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Wärme und Kälte aus erneuerbaren Energien - Stand und Forschungsbedarf (2005) - PDF ( 804 KB )

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Einführung

und Überblick

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• Wärme und Kälte aus erneuerbaren Energien – Stand und Forschungsbedarf

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Wärme und Kälte aus erneuerbaren Energien – Stand und Forschungs- bedarf

Zusammenfassung

Aufgrund der steigenden Bevölkerung und des zunehmenden Lebensstandards dürfte sich der Weltenergiebedarf bis zum Jahr 2050 mehr als verdoppeln. Fossile Primärenergieträger, wie Erdöl, Erdgas oder Kohle sind nur begrenzt vorhanden oder belasten das globale Klima in unzumutbarer Weise. Sie müssen daher in zunehmendem Maße durch erneuerbare Ener- gien ersetzt werden. Dies stellt auch für die Bereitstellung von Wärme und Kälte eine enorme Herausforderung dar. In Deutschland werden dafür derzeit knapp 60 % des Endener- gieverbrauchs eingesetzt. Hierbei werden, abhängig von den jeweils vorhandenen Energie- arten und Strukturen, sowohl zentrale als auch dezentrale Technologien zum Einsatz kommen.

Dieser Einführungsvortrag zur Jahrestagung 2005 des FoschungsVerbunds Sonnen energie zeigt, mit welchen Technologien eine zukunfts- fähige Versorgung mit Wärme und Kälte erreicht werden kann, und wo der Forschungsbedarf für

einen zeitnahen Übergang zu einem signifi kan- ten Anteil an erneuerbaren Energieträgern liegt.

Einleitung

Weltweit steht die Energiewirtschaft vor Heraus- forderungen, deren erfolgreiche Bewältigung eine wesentliche Voraussetzung für das zukünf- tige Wohlergehen der Menschheit sein wird.

Durch die wachsende Weltbevölkerung und den im Mittel steigenden Wohlstand wird das bisherige Wachstum des globalen Primärener- giebedarfs auf absehbare Zeit weiter anhalten (Abb. 1). Eine zweite, das Problem verschärfen- de Entwicklung stellt die absehbare und schon heute spürbare Verknappung der fossilen Energieträger dar. Erdöl und Erdgas werden bereits in den kommenden Jahrzehnten ihr Fördermaximum überschreiten. Drittens – und vielleicht entscheidend – besteht heute weitge- hend Konsens, dass die Freisetzung von Treib- hausgasen, insbesondere des bei Verbren- Prof. Dr. Hans

Müller-Steinhagen DLR

hans.mueller- steinhagen@dlr.de

Dr. Joachim Nitsch DLR

joachim.nitsch@dlr.de

Abbildung 1 Entwicklung des weltweiten Bedarfs an Primärenergie [1]

1870 1880 1890 1900 1910 1920 1930 1940 1950 1960 1970 1980 1990 2000 400

300

200

100

0

konventionelle Biomassennutzung erneuerbare Energien Kernenergie Erdgas Erdöl Kohle

Primärenergie, EJ/Jahr

Jahr

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13 nungsprozessen entstehenden CO2 , in die

Erdatmosphäre erheblich zu den Klimaverän- derungen beiträgt.

Um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, müssen wesentlich effi zientere und schadstoff- ärmere Energiewandlungstechnologien einge- setzt werden, die zur verbesserten Nutzung fossiler Primärenergieträger, sowohl für die sta- tionäre Energieversorgung als auch für portable und mobile Anwendungen führen. Diese Maß- nahmen werden allein jedoch nicht ausreichend sein, um eine nachhaltige Energieversorgung bei gleichzeitiger Berücksichtigung der Umwelt- schonung zu sichern. Zukünftige Technologien für die Energiebreitstellung müssen den folgen- den Heraus forderungen genügen:

• Sicherheit und Zuverlässigkeit

• Effi zienz

• Schonung der natürlichen Ressourcen

• Vermeidung von Emissionen

• Wirtschaftlichkeit

Eine Analyse der vorhandenen Möglichkeiten für die Energiebereitstellung zeigt, dass diese Ziele mittel- bis langfristig nur durch den beschleunigten und weitgehenden Einsatz von erneuerbaren Energieträgern erreicht werden können. Dieses Bewusstsein hat sich inzwischen auch in der deutschen Politik und der Öffent- lichkeit etabliert. Allerdings fokussiert man sich weitgehend auf die Strom- und Kraftstofferzeu- gung aus erneuerbaren Energien. Tatsächlich haben die Anwendungen dieser Energieträger in Form von mechanischer Energie (mobile und stationäre Antriebskraft), Beleuchtung und Informationstechnik jedoch nur einen Anteil von knapp 42 % am gesamten deutschen Endener- gieverbrauch (Abb. 2). Wesentlich größer ist mit gut 58 % der Endenergiebedarf für die Wärmebereitstellung (Raumwärme, Prozess- wärme, Warmwasser).

Hierin liegt ein sehr großes Potenzial für eine weit reichende und kostengünstige Versorgung auf der Basis von erneuerbaren Energien. Hin- zu kommt, dass im Vergleich zur Strom- oder Treib stoffherstellung die Umwandlung der Pri- mär- in Nutzenergie einfacher und effektiver ist.

Heute werden für die Wärmebereitstellung im Haushaltsbereich vorwiegend Mineralöl und Gas in Heizkesseln eingesetzt; in der Industrie kommt Kohle hinzu. Aus der effi zienten Kraft- Wärme-Kopplung (KWK) werden derzeit ledig- lich 14 % des Wärmebedarfs bereitgestellt.

(Abb. 3). Auch Strom wird, trotz höherer Kosten und geringerem energetischen Wirkungs grad, in erheblichem Ausmaß zur Wärmeerzeugung, insbesondere im Prozesswärmebereich, ein- gesetzt.

Der Raumheizungsverbrauch kann im Zuge einer umfassenden Altbausanierung deutlich re- duziert werden; allein dadurch könnte der ge- samte Wärmeverbrauch bis 2050 um über 40 % sinken [3]. Aus energiewirtschaftlichen und um- weltrelevanten Gründen sollte die Wärmeversor- gung mittels Nahwärmenetzen (KWK mit fossilen und mit biogenen Energien, solare Nahwärme, Erdwärme) deutlich zunehmen und im Jahr 2050 rund zwei Drittel der Wärme bereitstellen.

Die Verwendung von Heizöl kann dann fast vollständig verschwinden; auch der Verbrauch von Gas in Einzelheizungen wird deutlich reduziert. Sein Einsatz verschiebt sich deutlich zur KWK in Heizkraftwerken und Blockheiz- kraftwerken (BHKW). Der Beitrag der erneuer- baren Energien an der Wärmeversorgung ist mit 4,2 % (2004) noch gering. Er kann in dem zugrunde liegenden Ausbauszenario (Abb. 3), nicht zuletzt wegen der deutlichen Verringerung des Absolutverbrauchs, auf einen Anteil von 44 % im Jahr 2050 steigen.

Abbildung 2 Zusammensetzung des deutschen Endenergieverbrauchs im Jahr 2003 nach Bedarfsarten [2]

Warmwasser + Prozesswärme 25,6 % Raumheizung 32,7 %

Beleuchtung und Informations- und Kommunikationstechniken 3,5 % Mechanische Energie 38,2 %

Endenergie 9218 PJ/a

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Aus der gleichen Untersuchung [3] stammt Abb. 4, die den deutlich wachsenden Beitrag erneuerbarer Energien zur zukünftigen Wär- meversorgung zeigt. Von heute 172 PJ/a (ein- schließlich des Anteils erneuerbaren Stroms für Wärme) wachsen sie um das Achtfache auf 1370 PJ im Jahr 2050. Einzelheizungen mit Holz

liefern heute die größten Beiträge, sie werden jedoch nur noch relativ gering zunehmen.

Solarkollektoren und Erdwärme, die heute sehr geringe Beiträge liefern, werden zunehmend an Bedeutung gewinnen. Auffällig ist die starke Zunahme von Nahwärmeversorgungssystemen.

