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Akzeptanz, Partizipation, Bürgergesellschaft,

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Academic year: 2022

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A

kzeptanz, Partizipation, Bürgerge- sellschaft, Öffentlichkeitsbeteili- gung, Mediation, kooperative Pla- nungsverfahren, „Planung von unten“,

„Landschaftsplanung am Runden Tisch“.

Diese und ähnliche Begriffe haben in den letzten Jahren Konjunktur. Dies zeigt die Bedeutung, die der Beteiligung von Betrof- fenen und Interessierten an politischen und planerischen Entscheidungen verstärkt zu- kommt.

Damit stellt sich die Frage nach Instrumen- ten und Verfahren der Bürgerbeteiligung, die im Rahmen von Planungen für deren jewei- ligen Stand und die jeweils spezifische Si- tuation besonders geeignet sind. In diesem Artikel soll mit der vor kurzem entwickelten

„Agenda-Konferenz“ eine Möglichkeit vor- gestellt werden. Die Methode wurde für eine zweitägige Veranstaltung mit etwa 150 Teil- nehmern im Rahmen des Agenda-21-Pro- zesses der Gemeinde Unterhaching bei München entwickelt und erprobt („Zu- kunftskonferenz Unterhaching“, vgl.

www.zukunftskonferenz-unterhaching.de1).

Die inhaltliche Flexibilität der Methode, die äußerst positive Resonanz der Teilnehmer auf die Veranstaltung sowie der erfolgreiche Einsatz einzelner Elemente in weiteren Be- teiligungsverfahren sprechen für die Eig- nung und Übertragbarkeit des Verfahrens oder einzelner Bausteine auf andere Fra- gestellungen und Anforderungen. Als Bei- spiel sei die Erstellung des „Handlungspro- gramms Nachhaltigkeit“ der Stadt Augsburg genannt.

Agenda-Konferenz – die Grundlagen

Die Agenda-Konferenz ist ein Beteiligungs- verfahren, bei dem 30 bis 200 Teilnehmer in strukturierter und zugleich sehr offener und flexibler Weise ein oder mehrere Themen bearbeiten können. Das Verfahren ermög- licht, dass sich alle Beteiligten zunächst auf den erforderlichen Wissensstand bringen, auf dieser Basis den derzeitigen Stand (der Planung, der Kommunalentwicklung, der er- griffenen Maßnahmen etc.) bewerten und daraus gemeinsam das weitere Vorgehen entwickeln – insbesondere Ziele sowie ggf.

konkrete Maßnahmen. Das kann bis zur Gründung und zum Beginn der Arbeit von Projektgruppen führen. Die Besonderheit des Verfahrens besteht darin, dass in sehr kurzer Zeit auch Teilnehmer ohne oder mit geringen Vorkenntnissen den für die Diskus-

sion erforderlichen (Mindest-)Informations- stand erreichen können. Auch können sich alle Teilnehmer zu allen Themen äußern.

Weiter werden diese Äußerungen dokumen- tiert. Außerdem wird deutlich, welche Teil- aspekte eines Themas die überwiegende Zahl der Teilnehmer als besonders wesent- lich betrachten. Konkrete Projekte können in kurzer Zeit aus einer breiten gemeinsamen Diskussion heraus entwickelt werden. Damit ist gewährleistet, dass die Projekte in einen Gesamtrahmen integriert sind, der von ei- nem breiten Konsens getragen wird.

Anwendungsfelder und Einsatzmöglichkeiten

Der Name „Agenda-Konferenz“ ist nicht zu- fällig gewählt und bezeichnet mit der Agen- da 21 eines ihrer möglichen Anwendungs- felder. „Agenda“ bedeutet aber „was zu tun ist“. Damit wird deutlich, dass die Agenda- Konferenz unter bestimmten Voraussetzun- gen (siehe nächster Abschnitt) und ggf. in abgewandelter Form überall dort einsetzbar ist, wo Großgruppen auf der Basis von Ver- gangenem und Gegenwärtigem die „Tages- ordnung“ für die Zukunft festlegen wollen.

