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[Rezension zu:] Schmideler, Sebastian (Hrsg.): Wissensvermittlung in der Kinder- und Jugendliteratur der DDR. Themen, Formen, Strukturen, Illustrationen. Göttingen: V & R Unipress, 2017. 454 S.

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Academic year: 2022

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Jahrbuch der GKJF2018

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rezensionen 184 anhand zahlreicher Buchbeispiele und ausgewähl-

ter Illustrationen und kann damit sehr gut nach- vollzogen werden. Im Bezug auf die Gesamtheit obliegt es vorrangig den Lesenden, einen roten Faden zu generieren beziehungsweise diesen immer wieder aufzunehmen. Wird zu Beginn erwähnt, dass Bilderbucherzählungen Konstruk- tionsgesetzen folgen und jene in Kategorien zu erfassen seien, so wird im Weiteren festgestellt, dass »für das Medium Bilderbuch keine formal- ästhetischen Regeln des Narrativen in Form einer

›Grammatik‹ festgelegt werden« (70) können und daher die Notwendigkeit eines Methodenpluralis- mus besteht. Thematisiert Oetken die bildkünstle- rische und literarische Öffnung des Bilderbuches, begegnet sie dieser mit selbigen Mitteln: einer spezifiziert weitläufigen Betrachtung. Vor diesem Hintergrund erscheint die Habilitationsschrift für einen Expertenblick empfehlenswert, auch für Kenner der integrierten kinderliterarischen Ver- öffentlichungen ist sie durch das Schaffen neuer Blickwinkel auf ausgewählte Aspekte lesenswert.

Hinzu kommt ein Gefühl für die Vielfalt des Bilder- buches und seiner Betrachtungsmöglichkeiten; die Zusammenführung dient im Sinne einer kumulati- ven Habilitation mehr einer Sammlung denn einer linearen Aufschlüsselung. Dabei ist es lohnens- wert, sich durch einen Blick in das aussagekräf- tige Inhaltsverzeichnis leiten zu lassen und nach Interesse auszuwählen. Auf diese Weise lässt sich an das der Veröffentlichung vorangestellte, sich auf das weite Meer beziehende Zitat anknüpfen, denn im Meer (der Habilitation) ist es möglich, ein- und abtauchen; man kann erfrischt, geklärt und getragen werden und sich mitunter darin ebenso verlieren und untergehen. Der Titel wird damit weniger der suggerierten globalen Betrachtung gerecht, wie Bilderbücher erzählen, sondern zeigt vielschichtige Möglichkeiten auf, wie Bilderbücher erzählen können.

katharina egerer

Schmideler, Sebastian (Hrsg.): Wissensvermittlung in der Kinder- und Jugendliteratur der DDR.

Themen, Formen, Strukturen, Illustrationen.

Göttingen: V & R Unipress, 2017. 454 S.

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er mit 120 Abbildungen reich illustrierte Sam- melband greift ein Themengebiet auf, das von der Forschung bisher etwas nachlässig behandelt wurde. Die Kinder- und Jugendliteratur der DDR ist bereits seit langer Zeit in den Fokus der For- schung gerückt (z. B. Richter, Karin: Die erzählende Kinder- und Jugendliteratur der DDR, 2016; Roeder, Caroline: Phantastisches Leseland. Die Entwicklung phantastischer Kinderliteratur der DDR [...], 2006;

Havekost, Hermann / Langenhahn, Sandra / Wicklein, Anne (Hrsg.): Helden nach Plan? Kinder- und Jugendliteratur der DDR zwischen Wagnis und Zensur, 1993; Thiel, Bernd-Jürgen: Die realistische Kindergeschichte in der Bundesrepublik Deutsch- land und in der Deutschen Demokratischen Repu- blik, 1979). Mit Schmidelers Buch offenbart sich jedoch ein Bereich, der noch viel Raum für sich anschließende Forschungen beinhaltet. Dement- sprechend deckt der Band auch ein breites The- menspektrum ab, das in fünf Teilen sowie einer vorgeschalteten Einführung des Herausgebers achtzehn Beiträge präsentiert, die sich dem Thema aus unterschiedlichen Perspektiven annähern. Da-

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rezensionen 185 bei werden in den »verschiedenen Abschnitten [...]

spezielle Einzelfragen, die sich zum Gegenstand der kinder- und jugendliteraturwissenschaftlichen Analyse von Sachbüchern ergeben, exemplarisch in Einzelbeiträgen thematisiert und an zahlreichen Beispielen aus der Kinder- und Jugendsachbuch- produktion der DDR erörtert« (9).