Solarthermische Kollektoren können nur mittels großer Kollektorfelder und Wärmespeicher Raumwärmedeckungsgrade über 20 % ermögli- chen, auch Erdwärme und effi ziente Biomasse- nutzung benötigen Nahwärmesysteme zur effektiven Wärmeintegration. Wegen der langen Zeitkonstanten im Baubereich muss mit den entsprechenden Investitionen und Planung früh begonnen werden; auch im Altbaubereich sollte bei anstehenden Sanierungen die Verlegung von Nahwärmenetzen als erste Option überprüft werden.

Nutzkälte für Lebensmittelkonservierung, Verfahrenstechnik und Raumklimatisierung ist eine andere Form des thermischen Energiebe- darfs, die zukünftig an Bedeutung gewinnen wird. Auch hier bestehen Möglichkeiten, für die dafür benötigte Primärenergie erneuerbare Energien einzusetzen.

Um das notwendige Wachstum zu erreichen, benötigen die meisten Verfahren zur wärme- technischen Nutzung erneuerbarer Energieträger noch beträchtliche technologische Weiterent- Abbildung 3

Struktur der Wärmebe- reitstellung (Raum- wärme, Warmwasser, Prozesswärme) im Szenario Naturschutz- Plus [3]

Abbildung 4 Beitrag regenerativer Energien (REG) zur zukünftigen Wärme- versorgung [3]

2000 2010 2020 2030 2040 2050 6000

5000

4000

3000

2000

1000

0

Einsparung durch erhöhte Effi zienz Strom

Gas direkt Öl/Kohle

Erneuerbare Energien KWK einschließlich Biomasse

Endenergieeinsatz [PJ/a]

2000 2010 2020 2030 2040 2050 172

307 563

844 1.151

1.373

REG-Strom für Wärme Geothermie

Kollektoren Nahwärme Kollektoren Einzelanlagen Biomasse Nahwärme Biomasse Einzelheizung 1500

1250

1000

750

500

250

0 [PJ/a]

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15 wicklungen und eine erhebliche Reduktion

der derzeitigen Wärmebereitstellungskosten.

Die folgenden Kapitel geben deshalb einen Überblick über den derzeit erreichten Stand und den notwendigen Forschungs- und Entwicklungsbedarf.

Wärmetechnische Nutzung von Biomasse

Biomasse trägt heute zu mehr als der Hälfte der in Deutschland aus erneuerbaren Energieträgern erzeugten Endenergie bei. Sie dient der Bereit- stellung von Wärme, Strom und biogenen Kraft- stoffen. Europaweit stammen zwei Drittel der genutzten erneuerbaren Energie aus Biomasse und 4 % der Gesamtenergie (Zielsetzung 2010:

10 %). Wesentlich für die Wirtschaftlichkeit der Biomassenutzung sind die Kosten der Einsatz- stoffe, die heute von Althölzern über preiswerte Reststoffe bis hin zu den teureren nachwachsen- den Rohstoffen reichen. Dementsprechend groß

ist die Bandbreite der resultierenden Energie- gestehungs kosten (Abb. 5). Eine der wirtschaft- lich günstigsten Optionen ist heute der Einsatz von Altholz in Dampfturbinen- (Heiz-) Kraftwer- ken, der seit langem Stand der Technik ist.

Durch die Gaserzeugung aus festen Biobrenn- stoffen können wesentlich vielfältigere Einsatz- bereiche erschlossen werden. Diese Option ist allerdings technisch noch nicht ausgereift und heute noch relativ kostspielig. Langfristig wird erwartet, dass mit der Nutzung von Holzgas sowohl in kleinen BHKW-Einheiten (Motoren und Brennstoffzellen) als auch in Gas- und Dampfturbinen-Kraftwerken (GuD) sehr gün- stige Stromerzeugungskosten erreicht werden können. Ein großes Potenzial für die Nutzung fester Biomasse besteht auch in Kleinan lagen und größeren Heizzentralen und -werken mit Nahwärmenetzen zur Wärmeer zeu gung. Im Hinblick auf eine möglichst umweltverträgliche Nutzung der Biomasse sollte vorerst insbeson- dere die Nutzung von Reststoffen in Frage kommen.

