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Diathesen und lexikalische Regeln

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Academic year: 2022

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(1)

Semantik und Pragmatik

29. Mai 2006

Gerhard J¨ager

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Typengetriebene Interpretation

Regelformate

bislang drei Arten von Regeln:

X→Y,Z::kXk=kYk(kZk) X→Y,Z::kXk=kZk(kYk) X→Y,Z,W::kXk=kZk(kYk)(kWk) Gemeinsamkeiten:

eines der Elemente auf der rechten Seite denotiert Funktion andere Elemente auf der rechten Seite denotieren Argumente f¨ur diese Funktion

Bedeutung des Mutterknotens: Resultat der Anwendung des Funktors auf die Argumente

semantische Operation ist immer Funktionsanwendung Es gibt immer nur eine M¨oglichkeit, die Bedeutung eines der Tochterknoten auf die Bedeutung des/der anderen Tochterknoten anzuwenden

⇒ semantische Operation ergibt sich aus Definitionsbereich der beteiligten Funktionen

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Typengetriebene Interpretation

Typ einer Funktion:Definitionsbereich, Wertebereich allgemeine semantische Kompositionsregel:

Prinzip der typengetriebenen Interpretation

Die Bedeutung des Mutterknotens ist das Resultat der Anwen- dung der Bedeutung eines der Tochterknoten auf die Bedeutung(en) des/der anderen Tochterknoten. Aufgrund der Typen der beteiligten Funktionen ist diese Operation immer eindeutig definiert.

semantische Regel ergibt sich damit immer eindeutig aus syntaktischer Regel

; semantische Regel muss nicht eigens angegeben werden

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Argumentstruktur und Lambda-Pr¨ afixe

Verben – ein paar Beispiele:

regnen;λs.rain’(s) schlafen;λxλs.sleep’(s,x) lesen;λyλxλs.read’(s,x,y) geben;λzλyλxλs.give’(s,x,y,z)

Muster: Die Interpretation einesn-stelligen Verbs hat immer n+ 1 Lambdas (ein Lambda pro Argumentstelle, plus ein Lambda f¨ur die Situationsvariable).

Argumentstruktur ist also direkt aus Bedeutung ablesbar

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Diathesen und lexikalische Regeln

Indefinite Ellipse

bei (manchen) transitiven Verben kann das Objekt weggelassen werden

z.B.

Peter liest Anna Karenina.⇒ Peter liest.

Resultat der Ellipse folgt immer logisch aus nicht-elliptischer Variante

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Diathesen und lexikalische Regeln

Indefinite Ellipse

es gibt zwei Verbenlesen, ein transitives und ein intransitives, die semantisch verwandt sind

Lexikalische Regel:WennV ein transitives Verb ist mit der Bedeutungα, dann istV auch ein intransitives Verb, mit der Bedeutungλxλs.∃y(α(y)(x)(s))

also:

Bedeutung von transitivemlesen:λyλxλs.read’(s,x,y) Bedeutung vonlesenals intransitives Verb ist

λxλs.∃y(read’(s,x,y))

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(2)

Diathesen und lexikalische Regeln

Indefinite Ellipse S λs.read’(s,p,a) NP

p

VP λxλs.read’(s,x,a) N

p Peter

V

λyλxλs.read’(s,x,y) liest

NP a N a Anna Karenina

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Diathesen und lexikalische Regeln

Indefinite Ellipse S

λs.∃y(read’(s,p,y)) NP

p

VP

λxλs.∃y(read’(s,x,y)) N

p Peter

V

λxλs.∃y(read’(s,x,y)) liest

kPeter liest Anna Kareninak ⊆ kPeter liestk Peter liest Anna Karenina⇒Peter liest

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Diathesen und lexikalische Regeln

Passiv Passiv:

Peter liest Anna Karenina Anna Karenina wird gelesen

Passiv wandelt transitives (zweistelliges) Verb in intransitives (einstelliges) Partizip um

Partizip muss aus syntaktischen Gr¨unden mit Hilfsverb auftreten

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Diathesen und lexikalische Regeln

Passiv

Lexikalische Regel:WennV ein transitives Verb ist mit der Bedeutungα, dann hat das Partizip II vonV die Bedeutung λxλs.∃y(α(x)(y)(s))

kgelesenk=λxλs.∃y(read’(s,y,x)) Das Hilfsverb tr¨agt nichts zur Bedeutung bei:1

kwirdk=λPλx.P(x) syntaktische Kategorie von Hilfsverben:T Syntax-Regel:

S→NP,T,VP

1Abgesehen von Tempus und Modus, die wir bislang noch ignorieren.

