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In die Enge getrieben

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68 DIE PTA IN DER APOTHEKE | August 2015 | www.pta-aktuell.de

Z

unächst einmal muss

die Krankheit, die schät- zungsweise immerhin zehn Prozent der Bevöl- kerung betrifft, erkannt werden. Der Karpaltunnel verläuft vom Handge- lenk bis zu den Handwurzelknochen.

Diese Knochen bilden zusammen mit einem Bindegewebsband (Li- gamentum carpi transversum) eine Röhre, durch die der Nervus me- dianus läuft. Der steuert die feine Sensorik des Daumens, Zeige- und einem Teil des Mittelfingers. Außer- dem steuert er bestimmte Hand- und Fingermuskeln.

Schmerzen in der Nacht Der für die Funktionsfähigkeit der Hand so wichtige Medianusnerv hat anato- misch bedingt wenig Platz, denn er teilt sich den Raum auch noch mit neun Beugesehnen der Hand. Wenn dieser Platz noch enger wird, gibt es Probleme. Denn wenn der Druck auf den Nerv und die ihn umgebenden Blutgefäße steigt, kommt es zunächst zu Schmerzen, dann zu neurologi- schen Ausfallerscheinungen, da die Reizweiterleitung nur noch bedingt funktioniert. Betroffene haben Schwie- rigkeiten, einen Flaschenverschluss aufzudrehen, Telefonieren wird durch das dauernde Wechseln von rechts auf links und umgekehrt recht um- ständlich, Fahrrad fahren wegen der Dauerschmerzen auch. Denn: Das alles sind Tätigkeiten, bei denen das Handgelenk rechtwinklig zum Arm steht. Deshalb sind übrigens auch

nachts die Schmerzen am größten, treten oft sogar erstmals auf: Ein Kribbeln und Stechen, ein Taubheits- gefühl, als ob die Hand einschläft und welches verschwindet, wenn man diese ausschüttelt. Die Medizin hat dafür sogar einen Namen: Brachi- algia nocturna parästhetica.

Wie entsteht das Karpaltunnel- syndrom? Zunächst gibt es Men- schen mit einem angeborenen zu engen Karpaltunnel. Falls hier noch eine Fehlbelastung hinzukommt, kann das schnell zu den oben be - schriebenen Symptomen führen.

Äußere Einflüsse wie beispielsweise Stress spielen hingegen keine Rolle.

Angeschwollenes Gewebe Zu den Risikofaktoren gehören Verlet- zungen oder Tumore sowie rheuma- tische Erkrankungen wie Gicht oder Arthrose. Hier schwillt das Gewebe um die Handsehnen an. Menschen mit Nierenschädigungen, Diabeti- ker und Patienten mit Schilddrüs- enunterfunktion können besonders betroffen sein, ebenso Dialysepati- enten, deren Arm mit dem Shunt einen erhöhten venösen Druck aufweist. Auch Schwangere leiden, bedingt durch vermehrte Wasser- einlagerungen des Bindegewebes, häufiger am Karpaltunnelsyndrom.

Die Symptome verschwinden jedoch meistens nach der Schwangerschaft wieder. Eine Sehnenscheidenent- zündung an den Fingerbeugesehnen

fördert die Entstehung des Nerven- leidens ebenfalls.

Doch sehr oft bleibt die Entstehung der Erkrankung jedoch unklar. Die Ärzte sprechen dann von einem „idi- opathischen Karpaltunnelsyndrom“.

Interessant ist dabei auch eine kürzlich veröffentlichte Studie des University of Texas Southwestern Medical Center: Migräniker erkran- ken häufiger am Karpaltunnelsyn- drom. Sie haben im Vergleich zu Menschen ohne Migräne ein um den Faktor 2,7 erhöhtes Risiko. Als gemeinsame Risikofaktoren gelten im übrigen Rauchen, Übergewicht

und Diabetes sowie das weibliche Geschlecht. So ganz auf die Spur ge- kommen sind die Forscher dabei den Ursachen allerdings noch nicht. Eine Nervenkompression im Bereich von Hals und Nacken bei der Migräne könnte dabei eine Rolle spielen.