Abbildung 5

Kosten der Wärmenut- zung aus Biomasse [1]

Dampf-HKW; 3 MWel

Holzheizwerk; 3,2 MWth

Holzeinzelheizung; 40 kWth

Holzvergaser und BHKW

Stromheizwerk

Biogasanlage und BHKW

0 2 4 6 8 10 Cent/kWh

Restholz. kostenfrei Industrierestholz Waldrestholz Platage

Industrierestholz Waldrestholz Plantage

Waldrestholz Plantage

5 MWth; Restholz 5 MWth; Waldrestholz 300 KWth; Waldrestholz

Stroh

Biogas, 250 GVE Biogas MWGas Biogas, 120 GVE

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In Deutschland hat in den letzten Jahren

„Biodiesel“ aus Rapsmethylester (RME) an Bedeutung gewonnen. Auch andere Verfahren zur Erzeugung von synthetischen Kraftstoffen aus biogenen Synthesegasen werden eine zu- nehmend wichtige Rolle spielen. Es besteht damit eine Konkurrenz bei der Nutzung der verfügbaren Biomasse im Hinblick auf die Her- stellung von Flüssigtreibstoffen oder die Wärme- und Stromerzeugung. Systemstudien haben gezeigt, dass für den Einsatz biogener Reststoffe die stationäre Verwendung zu bevorzugen ist.

Zum einen sind die Ausbeuten an Nutzener- gie höher als im Verkehrsbereich, zum anderen liegen die CO2-Vermeidungskosten bei den Biokraftstoffen deutlich über denen der Bio- energieträger für die stationäre Nutzung.

Ohne eine strategische Gewichtung der beiden Einsatzmöglichkeiten vornehmen zu wollen kann davon ausgegangen werden, dass aus wirtschaftlichen und ökologischen Gründen ein signifi kant größerer Teil der Biomasse zur Wärme- und Strombereitstellung eingesetzt werden wird.

Bei der wärmetechnischen Biomassenutzung besteht derzeit folgender Forschungs- und Entwicklungsbedarf:

Rohmaterial

Produktion, Versorgungsketten, Aufbereitung, Standardisierung, weit reichende Lebenszyklusanalysen

Energiewandlung

emissionsarme Verbrennung, Gaserzeugung aus Biomasse, Pyrolyse, Fermentation, Wasserstoff/Syngas-Produktion, dezentrale KWK, System- und Umweltanalysen

Endnutzung

Marktanalysen, Logistik, Optimierung von Brennstoffen und Nutzungs- technologien, Planungsmodelle und -software

Geothermische Bereitstellung von Wärme und Kälte

Die Nutzung von Erdwärme kann entsprechend der Bohrtiefe in oberfl ächennahe (bis zu mehre- ren 10 m) und tiefe Geothermie (bis zu 5000 m) unterschieden werden. Die Bohrtiefe hängt hierbei von der jeweiligen Nutzung (z. B. Raum- wärme oder Stromerzeugung) und von dem Temperaturprofi l in zunehmender Tiefe ab.

In einigen Gebieten können außerdem natürlich vorhandene Thermalquellen zu Heizzwecken eingesetzt werden.

Oberfl ächenahe Geothermie wird in Deutschland schon seit langem zur Bereitstellung von Wärme genutzt, z. B. mit Wärmepumpen (Abb. 6).

Für die Umwandlung von Umgebungs wärme niedriger Temperatur in Nutzwärme höherer Temperaturen muss zusätzliche Energie in Form von elektrischem Strom, mechanischer Arbeit oder Verbrennungswärme aufgewendet werden.

Weiterhin können Wärmepumpen entsprechend der genutzten Wärmequelle (Erdreich, Umge- bungsluft, Fluss-, Grund- oder Abwasser) und des eingesetzten Wärmeträgers (Wasser oder Luft) unterschieden werden.

Nach einem anfänglich steilen Anstieg ist der deutsche Wärmepumpenmarkt in der Mitte der 1980er Jahre fast völlig zusammengebrochen.

Ursache hierfür waren die rückläufi gen Heizöl- preise und die unzureichende Ausgereiftheit der auf dem damaligen Markt angebotenen Geräte.