Die Agenda-Konferenz kann von allen Insti- tutionen eingesetzt werden, die einen größe- ren Kreis von betroffenen oder interessierten Akteuren beteiligen wollen – sei es an Pla- nungen und Entscheidungen generell, an der

Entwicklung von Leitlinien und Zielen oder an der Planung und Umsetzung konkreter Maßnahmen. Die Motive hierfür können sehr unterschiedlicher Art sein. Sie können etwa aus rechtlichen Vorgaben, materiellem Problemdruck, politischer Virulenz, Forde- rungen von Anspruchsgruppen oder dem Wunsch nach Schaffung von Identifikation, Akzeptanz und optimierten Planungsergeb- nissen resultieren. Als Veranstalter einer Agenda-Konferenz kommen somit Kommu- nen, Unternehmen und Organisationen, aber auch Träger von Fachplanungen sowie der räumlichen Gesamtplanung infrage2.

Wofür ist die Agenda-Konferenz geeignet, wofür nicht?

Die Agenda-Konferenz eignet sich vor allem für die Erreichung folgender Ziele:

●Gewinnung eines umfassenden Über- blicks über Ansichten und Meinungen we- sentlicher Akteure zu den ausgewählten Themen

●Entwicklung von Leitbildern und konkre- teren, ggf. quantifizierten Zielen

●Entwicklung von Projektideen und Maß- nahmen

●Aktivierung von Bürgern, Vereinen, Ver- bänden und anderen wichtigen Akteuren

●Gründung von Projekt- und Arbeitsgrup- pen

●Zwanglose Herstellung von Kontakten

Fachbeitrag ■

Informieren, bewerten, planen, handeln:

Agenda-Konferenz – ein Verfahren der Bürgerbeteiligung

Stefan Heiland

Zusammenfassung

Der Beitrag stellt mit der „Agenda-Konferenz“ ein Verfahren der Bürgerbeteiligung vor, das sich besonders dazu eignet, über bereits vorhandene Daten, Planungen und Überle- gungen zu informieren, diese Informationen kritisch zu diskutieren und zu bewerten.

Auch können daraus Ziele und das weitere Vorgehen, gegebenenfalls auch konkrete Maß- nahmen, abgeleitet werden. Damit ist eine Diskussion von Fachplänen und räumlichen Gesamtplanungen ebenso möglich wie die Entwicklung von Leitbildern und Zielen in Kommunen und Organisationen oder die Gründung von Projektgruppen, die sich der Lö- sung konkreter Probleme annehmen. Wesentliche Voraussetzungen sind der Wunsch des Veranstalters nach aktiver Beteiligung von Anspruchsgruppen (Stakeholdern) sowie eine weitgehende Ergebnisoffenheit.

Abstract

This article presents the so-called "agenda conference", i.e. a public participation method.

The agenda conference is a suitable instrument to inform the public on existing data, plans and other information, to discuss and evaluate this information and to derive aims and measures. Preconditions are the wish of the organiser to involve the stakeholders and an open decision.

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zwischen Akteuren, die ansonsten wenig voneinander wissen und wenig miteinander zu tun haben (Zusatznutzen)

Folgende Voraussetzungen sollten gegeben sein:

●Die Diskussion beginnt nicht „bei Null“, sie setzt an bereits vorhandenen Daten, Aktivitäten oder Planungen an.

●Eine gute Aufbereitung der erforderli- chen Informationen ist gewährleistet.

●Die zu diskutierenden Themen bzw. The- menblöcke stehen fest, das Ergebnis der Diskussionen ist aber weitgehend offen – wobei durchaus möglich ist, dass die Teil- nehmer weitere, zunächst nicht thematisier- te Fragen einbringen.

●Daher sollte die Agenda-Konferenz in ei- ner möglichst frühen Planungsphase statt- finden (etwa wenn Grundlagendaten erho- ben und lediglich erste, noch unverbindliche und jederzeit zu ändernde Planungsaussagen formuliert sind).

●Wie bei jedem anderen Beteiligungsver- fahren müssen Inhalt und Reichweite der

Beteiligung deutlich sein, das heißt es muss Klarheit über den Gegenstand gemeinsamer Entscheidungen und den Anteil der Teilneh- mer hieran bestehen.

