B.17
Normen und Ziele der Erziehung
Erziehung und Bildung in der DDR – „Baut den Sozialismus auf!“
Nach Ideen von Manuel Köhler und Dr. Ingeborg Braisch
Anhand von historischen Quellen, Lied- und Schulbuchtexten sowie Internetrecherchen beschäfti- gen sich die Schülerinnen und Schüler mit dem Alltagsleben in der DDR. Sie erarbeiten sich wichtige Einblicke in die Arbeits- und Lebensbedingungen der Menschen und erkennen den Zusammenhang zwischen Politik und Pädagogik sowie die historische und kulturelle Bedingtheit von Erziehungspro- zessen anhand der Erziehungs- und Bildungspolitik der DDR-Staatsführung.
KOMPETENZPROFIL
Klassenstufe: Jahrgangsstufen 10-13
Kompetenzen: Erörterung des Verhältnisses von Politik und Pädagogik; Analyse der erziehungswissenschaftlichen Relevanz von Erkenntnissen aus Nachbarwissenschaften; Diskussion pädagogischer Handlungsop- tionen
Methoden: Textarbeit; Analyse von Liedtexten und Bildern; Internetrecherche Thematische Bereiche: Normen und Ziele der Erziehung und Bildung in der DDR; histori-
sche und kulturelle Bedingtheit von Erziehung Medien: Bildimpulse; Primärtexte
Fachübergreifend: Geschichte; Politik; Deutsch
© Stana/imago
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Inhaltsverzeichnis
Das politische System der DDR 9
M 1a Wer, wie was? – Eine Collage 9
M 1b Der Anfang vom Ende – Der 40. Geburtstag der DDR 10 M 1c Das politische System der DDR – Der Kommunismus 11 M 1d Das Leben in der DDR – Planwirtschaft und Sozialismus 12
M 1e Die Machtsicherung der SED – Die Stasi 13
Alltag in der DDR – Staatliche Erziehung zum Sozialismus 14
M 2a Jedem seine eigene Wohnung – Die Plattenbauten 14 M 2b Der Staat kümmert sich – Arbeit und Urlaub 15 M 2c I) Beeinflussung von klein auf - Kindertagesstätten 16 M 2d II) Beeinflussung von klein auf – Die Schulzeit 17 M 2e III) Beeinflussung von klein auf – Die Freizeit 20 M 2f IV) Beeinflussung von klein auf – Die Jugendweihe 22
Das Scheitern der DDR 23
M 3a Gab es Widerstand gegen die Maßnahmen des Staates? 23 M 3b I) Warum scheiterte die DDR? – Ein Sachtext 25 M 3c II) Warum scheiterte die DDR? – Historische Quellen und
Internetrecherche 26
Lösungen 27 M 1
M 2
M 3
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Das politische System der DDR Wer, wie, was? – Eine Collage
Arbeitsauftrag
Beschreiben Sie, was Sie auf den Bildern sehen und stellen Sie Vermutungen darüber an, was die Bilder mit der DDR zu tun haben könnten.
M 1 M 1a
© 1) Philips; 2) Wikipedia; 3) Thinkstock/iStock; 4) dpa/picture-alliance; 5) imago/MIS ; 6) dpa/picture-alliance;
7) dpa/picture-alliance; 8) dpa/picture-alliance
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Der Staat kümmert sich – Arbeit und Urlaub
Das sozialistische System der DDR hatte einen großen, sehr prägenden Einluss auf den Alltag eines jeden Einzelnen. Selbst wer politisch uninteressiert und kein Mitglied der SED war, musste sich mit den Gegebenheiten von Kommunismus und Planwirtschaft sowie der fehlenden Reisefreiheit ab- inden und damit umgehen lernen. Das gesellschaftliche Leben war streng durchorganisiert und im Sinne der staatlichen Kontrolle efizient geplant.
Arbeitsaufträge 1. Lesen Sie die Texte.
2. Erstellen Sie zu zweit ein Lernplakat zum Thema „Arbeit und Urlaub in der DDR“.
3. Begründen Sie, warum die Betriebe in der DDR keine Gewinne erzielten.
Das Recht auf Arbeit
Das Recht auf Arbeit war den Menschen in der DDR durch die Verfassung garan- tiert. Arbeitslosigkeit gab es faktisch nicht. Wie aber war das möglich? Die Ma- schinen waren veraltet, sodass zusätzli- ches Personal eingestellt wurde. Auch wenn nicht genügend Arbeit vorhanden war, wurden dennoch weitere Mitarbei- ter eingestellt. Die Betriebe erwirtschafte- ten keine Gewinne, da für alle Kosten und Investitionen der Staat aufkam. Oberstes Ziel war die Erfüllung des staatlich vor- gegebenen Plans innerhalb der festge- legten Arbeitszeit mit den vorgegebenen Arbeitslöhnen.
Eigeninitiative und persönlicher Ehrgeiz waren nicht erwünscht und wurden nicht belohnt. Als Gegenpol zum Kapitalismus sah sich die DDR als „Arbeiter-und-Bau- ern-Staat“, in dem die Menschen nicht für den privaten Reichtum des Fabrikbesit- zers schufteten. Vielmehr arbeiteten sie
für sich selbst, da die Betriebe dem Staat gehörten. Geleistete Arbeit, also die Er- füllung des Plans, wurde mit Orden und Urkunden belohnt.
