• Keine Ergebnisse gefunden

30. November 2010: Dankesrede zur Verleihung des Niedersächsischen Staatspreises

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "30. November 2010: Dankesrede zur Verleihung des Niedersächsischen Staatspreises"

Copied!
6
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Wilhelm Krull

Dankesworte anlässlich der

Verleihung des Niedersächsischen Staatspreises am 30. November 2010

Verehrter Herr Ministerpräsident McAllister, lieber Wolfgang Mauersberg,

lieber Mit-Preisträger Ulrich Tukur, verehrte Festgäste,

sehr geehrte Damen und Herren,

die Verleihung des Preises durch Sie, Herr Ministerpräsident, und die ebenso inhaltsreiche wie fulminant vorgetragene Lobrede von Dir, lieber Wolfgang, haben mich sehr bewegt. Ich sehe darin nicht nur ein großartiges Kompliment für das Erreichte, sondern zugleich auch eine verpflichtende Erklärung mit Blick auf das Kommende, gerade auch hier in Herrenhausen. Das Gesagte macht mich froh und stolz. Ja, ich gestehe Ihnen freimütig, meine Damen und Herren, für den Moment bin ich sogar geneigt, alles zu glauben, was Sie soeben über mich gehört haben.

Zum Glück gibt es ja den niedersächsischen Haus- und Hofdichter, Wilhelm Busch, der auch für solche Fälle ernüchternden Rat weiß:

„Will das Glück nach seinem Sinn Dir was Gutes schenken,

Sage Dank und nimm es hin Ohne viel Bedenken.“

Nun wissen wir alle, dass Worte des Dankes zum festen Ritual einer jeden Preis- verleihung gehören. Diese können und dürfen auch heute nicht fehlen. Dabei ist es mir allerdings wichtig, Ihnen zu verdeutlichen, dass ich mir voll und ganz dessen bewusst bin, wie sehr ich in meinem Leben immer wieder das Glück hatte, von großartigen Menschen gefördert und unterstützt zu werden.

(2)

mittlerweile 93-jährige Mutter kann aus gesundheitlichen Gründen heute leider nicht dabei sein. Umso mehr freue ich mich, dass meine Geschwister gekommen sind, um mit uns zu feiern. Dieses familiäre Umfeld hat mir einen guten Start ins Leben ermöglicht, zu dem auch viele Lehrende in Schule und Hochschule beige- tragen haben. Überstrahlt wird das alles jedoch seit fast 30 Jahre durch jene Frau, mit der ich mehr als 28 Jahre glücklich verheiratet bin und drei überaus wohl geratene Kinder habe. Dir, liebe Angelika, müsste ich jetzt gleich mehrere Liebes- Lieder singen oder –Gedichte vortragen. Aber in dem Metier kennt sich mein Mit- Preisträger Ulrich Tukur nicht nur besser aus. Er ist darin – wie auch als Erzähler der von mir sehr geschätzten venezianischen Geschichten – einfach talentierter und wird uns später auch noch mit seinem Gesang erfreuen. Daher möchte ich Dir heute Abend – auch vor den Hintergrund dieses großartigen Preises; ich bin sicher, Sie, Herr Ministerpräsident, werden das verstehen – nur eine einfache Liedzeile zurufen: „Du bist das Beste, was mir je passiert ist.“ – Ganz lieben Dank für Deine großartige Unterstützung und für alles, was wir gemeinsam erleben durften und uns erfreut hat (und sicher auch in Zukunft Freude machen wird).

Glück, Vertrauen und Verlässlichkeit sind nicht nur in meinem Privat-, sondern auch in meinem Berufsleben wichtige Signaturen. Wie Wolfgang Mauersberg bereits erläutert hat, ist mir in entscheidenden Momenten – das gilt für die Univer- sität Oxford, den Wissenschaftsrat, die Max-Planck-Gesellschaft und nicht zuletzt für meine jetzige Aufgabe in der VolkswagenStiftung – gleich mehrfach das Glück zuteil geworden, in großartigen Institutionen tätig sein zu können und mit ebenso großartigen Menschen zusammenzuwirken, die mich stets unterstützt haben. Das gilt in mich tief beeindruckender Weise für die Kuratorinnen und Kuratoren der VolkswagenStiftung. Es gilt vor allem auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ihren mitunter allzu sehr vorwärts drängenden Chef nicht nur erdulden

müssen, sondern immer aufs Neue mit hoher fachlicher Kompetenz und weit über das übliche Maß hinauswachsendem Engagement das Erreichen der jeweiligen Ziele sicherstellen - und diese vielfach sogar übertreffen. Dafür auch an dieser Stelle – und morgen bei einer kleinen Nachfeier in der Stiftung – ein herzliches

