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Kaiserlichen Universität zu Dorpat.

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(1)

für die

S t u i l f r e n d e n

der

Kaiserlichen Universität zu Dorpat.

! S! ; u u U H I

I Raa. nattikogn '

__ - ' — ^ SN

Dorpat, 1838.

G e d r u c k t B e i J . G . S c h ü n m a n n ,

Universitäts - Buchdrucker»

(2)

Auf dem Original steht von Seiner Kaiserlichen Majestät

Htiehsteigenh.ändig geschriebell :

„ D e m s e y a l s o . "

Peterhof, den 4. Juni 1838.

Vorschriften

für die Studirenden der Kaiserlichen Universität zu Dorpat.

ERSTES CAPITEL.

Von dem Eintritt in die Universität und dein Austritt aus derselben.

§ 1 .

D e n Unterricht auf der Universität zu Dorpat können junge Leute eines jeden freien Standes gemessen, wenn sie den zu ihrer Aufnahme erforderlichen Bedingungen Genüge leisten.

§ 2.

W e r die Universität zu beziehen wünscht, muss sich nicht später als drei Tage nach seiner Ankunft bei dem Rector melden, und demselben eine schriftliche Erlaubniss der Eltern und Vormünder, oder auch einen Beweis über die Unabhängigkeit seiner Verhältnisse, und ausserdem sei­

nen Taufschein übergeben, aus welchem zu ersehen sei, dass der Bittende das siebzehnte Jahr zurückgelegt h a t ; von denen, die zur Protestantischen Confession gehören, wird zugleich ein Confirmationsschein , und von jungen Leuten Römisch - Katholischer Confession ein Zeugniss

1 »

(3)

über den Empfang des heiligen Abendmahls gefordert.

Steuerpflichtige müssen Entlassungsscheine von ihren Ge­

meinden beibringen. Diejenigen, deren Eltern nicht in Dorpat wohnhaft s i n d , müssen ausserdem noch einen Be­

weis darüber beibringen, dass sie ihre Pässe der Polizei vorgezeigt h a b e n , welche nach deren Eintragung in das Verzeichnis» der Studirenden der Universität übergeben werden.

§ 3 .

Diejenigen, welche die Universität zu beziehen wün­

schen , sind verbunden, eine Prüfung in allen Gegenstän­

den des Gymnasialcursus zu bestehen : doch können dieje­

nigen, die sich den mathematischen, diplomatischen, phar- maceutischen und landwirtschaftlichen Studien widmen, von der Prüfung in der griechischen Sprache befreit wer­

den. Die Pharmaceuteri müssen, bei ihrem Eintritt in die Universität, Kenntnisse documentiren, d i e , mit Ausnahme der griechischen S p r a c h e , denjenigen Kenntnissen gleich­

kommen, welche von den in die zweite Classe eines Gym­

nasiums des Dorpatischen Lehrbezirks eintretenden Zöglin­

gen verlangt werden; hingegen werden diejenigen Pharma- reuten , die schon einen gelehrten Grad erlangt haben, ohne Examen bei der Universität aufgenommen. Derje­

n i g e , welcher ein Zengniss über Vollendung des ganzen Gymnasialcursus bei irgend einem Gymnasium des Dorpa­

tischen Lehrbezirks beibringt, wird zwar von der festge­

setzten Prüfung befreit, ist jedoch verpflichtet, dem bei der Universität bestehenden Prüfungs-Comite Rechenschaft über seine schriftlichen Arbeiten zu geben*). Derjenige, wel-

v) Hierunter werden diejenigen schriftlichen Arbeiten der Schüler verstanden, welche, nach Beendigung des vollen Gymnasialcursus, bei

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eher auf irgend einer der übrigen Russischen Universitäten studirt h a t , wird ohne Examen aufgenommen, wenn nur die Gründe, welche ihn veranlassten, die Universität, auf welcher er früher s t u d i r t , zu verlassen, von dem Curator gebilligt werden, und wenn er empfehlende Zeugnisse von jener Universität beibringt. — D i e Studirenden und Zög­

linge einer Medico - Chirurgischen Akademie aber werden nur nach einer vorhergegangenen Prüfung hei der Dorpati- sehen Universität aufgenommen.

8 4 .

Alle im Dienste stehende Beamte können , mit E r - lauhniss ihrer Obern und mit Genehmigung des Curator», die Vorlesungen der Universität besuchen; diejenigen un­

ter ihnen a b e r , welche einen gelehrten Grad zu erlangen wünschen, sind überdies verpflichtet, das § 3 vorgeschrie­

bene vorgängige Examen zu bestehen, und k ö n n e n , nach­

dem sie den Grad eines Studenten erlangt haben, auch ge­

lehrte W ü r d e n nach den allgemeinen Regeln von der Uni­

versität erwerben. Beamte ausser Dienst können ebenfalls zum Besuch der Vorlesungen an der Universität zugelassen werden, und zwar mit Beobachtung derselben Regeln, nur wird die Erlanbniss der Obern nicht verlangt.

§ 5 .

Von irgend einer vaterländischen Universität, einem Lyceum oder einer Akademie Relegirte werden bei der Universität zu Dorpat nicht aufgenommen.

der letzten Prüfung gemacht, und welche in Grundlage der Vorschriften des Ministeriums vom 23. August und 17. October 1834 der Univer­

sität zugestellt werden.

(5)

— 6 —

§ 6.

Bei der Aufnahme zur Universität erhält jeder Studi- rende eine M a t r i k e l , für welche er sechs Rubel S . M . erlegt.

§ 7 .

Der i n das Verzeichuiss der Studirenden Eingeschrie­

bene verpflichtet s i c h , nach Ehre und Gewissen die i n der Matrikel enthaltenen Vorschriften zu beobachten, sich ge­

nau nach diesen Verordnungen zu richten und den Verfü­

gungen der Universität nachzukommen.

§ 8.

Die nach dieser Grundlage erfolgte Aufnahme bei der Universität gewährt den Studirenden folgende Vortheile:

a) den Schutz der Universität nährend der ganzen Z e i t des Studiums auf derselben;

b) das Tragen der verordneten Uniform;

c) den Gerichtsstand bei der Universität;

d) den Besuch der Universitätsvorlesungen und die Be­

nutzung der zum Unterricht bestimmten Sammlungen und Institute;

e) die Bewerbung um Preise für Beantwortung der von der Universität aufgestellten Preisfragen;

f) nach erfolgreicher Beendigung des vollen Cursus das Recht des Eintritts in den Staatsdienst mit den festgesetzten Vorzügen;

g) die Erlangung gelehrter W ü r d e n .

§ 9 .

Die Eintragung in das Verzeichuiss der Studirenden bleibt nur für fünf Jahre in Kraft, nach deren Ablauf kann dieselbe, im Falle zu berücksichtigender Gründe und nach Einholung der Meinung der Facultät durch den Rector,

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auf Entscheidung des Curators, jedes Mal auf ein Jahr er­

neuert werden.

§ 10.

Jeder Studirende i s t verpflichtet, im Laufe der ersten drei Tage eines jeden Semesters in dem bei der Universi­

tät sich befindenden Buche eigenhändig einzutragen: den Tauf- und Familiennamen, aus welchem Gouvernement er her i s t , den Stadttheil, i n welchem er wohnen w i r d , die Nummer des Hauses und den Namen des Besitzers dessel­

ben. Beständiges Wohnen in Gasthäusern wird den S t u ­ direnden untersagt , ebenso das W o h n e n ausserhalb der S t a d t oder in solchen H ä u s e r n , wo sich weder der W i r t h selbst, noch ein Aufseher des Hauses befindet.

§ 11.

Jeder Stuuirende, welcher die Universität zu verlassen wünscht, ist verpflichtet, sechs Wochen vorher dem Rec- tor seine Absicht zu erklären, und eine schriftliche Erlaub»

niss dazu von seinen Eltern oder Vormündern, oder einen Beweis über seine Unabhängigkeit in dieser H i n s i c h t , vorzuweisen. Hierauf werden die Creditoren desselben ver­

mittelst der Zeitungen aufgerufen; und wenn es sich aus­

weiset, dass er keine legalen Schulden h a t , oder wenn er hinreichende und sichere Bürgschaft für dieselben s t e l l t , wie auch wenn die Universitätsbibliothek keine Anforde­

rungen an ihn macht, so wird ihm ein Zeuguiss über sei­

nen Aufenthalt auf der Universität, u n d , im Falle er eine Prüfung bestanden h a t , auch ein Attestat über die erfolg­

reiche Beendigung des Cursus oder ein Diplom über einen gelehrten Grad ertheilt.

§ 12.

