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1. Der Wandel von der Beseitigung zur Verwertung

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Zukunftssicherung für Abfallverbrennungsanlagen durch maßgeschneiderte Modernisierungskonzepte

Ulrich Martin, Michael Busch und Martin J. Murer

1. Der Wandel von der Beseitigung zur Verwertung ...101

2. Maßgeschneiderte Lösungen die mitwachsen ...103

2.1. Vermessen ...103

2.2. Anpassen ...103

2.3. Anprobieren ...104

2.4. Durchführen ...107

2.5. Überprüfen ...107

3. Ertüchtigung dreier Linien am Standort Coventry, Großbritannien ...108

4. Voraus denken ...113

5. Literatur ...113

1. Der Wandel von der Beseitigung zur Verwertung

Die thermische Behandlung von Abfällen wird zunehmend als Wiederverwertungs- methode akzeptiert. In der EU wurden hierfür klare Richtlinien geschaffen, die einer Abfallverbrennungsanlage den Status einer Verwertungsanlage bescheinigen. In Deutschland schafft das Kreislaufwirtschaftsgesetz die Grundlage zur Aufwertung von Abfallverbrennungsanlagen, die somit nicht mehr als bloße Beseitigungsanlagen gelten, sondern unter bestimmten Voraussetzungen den Status eines Verwerters erhalten.

Nicht zuletzt die kontinuierlichen Innovationen seitens der Betreiber der Anlagen, der Hochschulen und Forschungsanstalten und der Industrie tragen dazu bei, dass die stoffliche und energetische Ausbeute, bei gleichzeitig sinkendem Umwelteinfluss, kontinuierlich gesteigert werden kann. Dies sichert die Zukunftsfähigkeit derartiger Anlagen, indem nicht nur der Status als notwendige Schadstoffsenke als ein Puzzle- stück unserer Kreislaufwirtschaft gefestigt wird, sondern auch die Wahrnehmung als eine Produktionsanlage wertvoller Güter, sei es stofflicher oder energetischer Natur, verbessert wird.

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Unter diesem Aspekt und der Tatsache, dass in der EU trotz Deponieverbot noch um- fangreich Abfallmengen nicht umweltgerecht entsorgt werden, kann die derzeitig herr- schende Überkapazität der thermischen Verwertungsanlagen in einigen europäischen Ländern als Chance gesehen werden. Diese Verbrennungskapazitäten ermöglichen die Verwertung ansonsten ungenutzter und meist die Umwelt und Gesellschaft belastende Stoffströme. Wenn diese Verwertung als Potential der Ressourcenerzeugung erkannt wird, entsteht sowohl für die Erzeuger, als auch für die Verwerter eine Vorteilssituation.

Ein hoher Grad der Verwertung von Stoffströmen kann jedoch nicht nur von neu errichteten Anlagen mit bester Technologie erreicht werden, meist bieten auch viele Jahre in Betrieb befindliche Anlagen großes Potential, durch Modernisierungsmaß- nahmen. Dies kann die Emissionssituation, die Energieeffizienz oder die Qualität der Reststoffe einschließen, ebenso wie die Wirtschaftlichkeit oder Fragen der gewünschten Restlebensdauer einer Anlage. Diese Maßnahmen müssen aufgrund der Individualität jeder einzelnen Anlage auf den jeweiligen Fall angepasst werden, um ein optimales Ergebnis zu erzielen.

Bild 1: Bewirtschaftete Deponie in Nairobi

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2. Maßgeschneiderte Lösungen die mitwachsen

Abfallverbrennungsanlagen werden für lange Betriebszeiten von über 30 Jahren geplant und errichtet. Bei sachgemäßer Wartung und Pflege stellt dieser Horizont auch kein Problem dar. Während dieser Zeit können sich jedoch vielerlei Randbedingungen ändern, auf die es zu reagieren gilt. Dies können sowohl technische Innovationen wie auch gesellschaftliche Veränderungen sein.

Technische Innovationen ermöglichen unter anderem eine erhöhte Effizienz in der Energieausbeute oder eine Verlängerung von Wartungsintervallen. Teilweise können diese Innovationen so weit gehen, dass der Gesetzgeber daraus resultierende Ziele oder Möglichkeiten gesetzlich vorschreibt und damit den Zwang zur Umrüstung hervorruft.

