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Politische Reden entwerfen und analysieren

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Academic year: 2022

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6.11 Methode: Politische Reden entwerfen und analysieren Wolfgang Sinz

Inhalt:

M1: Rede-Aufbau

• Gliederung

• Fünf-Schritt-Standardmethode

M2: Wie schreibe ich eine Redeanalyse? (YouTube) M3: Redetypen (Übersicht)

M4: Rede von Dr. Martin Luther King „Ich habe einen Traum“

• YouTube

• Text

M5: Redeanalyse: Dr. Martin Luther King – I have a dream M6: Berühmte Reden

• YouTube

• Redetexte

M7: Analyse von Merkels Pressekonferenz „Wir schaffen das!“

• YouTube

• Redetext

M8: US-Präsidentschaftswahlkampf 2016

• „Dirty Campaigns“. Kleber erklärt (YouTube)

• Wahlkampfrede Hillary Clintons im Faktencheck (YouTube)

• Wahlkampfrede Donald Trumps im Faktencheck (YouTube) M9: Donald Trumps Rede an die Nation am 31. Januar 2018

• YouTube

• Zeitungsartikel

M10: Trump im Faktencheck des BMUB

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Ideenbörse Sozialkunde/Politik Sekundarstufe, Ausgabe 44, 5/2018 3

Rede-Aufbau

So bauen Sie Ihre Reden schlüssig auf

Wie sieht die „klassische“ gute Rede aus? Auf jeden Fall ist sie gut gegliedert. Und hierfür bieten sich Ihnen diese drei Elemente an: Exposition, Redekern und Schluss!

Doch der Reihe nach.

1. Der Einstieg mit Pfiff (Exposition)

Der Einstieg nimmt maximal ein Viertel der Redezeit ein. Sie müssen nicht unbedingt den Titel nennen, es muss aber klar werden, warum Sie über ein bestimmtes Thema reden wollen und was Sie damit zu tun haben. Im ersten Teil wird das, was gesagt werden soll, angekündigt, eingekreist, interessant gemacht, problematisiert.

Gleichzeitig geschieht die Einstimmung auf das Publikum und dessen Verfassung und nicht zuletzt auf das gestellte Thema und seine Problematik. Beginnen Sie mit einem (kurzen) Beispiel, einer Schil- derung, einem Zitat, einer Anekdote, mit dem, was gerade in aller Munde ist oder Ähnlichem. Das Publikum hat oft lieb gewordene (und vielleicht falsche) Vorbehalte – und Hemmungen, eine neue Meinung anzunehmen. Sie müssen dem Zuhörer diese Hemmungen nehmen und ihn vorbereiten auf das, wovon Sie ihn überzeugen wollen. Machen Sie den Hörer geneigt, Ihnen zu folgen. Kreisen Sie das Redethema spiralartig ein, und nähern Sie sich dem Kern. Wenn Sie so zum Thema finden, folgt der nächste Punkt, der Rede Kern.

2. Redekern (Hauptteil)

Teilen Sie Ihren Gedanken in Teilziele auf. Bei einer Kurz Rede reichen drei bis vier solcher Teilziele aus. Gestalten Sie eine Dramaturgie der Rede durch Stufen:

Die Brisanz und Bedeutsamkeit der Inhalte (Teilziele) sollte sich steigern bis zum übergeordneten Höhepunkt, der Konklusion (letzte Schlussfolgerung). Schreiten Sie die einzelnen Teilziele ab wie Stationen:

a. Problembeschreibung – vielleicht durch ein knappes Beispiel veranschaulichen.

b. Gegenmeinung darlegen, dann widerlegen und dadurch Hemmungen nehmen, die Meinung zu ändern.

c. Alternativen ausmalen („Was wäre, wenn ...?“).

d. Stringenz (bündige Schlussfolgerung; sie muss dem Publikum zwingend und einleuchtend er- scheinen).

Schließen Sie also jede Station ab mit einer bündigen Schlussfolgerung, die Ihre Meinung ausdrückt.

Verhelfen Sie dem Auditorium zur Erkenntnis, bläuen Sie dem Publikum aber nicht Ihre Meinung ein.

Jeder Einzelne im Publikum muss selbst zur Akzeptanz Ihrer Meinung kommen, selbst jede Erkennt- nisstufe erklimmen.

Denn nur das, was man selbst erkennt, sieht man wirklich ein. Gestalten Sie die zusammenfassende Konklusion als übergeordnete Schlussfolgerung, in der alle Ihre bisherigen Teil-Schlussfolgerungen kulminieren.

