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Archiv "WECHSELDIENSTSYSTEM: Teilweise verständlich" (12.10.1978)

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Academic year: 2022

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

AUS EUROPA

MALTA

Mintoff: Hinter Mao zurückgeblieben

In einem offenen Brief hat Prof.

Ralf Dahrendorf, früher Staats- sekretär im Auswärtigen Amt in Bonn und EG-Kommissar, jetzt Di- rektor der renommierten Londo- ner „School of Economics and Political Sciences", dem sozialisti- schen Ministerpräsidenten der In- selrepublik Malta, Dom Mintoff, seine beratende Mitarbeit im mal- tesischen Erziehungswesen auf- gekündigt. Dahrendorf begründet dies damit, daß er nicht in der La- ge sei, den Gesetzentwurf mit zu verantworten, mit dem Dom Min- toff das Hochschulwesen Maltas reformieren will.

Der Gesetzentwurf sieht vor, daß alle Studenten in Malta die Hälfte ihrer Studienzeit nicht mit Stu- dien, sondern mit Arbeit verbrin- gen müssen — ein System, das es in China zwar gab, das aber Maos Nachfolger inzwischen weitge- hend aufgegeben haben. Dahren- dorf schreibt, es sei schon jetzt vorauszusagen, daß die maltesi- sche Hochschule damit zu einer Ruine werden würde. Das Ex- periment „Arbeiter-Student" sei schon mehrfach in der Welt ge- macht worden und regelmäßig ge- scheitert; es bringe entweder un- zufriedene Arbeiter oder schlecht qualifizierte Studenten oder bei- des hervor. Im übrigen sei es vor- auszusehen, daß der noch mehr verstärkte Einfluß der Regierung auf die Universität und das Poly- technikum in Malta „die letzten Reste von Qualität in der Hoch- schulerziehung in Malta zerstö- ren" werde.

Der Gesetzentwurf betrifft auch die medizinische Fakultät. Die Malteser Ärzteorganisation hat deshalb einen dringenden Appell an die Fakultätsdekane anderer Länder gerichtet, die Vorausset- zungen dafür zu schaffen, daß die- jenigen Medizinstudenten aus Malta, die zur Zeit noch nach „al-

tem" System ihre vorklinischen Studien betreiben, anderwärts aufgenommen werden können, um ihr Medizinstudium zu been- den. Soweit man übersehen kön- ne, sei keiner der gegenwärtig in Malta studierenden Mediziner be- reit, unter den neuen Bedingun- gen dds Gesetzentwurfes weiter- zumachen. Die zuständigen Stel- len im britischen Universitätssy- stem haben sich bereits bereit er- klärt, die vorklinischen Jahre in Malta anzuerkennen. bt/WMA

ITALIEN

Reform

der Psychiatrie

Um die Einreichung eines Volks- begehrens zu verhindern, hat das italienische Abgeordnetenhaus in großer Eile ein Gesetz zur Reform der psychiatrischen Versorgung verabschiedet, das dieses Spezial- gebiet aus der insgesamt geplan- ten, aber sehr langwierigen Ge- sundheitsreform herausnimmt und vorab behandelt. Kernpunkt des Gesetzes ist das Verbot, neue psychiatrische Krankenhäuser (auf italienisch: manicomio) zu er- richten; statt dessen sollen in den allgemeinen Krankenhäusern psychiatrische Abteilungen einge- richtet werden. Diese Abteilungen sollen so weit wie möglich, insbe- sondere aber baulich, in den allge- meinen Krankenhausbetrieb inte- griert sein. Die bestehenden „ma- nicomi" (wörtlich Irrenhäuser) sol- len allmählich verschwinden.

Mit diesem Gesetz werden Bestim- mungen überholt und abgeschafft, die bereits auf das Jahr 1904 zu- rückgehen. Die Meinungen über das Gesetz, das noch der Zustim- mung des Senats bedarf, sind al- lerdings verschiedenartig. Manche glauben, daß den allgemeinen Krankenhäusern durch die Inte- gration der Psychiatrie erhebliche neue Schwierigkeiten entstehen werden; anderen, insbesondere einigen Psychiatern, geht das Ge- setz noch nicht weit genug. CS Briefe an die Redaktion

ten in die Überlegungen verantwort- lich mit einbezogen werden.

Dr. med. Jörg Schliz Facharzt für Psychotherapie Wiesenweg 9

7542 Schömberg

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Teilweise verständlich

Die Bedenken gegen unser Wech- seldienstsystem sind teilweise ver- ständlich. Für viele Bereiche ist es nicht anwendbar, für Psychothera- pie-Abteilungen undenkbar. Die El- tern der Kinder, ja wir selbst würden uns dagegen wehren, wenn es so schwerwiegende Nachteile hätte, wie Sie annehmen; denn auch bei uns steht im Mittelpunkt das Bemü- hen um den Patienten. Vorteile hat das System nicht nur für die Ärzte, wie Sie meinen, sondern vor allem auch für die Patienten: Der Arzt, der von 8 Uhr bis zum nächsten Tag 17 Uhr durchgehend 33 Stunden Dienst machen muß, im Nachtdienst über 50 Prozent reine Arbeitszeit hat und in der Regel nur vier Stunden lan- gen, zweimal unterbrochenen Schlaf bekommt, ist eben nach 24 Stunden kein guter Gesprächspart- ner mehr und hat nicht mehr die nötige Ruhe, um einer Frühgeburt eine Infusion sicher anzulegen. Und den Stationsdienst versorgt ja zwei Wochen lang kontinuierlich der zweite Kollege: dabei betreut er Kin- der, deren Verweildauer im Kran- kenhaus im Mittel ohnehin kürzer als 14 Tage ist. Für diese Kinder ist die wichtigere Bezugsperson ohne- hin die Schwester, die sie füttert, wäscht und mit ihnen spielt oder sie pflegt. Und wenn Sie bedenken, daß wir Mütter-Mitaufnahme und lange Besuchszeiten im Kinderkranken- haus haben, dann ist die Situation des Patienten im Krankenhaus durch dieses Dienstsystem, das nur auf zwei von zehn Stationen prakti- ziert wird, sicherlich besser als frü- her. Die Vorteile überwiegen ganz eindeutig einige Nachteile, die Sie mit Recht zu bedenken geben.

Dr. med. Peter Clemens Kinderkrankenhaus Merckmannstraße 131

2000 Hamburg-Rothenburgsort

2374 Heft 41 vom 12. Oktober 1978 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Referenzen

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