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Compliance als Herausforderung – 1. Teil

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S I M O N OTT H

Compliance – Wundermittel für den Therapieerfolg

Dr. med. Hans-Ulrich Kull, Präsident der APA, wies in seiner Einleitung darauf hin, dass der Begriff Compliance nach der Definition von Prof. Dr. med. Tho- mas Szucs als Befolgung im Sinne der Umsetzung der Therapieanweisungen durch den Patienten zu verstehen ist, wobei eine mangelnde Compliance häu- fig bei fehlendem Leidensdruck, konkur- rierenden Anreizen oder einer ungenü- genden Aufklärung des Patienten zu beobachten ist. Im «Roche-Lexikon»

wird Compliance als Therapietreue im Sinne der Bereitschaft des Patienten beschrieben, bei diagnostischen und therapeutischen Massnahmen mitzuwir- ken. Studien haben gezeigt, dass 33 bis 50 Prozent der Patienten ihre Medika- mente nicht gemäss den ärztlichen Vor- gaben einnehmen, wobei es sich bei dieser Non-Compliance vornehmlich um Fehler bei der Dosierung, dem Ein- nahmezeitpunkt oder der Zusatzmedi- kation sowie um eine nicht erfolgte Medikamenteneinnahme handelt.

Die Risikofaktoren für diese Einnahme- fehler umfassen Vergesslichkeit, ungenü- gende Orientierung, Angst vor Neben- wirkungen, eine vermeintliche Kosten- einsparung sowie Selbstbestimmung. Die Folgen einer ungenügenden Compliance sind neben einem mangelnden Therapie- erfolg auch vermehrte Kosten, Polyprag- masie, Störung der Arzt-Patienten-Bezie-

hung sowie Konflikte mit Familie und Pflegeteam. Die wichtigsten Massnah- men zur Verbesserung der Compliance umfassen die schriftliche Verordnung der Medikamente, einen einfachen Thera- pieplan, die Mitorientierung des Pflege- teams beziehungsweise der Angehöri- gen, die Vermeidung von Verwechs- lungsmöglichkeiten bezüglich Farbe, Form und Namen der Medikamente, die regelmässige Überprüfung der Dosierung, die Erläuterung des Wirkungseintritts und allfälliger Nebenwirkungen, aber auch die engmaschige ärztliche Kon- trolle und die Sicherstellung eines ausrei- chenden Medikamentenvorrats.

All diese Massnahmen erfordern das direkte und ausführliche Gespräch mit dem Patienten anlässlich der Verordnung

der Medikamente, was letztlich am bes- ten mit dem System der direkten ärzt- lichen Medikamentenabgabe erreicht werden kann.

Compliance bei chronischen Er- krankungen

Gemäss Dr. med. Marco Egbring, Klinik für Klinische Pharmakologie, Universitäts- spital Zürich, wird Compliance als Koope- ration des Patienten und als konsequentes Befolgen der Therapie definiert, wobei Ad- herence, Konkordanz und Therapietreue mögliche Synonyme des Begriffes Com- pliance sind. Die Compliancerate liegt zwischen 5 und 90 Prozent, wobei als Ur- sache für eine ungenügende Compliance zwischen beabsichtigten und versehent- lichen Fehlern zu unterscheiden ist.

Compliance als Herausforderung – 1. Teil

Vorträge an der Generalversammlung der APA

Im Rahmen der diesjährigen Generalversammlung der APA, die am 8. März im Zunfthaus zur Zimmerleuten in Zürich stattfand, führte die APA eine Fortbildungsveranstaltung zur Bedeutung der Compliance für den Erfolg einer Therapie durch.

Neben der Diskussion über die häufigsten Ursachen der ungenügenden Therapietreue wurden verschiedene Mass- nahmen aufgezeigt, mit denen die praktizierenden Ärztinnen und Ärzte eine Verbesserung der Compliance erreichen können.

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Die Compliance mit einer Behandlung nimmt mit steigender Anzahl der täglich anzuwendenden Dosierungen sowie mit zunehmender Inzidenz von uner- wünschten Arzneimittelwirkungen ab,

während andere Faktoren wie beispiels- weise ein höheres Lebensalter die Com- pliance verbessern. Bei chronischen Er- krankungen ist der Anteil der Patienten, welche die Behandlung nur ungenügend befolgen, vergleichsweise hoch, wobei die Persistenz der Therapietreue im Ver- lauf der Zeit sinkt und jeweils vor dem Arztbesuch wieder ansteigt.

