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1: Sumerisches Lexikon zu den zweispra¬ chigen literarischen Texten

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Karl Oberhuber: Innsbrucker Sumerisches Lexikon {ISL) des Instituts ßir Spra¬

chen und Kulturen des Alten Orients an der Universität Innsbruck. Innsbruck:

Inst, für Sprachwiss. d. Univ. - Abt. 1: Sumerisches Lexikon zu den zweispra¬

chigen literarischen Texten. Bd.l: Sumerisches Lexikon zu „George Reisner:

Sumerisch-babylonische Hymnen nach TItontafeln griechischer Zeit (Berlin 1896)"

(SBH) und verwandten Texten mit e. akkad.-sumer. Reg., zsgest. von Manfred Schretter. 1990. 583 S.8° (Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft: Son¬

derheft 70.) ISBN 3-85124-144-4.

Da sicher noch einige Jahre vergehen werden, bis daß R. Borgers 1985 angekün¬

digtes Sumer. HWb. zweisprachiger Texte vorliegt, und sicher noch einige Jahr¬

zehnte, bis ein umfassendes Wörterbuch wie das PSD vollständig benutzbar sein wird, ist jede Veröffentlichung eines Spezialglossars willkommen, das diese Lücke überbrücken hilft. Da die Publikation Reisners nur eine Auswahl aus dem Text¬

bestand gleichen Inhalts bietet, wurde die Grundlage durch die Hinzunahme wei¬

terer 50 ähnlicher Stücke (S.VII) verbreitert. Doch wurden die sehr alten Kopien nicht kollationiert. Die akkad. Übersetzungen dieser späten Bilinguen sind selten wörtlich, sondern oft eine Paraphrase oder Ausdeutung der Vorlage, einzelne Stellen haben die alten Übersetzer auch offensichtlich mißverstanden. Hier fehlen im Wb. häufig Hinweise aufdie Besonderheit der akkad. Gleichungen. Die Aus¬

wertung des Materials läßt zu wünschen übrig. So erscheinen unter bar = naplusu (die Stellen zeigen i-bi bar) 5 Belege, unter i-bi bar = paläsu dann 7, von denen

nur 2 mit den vorher genannten identisch sind. Stichwörter fehlen wie bär =

parakku und kü-gi (besser kü-sigj^) = sassu aus ZA 10,276: 30. Nicht aufgenom¬

men sind die Götter-, Tempel- und Ortsnamen, noch jene sumer. Wörter, deren akkad. Wiedergabe nicht erhalten ist. Die Umschrift einiger Lemma ist veraltet, so ka-gub, KAL-tur, kal „mächtig" oder zeh statt zü gub, gurustur, kalag und /asgar/. Ein Verbum a = rakäbu gibt es ebensowenig wie ein du2o (DA) in ug-di du2o. Die Verbalform ba-a steht unter Ausdrängung oder Assimilation von /u/

für älteres ba-uya, ähnlich geht ug-di ba-an-da wohl auf... ba-an-dü-a zurück.

Das Dekomponieren sumer. Funktionsverbgefüge in späten Texten setzt der Verf mit Stichwörtern wie bar „sehen", lä „bärtig sein", ri „zeugen" und tus „baden"

u.a. statt i-bi bar, sug lä, a ri und [a] tUs fort. Viele x-Werte, die nach Borgers ABZ hätten indiziert werden können, erschweren den Gebrauch.

Josef Bauer, Würzburg

Jakob-Rost, Liane: Hethitische Rituale und Festbeschreibungen. Berlin: Akade¬

mie-Verlag 1989. X, 50 Bl. 4". (Keilsehrifturkunden aus Boghazköi [KUB], Heft LIX). ISBN 3-05-000710-9.

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Die Edition der in Berhn befindlichen heth. Keilschrifttexte schreitet weiterhin zügig voran. Kaum ein Jahr nach Erscheinen von Heft 58 (M. Popko: Hethitische Rituale und Festbeschreibungen. Berlin 1988) legt Vf. hiermit eine weitere Samm¬

lung heth. Rituale und Festbeschreibungen vor. Im vorliegenden Heft sind 75

Berliner Texte mit Bo-Nummern (Signaturen der Vorkriegsgrabungen) zwischen 3017 und 3231 ediert, wodurch jetzt etwa 62% der insgesamt 10343 Bo-Nummern publiziert sein dürften.

Einige der hier vorgelegten Texte sind bereits früher ganz oder teilweise behan¬

delt worden, worüber die Inhaltsübersicht (pag. V und VI) informiert. Diesbezüg¬

lich wäre folgendes nachzutragen:

Nr. 1 (= VAT 7458) VI 8'-19' bei S. Alp: Beiträge zur Erforschung des Hethiti¬

schen Tempels. Kultanlagen im Lichte der Keilschrifttexte. Neue Deutungen. Ankara 1983, S. 128f ; - Nr.2 (= Bo 3117) Vs. II 3'-I0' und Rs. III 13-18 bei Alp ibid.

238f - Nr. 19 (= Bo 3069) Rs. V 6'-10' bei E. Neu: Studien zu den Bogazköy-Tex¬

ten (= StBoT) 5, 1968 141. - Nr.23 (= Bo 3140) Rs. IV l'-7' bei Alp ibid. 294f.;

- Nr. 24 (= Bo 3185) zur Gänze bei R. Lebrun: Samuha. Foyer religieux de l'empire hittite. Louvain 1976, 185 f - Nr. 44 (= Bo 3158) Vs. 4'-I3' von Kühne, ZA NF 62, 1972, 250 f bei der Rekonstruktion des Duplikats KUB XL 23 eingearbeiteL - Nr. 47 (= Bo 3085) Vs. I- I0'-I3' von Oettinger, StBoT 22 (1976) 43 bei der Rekonstruktion des Duplikats KUB VII 46, 6'-12' eingearbeitet. - Nr. 52 (= Bo 3141) Rs.' III - 7'-9' bei Otten-Siegelovä, AfO 23, 1970, 37 und bei I. Hoffmann, FS Kammenhuber (= Orientalia NS 52), 1983, 98 f. - Nr. 62 (= Bo 3061) Vs. I- 3-7 bei Otten, ZA NF 72, 1982, 285. - Hinzugefügt sollte außerdem werden, daß Bo 2776 und Bo 2860, die von V. Haas, in: Documentum Asiae Minoris Antiquae.

Festschrift für Heinrich Otten, Hrsg. E. Neu - Chr. Rüster, Wiesbaden 1988,

S. 128-131 bearbeitet worden sind und deren Edition dort für diesen Band in

Aussicht gestellt worden ist, hier nicht enthalten sind; sie sind vielmehr bereits (als Nr. 109 bzw. 107) von Popko in KUB LVIII herausgegeben worden.

Auf onomastischem Gebiet sind eine Reihe von Zugängen zu verbuchen: An

bisher unbelegten Götternamen vgl. ^Ha-an-ta-su-un[(-) 69 Rs. 3 (oberflächlich

anklingend der GN Ha-an-da-si-ma bzw. Ha-da-si-ma in einem in Emar gefun¬

denen anatolischen Ritualtext, vgl. Laroche, FS Pugliese Carratelli, 1988, 115);

- ^Mar-ku-ua-x[26 Rs. IV' 5 (laut Inhaltsverzeichnis pag. V und IX soll hier Markuwanza zu lesen sein, wozu die erkennbaren Zeichenreste indes nicht pas¬

sen; die Ergänzung ist offenbar nach der im Index nachzutragenden zweiten Be¬

legstelle, nämlich ^Mar-ku-ua-an-zfa 18 Vs.' 23' vorgenommen worden); es liegt hier sicherlich eine «/-Erweiterung des Namens der Mar^uH'o/a-,Gottheit(en) in der Tiefe der Erde' vor, der bisher nur in bruchstückhaften Kontexten belegt ist, vgl. Dat. PI. Mar-ku-ua-ia-f-as] KUB LIV 78 Rs. 6 bzw. °Mar-ku-ua-ia-as KUB VII 38 Vs. 6. Damit dürfte die Gottheit ^Marwaya- identisch sein, die im Ritual der Malli gegen Behexung eine Rolle spielt. Das dem zugrundeliegende Adjekti¬

vum marwai- ist auch appellativisch in heth. Kontext belegt, vgl. SA ^I-ia-ar-ri DiNGiR.ME§„,ij^.y^.(,.,„.^/ [x-SU ekuzi] , trinkt den /«.-Göttern des Yarri x-mal' KUB LIV 65 U li ; - ^Ta-a-ha-uaa-se-iz-zu-ülNr. 22 Vs. III 24' ist sicherlich pro¬

tohattisch, vgl. den GN Tahankulla, der mit dem ^Ankulla sachlich identisch ist:

° Ta-a-ha-an-gul-la-a-an in der Götterliste KBo XXI 85 I 20' entspricht °An-ku- ul-la-an in KBo XX 70 II 2 -I- XXI 88 II 2. Der GN ^Ankulla wiederum gehört

zum gut belegten ON Ankulla Rep. Geogr. 18, wie Laroche RHA 31, 1973 [76],

88 gezeigt hat. Des weiteren dürfte eine Beziehung zu den Götternamen Tahagu

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und Tahagunai (*Taha(n)gu(nai) mit graphischer Unterdrüclcung des Nasals) in einem akkad. Ritual anatolischer Herkunft aus Emar bestehen, vgl. Laroche, FS Pugliese Carratelli (1988) 116. Die Gleichung Tahangulla(n) : Ankulla{n) weist auf ein ph. Element tah{a)- unklarer Bedeutung, das in einer Reihe von Appel¬

lativa und Götternamen enthalten sein kann, die dem Protohattischen zugeschrie¬

ben werden.

Laut Index sollen sich in Nr. 73 (= Bo 7304) eine Reihe von GN finden, so

neben den bekannten Namen Ishara, Musunni und UTU auch die bisher unbe¬

kannten Undurpa und Zizzi: Diese Namen sind indes in keinem der in diesem

Band edierten Texte enthalten; offensichtlich ist nach der Indexerstellung die Textzusammenstellung des Bandes geändert worden!

Neue Personennamen sind in diesem Band nicht enthalten. Der Name der Prie¬

sterin ^Asuhani (Akk. ^A-su-ha-ni-in 41 III 3' und Stf ^A-su-ha-ni ibid. 6'), der an die mask. PN Asuha aus Ugarit bzw. (in Hieroglyphenschrift) Asuhi aus Kar¬

kemisch anklingt, war in etwas anderer Graphie bereits aus KUB LVIII 105 Vs.

II 9' (Akk. ^A-su-ü-ha-ni-in) bekannt.

