im Wesentlichen aus den Gipfeln Hocheck (2651 m), Mittelspitze (2713 m), der Südspitze, auch Schönfeldspitze (2712 m) genannt, und dem Kleinen Watzmann, in der Literatur zuweilen auch als Watzmannfrau (2307 m) bezeichnet. Dazwischen liegen die 5 Watzmannkinder. Der Watzmann, Wahrzeichen des Berchtesgadener Landes, besitzt den zweithöchsten Gipfel Deutschlands. Zu diesem höchsten und begehrtesten Gipfel gibt es mehrere Anstiegsmöglichkeiten.

Wir begannen unsere 5-tägige Tour am 31.07.1999. Schon früh am Morgen fuhren wir mit dem Auto Richtung Berchtesgadener Land. Gegen Mittag trafen wir in Schönau am Parkplatz Königssee ein, legten unsere Wandersachen an und machten uns an den Aufstieg. Wir wanderten über die Kührointalm auf das 1928 m hoch liegende Watzmannhaus. Zu unserer nicht geringen Überraschung war das Watzmannhaus brechend voll.

Mit etwas Glück erhielten wir aber noch ein Lager. Nach einer sehr kurzen Nacht mit wenig Schlaf und jeder Menge Schnarchern gingen wir schon früh los. Auf bezeichnetem Weg, anfangs in Spitzkehren, später etwas steiler über Schrofen zum "Hochstieg", erreichten wir nach etwa 2 Stunden bequem längs des Grates den Gipfel des Hochecks. Bereits hier bot sich ein grandioser Ausblick über die Berchtesgadener Bergwelt.

Nach kurzer Rast und dem obligatorischen Foto am Gipfelkreuz ging es weiter vom Hocheckgipfel in südlicher Richtung über eine gut gesicherte Gratstrecke zur Mittelspitze. Für uns als geübte und ausdauernde Bergwanderer stellte dies kein Problem dar. Allerdings sind Kondition und Trittsicherheit unabdingbar Voraussetzung für die Watzmann- Überquerung. Die Gratwanderung über die Mittelspitze als höchstem Punkt zur Südspitze erfolgte meist auf der Westseite des Grates durch mehrfache An- und Abstiege, streckenweise auch unmittelbar auf der Gratschneide. Der Weg war teilweise sehr ausgesetzt und luftig.

Schwindelfrei muss man schon sein, aber der Steig ist gut mit Stahlseilen und Klammern gesichert.

Unterwegs boten sich uns großartige Ausblicke auf die umliegenden Gipfel, auf den Königssee und auf St. Bartholomä. Bereits gegen 11.00 Uhr erreichten wir den letzten der 3 Gipfel, die Südspitze. Auch hier genossen wir die herrliche Aussicht Richtung Steinernes Meer. Nach Rast und (natürlich) Gipfelfoto begannen wir den Abstieg von der Südspitze. Der Weg ins Wimbachtal war sehr brüchig und führte häufig über Schotter und Geröllfelder. Vom Gipfel blieben wir zunächst südwestlich auf dem Grat bis zur 2. Scharte und hielten uns dann rechts, hinab in eine Rinne über Bänder und steile Absätze zum oberen Ende eines Geröllfeldes. Auf Steigspuren ging es über Schutt hinunter, dann über mehrere grüne Felsabsätze zur grünen Mulde des "Schönfelds". Es gibt übrigens unterwegs keine Möglichkeit, nach Westen hin abzukürzen. Am frühen Nachmittag erreichten wir das romantische Wimbachtal.

Wie geplant, übernachteten wir in der Wimbachgrießhütte mit wesentlich weniger Menschen und mehr Komfort im Zimmer. Wir schliefen wie Tote oder wie Kinder, tief und fest. Am nächsten Morgen begaben wir uns auf den zweiten Tagesabschnitt über Hirschwiese und Hundstodgatterl zum Kärlingerhaus am Funtensee. Auch diese Tour, die ca. 5-6 Stunden in Anspruch nahm, bot traumhaft schöne Einblicke in die Hochgebirgslandschaft des Steinernen Meeres. Die Talmulde des Funtensees ist ein idyllisches Fleckchen, nur zu Fuß zu erreichen und rundherum von hohen Bergen eingeschlossen. Noch nie haben wir bisher in so kurzer Zeit so viele und so zutrauliche Murmeltiere gesehen. Von unserem Zimmer im Kärlingerhaus, welches wir als Mitglieder des Alpenvereins erhielten, bot sich ein toller Blick auf das Schottmalhorn. Mit Wein und Weißbier und unterhaltsamen Gesprächen mit netten Menschen ging auch dieser Tag viel zu schnell zu Ende.