3. Schluss (max. 1/8 der Redezeit)

Fassen Sie das Gesagte zusammen: „Wir haben erkannt, dass erstens ..., zweitens ..., drittens ...“Halten Sie die Wiederholungen möglichst knapp, jeweils nur zwei bis drei Sätze. Formulieren Sie möglichst einfach. Feuern Sie nun als Ergebnis der einzelnen Stationen entsprechende For- derungen/Appelle ab. Kleiden Sie jede Forderung/jeden Appell in eine einzige Formulierung, die nicht unbedingt ein vollständiger Satz sein muss. Ihre innere Erregung kann dabei sehr hilfreich sein; haben Sie keine Angst davor. Eine geänderte Meinung bleibt letztlich sinnlos, wenn nichts dafür unternommen wird. Einsicht und Erkenntnis allein sind nur ein erster Schritt, der wirkungs-

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Rede Typ MerkmaleEmittentAdressatGrundfunktionSprachliche MerkmalePolitische Debattenredea) Parteitags-/ Fraktions-debatten Parteifunk-tionäre / Fraktions-funktionäre Parteitagsdelegierte / Fraktionsmitglieder Beeinflussen von Abstimmungsverhalten Rücksichtsvoller Umgang mit innerparteilichen/- fraktionellen Geg-nern b) Parlamentari-sche Debatten-rede Abgeord-nete Parlamentarisches Ple-num als Resonanzboden für ein rhetorisches Ge-meinschaftserlebnis; Me-dien; Öffentlichkeit Legitimations- und Werbe-funktion; Austragen politi-scher Gegnerschaft; politi-sche Profilierung Abwertende Lexeme für politische Gegner

Regierungs-erklärung Regierungs-chef / Minis-ter Parlament; Öffentlichkeit Information über und Wer-bung für Vorhaben und Posi-tionen der Regierung Gehobener Sprachstil; Fehlen extrem bewertender Elemente über den poli-tischen Gegner; in Teilen ressortspezi-fische Fachsprache Parteitagsrede Spitzenpoli-tiker einer Partei Parteitags delegierte: Öffentlichkeit Stärkung des innerparteili-chen Zusammenhalts; Werbung für Position und Person des Redners Dominierendes Ideologievokabular. Aufwertende Lexeme für die eigene Partei; extreme Abwertung/Stigmati-sierung des politischen Gegners

Wahlkampf rede Spitzenpoli-tiker und Wahlkandi-daten einer Partei Besucher einer Wahlver-anstaltung, d. h. i. d. R. Sympathisanten des Kandidaten Mobilisierung der eigenen Anhänger und in Teilen Über-zeugung der Wähler außer-halb dieses Kreises Ideologievokabular: Aufwertung der eigenen Position bei gleichzeitiger ex-tremer Abwertung des politischen Gegners: Appelle an Wählerschaft Gedenkrede Überwie-gend Politiker/-in Spitzenposi-tionen Öffentlichkeit; Publikum einer Gedenkveranstal-tung Gemeinsames Erinnern an Vergangenes als Mahnung für Gegenwart und Zukunft Gehobener Stil als Indikator von Feierlichkeit; ethisches Vokabular; Be-züge auf gemeinsam geteilte Werte: emotionaler Sprachstil

Fernseh - an sprachen Inhaber eines staatli-chen Spit-zenamts Öffentlichkeit in Form des Fernsehpublikums Emotionale Ansprache von Gemeinschaftswerten; damit auch (zumindest indirekte) Werbung für die eigene Per-son und/oder Politik Gehobener Stil; temperierter Stimmmodus; temperierte Lautstarke; positives Emotions- und Wertevoka-bular; allgemeinverständliche Lexik statt FachspracheQuelle: eigene Darstellung nach Klein 2000: S. 748-752. / https://www.sowi-online.de/praxis/methode/politische_rede.html

Redetypen

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Ideenbörse Sozialkunde/Politik Sekundarstufe, Ausgabe 44, 5/2018 7

Rede von Dr. Martin Luther King „Ich habe einen Traum“

https://youtu.be/vP4iY1TtS3s

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Rede während des Marsches auf Washington für Arbeitsplätze und Freiheit –  28. August 1963 Washington, D.C.

Ich bin froh, mit euch hier vereint zu sein, in dem, was in die Geschichte eingehen wird, als größte Demonstration für Freiheit in der Geschichte unserer Nation.