Auch einige neue Ortsnamen finden sich in diesem Band, nämlich Askasi 6 IV 9' (""^iJ/li-Zra-i/K-)), Habalaha 41 III 4' (Abi. a-ba-la-ha-az), Karu[- 4 I 7' (y^^Ka-i-u-x[), Mun[- 6 IV 8' (.^^^Mu-un-xl), Sandu 26 IV 3 (^^^Sa-an-du), Ukkura 4 I 6 (^^^ Uk-ku-ra-as).

Mißverständlich ist der Eintrag eines ON Ankulu im Index pag. IX: In Nr. 19 (= Bo 3069) 4-6 ist zu lesen: llj.meS a-a-at-te-es ia-abha-an-zi (5) LÜ^^eS uru- An-küblu-ni-es iar-ku-ia-an-z[i (6) ha-as-sa-an-kän ]^^hu-u-e-an-zi , die Leute aus Hatti schlagen (ein Musikinstrument), die aus der Stadt Ankulla stammenden Leute tanzen; einmal läuft man zum Herd'. Die Form An-küNu-ni-es ist offen¬

sichtlich (graphisch?) verkürzte Form des Ethnikons zum bereits oben erwähnten

ON Ankulla, das in der Vollform ^^^An-ku-ul-la-u-me-ni-es KUB XXVIII 97 II

3' belegt isL Zum Ethnikonsuffix -umna- vom Typus Hattusumna- ,aus Hattusa

stammend', bes. zur Ablösung der altheth. Form des Nom. PI. -umenes durch

späteres -uinnes (das hier als -unes erscheint) vgl. Oettinger, GS Kronasser (1982) 170 f.

Johann Tischler, Gießen

Rudolf Macuch : Neumandäische Chrestomathie mit grammatischer Skizze, kom¬

mentierter Übersetzung und Glossar. Wiesbaden 1989; Otto Harrassowitz Verlag;

XXII, 263 S.; DM68,-.

Macuchs Neumandäische Chrestomathie ist ein von allen Neuaramaisten seit

langem herbeigesehntes Werk. Obwohl die Existenz eines neumandäischen Idioms schon seit dem 17. Jahrhundert bekannt ist, gelang es erst Rudolf Macuch, Texte in dieser Sprache aufzunehmen und zu kommentieren. Dies lag zum einen an dem geringen Interesse, das dem Neumandäischen im Vergleich zu den altüberlieferten

Texten der Mandäer entgegengebracht wurde, zum anderen aber auch an der

Verschlossenheit der Mandäer Außenstehenden gegenüber, an der Forscher wie

Socin gescheitert sind. Macuchs vielseitigen Interessen ist es zu verdanken, daß er seine Aufmerksamkeit nicht nur auf Texte alter Sprachen (vor allem der Man-

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däer und Samaritaner) konzentrierte, sondern auch auf das gesprochene Mandä¬

isch von Ahwäz. Es ist allein sein Verdienst, durch seine Entdeckung und Erfor¬

schung diesen vom Aussterben bedrohten Dialekt für die Wissenschaft bewahrt zu haben.

Kernstück des Werkes sind die 1953 von Macuch aufgenommenen Texte. Es

handelt sich um insgesamt drei längere Texte, wobei der erste Text „Adam bei den Mandäern" aus drei voneinander unabhängigen Teilen besteht. Der dritte Text „Die Brücke von Schuschtar" war bereits unter dem Titel „The Bridge of Shushtar" in Studia Semitica philologica necnon philosophica loanni Bakos dicata (edenda curavit Stanislaus Segert, Bratislava 1965), S. 153-172, erschienen. Da¬

neben enthält das Werk Texte J. de Morgans aus dem vorigen Jahrhundert, die aus dem Irak stammen. Da Macuchs iranischer Gewährsmann die in mandäischer Schrift geschriebenen Texte vorgelesen und auf seiner Wiedergabe die Umschrift

beruht, stehen diese Texte in ihrem Wert weit unter den von Macuch selbst

aufgenommenen Texten und können kaum als Beleg für irakisches Mandäisch

verwendet werden. Die Texte geben einen Einblick in die faszinierende Welt der Mandäer und spiegeln die Bedrohung wider, der die Mandäer in ihrer feindlich gesinnten Umwelt ausgesetzt sind.

Die vorangestellte grammatische Skizze ist äußerst knapp gefaßt, so daß das

Buch nur gemeinsam mit Macuchs 1965 erschienenem „Handbook of Classical

and Modern Mandaic" (HCCM) benutzt werden kann. Allerdings finden sich

auch einige unterschiedliche Angaben. So wird zur Wurzel 'ly im Glossar der Chrestomathie ein Pa. aiii und ein Af. ä/f gleicher Bedeutung angegeben, dagegen im HCCM: „The af is not used, since that of ala was replaced by the pa."

Varianten wie msädernä/msaddernä entsprechen jedoch genau alli/äti, so daß

sich die Annahme zweier verschiedener Stämme wohl nicht halten läßt. Die in der Chrestomathie S. 63 angegebene Form 2 f pl sad(d)eryän ist wohl analog zu getal- len in sad(d)erten zu korrigieren.

Mit Ausnahme des Neuwestaramäischen ist Neumandäisch der einzige moderne aramäische Dialekt, der das alte Perfekt bis heute bewahrt hat. Entlehnungen aus

den dominierenden Sprachen des Vorderen Orients sind im Vergleich zu den

anderen aramäischen Dialekten in geringerem Umfang erfolgt. Zusammen mit

dem altertümlichen Kult und der eigentümlichen Vorstellungsweit seiner Sprecher macht das Neumandäische die Mandäer zu einer der interessantesten Volksgrup¬

pen des modernen Orients. Rudolf Macuch, der mit der Neumandäischen Chre¬

stomathie einen Einblick in ihre Welt gegeben hat, ist der Dank der Aramaisten gewiß.

Werner Arnold, Heidelberg

Gregor Schoeler: Arabische Handschriften, Teil II., unter Mitarbeit von H.-C.

Graf von Bothmer, T. Duncker Gökmen und H.Jennl = Verzeichnis der

orientalischen Handschriften in Deutschland, Bd. XVII., Reihe B, Teil II, Stutt¬

gart: Franz Steiner Verlag 1990, XVIII, 451 S., 72 Tafeln, 290,- DM.

Nach dem von E. Wagner verfaßten ersten Teil der Reihe B liegt nun der II. Teil vor. Bei den hier beschriebenen Handschriften handelt es sich um 331 Werke in

(5)

104 Einzel- und Sammelhandschriften aus den Beständen der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, Berlin. Die meisten dieser Handschriften wurden in der ersten Hälfte dieses Jhs. erworben, sind also im AHLWARDx'schen Katalog nicht enthalten und bilden in gewisser Weise ein Supplement zu diesem. Einige der hier

beschriebenen Handschriften sind bereits in anderen Katalogen (Sammlung

Hartmann; M. Weisweiler: Der arabische Bucheinband; A.Shioah: Tlie Tlieory

of Music) aufgenommen, eine große Anzahl bei C. Brockelmann in der GAL und

F. Sezgin in der GAS vermerkt. Bei der Beschreibung der Handschriften hält sich der Vf. weitgehend an den von W.Voigt aufgestellten Richtlinien für die Katalo¬

gisierung der orientalischen Handschriften in Deutschland und nimmt das von E.Wagner im I.Teil praktizierte Muster zum Vorbild. Die beschriebenen Werke, in 22 Kapiteln nach den traditionellen Sachgebieten geordnet, stellen in ihrer Substanz eine Auswahl dar, die der Vf auf Grund einer Durchsicht der Neuer¬

werbungen der Staatsbibliothek vornahm, wobei er bewußt nur solche Handschrif¬

ten aussuchte, die ihm „von wissenschaftlichem oder künstlerischem Wert" zu sein schienen.

Wenn man für die Beurteilung dieser Auswahl den klassischen arabischen Weisheitsspruch ihtiyär ar-ragul qif a min 'aqlihi, lä bal mablag 'aqlihi heranzöge, wären Trefflichkeit der einzelnen Teile und Vortrefflichkeit des Ganzen schon auf den ersten Blick offenkundig. Der Vf. aber übertrifft mit seinen „Beschreibungen"

die beiden Axiome bei weitem und erreicht durch Umsicht und Akribie, Objekti¬

vität und Sympathie eine faszinierende Darstellung eines vielleicht sonst spröden Materials. Reiche und mannigfaltige Erfahrungen aus langjähriger Beschäftigung mit den geistesgeschichtlichen Phänomenen fließen so in die Beschreibung ein, daß der besondere kulturhistorische und bibliophile Wert einer jeden angezeigten Handschrift für den sachkundigen Leser deutlich zu erkennen ist und ihm die Beschäftigung mit ihr fast liebevoll ans Herz gelegt wird. Dies gilt nicht nur für die verschiedenen „Kostbarkeiten" der beschriebenen Handschriften und die Uni¬

ca, etwa den Großen Kommentar zu den Zweiten Analytiken des Ibn Rusd

(Nr. 131) oder das „bislang völlig unbekannte" K. Ahbär Falili des Zaiditen Ahmad b. Sahl ar-Räzl (I.Hälfte des 4./10.Jhs.) in einer Sammelhandschrift aus dem 7./13.Jh. (Nr.323). Es gilt ebenso auch für Werke, von denen nur wenige Handschriften oder Textzeugen existieren und die für die kultur- und geisteswis¬

senschaftliche Forschung besonders interessant und wertvoll erscheinen, etwa das umfangreiche K. al-Amtäl as-sädira 'an buyüt as-si'r des Hamza al-Isfahänl (Nr. 280) oder das Schachbuch des al-Lagläg (st. nach 360/970) in einer Hand¬

schrift von 591/1195 (Nr. 153).

Die dem Band beigegebenen 129 farbigen und schwarz-weißen fotografischen

Abbildungen auf 72 Kunstdruck-Tafeln, vom Vf und Graf von Bothmer mit

glücklicher Hand ausgewählt, demonstrieren Proben arabischer Kalligraphie, Buchillustrationen (-illuminationen) und Buchkunst; sie komplettieren das höchst beeindruckende Gesamtwerk in sinnvoller Weise, regen zusätzlich zur Beschäfti¬

gung mit den beschriebenen Handschriften an und vermitteln zweifellos dem mit arabischer bildender Kunst beschäftigten Orientalisten manche Anregung.

War die richtungweisende Katalogisierung der meisten orientalischen Hand¬

schriften in deutschen Bibliotheken eine der hervorragenden Leistungen der

Orientalisten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, so kann man wohl bereits heute sagen, daß am Ausgang des 20. Jahrhunderts das Verzeichnis der orientali¬

schen Handschriften in Deutschland speziell mit diesem II.Teil der arabischen

(6)

Handschriften eine würdige Fortsetzung dieser Tradition der deutschen Orienta¬

hstik findet. Der Band wird nicht nur allen modernen wissenschaftlichen Krite¬

rien, internationalen Standards und technischen Möglichkeiten gerecht, sondern zeugt auch von der intensiven Fürsorge für ein Kulturgut, das in den letzten Jahrzehnten länderübergreifend wachsende Aufmerksamkeit auf sich gelenkt hat.

