Offenes MR-System im Einsatz Foto: Jürgen Grubitzsch VARIA
TECHNIK FUR DEN ARZT
Dreidimensionale Darstellung des Embryos Ein neu entwickelter Ul- traschalltomograph ist den herkömmlichen aus verschie- denen Gründen weit überle- gen: Seine im Köperinnern
„scheibchenweise" abgeta- steten Ultraschallaufnahmen können zu umrißscharfen räumlichen — also dreidimen- sionalen — Bildern zusam- mengesetzt werden. Darüber hinaus arbeitet das Gerät oh- ne Röntgenstrahlen, so daß
Untersuchungen auch wäh- rend der Schwangerschaft oder zur Krebsvorsorge mög- lich werden.
Die von Computerwissen- schaftlern um Georgios Sakas am Frauenhofer Institut für graphische Datenverarbei- tung in Darmstadt entwickel- ten 3D-Geräte arbeiten ähn- lich wie Computertomogra- phen. Sie tasten das Körper- innere schichtweise ab. Jede
dieser (die Schallwellen ein- zeln reflektierenden) Schich- ten ergibt jeweils eine Auf- nahme. Bislang ist in der Me- dizin die Vielzahl solcher to- mographischer Schnittbilder eines Körperteils kaum ver- wendbar gewesen, weil die Organoberflächen mit ihrer Umgebung verschwimmen
Die Darmstädter For- scher entwickelten spezielle Filter, mit denen der Rechner
Foto: Frauenhofer Institut, Darmstadt
sämtliche das Ultraschall- echo aus dem Körper überla- gernden und demnach die Bildqualität verschlechtern- den Störwellen unwirksam werden läßt. Der Computer kann die Oberfläche des auf- genommenen Organs genau erkennen und entwirft damit das dreidimensionale Bild.
Für den Arzt ist es möglich, das untersuchte Organ se- kundenschnell beliebig zu drehen, um es aus allen Rich- tungen zu betrachten oder, sofern notwendig, Schnittan- sichten durch den gesamten Körper zu legen.
Auf diese Weise läßt sich zum Beispiel ein Tumor vor der Operation exakt vermes- sen. Auch das Gesicht eines Embryos in der Gebärmutter kann dreidimensional darge- stellt werden. Das Perspek- tivbild erscheint zwar halb- durchsichtig auf dem Bild- schirm. Die sichtverdecken- den Bildteile jedoch — die kleine Hand des Ungebore- nen vor dessen Gesicht bei- spielsweise — können ge- löscht werden. Weil das 3D- System leicht interpretierba- re Bilder liefert, auf marktüb- lichen Rechnern lauffähig und kostengünstig ist, kann es auch in Arztpraxen genutzt werden. Franziska Becher
\euer 3D-Ultraschalltomograph
System ist für kleinere Praxen erschwinglich
Offene MR-Systeme
Patienten, die unter Klau- strophobie leiden, denen also der Aufenthalt im Tunnel ei- nes Magnetresonanz-Systems (MR) psychische Qualen be- reitet, können jetzt endlich aufatmen.
Offen gestaltete Geräte, die dem Arzt oder Pfleger den direkten Zugang zum Pa- tienten erlauben, ermögli- chen nun auch die Betreuung von Säuglingen und Kleinkin- dern.
Bei den offenen Geräten sind die Magnete vertikal an- geordnet, im Gegensatz zu den geschlossenen Systemen, wie sie üblicherweise verwen- det werden.
Arzt und Pfleger können bei dem offenen Magnetreso-
nanz-System direkt an den Patienten herantreten, ihn betreuen und auch den je-
weils notwendigen Eingriff vornehmen.
Von Bedeutung könnte der Einsatz der neuen Geräte im Operationssaal werden, wo der Chirurg die Operation
auf einem Bildschirm mitver- folgen kann.
Insbesondere die minimal- invasive Chirurgie wird von diesem neu konzipierten Ver- fahren profitieren, da mit ihm der „Schlüsselocheffekt", wie er bei der Endoskopie bislang vorherrscht, überwunden wer- den kann. Ein weiterer Vor- teil ist, daß bei Beschwerden an der Wirbelsäule die diffe- renzierte Diagnose auch un- ter Belastung gestellt werden kann.
In den nächsten zwei Jah- ren wird der Prototyp des MRT in Zusammenarbeit mit der General Electrics Medical Systems und zwölf Universitäten und For- schungszentren weltweit im klinischen Einsatz vor allem bei Biopsien getestet.
Jürgen Grubitzsch A-1326 (66) Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 18, 5. Mai 1995