Nicht geeignet ist die Agenda-Konferenz,

●wenn die zu diskutierenden Themen auf der Veranstaltung selbst festgelegt werden sollen, wie etwa bei Auftaktveranstaltungen von lokalen Agenda-21-Prozessen. Hier bie- ten sich Verfahren wie Zukunftswerkstatt, Zukunftskonferenz oder Open Space an;

●wenn keine Informationen vorhanden und aufbereitet sind, an denen sich die Dis- kussion entzünden kann;

●wenn keine Ergebnisoffenheit herrscht bzw. der verbleibende Handlungs- und Ent- scheidungsspielraum sehr gering ist;

●für kleinere Gruppen bis 30 Personen, da hierfür der Aufwand in der Regel nicht ge- rechtfertigt ist. Einzelne Elemente, wie etwa die „Promenade“ (siehe Kapitel „Inhalte und Vorgehen“) lassen sich aber durchaus auch in kleineren Gruppen anwenden.

Themen und Themenfelder

Die Inhalte der Agenda-Konferenz sollten in mehrere Themenfelder gegliedert sein, die in sich weiter differenziert sein können. Die

„Zukunftskonferenz Unterhaching“ befasste sich z. B. mit fünf Themenfeldern: (1) Orts- entwicklung und Wirtschaft, (2) Bil- dung/Soziales/Gesellschaft, (3) Energie und Ressourcen, (4) Natur und Landschaft, (5) Verwaltung. Alle Themenfelder waren wie- derum in mehrere Einzelthemen unterglie- dert, So differenzierte sich das Themenfeld Natur und Landschaft etwa in vier Unterthe- men: „Landschaftspark Hachinger Haid – Nachnutzung eines ehemaligen Militärflug- hafens“, „Hachinger Bach – Gewässerpfle- geplan und Wünsche der Bürger“, „Grünan- lagen – im Spannungsfeld von Freizeitnut- zung und Naturschutz“, „Sonstige Aktivitä- ten und Konzepte (Landschaftsplan, Wettbe- werb Naturnaher Garten, Wettbewerb Wilde Wiesen)“.

Die Themenfelder werden vom Veranstalter festgelegt. Wird die Agenda-Konferenz im Rahmen von Planungsverfahren oder im Rahmen der Strategischen Umweltprüfung eingesetzt, ergeben meist sich die Themen- felder aus dem jeweiligen Planungsgegen- stand. Dies werden in der Landes- und Re- gionalplanung etwa Siedlung und Verkehr, Land- und Forstwirtschaft, Wirtschaft und Abb. 1: Phasen der Agenda-Konferenz

Was ist der Stand der Dinge?

●Bestand

●Analysen

●Aktionen/Projekte

●Konzepte

●Was ist gut?

●Was ist zu verbessern

●Was befürchten, erwarten wir?

●Was fehlt?

Was wollen wir erreichen?

●Leitbild/Visionen

●Konkrete Ziele

Wie wollen wir die Ziele erreichen?

●Maßnahmen

●Projektgruppen

Abb. 2: Entlang der „Promenade 1“ informieren Plakate über die Themen der Agenda-Konferenz und regen zur Diskussion an

Abb. 3: Die Möglichkeit, zum bisherigen „Stand der Dinge“ auf Moderationskarten schriftlich Stellung zu nehmen, schafft ein umfassendes Meinungsbild und motiviert die Teilnehmer

Vorlauf 1. Tag 2. Tag

. . . und später

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Arbeitsmarkt, Ver- und Entsorgung, Schutz von Natur und Landschaft sein. Auch Um- weltschutzgüter (Menschen, Arten und Bio- tope, Boden, Wasser, Luft) oder relevante Raumnutzungen (Land- und Forstwirtschaft, Siedlung und Verkehr, Rohstoffabbau, Fremdenverkehr und Erholung, Natur- schutz) können Themenfelder bilden. Dies ist im Einzelfall zu entscheiden. Selbstver- ständlich können hierbei auch verschiedene Planungsvarianten oder Szenarien diskutiert werden.