Vor einem Jahrhundert unterschrieb ein berühmter Amerikaner, in dessen symbolischen Schat- ten wir heute stehen, die Freiheitsproklamation. Dieser bedeutungsvolle Erlass kam als heller Leitstern der Hoffnung zu Millionen von Negersklaven, die in den Flammen der vernichtenden Ungerechtigkeit versengt wurden. Er kam als ein freudiger Tagesanbruch am Ende der langen Nacht ihrer Gefangenschaft.

Aber einhundert Jahre später ist der Neger immer noch nicht frei. Einhundert Jahre später ist das Leben des Negers leider immer noch von den Fesseln der Rassentrennung und den Ketten der Diskriminierung eingeschränkt. Einhundert Jahre später lebt der Neger immer noch auf einer einsamen Insel der Armut in der Mitte eines weiten, weiten Ozeans des materiellen Wohlstan- des. Einhundert Jahre später vegetiert der Neger immer noch an den Rändern der amerikani- schen Gesellschaft dahin und befindet sich im Exil in seinem eigenen Land.

Wir sind daher heute hierhergekommen, um diesen beschämenden Zustand zu dramatisieren.

In diesem Sinn sind wir zur Hauptstadt unserer Nation gekommen, um einen Scheck einzulösen.

Als die Architekten unserer Republik die grandiosen Worte der Verfassung und der Unabhängig- keitserklärung schrieben, unterzeichneten sie einen Schuldschein, dessen Erbe jeder Amerikaner sein sollte. Dieser Schuldschein war ein Versprechen, dass allen Menschen ja, schwarzen Men- schen wie auch weißen Menschen die unveräußerlichen Rechte von Leben, Freiheit und dem Streben nach Glück garantiert wären.

Es ist heute offensichtlich, dass Amerika diesem Schuldschein nicht eingelöst hat und zwar in Hinsicht auf seine farbigen Bürger. Amerika, anstatt diese heilige Verpflichtung zu honorieren, hat den Negern einen ungedeckten Scheck gegeben, einen Scheck, der mit dem Stempel un- genügende Deckung zurückgekommen ist. Wir weigern uns aber, daran zu glauben, dass die Bank der Gerechtigkeit bankrott ist. Wir weigern uns, daran zu glauben, dass es eine ungenü- gende Deckung in den großen Tresorräumen der Gerechtigkeit dieser Nation gibt. Wir sind daher hierhergekommen, um diesen Scheck einzulösen, einen Scheck, der uns auf Verlangen die Reichtümer der Freiheit und die Sicherheit auf Gerechtigkeit gewähren wird.

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Meine Freunde, ich sage euch heute: Obwohl die Schwierigkeiten von heute und morgen vor uns stehen, habe ich noch einen Traum

ES IST EIN TRAUM, der tief verwurzelt ist im Traum Amerikas, dass sich diese Nation eines Tages erheben wird und die wahre Bedeutung seines Credos lebt: „Wir betrachten es als offen- sichtliche Wahrheit, dass alle Menschen gleich erschaffen wurden.“

ICH HABE EINEN TRAUM, dass eines Tages die Söhne von früheren Sklaven und die Söhne von früheren Sklavenhaltern auf den Red Hills von Georgia im Stande sind, sich gemeinsam am Tisch der Brüderlichkeit niederzusetzen.

ICH HABE EINEN TRAUM, dass eines Tages selbst der Staat Mississippi, ein Staat, der in der Hitze der Ungerechtigkeit und in der Hitze der Unterdrückung schmort, sich zu einer Oase der Freiheit und Gerechtigkeit wandelt.

ICH HABE EINEN TRAUM, dass meine vier kleinen Kinder eines Tages in einer Nation leben werden, in der sie nicht wegen der Hautfarbe, sondern nach dem Wesen ihres Charakters beurteilt werden.

ICH HABE EINEN TRAUM! Ich habe einen Traum, dass eines Tages unten in Alabama – mit seinen brutalen Rassisten, mit einem Gouverneur, aus dessen Mund nur Widerstand und Un- gültigmachung kommen – dass eines Tages in Alabama kleine schwarze Mädchen und Jun- gen, kleinen  weißen Mädchen und Jungen die Hände reichen als Schwestern und Brüder.

ICH HABE EINEN TRAUM. Ich habe einen Traum, dass eines Tages jedes Tal erhöht und jeder Hügel erniedrigt wird. Dass die rauen Orte eben werden und die gewundenen Orte wieder gerade, und die Herrlichkeit des Herrn soll offenbart werden und alles Menschgewordene im Fleisch soll es sehen. Dies ist unsere Hoffnung. Dies ist der Glaube, mit dem ich in den Süden zurückgehen werde.

Mit diesem Glauben werden wir den Berg der Verzweiflung behauen, einen Stein der Hoffnung.

