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Ueber den Einfluss des Alcohols und des Morphiums auf die physiologische Oxydation.

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Academic year: 2022

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N. S i m a n o w s k y u. C. S c h o u m o f f : Ueber d. Einfluss des Alcohols etc. 251

meinem Ergebniss nicht geiblgert, dass A u b e r t ' s Annahme ,,yon vielen Millionen" auf Uebertreibung beruhe, sondern dass sie ,,erst dann zur Wahrheit werde, wenn man fiber die gew(ihnliehen Helligkeiten, in dcnen wir K~irpcrfarben sehen, sehr weit hinaus- gehen", was mir immer noch riehtig scheint. Wenn dagegen Aubert es fUr nSthig hielt, .eine nur ffir ganz bestimmte zufiillige BedingUngen gefundene Zahl des Scheins zu berauben, als sei sie der Ausdruck ftir die Grenzwerte unseres Lichtsinnes", so miichte ieh bemerken, dass dieser Schein, sei es in Bezug auf die Zahl 5--600,000 als Gesammtergebniss~ sei es in Bezug auf die Zahl 57 als Verhliltniss zwisehen .weiss und schwarz", weder fiir reich bestanden hat noch auch, wie mir seheint, durch meine Abhand- lungen hervorgerufen werden konnte.

U e b e r d e n E i n f l u s s des A l c o h o l s u n d d e s Mor- p h i u m s a u f die p h y s i o l o g i s c h e O x y d a t i o n .

Yon

N. S i m a n o w s k y und C. ~ e h o u m o f f ~ Assistenten an der medicinischen Klinik

in St. Petersburg.

Die Versuehe tiber den Einfluss der in der Uebersehrift ge- nannten Substanzen auf die Verbrennungen im Organismus, welehe wir in Folgendem beschreiben wollen und welche in maneher Hinsicht unsere Kenntniss ihrerWirkungsart erweitern, sind nach der ktirzlich in diesem Archiv yon E. N e n c k i und N. S i e b e r 1) beschriebenen Methode augestellt worden. Die mittelst dieser Me- rhode fiber den Einfluss des Phosphors, der MetalIsalze, des Arsens und der Anaesthetiea gemachten Erfahrungen reehtfertigten die Erwartung, dass auch der Einfiuss des Alcohols und des Mor- phiums auf den thierisehen Stoffwechsl mittelst derselben wird ermittelt werden k~innen.

1) Dies Archly Bd. 31, p. 319.

(2)

252 N: S i m a n o w s k y und C. S e h o u m o f f "

Die, Verwendung des Alcohols in der Therapie der fieber- hahen Krankheiten steht weir an Bedeutung~ hinter der Thatsache zuriick, dass er bei allen Vblkern des Erdballs das beliebteste und gebrituehliehste Genussmittel ist. Andererseits ist Morphium das wichtigste Arzneimittel m~d seine Anwendun~, in der Therapie be- kanntlieh sehr mannigfalt~g; aber auch als Genussmittel ist es bei den VSlkern des Ostens welt verbreitet. Als Folge Uberm~tssigen Genusses der beiden Substanzen treten die zwei h~ufigsten aller Intoxieationen auf, niimlich, der chronische Aleoholismus und die Opiumsueht. Es war daher yon besonderem lnteresse zu unter- suchen, welchen Einfluss Alcohol und Morphium auf den Verlauf der Oxydationen im Organismus austiben.

In Bezug auf Alcohol g'eht das Resultat der bisherigen, ~tus- scrst zahlreichen Arbeiten dahin, dass durch denselben der thie- rische Stoffwcchsel nach allen Richtungen hin herabgesetzt werde.

So wird die Erniedrigung der K~rpertemperatur nach Alcohol- genuss allgemein anerkannt und die Mehrzahl der Experimen- tatoren konnte eine Verminderung der Harnstoff- resp. Stickstoff- ausscheidung constatiren. Nach den Versuehen yon L. R i e s s 1) wird bei Menschen nicht allein die H'~rnstoffausscheidung, sonderu auch die der Schwefelsi~ure, der Phosphors~iure und der Chloride vermindert. Von anderen dageg'en ( P e r r i n , P a r k e r und Wollo- wicz) wurde jeder Einfluss des Alcohols auf die Ilarnstoffaus- scheidung geleugnet. Nach J. Munk 2) wird die Stickstoffaus- scheidung durch kleine Alcoholdosen vermindert, durch grSssere dagegen bis zu 10% des Normalen erhbht und in Uebereinstim- mung damit t~nden schon frtiher B o e e k und Bauer, dass kleine Alcoholg'aben eine Verminderung, grosse dagegen eine Vermehrung der Kohlens~tureausscheidung bewirken.

Es erscheint uns zweekmassiger, znnlichst die yon uns an- gestellten Versuche mitzutheilen und erst sparer die Widersprtiche in den Resultaten tier versehiedenen Autoren zu besprechen. Wir unterlassen hier die n~there Besehreibung der Methode, indem wir auf die oben citirte Arbeit yon N e n c k i und S i e b e r verwcisen.

Wir haben unsere Versuehe in dem Laboratorium des Proi: N e n e k i in Bern ausgef~ihrt und alle die dabei nothwendigen Vorsichts-

l) Zeitschr. f. klim Ned. Bd. 2, Heft 1, 1880.

2) M a l y ' s ,~ahresber. f. 1878, p. 310.