Derjenige Studirende, welcher, ohne diesen Bedingun­

gen Genüge geleistet zu haben, und ohne W i s s e n des Ree­

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t o r s , die Universität verlassen b a t , wird zuerst vermittelst der Ausstellung seines Namens an dem schwarzen Brett, und wenn solches ohne Erfolg bleibt, vermittelst der Z e i ­ tungen aufgerufen. W e n n er sich auch alsdann nicht meldet, und keine schriftliche Nachricht von sich giebt, so wird er i n solchem Falle aus dem Verzeichniss der Studirenden ausgeschlossen , und die Creditoren müssen sich mit ihren gesetzlichen Forderungen an diejenigen Be­

hörden w enden, wohin diese Sache nach seinem Abgange von der Universität gehört; auch wird ihm ein Zeugniss oder Attestat nur dann e r t h e i l t , falls er einen Beweis über die Befriedigung seiner Creditoren von derjenigen Behörde beibringt, welcher er untergeordnet ist.

§ 1 3 .

D e r Studirende, welcher die Universität vor Beendi­

gung des vollen Cursus verlässt, ohne den Grad eines wirkli­

chen (graduirten) Studenten oder eine gelehrte W ü r d e erlangt zu haben, darf, wenn er überdies nicht zu den Einwoh­

nern der Stadt Dorpat gehört, und auch keine Verwandte in derselben hat, nicht i n Dorpat verbleiben.

' 8 1 4 .

W e n n ein S t u d i r e n d e r , nach erfolgter Entlassung von der Universität, von Neuem bei derselben aufgenommen zu werden wünscht, so wird seine Matrikel nicht anders er­

neuert, als wenn er ein empfehlendes Attestat von der Orts­

obrigkeit über sein Betragen während seiner Abwesenheit beibringt. Hat aber diese Abwesenheit länger als ein hal­

bes Jahr gedauert, so muss sich ein solcher ausserdem ei­

ner Prüfung unterwerfen, von deren Erfolge nicht nur seine Aufnahme, sondern auch die Entscheidung der Frage ab­

hängt , ob die frühere Z e i t seines Aufenthalts auf der Uni­

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versität mit in die Z a h l der zum vollen akademischen Cursus festgesetzten Jahre eingerechnet werden soll.

ZWEITES CAPITEL.

Uet>er den Unterricht auf der Universität.

§ 1 5 .

D e r Unterricht auf der Universität thcilt sich über­

haupt in halbjährige Cursus.

§ 16.

Der volle Cursus des Universitätsunterrichts für S t u ­ dirende der theologischen, philosophischen und juristischen Facultät dauert v i e r , und für Studirende der medicini- schen Facultät f ü n f Jahre.

§ 1 7 .

F ü r jeden halbjährigen Cursus von zwei Stunden wöchentlich werden fünf R u b e l , für drei- und vierstündige Vorlesungen zehn R u b e l , für fünf- und mehrstündige fünfzehn Rubel B . A . zum Besten der Professoren oder Docenten entrichtet.

§ 18.

Studirende, welche nach Verlauf des ersten Semesters ein Attestat von der Obrigkeit ihrer Heimath über Ar- muth beibringen, können alle öffentliche Vorlesungen un­

entgeltlich hören. Diese Erlaubniss wird halbjährlich, je­

doch nicht a n d e r s , als nach einer zur festgesetzten Z e i t mit gutem Erfolge bestandenen Prüfung, erneuert,

§ 1 9 .

W e r einer solchen Erlaubniss zu geniessen wünscht, muss — nicht später als zwei Wochen vor dem Anfange des Cursus — ein desfallsiges Gesuch , mit beigefügtem

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— 10 —

Attestat über seine Armuth, bei dem Universitätsdirectorium einreichen.

8 20.

W e n n die Zahl der die öffentlichen Vorlesungen über irgend einen Gegenstand Besuchenden weniger als sechs beträgt, so sind sie nicht berechtigt, zu begehren, dass der Professor dieselben halte.

8 21.

Der Lector der Russischen Sprache ist verpflichtet, sein Fach unentgeltlich i n nicht weniger als sechs S t u n ­ den wöchentlich zu lehren ; die übrigen Lectoren und Leh­

rer der Künste aber, ausgenommen den des Schwimmens, müssen wenigstens zwei Stunden wöchentlich unentgelt­

lich unterrichten.

8 22.

D i e Lectoren bestimmen bei ihrem Privatunterrichte, sobald mehr als drei Studirende sich vereinigen, gemein­

schaftlich an demselben T b eil zu nehmen, selbst den Preis für die Stunden. Drei Studirende zahlen für eine gemein­

schaftliche Privatstunde i n den lebenden Sprachen drei Rubel. Dieselbe Vorschrift befolgt auch der Lehrer des Zeichnens.

8 2 3 .

Der Lehrer der Musik k a n n , indem er sich auf den Gebrauch der gewöhnlichen Saiteninstrumente beschränkt, für die jedem Studirenden einzeln zu ertheileude Stunde Privatunterricht zwei Rubel verlangen.

8 2 4 .

Die dem Stallmeister für Privatunterricht zu leistende Zahlung wird dergestalt festgesetzt, dass für eine Stunde, in welcher nicht mehr als sechs und nicht weniger als

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— 11 —

drei Studirende unterrichtet werden , Jeder von ihnen nicht über zwei Rubel zu zahlen hat.

§ 2 5 .

Diejenigen, welche das Schwimmen erlernen, zahlen dem Lehrer dieser Kunst für täglichen Unterricht im Laufe eines Vierteljahres zehn R u b e l , oder für jede Stunde fünf­

zig Kopeken.

§ 26.

W e n n vier Studirende täglich eine Stunde Privatun­

terricht im Tanzen nehmen, so zahlen sie zusammen sechs- zig Rubel für den Monat, die Kosten für die Musik mit eingerechnet.

§ 2 7 .

D e r Fechtmeister ist verbunden , in seiner W o h n u n g

\

einen besonderen Fechtboden mit dem erforderlichen Z u ­ behör zu errichten. Nur auf diesem Fechtboden dürfen die Studirenden sich im Fechten üben. Jeder, der an dem Unterricht in dieser Kunst Theil nimmt, zahlt dem L e h ­ rer zehn Rubel halbjährlich.

§ 28.

Z w e i Mal im Jahre finden Universitätsferien statt, nämlich vom 20. December bis zum 1 2 . J a n u a r , und vom 1 0 . J u n i bis zum 22. J u l i . I n dieser Z e i t können die Studirenden, nachdem sie sich vom Rector einen Pass er­

beten, von der Universität abwesend sein. D i e Erlaubniss, sich während des Lehrcursus zu entfernen, wird nur im äussersten Nothfalle und selbst dann nur auf sehr kurze Z e i t vom Rector ertheilt.

§ 2 9 .

Am Schlüsse des halbjährlichen Cursus werden Exem­

plare eines gedruckten Verzeichnisses der Vorlesungen

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- 12 -

und übrigen Öffentlichen Lehrstunden für das nächste S e ­ mester vertheilt.

§ 3 0 .

Obgleich der Studirende selbst sich die Vorlesungen, welche er zu hören beabsichtigt, w ä h l t , so muss dennoch der Anmeldungs - B o g e n , welcher ihm beim Eintritt in die Universität eingehändigt worden, zugleich mit dem Ver­

zeichnisse derjenigen Vorlesungen, die er im angehenden Semester zu hören beabsichtigt, — einem der Professoren der Facultät vorgezeigt und von demselben durch seine Un­

terschrift bestätigt werden, zur Bekräftigung, dass die von dem Studirenden getroffene Auswahl angemessen und ge­

nügend sei.

§ 3 1 .

Mit diesem Verzeichniss erscheint der Studirende, nicht später als einen T a g vor Beginn des neuen Seme­

s t e r s , in der Universitätsrentkammer, und nachdem er dem Secretär derselben das im § 1 7 festgesetzte Honorar ein­

gehändigt, erhält er von den Doccnten für jeden Gegen­

stand des Cursus eine Karte mit Bezeichnung der Nummer seines Platzes im Auditorium.

DRITTES CAPITEL.

Von den wissenschaftlichen Sammlungen.

§ 3 2 .

Z u dem grossen Saal der Bibliothek haben alle S t u ­ dirende insgesammt, in den von der Direction dieser An­

stalt bekanntgemachten Stunden, Z u t r i t t .

§ 3 3 .

E s ist erlaubt, Bücher in der Bibliothek zu durchle­

sen , und Auszüge aus denselben zu machen, jedoch nicht anders als mit einem Bleistifte.

(12)

- 13 -

§ 3 4 .

Gegen Bürgschaft eines Professors , welche während des Semesters i n Kraft bleibt, kann jeder Studirende bis fünf Bände zu sich in's H a u s n e h m e n , ist jedoch nach Verlauf von vier Wochen verpflichtet, sie in der Biblio­

thek wieder vorzuzeigen, entweder zur Zurückstellung der­

selben an ihren P l a t z , oder zur Erneuerung der Erlaub­

niss, sie zu benutzen, falls kein Anderer sie gefordert hat.