Die ersten Beiträge liefern die Grundlagen für die folgenden Analysen. Sowohl der Herausgeber, der neben der Einführung und einem Beitrag im Teil

»Grundlagen« noch zwei weitere Beiträge verfasst hat und so seine umfassende Kenntnis über das Themengebiet demonstriert, als auch Reiner Neu- bert widmen sich in ihren Beiträgen dem Sachbuch bzw. der Sachliteratur der Kinder- und Jugendlite- ratur in der DDR.

Es folgen Beiträge zu den »Themen« – so der Titel des zweiten Teils – der Sachbücher: von Reiseli- teraturen (Gina Weinkauff) über Utopien (Heidi Nenoff), die mitunter ihrer formalen Merkmale enthoben wurden, um instrumentalisiert werden zu können, bis hin zu Werken, die ökologische Aspekte in den Fokus rücken (Jana Mikota). Der Beitrag Geralde Schmidt-Dumonts stellt »einen Ausschnitt der Sachliteraturproduktion der DDR« (13) im Querschnitt dar, während Maria Becker und Maria Scholhölter ein Interview mit Maren Ahrens, der langjährigen Lektorin des MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlags, führen, in dem die Bilder- zeitschrift MOSAIK erschienen ist.

Im Abschnitt »Formen« werden Sachlexika und Sachbilderbücher unter unterschiedlichen Ge- sichtspunkten untersucht: Heterogenes Erzählen und Darstellen (Wiebke Holm), Entwicklungsge- schichten, Wandlungen und die damit verbundene adressatenspezifische Anschaulichkeit (Schmi- deler), Formenreichtum von Sachbilderbüchern in Verbindung mit der dort aufgegriffenen Um- weltthematik und der damit einhergehenden Poe- tisierung von Sachwissen (Maria Becker), Wissens- vermittlung im Spannungsfeld von Information und Propaganda (Bettina Kümmerling-Meibauer / Jörg Meibauer) sowie Sprachspielbücher und deren ideologische Nutzbarmachung (Meibauer) finden Beachtung im Rahmen dieser Analysen.

Der vierte Bereich des Sammelbandes widmet sich »Strukturen«, »die sich zwischen dem Thema der Wissensvermittlung und den (buch)gestal-

terischen formalen Merkmalen des jeweiligen Sachbuchtyps ergeben« (18). Dementsprechend stehen in den Beiträgen hybride Texte, oszillierend zwischen fiktionalen und faktualen Elementen, im Fokus. Sie untersuchen exemplarisch Texte, die als »Mischformen [...] Sachstoffe mit narrativen Strukturen« (313) verbinden (Karin Richter) oder Geschichtswissen in fiktionalen Texten vermitteln und sich zugleich »an den konkreten Vorgaben der Geschichtsdidaktik der DDR« (20) orientie- ren (André Barz) bzw. als Geschichtserzählungen im Schulunterricht eingesetzt wurden (Thomas Arnold). Der Beitrag von Schmideler setzt sich mit der Anschauungsbildung und den damit verbun- denen Visualisierungsstrategien auseinander und kommt zu dem Ergebnis, »dass [sich] visuelle und visualisierende Wissensvermittlung im Sachbuch für Kinder und Jugendliche [...] im Spannungsfeld von Anschauungsbildung und Weltanschauung bewegte« (400).

Die beiden den Sammelband beschließenden Beiträge der Rubrik »Illustrationen« sind zum einen allgemein der Illustrierung von Sachbü- chern (Andreas Bode) gewidmet, zum anderen gibt Anne Preuß einen »sehr persönlichen Einblick in Leben und Werk« (22) ihres Onkels Gerhard Preuß, seinerzeit Grafiker in der DDR und Dozent an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee.

Mit der Lektüre der informativen Beiträge zeigt sich, dass es thematische Querverbindungen gibt, die die Beiträge noch enger miteinander verzah- nen, als ohnehin durch die thematische Ausrich- tung des Sammelbandes gegeben. Zum anderen wird deutlich, wie eng Wissensvermittlung und ideologische Nutzbarmachung in Sachbüchern für Kinder und Jugendliche zusammenhängen konnten. Insgesamt bietet der Sammelband auf- grund seiner Struktur nicht nur einen gelungenen Einstieg in die Thematik – vor allem für Leser, die in diesem Themengebiet noch nicht versiert sind –, sondern bietet sich auch als Nachschlagewerk so- wie als nützliches Werk für den Einsatz in universi- tären Lehrveranstaltungen an. Nicht zuletzt ebnet der Band weiteren Forschungen den Weg.

sabine planka

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