Die häufigsten Fehler, die zu einer unge- nügenden Compliance führen, sind das Auslassen einer Dosis oder deren ver- spätete Einnahme. Die Compliance vari- iert je nach Indikation und beläuft sich bei der Hypertoniebehandlung auf rund 51 Prozent, während die Compliance bei der Asthmatherapie ungefähr 43 Prozent und bei der Asthmaprophylaxe lediglich 28 Prozent beträgt.

Die Konsequenzen einer ungenügenden Compliance werden durch eine Studie aufgezeigt, welche für die Behandlung mit einem Statin beziehungsweise einem Betablocker bei einer hohen Compliance eine signifikant geringere Mortalität ergab als bei einer niedrigen Therapietreue.

Das Asthma bronchiale ist insbesondere bei jüngeren Patienten mit einer be- trächtlichen Morbidität und Mortalität behaftet, was vor allem auf eine ungenü- gende Selbstbehandlung zurückzufüh- ren ist. Die Compliance kann bei der Be- handlung des Asthma bronchiale weni- ger als 30 Prozent betragen, wobei die wichtigsten Ursachen das Vergessen der

Medikamente, eine unwirksame Medi- kation, das Verleugnen der Erkrankung, Schwierigkeiten bei der Benutzung der Medikation, aber auch Unbequemlich- keit, das Gefühl von Peinlichkeit, Angst

vor Nebenwirkungen und Faulheit sind.

Die klinischen Folgen der ungenügenden Compliance sind Exazerbationen des Asthmas mit der damit verbundenen Einbusse an Lebensqualität sowie eine Zunahme der Arztbesuche mit den damit einhergehenden ökonomischen

Konsequenzen, sodass eine eigentlich gut behandelbare Erkrankung zu einem schwerwiegenden Problem werden kann.

Die Behandlung der Hypertonie, die das Risiko für einen Schlaganfall um 30 bis 40 Prozent und dasjenige für einen Herz- infarkt um 15 Prozent zu reduzieren vermag, wird von 50 bis 70 Prozent der Patienten gemäss den ärztlichen Anwei- sungen ausgeführt.

Die durch psychologische Faktoren wie junges Alter, ungenügende Patientenzufriedenheit und schlechten Zugang zur Medikation beeinträchtigte Compliance kann durch Vereinfachung des Dosierungsschemas, Unterricht und

Motivation des Patienten sowie organi- satorische Unterstützung verbessert werden.

Der Diabetes mellitus, dessen Progres- sion durch ein gutes Selbstmanagement verzögert werden kann, ist in Europa bei 28 Prozent der Patienten unter einer ent- sprechenden Behandlung gut kontrol- liert. Die zehn Millionen Patienten mit einem Diabetes mellitus verursachen Kosten von 29 Milliarden, wobei diese Kosten durch mikro- und makrovasku- läre Komplikationen auf das 2- bis 3,5- Fache erhöht werden. Die direkten wie auch die indirekten Kosten werden durch eine mangelhafte Compliance, die auf fehlende Erkenntnis, fehlende Mög- lichkeiten zur Bewältigung von Com- plianceproblemen, fehlendes Verhaltens- training zur positiven Beeinflussung der

Patienten, Lücken in der Bereitstellung bei der Versorgung der Patienten und suboptimale Kommunikation zwischen Arzt und Patient zurückzuführen ist, auf das 3- bis 4-Fache erhöht. Die heute vorliegenden Ergebnisse zeigen, dass bei Patienten mit einer chronischen Erkran- kung durch die regelmässige Patienten- unterstützung sowie durch einen einfa- chen Zugang zur Medikation und eine gute Kontrolle der Therapie und der ap- plizierten Menge eine Verbesserung der Compliance erreicht werden kann.

Dr. med. Simon Otth, Horgen Vizepräsident der APA O F F I Z I E L L E S O R G A N O F F I Z I E L L E S O R G A N

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«Studien haben gezeigt, dass 33 bis 50 Prozent der Patienten ihre Medikamente nicht gemäss den

ärztlichen Vorgaben einnehmen.»

«Die Massnahmen zur Stützung der Compliance erfordern das direkte und ausführliche Gespräch mit dem Patienten anlässlich der Verordnung der Medikamente, was letztlich am besten mit dem System der direkten ärztlichen Medi-

kamentenabgabe erreicht werden kann.»

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