§ 3 5 .

Aus besonderen Rücksichten kann das Universität«- directorium, mit Zustimmung des Bibliothekars, die Z a h l der B ü c h e r , welche den Studirenden in's Haus zu neh­

men erlaubt i s t , vergrössern, und den Termin zu deren Zurücklieferung verlängern.

§ 3 6 .

J e d e r , der ein oder mehrere Bücher aus der Biblio­

thek erhalten h a t , ist verpflichtet, dieselben mit der gros- sten Vorsicht zu gebrauchen, und bleibt für j e d e , selbst unversehens entstandene Beschädigung verantwortlich.

§ 3 7 .

W e r ein von der Bibliothek entlehntes Buch auf ir­

gend eine W7eise beschädigt h a t , muss selbiges durch ein anderes gutes Exemplar ersetzen, oder wenn dieses nicht geschehen kann, das dafür von dem Bibliothekar zu bestim­

mende Geld entrichten , und so lange er den durch ihn verursachten Schaden nicht ersetzt, bleibt er des Rechts zur Benutzung der Bibliothek beraubt.

§ 3 8 .

E s wird auf's Strengste verboten , ein aus der Biblio­

thek erhaltenes Buch an einen Andern zu verleihen. W e r diese Vorschrift verletzt, verliert das Recht zur Benutzung

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— 14 —

der Bibliothek im Laufe von sechs Monaten , und beim wiederholten Vergehen bleibt er gänzlich dieses Rechts beraubt.

8 3 9 .

W e r , sei es auch nur auf ganz kurze Z e i t , verreis't, muss zuvor der Bibliothek alle ihr gehörigen Bücher, ohne Rücksicht auf die Z e i t , seit welcher er sie benutzt h a t , zurückliefern.

8 4 0 .

Vor dem Eintritt der Ferien werden alle von der Bi­

bliothek geliehene Bücher an dieselbe zurückgeliefert.

W e r i n Erfüllung dieser Verpflichtung säumig i s t , wird von dem Bibliothekar dem Universitätsgerichte angezeigt, welches zum Ersatz des Kronseigenthums unverzüglich alle ihm zu Gebote stehenden Maassregeln ergreift.

8 41.

Niemand von den Studirenden hat das R e c h t , selbst aus der Bibliothek die ihr zugehörigen Bücher zu nehmen, oder auf ihre Stellen zurückzulegen , sondern er muss in beiden Fällen sich an die Bibliothekbeamten wenden.

8 4 2 .

An jedem Tage , mit Ausnahme der Sonntage und Feiertage, ist es von 3 bis 9 Uhr Abends den Studiren­

den und Freunden der Botanik gestattet, sowohl des Ver­

gnügens wegen als zum Behuf der Wissenschaft, den bo­

tanischen Garten zu besuchen. Hingegen zum Eintritt in die Orangerien und umzäunten Plätze des Gartens, gleich wie zum Besuche des Gartens zu einer andern Z e i t , be­

darf es einer besondern Erlaubniss des Directors oder des Gärtners.

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- 15 -

8 4 3 .

Um Z u t r i t t zu den übrigen Sammlungen der Univer­

sität zu erhalten, muss man sich an diejenigen Directoren wenden, denen dieselben anvertraut sind.

8 4 4 .

F ü r jede Beschädigung in diesen Sammlungen und in dem botanischen Garten wird der Ersatz von dem Schuldi­

gen nach der Schätzung des Directors beigetrieben.

VIERTES CAPITEL .

Von den Unterstützungen und Preisen.

8 4 5 .

Bei der Universität befindet sich : ein Theologisches Seminarium für 1 2 , ein Medicinisches Institut für 4 0 , und ein Philologisch - Pädagogisches Seminarium für 1 0 Studi­

rende.

8 4 6 .

Um i n das Theologische Seminarium aufgenommen zu werden, hat man sich nicht später als am 1 0 . Januar, und zur Aufnahme i n das Medicinische Institut nicht spä­

ter als den 1 0 . December, wie sich gehört, an die Decane der Facultäten zu wenden; wobei die zu steuerpflichtigem Stande gehörigen, die in diese Anstalten einzutreten wün­

schen , Entlassungsscheine von ihren Gemeinden beibrin­

gen müssen.

8 4 7 .

Z u seinem Unterhalte erhält jeder Z ö g l i n g : 1 ) des Theologischen Seminariums 2 0 0 Rbl. S . M . ; 2 ) des Me- dicinischen Instituts 7 5 0 R b l . B . A . ; 3 ) des Philologisch- Pädagogischen Seminariums 4 0 0 Rbl. B . A . jährlich. Diese Zöglinge sind verpflichtet, nach vollendetem Cursus zu

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— 16 —

dienen : die zum Theologischen Seminarium gehörenden in einer der Protestantischen Gemeinden des R e i c h s , vier J a h r e ; die des Medicinischen I n s t i t u t s , als Aerzte im Mi­

l i t ä r - oder Zivildienst, sechs J a h r e , und die Zöglinge des Philologisch - Pädagogischen Seminariums, als Lehrer in einer der Kronsanstalten des Dorpatischen Lehrbezirks, gleichfalls sechs Jahre.

§ 4 8 .

Am Schlüsse eines jeden halben Jahres werden die Zöglinge dieser Anstalten einer Prüfung sowohl in den von ihnen gehörten Vorlesungen, als auch in der Russi­

schen Sprache unterworfen.

§ 4 9 .

D i e Directoren des Theologischen, so wie des Philo­

logisch-Pädagogischen Seminariums haben das Recht, die Theilnahme an den Vorlesungen in den Seminarien aus­

ser den Zöglingen , auch anderen Studirenden unentgelt­

lich , und ohne denselben irgend eine Verpflichtung auf­

zuerlegen, zu gestatten.

§ 5 0 .

Ausser diesen Instituten, verleiht die Regierung denje­

nigen unter den Studirenden, die sich sowohl durch Mo- ralität als auch durch Fleiss auszeichnen, und nicht hin­

längliche Mittel zu ihrem Unterhalte h a b e n , Stipendien.

Jedoch gemessen bei Vertheilung dieser Unterstützungen, bei gleichen Verdiensten, diejenigen den Vorzug, für deren Fächer keine Seminarien oder Institute bei der Universi­

tät existiren.

§ 5 1 .

Z u solchen Unterstützungen werden jährlich 3 , 5 0 0 Rbl.

festgesetzt, welche, nach erfolgter Entscheidung des Cu-

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rators, von dem Direotorium in jedem Semester auf solche W e i s e vertheilt werden, dass die höchste jährliche Unter­

stützung 500 R b l . nicht übersteige.

Z 5 2 .

D i e -Gesuche um solche Stipendien werden bei dem Universitätsdirectorium nicht später als acht Tage vor dem Beginn des halbjährigen Cursus eingereicht, mit Beifü­

gung eines Zeugnisses von der Ortsobrigkeit der Heimath der Bittenden über ihre A r m u t h , und von Attestaten der Professoren über Fleiss und Fortschritte.

§ 5 3 .

Diejenigen, welche Unterstützungen geniessen, brin­

gen nach jedem halben Jahre ein Zeugniss über wohlbe­

standene Prüfung in den Gegenständen der im verflossenen Semester besuchten Vorlesungen bei.

s 5 4 .

Drei jährliche Stipendien, von welchen zwei von dem verstorbenen Grafen Jacob von Sievers und eins vom Pro­

fessor Clossius gestiftet sind , jedes von zweihundert R u ­ beln, unterliegen denselben Regeln.

§ 5 5 .

Ausserdem sind gestiftet : von der Gräfin L'Estocq vier Stipendien, bestehend in den Renten eines Capitals von 16000 R b l . S . M . ; vom Professor Schwemschuch ein Stipen­

dium von 1 0 0 Alberts-Thalern ; vom Assessor von Villebois drei Stipendien, welche im Ganzen 500 R b l . S . M . betragen.

Diejenigen, welche diese Stipendien zu erhalten wünschen, haben sich zu wenden, wegen des L'Estocqschen, an das Livländische Hofgericht, wegen des Schwemschuchsclien,

«in das Curländische Consistorium, und wegen der Ville- boisschen an das vom Stifter angeordnete Curatorium.

2

.aematukoguj

(17)

18

§ 56.

Um zu Fortschritten i n den Wissenschaften zu er­

muntern, werden den Studirenden und andern Zuhörern der akademischen Vorlesungen jährlich Preisfragen aufge­

geben, und zwar von der Theologischen Facultät zwei, von welchen eine homiletische; von der Juristischen Facultät e i n e ; von der Medicinischen Facultät e i n e , und von der Philosophischen vier wissenschaftliche Aufgaben.