Das Ziel des 4. Tages unserer Hüttentour brachte uns unserem Ziel, der Umrundung des Königssees ein großes Stück näher. Endpunkt dieser Etappe war die Gotzenalm. Vom Kärlingerhaus zur Gotzenalm hatten wir 8 Stunden Wanderzeit vor uns. Unser Weg führte anfangs durch einen grandiosen und märchenhaften

"Steingarten", vorbei an Grün- und Schwarzensee, hinab zur Wasseralm. Unterwegs unternahmen wir noch einen Abstecher zum Halsköpfl (1719 m), der sich lohnte. Vom Gipfel hatte man einen herrlichen Blick hinunter auf den Königssee und St. Bartholomä. Der folgende Weg von der Wasseralm zur Gotzenalm war beschwerlich, es ging bei gnadenlos brennender Sonne immer bergan. Gegen 16.00 Uhr erreichten wir schließlich die Alm. Die herrliche Rundumsicht dieser "Aussichtsterrasse des Königssees" und der berühmte Tiefblick vom Feuerpalfen nahe der Gotzenalm auf Watzmann und die Watzmann-Ostwand entschädigten uns dann aber für alle Mühen.

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Die Gotzenalm war unsere letzte Station der Hüttentour. Am nächsten Tag nach Sonnenaufgang und ausgiebigem Frühstück erfolgte der Abstieg über die Königsbachalm hinunter zum Parkplatz Königssee, wo wir unsere Heimreise nach Altenburg antraten. Wir sind uns sicher, dies wird nicht unsere letzte Hüttentour bleiben.

Helmut und Petra Talakovics

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Vogtland-Westerzgebirgs-Triologie

Das Vogtland ist nicht nur im Winter, wenn es viele von uns mit Skiern auf die Kammloipe zieht, ein lohnenswertes Ziel, sondern auch im Herbst, wenn im Oktober die Laubfärbung ein berauschendes Fest der Sinne zaubert. Als Vorbereitung für meine 97er Südamerikatour erkundete ich auf 3 interessanten Routen die Gegend rund um den Auersberg. Erster Ausgangspunkt sollte der große Parkplatz oberhalb von Mühlleithen direkt am Sattel sein; Kleingeld bereithalten für den Parkscheinautomaten. In der Nähe der Sommerrodelbahn nehmen wir den gelb markierten Weg Richtung Muldenberg – Floßgrabenweg. Diesem folgen wir immer auf gleicher Höhe bleibend, am Südabhang des 947 m hohen Kiel. Parallel zum Weg verläuft der ihm den Namen gebende Floßgraben, heute unter Denkmalschutz stehend. Die anderen Wege liegenlassend, folgen wir weiter dem gelb markierten. Nach ca. 1 Stunde erreichen wir die Straße nach Schneckenstein, welche unseren Weg für ein kurzes Stück aufnimmt. Bei einer Straßengabelung biegt der Weg nach Süden scharf ab, vor uns liegt der Linkische Grund. Der neue Weg bestimmt nun für kurze Zeit unsere Richtung, doch bevor man sich versieht, erfolgt wieder eine Richtungsänderung nach Nordwest, zuerst am Schneidersberg vorbei, danach, den Sauteich rechts liegenlassend, zur Muldenberger Talsperre. Hier verlassen wir unseren gelben Weg und folgen nun einem blaumarkierten Weg, welcher am Südufer der Talsperre verläuft. Nach gut 15 Minuten überqueren wir die Weiße Mulde, einen Quellbach der Zwickauer Mulde. Am Westufer zweigt rechts ein wiederum gelb markierter Weg ab. Wenig später überqueren wir die Rote Mulde. Es öffnet sich nun eine kleine Wiese, an deren oberen Ende eine kleine Hütte zur Rast einlädt. Nach weiteren 10 Minuten erreichen wir zuerst die Bahnlinie und kurz darauf die Straße Schöneck – Muldenberg. Zuvor gabelt sich unser Weg, es führen jedoch beide Versionen zum Ziel.

