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Die Mysteriendramen Rudolf Steiners – ein Impuls der künstlerischen und geistigen Erneuerung

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Die Mysteriendramen Rudolf Steiners ein Impuls der künstlerischen und geistigen Erneuerung

© Wolfgang Peter 2008 

Die Mysteriendramen nehmen einen ganz besonderen Platz im Gesamtwerk Rudolf Steiners ein. Sie  sind, wie er selbst immer wieder betont, nichts Vollendetes, sie sind ein keimhafter Anfang, ein  Neubeginn  in  zweifacher  Hinsicht.  Einerseits  liegt  in  ihnen  ein  entscheidender  künstlerisch‐

dramatischer Impuls zur Neubelebung der Theaterwelt überhaupt. Anderseits zeigen sie einen  zukunftsweisenden Weg, geistige Wahrheiten in so lebendiger, konkreter Form an die Menschen  heranzubringen, wie das durch Schriften oder Vorträge niemals möglich ist.  

Rudolf Steiner versuchte in seinen Dramen den Einweihungsweg einzelner, konkreter individueller  Menschen  in  künstlerischer  Form  dramatisch  darzustellen.  Der  Ausgangspunkt  war  Goethes 

„Märchen von der grünen Schlange und der schönen Lilie“, das Steiner so dramatisieren wollte, dass  daraus  ein  Mysteriendrama  werden  könnte,  das  voll  mit  den  Anforderungen  des  Bewusstseinsseelenzeitalters rechnet. Doch im Durchgang durch das schöpferische Nichts, jenem  Nichts, in dem schon Goethes Faust das All zu finden hoffte, musste sich alles so verwandeln, dass  mit der „Pforte der Einweihung“ schließlich ein ganz eigenständiges Werk entstand. Drei weitere  Dramen konnte Steiner noch daran anschließen, ein fünftes war schon in groben Zügen umrissen,  doch verhinderte der Ausbruch des Ersten Weltkrieges die weitere Ausführung. Zwölf Dramen sollten  es vermutlich insgesamt werden, die auch immer wieder Rückblicke in frühere Inkarnationen der  handelnden Personen gegeben hätten, wodurch schließlich ein umfassendes Panorama der geistigen  Entwicklung  der  Menschheit  der  nachatlantischen  Zeit  entstanden  wäre.  Erstmals  in  der  dramatischen Dichtung überhaupt hat Rudolf Steiner in seinen Dramen so die waren Triebkräfte des  Schicksalsgeschehens offen und konsequent auf die Bühne gestellt. Wie sich der Charakter des  Menschen gegenüber der Unausweichlichkeit des Schicksals bewährt, war zwar schon immer der  Hauptnerv der tragischen Dichtung, doch blieben die wahren Ursachen letztlich rätselhaft. Rudolf  Steiner hat als Erster die Hintergründe der tragischen Schicksalsverwicklungen auf ihre wahren  Ursachen,  nämlich  auf  karmische  Verwicklungen  in  früheren  Erdenleben,  zurückgeführt  und  dramatisch zur Darstellung gebracht. Darin liegt ein wesentlicher und notwendiger Impuls für den  Fortschritt der dramatischen Kunst, auch wenn es noch lange dauern mag, bis er in weiteren Kreisen  aufgegriffen wird. 

Der strebende Anthroposoph kann darüber hinaus durch die Mysteriendramen einen völlig neuen  Zugang zur Anthroposophie finden. Wenn alle seine Schriften und Vorträge verlorengingen und nur  die Mysteriendramen übrig blieben, so bliebe damit doch die ganze Anthroposophie erhalten, sagte  Rudolf Steiner einmal, und wenn die Dramen richtig aufgenommen würden, bräuchte er künftig  keine Vorträge mehr zu halten und müsste keine Schriften mehr verfassen. Die Dramen dürfen dazu  aber nicht bloß intellektuell, sondern müssen mit solch echt künstlerischem Sinn ergriffen werden,  wie sie geschaffen wurden. Sie sollen aus dem unmittelbaren Erleben der nicht bloß leise gelesenen,  sondern  der  selbst  laut  gesprochenen  und  gestalteten  Sprache  erfasst  werden,  aus  der  Seelenstimmung der Vokale, aus der charakterbildenden Formkraft der Konsonanten und dem  wechselnden Rhythmus der Jamben. Darin wurzelt die seelische Atmosphäre in der sich die geistige  Tiefe  der  Dramen  noch  viel  weitergehend  offenbart,  als  in  dem  bloß  intellektuell  erfassten  Handlungsablauf ‐ „Das Was bedenke, mehr bedenke Wie“, um mit Goethe zu sprechen. Steiner hat  die Texte bekanntlich erst unmittelbar in der Nacht vor der jeweiligen Probe niedergeschrieben. Es  wäre ja Unsinn“ meinte er, „ein Drama zu schreiben, bevor es sich um eine Aufführung handelt“ und  er hat mit den Schauspielern so geprobt, dass er ihnen zuerst die Texte lebendig vorgesprochen hat  und sie dann so lange proben ließ, bis er mit dem Ergebnis zufrieden sein konnte, doch hat er sie nie  korrigiert oder weitere Kommentare zum Stück selbst gegeben; die Sprache selbst sollte in den  Darstellern lebendig werden und im gemeinsamen Tun ihren geistigen Gehalt offenbaren. Nichts ging  hier aus dem Intellekt, sondern alles aus dem weisheitsvollen schöpferischen Willen hervor. Das  Schöne, so war Steiner überzeugt, ist nicht das Erscheinen der Idee im Sinnlichen, sondern die wahre  Kunst besteht darin, dass das Sinnliche, verwandelt durch die schöpferische künstlerische Phantasie,  selbst bereits als ein Geistiges erscheint. Dadurch wird das Sinnliche erhöht, veredelt, und zugleich  das Geistige um eine neue Dimension des Menschlichen bereichert. Das ist nicht nur tief christlich  empfunden, darin liegt, wenn man es nur recht erfassen will, der Keim der ganzen Anthroposophie. 

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