§ 5 7 .

Die Abhandlungen über diese Preisfragen werden ohne Unterschrift spätestens im September - Monat, an die D e - cane der betreffenden Facultät eingesandt. — D e r Name des Verfassers wird in einem versiegelten Z e t t e l mit einer Devise, die auch auf dem Titelblatte der Abhandlung sich befindet, besonders hinzugefügt.

Z 5 8 .

D e r Preis für die vorzüglichste Abhandlung über jede Aufgabe besteht in einer goldenen Medaille, achtzehn D u - caten an W e r t h . Dem Verfasser derjenigen Abhandlung, welche der ersten an W e r t h am nächsten kommt, wird eine silberne Medaille zuerkannt, welche auch für die be­

friedigendste homiletische Abhandlung ertheilt wird. Diese Preise werden den Verfassern, nach Eröffnung ihrer Na­

m e n , eingehändigt, alle übrigen, mit Abhandlungen, die keines Preises würdig befunden s i n d , eingesandten Zettel mit Namen aber unentsiegelt verbrannt.

§ 5 9 .

Die gekrönten Abhandlungen werden nur in dem Falle gedruckt, wenn s i e , nach dem Urlheile der Facultät, die Beachtung des grösseren gelehrten Publieums verdienen.

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— 19 —

FÜNFTES CAPITEL,

Von den Privatvereinen unter den Studirenden»

§ 60.

E s xvird den Studirenden verboten, geheime Z u s a m ­ menkünfte und Vereine, welcher Art sie auch seien, zu bilden. — D i e Stifter derselben werden dem Criminalge- richte übergeben.

§ 61.

E s werden solche Vereine gestattet, die einen wissen­

schaftlichen Z w e c k haben. Mit Genehmigung des Rectors und Bestätigung des Curators können dergleichen Vereine unter den Studirenden nach Facultäten gebildet werden, und müssen dieselben unter Aufsicht und Direction der dazu auserwählten Professoren stehen. E i n jeder solcher Verein besitzt schriftliche, vom Rector genehmigte Regeln.

§ 62.

W e n n ein solcher V e r e i n , wider E r w a r t e n , seinem Z i e l e zu entsprechen aufgehört, oder eine nachtheilige Richtung genommen h a t , so ist in diesem Falle der Rector verpflichtet, unverzüglich denselben aufzuheben, und solches dem Curator zu berichten.

§ 6 3 .

Nach, Grundlage einer von dem Co mite der Minister im Jahre 1 8 1 4 ergangenen Entscheidung besteht bei der Universität zu Dorpat eine Gesellschaft unter der Benennung , , A c a d e m i s c h e M ü s s e " , zu welcher Beamte, Studi­

rende und anderweitige Personen gehören. Der Z w e c k derselben besteht darin, eine anständige und nicht kostbare Erheiterung nicht nur vermittelst der gewöhnlichen gesel­

ligen Vergnügungen, sondern auch durch Beschäftigungen S»

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im Fache der Literatur und der Kunst zu gewähren, und durch diese Vereinigung des Angenehmen mit dem Nütz­

lichen den Vergnügungen einen höheren W e r t h zu ver­

leihen, und das Streben nach Ausbildung zu fördern.

§ 6 4 .

I n dieser Gesellschaft können die Studirenden sich auch mit kleinen dramatischen Vorstellungen beschäftigen, jedoch mit der Beschränkung : 1 ) dass die Auswahl der S t ü c k e in Beziehung auf ihren sittlichen Inhalt, und über­

haupt die Aufsicht über Beobachtung des erforderlichen Anstandes bei den Vorstellungen der unmittelbaren Verant­

wortung des Rectors und der die Direction der Müsse bil­

denden Personen anheim f a l l e , und 2) dass diese Vorstel­

lungen nicht Öfter als 8 Mal im ganzen W i n t e r , und ohne Theilnahme des weiblichen Geschlechts an denselben, ge­

stattet werden.

z 8 6 3 . .

W e n n jedoch die Folgen aus irgend einem Grunde dem hiervon zu erwartenden Nutzen nicht entsprechen soll­

t e n , so ist das Ministerium der Volksaufklärung', nachdem es davon Kunde erhalten, verpflichtet, solche Vorstellun­

gen unveuzüglich zu verbieten.

SECHSTES CAPiTEL.

Von den Verbindlichkeiten der Studirenden.

8 66.

D i e Studirenden können, — ausser den vermöge dieser Vorschriften erlaubten — keine Verbindlichkeiten eingehen.

8 6 7 .

Als gültig wird eine Verbindlichkeit nur anerkannt im Falle versäumter Zahlung für W o h n u n g und Aufwartung,

(20)

- 21 -

oder durch S t u d i r e n d e vorausgenommener und für ' s i e ver­

fertigter unentbehrlicher D i n g e .

§ 68.

Uebereiukiinfte wegen der Miethe von W o h n u n g e n werden n u r für ein halbes J a h r a l s gültig angesehen. O h n e Z u s t i m m u n g des H a u s w i r t h s i s t e s einem S t u d i r e n d e n nicht erlaubt, die durch ihn gemiethete W o h n u n g einem Ändern z u ü b e r g e b e n , oder irgend Jemandem einen beständigen Aufenthalt bei sich z u gewähren.

§ 6 9 .

D i e G e g e n s t ä n d e , für welche den S t u d i r e n d e n bis zu den unten festgesetzten S u m m e n z u borgen erlaubt i s t , sind folgende :

für M i t t a g s - und Abendtisch . . . . 5 0 R b l .

dem Bäcker . . . 2 0 —

für W o h n u n g m i t H e i z u n g , Möbeln und Bette 5 0 — d e r W ä s c h e r i n u n d f ü r A u f w a r t u n g . . 1 0 — f ü r S t i e f e l u n d S c h u h e . . . 1 5 — dem S c h n e i d e r . . . 2 5 —

Z u s a m m e n 1 7 0 R b l . 8 7 0 .

D i e Anzeige dieser S c h u l d e n bei dem R e c t o r muss von S e i t e n der Creditoren i n den ersten sechs W o c h e n nach deren Contrahirung e r f o l g e n , wobei die ersten vier W o c h e n des nächsten S e m e s t e r s a l s äusserster T e r m i n festgesetzt werden.

§ 7 1 .

W e n n nach Ablauf des letzten T e r m i n s e i n e S c h u l d nicht abgetragen i s t , und der Creditor i n die Verlängerung des T e r m i n s nicht e i n w i l l i g t , s o wird in solchem F a l l e

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- 22 -

der S c h u l d n e r nua dem Verzeichniss d e r S tud ireu d en g e ­ strichen , und die R e c h n u n g über seine a l s gesetzlich aner­

kannten S c h u l d e n der Polizei ühersandt, welche, zur gesetz­

lichen E i nt rei b ung der S c h u l d e n , diese R e c h n u n g derjeni­

gen Behörde z u s t e l l t , unter deren Jurisdiction der S t u d i ­ rende nach seinem Abgange von der Universität t r i t t .

8 7 2 .

D i e ü b r i g e n , von S t u d i r e n d e n während ihres Aufent­

halts auf der Universität c o n t r a h i r t e n , i n § 6 9 nicht g e ­ nannten S c h u l d e n k ö n n e n nicht gesetzlich eingeklagt wer­

d e n , und zwar weder bei d e r U n i v e r s i t ä t , noch bei irgend einer andern Behörde.

§ 7 3 .

W e r einem S t u d i r e n d e n gegen ein P f a n d , mit oder ohne Z i n s e n , Geld v o r s t r e c k t , i s t g e h a l t e n , bei der ersten Aufforderung d e r Universität das P f a n d , ohne Z a h l u n g der S c h u l d z u r ü c k z u g e b e n , und wird noch ausserdem e i n e r S t r a f e nach dem Ermessen seiner Obrigkeit unterzogen.

§ 7 4 .

W e r einem S t u d i r e n d e n , nach genauer Bestimmung seiner E l t e r n oder V o r m ü n d e r , Geld v o r s t r e c k t , oder ir­

gend etwas Anderes l e i h t , der m u s s sich deshalb an diese, nicht aber a u den St ud i rend en halten.

§ 7 5 .

W e n n e i n S t u d i r e n d e r durch A u s g a b e n , die mit sei­

ne r E i n n a h m e nicht im V e r h ä l t n i s s t e h e n , den andern ein schädliches Beispiel g i e b t , s o ertheilt das Universitätsge­

richt i h m e i n e strenge V e r m a h n u n g ; im F a l l der U n w i r k ­ s a m k e i t dieses Mittels aber benachrichtigt e s davon seine E l t e r n oder V o r m ü n d e r , und wendet andere Mittel nach

«einem Ermessen a n .