Inzwischen haben die in Deutschland erhältli- chen Wärmepumpen einen hohen technischen Stand erreicht, der, zusammen mit den deutlich ansteigenden Heizölpreisen, zu einem erneuten Anstieg der Verkaufzahlen geführt hat (Abb. 7).

Ende 2004 waren in Deutschland Heizungs- wärmepumpen (WP) mit einer gesamten Heizleistung von 17 PJ installiert, von denen 64 % aus Erdwärme, 12 % aus Grundwasser und 24 % aus der Umgebungsluft gewonnen wurden. Trotzdem sind noch beträchtliche Forschungs- und Entwicklungsarbeiten notwen- dig, um das große Potenzial von Wärmepum- pen auszuschöpfen, wie zum Beispiel:

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17 Abbildung 6

Erdwärmekollektoren und Wärmepumpe

Abbildung 7

Jährlicher Absatz von Wärmepumpen in Deutschland [4]

1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 Jahr

10000 9000 8000 7000 6000 5000 4000 3000 2000 1000 0

verkaufte Heizungs-Wärmepumpen

Heizungs-WP Wärmequelle Luft Wasser Erdreich

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• Steigerung der Effi zienz,

• innovative Wärme- und Kältespeicher,

• neue Kältemittel,

• höhere Vorlauftemperaturen für Heizungsmodernisierung,

• wirtschaftliche Gaswärmepumpen und

• die Nutzung von Wärme aus Abwässern.

In geeigneten Regionen Deutschlands (Abb. 8) wird derzeit der Betrieb von Pilotanlagen zur geoth ermischen Stromerzeugung und Kraft- Wärme-Kopplung vorbereitet. So konnte im November 2003 das erste deutsche Erdwärme- Kraftwerk in Neustadt-Glewe mit einer Leistung von 210 kW in Betrieb genommen werden.

Eine ökonomische und ökologische Nutzung der Geothermie zur Stromerzeugung setzt allerdings die Verwendung der überschüssigen Wärme- energie vor Ort oder im nahen Umkreis voraus.

Nur durch den erheblichen Ausbau von Wär- meverteilnetzen für die KWK kann das große strukturelle Potenzial von rund 60 TWh Strom pro Jahr in Deutschland erschlossen werden.

Über die Hälfte der Kosten bei der Erschließung und energietechnischen Nutzung von tief gelegener Erdwärme wird durch die Bohrung selbst verursacht. Es ist deshalb nicht überra- schend, dass auf diesem Sektor noch der größte Forschungs- und Entwicklungsbedarf vorliegt:

Geodaten und Vorabinformation

Akquisition, Analyse und Interpretation von geophysikalischen, geologischen und geochemischen Daten, Übertragbarkeit von Laborexperimenten

Bohren und Stimulation

Neue Technologien (z. B. Mikro-, Laser- bohren), in-situ Messtechniken, Modellie- rung, neue (physikalische, chemische) Stimulationsverfahren, Bestimmung der Parameter zum Aufbrechen des Gesteins

Nutzung

Einphasige und mehrphasige Wärmeüber- tragung, Tiefpumpen, Nutzungsstrategien, Risikoanalysen

Abbildung 8 Temperaturen in 5000 m Tiefe [5]

> 240 °C 200 - 240 °C 180 - 200 °C 160 - 180 °C 140 - 160 °C 120 - 140 °C 100 - 120 °C 80 - 100 °C 60 - 80 °C

< 60 °C

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Solare Wärmebereitstellung

Kleine Kollektorsysteme

Kleinere solarthermische Kollektorsysteme für Brauchwassererwärmung oder Heizungsunter- stützung sind heute technisch weit entwickelt und werden dank gezielter Förderung vielfältig eingesetzt. Die jährlich neu installierte thermi- sche Leistung der beiden in Deutschland über- wiegend verwendeten Bauformen „Flachkollek- tor“ und „Vakuumröhren kollektor“ ist in Abb. 9 dargestellt. In diesen Technologien und den dazugehörigen Wärmespeichern und Regel- systemen ist die deutsche Industrie weltweit führend.