Mit diesem Glauben werden wir gemeinsam arbeiten können, gemeinsam beten können, ge- meinsam kämpfen können, gemeinsam in das Gefängnis gehen können, um gemeinsam ei- nen Stand für Freiheit mit dem Wissen zu machen, dass wir eines Tages frei sein werden. Und dies wird der Tag sein. Dies wird der Tag sein, wenn alle Kinder Gottes mit neuer Bedeutung singen können: Mein Land, es ist über dir, süßes Land der Freiheit, über das ich singe, Land, wo mein Vater starb, Land des Pilgers Stolz, von jedem Berghang, lass die Glocken der Frei- heit läuten. Wenn Amerika eine großartige Nation sein soll, dann muss dies wahr werden.

Lass daher die Glocken der Freiheit von den wunderbaren Hügeln von New Hampshires läuten.

Lass die Glocken der Freiheit läuten von den mächtigen Bergen New Yorks. Lass die Glocken der Freiheit von den Höhen der Alleghenies in Pennsylvania läuten. Lass die Glocken von den schneebedeckten Gipfeln der Rockies in Colorado läuten. Lass die Glocken der Freiheit vom Lookout Mountain in Tennessee läuten. Lass die Glocken der Freiheit von jedem Hügel und Maulwurfshügel in Mississippi läuten. Von jedem Berghang lass die Glocken der Freiheit läuten. 

Wenn dies geschieht, und wenn wir erlauben, dass die Glocken der Freiheit läuten und wenn wir sie von jedem Dorf und jedem Weiler, von jedem Staat und jeder Stadt läuten lassen, werden wir diesen Tag schneller erleben, wenn alle Kinder Gottes, schwarzer Mann und weißer Mann, Juden und Christen, Protestanten und Katholiken Hände halten können und die Worte des alten Neger-Spirituals Endlich frei, endlich frei. Danke Gott, Allmächtiger, endlich freisingen.

(http://www.rhetorik-netz.de/rede-martin-luther-king-ich-habe-einen-traum)

Arbeitsaufträge:

1. Analysiert die Rede Kings.

2. Erläutert die drei eurer Meinung nach entscheidenden Kriterien für den durchschlagenden Erfolg die-

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Ideenbörse Sozialkunde/Politik Sekundarstufe, Ausgabe 44, 5/2018 13

Berühmte Reden

Redetext

John F. Kennedy Rede:

„Ich bin ein Berliner“

1963

Steve Jobs – Stanford University

„Bleibt hungrig, bleibt albern“

2005

Nelson Mandela

„Die Zeit für die Heilung der Wunden ist gekommen“

1994

Rede Barack Obama

„Yes we can“ – „Ja, wir schaffen das“

2008

Bundespräsident Roman Herzog Bildungs-Rede

1997

Bundeskanzlerin Merkel

„Wir schaffen das…“

Sommerpressekonferenz 2015

Gerhard Schröder Einführung der Agenda 2010

Bundestagsrede 14.3.2003

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Analyse Merkels Pressekonferenz „Wir schaffen das!“

https://youtu.be/Z7J7LTB8JGU

Sommerpressekonferenz von Bundeskanzlerin Merkel am 31. August 2015

[…] Drittens brauchen wir dann Integrationsanstrengungen, wenn die Anträge schneller bearbeitet werden, auch für diejenigen, die eine hohe Perspektive haben, hier zu bleiben, insbesondere auch Flüchtlinge aus Syrien oder aus anderen Bürgerkriegsregionen. Dann geht es darum, Lehrer zu fin- den, die Deutschunterricht geben können, die die Kinder unterrichten. Wir haben allein in Städten wie Berlin oder München mehr als 400 neue Klassen. Sie können sich vorstellen: Das geht nicht dadurch, dass man allein mit den jetzt gerade im Dienst befindlichen Lehrern arbeitet. Wir werden schnell Kurse machen müssen, wenn es um Deutschkenntnisse und um vieles andere geht. Das kann man mit dem normalen deutschen Vorgehen nicht machen. Das gilt auch für die Betreuung minder- jähriger Jugendlicher, wenn Sie alleine daran denken, dass es in München 4.000 gibt und dass eine Erzieherinnenausbildung Jahre dauert. Da müssen wir Mittel und Wege finden, auch Zwischenlösun- gen zu finden. All das muss besprochen werden.

