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Predigt beim Festgottesdienst zur Priesterweihe von H. Hermann Josef Hehenberger in der Pfarrkirche Aigen im Mühlkreis

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Ein Priester soll Zeuge Christi sein

Predigt beim Festgottesdienst zur Priesterweihe von H. Hermann Josef Hehenberger OPraem

20. September 2020, Pfarrkirche Aigen im Mühlkreis

Mission statement

Unternehmen, Schulen, Organisationen entwickeln ein Leitbild. Dabei geht es um grundsätz- liche Strategien: Was wollen wir? Was sind unsere Ziele? Wozu sind wir eigentlich da? Wozu sind wir gut? Was ist Sinn und Zweck unserer Organisation? Vielleicht auch: Was ist unser Spezifikum? Richtig gestaltete Mission Statements dienen als Filter, um zu unterscheiden, was wichtig ist und was nicht, sind aufmerksam für die Märkte und sollen die innere und äußere Ausrichtung der Organisation profilieren. Es ist wie ein Ziel für das, was das Unternehmen für die Welt tun möchte.

Was auf Englisch modern ist, lässt sich auf Deutsch und noch dazu im kirchlichen Rahmen nicht so leicht sagen. – Jeder Christ, jede Christin ist eine Mission, so schreibt Papst Franzis- kus in Evangelii Gaudium: „Die Mission im Herzen des Volkes ist nicht ein Teil meines Lebens oder ein Schmuck, den ich auch wegnehmen kann; sie ist kein Anhang oder ein zusätzlicher Belang des Lebens. Sie ist etwas, das ich nicht aus meinem Sein ausreißen kann, außer ich will mich zerstören. Ich bin eine Mission auf dieser Erde, und ihretwegen bin ich auf dieser Welt. Man muss erkennen, dass man selber „gebrandmarkt” ist für diese Mission, Licht zu bringen, zu segnen, zu beleben, aufzurichten, zu heilen, zu befreien. (EG 273)

Repräsentation

Zum Priester erwählt, geweiht und gesendet zu sein, das ist nicht einfach ein Ideal. Es gibt ja die Destruktivität von Idealen (Horst Eberhard Richter)! Der ideale Priester?! Er hat meist auch eine andere, eine dunkle Seite, eine recht menschliche, allzu menschliche Seite.

Kirche lebt von der Gabe des Evangeliums her, von der Eucharistie als Selbstgabe Jesu. Fatal wäre es, wenn Kirche sich selbst produzieren müsste oder wenn Kirche der Selbstinszenierung und Selbstdarstellung der Menschen dienen müsste. Das würde auf der Ebene narzisstischer Bestätigung und Bespiegelung festhalten, wäre aber weder ein wirklicher Bund zwischen Gott und Mensch noch die Transformation bzw. Verwandlung von Leid, Unrecht und Bösem. Kirchliches Tun und Handeln ist ein Vollbringen dessen, was uns geschenkt ist, was vorgegeben ist und vorgegeben wird. Glaube und Liebe lassen sich erzwingen, nicht produzieren und nicht herstellen. Sakramentales Handeln ist ein darstellendes, kein herstellendes Tun!

Das sakramentale Amt gehört zur Kirche, weil diese kein Verein ist, der aus spirituellen Selbst- versorgern besteht, sondern weil sie eine Gemeinschaft von Menschen ist, die von Christus beschenkt sind. Keiner kann ein Eigenbrötler sein. Niemand tauft sich selbst, sondern die Zu- sage, Kind Gottes zu sein, erhalten wir durch Christus, übermittelt durch seine Beauftragten.

Wir sprechen uns nicht selber von unseren Sünden los, sondern es wird uns im Namen Christi zugesprochen. Bei der Feier der Eucharistie greifen wir nicht selbst zu wie im Selbstbedie- nungsladen, sondern wir lassen uns bedienen und empfangen aus der Hand der „Minister“

und „Ministranten“.

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Damit jemand diesen Dienst im Geist Jesu Christi ausüben kann, muss er lernen, sich selbst zurückzunehmen wie Johannes der Täufer: Er muss wachsen, ich aber abnehmen. Eine der schwierigsten Übungen. Um Jesus Christus zu re-präsentieren, ihn gegenwärtig zu machen, ihn als Geschenk weiterzugeben, muss man sich mit ihm vertraut machen. Nur so kann man transparenter für ihn werden. Das sakramentale Amt gehört zur Kirche, weil diese kein Verein ist, der aus spirituellen Selbstversorgern besteht, sondern weil sie eine Gemeinschaft von Menschen ist, die von Christus beschenkt sind. Keiner kann ein Eigenbrötler sein.

In persona Christi

Ein Priester soll Zeuge Christi sein. In der Etymologie des Wortes „zeugen“ stecken diese drei Worte: Erstens zeigen, im Sinne des Zeigefingers und der Wegweisung. Wenn zum Beispiel Eltern ihren Kindern den Weg zum Leben und auch zum Glauben weisen, dann ist das missionarisch. Zweitens ziehen, im Sinne von mitnehmen. Die meisten von uns sind zum Glauben und zur Kirche gekommen, weil andere sie mitgenommen haben – seien es Eltern, Großeltern, Freunde oder auch Ehepartner, was ich inzwischen häufiger erlebe. Und drittens Zeugen, im Sinne eines schöpferischen Tuns. Aber nicht im Sinne des Machens! Den Glauben oder eine echte Gemeinschaft kann ich nicht „machen“, ich kann lediglich schöpferisch mittun.