Die entsprechenden Bemühungen der arabischen Länder (im Rahmen der ALEC-

SO, der Arabischen Sprachakademien u.a.) erfahren hier in vieler Hinsicht -

insbesondere im Hinblick auf das methodische Vorgehen - bemerkenswerte Be¬

reicherung und Ermutigung.

Dieter Bellmann, Leipzig

'Abdalqädir ibn 'Umar al-Bagdädi: Häsiya 'alä Sarh Bänat Su'äd li-Ibn Hisäm.

Hrsg. von Nazif Hoca. Überarbeitet und mit Indices versehen von Muhammad AL-HuGAiRl. Stuttgart: Steiner 1990. Teil 2/1: 743 S. Teil 2/II: 444 S. (Bibliotheca Islamica. 27b). 180,-DM. ISBN 3-515-05606-8.

'Abdalqädir b. 'Umar al-Bagdädi (1030-1093/1621-1682) zählt zu den letzten bedeutenden Vertretern der nationalarabischen Philologie, der sich in langjähri¬

gen Studien eine bewundernswerte Kenntnis der arabischen Literatur aneignete.

Das immense Wissen, über das al-Bagdädi dank seiner reichen, größtenteils von seinem Lehrer Sihäbaddin al-Hafägi (st. 1069/1659) übernommenen Privatbiblio¬

thek verfügte, schlägt sich in seinen Hauptwerken nieder, samt und sonders Su-

perkommentaren zu damals weit verbreiteten grammatikalischen Schriften. Es

sind dies der Kmt. zu den sawähid in Radiaddin al-Astaräbädis (st. 686/1287) Sarh al-Käßya, bekannt udT. Hizänat al-adab wa-lubb lubäb lisän al-'arab, der Sarh sawähid as-Säßya sowie der Sarh abyät Mugni l-labib, die inzwischen alle gedruckt oder ediert wurden.

Als letztes großes Werk liegt nun die Häsiya zu Ibn Hisäms (st. 761/1360) Sarh Bänat Su'äd abgeschlossen vor, die al-Bagdädi nach Vollendung der Hizäna zwi¬

schen 1079 und 1081 H. verfaßte. Wer die Hizäna kennt, weiß, was von der

Häsiya zu erwarten ist: Keine kritische Auseinandersetzung mit Ibn Hisäms Sarh, sondern eine meist weitschweifige Erläuterung des Textes gestützt auf eine Viel¬

zahl von Zitaten zu Ibn Hisäms Belegversen und den zitierten Dichtern, Philolo¬

gen usw. aus mehreren hundert Quellen. Da ein Großteil davon heutzutage ediert ist, hätte uns N. M. Hoca, der sich bereits in seiner Dissertation Istanbul 1963 und in mehreren Aufsätzen mit Leben und Werk al-Bagdädis auseinandergesetzt sowie dessen Sarh sawähid Sarh at-Tuhfa al-wardiya Istanbul 1978 herausgegeben hat, durch Verifizierung der jeweiligen Zitate im Originalwerk und Textvergleich mit

demselben ohne großen Arbeitsaufwand eine zuverlässige Edition an die Hand

geben können. Um so befremdlicher ist es, daß Hoca im 1980 erschienenen ersten

Band nicht einmal den Versuch unternommen hat, den Anforderungen an eine

kritische Ausgabe auch nur annähernd gerecht zu werden, denn der Apparat

enthält weder Stellennachweise noch weiterführende Literaturangaben, sondern nur gelegentlich einige Textvarianten, deren Vollständigkeit angesichts vier be¬

nutzter Handschriften zu bezweifeln ist. Die Tatsache, daß sich diese „Edition"

von einem alten Büläqer Druck kaum mehr als durch die moderne Type unter-

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scheidet, ist jedoch von den Herausgebern der BI glücklicherweise bemerkt und

die Überarbeitung des Textes durch M. al-HuöairI veranlaßt worden. Dieser

zweite Teil der Häsiya (im folgenden mit Bd.II und III abgekürzt) enthält den restlichen Text sowie neben einem Literaturverzeichnis Indices der Koran- und

Haditzitate, Eigennamen, Völker und Stämme, Ortsnamen, aiyäm, Verse und

Buchtitel sowie ein Glossar und ein Verzeichnis der Frauennamen.

Die Quellennachweise im Apparat, die Identifikation der Metren und nicht

zuletzt die umfangreichen Indices, die über zwei Drittel von Bd.III ausmachen, zeugen von dem beachtlichen Fleiß des Bearbeiters, der sich wirklich Mühe ge¬

geben hat, um aus der mangelhaften Vorlage das Beste zu machen. Bedauerlicher¬

weise ist sein Impetus umgekehrt proportional zu seinen Kenntnissen und Fertig¬

keiten als Arabist, was an vielen leicht vermeidbaren Fehlern im Text und in den Indices sichtbar wird. Da eine sorgfältige Auflistung aller Irrtümer diese Rezen¬

sion zu einem riesigen Besprechungsaufsatz anschwellen ließe, beschränke ich

mich auf eine knappe Darstellung der einzelnen Fehlertypen anhand weniger

ausgewählter Beispiele in der Hoffnung, damit den Benutzern einen Leitfaden für

die Korrektur der Häsiya mitgeben zu können, die jeder notgedrungen selbst

durchführen muß. Schwerpunkte der Kritik an al-Huöairi sind seine Unkenntnis der Metrik sowie seine ungenügende Vertrautheit mit der arabischen Literatur insgesamt. Die Versmaße der sawähid sind zu mehr als 30% falsch bestimmt, man verbessere z.B. II 468,10; Ramal in Haßf, II 471,17: Mutaqärib in Tawil, II, 476,8 und 13: Ragaz 'in Sari', II, 479,10: Munsarih in Tawdoder ergänze fehlende Angaben, z.B. II 461, 6ff: Tawil, II 470,14: Wäfir, H 658,19: Tawil.

Nicht besser steht es mit dem kritischen Apparat, in dem nur etwa 50% der

Zitate in den Quellen nachgewiesen werden. Wenn das betreffende Werk laut

Literaturverzeichnis H. vorlag, so ist sicherlich Nachlässigkeit im Spiel; man er¬

gänze z.B. zu II 521,1-4: = Batalyausi Iqtidäb 323,13-15', zu II 521,18-20: =

b. QuL Adab 645,6-8, zu II 649,18-650,2: = a. Zaid Nawädir (Ahmad) 331,6-

332 ult. Schlamperei oder Ignoranz, das ist oft die Frage, denn viele Werke, die man im Literaturverzeichnis vergebens sucht, sind längst verfügbar und stehen auch am Arbeitsplatz von H. in der Bibliothek des Orient-Instituts; man ergänze

z.B. II 174, 14f: = Gundijäni Farha 87,-3-87 ult., II 196, I5f: = Muhkam V

I81b,8f, II 381,18-21: = a. 'Ubaida Hail 32,1-3. Am bedauerlichsten jedoch

empfindet Rez. die Tatsache, daß weder Hoca noch al-Huöairi den Versuch

gemacht haben, durch eigene Nachforschungen mehr Erkenntnisse über die in der Häsiya zusammengestellten literarischen Materialien zu gewinnen, beispielsweise die Dichter anonymer Verse zu ermitteln, nicht explizit genannte Quellen festzu¬

stellen oder die übrigen edierten Schriften al-Bagdädis systematisch heranzuzie¬

hen - der achtbändige Sarh abyät Mugni Idabib ist überhaupt nicht benützt wor¬

den! -, denen die Lösung so mancher Sachfrage zu entnehmen gewesen wäre. Zur Illustration des Gesagten mögen die beiden anonymen Verse 11 254, 2f dienen, mit denen beide Herausgeber nichts anzufangen wußten. Sie sind mehreren Dich¬

tern zugewiesen, z.B. Labid b. Rabi'a in: al-Mubarrad: K. abßaläga. Ed. Ra¬

madän 'Abdattauwäb. Kairo 1965, 64 ult.f., Gamh. I 37b, 2 ff. (s.r. bll) und I

' Wenn nicht anders vermerkt, entsprechen die Abkürzungen den für das

W/C45verwendeten Ausgaben, vgl. dazu die 2. Fassung des Vorläufigen Literatur-

und Abkürzungsverzeichnisses zum WKAS, Wiesbaden 1989.

(8)

223b,-10f. (s.r. sbh) (V.I), Marzb. Muqtabas 332, 16f., Ta'äl. Tamtll 61, -4f., b.

'Abd -Barr Bahga II 238, 5f., al-Gurgänl: Dalä'il al-i'gäz. Edd. Muhammad

Ridwän und Fä'iz ad-Däya. Damaskus 1403/1983, 334,-4 (V.2), Muhammad b.

Aidamur: ad-Durr al-farid wa-bait al-qasid. 5 Bde. Frankfurt 1988 f, V 278,3 (V.2), Nuwairi Nihäya III 70, -9f.; 'Amr b. Qami'a in: b. Däwüd Zahra (Smr.)

345ult. (V.2), Husri Zahr I 223,5f; an-Namir b. Taulab in: Mubarrad Fädil

70, lOf, b. Tabätabä 'lyär 80, -2f.; an-Näbiga al-Ga'di in: at-Ta'älibi: Igäz al- i'gäz. In: Harns rasä'il Konstantinopel 1301, 40,6 (V.2), Ta'äl. Häss 101 ult.

(V.2); 'Abdarrahmän b. Suwaid al-Murri in: Magmü'at -ma'äni 7,-4 f; anonym in: b. Qut. 'Uyün II 322, 2f, Mubarrad Kämil 125, 7f, b. a. 'Aun Tasb. 217, 7f, 'Iqd III 58,2f, Hälid. Asbäh I 38, 1 (V.2), 'Ask. Masün 150,-5f, 'Ask. Sinä'atain 38, lOf., Nahsali Mumti' 176,-4 ff., an-Naisäbüri: 'Uqalä'al-magänin. Ed. 'Umar al-As'ad. Beirut 1407/1987, 28, 12 f., Harn. Marzq. I 259,-2 = 463,9 (V.I), II 892ult. = III 1133,8 (V.2), 'Abdalakäni Ham. II 33 Nr.68 usw. Aus Platzgründen sei hier darauf verzichtet, die mir bekannten ca. 20 weiteren Belegstellen aufzu¬

führen, denn schon die genannten sind Beweis genug für die Auffassung mancher orientalischer Kollegen, solche als lästiges Beiwerk abzutun und gar nicht nach Parallelen zu suchen und unter taliqiq lediglich die Wiedergabe eines einigerma¬

ßen verläßlichen Textes zu verstehen. Selbstverständlich erwartet man als Benut¬

zer der Häsiya keine minutiöse Diskussion der Überlieferung jedes bail, hadit oder habar, aber wie im vorliegenden Fall sind Verweise auf die Diwane Labid App. 360 f. Nr. 16, 'Amr b. Q. (Sairafi) App. 204 Nr. 1 1 und Namir (Qaisi) App. 129f. Nr.3 oder darauf, daß die Verse auch in allen anderen Werken al-Bag¬

dädis, nämlich Hiz. I 323,-5 (V.I) und 324,2 (V.2), SAbyät Mugni l-labib Edd.