Die Teilnehmer

Das Verfahren schließt bestimmte Akteure von vornherein weder ein noch aus. Teilneh- men sollten allerdings möglichst viele Per- sonen, die von den Themen betroffen sind und/oder über relevante Kenntnisse und

Handlungsfähigkeiten verfügen. Wesentlich ist auch, dass Vertreter von Verbänden, Äm- tern, Vereinen etc. über Entscheidungskom- petenzen innerhalb ihrer jeweiligen Instituti- on verfügen, damit diese die erzielten Er- gebnisse später mittragen und umsetzen.

Methodische Grundlagen

Die Agenda-Konferenz stellt einen „Metho- den-Mix“ dar. Sie greift Elemente bereits bewährter Beteiligungsverfahren auf, vari- iert und verknüpft diese auf neue Weise und reichert sie durch zusätzliche Elemente an.

Zu nennen sind hier insbesondere die fol- genden Verfahren und Methoden:

●Zukunftskonferenz (Weisbord 1996 a, b):

Hier wurde der grundlegende Gedanke übernommen, aus dem Rückblick in die Ver- gangenheit und der Diskussion gegenwärti-

ger Entwicklungen das zukünftige Vorgehen sowie hierfür Ziele und ggf. Maßnahmen zu entwickeln.

●Open Space (Maleh 2000): Die Klein- gruppenarbeit in der Agenda-Konferenz fin- det in der Regel nach wesentlichen Prinzi- pien der Open-Space-Methode statt, wie z. B. einem relativ flexiblen Zeitrahmen und der Möglichkeit für alle Teilnehmer, jeder- zeit zwischen verschiedenen Gruppen zu wechseln.

●Moderationsmethode (Hartmann et al.

2001, Klebert et al. 1987): Die inhaltlich neutrale und allparteiliche Moderation so- wie die Arbeit mit Flip-Chart und Pinnwän- den („Metaplan-Technik“) sind wesentlicher Bestandteil der Agenda-Konferenz.

Inhalte und Vorgehen

Phasen der Agenda-Konferenz

Inhaltlich lässt sich die Agenda-Konferenz in vier (unterschiedlich lange) Phasen glie- dern (siehe Abbildung 1):

●Phase 1: Der Stand der Dinge – Bestand Ziel ist es, den themenrelevanten „Stand der Dinge“ allen Teilnehmern zugänglich zu machen, so z. B. vorhandene Analysen, Kon- zepte, Planungen, Planungsalternativen und Szenarien, abgeschlossene und laufende Aktionen und Projekte usw.

●Phase 2: Der Stand der Dinge – Bewer- tung

Hier beantworten die Teilnehmer Fragen wie: Was ist gut am vorgestellten „Stand der Dinge“ oder an einzelnen Planungsvari- anten und Szenarien? Was ist zu verbessern?

Was befürchten, erhoffen, erwarten wir?

Was ist daher bisher nicht ausreichend berücksichtigt? Welche Themen sind beson- ders wichtig und müssen bevorzugt bearbei- tet werden?

●Phase 3: Wo wollen wir hin? – Entwick- lung von Leitbildern und Zielen

Nun richtet sich der Blick in die Zukunft:

Welche Probleme sind bei den besonders dringenden Themen zu lösen und – vor allem – was wollen wir erreichen? Welche Leitbilder und Visionen und / oder welche ganz konkreten Ziele haben wir vor Augen?

●Phase 4: Wie wollen wir die Ziele errei- chen? – Entwicklung des weiteren Vorge- hens

Abschließend geht es darum, möglichst vie- le Projektideen zu entwickeln, mit deren Hilfe die Ziele erreicht werden können. Ein- zelne Projektideen können bereits weiter ausformuliert werden. Projektgruppen kön- nen sich gründen und aufbauend auf den er- arbeiteten Ergebnissen, beginnen, ihr Pro- jekt umzusetzen. In der Fachplanung und der räumlichen Gesamtplanung wird es we- niger um konkrete Projekte gehen, aller- dings können hier etwa Arbeitsgruppen ge- gründet werden, die die weitere Planung kri- tisch begleiten.