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Ueb d. Einfluss d. Alcohols u. des Mor~)hiums auf d. physiol. Oxydation. 253 raaassregeln befolgt. D i e Menge des v e r a b r c i c h t e n Benzols w a r in allen u n s e r e n V e r s u c h e n die gleiche, wie in d e n j e n i g e n yon N e n c k i und S i e b e r , w o d u r c h d c r Einfluss des Alcohols, resp. des Mor-

p h i u m s mit d e m Einflusse der a u f die O x y d a t i o n der yon den L e t z t e r e n u n t e r s u c h t e n S u b s t a n z e n besser v e r g l i c h e n w e r d e n kann.

O a die W i r k u n g s a r t einer toxischen S u b s t a n z a u f den O r g a n i s m u s j e n a c h d e r Individualitlit u n d der v e r a b r e i c h t e n Menge s e h r ver- s c h i e d e n a r t i g sich gestaltct, so h a b e n w i t stets die Menge des ver- abreiehten Alcohols u n d das relative G e w i c h t zu d e m K S r - p e r g e w i c h t e des V e r s u c h s t h i e r e s a n g e g e b e n . D a die V e r s u c h e fiber 9 den Einfluss des Alcohols u n d Morphiums a u f die O x y d a t i o n des Benzols an denselben I n d i v i d u e n ausgeffihrt wurden, so sind tibersichtlichkeitshalber die Tabellen ftir Alcohol a n d Morphium n e b e n e i n a n d e r zusammengestellt.

V e r s u c h e an K a n i n c h e n .

1) Bei einem Kaninchen, 2580 gr sehwer, dessen Futter aus Haler und Kohl bestand, wurde zun~ichs~ die Menge des normaler Weise nach subeu- taner Injection yon 1,0 gr Benzol ausgeschiedenen Phenols bestimmt. Da zu erwarten war, dass Khnlich wie in den Versuehen yon N e n e k i und S i e b e r mit Aether und Chloroform der Einfluss des Alcohols resp. Morphiums auf die Oxydation des Benzols am deutlichston in den ersten Stunden nach der Eingabe hervortreten wird, so wurde hier wie in den fo]genden Versuehen das in den ersten 9 Stunden und sodann in den darauffo]genden 15 Stunden des ersten Tages ausgesehiedene Phenol besonders bestimmt. In den ersten 9 Stunden schied dieses Kaninchen 0,0883 gr Phenol aus, in den davauffol- genden 0~0459 gr. In den weiteren 24 Stunden 0,0433 g r u n d in den letz- ten 48 Stunden waren noeh 0,1056 gr Phenol vorhanden. Im Ganzen schied also dieses Kaninehen nach 1,0 gr Benzol 0,'2831 gr Phenol aus. 2 Tage sparer erhielt das Thief um 9 Uhr morgens wiederum 1,0 gr Benzol und sodann 4,0 gr absohten Alcohols, der mit dem gleiehen Volumen Wasser verdiinnt war, subeutan injicirt. Die Temperatur des Thieres vor der AI- coholinjection war ~ 39,0 o. 10 Minuten danach 38,807 1/2 Stunde spiiter 38,6 ~ 12 Uhr mittags 39,5 o. Nachmittags 2 Uhr, wo das Thier sieh er- holte u n d wieder zu fressen begann, erhielt es wieder die gleiche Dosis ab- sohten Alcohols, im Ganzen also 8,0 gr odor 3,1 per Kilo KSrpergewlcht.

Der in den ersten 24 Stunden entnommene Harn enthielt 0,1207 gr Phenol.

Der Harn yon den folgenden 24 Standen enthielt nur 0,0044 gr Phenol, der spiitere Harn war phenolfrei. Im Ganzen 0,1251 gr Phenol also mehr als um die It~ilfte weniger als normal.

8 Tage spiiter wurde bei dem gleiehen Kaninchen von Neuem die

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254 iN. S i m a n o w s k y and C. S c h o u m o f f :

Menge des im gesunden Zustande nach 1 gr Benzol gebildeten Phenols be- stimmt. Der in den ersten 9 Stunden entnommene Harn enthielt 0,1030 gr Phenol, der in den foIgenden 15 Stunden 0,1408 gr. Der in den folgenden 24 Stunden 0,0045 gr. D e r spiitere Harn war phenolfrei. Im Ganzen also sehied das Kaninchen jetzt 0,2483 gr Phenol aus. Einige Tage sp~iter erhlelt das Thier morgens 9 Uhr 1,0 gr Benzol und hierauf 0~02 gr salzsaures Mor- phin subeutan injicirt. Die Temperatur des Kaninehens vor Beginn des Yer- suches war 39,2 ~ Eine Stunde nach der Morphiuminjection -~ 38,6 o. Nach 5 Stunden 37,6, abends 6 Uhr 38,9 ~ Wiihrend der Zeit liegt das Thier auf dem Bauche und ist sehlilfrig. Am niiehsten Tage morgens ist die Tempe- ratur des Kaninehens normal = 39,3 und das Thier ist sichtlieh erholt. Der in den ersten 9 Stunden entnommene Harn enthielt 0,1102 gr, in den fol- gonden 15 Stunden 0,1683 gr, im Ganzen also wurden in den ersten 24 Stun- den 0~2785 gr Phenol ausgesehieden. In den folgenden 24 Stunden 0,0273 gr Der in d e n letzten 24 Stunden erhaltene H a m enthielt noeh 0,0032 gr Phe- nol. Im Ganzen also in Folge der Morphiuminjeetion schied das Thier 0,309 gr Phenol aus.