'Abdal'aziz Rabäh und Ahmad Yüsuf Daqqäq. 8 Bde. Damaskus 1393-

I40I/1973-I981, II 73,-7 (V.I), VII 344,1 f und SSaw. STuhfa 124,3 (V.2) zitiert werden, wohl nicht zuviel verlangt.

Nachlässige Arbeitsweise und mangelnde Recherchierbereitschaft sind die Ur¬

sachen für etliche Fehler im Text und folglich auch in den Indices, die auf den ersten Blick einen recht guten Eindruck machen, einer Nachprüfung im Einzelfall

aber öfters nicht standhalten und außerdem zeigen, daß der Text manchmal

gründlich mißverstanden wurde. Dies gilt in erster Linie für die Indices der Per¬

sonennamen und Buchtitel, an denen negativ auffällt: 1. Personen werden nicht

unter dem Namen aufgeführt, unter dem sie gemeinhin bekannt sind, z.B. az-

Zaggäg ist unter Alif (Abu Ishäq ...), at-Tabari unter Gim (Abü Ga'far ...) ver¬

zeichnet. 2. Eine Person findet sich ohne Querverweis unter mehreren Namen,

meist unter der kunya und dem ism, z.B. III 207: Abü Bakr b. Abi d-Dunyä =

223: Ibn Abi d-Dunyä, 229: al-imäm Abü s-Sa'ädät = 235: Ibn as-Sagari. 3. Man findet ein und dasselbe Buch unter verschiedenen Titeln, z.B. III 367: al-Amjäl (az-Zamahsari) = 397: Mustaqsä l-amtäl, 369: abBagdädiyät (Abü 'Ali al-Färisi)

= 398: al-Masä'dal-bagdädiya. 4. Zwei verschiedene Werke sind zu einem „ver¬

schmolzen", z.B. III 389: Sifat ad-dir' wa-l-ljad Ifhn al-A'räbi) = K. ad-Dir'und K. al-Hail, 392: K. al-Garibain wa-n-nihäya (al-Hafid) beruht auf einem Mißver¬

ständnis von III 23,8 ff : Hier zitiert al-Hafid in seiner Magmü'a das K. ab Garibain von Abü 'Ubaid al-Harawi und die Nihäya von Ibn al-Atir!

Zum Abschluß noch einige Kostproben von groben Schnitzern, die wohlgemerkt nur eine kleine Auswahl aus meinen Notizen sind, z. B. lies III 215: Härita b. Badr al-Gudäni statt al-Gadäfi, 219: Abü Haiyän al-Andalusi stalt at-Tauhidi, 220: Abü Haiya an-Numairi statt an-Namari, 222: Abü Du'äd al-Iyädi statt al-Hudali, 247:

(9)

'Amr statt 'Umar b. Barräqa, 252: Abü Qurdüda at-Tä'i statt Abü Furdüda al- A'räbi, 253: al-Qäsim b. Salläm (d.i. Abü 'Ubaid!) statt b. 'Alläm, 264: Ma'n b.

Aus al-Muzani statt al-Mäzini, streiche bei 363: Adab abkätib, 365: abAddäd, 378: az-Zähir etc. az-Zubaidi und setze dafür Abü Bakr b. al-Anbäri, lies 368:

Badi' abQur'än (Ibn Abi 1-Isba') statt BadäY abQur'än (Zakiaddin), streiche 370: Targamat Ibn Hallikän (Ibn Hallikän), ergänze 371: at-Tafsir (al-Wähidi) II 456, lies 372: at-Tanbih (Ibn Ginni) statt (Ibn Hby), streiche 373: al-Gihäd (al- Buhäri), so heißt Kap. Nr. 56 des Sahih!, lies 376: abHad (Abü 'Ubaida) statt (Abü 'Ubaid al-Bakri), 379: ruwwäd statt zuwwär al-'arab, d.i. das K. Sifat as-

sahäb ... wa-ahbär ar-ruwwäd des Ibn Duraid, 380: Sarh abyät al-Gumal (Ibn

Yas'ün) statt (Ibn Mas'üd), streiche 384: Sarh Diwän Hassän b. Täbit (Abü r-Ru- bais at-Ta'labi), denn in II 578 weist Ibn Habib in seinem Kmt. dem Abü r-Rubais zwei Verse zu, lies 385: Sarh Fasih Ta'lab (al-Gabbän) statt (al-Gabbä'i), ergänze 385 nach Sarh al-Fawä'id al-giyätiya: ('Isä b. Muhammad as-Safawi), lies 390:

al-'Ubäb az-zähir wa-l-lubäb al-fäljir (as-Sagäni) statt al-'Ubäbßl-äla wa-l-gadäia, 392: al-Garib al-musannaf (Abü 'Ubaid) statt al-Garib al-mu'allaf, streiche ebenda Garib al-musannaf (Abü 'Ubaid al-Bakri), ergänze 396: al-Mutannä (Muhammad b. Habib) II 381, lies 401: al-Yawäqit (Abü 'Umar [az-Zähid, d.i. Guläm Ta'lab]) statt (Abü 'Amr) etc.

Es erübrigt sich wohl, weitere Seiten mit Corrigenda und Emendanda dieser Art zu füllen oder gar auf simple Druckfehler und kleinere Versehen einzugehen, da die ZDMG Wichtigerem Raum bieten sollte und der potentielle Käufer, der den vom Verlag verlangten stolzen Preis für dieses Opus zu zahlen bereit ist, darüber im Bilde ist, was ihn für sein Geld erwartet: Eine leidliche Edition mit umfang¬

reichen, aber mitunter sehr unzuverlässigen Indices, die zu erwerben nur Enthu¬

siasten empfohlen werden kann, welche am Fehler verbessern Freude haben und deshalb selbst gern /jawoi/" schreiben. - Den Herausgebern der BI Haarmann und Glassen sei dringend nahegelegt, künftig schlechte Arbeiten entweder abzulehnen oder sie von kompetenten Fachleuten verbessern zu lassen.

Reinhard Weipert, München

Ian Richard Netton (ed.): Arabia and the Gulf: from Traditional Society to Mo¬

dern States. Essays in Honour of M. A. Shaban's 60th Birthday {16th November 1986). London, Croom Helm 1986, xviii, 259 S. £29.95.

Aus Anlaß des 60. Geburtstages des aus Ägypten stammenden Arabisten und

Islamwissenschaftlers Muhammad Abdulhayy Shaban (seit 1971 in Exeter) hat

Ian R. Netton 17 Beiträge in einer Festschrift gesammelt, die fast alle in einem Bezug zur Geschichte der arabischen Halbinsel stehen. Damit wurde Shaban auch in seinem Amt als Direktor des Centre for Arab Gulf Studies an der Universität Exeter eine schöne Ehrung zuteil. Die Beiträge sind in zwei Teilbereiche geglie¬

dert: in einem ersten, kürzeren Teil sind Aufsätze zu den „Wurzeln einer traditio¬

nellen Gesellschaft" zusammengestellt worden. Der Hrsg. selbst veröffentlichte hier einen Beitrag zu Ibn Battütas Arabien Sicht aus einer „Braudelschen" Sicht (S. 29-42). Der zweite Teil umfaßt alle anderen Einzelstudien. Darin werden The¬

men wie „ Wahhabite Polity" (Aziz al-Azmeh) oder „ Women and the Law in the

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United Arab Emirates" (Doreen Hinchcliffe) behandelt und Länderstudien (Je¬

men, Oman, Kuwait, Qatar und Bahrain), eine Analyse der irakisch-iranischen Beziehungen vor 1958 (Anthony Parsons), und andere linguistische, literarische

und ökonomische Untersuchungen aufgeführt. Der Band wird mit einem Index

abgeschlossen.

Fast alle Autoren gehören oder gehörten der Universität Exeter an. Die Fest¬

schrift dokumentiert daher vorzüglich auch Forschungsinteressen und -Strategien des Centre for Arab Gulf Studies. Die interessantesten Beiträge sind sicherlich die des Hrsg.'s zu Ibn Battüta sowie al-Azmehs zur wahhabitischen Politik im 19. Jahr¬

hundert. Netton versucht zu zeigen, daß mittels einer Anwendung von Braudels berühmten drei Kategorien der Geschichte auch Ibn Battütas Reisebeschreibung neu gelesen werden kann. Al-Azmeh rekonstruiert langfristige Trends innerhalb der wahhabitischen politischen Identität und relativiert so die übliche auf das Fürstenhaus der Äl Sa'üd zentrierten Geschichtsschreibung. So sind neue, inno¬

vative Ansätze wie klassisch geschriebene Beiträge in dieser Festschrift versam¬

melt, die sicherlich der historischen Forschung zur arabischen Halbinsel manch Neues bringen. Der Beitrag von Michael Adams „One Yemen or Two?" aller¬

dings, in dem der Autor nur zögerliche Ansätze zu einer zwischenstaatlichen Ko¬

operation dokumentieren konnte, ist zwischenzeitlich von der Geschichte überholt worden.

Reinhard Schulze, Bamberg

Marwan R. Buheiry: Tlie Formation and Perception of the Modern Arab World

Studies. Ed. by Lawrence I.Conrad, Prineeton, N.J., The Darwin Pr. 1989,

^1990, 624 S., $29.95.

In Gedenken an den libanesischen Historiker Marwan R. Buheiry, der am

17.2.1986 in London im Alter von 51 Jahren starb, hat der Londoner Wissen¬

schaftshistoriker Lawrence I.Conrad 28 Studien zusammengestellt, die Buheiry zwischen 1971 und 1986 veröffentlicht hat. Conrad gruppiert diese Beiträge in vier Teile: der erste umfaßt das weite Feld der „European Perceptions of the Orient" (7 Beiträge); dann folgt der umfangreichste Teil „The Superpowers and the Arab World" (12 Beiträge). Diesem schließen sich ein Teil mit Aufsätzen zur Wirtschaftsgeschichte des Nahen Ostens (5 Beiträge) und ein Teil zur „Intellectual and Artistic History" (3 Beiträge) an. Ein letzter Beitrag umfaßt 49 Photographien aus dem Libanon, die von Abraham Sarrafian, dem Großvater des Historikers, zwischen 1890 und 1920 gemacht worden waren und die von Buheiry gesammelt und ausgewertet worden sind.