Je nach Zielsetzung ist es möglich, Phase 3 intensiver zu gestalten und auf Phase 4 zu verzichten. Dies ist sinnvoll, wenn lediglich Leitbilder und Ziele entwickelt, die Auffas-

Fachbeitrag ■

Abb. 4: Offene Arbeitsgruppen ermöglichen eine intensive Diskussion und die Chance, sich zu mehreren Themen einzubringen

Abb. 5: Bei der „Promenade 2“ stellen die Offenen Arbeitsgruppen ihre auf Formblättern festgehaltenen Ergebnisse vor

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Elemente der Agenda-Konferenz

Die Agenda-Konferenz besteht aus einem Wechsel von Plenumssitzungen, Kleingrup- penarbeit und Promenaden. Sie beginnt mit einer Plenumssitzung, in der die Teilnehmer in die Veranstaltung und die anschließende erste Promenade eingeführt werden.

Promenade 1 bildet das erste wesentliche Element der Veranstaltung. Hier werden auf vorbereiteten Plakaten und Modellen und auch durch andere Ausdrucksformen (der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt) die wichtigsten zu diskutierenden Inhalte der Themenfelder dargestellt (siehe Abbildung 2). Alle Teilnehmer sollen – im Rahmen ei- nes selbstorganisierten Durchgangs durch die Ausstellung – den notwendigen Wissens-

karten zu schreiben und diese an Pinnwände zu heften (siehe Abbildung 3). Die Modera- tionskarten können bereits bestimmte Aussagen enthalten, die die Teilnehmer nur zu ergänzen brauchen, z. B. „Ich finde gut, dass . . .“, „Ich möchte anregen, dass . . .“,

„Ich möchte wissen, ob . . .“. Promenade 1 umfasst somit sowohl Phase 1 als auch be- reits einen Teil von Phase 2 der Agenda- Konferenz.

Die Ergebnisse der Promenade 1 werden (nach Pause und kurzem Plenum) in den Of- fenen Arbeitsgruppen 1 ausgewertet und vertieft. Die Arbeitsgruppen entsprechen den Themenfeldern. „Offen“ bedeutet, dass die Teilnehmer jederzeit von einer in eine andere Gruppe wechseln können. Die Arbeit steht unter dem Motto „Themen, die wir an-

aus Promenade 1 zu systematisieren, zu dis- kutieren und für jedes Themenfeld die The- men zu bestimmen, die so wichtig und drin- gend sind, dass sie weiter bearbeitet werden sollen. Phase 2 (Stand der Dinge – Bewer- tung) wird somit abgeschlossen, indem die

„heißen Eisen“ der Themenfelder bestimmt werden. Anschließend stellen die Arbeits- gruppen ihre Ergebnisse dem Plenum vor.

An dieser Stelle bietet es sich an, den ersten Tag der Agenda-Konferenz zu beenden.

Die Arbeit der Offenen Arbeitsgruppen 1 findet in Offenen Arbeitsgruppen 2 ihre Fortsetzung und Konkretisierung. Anhand eines vorbereiteten Formblatts werden Ziele und ggf. erste Projektideen zu den „Themen, die wir angehen müssen“ erarbeitet. Leitfra- gen könnten etwa sein „Wo wollen wir hin?“, „Was könnte wie verbessert wer- den?“, „Was können wir keinesfalls akzep- tieren?“ „Wie unterscheiden sich verschie- dene Planungsvarianten oder Szenarien hin- sichtlich der identifizierten Problempunk- te?“, „Mit welchen Maßnahmen können wir unsere Ziele erreichen?“ (siehe Abbildung 4). Die Leitfragen hängen hier in starkem Maße von der Zielsetzung der Agenda-Kon- ferenz ab. Sie werden im Zusammenhang mit lokalen Agenda-Prozessen deutlich an- ders ausfallen als bei einer Öffentlichkeits- beteiligung im Rahmen der Strategischen Umweltprüfung. Die Offenen Arbeitsgrup- pen 2 bilden das Herzstück der oben ge- nannten Phase 3.