2 Wochen spiiter wurde am gleiehen Thier der Aleoholversuch mit kleiner Dose wiederhott. Da das Gewicht des Kaninehens jetzt = 2690 gr war, so erhielt es 0,9 alcohol, abs. mit Wasser verdiinnt in drei Portionen morgens 9 Uhr, mittags 2 Uhr und abends 6 Uhr injicirt, also 0,3 gr p e r Kilo KSrpergewicht. Der in den ersten 9 Stunden entleerte Ham enthielt, 0,0698 gr, der in den folgenden S%unden 0;09!3 gr Phenol. Im Harn vom folgenden Tage waren nur 0,0033 gr und in dem tIarn veto 3. Tage 0,0005 gr. h n Ganzen schied jetzt das Kaninehen naeh 1,0 gr Benzol 0,1649 gr Phenol aus.

Folgende Tabelle veransehaulieht die erhaltenen Resultate:

Phenol naeh 1 gr Benzol

in den ersten 9 St.

In den folgd. 15 St.

Total am 1. Tage

~, D 3 , ,,

Total

normal.

gr 0,0883 0,0459 0,13~2 0,043~

0,1056 0,2831

nach 0,3 gr nach 3,1 gr 1

Alkohol ! Alkohol nach 0,02 gr

normal. ] ~ Morphium.

per Kilo KSrpergewicht./I

gr Ih i[ gr

0,1030 0,1408 0,2438 0,0045 0,2483

0,0698 0,0913 0,1611 0,003~

0,0005 0,1649

0,1207 0,0049 0,1256

0,1102 0,1683 0,2785 0,0273 0,0032 0,309 2) An einem 2. Kaninehen, 2320 gr schwer, wurden die obigen Ver- suehe in der Art angestellt, dass zuns die nach 1 gr Benzol aus~eschie- dene Phenolmenge im normalen Zustande bestimmt wurde. Hierauf wurden

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Ueb. d. Einfluss d. Alcohols u. des Morphlums auf d. physiol~Oxydat~on. 255 in 2 aafeinanderfolgenden Versuehsceihen naeh Eingabe von Benzol zuni~chst 4 gr absoluten Alcohols mit dem gleichcn u Wasser verdiinnt in 2 Portionen um 10 Uhr morgens und 41/2 Uhr naehmittags injicirt, so dass das Thier innerhalb 7 Stunden 1,7 gr absoluten Alcohols per Kilo KSrper- gewieht erhielt. In dem 2. u erhielt das Kaninchcn die doppelte Menge, niimlich 8 gr absoluten Alcohols in 3 Portionen innerhslb 9 Stunden nnd zwar morgens 9 Uhr 3 gr, mittags 2 Uhr 3 g r u n d ahends 6 Uhr 2 gr. Demnach 3,4 gr per Kilo KSrpergewieht. 6 Tage spiiter wurden an dem gleichen Ka- ninehen 2 Versuche mit Morphium angestellt, lm ersten Versuehe erhielt das Thief die gteiche Morphiumdose wie das vorherige, niimlich 0,02 gr des salzsauren Salzes; im 2. Versuche wurde die morphiumdose auf 0,03 gr er- hShti jedoch in refracta dosi, so dass das Kaninchen Morgens 0,02 und erst abends 6 Uhr 0,01 gr erhielt. Zuletzt wurde noch am gleichen Thiere eln Versueh mit kleiner Alcoholdose, niimlich 0,3 gr per Kilo KSrpergewicht an- gestellt. Sowohl nach Alcohol- wie nach Morphiuminjectionen trat stets in den n~chsten Stun4en eine Temperaturerniedrigung ein, die namentlieh naeh Morphium ziemlieh betr~chtlieh wurde. Beispielsweise war bel diesem Kaninchen die normale Temperatur ---~ 40,6 ~ Eine Stunde nach Injection yon 0,02 gr Morphium 39,5, 5 Stunden sparer 38,8 ~ 9 Stunden sp~ter 38,6 ~ am niichsten Tage morgens 39,5 ~ Die Oxydation des Benzols gestaltete sich hier s

Phenol nach 1,0 gr Benzol.

nach naeh naeh nach i nach 0,3 gr 1,7 gr 3,4 gr 0,02 gr I 0,03 gr

Kanlnehen normal. Alkohol Morphiumhydro-

2320 gr schwer. per Kilo KSrpergewicht. chloratum.

gr gr gr gr gr gr

In den ersten 9 St.

In den folgd. 15 St.

Total am 1. Tage

Total

0,0593 0,1285 0,1878 0,0020 0~1898

0,0846 0,0271 0,1050 0,0291 0,0005 0,1346

0,0325 0,0808 0,1133 0,0059 0,1192

0,0080 0,0825 0,0465 0,12o5 0,0545 0,2030 0,0298 t 0,0180 0,0002

0,0845 0,2210

0,0362 o,1198 0,1560 o,o171

Die u n e r w a r t e t e T h a t s a c h e , dass M o r p h i u m d o s e n , welehe viel intensivere V e r g i f t u n g s e r s c h e i n u n g e n hervorriefen, als selbst die grSss- ten y o n uns g e g e b e n e n Alcoholmengen, die Intensit~tt der O x y d a t i o - hen im O r g a n i s m u s eher erhShten als herabsetzten, v e r a n l a s s t e n uns n o c h an einem dritten K a n i n c h e n einen Versuch anzustellen, wo die G a b e des salzsauren M o r p h i u m s a u f 0,045 g r erhiiht wurde. D a s K a - ninehen, 2625 gr schwer, bildete im g e s u n d e n Zustande, n a e h I n - j e c t i o n y o u 1 gr Benzol in den ersten 9 S t u n d e n 0,1016 g r Phenol.