(22)

- 22

§ 7 6 .

E i n S t n d i r e n d e r , d e r , ohne die äusserste N o t h , mehr b o r g t , a l s e r i m L a u f e eines J a h r e s bezahlen k a n n , wird für einen Verschwender e r k l ä r t ; e i n solcher w i r d , auf den W u n s c h seiner E l t e r n oder V o r m ü n d e r , u n d , wenn solche nicht v o r h a n d e n , auf Verfügung des Universitätsgerichts, u n t e r C u . a t e l gestellt.

§ 7 7 .

Ausländer, welche, ti ch einem halbjährigen Aufenthalt auf d e r U n i v e r s i t ä t , sich nachlässig i n Bezahlung i h r e r S c h u l d e n zeigen, werden der Polizei übergeben.

8 7 8 .

W e n n e i n S t u d i r e n d e r , z u r S t r a f e für Vergehungen von der Universität entfernt w i r d , s o wenden sich seine Gläubiger mit ihren Forderungen a n die P o l i z e i ; deslia'b benachrichtigt die Universität dieselbe von jedem solchen F a l l e , und macht das Ausscheiden des S t udi ren den i n den Z e i t u n g e n bekannt. D i e bei der Universität sqLon einge­

gangenen Schuldforderungen a n i h n werden zugleich ä r Polizei mitgethcilt.

SIEBENTES CAFITEL.

Von den Universitäts - Strafen.

8 7 9 . D i e Universitätsstrafen sind : 1 ) V e r w e i s vom R e c t o r ;

2 ) Carcerhaft bis drei T a g e ; 3 ) V e r w e i s vom Universitätsgericht;

4 ) Carcerhaft von mehr a l s drei T a g e n ;

5 ) Ausschliessung a u s der L i s t e der S t u d i r e n d e n ; 6 ) Consilium a b e u n d i ;

7 ) Relegation.

(23)

- 24 —

§ 80.

B e i Verhängung dieser Strafen ist strenge Beobach­

tu ng einer Stufenfolge derselben keinesxveges nothwendig.

Nicht sowohl die W i e d e r h o l u n g des V e r g e b e n s , a l s viel­

mehr die W i c h t i g k e i t desselben und insbesondere die dar- au§ ersichtliche S i t t e n v e r d e r b n i s bestimmt den Grad der S t r a f e . D a s allererste Vergehen k a n n vermöge seiner Na­

t u r den höchsten Grad der S t r a f e nach sich z i e h e n .

§ 81.

D i e Carcerhaft h a t drei G r a d e , n ä m l i c h : a ) H a f t mit der Erlaubniss, sich der gewöhnlichen S p e i s e n z u b e d i e n e n ; b ) Haft bei W a s s e r und Brod ; und c ) H a f t während der F e r i e n . I n jedem F a l l e muss der S c h u l d i g e i n völliger E i n s a m k e i t sich befinden.

8 82.

D i e Ausschliessung a u s der L i s t e der Stu d iren de n wird stets auf unbestimmte Z e i t v e r h ä n g t , und verpflichtet den S c h u l d i g e n die S t a d t D o r p a t zu verlassen.

8 8 3 .

D i e W i e d e r a u f n a h m e eines ausgeschlossenen S t u d i r e n ­ den bei der Universität hängt von der Entscheidung des Conseils und der Z u s t i m m u n g des Curators a b ; doch k a n n sie nicht vor dem E i n t r i t t des nächsten S e m e s t e r s nach der A u s s c h l i e s s u n g , und nur dann e r f o l g e n , wenn der Ausge­

schlossene genügende Attestate über sein Betragen während seiner Abwesenheit beibringt. W e n n der Ausgeschlossene nicht im L a u f e eines halben J a h r e s , vom T a g e der Aus­

schliessung ab g e r e c h n e t , bei der Universität wieder aufge­

nommen w i r d , so ist e r , ausser der Beibringung eines A t ­ testats über seine F ü h r u n g , noch verpflichtet, sich einer neuen Prü fung zu unterwerfen, deren Erfolg seine Auf­

nahme bestimmt.

(24)

— 25 —

§ 8 4 .

D a s hallte J a h r , während dessen der ausgeschlossene S t u d i r e n d e von der Universität abwesend w a r , wird in die Z a h l der zum vollen Cursus festgesetzten J a h r e nicht m i t eingerechnet. H a t aber seine Abwesenheit länger a l s e i n halbes J a h r gedauert, so hängt die Entscheidung der F r a g e , bis z u welchem Grade i h m der frühere Aufenthalt auf der Universität angerechnet werden k a n n , vom Erfolge der § 1 4 erwähnten Prüfung a b .

§ 8 5 .

D a s Consilium abeundi h a t , ausser der Verpflichtung, die S t a d t unverzüglich z u verlassen, noch Anheftung des über den Schuldigen gefällten U r t h e i l s a n das schwarze B r e t t zur F o l g e . E r k a n n nicht anders i n die Z a h l der Stu d ir e nden wieder aufgenommen w e r d e n , a l s auf Vorstel­

l u n g des Conseils und a u f Fürsprache des C u r a t o r s , mit Genehmigung des Ministers der Volksaufklärung, und zwar nicht eher a l s nach Verlauf eines J a h r e s .

§ 86.

I m F a l l der Relegation wird das U r t h e i l ausserdem sowohl den vaterländischen L y c e e n , Universitäten und A k a ­ d e m i e n , a l s auch den ausländischen höheren L e h r a n s t a l t e n , mit welchen die Universität zu Dorpat in Verbindung s t e h t , mitgetheilt. D e r Relegirte wird in keine dieser Anstalten aufgenommen. J e nach dem Geburtsorte des Relegirten wird die Gouvernementsregierung, o d e r , w e n n e r ein A u s ­ länder i s t , seine Landesobrigkeit gleichfalls davon benach­

r i c h t i g t .

§ 8 7 .

D i e mit der A u s s c h l i e s s u n g , dem Consilium abeundi oder der Relegation Belegten müssen vier und zwanzig

(25)

- 26 -

S t u n d e n nach Eröffnung des Urtheils diu S t a d t verlassen, u n d am folgenden T a g e jenseit der Grenze des Dorpati- schen Kreises sein , wenn sie nicht etwa wegen S c h u l d e n i n polizeilicher Haft verbleiben. S ö h r e Dorpatischer E i ü - wohuer werden z w a r nicht a u s der S t a d t v e r w i e s e n , wenn i h r e Verwandten für deren Betragen schriftlich Bürgschaft l e i s t e n , aber doch auf drei J a h r e der besonderen Aufsicht der Polizei übergeben, welche mit der Universität gemein­

schaftlich darüber wacht, dass s i e keinen Umgang mit S t u ­ direnden pflegen. D i e Verl etzun g dieser Vorschrift von S e i t e n der mit S t r a f e Belegten z i e h t i h r e Entfernung a n s der S t a d t nach s i c h .

§ 88.

Z u einer der leichten Strafen k a n n , nach dem Er»

x messen des Universitätsgerichts, Verminderung oder E n t ­ ziehung eines S t i p e n d i u m s hinzugefügt werden.

Z 8 9 .

A l l e Strafen ohne Ausnahme werden i n ein besonde­

r e s , hierzu eingerichtetes S trafbu ch eingetragen. Ausser­

dem wird jede vom Universitätsgerichte verhängte S t r a f e vom Rector den E l t e r n oder Vormündern des S c h u l d i g e n mitgetheilt.

§ CO.

E i n S t u d i r e n d e r , welcher drei M a l , zufolge Urtheils des Universitätsgerichts, einer S t r a f e unterzogen i s t , wird a u s der L i s t e der S t u d i r e n d e n ausgeschlossen.

K 9 1 .

Aufrichtiges G e s t ä n d n i s und R e u e können z u r Mil­

derung der S t r a f e beitragen ; dagegen h a t hartnäckiges L e u g n e n i m m e r strenge Vollziehung der verhängten gesetz­

lichen S t r a f e an dem Schuldigen z u r F o l g e .

\

(26)

— 27 —

s 9 2 .

Jode von einem Studirenden vor dem Rector ausge­

sprochene L ü g e wird naclisichfslos bestraft.

8 9 3 .

E i n in trunkenem M u t h e verübtes Vergehen vermin­

dert nicht nur nicht die V e r a n t w o r t l i c h k e i t , sondern unter­

wirft den S c h u l d i g e n einer noch grössern S t r a f e . 8 9 4 .

K e i n S t u d i r e n d e r , der die Verordnungen der Univer­

s itä t verletzt h a t , k a n n sich i h r e r Gerichtsbarkeit entzie­

hen , noch von den E l t e r n , Verwandten »der Vormündern i h r entzogen werden, bevor den Gesetzen genügt ist.