Auf keinen Fall sollte man den Rehhübel links oder rechts liegen lassen, da es sich hier um ein Felsengebilde handelt. Der nächste Ort Grünbach ist ein Ortsteil von Falkenstein. Wir folgen der Straße ortseinwärts, biegen aber alsbald wieder nach rechts ab, in Richtung Rissfälle-Hammerbrücke. Nach steilem Abstieg ins Tal folgt zugleich wieder ein Aufstieg (gelbe Markierung). Die Rissfälle sind ein Einschnitt mit mehreren Fallstufen im Gelände, welche der Rissbach geformt hat. Ein Weg macht das Ganze begehbar. Wir folgen nun dem Wegweiser nach Hammerbrücke. Dieser Ort liegt schön in waldreicher Umgebung an der Flanke des ausladenden Schneckensteinmassives. Wir gehen durch den Ort in südöstlicher Richtung, an der Kirche vorbei. Dort folgen wir dem Wegweiser zum Schneckenstein (gelbe Markierung). Es folgt nun ein langgestreckter Anstieg auf einem breiten, später schmaler werdenden Weg durch dichten Hochwald. Nach etwa 3,5 km erblicken wir die Häuser der Siedlung Schneckenstein. Geht man auf der Straße in südlicher Richtung, sieht man eine Aussichtsplattform auf einer alten Halde, welche eine hervorragende Sicht nach Süden bietet. Doch zurück zum Wanderweg. Zuerst darf man für 2 DM Eintritt den Schneckenstein besteigen und seine Aussicht genießen. Auf nunmehr blau markiertem Weg queren wir die Nordflanke des Kiels nahe des Weilers Winselburg. Weiter dem Weg folgend, erreichen wir wieder unseren Ausgangspunkt, den großen Parkplatz am Mühlleithener Sattel.

Für die beiden anderen Touren ist die Sauschwemme unser Ausgangspunkt. Vom Parkplatz aus gehen wir nach Süden zur Grenze (rote Markierung), auf dem Kamm nach Westen bis Weitersglashütte. Beim Überqueren der alten B93 kann man auch einen Abstecher in ein 1,5 km entferntes Dorf ins benachbarte Tschechien machen (gutes Bier). Von Weitersglashütte aus gehen wir weiter nach der roten Markierung um die Talsperre Weiterswiese nach Carlsfeld. Den Carlsfelder Steig verfolgen wir nach Norden, bis rechts ein Weg abzweigt, der eine gelbe Markierung hat. An den Häusern von Waldhausen queren wir die Straße, verlassen den gelb markierten Weg und erreichen das Tal der Großen Bockau. Im Talgrund auf der anderen Bachseite folgen wir aufwärts den blauen Markierungen, bis wir auf den Mittelflügel treffen. Diesen geht es nun aufwärts (rechtshaltend) zum 1019 m hohen Auersberg. Zurück zur Sauschwemme nehmen wir den gelb markierten Ringumweg.

Die dritte Tour führt von der Sauschwemme auf gelber Markierung nach Norden. Am kleinen Stern geht's nun zu den Riesenberger Häusern (rote Markierung) und weiter zum Jägerhaus am Ochsenkopf. Auf der 814 m hohen Morgenleithe (blau) ist der Turm leider geschlossen. Weiter geht's (rot) Richtung Lauter bis zur Ebertstrasse, dort links ab (grün) nach Bockau und auf dem Kohlweg nach Sosa. Wir gehen durch den Ort in Richtung Norden, bis links ein Weg abbiegt (erst rot, später gelb) in den Talgrund der Kleinen Bockau. Nun geht's die ganze Nordflanke des Auersberges bis auf den Gipfel (grün und blau – Mittelflügel) und zurück zum Parkplatz an der Sauschwemme. Doch Achtung! Tour drei ist 35 km lang. Trotzdem viel Spaß beim Nachwandern.

Ulrich Rothe

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Wanderwoche Thüringer Wald 25. September bis 2. Oktober 1999

Bereit zum dritten Gegenbesuch bei unseren Freunden aus Altenburg, trafen wir uns am Samstagmorgen um 7 Uhr bei Bruckerts am Altmattweg, um unsere Koffer, Taschen, Rucksäcke und Geschenke so in unserem Bus zu verstauen, dass auch für die Mitreisenden, Ruth und Peter Bruckert, Adolf Luethi, Walter Gsell, Niklaus Röthlin, Niklaus Jäggi und Bruno Vögeli, noch ein behagliches Plätzchen übrig blieb. Unser Reiseziel war diesmal die Clubhütte "Breiter Grund" der Sektion Altenburg im Thüringer Wald. Diese Hütte (790 m) liegt im Bann der Gemeinde Stützerbach und sollte Ausgangspunkt unserer Wanderungen und Ausflüge werden.

Kernstück des Thüringer Waldes ist der Rennsteig, ein Kammweg, welcher einige Kilometer westlich von Eisenach am Zusammenfluss von Hörsel und Werra in Sichtweite der majestätischen Wartburg beginnt, dann auf den Höhen des Thüringer Waldes vorbei an Inselsberg und Beerberg nach Masserberg führt. Dort tritt er in das Thüringische Schiefergebirge ein, wechselt in den Frankenwald und endet an der Selbitz-Brücke in Blankenstein an der Saale. Die gesamte Länge des Rennsteigs beträgt 168,3 km und wird von geübten Wanderern in einer Woche durchschritten. Sehr bekannt ist vor allem der Rennsteig-Marathon, er findet im Mai statt und ist einer der größten Cross-Läufe Europas.