0~1731

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256 N. S i m a n o w s k y und C. S e h o n m o f f :

In dell folgenden 15 S t a M e n 0,1040 gr. 111 den folg'enden 24 Stunden 0,051 g r u n d in den letzten 24 Stnnden 0,012 gr Phenol. Im Ganzen also 0,2719 gr. 3 Tage spater erhielt das g'leiehe Thier 1 gr Benzol and hierauf morgens 9 Uhr 0,02 gr salzsaures I~Iorphin subeut~n injieirt. Naehmittags 3 Uhr warden dem Thiere noeh 0,015 gr und abends 6 Uhr 0,01 gr davon injieirt. Das Thief bekam jetzt starken Dnrehfall und die Benzolausseheidung dauerte 4 Tage. In den ersten 9 Stunden enthielt der entnommene Hnrn 0,0517 gr Phenol, in den folgenden 15 Stunden 0,1388 gr. Der Harn vom 2.

Tage enthielt 0,0193 gr, der vom 3. 0,0141 gr and der veto 4.

0,0095 gr Phenol. Im Ganzen wurden also jetzt 0,2334 gr Phenol erhalten. Im Vergleieh zu der im gesunden Zustande erhaltenen Phenotmenge eine ganz geringe, fast innerhalb der Fehlergrenze liegende Verminderung.. Doeh wnrde in den ersten 9 Stunden unter dem Einfluss des Morphiums kanm halb so viel Phenol aus- gesehieden als normalerweise.

Versuche am Hunde.

Der 10 kg sehwere Hund, an dem wir die im Folgendem zu besehrei- benden Versuche ausfiihrten and der abgeriehtet war, seinen Harn zweimal tiiglich, morgens 9 Uhr und abends 7 Uhr, in ein ihm untergehaltenes Gins zu entleeren, war der glciche, dcr zu den Versuehen yon M. Neneki und N.

Sieber dientc. Damals sehiecl er naeh Eingabe yon 1 gr Benzol bei reich- liehem Futter 0,1519 g r u n d ia einem 2. Yersuehe 0,1518 gr Phenol ~us. Wir haben 7 Monate sparer yon Neuem die Menge des nach Eingabe yon 1 gr Benzol yon diesem Hunde gebildeten Phenols bestimmt. In den ersten 24 Smnden sehied der Hund hierauf 0,1360 gr Phenol aus; in den folgenden 24 Stunden 0,0172 und in weiteren 24 Stunden 0,.0063 gr, also im Ganzen 0,1595 gr Phenol; demnach fast absolug die gleiche Menge wie in den mehr als vor einem halben Jahre ausgefiihrten Bestimmungen yon M. N eneki und N. Siebcr. 3 Tage sparer erhielt der Hand um 9 Uhr morgens 1 gr Ben- zol und gleichzeitig 9 gr mit dem gleiehen Yolumen Wasser verdiinnten ab- soluten Alcohol unter die Haut injieirt. Um 12 Uhr mittags frank tier Hund noeh 10 gr absoluten Alcohol in 200 ccm Milch gelSst aus, so dass er im Ganzen 19 gr alcohol, absolut, innerhalb 3 Stunden erhielt, also fast 2 gr per Kilo seines KSrpergewiehtes. Das Thier zeigtc entschicdene Depression;

stierer Blick, Benommenheit, Schw~ehc der Hinterbeine, so dass er, im Zim- mer umhergefiihrt, wie tin Betrunkener taumelte, uncl ScMafsuehta Am an- deren Tage erholte sich der Hund ziemlieh vollst~ncligo Die in den ersten 9 Stunden ausgesehiedene Phenolmenge betrug 0,0165 gr, die in den folgen-

(7)

Ueb. d. Eini~uss d. Alcohols u. des Morphiums auf d. physiol. 0xydatlon. 257 den 15 Stunden 0,038 gr, in den fotgenden 24 Stunden 0,0132 gr und am 3. Tage noch 0,0095. Der sp~tere Harn war phenolfrei. Im Ganzen also nur 0,0772 gr, somit wurdc der Grad der Oxydation in Folffe des Alcohols genau auf die H~lfte herabgesetzt.

Die verminderte Oxydation des Benzols bcim Hunde unter dem Ein- flusse yon Alcohol zeigt folgende Zusammenstellung:

Phenol nach 1,0gr Benzol.

Nach 2 gr Alkohol normal, per Kilo

i] KSrpergewicht.

II gr gr

In den ersten 24 St.

In den folgd. 24 St.

Am 3. Tage Total

0,1360 0,0172 070063 0,1595

0,0545 0,0132 0,0095 0,0772

Es war nun yon Interesse zu erfahren, wie bei dieser auf die H~lfte verminderten 0xydationsfi~higkeit des Organismus gegen[iber dem Benzol and jedenfalls auch gegenfiber allen anderen nur dureh atomistischen Saner- stoff verbrennbaren Bestandtheilen des ZeIlinhalts sich die Eiweisszersetzung resp. die Harnstoffausscheidung gestalten werde. Wir haben deshalb den Versuch in der Art wiederholt~ dass der Hund zuniichst in Stickstoffgleieh- gewichtszustand gebraeht wurde, indem er l~ingere Zeit hindureh t~glich 250 gr von Fett und Bindegewebe herauspr~parirtes und genau abgewogenes Oehsenfleisch, dazu noeh 200 ccm Milch erhielt. W~hrend dieser Versuchs- perlode, die 19 Tage lang dauerte, nahm der Hund an KSrpergewicht noch etwas zu, denn sein urspriinglichcs Gewicht ~ 10,46 kg stieg am Ende des Versuches auf 10,93 kg an. Nach 9t~gigem, derartig gleiehm~ssigem Futter, als der t[iglich ausgeschiedene Harnstoff nur um etwa ein halbes Gramm sch~vankte, erhielt der Hund morgens 9 Uhr 1,0 gr Benzol und 5 Minuten sp~ter 8 gr absoluten Alcohols mit dem gleichen u Wasser unter die Haut injicirt. Um 11 Uhr frank der Hund mit seiner Milch noch 12 gr ab- soluten Alkohol aus. Auch jetzt traten vorwiegend Depressionserscheinungen in den Vordergrund: Benommenheit, L~ihmung der Extremit~ten, so dass der Hund eine Zeit lang gar nicht auf den Beinen stehen konnte~ and Schlaf- sucht. Glficklieherweise trat kein Erbrechen eln. Die Temperatur des Thieres, die im Laufe des ersten Tages uln etwa 1 ~ gefallen war, stieg am 2. Tage fiber das ~Normale und der Hund fieberte. Am dritten Tage war die Tempe- ratur wiederum normal und das Thier vollkommen erholt. Die Mengen des ausgesehiedenen Harnstoffes, des Phenols und die Temperaturschwankungen sind in folgender Tabelle zusammengestellt:

(8)

258 N. S i m a n o w s k y und C. S e h o u m o f f :

Versuchstag.

I ~ Ham- IHarn-

m e n g e stoff Phenol in gr i corn ] i n gr

I i

1 181

2 170

3 176

Eingabe yon 1,0 gr Benzol u. 20,0 gr

Alkohol.

4 197

5 271

6 250

7 270

8 290

9 192

16,62 16,42 15,30

Bemerkungen.

Im Mittel an d. 3 Tagen vor Benzol- u. Alkohol- eing. 16,28 gr Harnstoff.

Im Mittel an den 3 Benzol- u. Alkoholtagen

15,74 gr Harnstoff.

O,0015 in den ersten 9 St.

15,53 ~ 0,0172 ill den f01g. 158L 19,70 0,0544 I2,09

15,83 - - ~ Im Mittel an den 3 16,48 - - \ Benzol- u. Alkoholtagen 17,38 - - t 16,58 gr ttarnstoff.

0,0731 gr Phenol naeh 1,0 gr Benzol.

Am Morgen des Tages vor Benzolinjeetion war die Temperutur des Hundes ~ 38,6 o. Eine halbe Stunde naeh Benzol- und Aleoholinjeetion 38,7 o.

6 Stunden sp[iter 37,8 o. Abends 6 Uhr 37,7 ~ Am Morgen des 5. Versuchs- rages 38,1 o. 12 Uhr Mittags 38,9 ~ 6 Uhr Abends 39,4 o. Am 6. Versuchstage Morgens war die Temperatur ~ 38,40 und der Hund erholt.

Ueberblickt man die erhaltenen Zahlen, so zeigt sich zun~ehst, dass die Menge des ausgesehiedenen Phenols fast genau die gleiche ist als im vorigen Versuche und also ebenfalls um die HNfte gegen die im gesunden Zustande gebildete vermindert. An dem Tage, we der Hund Benzol und Alcohol erhielt, ist die Harn- stoffausseheidung genau die gleiche wie am vorherigen - - 15,5 gr gegen 15,3 gr. - - Ein Einfluss des Alcohols auf die Eiweisszer- setzung ist hier nieht zu finden. Erst am 2. Tage naeh Alcohol finden wir eine erhebliehe Harnstoffzunahme, dafUr aber am 3.

Tage einen ebenso grossen Abfall, so dass das Mittel aus diesen zwei Tagen genau die normale Quantit~t = 15,89 gr betr~gt. Be- r/icksichtigt man jedoeh, dass das Mittel aus den drei Tagen vor der Aleoholeingabe 16,28 gr, das Mittel an den drei Aleoholtagen 15,74 gr und den darauf folgenden drei Tagen 16,58 g r i s t und ferner, dass die Harnstoffausseheidung tiberhaupt ein wenig zu- nehmend ist, so kann man immerhin einen Einfluss des Alcohols auf die Harnstoffausscheidung im Sinne einer Verminderung her- ausfinden. -- D i e s e r V e r s u c h z e i g t a b e r d e u t l i e h , um w i e v i e l v o l l k o m m e n e r u n d e m p f i n d l i e h e r d e r E i n f l u s s e i n e r t o x i s c h w i r k e n d e n S u b s t a n z d u t c h d i e B e s t i m m u n g d e s

(9)

Ueb. d. Einftuss d. Alcohols u. des Morphiums auf d. physiol. 0xydation. 259 i m O r g a n i s m u s d i s p o n i b l e n a t o m i s t i s c h e n S a u e r s t o f f s , a l s d u r c h d i e B e s t i m m u n g s t i c k s t o f f h a l t i g e r A u s s c h e i - d u n g s p r o d u k t e r w e r d e n k a n n . W i t w e r d c n ttbrigens w e l t e r u n t e n zeigen, dass in g e w i s s e n Fallen, wo die S t i c k s t o f f - a u s s c h e i d u n g b e d e u t e n d erh~ht ist, die O x y d a t i o n e n im Organis- m u s bis a u f ein Minimum h e r a b g e d r t i c k t sind u n d d a s s folglich d a n n die v e r m e h r t e H a r n s t o f f a u s s c h e i d u n g a m a l l e r w e n i g s t e n als Zeichen erh~hten Stoffwechsels aufzufassen ist.