Nicht ignorieren! Nach und nach wird das Kribbeln in Hand und Arm schlimmer und beeinträch- tigt schließlich auch tagsüber den Alltag. Das Karpaltunnelsyndrom

In die Enge getrieben

PRAXIS KARPALTUNNELSYNDROM

DIE FAKTEN

Das Karpaltunnelsyndrom betrifft Frauen fast viermal so häufig wie Männer. Es ist weit verbreitet: Bis zu 10 Prozent der Bevölkerung zwischen 40 und 70 Jahren leiden darunter.

Vor allem Frauen in den Wech- seljahren sind zahlenmäßig oft vertreten.

Vor allem nachts lässt der Schmerz die Betroffenen kaum noch schlafen. Es kribbelt und sticht in der Hand –

das Karpaltunnelsyndrom ist eine leidvolle Angelegenheit.

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kann zu einer anhaltenden Gefühls- minderung und Kraftlosigkeit der Hand führen: Handarbeiten oder das Bedienen einer Computermaus sind dann nicht mehr möglich. Ge- rade die Funktionstüchtigkeit des Daumens wird zunehmend behin- dert. Wer über die Schmerzen hin- weggeht, kann nach einer Weile die paradoxe Situation erleben, dass sie weniger werden. Das liegt aber nicht daran, dass die Krankheit besser wird – nein, die Nerven beginnen abzusterben. Und jetzt ist höchste Zeit zu handeln! Wenn die Krank- heit in ihre spätes Stadium eintritt, bildet sich der seitliche Daumenbal- len sichtbar zurück (Daumenbal- len-Atrophie). Und im schlimmsten Fall bleiben dauerhafte Lähmungen zurück.

Soweit muss es aber nicht kommen!

Der Arzt hat verschiedene Möglich- keiten, ein Karpaltunnelsyndrom zu diagnostizieren. Er wird zunächst die Muskelfunktionen der Hand und des Medianusnerves durch Beugen und Klopfen testen. Haltungen, bei denen die Hand stark abgeknickt wird, zei- gen, ob sich ein Taubheitsgefühl ein- stellt. Per Elektroneurografie kann der Arzt messen, wie lange der Me- dianusnerv braucht, um einen Reiz weiterzuleiten. Eine Ultraschallun- tersuchung deckt Veränderungen im Erscheinungsbild auf. Eine genaue Diagnose ist wichtig, denn Schmer- zen in der Hand können auch von ganz anderen Skelettveränderungen wie zum Beispiel der Bandscheibe herrühren.

Gute Erfolgschancen Bei der Be- handlung des Karpaltunnelsyndroms gibt es zwei Möglichkeiten: konser- vativ oder chirurgisch. Manchmal reicht schon eine spezielle Schiene für die Nacht, wenn die Symptome leichter sind. Auch Kortisonspritzen oder -tabletten wirken entzündungs- hemmend.

Reichen diese Maßnahmen nicht, wird chirurgisch eingegriffen. Dabei spaltet der Arzt das bandartige Tun- neldach, bestehend aus dem Liga- mentum Carpi transversum, sodass

sich der Nervus medianus wieder ausdehnen kann. Es ist mittlerweile eine Routineoperation mit erfreulich hohen Erfolgschancen – und relativ risikoarm, denn eine Verletzung des Nerves ist sehr unwahrscheinlich.

Sehr viele Patienten sind danach wieder komplett schmerzfrei. Nur wenn bereits ein Muskelabbau statt- gefunden hat, ist dies nicht mehr rückgängig zu machen.

Falls ein Kunde in der Apotheke also über die oben beschriebenen Schmerzen klagt, tut die PTA gut daran, ihn zum Arzt zu schicken.

Eine Symptombehandlung hilft nur ganz am Anfang, im späteren Ver- lauf verläuft die Krankheit ohne Be- handlung progredient. ■

Alexandra Regner, PTA und Journalistin

© marinv / fotolia.com

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DIE PTA IN DER APOTHEKE | August 2015 | www.pta-aktuell.de

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