Manche der Aufsätze, die Conrad gesammelt hat, lagen bislang nur in einer arabischen Version vor. Die englischen Originale, die nach Buheirys Tod in des¬

sen Privatpapieren gefunden wurden, sind nun hier erstmals veröffentlicht.

In einer kurzen Einleitung weist Conrad nochmals auf die Besonderheiten des wissenschaftlichen Interesses von Buheiry hin und betont auch dessen gewiß oft unkonventionelle historische Sicht. Buheirys historisches Interesse war von einer Imaginationsfähigkeit geprägt, die ihn Geschichte als impressionistische „ta- bleaux" schreiben ließ. Sein Versuch, Sichten, Blickwinkel und Beziehungen zwi-

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schen Beobachter und Beobachtetem zu rekonstruieren, hat deutlich photographi¬

sche Züge. So dokumentiert Buheiry historische Augenblicke, ohne dabei außer acht zu lassen, daß jedes Bild durch Ausschnitte und Einstellungen relativiert wird. Konsequent verstand Buheiry Geschichte immer als Zeitgeschichte, da Tür ihn jedes „tableau" nur einen Sinn für den Betrachter ergab.

Buheirys romantische und gleichzeitig kritische Sicht der Geschichte wird in

diesem Sammelband ausgezeichnet dokumentiert. Wir finden darin manche be¬

rühmte Arbeiten wieder: so zum Beispiel den Aufsatz „Islam and the Foreign Office" (1981), in dem Buheiry Granvilles Anfrage an britische Konsuln aus dem Jahre 1873 bezüglich eines „political and religious revival" der „Mussulmans of the Eastern countries" analysiert. Buheirys Präsentation der Antworten der Kon¬

suln weist wieder auf die plötzliche „religiöse" und „panislamische" Wende hin, die europäische Beobachter nach 1864 in den muslimischen Ländern zu erkennen glaubten. Viele Antworten bräuchten nur auf das Jahr 1974 oder 1992 umdatiert zu werden, um stereotype Darstellungen gleichen Inhalts, wie sie von vielen heu¬

tiger „Experten" verfaßt werden, entstehen zu lassen. Oder Buheirys Vorarbeit zu diesem Artikel unter der Überschrift „ Colonial Scholarship and Muslim Revivalism in 1900" (1977), in der Buheiry die Zeitschrift Questions diplomatiques et colo¬

niales (Jahrgang 1901) untersucht.

Wahrnehmungen und Beziehungen von Beobachter und Beobachtetem kenn¬

zeichnen auch Buheirys Beiträge zur Zeitgeschichte, die in Teil II zusammenge¬

stellt sind. Hierin finden sich die recht langen Aufsätze zur US-amerikanischen Nahost-Politik nach der „Ölkrise" 1973 (1980) und die Jahresberichte zur Nahost- Frage für 1974, 1975 und 1976. Hier zeigt sich Buheiry gleichzeitig als vehementer politischer Kritiker und provozierender Denker.

Historische Studien zur Geschichte des Libanon, Südpalästinas und der Stadt Beirut sind im dritten Teil zusammengestellt. Buheirys Aufsatz zur Bauernrevolte von Kisrawan 1958 (1984) oder sein Beitrag zum Aufstieg Beiruts (1978) gehören inzwischen zur historischen Standardliteratur. Es ist dem Herausgeber zu danken, daß er eine große Zahl repräsentativer Arbeiten dieses engagierten Historikers zusammengetragen hat. Leider fehlt ein Schriftenverzeichnis, welches das Bild hätte abrunden können.

Reinhard Schulze, Bamberg

Wolf Leslau: Arabic Loanwords in Ethiopian Semitic, Otto Harrassowitz, Wies¬

baden, 1990. p.xvii, 373.

In this volume - yet another testifying to Professor Leslau's formidable produc¬

tivity - the author has collected twelve articles published by him between 1956 and 1989 on the subject of Arabic loanwords in the Semitic languages of Ethiopia.

The only item which falls somewhat outside the scope indicated by the title of the book is the fifth, "Tlie Ge'ez and the Arabic Vocabulary", which deals with cogna¬

tes rather that with loanwords. The contributions are reproduced photographically from the original publications, prefaced here by an Introduction (pp. ix-xvii) and enriched by very useful Indexes, of individual Ethiopian languages (pp. 239-320) as well as a cumulative Arabic-Ethiopic list (pp. 320-373). By means of these

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indexes the scattered contents of this book are made readily accessible and the work thus becomes a useful supplement to the author's other recent etymological contributions to Ethiopian Semitic.

There are many problems in an etymological undertaking of this kind and Les¬

lau is only stating a fact when he owns on p.xi that "we shall probably never be able to determine the precise origin of some words considered here as loanwords".

Some "doubtful loanwords" are indeed marked as such in the indexes by an asterisk, but it might well be thought that this symbol should have been used much more generously. On looking through the rich catalogues provided here the reader is sometimes asked to believe rather a lot. For example, on p. 14 regarding the Amharic furno "bread baked in the oven" (cited from Guidi's Supplemento) Les¬

lau suggests that this word "came perhaps (italics mine S.H.) into Amharic through Ar.furn". In the index no asterisk is employed to indicate the doubt quite properly felt here to exist. But many readers, I think, would tend to feel no doubt here at all and simply regard the word as the Italian forno imported bodily into Amharic without any immediate connection with the Arabic furn. There are very many examples in this book of Ethiopian words whose Arabic origin is likewise less than obvious.

Whereas misprints in the original articles are left untouched, many have been corrected in the indexes. However, more than a few oddities remain, while other slips are not susceptible of rectification in the index. A few examples: p. 57 gimäd awwal cannot possibly derive from gumädä 'al-'ülä nor gimäd ahar from gumädä

'al-'ähira, but obviously from the masculine forms ofthe ordinals; p.80 lä Wähl 'diä Ilähi is very unsightly as are other items on this page: murtaddi, qaut, yahtäg, which are plain wrong; p. 207 niyya is "intention" rather than "attention"; on p. 211 the footnotes are astray; p. 226 gism in the middle ofthe page does not fit the rubric of the paragraph.

The new material, viz. the Introduction and the Indexes, is also not without blemish: p.xiii read "H. arüz 'bridegroom' (Ar. 'arüs)" \ p.xiv hayawän is not a plural; p. xvi top for "Harari" read "Tigre"; p. 240 contains the extraordinary entry

"alwah 'oasis': Ar. 'alwäh, pl. of lawh"; p.241 Amharic awla "principal, chief does not look as if it derives from Arabic 'awwali.

In view of the frequent cross-references the use of this book would have been much facilitated by retaining the pagination ofthe original articles. It is extremely inconvenient to be referred to pages which no longer bear their original numbers.

The points made above are ofa fairly trivial nature. Arabic Loanwords in Ethio¬

pian Semitic is a rich collection of interesting material. If used with the necessary care it will prove to be a very useful source of etymological information.

Simon Hopkins, Oxford

Mohammed Ali, Andrzej Zaborski: Handbook of the Oromo language. Stuttgart:

Steiner; Breslau: Ossolineum - Verlag der polnischen Akademie der Wissen¬

schaften 1990. XIV, 174 S. (Äthiopistisehe Forschungen. 30.)

Vorliegender Band erschien in einer Parallelausgabe mit identischem Inhalt, aber ohne die gepflegte Bindung in der Reihe Prace Komisji Orientalistycznej

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(Bd. 21), welche von der Krakauer Abteilung der Polnischen Akademie der Wis¬

senschaften herausgegeben wird. Wenn zudem östliche Papierqualität zu einem westlichen Preis (DM78,-) angeboten wird, ist dies freilich nicht den Verfassern anzulasten. Der ehemalige Lektor an der Warschauer Universität und der nam¬

hafte Kuschitist haben ein Lehrbuch des Oromo vorgelegt, mit dem man - zum

ersten Mal seit langem - diese Sprache richtig erlernen kann. Das vorzügliche Lehrbuch von J. Launhardt {Guide to learning the Oromo {Galla) Language, Ad¬

dis Abeba 1973) kommt zwar noch mehr den Bedürfnissen der Anfänger entgegen, ist aber nicht überall greifbar und auch wegen der Verwendung der äthiopischen Schrift für die meisten Interessenten nicht gut geeignet. Da die Mehrheit der

oromosprachigen Texte mit dem äthiopischen, leicht adaptierten Alphabet ge¬

schrieben ist, sind lateinschriftliche Wiedergaben stets Vorschläge für eine im Entstehen begriffene , offizielle' Orthographie. Die hauptsächlichen Unterschiede zu der in der Oromo-Exilliteratur (s. Barreeffama quboota Jecha, o.O. [Europa]

1980) bzw. in der wissenschaftlichen Literatur (s. G.B. Gragg: Oromo dietionary.

East Lansing 1982) verwendeten Orthographie erscheinen in folgenden Beispie¬

len:

Ali/Zaborski Exilliteratur Gragg

leencha leenca leenc'a ,Löwe'

nyaaccisa nyaachisa naaccisa ,zu essen geben'

thiqqaa xiqqaa t'iqqaa , klein'

Der Hauptvorzug der hier befolgten Schreibweise besteht darin, daß die Glot¬

talisierung der Konsonanten fast durchgängig mit h markiert wird: ph, th, ch, aber q (anstelle von kh). Allerdings paßt dazu nicht die Schreibung sh für den nicht¬

glottalisierten palatalen Sibilanten, der - analog zu ny - mit sy wiedergegeben

werden könnte. In konsistenter Weise müßte dann der glottale Verschluß mit h

(und nicht mit dem instabilen ') umschrieben werden, was Tür das seltene h

(wenigstens im Wortinneren) eine andere Wiedergabe erforderte.

Die in 25 Lektionen präsentierten z.T umfangreichen Lesestücke, in der eine Vielfalt von Themen (insbes. auch zur ostafrikanischen Volkskunde) behandelt wird, sowie die Übungstexte zur Übersetzung aus und in das Oromo erlauben es,

einen lebendigen Eindruck von den Ausdrucksmöglichkeiten der Sprache und

ihrer Kultur zu gewinnen. Besondere Aufmerksamkeit verdienen dabei die Texte, die der seit 1975 erscheinenden äthiopischen Zeitung Bariisaa - in Umschrift -

entnommen sind. Darüber hinaus werden in den ersten Lektionen und in den

Übungen umgangssprachliche Texte und Dialoge geboten, die ein praktisches Erlernen der Sprache ermöglichen.