Insgesamt sind in Deutschland derzeit solar- thermische Kollektoren mit einer Gesamtfl äche von etwa 7 Millionen Quadratmetern installiert, mit denen pro Jahr 250 Millionen Liter Heizöl bzw. Kubikmeter Erdgas eingespart werden.

In keinem anderen europäischen Land werden mehr solarthermische Kollektoren hergestellt als in Deutschland – der weltweit mit Abstand größte Produzent ist jedoch die VR China, in der pro Jahr etwa 7 Millionen Quadrat meter an solarthermischen Kollektoren hergestellt werden (Abb. 10).

Einem 2004 von führenden Kollektorherstellern und Forschungsinstituten für das Bundes um - welt ministerium verfassten Strategiepapier kann entnommen werden, dass für eine weitere Ver- breitung von solarthermischen Anlagen beson-

ders die folgenden Forschungs- und Entwick- lungsarbeiten notwendig sind:

• Innovative Speicher- und Kollektorkonzepte

• effi ziente und kostengünstige Materialien

• adaptive Regelung und Steuerung

• Simulations-Software für Gebäudeintegration und Städteplanung

700 630 560 490 420 350 280 210 140 70 0

1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004

Flachkollektoren Vakuumröhrenkollektoren Trend

jährlich installierte Leistung [WMthermisch]

China 76 %

Europa 12 %

Türkei / Israel 6 %

Japan 2 %

ROW 4 %

Abbildung 9 Entwicklung des deutschen Solar- thermie-Marktes [6]

Abbildung 10 Weltmarkt für solarthermische Kollektoren [7]

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Nahwärmesysteme mit Langzeitwärmespeichern

Mit einzelnen solarthermischen Anlagen lassen sich in Deutschland bis zu 70 % des Warmwas- serbedarfs und 15-20 % des Raumheizungs- bedarfs solar decken. Im Gegensatz dazu kann mit Anlagen, die mit großen saisonalen oder mehrwöchigen Wärmespeichern ausgestattet sind, bis zu 50 % des Gesamtwärmebedarfs erreicht werden. In Kombination mit solaren Nahwärmesystemen könnten solche Langzeit- wärmespeicher dazu beitragen, große Teile des gesamten Niedertemperaturwärmemarktes in Deutschland mit solarer Energie zu versorgen.

Hierfür stehen erste Pilotanlagen zur Verfügung.

Entscheidend für die Markteinführung werden geringe Speicherkosten und eine ausreichende Nutzwärmeaus beute sein (Minimierung von Speicher- und Netzverlusten). Bei Anlagen mit saisonaler Wärmespeicherung liegt der Anteil des Speichers an den Gesamtkosten heute noch bei über 50 %. Trotz der hohen Speicherkosten sind die solaren Wärmekosten einer großen Solaran lage mit saisonaler Speicherung schon heute nicht höher als bei den weit verbreiteten klei nen Warmwasseranlagen. Ein wesentliches Hemmnis bei der Einführung von Großanla gen ist die ökonomische Notwendigkeit, den Speicher so groß zu bauen, dass eine größere Anzahl von Verbrauchern über ein Nahwärme- netz angeschlossen werden kann und somit längere fi nanzielle Vorleistungen zu erbringen sind. Möglicherweise bieten hier „mittlere“

Anlagen mit einem solaren Deckungsgrad von

etwa 35 % eine von energetischen und fi nanziel- len Gesichtspunkten her optimale Lösung [8].

Je nach Anlagenkonfi guration liegen die lang- fristig erreichbaren solaren Wärmekosten zwischen 4 und 7 Ct/kWh. Um diese Werte zu erreichen, müssen folgende Punkte ent- wickelt und demonstriert werden:

• kostengünstigere Speicherkonzepte und -bauweisen,

• große Kollektorsysteme aus neuartigen Materialien und

• effektivere Regelungsstrategien.