Ihre Ergebnisse werden in der Promenade 2 vorgestellt (siehe Abbildung 5). Hierzu wer- den die ausgefüllten Formblätter der Ar- beitsgruppen auf Pinnwände geheftet, wo sie von allen Teilnehmern studiert werden können. Auf Moderationskarten können nochmals ergänzende Hinweise und Ideen eingebracht werden. Falls die Veranstaltung die Phase 4 umfasst, tragen sich die Teilneh- mer zugleich bei jener Projektidee ein, die sie im weiteren Verlauf konkreter formulie- ren und planen möchten (siehe Abbildung 6).

Dies geschieht in (nicht offenen) Projektent- wicklungsgruppen. Diese planen, ggf. wie- derum mithilfe eines Formblatts, erste Schritte zur Umsetzung der Projektideen.

Dem jeweiligen Projekt soll ein sinnvoller,

„knackiger“ Name gegeben werden. Seine Ziele und seine Nutzen sollen konkretisiert, die Vorgehensweise kurz beschrieben und ungeklärte Fragen benannt werden. Nicht zuletzt muss geklärt werden, ob genügend Personen bereit sind, nach der Agenda-Kon- ferenz am Projekt mitzuarbeiten. Die Pro- jektentwicklungsgruppen müssen nicht un- bedingt konkrete Projekte erarbeiten, wie es vor allem auf kommunaler Ebene oder in- nerhalb von Organisationen der Fall sein kann. Vielmehr könnten hier – unter ande- rem – auch „Begleitkreise“ ins Leben geru- fen werden, die den Fortgang von Planungen unter einer bestimmten Perspektive beratend begleiten. Falls Phase 4 nicht vorgesehen ist,

Element Zeit (ca.) Inhalt

1.Tag

Plenum 1 45 Min. Begrüßung, Einführung in Ablauf und Methode

Promenade 1 90–120 Min. Ausstellung zu allen Themen, Meinungsäußerungen der Teilnehmer Pause / Imbiss 30 Min.

Plenum 2 15 Min. Einführung in die offenen Arbeitsgruppen Offene Arbeitsgruppen 1 60–90 (120) Min. Diskussion der Ergebnisse von Promenade 1.

(je Themenfeld eine) Identifizierung der zentralen Punkte und Probleme für jedes Themenfeld („Themen, die wir angehen müssen“)

Plenum 3 60–90 Min. Vorstellung der Ergebnisse der Offenen Arbeitsgruppen 1 und damit der Themen, die weiter bearbeitet werden sollen

2. Tag

Plenum 4 30 Min. Zusammenkommen,

Verteilung auf die Offenen Arbeitsgruppen 2 Offene Arbeitsgruppen 2 60–120 Min. Erarbeitung von Zielen und ersten (Projekt-)

Ideen zu den „Themen, die wir angehen müssen“ (Formblatt)

Plenum 5 15 Min. Einführung in die Promenade 2

Promenade 2, 75–120 Min. Vorstellung der Ergebnisse der Offenen parallel Pause Arbeitsgruppen 2 durch Aushang der Form- (kann ggf. entfallen, blätter auf Pinnwänden, Möglichkeit für falls Phase 4 nicht ergänzende schriftliche Hinweise

vorgesehen) Eintragung der Teilnehmer bei jener

Projektidee, die sie im Weiteren konkreter formulieren und planen möchten Plenum 6 15–30 Min. Verteilung der Teilnehmer auf die Projekt- (entfällt, falls Phase 4 entwicklungsgruppen

nicht vorgesehen)

Projektentwicklungs- 60–90 Min. Ausformulierung und konkrete Planung von

gruppen Projekten (Formblatt) oder Gründung von

(entfällt, falls Phase 4 „Begleitkreisen“ für bestehende Planungen nicht vorgesehen)

Plenum 7 – 60–90 Min. Vorstellung der Ergebnisse

Abschlussplenum Verabredung des weiteren Vorgehens Ausblick

Tab. 1: Ablauf der Agenda-Konferenz

(5)

entfallen die Projektentwicklungsgruppen, ggf. auch Promenade 2.