Dann geht es natürlich um die langfristigen Wohnungs- und Arbeitsperspektiven. In jeder Erstauf- nahmeeinrichtungen – so wäre es idealerweise sinnvoll – müsste auch gleich die Bundesagentur für Arbeit sitzen. Man müsste die Qualifikationen aufnehmen. Auf diese Dinge arbeiten wir hin. Ich sage ganz einfach: Deutschland ist ein starkes Land. Das Motiv, mit dem wir an diese Dinge herangehen, muss sein: Wir haben so vieles geschafft – wir schaffen das! Wir schaffen das, und dort, wo uns etwas im Wege steht, muss es überwunden werden, muss daran gearbeitet werden. Der Bund wird alles in seiner Macht Stehende tun – zusammen mit den Ländern, zusammen mit den Kommunen –, um genau das durchzusetzen.

Es gibt dann die europäische Dimension, und hier glaube ich, dass wir schon sagen dürfen: Europa als Ganzes muss sich bewegen. Die Staaten müssen die Verantwortung für asylbegehrende Flücht- linge teilen. Die universellen Bürgerrechte waren bislang eng mit Europa und seiner Geschichte verbunden. Das ist einer der Gründungsimpulse der Europäischen Union. Versagt Europa in der Flüchtlingsfrage, geht diese enge Bindung mit den universellen Bürgerrechten kaputt. Sie wird zer- stört, und es wird nicht das Europa sein, das wir uns vorstellen, und nicht das Europa sein, das wir als Gründungsmythos auch heute weiterentwickeln müssen. […]

(https://www.bundesregierung.de/Content/DE/Mitschrift/Pressekonferenzen/2015/08/2015-08-31-pk-

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Ideenbörse Sozialkunde/Politik Sekundarstufe, Ausgabe 44, 5/2018 17

Donald Trumps Rede an die Nation am 31.1.2018

https://youtu.be/kkwr81t7UNk

Die Rede im Faktencheck. Wie Trump die Wahrheit strapaziert Von Hubertus Volmer.

US-Präsident Trump stellt in seiner „State of the Union“-Rede zahlreiche Behauptun- gen auf. Einige davon sind falsch oder zumindest problematisch. Ein Überblick.

Dass Donald Trump sich Fakten so zurechtbiegt, wie es ihm gerade passt, ist nicht ungewöhnlich.

Erst kürzlich sagte er im Interview mit dem britischen Sender ITV, die Eiskappen an Nord- und Südpol sollten schmelzen, „aber jetzt stellen sie Rekorde auf, sie sind auf einem Rekordhoch“. Früher sei von

„Erderwärmung“ gesprochen worden, aber „das funktionierte nicht so gut, denn es wurde überall zu kalt“. Daher heiße es nun „Klimawandel“. Nichts an diesen Aussagen stimmt. Der Rekord, der an den Polen gemessen wird, ist das immer stärkere Schmelzen des Eises. Natürlich wird es auch nicht kälter. Nach Angaben der US-Klimabehörde NOAA war 2017 das drittwärmste Jahr seit Beginn ent- sprechender Aufzeichnungen – auf Platz eins steht 2016, auf Platz zwei 2015.

Doch ein Gespräch mit dem britischen Fernsehen ist das eine. Etwas anderes ist ein Auftritt, an dem wochenlang von Beratern und einem ganzen Team von Redenschreibern gefeilt wurde. Die „State of the Union Address“ ist die wichtigste Rede des Jahres für US-Präsidenten. Hier die Unwahrheit zu sagen, hat eine besondere Qualität.

„Seit der Wahl haben wir 2,4 Millionen neue Jobs geschaffen, darunter allein 200.000 Arbeitsplätze in der Industrie. Enorm. Nach Jahren stagnierender Einkommen sehen wir endlich steigende Löhne.“

Die Grundaussage ist richtig: Seit der Wahl wurden 169.000 neue Jobs pro Monat in den USA ge- schaffen und die Löhne steigen. Bemerkenswert ist allerdings, dass Trump sich auf den Wahltag bezieht, um die Zahl der neuen Jobs noch zu steigern – ins Amt eingeführt wurde er schließlich erst zwei Monate später. Außerdem nimmt er eine wirtschaftliche Entwicklung für sich in Anspruch, die bereits seit Jahren anhält. In den sieben Jahren vor der Wahl von 2016 wurden monatlich 185.000 Jobs geschaffen. Und die Gehälter steigen zwar, aber weniger stark als am Ende der Amtszeit von Barack Obama. Dass die USA nach Jahren der Stagnation also „endlich“ wieder Lohnanstiege ver- zeichnen, ist falsch. Tatsächlich steigen die Löhne seit 2014. (Im vierten Quartal 2017 fielen sie sogar wieder.)

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