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Diathesen und lexikalische Regeln

Passiv

S

λs.∃y(read’(s,y,a)) NP

a

T λPλx.P(x)

wird

VP

λxλs.∃y(read’(s,y,x)) N

a Anna Karenina

V

λxλs.∃y(read’(s,y,x)) gelesen

kPeter liest Anna Kareninak ⊆ kAnna Karenina wird gelesenk Peter liest Anna Karenina⇒Anna Karenina wird gelesen

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Quantoren

Einf¨uhrung

bisher nur eine Art von NP: Eigennamen (Peter, Hans, Anna Karenina, ...)

daneben gibt es eine Vielzahl weiterer NPs:

niemand, jeder, keiner, alle, jemand, ...

jede Frau, einige Frauen, die meisten Frauen, drei Frauen, eine Frau, viele Frauen, wenige Frauen, die drei Frauen

diese Art NPn heißengeneralisierte Quantoren(oder einfachQuantoren, wenn Verwechslung mit Quantoren i.S.d.

Logik ausgeschlossen ist)

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(3)

Quantoren

Generalisierte QuantorenBestimmte Inferenzmuster, die f¨ur Eigennamen gelten, gelten nicht f¨ur GQn:

(1) a. Hans liest Anna Karenina⇒Anna Karenina wird gelesen.

b. Niemand liest Anna Karenina6⇒Anna Karenina wird gelesen.

(2) a. Hans kennt Anna und Hans mag Maria⇔Hans kennt Anna und mag Maria.

b. Ein Mann kennt Anna und ein Mann mag Maria6⇔Ein Mann kennt Anna und mag Maria.

(3) a. Hans kennt Anna oder Hans mag Maria⇔Hans kennt Anna oder mag Maria.

b. Jeder Mann kennt Anna oder jeder Mann mag Maria6⇔Jeder Mann kennt Anna oder mag Maria.

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Quantoren

Generalisierte Quantoren

Wenn Bedeutung von GQn Individuum w¨are, m¨ussten diese Inferenzmuster aber gelten!

; Bedeutung eines GQ ist nicht ein Individuum

S S7→ {0,1}

NP E

VP E7→(S7→ {0,1})

Hans schl¨aft

S S7→ {0,1}

NP

?

VP E7→(S7→ {0,1})

Niemand schl¨aft

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Quantoren

Generalisierte Quantoren

Wenn Bedeutungskomposition weiterhin ¨uber Funktionsanwendung geschehen soll, m¨ussen GQn Bedeutungen des folgenden Typs sein:

(E7→(S7→ {0,1}))7→(S7→ {0,1}) also Funktionen von VP-Bedeutungen in Satz-Bedeutungen einfacher ausgedr¨uckt (wobei Bildung der charakteristischen Funktion und Sch¨onfinkelisierung implizit bleibt):

POW(S×POW(S×E))

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Quantoren

Generalisierte Quantoren Bedeutung einiger GQn:

jeder, alle:λPλs.∀x(person’(x)→P(s,x)) niemand, keiner:λPλs.¬∃x(person’(x)∧P(s,x)) jemand:λPλs.∃x(person’(x)∧P(s,x)) Allgemeines Muster: Bedeutung des Quantors ist Satzbedeutung, bei der die Bedeutung der VP durch eine Variable ersetzt wird, ¨uber die Lambda-abstrahiert wird

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Quantoren

Generalisierte Quantoren

S

λs¬∃x(person’(x)∧sleep’(s,x))

NP

λPλs.¬∃x(person’(x)∧P(s,x))

VP λxλs.sleep’(s,x)

Niemand schl¨aft

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Quantoren

Generalisierte Quantoren

S

λs∃x(person’(x)∧sleep’(s,x))

NP

λPλs.∃x(person’(x)∧P(s,x))

VP λxλs.sleep’(s,x)

Jemand schl¨aft

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(4)

Quantoren

Generalisierte Quantoren

S

λs∀x(person’(x)→sleep’(s,x))

NP

λPλs.∀x(person’(x)→P(s,x))

VP λxλs.sleep’(s,x)

Jeder schl¨aft

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Quantoren

Generalisierte Quantoren

S

λs.∃x(person’(x)∧know’(s,x,a)∧like’(s,x,m))

VP λxλs.know’(s,x,a)∧like’(s,m)

VP λxλs.know’(s,x,a)

VP λxλs.like’(s,x,m)

NP λPλs¬∃x(person’(x)∧P(s,x))

NP a

NP m

N λPλs¬∃x(person’(x)∧P(s,x))

Jemand

V::λyλxλs.know’(s,x,y) kennt

N a Anna

Coor λPλQλxλs.Q(s,x)∧P(s,x)

und

V::λyλxλs.like’(s,x,y) mag

N m Maria

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Quantoren

Determinierer

Wie berechnet sich Bedeutung von syntaktisch komplexen GQn?

NP

D N

Bedeutung des Nomens: Eigenschaft;Teilmenge vonE Bedeutung des Determinierers: Funktion von Bedeutung eines Nomens in Bedeutung eines GQ

POW(E)7→(E7→(S7→ {0,1}))7→(S7→ {0,1}) de facto¨aquivalent zu

POW(S×POW(S×E)×POW(E))

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Referenzen

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