Wenige Tage naeh Beendigung dieses Versuehes wurde bei dem tIunde yon Neuem die naeh 1,0 gr Benzol normal ausgeschiedene Phenolmenge be- stimmt. Der Hand schied jetzt im Ganzen etwas mehr Phenol, niimlieh 071696 gr aus. Zwei Tage daraaf wurde ihm 1,0 gr Benzol injieirt and mit seiner Milch erhielt er 0,03 gr salzsaures Morphin. Die Vergiftungsersehei- nungen manifestirten sich im allgemeinen Zittern, L~hmung tier ExtremitY- ten and Schl~frigkeit. Die KSrpertemperatur wurde etwas erniedrigt. u der Eingabe des Morphiums ~ 3876 ~ eine halbe Stunde sparer 3872 ~ ll/2 Stunden sparer 38700 und 51/2 Stunden sparer 38700; es traten weder Durchf~lle noch Erbrechcn ein. Abends 6 Uhr erhielt des Thier 0,01 gr des Morphiumsalzes subeutan. Am underen Tage morgens war die Temperatur des Thieres -~- 39,7 ~ tier Hund hatte etwas schleimige Masse .erbroehen. Gegen Abend des gleichen Tages erholte er sich siehtlieh and war am dritten Tagc voll- kommen wohl. Des Phenol wurde innerhalb 48 Stunden vollstKndig ausge- schieden und dessert Menge im Yergleich zu dcm normalen merklich erhSht - - 0,2228 gr. - - Einige Tage sparer wollten wir den Versuch wiederholen.

Der Hund erhielt 1,0 gr Benzol und hierauf 0,04 gr salzsaures Morphia sub- cutan injieirt. Kurze Zeit darauf stellten sich ein: heftiges und wiederholtes Erbrechen, Durehf~lle, allgemeines Zittern des Kgrpers, L~hmung der Ex- tremit~ten and grosse Schw~che. Gegen Abend entleerte d e r I-Iund, der an heftigen Durchf~llen lift, auch seinen Harn, so class dieser Yersuch miss- lungen war. Wir haben ihn daher erst 10 Tage spEter, als des Thier siehvoll- kommen erholt hatte, mit einer kleineren Morphiumdose wiedcrholt. Nachdem morgens 9 Uhr die Temperatur des Thieres gemessen wurde, erhielt er 1,0 gr Benzol und hierauf 0,03 gr salzsaures Morphin, beides subcutan. Die Ver- giftungssymptome waren ebenso heftig wie in dem misslungenen Versuche

--allgemeines Zittern, grosse MuskelschwKehe, Durehfall und zwei Tage lang wKhrendes hEufigcs Erbrechen ~ aueh jetzt wurde die KSrpertempera- tar in Folge des Morphiums hcrabgesetzt. Vor tier Injection ~ 38790 fiel sie 1/2 Stunde sp~ter anf 38,507 8 Stunden sparer auf 37,6 o. Am anderen Morgen 88:60. Gllieklieher Weise ist kein Tropfea des Hams verloren gegangen.

Den ersteu erhielten wit erst nach 30 Stunden und darin 071779 gr Phenol.

Dcr Harn yon den folgenden 18 Stnnden enthielt noch 0,0352 gr7 der spKtere enthielt nieht mehr wKgbare Spuren yon Phenol. Der Einfluss des Mor- phiums auf die 0xydation des Benzol veranschaulieht die folgende Tabelle.

E. Pllfiger, Archly if, Physiologie. Bd. X X X I I I . 1~

(10)

260 N. Simanowsky und C. Sehoumoff:

Phenol naeh 1,0gr Benzol.

Normal. nach 0,04 gr salzsauren nach 0,03 gr salzsauren

Morphium. Morphium.

in den ersten in den ersten in den ers~en 0,1779gr 9,4 Stunden 0,0565 gr 24 Stunden 0,18~16 gr 30 Stunden

in den folgd. 0,1131 in den folgd, j in den folgd. 0,0352 ,, 60 Stunden " 24 Stunden 0,0.B82 ,, 18 Stunden

Total 0,1696 ,, Total 0,2228 ,, I Total 0,2131 ,, Wit haben sehliesslich aueh am Menschen einen Versuch an- gestellt, aus welehem in ausgezeichneter Weise die Verminderung"

des im Organismus disponiblen Sauerstoffes in Folge des Alcohols hervorgeht. Herr Dr. S., 27[Jahre alt, yon mittlerem K~rperbau, 71,2 kg schwer, und an alcoholisehe Getr~nke nicht gewShnt, hatte die Freundlichkeit an sieh selbst folgenden Versuch zu machen.

Nachdem eonstatirt wurde, dass sein tlarn normalerweise kein Phenol enthielt, nahm er genan 2:0 gr Benzol in Gelatine-Capseln zu sick. Der hierauf in den ersten 9 Stunden entleerte Harn ent- hielt 0,4745 gr Phenol, der in den folgenden 15 Stunden 0,2508 gr, der in den n~chsten 24 Stunden 0~0604 gr and der yore 3. Tage 0,0348 gr. Im Ganzen warden nach 2,0 gr Benzole 0,8205 gr Phenol ausgesehieden. Wahrend der Zeit nahm er keille alcoholi- sehen Getrlinke zu sich. 5 T~ge sp~ter nahm er wiederum 2,0 gr Benzol ein and hierauf 150 gr alcohol, absolut, in Form yon Cog- nac in drei gleichen Dosen innerhalb 6 Stunden, also etwas mehr als 2,0 gr per Kilo KSrpergewicht. Der Effekt dieser Alcoholdose ant unsere Versuchsperson kann knrz als ,,Ransch mittleren Gra- des" bezeiehnet werden, der mit einem l~/esttindigen Schlaf nnd etwas Kopfschmerzen endigte. Die Temperatnr vor der Alcohol- einnahme war -~ 37,4 ~ Eine Stunde sp~ter 36,5~ 3 Stnnden spater 36~3 ~ 7 Stunden sp~tter 36,7 ~ Am n~ichsten Morgen war die Temperatnr normal nnd Dr. S. ganz wohl. Die Phenolaus- seheidung nnter dem Einfluss~ des Alcohols im Vergleich zu der normalen zeigte folgende Zusammenstellung:

(11)

Ueb. d. Einfluss d. Alcohols u. des Morphiums auf d. physiol. 0xydation. 261 Phenol nach 2,0gr Benzol.