Mit diesen Vorgaben im Hinterkopf verließen wir Olten, um über Zürich-Nord, St. Gallen, Zollübergang Kriessern, Bregenz, Ulm, Würzburg, Bad Kissingen, Bad Königshofen, Hildburghausen, Schleusingen, Schmiedefeld und Allzunah unsere Hütte zu erreichen. Ruth fühlte sich berufen, uns während der Fahrt mit Kaffee und Gipfeli zu versorgen, sogar der einzige Teetrinker kam voll auf seine Rechnung. Während zwei kurzen Pausen auf Rastplätzen lösten sich unsere versierten Chauffeure Adolf und Niklaus ab. Im Autohof

"Galerie" in Freienbach war Mittagshalt und einige stärkten sich mit einer Fuhre Mist, eine Spezialität dieser Gegend, für die Weiterreise. Gegen sechs Uhr abends letzter Zwischenhalt im Restaurant "Dreiherrenstein" und schließlich um halb sieben Uhr Ankunft im "Breiten Grund", wo wir von unseren Altenburger Freunden Hans- Jochen und Elisabeth, Kalle mit Christine und Stefanie, Werner und Margarete, Eberhard und Jutta, Peter und Karin überaus herzlich empfangen wurden. Das festliche Empfangsmahl, Mutzbraten mit Sauerkraut, und das Feiern von Peter Bruckerts Geburtstag sorgten alsbald für eine fröhliche Stimmung. Es ist bereits ein Brauch geworden, dass wir nach dem Abendessen noch zusammensitzen und zu Christines Gitarrenbegleitung unsere Lieder singen. So haben wir uns gemeinsam ein beachtliches Repertoire an deutschen und schweizerischen Liedern angeeignet. Der lange Tag hatte jedoch seine Spuren hinterlassen und alle freuten sich auf einige Stunden Schlaf.

Sonntag, 26. September

Unsere erste Wanderung führte uns vom "Breiten Grund" durch dichten Tannenwald über den Weiler Allzunah nach Frauenwald und zum Restaurant Fraubachmühle. Hier konnten wir unsere nassen Kleider aufhängen, denn während der ganzen Strecke wurden wir pausenlos begossen. Auch nach dem Mittagessen hatte Petrus kein Einsehen und deckte uns weiterhin mit ergiebigen Niederschlägen ein. Trotzdem marschierten wir nach Frauenwald zurück und besichtigten die Dorfkirche. Beim Verlassen der Kirche weitete sich der Regen zu einem Wolkenbruch aus, so dass wir unsere Wanderung abbrechen mussten. Zu unserem Glück konnten wir mit dem Bus bis zum Dreiherrenstein zurückfahren, so blieb uns nur noch eine halbe Stunde "Wassertreten" bis zu unserer Hütte. Der restliche Nachmittag wurde zum Kleider- und Schuhetrocknen genutzt. Zum Abendessen gesellte sich noch Frank mit seiner kleinen Tochter Tina Marie zu uns. Beim abendlichen Gesang wurde speziellen Wert auf die Darbietung der heimlichen National-Hymne Thüringens, des Rennsteig-Liedes, gelegt.

Montag, 27. September

An der Helenenquelle vorbei zum Breitengrunder Teich, dann zum Restaurant Auerhahn führte uns die zweite Wanderstrecke. Auf der Hirtenwiese, einem idyllischen Ort mit einigen jahrhundertealten, mächtigen Buchen, offerierte die Tourenleitung den obligaten Kräuterschnaps. Über die Hirtenwiese verläuft auch der Goethe-Weg, welcher über 18 km von Ilmenau, vorbei am Schwalbenstein und dem Schöffenhaus, nach Manebach führt.

Unser Weg leitete uns weiter zum Jagdhaus Gabelbach (Goethe-Museum), dann aufwärts zu einem Aussichts- punkt, von dem aus ein großer Teil des Thüringer Waldes überblickt werden kann. In unmittelbarer Nähe dieser Aussicht befindet sich, geschützt von mächtigen Bäumen, das Goethe-Häuschen, in dem der Dichter im Jahre 1780 eines seiner schönsten Gedichte eingeritzt hatte: Wanderers Nachtlied.

Über allen Gipfeln ist Ruh, in allen Wipfeln spürest du kaum einen Hauch;

die Vöglein schweigen im Walde, warte nur, balde ruhest du auch.

Das heutige Goethe-Häuschen ist ein Nachbau, das Original brannte 1874 nieder.

Nach einer kurzen Verpflegungspause erreichten wir den Kickelhahn, mit 861 m der höchste Punkt dieses Tages.

Wir bestiegen den steinernen Aussichtsturm und freuten uns an der bescheidenen Fernsicht, einige wollten sogar

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