Leider ist für den Anfänger die grammatische Darstellung etwas mager. Man

glaubte wohl wegen der unlängst erschienenen Grammatik dieses Dialekts von

J.Owens {A grammar of Harar Oromo, Hamburg 1985) auf ausführliche gramma¬

tische Erläuterungen verzichten zu können. So sucht man vergeblich die Konju¬

gation der häufigen refiexiven Verben, die von der der anderen Stämme abweicht.

Andererseits finden sich nützliche Listen von Zeitadverbien, denominalen Verben, Nominalkomposita und idiomatischen Redewendungen. Somit ist das , Handbook' weniger ein Lehrbuch für Anfänger, als vielmehr eine viel neues Material bietende Chrestomathie.

Rainer Voigt, Berlin

(14)

Smith, Frederick M. : The Vedic Sacrifice in Transition. A translation and study of

the Trikändamandana of Bhäskara Misra. Poona 1987 (Bhandarkar Oriental

Series 22).

Das vorliegende Buch ist die überarbeitete Fassung einer Dissertation, die 1984 der Univ. of Pennsylvania vorlag. Der behandelte Text, der vom Vf. in die Zeit von der Mitte des 11. bis zur Mitte des 13. Jh. n.Chr. datiert wird (S. 54), stammt von einem Ritualisten namens Bhäskaramisra (Somayäjin), über den nichts weiter bekannt ist. Der Text ist mit einem Kommentar (vivarana) überliefert und wurde zuerst durch R. G. Bhandarkar in seinem Werk: Report on the search for Sanskrit

manuscripts in the Bombay Presidency during the year 1883-84, Bombay 1884

bekannt gemacht und von 1898-1903 in der Bibliotheca Indica (No. 140) durch T.

Bhattäcärya auf der Grundlage von 5 Hss. herausgegeben.

Der Vf legt hier eine Neuedition dieses Textes mit kommentierter engl. Über¬

setzung vor. Aus seinen Ausführungen auf S. 52 geht hervor, daß ihm hierfür außer der Ed. princeps auch weitere Hss. zugänglich waren. Seine Ausführungen hierzu sind allerdings merkwürdig unpräzise. Er hat offenbar nur eine dieser Hss. für seine Edition wirklich herangezogen, nämlich das Ms. Harvard no. 1536 (von ihm als H bezeichnet und 1724 datiert) „upon which I depended most as a check on the printed edition". Er selbst sagt dazu: „H is full of mistakes, garbles many passages, occasionally includes parts of the commentary, and gives a different order of verses in the prakirnaka kända." Eine Begründung für die Auswahl ge¬

rade dieser Hs. und die Vernachlässigung der übrigen Hss., von denen er in

Anm. 173 zwei weitere nennt, gibt er nicht. Auf S.53 bemerkt er denn auch: „the matter of establishing a critieal text was not a major concern of mine." Sein Text stellt somit keine wesentliche Verbesserung gegenüber der Ed. princeps dar. Er gibt auch keinen kritischen Apparat, sondern diskutiert Lesarten und Emendatio¬

nen nur sporadisch in seinem Kommentar.

Das Werk gibt sich als ein Parisista zum Äpastambasrautasütra. Dem entspricht der Originaltitel Äpastambasütradhvanitärthakärikä. Es gehört damit zu der nach¬

vedischen Ritualliteratur, die eine wichtige Quelle zur Entwicklung des vedischen Rituals nach der Zeit der Sütra-Texte bildet und gewissermaßen ein Bindeglied zwischen diesen und der bis zur Gegenwart überiebenden Ritualpraxis darstellt.

Bis vor nicht langer Zeit beschränkte sich die Erforschung des vedischen Rituals noch auf das Studium der vedischen Texte. Einzig Martin Haug hatte in seiner

1863 erschienenen Ausgabe und Übersetzung des Aitareyabrähmana in den An¬

merkungen auf seine Beobachtungen der damaligen rituellen Praxis Bezug genom¬

men. Neuerdings ist das Forschungsinteresse durch Arbeiten von J. F. Staal und anderen aufdie gegenwärtige Praxis des Rituals in Indien gelenkt worden. Dem¬

entsprechend bezieht auch der Vf diese Praxis in seine Untersuchung ein.

In einer umfangreichen Einleitung (S. 1-118) behandelt er wesentliche F>unkte in der Geschichte des Srauta-Rituals, um den voriiegenden Text in die geschicht¬

liche Entwicklung einzuordnen. Die Bedeutung des Textes wird dadurch unter¬

strichen, daß, wie der Vf S.VIII sagt „it quickly became for followers of the Äpastamba säkhä or „brauch" of the Krsna-(„black") Yajurveda in particular but also within the general field of Dharmasästra. .. the definitive text on these three main subjects as well as a few minor ones" und „that Äpastamba ritualists have maintained their srauta traditions more completely than have ritualists of the other Vedic säkhäs, at least in the sense that in the twentieth century Äpastambins

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comprise about 80% of the practising Vedic ritualists in India". Es soll nach dem Vf heute nicht mehr als 150 praktizierende Srauta-Ritualisten in Indien geben (S.3).

Der Text besteht aus drei Kändas, denen noch ein als Prakirnaka (Vermischtes) bezeichneter späterer Zusatz folgt (S. 55f). Es soll allerdings noch ein vierter Kända existieren, der auch in einigen Hss. überliefert, aber unecht sein soll (a. a. O.). Der Vf verweist hierzu auf eine Hs. auf Grund einer Katalogangabe, hat die Sache aber offenbar nicht überprüft.

Der 1. Kända behandelt den adhikära des Opferherrn, seiner Frau sowie der Op¬

ferpriester, d. h. ihre Berechtigung und Befähigung sowie ihre Verpflichtung, an der Vollziehung des Rituals entsprechend den autoritativen Texten mitzuwirken.

Das Thema des 2. Kända ist pratinidhi, d. h. die Substitution von Requisiten des Rituals (z. B. Opfermaterialien, Personal, Handlungen und Mantras) durch andere im Falle ihrer NichtVerfügbarkeit. Der 3. Kända schließlich behandelt das pu- narädhäna, das Wiederanlegen der Opferfeuer, das unter einer Reihe von bestimm¬

ten Bedingungen nötig wird, obwohl es grundsätzlich vermieden werden soll.

Der hauptsächliche Wert der Arbeit liegt in dem ausführlichen Kommentar, der sich bemüht, Quellen und Paralleltexte für die Ansichten zu identifizieren und anzuführen, auf welche im Text Bezug genommen wird. Eine auf Einzelheiten des Textes, der Übersetzung und des Kommentars eingehende Kritik findet sich nun¬

mehr in der Rezension von Shingo Einoo, IIJ 34 (1991) S.63-78'.

Von religionsgeschichtlichem Interesse ist besonders der Abschnitt 1.3 (S.32- 51) der Einleitung, der die Hinduisierung des Srautarituals behandelt, und der Abschnitt 3.2 (S. 63-77) über die Substitutionen {pratinidhi). Dort wird die Einwir¬

kung v.a. des Visnuismus und des Sivaismus sowie der a/i/m^ä-Doktrin auf das Ritual einerseits unter Heranziehung von alten Texten, andererseits im Hinblick auf die heutige Praxis skizziert, wobei auch auf den Einfiuß der Begegnung mit westlichem Gedankengut und speziell der Begegnung mit westlichen Forschern auf diese Praxis hingewiesen wird. All dies verdiente wohl eine eingehendere Untersuchung^.

Der Vf kommt hinsichtlich der Hinduisierung des Rituals zu dem Ergebnis, daß

„the Vedic sacrifice is both compatible and incompatible with evolved Hindu orthopraxy. The situation eight hundred years ago in this respect was probably not markedly different than it is today" (S.51).

Das Buch weist leider eine Vielzahl von Druckfehlern und Irrtümern auf, von denen auch in den Addenda et Corrigenda (S. XXVII-XXXII) nur ein kleiner Teil berichtigt wird.

Klaus Rüping, Münster/Westf

' So sehr es anzuerkennen ist, daß der japanische Rezensent seine Besprechung in deutscher Sprache abgefaßt hat, ist andererseits zu bedauern, daß sie keine kompetente sprachliche Überarbeitung von seiten der Redaktion erfahren hat und sich so gelegentliche Verständnisschwierigkeiten ergeben.

^ Für den Einfiuß der ahirnsä-ldee auf das Ritual kann vorläufig auf

H.P.Schmidt: The origin of ahirnsä, in: Melanges d'indianisme ä la memoire de L. Renou. Paris 1968 (Publ. de ITnst. de civil, indienne, serie in-8°, fasc. 28) S. 625 ff. und insbes. 643 ff verwiesen werden. Der Vf hat diese Arbeit anschei¬

nend übersehen.

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BÜHNEMANN, G. and Tachikawa, M. (Edd.): The Hindu Deities Ulustrated accor¬

ding to the Pratisthälaksanasärasmuccaya. Tokio 1990 (Bibliotheca Codicum Asiaticorum 3).

Sketch-books or model-books are a Nepali speciality. The simplest type consists of line drawings of deities; some are enlarged by texts or words. In the case of texts they seem to have been priestly manuals, and in the case of works pertaining to details of the drawing (colour, attributes etc.), they are handbooks of painter families (according to my own experience). Types and functions of these sketch¬

books, which are often folded (Leporello type) and are called thyäsaphü in the Newari language, have been described by P. Pal in his catalogue of the Los An¬

geles County Museum of Art Collection (Art of Nepal. Los Angeles 1985, pp. 145- 152). The sketchbooks are also the subject ofa doctoral thesis by M. Blom: De¬

picted Deities. Utrecht 1989.

The book under review is based on chapter 6 of a Pratisthälaksanasärasamuc-

caya ms., which describes deities who are represented by 254 line drawings on 28 folios. A further set of line drawings, depicting the same deities, has been added to the first set. This second set does not contain the PLSS text, but has an appendix of 8 folios depicting the 64 Yoginis ofthe Devipuräna. The book gives a survey of the contents of the PLSS text (pp. 13-21), certain characteristics of the deities depicted, such as colour, position, and attributes (pp. 22-29), and a full analysis of iconographic features of the deities (pp. 30-51), as well as an index of the names of deities (pp. 33-56). After presenting the double set of illustrations (pp. 61-131), the book presents ch.6 ofthe PLSS, Kathmandu 1966 (published as Devatäcitra- samgraha,), and ends with a reprint of the original folios ofthis chapter (pp. 158- 172).