Solare Prozesswärme

Der industrielle und gewerbliche Prozesswärme- bedarf in Deutschland beträgt etwa 1800 PJ/a, davon rund 500 PJ/a unterhalb 200 °C. Dies entspricht etwa 5 % des gesamten Endenergie- bedarfs. Der Prozesswärmebedarf der EU im Temperaturbereich bis 250 °C wird auf etwa 300 TWh/a geschätzt. Dies entspricht einem Anteil von rund 8% des gesamten Endenergie- bedarfs. Die solare Bereitstellung der Prozess- wärme mit entsprechend geeigneten Kollek- toren und Wärmespeichern könnte deshalb einen erheblichen Beitrag zur Minderung des Verbrauchs an fossilen Energieträgern und der damit verbundenen Emissionen beitragen.

Der Einsatz von Solarstrahlung zur Bereitstellung von Prozesswärme beschränkt sich bisher auf eine geringe Anzahl an Demonstrationsanlagen

Abbildung 11 Typischer Bedarf an Prozesswärme bei verschiedenen Temperaturen

0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600

Endenergie in PJ/a

Prozesstemperatur in °C 280

140

70

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21 für die Lebensmittelverarbeitung, pharmazeu-

tische Produkte und die Energieversorgung von Krankenhäusern und Hotels durch KWK. Je nach Temperaturbereich und Strahlungsdaten können entsprechend modifi zierte Bauformen der bereits aus dem Niedertemperaturbereich bekannten Flach- und Röhren kollek toren eingesetzt werden, oder aber kleinere Parabolrinnenkollektoren und Heliostate. Längerfristig sind in südlichen Breiten- graden mit einem höheren Anteil an Direktstrah- lung auch hochkonzentrierende Solaranlagen denkbar, mit denen Prozesswärme für höhere Tem peraturen, z. B. für die Metallverarbeitung oder die Wasserstoffherstellung, bereitgestellt wird.

Mittelfristig werden folgende Forschungs- und Entwicklungsarbeiten benötigt, um die solare Prozesswärme praktisch nutzbar zu machen:

• hochtemperaturgeeignete Solarfl uide und Werkstoffe

• direkte Prozessdampferzeugung

• Adaption der bewährten Technologien von Flach- und Vakuumröhrenkollektoren für höhere Temperaturen und die Entwicklung von konzentrierenden Kollektoren für Prozesswärme

• innovative Wärmespeicherkonzepte

• Weiterentwicklung der automatisierten Betriebsführung zur Senkung von Betriebs- und Wartungskosten, Abstimmung der Solar- und Prozessregelung

Solare Klimatisierung

In südlichen Ländern erreicht der Energiebedarf für Raumklimatisierung prozentual den in Deutsch- land anfallenden Bedarf für Gebäudeheizung.

In vielen Fällen wird diese Klimatisierung durch ineffi ziente, elektrisch betriebene Kleingeräte gedeckt, sodass in der Mittagszeit der Sommer- monate zunehmend die ausreichende Versor- gung mit elektrischem Strom gefährdet ist. Auch in Deutschland liegt durch moderne Bauformen und -materialien und durch den zunehmenden Einsatz elektrischer Geräte ein zunehmender Be- darf nach Raumklimatisierung vor. Der Einsatz von Anlagen zur solaren Klimatisierung hat deshalb weltweit ein enormes Potenzial.

Die Nutzung erneuerbarer Energien ist hier besonders attraktiv, weil im Gegensatz zur so- laren Beheizung der zeitliche Verlauf von Nach- frage und Energieangebot weitgehend identisch sind. Anlagen für die solare Klimatisierung und Kälteerzeugung befi nden sich derzeit noch im Entwicklungs- bzw. Demonstrationsstadium.

Zu einer wirtschaftlichen Markteinführung werden noch benötigt:

• innovative Wärme- und Kältespeicher

• kleinere, für Einzelhäuser geeignete Anlagen (< 20 kW)

• reduzierte Kosten durch Verwendung von serienmäßigen Komponenten

• optimierte Regelungstechnik

• langzeitige Demonstration und Vermessung

Klimatische und wirtschaftliche Relevanz der erneuerbaren Energien

Erneuerbare Energieträger sichern nicht nur eine von fossilen Energieträgern unabhängige Versorgung, sie tragen auch weitgehend zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen und damit zur Verminderung der globalen Erwär- mung bei. Ihre CO2-Emissionen liegen um etwa eine Größenordnung unter denjenigen fossiler Brennstoffe und elektrisch betriebener Wärme- pumpen, wenn diese ihren Strom aus dem bestehenden Kraftwerkspark beziehen.