Im Abschlussplenum stellen die Projektent- wicklungsgruppen ihre Ergebnisse vor. Falls Phase 4 nicht durchlaufen wurde, werden hier die bis dahin erarbeiten Ergebnisse (der Offenen Arbeitsgruppen 2) zusammengefas- st und vorgestellt. Wichtig ist ein kurzer Ausblick der Veranstalter auf das weitere Vorgehen und die Konsequenzen der Konfe- renz.

Ablauf der Agenda-Konferenz

Tabelle 1 zeigt zusammenfassend einen möglichen Ablauf einer Agenda-Konferenz.

Dabei wird von einer zweitägigen Veranstal- tung ausgegangen: 1. Tag etwa fünf Stunden (z. B. 16 bis 21 Uhr); 2. Tag etwa sieben Stunden (z. B. 9 bis 16 Uhr). Je nach Teil- nehmerzahl, Anlass und Zielsetzung werden sich die einzelnen genannten Zeiten, die Ge- samtdauer der Veranstaltung sowie die Durchführung einzelner Elemente und deren Abfolge voneinander unterscheiden. Der methodische Rahmen bleibt dabei gleich, bietet jedoch die Möglichkeit, auf unter- schiedliche Anforderungen angemessen zu reagieren.

Organisation einer Agenda-Konferenz

Für die Vorbereitung, Durchführung, Nach- bereitung und Dokumentation einer Agen- da-Konferenz gelten ähnliche Regeln wie für andere Beteiligungsverfahren. Großer Wert ist auf eine professionelle und länger- fristige Vorbereitung zu legen. Die Veran- stalter (nicht die Moderator/innen!) sollten eine Vorbereitungsgruppe ins Leben rufen, die u. a. für die Zusammenstellung der In- formationen (Vorbereitungsunterlagen, Pro- menade 1), die räumlichen und technischen Voraussetzungen sowie die Einladung der

Teilnehmer verantwortlich ist. Als sinnvoll hat es sich zudem erwiesen, den Teilneh- mern bereits vor der Konferenz Informati- onsmaterialien zur Verfügung zu stellen.

Hierfür kann auch das Internet genutzt wer- den. Je nach den bereits vorhandenen inhalt- lichen Grundlagen, der Größe der Vorberei- tungsgruppe sowie der Teilnehmerzahl und des Teilnehmerkreises ist von mindestens drei Monaten Vorbereitungszeit auszugehen.

Einladungen sollten spätestens zwei Monate vor dem geplanten Termin erfolgen. Ferien sind gesondert zu berücksichtigen, ebenso die Zeiten, die für besondere Vorarbeiten er- forderlich sind (z. B. erstmalige Erhebung und Aufbereitung von Daten).

Die Veranstaltung selbst sollte – in Abhän- gigkeit von der Teilnehmerzahl – von min- destens zwei erfahrenen Moderator/innen geleitet werden, die Offenen Arbeitsgrup- pen 1 von jeweils einer/einem. Hingegen können die Offenen Arbeitsgruppen 2 und die Projektentwicklungsgruppen „selbstor- ganisiert“ sein oder durch gezielt ausge- wählte „Gesprächsgruppenleiter/innen“ aus dem Teilnehmerkreis geleitet werden. Ihnen sollte aber erlaubt sein, sich selbst inhaltlich einzubringen, eine neutrale Moderation kann von ihnen nicht erwartet werden. Da- mit sie jedoch gegenüber den anderen Teil- nehmern nicht zu dominant werden, sollten sie in der Lage sein, sich etwas zurückzu- nehmen.

Ausblick

Die Agenda-Konferenz wurde bisher im Rahmen eines lokalen Agenda-21-Prozesses erprobt, einzelne Elemente, wie etwa die Promenade, auch in anderen Zusammenhän- gen. Erfahrungen mit dem gesamten Verfah- ren, die über die kommunale Ebene hinaus- gehen sowie Fachplanungen und die räumli-

che Gesamtplanung umfassen, fehlen bisher.