„Danke schön!“

(3)

Als Generalsekretär der VolkswagenStiftung bin ich mir bewusst, meinen „Traum- job“ gefunden zu haben. Oder besser noch: Dank der Weisheit des Kuratoriums hat er mich gefunden. Denn wer ein solches Karriereziel von langer Hand geplant verfolgen wollte, der könnte wohl nur scheitern. Ich habe in meinem Leben immer wieder die Erfahrung gemacht, dass man am meisten erreicht, wenn man sich nicht darum kümmert, wer die Lorbeeren einheimst, und es am Ende gelassen erträgt, wenn der Erfolg viele Mütter und Väter hat. Dies gilt im Übrigen auch für ehrenamtliches Engagement, von dem wiederum Wilhelm Busch gar nichts hielt.

In einem seiner Gedichte heißt es:

„Willst Du froh und glücklich leben, lass kein Ehrenamt dir geben!

Willst du nicht zu früh ins Grab Lehne jedes Amt gleich ab!

Wieviel Mühen, Sorgen, Plagen wieviel Ärger musst du tragen;

gibst viel Geld aus, opferst Zeit – und der Lohn? Undankbarkeit!“

Nun, ich denke, nicht nur der heutige Abend, sondern auch die Erfahrungen, die viele tausend Menschen in unserem Lande täglich in Stiftungen, Vereinen und anderen gemeinnützigen Organisationen machen, widerlegen den spöttischen Kulturpessimismus, den der Wiedensahler vor rund 100 Jahren so amüsant formuliert hat.

Angesichts der demographischen Entwicklung in unserer stark alternden Gesell- schaft und der globalen Herausforderungen, etwa des Klimawandels, der Armuts- bekämpfung und der zunehmenden Migrationsströme, sowie nicht zuletzt, um den musikalisch-künstlerischen Reichtum unseres Kulturlebens zu sichern, brauchen wir in Zukunft nicht weniger, sondern noch sehr viel mehr bürgerschaftliches Engagement als bisher. Die zweifellos vorhandenen Potenziale an Kompetenz,

(4)

Bürgergesellschaft gemeinsam daran arbeiten, ein stiftungs- und engagement- freundliches Klima zu schaffen.

Lassen Sie mich dies an einem Beispiel erläutern, für das ich mich auch selbst engagiere: das Musikland Niedersachsen. Mit dem Programm „Wir machen Musik“

des Verbandes der Niedersächsischen Musikschulen und mit der lang ersehnten Landesmusikakademie hat die Landesregierung durch ihre Finanzierung

entscheidend dazu beigetragen, dass auf diesen Gebieten Maßstäbe gesetzt werden konnten. Es erscheint allerdings dringend notwendig, die musikalische Grundbildung unserer Schüler durch regelmäßigen Musikunterricht – im Sinne eines eigenständigen Schulfaches – zu sichern. Denn nur so wird die vielfältige Musikkultur unseres Landes, die ja gerade von ehrenamtlichem Engagement vieler musikbegeisterter Bürgerinnen und Bürger lebt, auf Dauer eine Zukunft ha- ben. Wie mir die Erfahrungen der letzten Jahre mit den Göttinger Händel-

Festspielen gezeigt haben, brauchen wir das vertrauensvolle und verlässliche Zusammenwirken, ja die Verantwortungsgemeinschaft von Politik, Wirtschaft und Bürgergesellschaft, um den überregional und international beachteten Erfolg solcher Veranstaltungen zu gewährleisten. Dafür sind Mitgliedsbeiträge, Spenden und Zustiftungen jederzeit willkommen.

Als Vorsitzender des Förderkreises Musikkultur in Niedersachsen –Sie verzeihen mir hoffentlich diesen „Werbeblock“ für die gute Sache – kann ich Ihnen allen nur mit den Worten des Pfarrers, der im Sonntagsgottesdienst für den Ankauf einer neuen Orgel warb, zurufen: „Ich sehe, dass das Geld schon da ist, es muss nur noch aus Ihren Taschen kommen.“ Gerade der Förderkreis Musikkultur, aber auch die Göttinger Händel-Festspiele nehmen Ihre Euros gerne entgegen und werden sie vielfach gewinnbringend – im Sinne der Talentförderung und des künftigen musikalischen Hochgenusses – investieren. Mit einem erheblichen Teil des Preis- geldes, über das ich mich auch unter diesem Blickwinkel sehr freue, will ich mich an diesen Zukunftsinvestitionen gerne beteiligen. Ganz im Sinne Friedrich Schillers, der einmal gesagt hat: „Wo die Tat nicht spricht, da wird das Wort nicht viel helfen.“ (in ´Die Braut von Messina´)