With regard to the origin of the PLSS, the editors repeat an ascription to the later part ofthe 11th century. "The upper limit would be the year A.D. 1168, the date of the oldest manuscript" (p. 12). The author is said to be a member of the royal Päla family in Bengal. Now, I will not confine my review neither to a general praise of the valuable and unblamable work which has been done by the editors, nor to the text and its drawings for Hindu art studies on the whole. It was a lucky accident, that I happened to be studying portions of the well known Aparäji¬

taprcchä (AP) from Western India with my students when I received the book

under review. The AP, written by Bhuvanadeva, has been attributed to the time ofthe Solaiiki king Kumärapäla (1144-1174 A.D.) (Vora/Dhaky: The Date of the AP, in: JOIB IX, 1959/60, pp. 424-431) and should therefore be a genuine work of Western India. In the seminar, which took place soon after an archaeological excursion through Western India, our aim was to find out whether there is indeed a special affinity between the AP and Western Indian Hindu art. The result was, to say the least, disappointing. Only in rare cases we found a reflection of actual works of art in the AP text or vice versa.

In particular, we did not find any description of a Siva-mürti similar to that

which is called Vaidyanätha (lord of medicine) in the AP. About this time I

received the PLSS for review. Going through the pages I found a sketch of Vai¬

dyanätha (p. 63, no. 11) and parallel to that, the respective PLSS description (p. 134, vss.37-40). The text is almost the same as the AP (112, 46-51).

(17)

PLSS

sadbhujam jatilam svetam trinetram candrabhüsitam/

vyäghräjinärnsuka saumyarn nägayajNopavitinam//37//

trisülam äksasütram ca kapälarn kundikärn kramät/

yämye saumye ca bibhräna dväbhyärn vyäkhyanakarn tathä//

padmäsanasthitam kuryäd vaidyanätham haram prabhum//39//

dhanvantarim susenarn tu vänaräsyarn narähgakam/

amrtägamahastarn ca kuryee 7t tatpärsvayoh sadä//40//

AP

trinetrarn sahbhujam subhrarn jatäkhandendubhüsitam/

vyäghräjinam sitarn saumyarn nägayajnopanitinam//46//

trisülarn cäksasütrarn ca kapälarn kundikärn tathä/

yämye saumye ca vibhränarn vyälavyäptau karau tathä//47//

padmäsanasthitam devarn vaidyanätharn hararn prabhum//48//

.. ./dhanvantarim susenarn ca vänaräsyämarähgakam//50//

amrtägamahastarn ca kuryät tatsärscayoh sadä/. . .//51//

It is obvious that the two texts are very similar; the reason, however, for that similarity is still rather uncertain. A full comparison of the AP with the PLSS (or other texts) will destroy, in my opinion, the "legend" of Bhuvanadeva's authorship ofthe AP. It is a compilation, like many other texts, ascribed to individual authors.

On the whole, however, the textual and art historical situation - in fact a bewil¬

dering one - calls for a serious study of an all-Indian collection of iconographical texts. In so far the PLSS is a really valuable contribution - quod erat demonstran¬

dum.

A.J.Gail, Berlin

Mahävainsa: The Great Chronicle of Sri Lanka, Chapters One to Thirty-Seven. An

Annoted New Translation with Prolegomena by Ananda W. P. Guruge, with

Introductions and Appendices by T.W.Rhys Davids, Wilhelm Geiger, Pol¬

watte Buddhadatta Mahänäyaka Thera, and G.C. Mendis. Colombo: Asso¬

ciated Newspapers of Ceylon Ltd., 1989, XVI, 1 129 S. (ISBN 955-9034-02-2).

US $40,-.

Der alte Teil des Mahävainsa von Mahänäma, der „großen Chronik" der Insel Sri Lanka, wurde zum ersten Mal von George Turnour im Jahre 1837 herausge¬

geben und übersetzt. Dieses Werk ist nicht nur von grundlegender Bedeutung für die Kenntnis der Geschichte der Insel, sondern auch eine der wichtigsten Quellen für die frühe indische Geschichte. Turnours Übersetzung ist im Jahre 1912 durch die Übersetzung von Wilhelm Geiger (1856-1943) ersetzt worden, die seither in zahlreichen Auflagen (bis zu einem kürzlich erschienenen Raubdruck in Indien) verbreitet wurde. Geigers mit einem Vorwort von T.W. Rhys Davids erschienene Übersetzung repräsentiert die stilistisch nicht immer ganz glückliche englische Übertragung eines deutschen Originaltextes, die von Mabel Haynes Bode ange-

(18)

fertigt worden ist. Nachforschungen nach dem Verbleib des ursprünglichen Ma¬

nuskripts sind leider ohne Erfolg geblieben.

A. W. P. Guruge legt nun eine neue englische Übersetzung vor, in die die in den dazwischen liegenden 77 Jahren erzielten Fortschritte der Forschung auf diesem Gebiet sowie die Ergebnisse eigener Untersuchungen eingegangen sind. Guruges Thesen und Forschungsergebnisse sind in den ..Prolegomena" zur Übersetzung (S. 11-487) formuliert, die mit einem ausführlichen wissenschaftsgeschichtlichen Überblick beginnen.

In einem weiteren Abschnitt bespricht Guruge ausführlich die seit langem strit¬

tige Frage nach den Beweggründen, die den Verfasser der Chronik zur Abfassung seines Werkes veranlaßt haben. Bekanntlich beschreibt Mahäsena diese Motive selbst als sujanappasädasamvegatlhäya, „for the serene joy and emotion of the pious" (S.67). Daß dies, wie z.B. noch der ceylonesische Historiker L.S. Perera I96I meinte, Mahäsenas einziges Motiv gewesen sei, kann heute nicht mehr be¬

hauptet werden. Guruge sieht im Mahävamsa ein Werk mit didaktischer Zielset¬

zung (S.75), die primär von den Lehren des Buddhismus bestimmt sei; dieses Ziel

sei aber mit bewunderswerter Zurückhaltung verfolgt, die Mahäsena davor be¬

wahrt habe, „to become a moralist during his historical narration" (S.75). Auch die berühmte Episode, in der Dutthagämani moralisch entlastet wird, die keine Parallele an irgendeiner anderen Stelle der buddhistischen Literatur fmde, diene einem belehrenden Zweck, allerdings einer rein politischen Zielsetzung. Damit akzeptiert er zwar meine zuerst 1969 vorgetragene These, die er auf S. 87f aus einer englischen Version von 1978 zitiert, geht aber schließlich noch weit darüber hinaus. Er trägt die mehr als gewagte Theorie vor, daß der singhalesische Natio¬

nalismus als linguistischer Nationalismus bereits in die vorbuddhistische Zeit der Insel zurückzudatieren sei. Er gehe auf das Streben der indo-arischen Einwande¬

rer zur Erhaltung ihrer Identität (also offenbar der indo-arischen linguistischen und nationalen Identität) gegenüber der Gefahr einer „Dravidisierung" zurück und sei erst sekundär mit dem buddhistischen Identitätsbewußtsein verknüpft worden (S. 87-105). Immerhin wird diese neue These als ein interessantes Phäno¬

men des Selbstverständnisses der modernen singhalesischen Geschichtswissen¬

schaft zu notieren sein. Übrigens wäre in diesem Zusammenhang noch die gut

begründete Theorie von Frank Perera (1974) zu nennen, nach der die Anfänge

des singhalesisch-buddhistischen Nationalismus nur bis in die Zeit des

Vattagämani zurückreichen ; sie ist Guruge offenbar unbekannt geblieben. In dem Abschnitt „The Role ofthe Mahävamsa in the National Life of Sri Lanka" kommt Guruge auf diesen Problemkreis zurück (S. 169-174). Er verweist hier nicht nur noch einmal auf meine einschlägige Studie, sondern zitiert insbesondere aus „The Story of Ceylon" von E. F. C. Ludowyk. Dieser brillante Schriftsteller und Litera¬

turprofessor hatte schon 1962 in einem für eine breite Öffentlichkeit geschriebenen Überblick über die Geschichte der Insel den nationalistischen Charakter der Ge¬

schichtsdarstellung des Mahävamsa hervorgehoben; Ludowyk äußerte sich be¬

sorgt über die für die weitere Entwicklung des Landes aus dem übermächtigen Einfluß dieser Tradition resultierenden Gefahren. Die Geschichte hat ihm recht gegeben. Guruge reagiert hier ganz emotional und identifiziert sich voll mit eben dieser Tradition.

Der Verfasser erörtert ausführiich auch die umstrittenen Fragen des Verhältnis¬

ses der frühesten ceylonesischen Geschichtsschreibung zum Mahävarnsa. Auf

S. 179, 181 und 192 liegt ein Mißverständnis hinsichtlich Geigers Revision seiner

(19)

ursprünglichen, von Guruge auf S.180 zitierten These über das Verhältnis des Mahävamsa zum Dipavarnsa aus dem Jahre 1902 vor; zwar argumentierte Geiger in seiner Übersetzung des Cülavamsa (1928), daß in Mahävamsa 38.59 nicht mit J. F. Fleet ein Hinweis aufdie Abfassung des Mahävamsa zu finden sei, doch dies hat nichts mit seiner 1926 formulierten These zu tun, wonach der in der Einleitung genannte Mahävarnsa „which was compiled by the ancient (sages)" der Dipavama gewesen ist. Es ist auch nicht möglich, aus der 1943 erschienenen englischen Übersetzung von Geigers „Päli: Literatur und Sprache" Schlüsse auf Geigers spätere Thesen zu ziehen, weil hier nur ein Text aus dem Jahre 1915 übersetzt, aber keineswegs konsequent an die neueren Forschungsergebnisse angepaßt wor¬

den ist. Leider hat Guruge Frauwallners wichtige Untersuchung zu den Chro¬

niken nicht berücksichtigt; überhaupt hat er praktisch nur in englischer Sprache

erschienene Sekundärliteratur zur Kenntnis genommen, was z.B. auch im Ab¬

schnitt über Asoka deutlich wird.

Für die Historiker ist die Heranziehung der epigraphischen Quellen in der Dar¬

stellung der Geschichte der Insel während der „Mahävamsa -Periode" von Nutzen;

hier werden sichtbare Fortschritte gegenüber früheren Darstellungen deutlich.

Die eigentliche Übersetzung des Textes findet man im dritten Teil (S. 489-711), gefolgt von ausführlichen philologischen und sachlichen Anmerkungen (Teil 4, S.713-1043). Guruge hat hier vor allem die neueren Arbeiten von Gelehrten aus Sri Lanka eingearbeitet und zahlreiche Einzelfragen vor allem zu den Realien geklärL Umrahmt wird dieser Teil von Nachdrucken, und zwar den Einleitungen zu Geigers Übersetzung von 1912 (S. 431-487) sowie den Anhängen zu Geigers Ausgabe von 1912 (S. 1051-1061 und 1097-1100), einigen Aufsätzen von Polwat-

TE Buddhadatta (S. 1062-1095) und dem Ortsverzeichnis von G.C. Mendis

(S. 1101-1116). Der Abdruck dieser zum Teil veralteten Texte mag aus wissen¬

schaftsgeschichtlichen Gründen zu rechtfertigen sein, aber als Umrahmung einer neuen Übersetzung ist er in dieser Anordnung für die Benutzer eher irreführend.

