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Bilder aus dem Wüstensand. Mumienporträts aus dem Ägyptischen Museum Kairo. Ausstellungskatalog des Kunsthistorischen Museums Wien (Mailand/Wien 1998) – Mumien aus dem Alten Ägypten. Zur Mumienforschung im Kunsthistorischen Museum Wien (Mailand/Wien 1998)

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Originalveröffentlichung in: AW 30, 1999, 1, S. 93

Bilder aus dem Wüstensand. Mumienporträts aus dem Ägyptischen Museum Kairo. Ausstel­

lungskatalog des Kunsthistorischen Museums Wien (1998) - Mumien aus dem Alten Ägypten. Zur Mumienforschung im Kunsthistorischen Museum Wien, Mailand/Wien 1998.

Seit Mitte der 90er Jahre hat mit den Mumienpor­

träts eine Gruppe von antiken Zeugnissen eine ebenso plötzliche wie breite Popularität erreicht, die knapp hundert Jahre lang selbst in Fachkreisen nur bei wenigen Spezialisten größere Beachtung fand.

Indessen handelt es sich um eine nicht nur ästhe­

tisch äußerst ansprechende, sondern auch in so vieler Hinsicht interessante Gattung, daß sich die Faszination, die sie heute auf Fachleute und Laien gleichermaßen ausübt, leicht erklärt. In zahlreichen Ausstellungen, angefangen mit der großen Lon­

doner Ausstellung des British Museum im Frühjahr 1997, sind die Bildnisse unter verschiedenen Per­

spektiven öffentlich präsentiert worden. Dabei ist bemerkenswert, daß die auch unter, künstlerischen Gesichtspunkten noch heute eindrucksvollen Bild­

nisse nun zumeist nicht mehr ausschließlich unter diesem Aspekt betrachtet werden, sondern daß man sich bemüht, ihr im weitesten Sinne kulturhistori­

sches Potential zu entfalten. Diesem Ziel dient auch die Wiener Ausstellung und ihr hier angezeigter Katalog. Die hervorragenden Farbabbildungen er­

lauben es, selbst kleinste technische Details der Malerei zu erkennen, auf die auch in den sorgfäl­

tigen und ausführlichen Katalogtexten hingewiesen wird. Dies ist nicht zuletzt deshalb bedeutsam, als in der Ausstellung erstmals außerhalb ihres Herkunfts­

landes eine große Gruppe von Mumienporträts des Ägyptischen Museums Kairo gezeigt wurde, zu der einige der schönsten Gemälde überhaupt gehören:

Als Gegenleistung für die Grabungslizenz erhielt das damalige Museum in Kairo jeweils einen Teil der Funde nach eigener Wahl.

Daß sich Ausstellung und Katalog nicht auf die Mumienporträts beschränken, trägt mit zu deren Re- Kontextualisierung und zur Verlebendigung der antiken Gegenwart bei. Dabei wird man Verständ­

nis für den Umstand haben, daß der unmittelbarste Kontext der Porträts, ihre Mumien, außer durch vier Abbildungen nur durch eine Katalognummer veran­

schaulicht wird, denn der Transport ganzer Mumien aus Kairo wäre ohne Zweifel ein unverantwortlich riskantes Unterfangen gewesen. Gezeigt werden aber sowohl Mumien in ägyptischem Stil als auch in Modeln gefertigte Stuckmasken unterschiedlicher Art, die einen Eindruck von der Bandbreite der Bestattungsweisen des kaiserzeitlichen Ägyptens vermitteln und die Wahl einer gemalten Porträt­

darstellung der Verstorbenen als absichtsvoll und bedeutsam erweisen. Daneben finden sich Grabbil­

der, die nicht auf Mumien angebracht waren, und das Fragment eines Tafelgemäldes mit Genreszene (Kat. 59), das einen Eindruck von auch im Haus aufgehängten Bildern vermitteln kann. Eine Gruppe von Mumienetiketten, Holztäfelchen, die an Mu­

mien befestigt waren und Angaben über deren Iden­

tität enthielten, sowie einige Papyri, die Auskunft über die verschiedenen Stadien der Mumienherstel­

lung und des Begräbniszeremoniells geben, runden das Bild ab. Schließlich zeigen Alexandrinische Münzen mit Porträts der Angehörigen des römi­

schen Kaiserhauses ebenso wie einige Marmor­

porträts und verschiedene Schmuckstücke nicht nur ägyptischer Herkunft, daß die offensichtlich der ägyptischen Religion anhängenden Menschen auf den Mumienporträts in ihrem diesseitigen Habitus ganz der Mode der besser gestellten Schichten des übrigen Römischen Reiches folgten (ganz zu schweigen von den vielfältigen übrigen Bedeutun­

gen dieser Gegenstände). Dieses vielseitige Bild,

das sich bereits aus der geschickten Zusammenstel­

lung der Ausstellungsobjekte ergibt (Querverweise wären allerdings oft hilfreich gewesen), wird schließlich abgerundet durch vier einleitende Text­

beiträge, die Einblicke in die historischen Hinter­

gründe, in die Entdeckungs- und Sammlungs­

geschichte, in die ehemalige Vielfalt antiker Tafel­

malerei sowie die Hintergründe und Deutungspro­

bleme der Porträtmumien geben.

Auch die zweite hier anzuzeigende Publikation des Wiener Museums stellt ein Unternehmen vor, das einstmals nur bewunderte und mit leichtem Schauder bestaunte Objekte in ihren ursprünglichen kulturellen Rahmen stellt, ja beinahe wieder zu Subjekten macht: Das interdisziplinäre Projekt «Er­

forschung altägyptischer Mumien in Wien». Die schmale, aber überaus informative Broschüre stellt die verschiedenen Methoden und Fragestellungen dieses vornehmlich medizinisch-anthropologischen Projektes gut verständlich (von wenigen nicht auf­

gelösten Termini für bestimmte Krankheiten abge­

sehen) und so instruktiv bebildert (hierfür gebührt ein besonderes Kompliment) dar, das sich auch ein Laie von der komplizierten Materie ebenso wie vom Nutzen dieser kostspieligen Forschungen leicht unterrichten kann. Vor allem die zerstörungsfreien Röntgen- und computertomographischen Unter­

suchungen geben Aufschluß über das Geschlecht und Sterbealter der Person, aber u. U. auch über ihre Todesursache, ihre physische Entwicklung und verschiedene Krankheiten, die uns ihrerseits mit den Lebens- und Ernährungsgewohnheiten bekannt­

machen, sowie über die Medizin der Alten Ägypter.

Damit gewähren sie Einblicke in das reale Leben dieser so fernen Kultur und lassen selbst Individuen wieder auferstehen - wenn auch in völlig anderer Weise, als dies die um ihr Weiterleben nach dem Tode so bekümmerten Ägypter mit der Mumifizie­

rung und Balsamierung beabsichtigten. Daß dieser letzte Aspekt und die Würde der Verstorbenen von den Projektmitgliedern geachtet und im Text betont wird, nimmt dabei zusätzlich für die Publikation wie für das Unternehmen insgesamt ein.

BARBARA E. BORG, Heidelberg

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