Auch ein gesellschaftlicher Wandel hat großen Einfluss auf den Verbrennungsbe- trieb. Ein geändertes Konsumverhalten kann nachhaltigen Einfluss auf die anfallende Abfallmenge oder deren Heizwert haben. Ebenso können beispielsweise veränderte Anforderungen in der Kraft-Wärme-Kopplung bewirken, dass bestimmte Anlagen- konfigurationen überdacht werden müssen.

Im Gegensatz zu technischen Innovationen hat die gesellschaftliche Komponente meist einen schleichenden Einfluss, den es frühzeitig zu erkennen gilt, um ausreichenden Spielraum für geeignete Maßnahmen zu haben. Daher sollten die bestehenden An- lagenkonfigurationen in bestimmten Abständen überprüft werden, ob diese noch in angemessenem Maße den Anforderungen entsprechen.

Die Firma MARTIN GmbH kann hier Unterstützung leisten, indem maßgeschnei- derte Lösungen auf ihren optimalen Sitz hin überprüft und bei Bedarf fachgerechte Anpassungsvorschläge ausgearbeitet werden. Diese können bis hin zu schlüsselfertigen Lösungen komplett durch langjährig erfahrenes Personal umgesetzt werden.

2.1. Vermessen

Hierfür bieten sich unterschiedliche Maßnahmen an, die allen voran, spezifische Stu- dien beinhalten, welche im Detail einzelne Komponenten oder auch gesamte Anlagen betrachten.

Darin werden Lebensdaueranalysen, energetische Optimierungen, sowie Leistungsstei- gerungen oder wirtschaftliche Verbesserungen bewertet. Meist basieren diese Studien auf einer Verflechtung genannter Kriterien, können jedoch auch eine fachgerechte Einschätzung zur Machbarkeit von geplanten Optimierungen bedeuten, durch die konkrete Hilfestellungen geleistet werden.

2.2. Anpassen

Auch Ingenieursleistungen wie passgenaue Konstruktionen oder Entwicklungen von Bauteilen und Anlagenkomponenten gehören dabei zum Leistungsspektrum.

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Hierbei wird detailliert auf die jeweilige Situation vor Ort Rücksicht genommen, um bei geplanten Modernisierungen oder der Installation zusätzlicher Komponenten so geringe Auswirkungen wie möglich auf bestehende Anlagenteile zu schaffen.

Bild 2:

Anpassung der Konstruktionen an kundenspezifische Gegebenheiten;

hier: VLN Nachrüstung Coburg L1 Die Realisierung erfolgt dabei unter Zuhilfenahme hochmoderner computergestützter Tools wie Microstation zur 2-D und 3-D Zeichnungsbearbeitung und Ansys Fluent zur Darstellung des Strömungs- und Speziesverlauf im Dampferzeuger.

2.3. Anprobieren

Detailgetreue 3-D Zeichnungen sind heutzutage in der Lage bereits sehr früh in der Projektbearbeitung mögliche Kollisionen oder Zwänge in der Produktentwicklung aufzuzeigen und diese rechtzeitig erkennen bzw. beheben zu können. Somit lässt sich eine effiziente und kostengünstige Abwicklung darstellen, die vor allem aufwändiges und stets mit Kompromissen behaftetes nach-engineering auf der Baustelle vermeidet.

Die Strömungssimulation eines gesamten Dampferzeugers unter Wahrung einer ausreichenden Genauigkeit ist zwar zeitintensiv, eigens entwickelte Mechanismen zur Automatisierung ermöglichen jedoch ein weitgehend selbstständiges Arbeiten der Simulationsrechner. Lediglich die Ergebnisse werden kritisch auf Plausibilität und gewünschte Resultate überprüft. Hiermit lassen sich bereits wichtige Erkenntnisse über einen Vorher/Nachher Vergleich gewinnen, bevor nur ein mechanisches Bauteil in die Fertigung geht. Ebenfalls sind Variationen im Design ohne großen Aufwand möglich, da einzelne Parameter leicht geändert und somit unterschiedliche Optionen verglichen werden können.