Außerdem ist ein nützliches Glossar (S. 1117-1127) beigegeben.

Im Postscriptum weist der Verfasser auf die Schwierigkeiten beim Druck hin und bemerkt zu Recht, daß wohl „eine gewisse Anzahl" typographischer Irrtümer

und Druckfehler stehengeblieben sei. In der Tat wird man bedauern, daß der

Verlag in Colombo eine so wichtige Publikation so unsorgfältig betreut hat und noch nicht einmal in der Lage war, die diakritischen Zeichen zu setzen. Sie sind

von Hand eingesetzt Der Verlag scheint auch nicht in der Lage zu sein, die

Publikation auf den internationalen Buchmarkt zu bringen; der Rezensent sucht jetzt, zwei Jahre nach ihrem Erscheinen, in den Katalogen der maßgebenden

Buchhändler vergeblich danach. Deswegen ist es geboten, wenigstens hier darauf hinzuweisen.

Heinz Bechert, Göttingen

Bhischam Sahni: Basanii. Roman. Aus d. Hindi übers, von Margot Gatzlaff. Neue Indische Bibliothek Bd. 8. Frauenfeld: Verlag Im Waldgut 1989. 193 S. 32DM.

Seit eine Fernsehserie nach der Vorlage des Romans tamas die Mitschuld von Hindu-Organisationen an der Teilung des Subkontinents thematisierte und lan-

(20)

desweit Diskussionen auslöste, gehört der 1915 in Rawalpindi geborene und spä¬

ter (als Collegedozent für Englisch) in Delhi ansässige BhIsma Sähni zum Kreis der Autoren mit all //irf/a-Renommee. Hindi-Literaturkritiker zählen ihn, manch¬

mal in einer Reihe mit Ugra, Yaspäl und AsK, zu den Vertretern der noch in die Premcand-Ära zurückreichenden ,progressivistischen' Schule; das Urteil geht überwiegend dahin, auch sein Forte in der Short Story zu sehen. Sahnis Ruf als Marxist - wieweit berechtigt, sei dahingestellt - und die, wenn man so will, auch unter Klassenkampf-Gesichtspunkten interpretierbare Handlung von basanti mö¬

gen ebenfalls dazu beigetragen haben, daß der Roman schon vier Jahre nach

Erscheinen als erster langer Text aus dem auch mehrere Bühnenstücke umfassen¬

den Werk des Autors in dt. Ü. herauskam (Leipzig 1984, Reclams Univ.-Bibl.

Bd. 1043). Lesern in der alten BRD und im übrigen dt. Sprachraum ist er erst mit der vorliegenden Lizenzausgabe zugänglich geworden.

Tatsächlich hat die in einer illegalen Hüttensiedlung am Rande einer von Delhis neuen colonies spielende Handlung deutliche sozialkritische Bezüge, auch wenn sie das Leben der Armen in mancher Hinsicht schablonenhaft schildert und stil- typologisch nicht durchgehend im westlichen Sinne des Begriffs von Realismus gesprochen werden muß. Erzählt wird eine Geschichte des Erwachsenwerdens und Widerstands gegen die fragwürdig gewordene gesellschaftliche Ordnung: Das träumerisch-pfiffige /4A(>-Mädchen Basanti, das von Gelegenheitsarbeiten in

wohlhabenden Haushalten bereits manchen modernen Luxus und insbesondere

auch die Idole der Filmwelt kennengelernt hat, widersetzt sich seiner für Geld arrangierten Verheiratung an einen Greis durch eine Gandharvenehe mit einem bereits verheirateten jungen Mann; für einige Zeit kann sie ihn mit ihrem Ver¬

dienst und dem Sohn, den sie bekommt, an sich binden; als der entschieden weniger sympatische junge Mann sie verläßt, behält sie ihren Lebensmut und die Kraft, im jhuggi-jhompri Milieu auf eigenen Beinen zu stehen. Das umfassendere Thema ist die soziale Entwurzelung und Unbehaustheit landfiüchtiger Wanderar¬

beiter in der Großstadt, denen blindes Verwaltungshandeln und eine gleichgültige middle class das Recht auf Seßhaftigkeit verweigern. Den tagesgeschichtlichen Hintergrund und wohl auch Anlaß zu dem anhaltend aktuellen Stoff liefert die i/wmc/eara/ice-Politik Sanjay Gandhis zur Zeit der Emergency - ein Zusammen¬

hang, den das Nachwort kulturdiplomatisch verschweigt.

Nennenswerte Verständnisprobleme bereitet die schon der Dialoge wegen zu

einem ungekünstelten Hindi-Urdu tendierende Vorlage nicht; semantisch ambige Neologismen sind selten. Was nicht heißt, daß der Übersetzerin nicht doch klei¬

nere Fehlinterpretationen unterlaufen, die für die jeweiligen Passagen aber meist folgenlos sind (e.g. ein als , Bruder des Onkels' [S. 173] verstandenes cacerä bhai, oder ein nicht als - überaus häufiger - Kosename erkanntes bitfü .Söhnchen', s.

Anm. S. 155). Einige wörtlich übersetzte Redensarten fallen schon ohne Vergleich mit dem Original (räjkamal prakäsan, nayi dilli ^1982) ins Auge; wundern könnten sich Leser z. B. über eine je nach Dialogkontext variable Slang-Wendung mit terä bäp (Sn. 13, 21, 126). Daß es sich dabei weniger um eine bewußte übersetzerische

Entscheidung als um Unvertrautheit mit der Wendung handeln dürfte, legt ein

verwandter Ausdruck mit bäp auf S. 135 (S. 128 im O.) nahe, der eindeutig nicht verstanden wurde („Nicht mal mein Vater findet mich hier"; gemeint ist etwa , Selbst wenn er (seil, der die Heldin suchende Ehemann) tausendmal besser Be¬

scheid wüßte / ein ganz anderer Kerl wäre, fände er mich hier nicht'), wobei im gleichen Satz auch noch das Verbum ainthnä, intr. in der Bed. , hochmütig sein'.

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phantasievoll mit .beschwichtigen' tibersetzt wird. Zum idiomatischen Gebrauch des allgemein häufigsten Kraftausdrucks (bahincod > bhancod) sei bemerkt, daß er auch attributiviseh allem Möglichen vorangestellt wird und sein Vorkommen auf S.69 (65 im O.) nicht als Vokativ zu verstehen ist.

Trotz solcher auch auf eine gewisse Sachfremdheit (s. dhäbä „Lebensmittella¬

den", S.134, 135) hindeutender Irrtümer ist eine - gemessen am Durchschnitt dessen, was an moderner Hindi-Prosa auf Deutsch vorliegt - leidlich genaue Über¬

setzung zustande gekommen, die den Inhalt insgesamt richtig wiedergibt. Im Re¬

sultat nicht überall überzeugend ist der Versuch, dem Stil des Originals Rechnung zu tragen. An etlichen Stellen wird die nüchterne, knapp notierende Diktion der Vorlage durch dramatisierende Formulierungen über das für eine flüssige deut¬

sche Wiedergabe Erforderliche hinaus aufgeweicht und , spannender' gemacht (Dazu nach wie vor aktuell G. Buddruss: Kritische Randnotizen zu Übersetzungen aus der Hindi- und Urdu-Literatur; Stud. z. Indologie und Iranistik 3, 1977). So kann, wer im O. nur als verwirrt (badhavas) handelnd geschildert wird, in der Ü.

„wie von Sinnen" (S. 172) agieren, jemand, der lediglich etwas sagt, „sich erei¬

fern" (S. 176). Es ist ein Unterschied, ob der der Heldin schließlich doch formal angetraute alte und überdies lahme Schneider, in dessen Hütte sie ihre Nieder¬

kunft erwartet, ein für sie angefertigtes Mieder wiederholt oder „unaufhörlich"

(S. 109, 0. 104) streichelt, ob seine hilflosen verliebten Gebärden sie nur genieren oder ihr „widerwärtig" (ibid.) sind, ob sie beim unerwarteten Wiedersehen ihres Geliebten auf der Straße wie elektrisiert oder „wie vom Blitz getroffen" (S. 132, 0. 125) stehenbleibt. Ein Satz wie syämä thithak-lcar basanti ke cehre ki or dekhne lagi - wörtlich , Shy ama schaute Basanti verwundert (oder verdutzt) ins Gesicht' - lautet in dieser Form übersetzt „In Schyama Bibi kochte es, sie starrte Basanti ins Gesicht" (S. 175).

Begleitumstände der Handlung, die das O. der Phantasie des Lesers überläßt, werden in der Ü. zuweilen hinzuerfunden. Davon z. B., daß am Busbahnhof ,das übliche Gedränge geherrscht', ein Baum der Heldin ,die Aussicht versperrt', ein flüchtender Obsthändler ,bei jedem Schritt geächzt und gestöhnt' und ein Polizist

.seinen Fuß auf die Kiste [eines verjagten Schuhputzjungen] gesetzt' habe

(Sn. 169, 171, 174), ist im O. nichts zu lesen. Dies ist weniger in bezug auf die Texttreue der Ü. anzumerken als deshalb, weil auch geringfügige Zusätze unver¬

sehens Auswirkungen auf den Erzählmodus haben oder einem vom Autor beab¬

sichtigten Effekt zuwiderlaufen können. Mit den Sätzen „Der Lärm nahm ständig zu. Von irgendwoher erscholl Dröhnen und Getöse" (S. 172) beispielsweise -, der erste erfunden, der zweite frei dramatisierend übersetzt - bekommt die polizeiliche Vertreibung der Straßenhändler im Schlußkapitel, dem diese Beispiele entnom¬

men sind, eine sich steigernde Dynamik, während sie im O. nach plötzlichem Einsetzen eher gleichmäßig abläuft und dadurch die Fassungslosigkeit der Heldin unterstreicht, mit deren Augen die brutale Aktion beobachtet wird. Der deutschen Wiedergabe der Szene entgeht dieser - zugegeben subtile - Effekt; bewußt-unbe¬

wußt verfällt sie in dramaturgische Bahnen, die dem europäischen Leser bzw. der Übersetzerin selbst vertrauter sind.

Aus verständlichen, d.h. Kostengründen ist die Leipziger Ausgabe unverändert reproduziert worden. Die Gelegenheit, durch eine nochmalige Feinredaktion Un¬

ebenheiten im deutschen Ausdruck („als Bulaki fertig gegessen hatte..." S.168;

„immer nur geh" S. 148; „das Kind erbebte und entleerte schon wieder" S. 162, u.a.m.) zu glätten, ist damit ungenutzt geblieben. Philologische Übergenauigkeit

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