Darum geht es bei der Mission: Mitwirken am Werk der Erlösung.

Tragende Verbindungen

Um die Lebensfreude im Herzen zu bewahren ist es nötig, diese beiden tragenden Verbindungen unserer Identität nicht zu vernachlässigen: Die erste Verbindung ist die mit Christus. „Bleibt in mir und ich bleibe in euch. … denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen“ (Joh 15,4-5). Gott ist ja kein bloßer moralischer Imperator; Glaube und Sakramente lassen sich nicht auf asketische Peitschenknallerei oder auf ethische bzw.

politische Kommandos reduzieren. Leben in der Spur Jesu ist nicht primär Vergatterung oder Befehl, sondern Geschenk. Das ist der kategorische Indikativ des christlichen Glaubens (1 Joh 4,1; 2 Kor 1,20), der in der Liturgie dargestellt wird. Liturgie ist primär dankbare Annahme und Feier der Selbstmitteilung Gottes und der Erlösung durch Jesus Christus. In der Liturgie wird das Vorweg der Gnade Gottes, die Initiative Gottes in der Erlösung anerkannt und gefeiert.1 Die zweite tragende Verbindung ist der Aufbau und die Unterhaltung der Bande mit dem Volk Gottes, mit der Gemeinschaft. – In den letzten Wochen war oft die Rede von Isolation und Quarantäne. Bei den Schlüsseln für das Himmelreich geht es das gerade Gegenteil von Isolation. Und noch weniger dürfen wir uns in geschlossene und elitäre Gruppen zurückziehen, die sich vielleicht selbst bemitleiden. Das erstickt oder vergiftet am Ende den Geist.

Das Programm augustinischen Klosterlebens ist kurz und treffend im Anfangssatz der Regel ausgedrückt: „Das erste Ziel eures gemeinschaftlichen Lebens ist, in Eintracht zusammenzu- wohnen und ein Herz und eine Seele in Gott zu haben.“2 Es geht Augustinus um die Verwirk- lichung einer heiligen, in Gott gegründeten Gemeinschaft. Als Vorbild schwebt Augustinus die Güter- und Liebesgemeinschaft der ersten Christen in Jerusalem vor Augen.

1 Vgl. dazu Kurt Koch, Leben erspüren – Glauben feiern. Sakramente und Liturgie in unserer Zeit, Freiburg i. B.

1999, 65.

2 Die Regel des heiligen Augustinus 1, in: Hans Urs von Balthasar (Hg.), Die großen Ordensregeln, Einsiedeln 1974, 161.

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Die konkrete Kirche, unsere Ordensgemeinschaften sind wie die Urgemeinde und die ersten Gemeinden des Paulus nicht eine Gemeinschaft von ausschließlich Gesunden und Reifen, sondern eine höchst gemischte Gesellschaft. So sind auch die real existierenden Gemein- schaften kein idealistisches Paradies. Ich sage den Prämonstratensern ein großes Vergelt’s Gott für ihr Gebet, für ihr Zeugnis des Glaubens und der Gemeinschaft, für ihr Wirken in der Kirche und in der Gesellschaft.

Spürsinn dafür, neue Wege zu finden

„Es kann vorkommen, dass an einem bestimmten Ort die in der Pastoral Tätigen für die anstehenden Probleme sehr unterschiedliche Lösungen für naheliegend halten und deshalb scheinbar entgegengesetzte kirchliche Herangehensweisen befürworten. In solch einem Fall ist es wahrscheinlich, dass die wahre Antwort auf die Herausforderungen der Evangelisierung darin besteht, beide Lösungsansätze zu überwinden und andere, vielleicht ungeahnte, bessere Wege zu finden. Der Konflikt wird auf einer höheren Ebene überwunden, wo sich jede der beiden Seiten mit der jeweils anderen zu etwas Neuem verbindet, aber dennoch sich selbst treu bleibt. Andernfalls verstricken wir uns im Konflikt, verlieren wir die Perspektive, unsere Horizonte werden kleiner, und die Wirklichkeit selbst zerbröckelt. … Wahre Lösungen werden nie dadurch erreicht, dass man sich vor konkreten Anforderungen drückt oder die Schuld woanders sucht. Im Gegenteil, der Ausweg wird durch ein „Überfließen“ gefunden, indem man über die Dialektik, die die Sicht begrenzt, hinausgeht, um das Größere zu erkennen, das Gott uns schenken will. … Ähnlich fordert uns Amazonien in diesem Moment der Geschichte heraus, begrenzte Perspektiven und pragmatische Lösungen, die bei Teilaspekten der großen Herausforderungen stehen bleiben, zu überwinden, um nach breiter angelegten und kühneren Wegen der Inkulturation zu suchen.“3

+ Manfred Scheuer Bischof von Linz

3 Papst Franziskus, Querida Amazonia. Nachsynodales Apostolisches Schreiben an das Volk Gottes und an alle Menschen guten Willens Nr. 104, in: https://www.vaticannews.va/de/papst/news/2020-02/exhortation-querida- amazonia-papst-franziskus-synode-wortlaut.html

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