~qaeh 2,0 gr Alkohol Normal. per Kilo

K5rpergewieht.

gr gr

In den ersten 9 St.

, , folgd. 15 ,, :, , 2. 24 ,

, ,, 3 . 2 3 ,

Total

0,4745 0,2508 0,060~

0,0348 0,8205

0,0761 0,1667 0,0565

o, o3os

0,3301

Wie aus diesen Zahlen hervorgeht, ist nach Einnahme yon Alcohol in diesem Falle die Menge des zur Verbrennung" anderer Bestandtheile der Zellen disponiblen atomistisehen Sauerstoffs nm das 2,6f ache vermindert und die gr~sste Verminderung findet un- mittelbar naeh Einnahme yon Alcohol statt, da schon in den nachsten 24 Stunden, sowie am dritten Tage die Mengen des aus- gesehiedenen Phenols nahezu die gleichen wie normal sind. Eine so normalerweise starke Abnahme des atomistisehen Sauerstoffs in den Geweben wird unter den untersuchten patholog'isehen F~llen 1) beim Menschen nut dutch die bei Leukamie tibertroffen, allerdings ist sic hier sehr rasch vortibergehend.

Aus alien unseren Versuchen geht hervor, class je nach der Thierspeeies, Individualit~t und den Alcoholdosen die oxydirte Menge der nur dutch atomistischen Sauerstoff in den Geweben verbrennbaren Substanzen, in Folge yon Alcohol um 50--75% ver- ringert werden kann. Wit glauben nieht zu irren, wenn wir be- haupten, dass diese Verminderung in erster Linie die Fette, so- dann aber auch die Kohlehydrate resp. ihre Spaltungsprodukte trifft. :Naeh den Versuehen yon xNeneki und S i e b e r werden Fettsauren in alkaliseher LSsung bei der Bruttemperatnr durch molekularen Sauerstoff fast gar nicht, Dextrose nnr unvollstandig oxydirt; abet auch die Eiweisszersetzung wird, wenn nieht immer und nicht in gleich hohem Grade dutch Aleoholgenuss herabge- setzt. Dies geht namentlich aus den Versuehen yon L. R i e s s hervor. Dass grosse Aleoholdosen sowohl die Kohlensaure als aueh die Stiekstoffausseheidung erh~hen ist naeh unserer Ansieht nieht

1) Vgl. N e n c k i u. S i e b e r , 1. c. Io. 354.

(12)

362 N. S i m u n o w s k y und C. S c h o u m o f f :

die Folge einer gesteigerten Oxydation, sondern eher eines ganz entgegengesetzten Prozesses. Naeh den Versuehen yon N e n e k i und S i e b e r oxydiren m~t Phosphor vergiftete Thiere nahezu gar kein Benzol mehr, wghrend nach den ttbereinstimmenden Angaben yon Storehl), Bauer2), C a z e n e n v e S ) , sowie F r a e n k e l und F. R S h m a n n ~) die Stiekstoff- resp. ttarnstoffausseheidung dabei merklich vermehrt ist. Ebenso gelangte F r a e n k e l 5) auf Grund seiner Untersuchung zu dem Resultat, dass tiberall da, wo die Bedingungen fitr eine ungeniigende Sauerstoffzufuhr zu den Ge- weben gegeben sind, wie z. B. bei ktinstlieher Verengung der Respirationswege, die Eiweisszersetzung im thierisehen Organismus eine Steigerung erf~hrt. Wir haben den Versuch F r a e n k e l ' s wiederholt nnd, wie zu erwarten war, gefunden, dass bei kUnst- licher Behinderung der Respiration die Oxydation des Benzols im Organismus bis t~uf 1/3 des Normalen herabgedriickt wird. Das Kaninehen, 2580 gr schwer, das uns zu den Versuehen mit Alco- hol diente und das normalerweise in 2 Bestimmungen nach 1,0 gr Benzol 0,284 und 0,248 gr Phenol ausgesehieden hatte, erhielt Morgens 9 Uhr 1,0 gr Benzol, worauf ihm dureh meehanische Com- pression der Trachea bis zu heffiger Dyspnoe wiihrend der 9 Tagesstunden die Respiration behindert wurde. Der in den ersten 24 Stunden erhaltene Harn enthielt 0,0688 gr, der am folgenden Tage erhaltene 0,0077 gr Phenol, der splitere ttarn war phenolfrei. Im Ganzen also naeh 1,0 gr Benzol n u r 0,0765 gr P h e n o l .

Die vermehrte Harnstoffausscheidung bei verhinderter Re- spiration naeh Phosphorvergiffung und jedenfalls aueh naeh gros- sen Aleoholdosen ist nieht etwa Folge gesteigerter Oxydation, denn wie unsere Versuehe zeigen wird in solehen Fi~llen die Oxy- dation des Benzols sehr herabgesetzt, sondern sic ist hSehst wahr- seheinlieh die Folge des Absterbens des protoplasmatisehen Ei- weisses. Die Wirkung des Alcohols ist hier dieselbe wie die des Aethers oder Chloroforms, welche Triibungen und Gerinnungen in dem Protoplasma der Gewebe hervorrufen. Aus Obigem ist aueh

1) Den acute Phosphorforvergif%ning etc. Kopenhagen 1865.