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Wichtigster Punkt beim Modellieren von Abfallverbrennungsanlagen ist eine realitäts- nahe Darstellung der Brennstoffumsetzung auf dem Rost. Dafür wurde in Zusammen- arbeit mit dem Lehrstuhl für Energiesysteme der Technischen Universität München ein eigenes Modell entwickelt. Dieses Modell basiert auf empirischen Freisetzungskurven entlang des Rostes für die berücksichtigten Spezies. Die Kanalbildung innerhalb des Brennbetts wird durch eine zufällige Umverteilung der Luft innerhalb der Primärluft- zonen realisiert. Die Inhomogenität des Brennstoffs wird ähnlich wie bei der Luft durch eine mehrfache großflächige Umverteilung der einzelnen Spezies realisiert [1]. Durch die hohe örtliche Auflösung können auch Feuerungsschieflagen und die Bildung von Temperatursträhnen untersucht werden.

Messungen an mehreren Abfallverbrennungsanlagen, unter anderem einer starken strömungsbedingten Temperaturschieflage, wurden zur Validierung der CFD Methodik herangezogen [2, 3].

2.4. Durchführen

Weiterhin beschränkt sich das Leistungs- spektrum nicht nur auf Studien und Inge- nieursleistungen, sondern weitet sich auf eigenes, langjährig erfahrenes, Personal aus, welches in der Lage ist vor allem im Bereich Feuerung und Dampferzeuger hoch individualisierte Lösungen zu re- alisieren. Dies kann die Unterstützung während einer regelmäßigen Revision oder auch das Anfertigen nicht standardi- sierter, möglicherweise schweißplattierter, Dampferzeugerteile bedeuten.

Der Terminplan gestaltet sich dabei flexi- bel; etliche Maßnahmen können während einer geplanten Revision durchgeführt werden, ohne kostenintensive Stillstände zu verlängern, oder diese auf ein Mini- mum zu beschränken.

Bild 3: Herstellung eines schweißplattierten Trenndwandsammlers

2.5. Überprüfen

Jede dieser Lösungen kann aus einer Hand erfolgen und beinhaltet entsprechend des Umfangs und deren Art die Verfahrensgarantie, sowie die erforderlichen Material- garantien. Es wird dabei größten Wert auf eine durchgängige Kommunikation mit gleichbleibendem Ansprechpartner gelegt, der ebenfalls durch die nötigen Abnahmen führt und auch nach Projektabschluss beratend zur Seite steht.

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3. Ertüchtigung dreier Linien am Standort Coventry, Großbritannien

Die Anlage Coventry ist mit drei Verbrennungslinien 1975 in Betrieb gegangen und verbrennt seitdem etwa 864 Tonnen Abfälle pro Tag (3 x 288 t/d). Es handelt sich dabei um drei je zweibahnige Rückschubrosteinheiten mit einer jeweiligen Feuerungswärme- leistung von 26,4 MW und anschließendem Frischdampferzeuger zur Abhitzenutzung.

Die Dampfparameter des Dampferzeugers betragen entsprechend dem damaligen Stand der Technik 207 °C bei 18 bar(a), welche ausschließlich auf die Lieferung von Wärme ausgelegt wurden.

Zur Stromproduktion wurden in den 90‘ Jahren zwei Turbinen mit einer gemeinsamen elektrischen Leistung von 17,7 MW installiert. Außerdem wurde 1996 eine umfang- reiche Abgasreinigungsanlage zur Sicherung des zukünftigen Betriebs nachgerüstet.

Ausschlaggebend für die zuletzt durchgeführte, umfassende Modernisierungsmaß- nahme war vor allem der verbrannte Reststoff selbst.

3

3

2 4 5

1 5

Maßnahme 1:

Einbau eines

Primärluftvorwärmers Maßnahme 2:

Geregelte

Primärluftzuführung Maßnahme 3:

Einsatz einer vollautomatisierten Feuerleistungsregelung inklusiver deren

notwendiger Messinstrumente Maßnahme 4:

Optimierung der Sekundärlufteindüsung und der Vermischung des Abgases

Maßnahme 5:

Modernisierung der Hydraulikanlage und des Entschlackers

Bild 4: Darstellung der wichtigsten Modernisierungsmaßnahmen an der Anlage Coventry

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Dessen Anlieferung war für eine Laufzeit von weiteren 25 Jahren über langfristige Verträge gesichert, gleichzeitig zwangen dessen Veränderung in der Zusammenset- zung und der Beschaffenheit das Betriebspersonal zunehmender mit ungewünschten Betriebszuständen umzugehen und diese zu verantworten. Hauptsächlich hatte sich die Reststoffqualität durch erhöhte Recyclingquoten und einen steigenden Feuchtegehalt in einen für die Verbrennung anspruchsvollen niedrigen Bereich reduziert.

