Aus der Ferne
von Eduard Mörike
Notizen / Anmerkungen 1 Weht, o wehet, liebe Morgenwinde!
2 Tragt ein Wort der Liebe hin und wieder!
3 Er:
4 Vor der Stadt, wo du hinausgeritten, 5 Auf dem Maultier, du mit den Begleitern, 6 Stund um Stunde sitz ich dort in Trauer, 7 Wie ein scheuer Geist am hellen Tage.
8 Sie:
9 Weder Freude hab ich, die mich freute, 10 Weder Kummer, der mir naheginge, 11 Als nur jene, daß du mein gedenkest, 12 Als nur diesen, daß ich dich nicht habe.
13 Er:
14 Ist ein Stein, darauf dein Fuß getreten, 15 Fliegt ein Vogel, der vielleicht dich kennte, 16 Jedem Höckenweibe möcht ich's sagen, 17 Laut am offnen Markte könnt ich weinen.
18 Weht, o wehet, liebe Morgenwinde!
19 Tragt ein Wort der Liebe hin und wieder!
20 Er:
21 Sollt ich Trost bei den Genossen suchen?
22 Noch kein Fröhlicher hat wahr getröstet.
23 Sie:
24 Kann ich meinesgleichen mich vertrauen?
25 Halb mit Neid beklagten sie mich Arme.
26 Er:
27 In der Halle, wo sie abends trinken,
28 Sang ein hübsches Mädchen zu der Harfe;
29 Ich kam nicht zur Halle, saß alleine, 30 Wie ein kranker Sperber auf der Stange.
31 Sie:
32 Auf den Altan zogen mich die Mädchen:
33 »Komm, die schönen Jünglinge zu sehen, 34 Die vorüberziehn im Waffenschmucke.«
35 Ungern folgt ich, mit verdroßnen Augen.
36 Weht, o wehet, liebe Morgenwinde!
37 Tragt ein Wort der Liebe hin und wieder!
38 Er:
39 Die Korallenschnur von deinem Halse, 40 Die du noch zum Abschied mir gegeben, 41 Tausendmal am langen Tage drück ich, 42 Tausendmal bei Nacht sie an den Busen.
43 Sie:
44 Dieses Balsamfläschchen an der Kette, 45 Weg muß ich's von meinem Herzen
nehmen,
46 Mich befängt ein Liebeszauberschwindel, 47 Wohlgeruch der Liebe will mich töten.
48 Er:
49 Eine Nacht, ach, hielt ich dich im Anne, 50 Unter Küssen dich auf meinem Schoße;
51 Ein Jasminzweig blühte dir im Haare, 52 Kühle Lüfte kamen durch das Fenster.
53 Sie:
54 Heut im Bette, früh, es dämmert' eben,
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55 Lag ich in Gedanken an den Liebsten:
56 Unwillkürlich küßt ich, wie du küssest, 57 Meinen Arm, und mußte bitter weinen.
58 Still, o stille nun, ihr Morgenwinde!
59 Wehet morgen in der Frühe wieder!
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Autor Eduard Mörike Titel „Aus der Ferne“
Verse 59 Wörter 318
Strophen 26
Checkliste zur Analyse / Interpretation eines Gedichtes
Einleitung der Gedichtanalyse
Titel des Gedichtes, Name des Autors und Entstehungs- oder Erscheinungsjahr
Gedichtart (Sonett, Ode, Haiku, Ballade, Hymne usw.)
Thema des Gedichtes (Liebesgedicht, Naturgedicht, Krieg usw.)
zeitliche Einordnung / Literaturepoche benennen
kurze Beschreibung des Gedichtes
Absicht des Gedichtes
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Hauptteil der Gedichtanalyse
Inhalt
Thema des Gedichts
Was beschreibt das Gedicht (Erlebnis, Jahreszeit oder eine bestimmte Zeit)?
Zusammenhang zwischen Titel und Gedicht
Lyrisches Ich - Wer spricht im Gedicht? Woran erkennt man das?
Hauptteil der Gedichtanalyse
Aufbau
Verse und Strophen
Reimschema (Kreuzreim, Paarreim, umarmender Reim, Haufenreim, verschränkter Reim, Schweifreim etc.)
Gibt es ein Versmaß? Versmaß (Metrum) bestimmen.
Kadenz: Wie sind die Endsilben im Gedicht?
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Hauptteil der Gedichtanalyse
Sprache
Auffälligkeiten der Sprache (Werden beispielsweise viele Adjektive, nur Substantive, Vokale etc. verwendet?)
Wie spricht das lyrische Ich (traurig oder fröhlich)?
Benenne die Stilmittel und Reimformen, die zum Einsatz kommen.
Satzbau: Parataktischer & hypotaktischer Satzbau
Welche Zeitform wird genutzt (Präsens, Präteritum, Futur)?
Hauptteil der Gedichtanalyse
Gedichtinterpretation
Was bewirken die Ergebnisse der vorangegangenen Analyse?
Welche Stimmung ruft die Sprache in uns hervor?
Gibt es einen Zusammenhang zwischen Inhalt und Funktion?
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Schlussteil
Gedichtinterpretation
Intention des Gedichtes: Was will das Gedicht?
Wurde unsere Vermutung (Deutungshypothese Einleitung) darüber bestätigt?
Gibt es Fragen, die im Gedicht unbeantwortet bleiben?
Wertung: Ist das Gedicht typisch für die Epoche? Ist es charakteristisch für den Autor?
Ist das Gedicht (Form, Sprache, Inhalt, Aussage) aus heutiger Sicht noch bedeutungsvoll?
Persönliche Stellungnahme (sofern ausdrücklich verlangt)
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