8 9 5 .

Obwohl wichtige Vergehungen d e r Studirenden im Allgemeinen der Untersuchung des Universitätsgerichts u n ­ terliegen, so kann dennoch der l l e c t o r , wenn ex a u s G r ü n ­ d e n , die sich auf S i t t l i c h k e i t und g u t e Ordnung beziehen, die Anwesenheit irgend eines S t u d i r e n d e n auf der Univer­

sität für gefährlich oder schädlich h ä l t , ihn auch ohne ge­

richtliches Urtheil a u s der L i s t e der S t u d i r e n d e n ausschlies- s e n , nachdem e r dazu die Genehmigung des Curators ein­

geholt h a t .

ACHTES CAPITIS.

Von der Anwendung; «Irr Strafen auf die Vergehen.

8 9 6 .

E i n e , die Aufmerksamkeit und Andacht bei dem G o t ­ tesdienste und der Vollziehung der kirchlichen Ceremonien störende U n s c h i c k l i c h k e i t , oder Beleidigung der dabei An»

w e s e n d e n , wird , nach Maassgabe d e r W i c h t i g k e i t der S c h u l d , m i t dem Consilium abenndi oder m i t der Relcga*

(27)

tion bestraft. F ü r jede weitergebende Frechheit i n ä hn li­

chen F ä l l e n wird der S c h u l d i g e dem Criminalgerichte übergeben.

§ 9 7 .

Beleidigung von P e r s o n e n , die über Vollziehung der Gesetze w a c h e n , so wie herabsetzende oder gewaltthätige Handlungen i n Beziehung auf Bekanntmachungen der U n i - versitäts- und der örtlichen A u t o r i t ä t , ziehen Consiliuin abeundi oder Relegation nach s i c h .

§ 9 8 .

W e r durch W o r t oder T h a t eine S c h i l d w a c h e , oder eine Militärperson zur Z e i t der Ausübung der Dienstpflich­

t e n , z u beleidigen sich e r k ü h n t , der wird dem Criminal­

gerichte übergeben.

§ 9 9 .

B e l e i d i g u n g e n , die Privatpersonen zugefügt werden, bleiben nicht ohne angemessene Bestrafung, selbst i n dem F a l l e , wenn der Beleidigte k e i n e Genugthuung verlangen s o l l t e ; Beleidigungen a b e r , die dem weiblichen Geschlechte zugefügt s i n d , werden z u den wichtigsten Verletzungen der Ordnung und W o h l a n s t ä n d i g k e i t g e z ä h l t , und demge- mäss auf das S t r e n g s t e bestraft.

§ 100.

D a s Einwerfen von F e n s t e r n durch einen Stu d iren de n a n einem K r o n s - oder Privathause, zieht Cousilium abeundi oder Relegation nach s i c h . D i e j e n i g e n , welche um sein Vorhaben gewusst, und bei Ausführung desselben zugegen g e w e s e n , wenn sie gleich selbst nicht daran T h e i l genom­

m e n , werden a u s der L i s t e der Studirenden ausgeschlossen.

D e r Anstifter, der z u einer solchen F r e c h h e i t Anlass gege­

ben , wenn e r auch selbst nicht persönlich daran T h e i l genommen, unterliegt der Relegation.

(28)

- 29 - 8 101.

F ü r Beschädigung öffentlichen «der P r i v a t e i g e n t u m s sind verantwortlich und werden bestraft A l l e , die daran T h e i l genommen ; wenn jedoch n u r e i n e r oder einige der S c h u l d i g e n entdeckt und überführt w e r d e n , s o sind s i e für alle verantwortlich, und werden für alle gestraft.

§ IM.

I m Falle einer wiederholten Beschädigung des näm­

lichen E i g e n t h u m s sind die das letzte Mal entdeckten A n ­ stifter a u c h f ü r die e r | t e Beschädigung v e r a n t w o r t l i c h , falls die S c h u l d i g e n damals unbekannt g e b l i e b e n , und ver­

pflichtet , den frühem sowohl als den neuen . S c h a d e n z u e r s e t z e n ; doch wird ihnen das R e c h t offen g e l a s s e n , den E r s a t z der Kosten von dem wirklichen Urheber der ersten Beschädigung zu f o r d e r n , wenn derselbe in der F o l g e e nt­

d e c k t w i r d .

§ 1 0 3 .

Hartnäckiges und den guten S i t t e n zuwiderlaufendes, neugieriges Z u d r i n g e n z u dem O r t e einer Privat - oder öf­

fentlichen Feierlichkeit w i r d , nach U m s t ä n d e n , m i t C a r - cerhaft oder Ausschliessung a u s der L i s t e der Studirenden bestraft.

8 1 0 4 .

Nachtheiliger Gebrauch s t a r k e r G e t r ä n k e w i r d , nach Maassgabe der S c h u l d , m i t Ausschliessung oder Consilium abeundi bestraft.

8 1 0 5 .

G e s c h r e i , L ä r m , G e s a n g oder a n d e r e , die öffentliche R u h e störende Unziemlichkeiten auf der S t r a s s e werden, nach Ermessen, mit C a r c e r h a f t , Ausschliessung und Consi­

l i u m abeundi bestraft.

(29)

30 -

K 106.

D a s Anheften von Briefen und Aufschriften unerlaub­

ten Inhalts a n öffentlichen O r t e n , oder das Vertheilen von S c h r i f t e n , die den g u t e n S i t t e n w i d e r s t r e i t e n , zieht V e r w e i s , Carcerhaft oder Ausschliessung a u s der L i s t e der S t ud i rend en nach sich.

§ 1 0 7 .

W e r , zum Nachtheil seiner M o r a l i t a t , in W e i n k e l ­ l e r n , G a s t - und Billardhäusern seine Z e i t v e r l i e r t , z u m a l z u r Z e i t des kirchlichen G o t t e s d i e n s t e s , w i r d , d e r W i c h ­ tigkeit der S c h u l d g e m ä s s , d i r C a r c e r h a f t , der Aus­

schliessung, oder dem Consilium abeundi unterworfen.

§ 108.

Hazardspicle werden gänzlich verboten ; diejenigen, welche diese Vorschrift v e r l e t z e n , unterliegen der A u s ­ schliessung oder dem Consilium abeundi. S e l b s t Unmäs- sigkeit in Commerzspielen kann nicht geduldet werden.

tz 1 0 9 .

W e n n der ß e c t o r von unerlaubtem Umgänge eines Studirenden m i t einem Frauenzimmer e r f ä h r t , s o wendet e r unverzüglich z u r Abstellung dieses L e h e l s die erfor­

derlichen Maassregeln nach seinem Ermessen a n . H a t die­

s e s jedoch keinen E r f o l g , s o wird d e r S c h u l d i g e von der Universität entfernt.

§ 1 1 0 .

Erwiesene Verführung eines u n v e r h e i r a t e t e n F r a u e n ­ zimmers von unbescholtener F ü h r u n g wird mit llelegatiou und Uebergabe a n das Criminalgericht bestraft.

8 I I I .

J e d e r S t u d i r e n d e soll spätestens um 1 1 U h r Abends i n seine W o h n u n g heimkehren. W e r nach dieser Z e i t sich auf der S t r a s s e befindet, und in irgend eine S a c h e

(30)

- 31 -

verwickelt wird , die eine gerichtliche Untersuchung c u r F o l g e h a t , d e r wird — wenngleich e r i n dieser S a c h e nicht schuldig befunden i s t — d e r Carcerhaft unterzogen,

§ 112.

B e i d e r Verhaftung durch ein M i l i t ä r - oder Polizei- commando darf ein S t u d i r e n d e r , bei V erl u st seines R e c h t s und noch ausserdem bei strenger A h n d u n g , sich demselben nicht w i d e r s e t z e n , selbst wenn e r vollkommen unschuldig wäre. I n jedem F a l l e wird e r unverzüglich z u r Untersu­

c h u n g seiner S c h u l d , zum Rector hingeführt, und n u r wenn dies mich 1 1 U h r Abends sich e r e i g n e t , verbleibt e r bis 7 U h r Morgens des folgenden T a g e s i n der H a u p t w a c h e .

s 1 1 3 .

D i e Pedelle und i h r e Gehülfen sind für jede in ihrer Gegenwart vorgefallene Unanständigkeit verantwort­

l i c h . D i e Studirenden müssen sich darnach r i c h t e n , was j e n e , zufolge i h r e s A m t e s , z u r E r h a l t u n g der Ordnung und R u h e z u tliun verpflichtet s i n d , und i h n e n im F a l l e i h r e r Aufforderung zumr R e c t o r folgen. D e r s i c h W i d e r ­ setzende wird m i t Gewalt ergriffen, und wegen seiner

W i d e r s p e n s t i g k e i t der Carcerhaft unterzogen. W e r i n solchem F a l l e dem Pedell s i c h e n t z i e h t , unterliegt der Ausschliessung.