Der Betreiber hat folgende wesentliche verbesserungsbedürftige Punkte angegeben:

• Schwierige Feuerleistungsregelung

wegen häufig notwendigen manuellen Eingriffen

• Stark schwankende Verbrennungsbedingungen

und damit sinkende Durchsatzleistungen durch schwankende Abfallqualitäten

• Häufiger Brennereinsatz zur Stützfeuerung

• Gas- und Feststoffausbrand entsprachen nicht den Erwartungen

Auf Basis dieser Punkte wurde ein Paket an umzusetzenden Maßnahmen ausgearbeitet, welches zunächst an Linie 1 realisiert und bei Erfolg ebenfalls an den restlichen beiden Linien durchgeführt werden sollte.

Die wesentlichen Punkte sind in Bild 4 dargestellt.

Maßnahme 1: Nachrüstung Primärluftvorwärmer Seit der Inbetriebnahme der Anlage wurde die Feuerung ohne Luftvorwärmer betrieben, was mit der sinkenden Brennstoffqualität vermehrt zu Problemen führte. Die Anlage wurde im wahrsten Sinne des Wortes Wetterfühlig, bei schlechtem Wetter und daraus sich ergebenden hohen Feuchtigkeitsgehalten im Brennstoff kam es vermehrt zu Zünd- schwierigkeiten und daraus resultierenden hohen Schwankungen in der Dampflast.

Bild 5: Primärluftkanal vor dem Umbau Bild 6: Einbausituation des Luftvorwärmers Passgenau konnte in die bestehenden Platzverhältnisse ein Luftvorwärmer mit einer möglichen Aufheizung der Primärluft auf bis zu 150 °C installiert werden.

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Maßnahme 2: Einbau regelbarer Primärluftzuführungen

Um auf veränderliche Brennstoffqualitäten besser reagieren zu können wurde die Re- gelbarkeit der Primärluft verbessert. Damit kann die Zuteilung der Verbrennungsluft präziser und genau entsprechend der jeweiligen Qualität erfolgen. Dies wurde durch die Nachrüstung einzeln ansteuerbarer Regelblenden und zusätzlicher Messinstrumente in der Luftkanalführung ermöglicht.

Maßnahme 3: Optimierung Sekundärlufteindüsung

Wie oben beschrieben wurde auch für die Anlage in Coventry zuerst der aktuelle Be- triebszustand mit Hilfe von CFD dargestellt. Dabei hat sich gezeigt, dass die von der linken Dampferzeugerwand zugeführten ECO-Tubes zu einem großen Wirbel im 1. Zug des Dampferzeugers führen. Da die ECO-Tubes nicht die volle Breite des Dampfer- zeugers abdecken bildet sich eine Ungleichverteilung von Temperatur und Sauerstoff, weswegen diese in den anschließenden Konzepten nicht berücksichtigt und im Zuge der Umbaumaßnahmen ausgebaut wurden. Als ECO-Tubes werden ein-/ausfahrbare Lanzen mit einblasenden Düsen bezeichnet, welche mit Luft beaufschlagt werden um eine Zuführung zusätzlicher Verbrennungsluft zu schaffen [4].

Als nächster Schritt wurden alternative Sekundärluftkonzepte für den gleichen Lastfall modelliert. Düsenabstände und Durchmesser wurden so lange variiert, bis eine gute Durchmischung und Ausbrand erzielt wurde. Als abschließender Schritt wurde das ausgewählte Sekundärluftdüsenkonzept für einen weiteren Lastfall untersucht. Auch für diesen Lastfall wurden gute Mischung und Ausbrand vorausgesagt. Was letztendlich zur Umsetzung dieses Konzeptes im Rahmen der Anlagenmodernisierung geführt hat.

Temperatur °C

Bild 7: Vergleich der Temperaturverteilung im Dampferzeuger. Links der Ausgangszustand und rechts die für die Modernisierung verwendete Düsenanordnung

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Maßnahme 4: Einsatz einer vollautomatischen Feuerleistungsregelung

Um oben beschriebene Maßnahmen voll ausnutzen zu können, wurden diese mit einer vollautomatischen Feuerleistungsregelung auf neuestem Stand der Technik kombiniert.