Eingeschränkte Reisefreiheit
Da den DDR-Bürgern die Ausreise ins kapitalistische Ausland nicht gestattet wurde, blieben ihnen viele Urlaubsziele verwehrt. Entweder man blieb im Inland und machte einen Badeurlaub an der Ost- see oder man stellte mehrere Wochen im Voraus einen Antrag auf den Urlaub bei- spielsweise in Bulgarien, Rumänien oder Ungarn. Generell mussten diese Fahrten in befreundete „sozialistische Bruder- staaten“ von der Volkspolizei genehmigt werden. Eine Garantie für die Zusage gab es nicht. Mit der Erteilung oder Verwei- gerung dieser Genehmigung konnte der Staat problemlos einzelne Bürger beloh- nen oder bestrafen.
Text: Manuel Köhler
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© Bundesarchiv, Bild 183-15310-0002/Rösener/CC-BY-SA 3.0
Die Bürger der DDR konnten z. B. an der Ostsee Urlaub machen – wie hier in Ahlbeck 1952. Sie wohnten dann in Ferienheimen des FDGB (Freier Deut- scher Gewerkschaftsbund).
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IV) Beeinflussung von klein auf – Die Jugendweihe
Politische Systeme, welche die gedankliche Freiheit und Individualität des Einzelnen verhindern wollen, drängen immer auch die Rolle der Kirche bzw. des Glaubens im Allgemeinen zurück. In der DDR wurde die Jugendweihe als Alternative zu den traditionellen kirchlichen Aufnahmen in die jeweiligen Religionsgemeinschaften, wie z. B. die Kommunion oder die Konirmation, eingeführt.
Arbeitsaufträge 1. Lesen Sie die Texte.
2. Begründen Sie, warum fast alle Jugendlichen an der Jugendweihe teilnahmen.
3. Erläutern Sie die Forderungen des Gelöbnisses in Bezug auf den Sozialismus.
4. Erklären Sie, welche Bedeutung das persönliche Glück nach Meinung des Staates hatte.
Die Jugendweihe
Die Jugendweihe wurde 1954 eingeführt.
Sie konnte mit 14 Jahren gefeiert werden.
Ofiziell war sie ein freiwilliges Angebot.
In Wirklichkeit jedoch wurden Zwang und Druck ausgeübt, sodass am Ende der DDR weit über 90 % der Jugendlichen daran teilnahmen. Wer sich weigerte, musste mit Nachteilen rechnen. Ohne Ju- gendweihe waren Abitur, Studium oder beruliche Beförderungen nicht möglich.
Im Vorfeld der feierlichen Zeremonie mussten gemeinschaftliche Jugendstun- den besucht werden, in denen die Heran- wachsenden im Sinne der sozialistischen Ideologie der DDR unterrichtet wurden.
In einer Feierstunde wurde das ofizielle Gelöbnis abgenommen und man wurde Mitglied in der Welt der Erwachsenen.
Text: Manuel Köhler
Auszüge aus einem Gelöbnis der Jugendweihe
Seid ihr bereit, als junge Bürger unserer Deutschen Demokratischen Republik mit uns ge- meinsam, getreu der Verfassung, für die große und edle Sache des Sozialismus zu arbeiten und zu kämpfen und das revolutionäre Erbe des Volkes in Ehren zu halten, so antwortet:
Ja, das geloben wir!
Seid ihr bereit, als treue Söhne und Töchter unseres Arbeiter-und-Bauern-Staates nach hoher Bildung und Kultur zu streben, Meister eures Faches zu werden, unentwegt zu lernen und all euer Wissen und Können für die Verwirklichung unserer großen humanistischen Ideale einzusetzen, so antwortet:
Ja, das geloben wir!
Seid ihr bereit, als würdige Mitglieder der sozialistischen Gemeinschaft stets in kamerad- schaftlicher Zusammenarbeit, gegenseitiger Achtung und Hilfe zu handeln und euren Weg zum persönlichen Glück immer mit dem Kampf für das Glück des Volkes zu vereinen, so antwortet:
Ja, das geloben wir!
Seid ihr bereit, als wahre Patrioten die feste Freundschaft mit der Sowjetunion weiter zu vertiefen, den Bruderbund mit den sozialistischen Ländern zu stärken, im Geiste des proleta- rischen Internationalismus zu kämpfen, den Frieden zu schützen und den Sozialismus gegen jeden imperialistischen Angriff zu verteidigen, so antwortet:
Ja, das geloben wir!
© Meine Jugendweihe. Teilnehmerheft 1989/90. Hrsg: Zentraler Ausschuss für Jugendweihe in der DDR. Berlin 1988. 4.
Umschlagseite.
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Zur Jugendweihe beka- men die Jugendlichen ein Buchgeschenk der DDR-Staatsführung.
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© Bundesarchiv, Bild 183-36672-0002 / CC-BY-SA 3.0