Berücksichtigt man die direkt für die Herstellung und den Betrieb von Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energiebereitstellung beschäftigten Personen und die bei Vorlieferanten beschäftig- ten Arbeitskräfte, dann sind derzeit rund 130.000 Personen in diesem Bereich beschäf- tigt. Näherungsweise sind davon 35.000 – 40.000 Personen direkt Beschäftigte in der Anlagenherstellung, 25.000 – 30.000 sind im Handwerk bzw. für Installation und Betrieb der Anlagen beschäftigt. Der Rest sind Beschäftigte bei den Vorlieferanten. Der gesamte Bereich hat 2004 rund 6,5 Mrd. Euro an Investitionen getätigt; davon entfi elen auf den Wärmebe reich allerdings nur 1,7 Mrd. Euro.

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Die Umsätze durch den Betrieb von Anlagen beliefen sich auf rund 5 Mrd. Euro/a. Bei einer Steigerung des Beitrags erneuerbarer Energien treten weitere Produktivitätsfortschritte ein, die gleichzeitig auch die Kosten weiter senken werden. Die Zahl der Beschäftigten wird daher etwas langsamer wachsen. Für das Jahr 2010 kann in Deutsch land von etwa 200.000 Beschäf- tigten ausgegangen werden, wenn sich die im Szenario „NaturschutzPlus“ [3] unterstellte Wachstumsdynamik einstellt. Bei diesen Zahlen ist nicht berücksichtigt, dass durch parallel wachsende Exportmärkte zusätzliche Arbeits- plätze entstehen können, insbesondere dann, wenn Deutschland seine führende Position in diesem Bereich weiter ausbauen kann.

Technologien zur Nutzung erneuerbarer Energien stellen also eine beachtliche Wachs- tumsbranche dar. Gerade im Wärmebereich dürfte sich die Wachs tums dynamik durch die deutlich gestiegenen Brennstoffkosten und die sich abzeichnenden günstigeren Rahmenbedin- gungen (u. a. Erneuerbare-Wärmeenergie- Gesetz) in den nächsten Jahren deutlich beschleunigen.

Literatur

[1] Erneuerbare Energien – Innovationen für die Zukunft. Broschüre des BMU. Fachliche Bearbeitung: Arbeitsgemeinschaft DLR/

IFEU/WI, 5. Aufl age, Berlin 2004.

[2] B. Geiger, M. Nickel, F. Wittke: Energiever brauch in Deutschland – Daten, Fakten, Kommentare. BWK, Bd. 57(2005) Nr.1/2.

S.48-56.

[3] J. Nitsch, M. Fischedick, G. Reinhardt u. a.:

„Ökologisch optimierter Ausbau erneuer- barer Energien in Deutschland.“ Studie der Arbeitsgemeinschaft DLR/IFEU/WI im Auftrag des BMU, Stuttgart, Berlin 2004

[4] Bundesverband WärmePumpe (BWP) e.V.

München (2003)

[5] 5. EWIV Praxiskonferenz, Straßburg/

Frankreich (2003)

[6] H. Drück nach Daten des Bundesverband Solarindustrie (BSi) (2005)

[7] ESTIF, European Solar Thermal Industry Federation (2004)

[8] Raab, S.; Mangold, D.; Heidemann, W.;

Müller-Steinhagen, H. Simulation study on solar assisted district heating systems with solar fractions of 35 %. ISES Solar World Congress, Göteborg, 14 – 19 June 2003.

Abbildung 12 CO2-Emissionen bei der Wärmebereitstel- lung mit erneuerbaren Energieträgern [1]

600 400 200 0

Solare Kleinanlage Solare Nahwärm

e

Geotherm ie

Holzhackschnitzel M in./M

ax.

Brennwertkessel, GasBrennwertkessel, Öl

Elektro-W ärm

epum pen CO2 - Äquivalent in g/kWh

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