Diese basiert auf der bewährten MICC (MARTIN Infrared Combustion Control), die mit Hilfe einer brennbettüberwachenden IR-Kamera und einer auf Fuzzy-Logic basierenden Regelung die Verbrennungsparameter optimal aufeinander abstimmt und somit die vorher sehr häufig notwendigen Handeingriffe auf ein Minimum reduziert.

Dies führt zu einer deutlich verbesserten Dampfstabilität wie nachfolgend darge- stellte achttägige Analyse verdeutlicht. Dabei wird das Ergebnis der umgerüsteten Linien 1 und 2 der nicht modifizierten Linie 3 gegenübergestellt, um eine größtmögliche Vergleichbarkeit zu schaffen.

45

Tonnen / Stunde

Zeit 40

35

30

25

20

15

10

5

0

00:0008:0016:0000:0008:0016:0000:0008:0016:0000:0008:0016:0000:0008:0016:0000:0008:0016:0000:0008:0016:0000:0008:0016:0000:00

Unit2_STEAM_FLOW 37.09 T/hr Avg Unit3_STEAM_FLOW 31.11 T/hr Avg

Unit1_STEAM_FLOW 37.30 T/hr Avg

Gezeigtes Bild 8 zeigt jedoch nicht nur eine verbesserte Dampfstabilität, sondern einen, für den Betreiber der Anlage, wesentlich wichtigeren Kennwert, den der durchschnitt- lichen Dampfleistung. Wird Linie 1 im Vergleich zu Linie 3 betrachtet, produziert Linie 1 während dieses Zeitraums etwa 17 Prozent mehr Dampf und setzt demnach mehr Brennstoff um.

Bild 8: Vergleich des Dampfflusses der Linien 1 und 2 mit Linie 3

Quelle: CSWDC - Coventry & Solihull Waste Disposal Company Ltd

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Dies wurde durch zwei Maßnahmen möglich. Einerseits erhöht eine verbesserte Re- gelgüte den Durchschnittswert (hier verantwortlich für etwa 7 Prozent Steigerung), da in der Verbrennungstechnik Schwankungen gegenüber dem Sollwert nach unten meist größer ausfallen als deren Pendants nach oben. Andererseits konnte die thermische Dauerleistung der Anlage durch die Umbaumaßnahmen um 10 Prozent gesteigert werden.

Trotz einer Erhöhung der thermischen Leistung konnten durch eine ruhigere und stabilere Regelung die Kohlenmonoxidemissionen nicht nur im langtägigen Mittel gesenkt, sondern auch CO-Spitzen vermieden werden, wie nachfolgendes Bild zeigt.

COHalbstundenmittel

Zeit 30

40 40 50 60 70

10

0

00:0007:0014:0021:0004:0011:0018:0021:3004:3011:3018:3001:3008:3015:3022:3005:3012:3020:3000:0003:3010:3017:3000:3007:3014:3021:3004:30

Unit2_STEAM_7.50 mg/Nm3 Avg Unit3_STEAM_16.63 mg/Nm3 Avg

Unit1_STEAM_10.97 mg/Nm3 Avg

Maßnahme 5: Modernisierung Hydraulik und Entschlacker Im Zuge der Modernisierung wurden zusätzlich sämtliche Anlagenkomponenten des Rosts und des Dampferzeugers inspiziert und auf ihre Lebenserwartung im Hinblick auf eine Fortführung des Betriebs um weitere 25 Jahre hin untersucht. Diese wurden anschließend einzeln bewertet und wenn dies sinnvoll beziehungsweise nötig erschien, in Abstimmung mit dem Betreiber ausgewechselt. Beispielsweise sei hier auf den Aus- tausch der Entschlackertüren hingewiesen, welche nach der langen Betriebslaufzeit un- dicht geworden waren und somit im Zuge der restlichen Maßnahmen erneuert wurden.

Außerdem wurde die Hydraulikanlage der Feuerungsantriebe auf den neuesten Stand gebracht und unter anderem mit hocheffizienten Einzelpumpenantrieben ausgerüstet.

Bild 9: Vergleich der Kohlenmonoxidemissionen der Linien 1 und 2 mit Linie 3

Quelle: CSWDC - Coventry & Solihull Waste Disposal Company Ltd

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4. Voraus denken

Eine Anlagenertüchtigung oder deren Anpassung an neue Gegebenheiten ist stets eine individuelle Angelegenheit, bei der es vor allem darauf ankommt, speziell angepasste Maßnahmen zu konzipieren und auszuführen. Diese ermöglichen nicht nur einen weiterführenden Betrieb auf aktuellem Niveau, sondern bieten das Potential ökologi- sche und ökonomische Verbesserungen zu erreichen, bis hin zur Erschließung neuer Geschäftsfelder.