§ 1 1 4 .

J e d e S e l b s t h ü l f e , ausser der gerechten und durchaus unumgänglichen Not h wehr i s t verboten. W e r nachher durch W o r t oder T h a t sich r ä c h t , um über seinen G e g ­ n er einen eingebildeten V o r t h e i l i n der Meinung der Coin- militonen z u e r l a n g e n , der wird m i t Consilium abeundi oder Relegation bestraft.

§ 1 1 5 .

F ü r d i e , mit einer g e w a l t t ä t i g e n H a n d l u n g verbun­

(31)

— 32 —

dene Beleidigung eines Commilitonen wird der schuldige S t u d i r e n d e der Ausschliessung a u s dem Album academicum, nach W i c h t i g k e i t der Umstände selbst dem Consilium abeundi und der Relegation unterworfen. H a t der Belei­

digte selbst dazu Veranlassung g e g e b e n , s o unterliegt e r derselben S t r a f e .

§ 116.

Z w e i k ä m p f e sind auf das S t r e n g s t e verboten. S t u d i ­ r e n d e , die i n einem von den auf Z w e i k ä m p f e s i c h bezie­

henden F ä l l e n , welche i m S w o d der G e s e t z e , Band X I V , A r t i k e l 2 9 6 , aufgezählt s i n d , schuldig anerkannt worden, w e r d e n , nach vorgängiger Untersuchung der S a c h e beim Universitätsgerichte, unverzüglich dem beim Rigaschen O r - donanzhause sich befindenden Kriegsgerichte übergeben.

D i e s e F ä l l e sind : 1 ) wenn Jemand u n t e r den S t r e i t e n d e n , der Aufforderung z u w i d e r , vor der Obrigkeit nicht erscheint, und der Aufsicht sich e n t z i e h t ; 2 ) wenn J e m a n d durch Ausforderung, m ü n d l i c h , schriftlich oder durch einen A b ­ g e s a n d t e n , i n eigner oder fremder S a c h e sich zum R i c h t e r a u f w i r f t ; 3 ) w e n n Jemand nach erfolgter Ausforderung z u m Z w e i k a m p f e sich s t e l l t ; 4 ) wenn Jemand W o r t e oder Briefe zum Behuf einer Herausforderung, wissend, dass die­

selben z u r Ausforderung d i e n e n , von E i n e m zum Andern t r ä g t ; 5 ) wenn J e m a n d , nachdem i h m die Versöhnung misslungen, e s zum Z w e i k a m p f e kommen l ä s s t , ohne des­

halb gehörigen O r t s Anzeige zu machen und Nachricht zu g e b e n ; 6 ) wenn Jemand dem Z w e i k a m p f e selbst beige­

w o h n t , die S t r e i t e n d e n nicht getrennt und davon k e i n e Anzeige gemacht h a t ; 7 ) wenn J e m a n d zufällig dem S t r e i t e oder Z w e i k a m p f e b e i g e w o h n t , u n d , nachdem ihm die V e r ­ söhnung nicht g e l u n g e n , davon k e i n e Anzeige m a c h t ; und

(32)

8 ) wenn Jemand beim Z w e i k a m p f e e i n e W u n d e oder V e r ­ stümmelung z u W e g e bringt, oder einen Mord begeht.

§ 1 1 7 .

D i e Versammlung einer betrachtlichen Anzahl S t u d i - render in einem Hause oder auf der S t r a s s e m i t dem g e ­ meinschaftlichen Z w e c k e irgend eines F e s t e s , k a n n nicht ohne Erlaubniss des ß e c t o r s und Z u s t i m m u n g des C u r a - t o r s , und überdies nicht anders a l s unter der Bedingung S t a t t finden, dass die H au pt t h ei l nehme r einer solchen V e r ­ sammlung die Verantwortlichkeit für jede daraus etwa e n t­

stehende Unordnung übernehmen.

§ 118.

E b e n so natürliche a l s gerechte Rücksichten verpflich­

ten die S t u d i r e n d e n , die Veranlassung zu jedem unange­

nehmen E i n d r u c k auf irgend Jemanden durch i h r unerwar­

tetes Erscheinen i n Menge zu vermeiden. J e d e V ersam m lu ng einer grösseren Anzahl von Stud i rend en m i t der Absicht, irgend Jemanden i n F u r c h t zu s e t z e n , von ihm e i n e E r ­ k l ä r u n g zu erzwingen, oder i h n zu e i n e r , mit seinem W i l ­ len nicht übereinstimmenden H a n d l u n g zu n i i t h i g e n , — i s t streng verboten, und zieht Ausschliessung, Consilium abe­

u n d i , Relegation und Uebergäbe a n das Criminalgericht, nach Maassgabe der Umstände, nach s i c h .

§ 1 1 9 .

D i e S tud i rend en dürfen i h r e W o h n u n g e n nicht anders verlassen, a l s i n der für sie vorgeschriebenen formmiissigen K l e i d u n g . D i e j e n i g e n , welche diese Vorschrift verletzen, werden das erste Mal der Carcerhaft und das zweite Mal der Ausschliessung a u s der L i s t e der Studirenden unterworfen.

§ 120.

Auszeichnung in F a r b e und S c h n i t t des Kleides und anderer zum Anzug gehörigen D i n g e , so wie äussere Ab-

3

(33)

— 34 —

zeichen jeder A r t , die plötzlich von vielen Studirenden angelegt werden, sind hei der ersten Aufforderung des R e e - tors z u vernichten. W e r i n diesem F a l l e Ungehorsam z e i g t , w i r d , nach W i c h t i g k e i t des V e r s c h u l d e n s , • durch Ausschliessung oder Consilium abeundi bestraft.

§ 121.

D i e durch S t u d i r e n d e vollzogene entehrende Ausschlies­

s u n g eines Commilitonen a u s ihrer Gemeinschaft zieht den Hauptschuldigen Relegation z u ; a l l e diejenigen aber, welche z u derselben m i t g e w i r k t , oder s i e bekannt gemacht haben, unterliegen dem Consilium abeundi.

8 122.

E i n S t u d i r e n d e r , der ohne e i n e gültige Ursache die Z e i t der F e r i e n , durch E n t f e r n u n g vor der gesetzlich hierzu festgesetzten F r i s t , oder durch R ü c k k e h r z u r Universität nach dem Anfange der V o r l e s u n g e n , v e r l ä n g e r t , wird i n den nächstfolgenden Ferien einer Carcerhaft, nach dem E r ­ messen des Universitälsgerichts, unterworfen. I n jedem F a l l e ist der nach dem Beginn der Vorlesungen bei der Universität Eintreffende verpflichtet, unverzüglich beim Rector sich z u melden.

8 1 2 3 .

E i n S t u d i r e n d e r , der bei Bewerbung um die festge­

setzten Preise k e i n e e i g e n e , sondern eine fremde Abhand­

l u n g eingesandt h a t , wird m i t dem Consilium abeundi be­

s t r a f t ; i m F a l l e r aber schon eine Medaille e r h a l t e n , so wird dem S c h u l d i g e n ausserdem diese oder das Geld für dieselbe abgenommen.

NEUNTES CAPITEL.

Vom Gerichtsverfahren der Universität in Beziehung auf die Studirenden.

8 1 2 4 .

D i e Rechtspflege bei der Universität wird überhaupt

(34)

— 35 —

in folgende Instanzen g e t h e i l t : 1 ) das S y n d i c a t s g e r i c h t : 2 ) das Rectoratsgericht, und 3 ) das Universitätsgericht.

§ 1 2 5 .

D a s Gerichtsverfahren der Universität i s t frei von G e ­ bühren und dem Gebrauche des S t e m p e l p a p i e r s .

§ 126.

I m F a l l e einer erlittenen Beleidigung oder Bedrückung muss der S t u d i r e n d e sich a n den Rector w e n d e n , welcher die ihm z u Gebote stehenden Maassregeln ergreift, um ihm die gesetzliche G e n u g t u u n g zu verschaffen.

§ 1 2 7 .

D e r Carcerwächter erhält täglich 2 5 K o p . von jedem Incarcerirten.

§ 128.

S a c h e n wegen Geldschulden der S t u d i r e n d e n , welche nicht hundert Rubel - Banco -Ässignationen übersteigen, wer­

den von dem S y n d i c u s mündlich und summarisch verhau- - d e l t ; hingegen S a c h e n wegen G e l d s c h u l d e n , die hundert

R u b e l übersteigen, gehören vor das Universitätsgericht, und in beiden F ä l l e n werden s i e inappellabel entschieden.

§ 1 2 9 .