Dennoch kann aufgrund der Offenheit des Verfahrens für verschiedenste Inhalte von einer entsprechenden Übertragbarkeit aus- gegangen werden. Steigende gesellschaft- liche Beteiligungsanforderungen an Pla- nungsprozesse sprechen dafür, dies auch in der Praxis zu erproben. Ein Verfahren, mit dem in kurzer Zeit wesentliche Informatio- nen vermittelt und auf breiter Basis disku- tiert werden können, bietet gute Vorausset- zungen für einen umfassenden Dialog, der das Prädikat „Beteiligung“ auch tatsächlich verdient. Für entsprechende Nachfragen, Kritik und Anregung steht der Verfasser gerne zur Verfügung.

Anmerkungen

1 Hier ist darauf hinzuweisen, dass diese Veranstal- tung mit der Methode „Zukunftskonferenz“ zwar den Namen und einige grundsätzliche Überlegungen ge- mein hatte, sich jedoch methodisch deutlich unter- schied. Der Name „Zukunftskonferenz Unterha- ching“ wurde von Gemeinde und Lokaler Agenda ge- wählt, ohne ein bestimmtes Vorgehen damit zu ver- binden. Für Konzeption, Moderation und Dokumen- tation der Veranstaltung waren Mitarbeiter der B.A.U.M. Consult München verantwortlich, darunter als Projektleiter der Autor dieses Beitrags.

2 Zum Einsatz der Agenda-Konferenz in Kommunen, Unternehmen und Organisationen vgl. ausführlicher Heiland et al. 2003.

Literatur

Bischoff, A.; Selle, K.; Sinning, H. (1996): Informie- ren, Beteiligen, Kooperieren. Kommunikation in Pla- nungsprozessen. Eine Übersicht zu Formen, Verfah- ren, Methoden und Techniken, Dortmund.

Gemeinde Unterhaching (Hrsg.) (2001): 1. Unterha- chinger Zukunftskonferenz, 20.–21. Juli 2001.

Dokumentation – Langfassung. Redaktion: B.A.U.M.

Consult GmbH, www.zukunftskonferenz-unter haching.de

Hartmann, M.; Rieger, M. & Luoma, M. (2001): Ziel- gerichtet moderieren. Ein Handbuch für Führungs- kräfte, Berater und Trainer, Weinheim.

Heiland, S.; Münderlein, J. & Schindelmann, P.

(2003): Agenda-Konferenz: Vom Blick zurück zum Schritt nach vorn. Ein Beteiligungsverfahren für Kommunen, Unternehmen und Organisationen zur Bilanzierung, Zieldefinition und Projektentwicklung.

Agenda 21 Baustein. Nr. 8. Januar 2003.

Hrsg.: Bayerisches Landesamt für Umweltschutz, KommA21 Bayern. Augsburg, www.bayern.de/lfu/

komma21

Klebert, K.; Schrader, E. & Straub, W.G. (1987):

KurzModeration: Anwendung der Moderationsme- thode in Betrieb, Schule und Hochschule, Kirche und Politik, Sozialbereich und Familie, bei Besprechun- gen und Präsentationen. Mit 20 Fallbeispielen, 2.Auf- lage, Hamburg.

Maleh, C. (2000): Open Space. Effektiv arbeiten mit großen Gruppen. Ein Handbuch für Anwender, Ent- scheider und Berater, Weinheim.

Weisbord, M. (1996a): Zukunftskonferenz 1. Metho- de und Dynamik. Organisationsentwicklung (1):

4–13.

Weisbord, M. (1996b): Zukunftskonferenz 2. Ein wir- kungsvolles Werkzeug für die Entwicklung gesunder Gemeinden. Organisationsentwicklung (1): 14–23.

Dr. Stefan Heiland, Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung e.V., Weber- platz 1, 01217 Dresden, Telefon (03 51) 4 67 92 19, E-Mail: s.heiland@ioer.de

Fachbeitrag ■

Abb. 6: Abschlussplenum der „Zukunftskonferenz Unterhaching“: 14 neu gegründete Projektgruppen nehmen ihre Arbeit auf

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