Eine Lösung aus einer Hand bietet daher sowohl den Vorteil eines einzigen Ansprech- partners, der für alle Bereiche verantwortlich zeichnet, wie auch ein, von der Planung bis zum Probebetrieb, durchgängiges Konzept. Hierfür wird darüber hinaus nicht nur eine Materialgarantie, sondern ebenfalls eine weit umfassendere Verfahrensgewähr- leistung übernommen.

Die Betreiber der Anlage Coventry (CSWDC - Coventry & Solihull Waste Disposal Company Ltd) haben dieses Potential erkannt und in einer ersten Maßnahme die erste ihrer drei Linien modernisiert. Die Vertragsgestaltung umfasste bei Erfolg den Ausblick auf eine weitere Modernisierung der folgenden beiden Linien im Abstand von jeweils einem Jahr. Der überzeugende Erfolg zeigte sich in diesem Projekt nicht nur anhand dargestellter Prozesswerte sondern auch an der Tatsache, dass der Umbau der Linie 3 um neun Monate vorgezogen wurde, diese also so schnell wie möglich nach Linie 2 ebenfalls fertiggestellt werden sollte und konnte.

Zu diesem Erfolg haben allein im Jahr 2013 111 direkte Revisionsaufträge, sowie im Zeitraum 2009 bis 2013 insgesamt 43 abgeschlossene Modernisierungsaufträge beige- tragen, welche die nötige Erfahrung liefern, um Aufträge zur Zufriedenheit des Kunden und termin-, sowie leistungsgerecht durchführen zu können. Für eine Übersicht der umfangreichen Möglichkeiten zur Modernisierung sei auf [5] verwiesen.

5. Literatur

[1] Martin, U.: Beschreibung der Brennstoffumsetzung im Brennbett von Rostfeuerungen. In: Se- mesterarbeit, Technische Universität München, 2011

[2] Murer, M. J.; Dürrschmidt S.; Martin U.; Spliethoff, H.; Wilpshaar, S.; Waal, C. M. W. d.; Gohlke, O.: Optimierung von Müllfeuerungen mit Hilfe von CFD Modellierung. K. Görner (Hrsg.):

Validierung an der HR-AVI Amsterdam in 25. Deutscher Flammentag. Karlsruhe: 2011, S.167- 176.

[3] Murer, M. J.; Koralewska, R.; von Raven, R.; Baj,P.: Optimierte Feuerungsführung in der Müll- verbrennung. K. Görner (Hrsg.): 25. Deutscher Flammentag. Duisburg: 2013, S. 255-266 [4] ECOMB AB, [Online]. Available: http://www.ecomb.se/Products/The-Ecotube-system/. [Zu-

griff am 28 November 2013].

[5] Martin, J. J. E.: Abfallverbrennung im 21. Jahrhundert: Energieeffiziente und klimafreundliche Recyclinganlage und Schadstoffsenke. In: Thomé-Kozmiensky, K.J. (Hrsg.): Strategie Planung Umweltrecht, Band 7. Neuruppin: TK Verlag Karl Thomé-Kozmiensky, 2013

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Die Deutsche Bibliothek – CIP-Einheitsaufnahme Energie aus Abfall – Band 11

Karl J. Thomé-Kozmiensky, Michael Beckmann.

– Neuruppin: TK Verlag Karl Thomé-Kozmiensky, 2014 ISBN 978-3-944310-06-0

ISBN 978-3-944310-06-0 TK Verlag Karl Thomé-Kozmiensky

Copyright: Professor Dr.-Ing. habil. Dr. h. c. Karl J. Thomé-Kozmiensky Alle Rechte vorbehalten

Verlag: TK Verlag Karl Thomé-Kozmiensky • Neuruppin 2014

Redaktion und Lektorat: Professor Dr.-Ing. habil. Dr. h. c. Karl J. Thomé-Kozmiensky, Dr.-Ing. Stephanie Thiel, M.Sc. Elisabeth Thomé-Kozmiensky

Erfassung und Layout: Ginette Teske, Fabian Thiel, Cordula Müller, Ina Böhme, Janin Burbott

Druck: Mediengruppe Universal Grafische Betriebe München GmbH, München

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