Alle übrigen auf S t u d i r e n d e sich beziehenden K l a g e n und Untersuchungen werden von dem R e c t o r , ebenfalls mündlich und s u m m a r i s c h , verhandelt. E r e r t e i l t allend­

liche E n t s c h e i d u n g e n , die k e i n e r Appellation unterliegen und unverzüglich vollzogen werden, i n allen S a c h e n wegen Vergehen und Beleidigungen, für welche d e r S c h u l d i g e nach den Universitätsvorschriften einem Verweise oder einer C a r ­ cerhaft auf nicht mehr a l s drei T a g e unterzogen w i r d .

§ 1 3 0 .

Uebrigens hat d e r R e c t o r das R e c h t , in allen diesen S a c h e n die Verhandlung und Untersuchung dem S y n d i c u s

(35)

— 36 —

i u übertragen, auf dessen Beriebt über den Z u s a m m e n h a n g der S a c h e e r entweder eine S t r a f e über den Schuldigen verhängt, oder, falls die E nts c hei d ung seine Competenz über­

s c h r e i t e t , die S a c h e an das Universitätsgericht gelangen l ä s s t , und zwar — wenn der S c h u l d i g e sich i m Carcer befindet —- nicht später als am folgenden T a g e .

§ 131.

« D a s Verfahren bei dem Universitätsgericht, i n Bezie­

h u n g auf S t u d i r e n d e , i s t ein mündliches und möglichst summarisches. J e d e r derselben muss persönlich daselbst R e d e s t e h e n , und n u r i m F a l l gesetzlicher Behinderungen hat e r das R e c h t , sich eines Bevollmächtigten z u bedienen.

§ 132.

S a c h e n wegen unbeweglichen Vermögens der S t u d i ­ renden gehören unter Jurisdiction der dazu festgesetzten Civilbehörden.

§ i33.

K e i n e r der schuldigen oder einer S c h u l d verdächtigen S tud i rend en darf während der Untersuchung sich a u s der S t a d t entfernen.

§ 134.

A l l e polizeilichen S a c h e n entscheidet das Universitäts­

gericht inappellabel, falls der S c h u l d i g e zu einem V e r w e i s e , z u r Abbitte v o r Gericht, z u r Carcerhaft oder z u r Ausschlies­

s u n g a u s der L i s t e der S t u d i r e n d e n verurtheilt w i r d .

Z 135.

Bei A b u r t e i l u n g über V e r g e h e n , für welche eine hö­

here S t r a f e erfolgen m u s s , werden nach völlig geschlosse­

nem Untersuchungsverfahren, die Decane und alle Profes­

soren der Juristenfacultät in das Universitätsgericht zur F ä l l u n g des U r t h e i l s zusammenberufen.

§ 136.

I n jedem F a l l e , wenn ein S t u d i r e n d e r mit Ausschlies­

(36)

— 37

s u n g , Consilium abeundi oder Relegation bestraft werden s o l l , wird das U r t h e i l z u r Bestätigung dem Curator unter­

l e g t , welcher, nach seinem Ermessen, die S t r a f e verstärken oder mildern k a n n .

§ 137.

I n Criminalsachen zieht das Universitätsgericht nach angestellter summarischer Untersuchung alle Decane und alle Mitglieder der Juristenfacultät h i n z u , und l e g t ihnen die Acten nebst seinem Gutachten vor. D i e s e s höhere U n i ­ versitätsgericht entscheidet d a r ü b e r , ob d i e S a c h e vor das Criminalgericht gehöre oder n i c h t . I m ersteren F a l l über- giebt e s den Inculpaten nebst den Acten und dem Gutachten d e r competenten I n s t a n z ; i m letzteren aber entscheidet e s die S a c h e s e l b s t , und verhängt über den S c h u l d i g e n eine S t r a f e , den Universitätsvorschriften gemäss.

§ 138.

K e i n e r der S t u d i r e n d e n k a n n eine Copie von Acten, i n welchen die denselben betreffenden Verhandlungen enthalten s i n d , verlangen, noch dieselben z u r D u r c h s i c h t , selbst nach g e ­ schlossener Untersuchung u n d erfolgter Entscheidung fördern.

§ 139.

D i e S t u d i r e n d e n haben auch nicht das R e c h t um M i t ­ t h e i l u n g der Namen der Angeber und Z e u g e n bei den i n B e z u g auf s i e angestellten Untersuchungen anzuhalten.

§ 140.

D i e von einem Pedell amtlich gemachte Anzeige und Anschuldigung wird i n jedem F a l l e vom Rector und dem Universitätsgericht b e a c h t e t ; i n D i s c i p l i n a r - und P oliz e i­

sachen aber k a n n s i e , nach Refinden d e r U m s t ä n d e , a l s genügender Beweis angenommen werden.

Z 141.

W e r ohne hinreichende Gründe i n Polizeisachen auf die erste, und i n Justizsachen auf zweimalige L a d u n g nicht

(37)

— 38 -

vor Gericht sich s t e l l t , wider den wird als wider einen Ungehorsamen e r k a n n t , und das in seiner S a c h e gelallte Urtheil unverzüglich vollzogen.

8 142.

W e n n die S a c h e S t u d i r e n d e betrifft, welche abwesend s i n d , so requirirt die Universitätsobrigkeit den gesetzlichen Beistand der Ortsobrigkeit derselben.

8 143.

W e r sich durch die F l u c h t der Untersuchung entzo­

g e n , wird für überwiesen e r k a n n t , und dem zufolge wird die Orfsobrigkeit zur Vollziehung des über i h n gefällten Urtheils requirirt.

ZEHNTES CAPITEL.

Von den Prüfungen und der Erwerbung gelehr­

ter CSrade.

8 144.

D e n j e n i g e n , die den vollen vierjährigen Cursus in der T h e o l o g i s c h e n , Juristischen und Philosophischen F a c u l t ä t beendigt haben, i s t e s e r l a u b t , sich einer allgemeinen P r ü ­ fung zu u n t e r w e r f e n , welche sich auf alle Gegenstände des durchlaufenen C u r s u s e r s t r e c k t , und mit deren rühmlicher Vollendung der T i t e l eines wirklichen (graduirten) S t u ­ denten und das R e c h t z u r E r l a n g u n g der zwölften R a n g - classe beim E i n t r i t t in den Civildienst verbunden i s t .

8 145.

Diese Prüfung k a n n i n zwei oder mehr T h e i l e getheilt werden. D i e Bestimmung über die T h e i l u n g , ü b e r die Z w i s c h e n r ä u m e zwischen den besonderen Prüfungen u . s . w . i s t den F acu l t ä t en anheimgestellt.

8 146.

D i e gelehrten G r a d e , um welche der W i r k l i c h e (gra- duirte) S t u d e n t , nach Ueberstehvmg einer besonderen stren­

(38)

— 39 —

gen P r ü f u n g , sich bewerben k a n n , sind für die drei ober­

wähnten Facultätcn :

1 ) der Candidatengrad, welcher das R e c h t zur E r l a n ­ g u n g der zehnten R a n g c l a s s e , beim E i n t r i t t i n den Civil- d i e n s t , verleiht.

2 ) der Magistergrad, w e l c h e r , nach derselben G r u n d ­ l a g e , ein R e c h t auf die neunte Ciasse e r t h e i l t ; und

3 ) der D o c t o r g r a d , m i t der Berechtigung z u r achten Classe nach derselben Grundlage.

§ 1 4 7 .

Z u r E r l a n g u n g eines gelehrten Grades i s t , ausser Ueberstehung einer strengen Prüfung i n den bestimmten Facultätsfächern auch K e n n t n i s s der Russischen S p r a c h e erforderlich , ohne dieselbe k a n n k e i n S t u d i r e n d e r der Universität zu Dorpat eine gelehrte W ü r d e erlangen.

§ 1 4 8 .

D i e in Militärdienste tretenden W i r k l i c h e n S t u d e n t e n und Candidaten w e r d e n , nachdem sie im Unterofficiers- r a n g e , erstere 6 Monat und letztere 3 Monat g e d i e n t , z u Oberofficieren befördert, selbst wenn in denjenigen R e g i ­ mentern, i n welche sie aufgenommen werden sollen, k e i n e Vacanzen vorhanden sein sollten, falls sie nur durch K e n n t ­ niss des Frontedienstes solches verdienen.

§ 1 4 9 .

D i e Candidntenprüfuug k a n n mit der allgemeinen S t u ­ dentenprüfung verbunden werden, oder unmittelbar auf die­

selbe folgen, i

§ 1 5 0 .

D e r Magistergrad k a n n nicht eher a l s e i n J a h r nach E r l a n g u n g des Candidaten - , und der Doctorgrad erst ein J a h r nach dem Magistergrade erworben werden.

§ 1 5 1 .

D i e den gelehrten Graden i n den drei oben genannten

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