2) M a l y ' s Jahresberieh%, Bd. 1, p. 280.

3) Ibid. Bd. 9, p. 147.

4) Ibid. Bd. I0, p. 423.

5) Ibid. Bd. 6, p. 245, Bd. 7, p. 249.

(13)

Ueb. d. Einfluss d. Alcohols u. des Morphiums auf d. physiol. Oxydation. 263

ersichtlich, dass in solchen Fallen die gesteigerto Harnstoffaus- scheidung durchaus nicht als Maass intensiverer Oxydation ange- sehon werdon kann.

Die stark horabgosetzte Oxydation des Benzols im Organis- mus schon nach miissigen Alcoholdosen ist das Resultat yon min- dostens zwci verschiedoncn Vorgangon. Die eine Wirkung des Alcohols ist ~hnlich wie die des Aethers eine, die normalen Vor- g~inge im Protoplasma hcmmende, rosp. die Erregbarkeit dessel- ben direct lahmendo. So bcobachtete z. B. S. D a n i o l ) , dass bei Hunden, die dutch Verletzung dot Hirnrinde kiinstlich epilep- tisch gomaoht wurden, die epilcptischen Anf~ille sofort aufhih'ten, als man ihnen 1--2 gr Alcohol per Kilo KSrpergewioht in 45%

Liisung in die Blutbahn injicirte. Die zweite Ursaohe dot die Oxy- dation des Benzols herabsetzenden Wirkung des Alcohols liogt darin~

dass Alcohol selbst in den Gewebon verbrannt wird 2) und folglich proportional zu dessen aufgenommener Menge entspreohend viol des in den Gewebon entstandenen atomistischen Sauerstoffs absorbirt, wodurch nattirlioh weniger davon zur Verbrennung andcrer~ im Zellinhalt befindlicher Materien disponibel wird. In diesem Sinne ist Alcohol ein Nahrungsstoff und so erkNrt sich die bedeutende Fottansammlung bei den Potatoron trotz bestehonden Appetit- Mangels und Katarrhs in den Verdauungswegon.

Morphium in den yon uns angowandten Dosen orhSht die Oxydation in den Gowebon. Diose Thatsache ist in Uebereinstim- mung mit dot Beobaohtung yon C. A. EwaldS), weloher fand, dass Hunde, welche in starker Morphiumnarkose sich befinden, einen bis auf die H}ilfto verringerten Sauorstoffgehalt des Blutes haben, wlihrend der Kohlensiiuregehalt unverlindert odor sogar etwas gesteigert ist. Es scheint uns jedooh zweckmiissiger, erst dann auf diese intorossante Thatsacho nigher einzugohen, worm der Einfiuss auoh anderer Alkaloide, some giftig resp. sauerstoffver- drlingend wirkondor Gase auf den Verlauf der Oxydation in den Geweben erforsoht sein wird.

1) CompS. rend. T. 94, p. 1437.

2) Durch wiederholte fractionirte Destillation konnten wir uus dem Harne unserer Yersuchsperson und des Hundes mittelst Pottasche keinen Alcohol absoheiden, wohl aber waren Spurcn davon durch die Jodoform- reaction naohwoisbar.

3) Archly fiir Anat. u. Physiol. Bd. 3. 1876.

(14)

264 M. S c h i f f :

N a e h s c h r i f t .

Erst nach Absendung" unserer Arbeit zum Drucke (im Sep- tember 1883)sind uns die im Bande 32 dieses A r c h i v ' s ver- (iffentlichten Arbeiten yon Dr. G u i d o B o d l i i n d e r : ,,Ueber die Ausscheidung aufgenommenen Weingeistes ans dem KSrper", so- wie die yon J. W o l f e r s : ,,Ueber den Einfiuss des Alcohols auf den thierischen Organismus", zugekommen. Der Ausspruch W o l f e r s ,,es sei unrichtig, dem Alcohol eine die Oxydationsprozesse herab- setzende Kraft zuzuschrciben" ist nach unserer Ansicht nicht zu- treffend. Denn zweifellos werden dureh die Anh:~iufung des Alco- hols in den Gcweben und den zur Oxydation desselben n~ithigen Sauerstoffverbrauch die andercn normalen Bestandtheile dcr Zellen, die sonst der Oxydation unterliegen, nicht verbrannt. W o l f e r s findet selbst, dass nach g'rossen Alcoholdoscn, welche eine deut- liche Narkose des Thieres zur Folge haben~ eine Verminderung des Sauerstoffvcrbrauehes stattfindet. Auch die Art wie der Al- cohol dem Organismus einverleibt wird, scheint nach den Versuchen W o l f e r s , was er iibrigens nicht berticksichtigt, den rcspirato-

~'ischen Gaswechsel zu beeinflussen. So finden wir in seiner Ta- belle S. 276, dass iiberall da, wo Alcohol nieht in die Vene, sondcrn in den Magen injicirt wurde, die Kohlensiiureausscheidung wiihrend und naeh der Injection vermindert ist, was jedcnfalls nicht zu Gunsten ciner gestcigerten Oxydation spricht.

E i n n e u e r V e r s u c h a n d e r e r r e g b a r e n Z o n e d e r H i r n r i n d e .

Von M. S e h i f f

in Genfl

In No. 18 yon M e n d e l s ncurolog. Centralblatt befindet sich einc Mittheilung" yon B e c h t e r e w fiber die Lokalisation der Haut- sensibilitiit in den Grosshirnhemisphliren.

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