(5)

Falls Ihnen, meine Damen und Herren, dieser Appell zu emphatisch erschienen sein sollte, bitte ich um Nachsicht. Ich bin auf diesem Gebiet – der künstlerischen ebenso wie der wissenschaftlichen Nachwuchsförderung – nun mal „Überzeu- gungstäter“. Ansonsten habe ich mir jedoch fest vorgenommen, bei aller Freude über diesen großartigen Preis zu versuchen, ganz bescheiden auf dem Teppich zu bleiben. Das dürfte wohl am ehesten gelingen, wenn man sich – ohne die

Entscheidung der Jury in Zweifel zu ziehen – der zeitlichen und räumlichen Be- grenztheit menschlichen Urteilsvermögens bewusst bleibt, insbesondere im Lichte der gerade von Stiftungen immer wieder ins Visier genommenen Ewigkeit – wie in der folgenden, vor dem Hintergrund der Finanzmarktkrise spielenden Geschichte:

Ein Stiftungsvorstand, ein Pfarrer und ein Anlageberater klopfen zeitgleich an das Himmelstor. Petrus öffnet ihnen, lässt alle drei herein und teilt dem Stiftungsvor- stand und dem Pfarrer jeweils eine Art Sackleinengewand zu, während der Anlageberater ein goldenes Kleid erhält. Als die beiden Erstgenannten

verständnislos und empört reagieren, antwortet ihnen Petrus: “Ihr habt in Eurem Leben jeweils viel Gutes getan. Aber im Himmel schauen wir uns ganz genau das Endergebnis an. Bei Dir, lieber Stiftungsmensch, sind viele von Deiner Stiftung Unterstützte sozial zufriedener geworden und allmählich von Gott abgekommen.

Bei Dir, verehrter Kollege Pfarrer, sind selbst die wenigen, die zum Schluss noch in Deine Kirche gekommen sind, immer öfter bei Deinen Predigten eingeschlafen.

Bei ihm hingegen – Petrus zeigte auf den Anlageberater – sind alle aufgeschreckt und hellwach geworden. Hunderte seiner Kunden hat er sogar dazu veranlasst, auf den Knien rutschend Gott um Hilfe anzuflehen und christlich-moralisch Besserung zu geloben. Ihr seht also, das Endergebnis überzeugt.“

Nun, mit meiner und auch Ihrer aller Schlussbilanz kann es ruhig noch ein wenig dauern. Wie ich Ihnen kurz skizziert habe, gibt es in Niedersachsen und auch darüber hinaus noch viel zu tun. Packen wir es gemeinsam an!

Den Niedersächsischen Staatspreis kann man nur einmal im Leben verliehen bekommen. Ich hoffe jedoch, dass im November 2012 der Preis bereits nebenan

(6)

Mit einem großen Dank an Sie alle, für die Auszeichnung, die lobenden Worte und den freundschaftlichen Beistand möchte ich Ihnen meine Wertschätzung

erweisen. Es freut mich sehr, mit Ihnen nachher noch ein wenig feiern zu können.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

herzlich willkommen zur Karl Rinner Preis- verleihung der Österreichischen Geodätischen Kommission (ÖGK) für das Jahr 2008.. Diese öf- fentliche, gemeinsam mit der OVG ausgerichtete

Kann jemand von euch wie ein Vogel zwitschern oder sogar schon pfeifen.. Gott hat den Vögeln kleine Schnäbel

Haare waschen Ich stellte das Wasser an Ich verteilte das Shampoo Ich wollte das Shampoo auswaschen Doch es kam kein Wasser mehr Mir lief das Shampoo schon in die Augen Ich konnte

Der Preis für hervorragende Abschlussarbeiten wurde im Gedenken an den Gründungsdekan des Fachbereiches und langjährigen Vorsitzenden des Vereins umbenannt in „Walter Gießler

Der BUND Naturschutz lehnt daher Ausschreibungen im EEG ab und fordert eine grundlegende Reform des Strommarktdesigns, die den Ausbau der Erneuerbaren

Um einen Durchbruch bei Energieeinsparung und Energie- effizienz zu schaffen, ist ein grundlegender Richtungswech- sel in der Politik erforderlich: Verbindliche Effizienz- und

1988 in „Christfideles laici“: „Um die zeitliche Ordnung … christlich zu inspirieren, können die Laien nicht darauf verzichten, sich in die Politik einzuschalten.“ Christsein

Es zeigt sich hier, dass die Jugendlichen nicht nur durch ihre Arbeitslosigkeit krank werden, son- dern häufig gesundheitliche oder soziale Faktoren bereits das Arbeit-finden