Die Rolle von Wildschweinkadavern in der Epidemiologie der ASP: Die drei ???
Carolina Probst, Jan Forth, Helge Kampen, Bent Knoll, Anja Globig, Esther
Evers, Imbi Nurmoja, Sandra Blome, Franz Conraths, Klaus Depner
Aktuelle Lage ASP
- Keine explosionsartige Ausbreitung nach Westen
- Kein selbsttätiges Erlöschen der Seuche
AKTUELLER STAND EUROPA:
- Derzeit hauptsächlich Wildschweine betroffen, selbsterhaltender Zyklus:
NOVUM
- Kontinuierlich neue Fälle mit relativ geringer geographischer
Ausbreitungstendenz (<5km/Jahr) - Zeckenvektoren spielen derzeit keine
Rolle
- Problematik Kadaver und geringe Kontagiosität der Erkrankung
- Endemie bei Wildschweinen: 3129 gemeldete Wildschweine;
- 239 Ausbrüche beim Hausschwein
1. Hämorrhagisches Fieber bei Schweinen mit - Niedriger Mortalität (<5%)
- Hoher Letalität (>90%)
2. Übertragung durch direkten Kontakt mit
- infizierten/ kranken/ toten Tieren - infiziertem Material (Blut, Fleisch)
3. Überlebensdauer
- in Kot bei 20°C elf Tage
- in entbeintem Fleisch mehrere Monate - in Blut bei 4°C über ein Jahr
- in gefrorenen Kadavern mehrere Jahre - In Knochen / Knochenmark?
Kadaver stellen ein Virusreservoir dar
Epidemiologie des ASP Virus
-> Welche Rolle spielen die Kadaver?
Die drei
Wie verhalten sich Wildschweine gegenüber ihren toten Artgenossen?
Welche Rolle spielen die Maden/Larven auf den Kadavern?
Welche Rolle spielt der Boden?
Welche Tierarten verwerten ihn?
Nehmen Wildschweine Kontakt auf? Falls ja:
• Wann/ unter welchen Bedingungen?
• zufällig oder zielgerichtet?
• Wer (Altersklasse)?
• Wie (knabbern, schnüffeln, zotteln, fressen)?
• Wie lange, über welchen Zeitraum?
Wie lange dauert es, bis der Kadaver verwertet ist?
Was passiert mit einem Wildschwein-
Kadaver in freier Natur?
Kadaverstudie (Okt 2015-Okt 2016)
Studiengebiet:
Frische Spuren von Wildschweinen, keine Jagdgebiete
Quelle tote Schweine: Jagd, Unfälle
Probst et al., 2017
Probst et al., 2017
Kadaver 2 – Auslage am 08.12.2015
16.12.2015 (Tag 8) 02.01.2016 (Tag 25)
12.01.2016 (Tag 35) 08.02.2016 (Tag 54)
Rapide Verwesung im Sommer
Wie oft kommen Wildschweine an die Kadaverstelle?
Probst et al., 2017
Was machen Wildschweine an der Kadaverstelle?
Probst et al., 2017
Probst et al., 2017
Probst et al., 2017
Probst et al., 2017
Probst et al., 2017
Probst et al., 2017
Zusammenfassung I
• Auswertung von >113.000 Fotos der Wildkameras
• 15 verschiedene Tierarten an den Kadavern dokumentiert, am häufigsten Raben, Bussarde, Marderhunde und Füchse
• Wildschweine aller Altersklassen kommen an den Kadaver
• Gruppengröße zwischen 1-17 Schweine
• Winter: Distanzwahrung von 1-2 Metern zu den frischen Schweinekadavern, kein Hinweis auf Kannibalismus
• Sommer: Aufnahme und Kauen von Knochen an der Kadaverstelle
• Erdboden um den Kadaver sehr interessant: intensives Wühlen
Probst et al., 2017
Welche Rolle spielen die Maden/Larven auf den Kadavern?
• Sind Fliegenlarven, die auf ASP-positiven Kadavern/Geweben wachsen und fressen, ASP-positiv?
• Falls sie positiv sind: sind sie nur äußerlich kontaminiert oder auch innerlich infiziert?
• Nehmen Wildschweine Kontakt mit den Larven auf und können sie darüber infiziert werden?
Wikipedia.de
Wikipedia.de
Photo R. Klein Photo R. Klein
Breeding of blow fly species Lucilia sericata and Calliphora vicina in BSL-2
triggering oviposition with fresh porcine liver (virus negative)
Removal of early L1 larvae and transport to BSL-3+ facilities
Breeding on ASFV-Georgia (EST-isolate), infected wild boar spleen tissue, until pupation (10 days)
Material und Methoden
Forth et al., 2017
0 dpi (larvae)
2 dpi (larvae)
4 dpi (larvae)
7 dpi (larvae)
10 dpi (pupae)
5 x unwashed x x x x
5 x washed (4 times) x x x x
5 x washer fluid 1 x x x x
5 x washer fluid 2 x x x x
Pool of ≥ 10 larvae/pupae unwashed x x x x x
Spleen tissue x x x x x
C. vicina and L. sericata
Fresh ASFV positive spleen tissue was added at 0, 2, 4 and 7 dpi Samples were stored at -80°C prior to analysis
Proben
Forth et al., 2017
0 dpi 2 dpi 4 dpi 7 dpi 10 dpi Spleen tissue control
(without larvae) 1 x 105 TCID50 3 x 102 TCID50 3 x 102 TCID50 5 x 101 TCID50 N/A
LS CV LS CV LS CV LS CV LS CV
Spleen tissue control 1 x 105 TCID50 - - - - - - N/A
3 larvae/pupae unwashed - - - - - - - - - -
3 larvae/pupae washed
4 times - - - - - - - - - -
3 x larvae washer fluids
1 and 2 - - - - - - - - - -
3 x pupae washer fluids 1 and 2
Pool of 10 larvae (7 dpi) - - - - - - - - - -
Larvae + spleen tissue
(positive control) 1 x 104 TCID50 1 x 103 TCID50
LS: L. sericata, CV: C. vicina
Virusisolierung und -titration
Forth et al., 2017
Zusammenfassung II
• Die getesteten Fliegenlarven waren positiv für ASP-Genome über einen Zeitraum von 7 Tagen
• Kontamination der Puppen war sehr gering
• Larven waren äußerlich und innerlich positiv für virales Genom
• Replizierendes Virus konnte in den Larven, Larvenpool oder Waschflüssigkeit isoliert werden.
• Eine Kontamination von adulten Fliegen mit replizierendem Virus ist sehr unwahrscheinlich
• Larven scheinen sogar eher eine inaktivierende Wirkung auf das Virus zu haben
• Es gibt keinen Nachweis, dass Wildschweine die Larven an den Kadavern fressen.
Forth et al., 2017
Welche Rolle spielt der Boden?
• Haben Wildschweine Kontakt zu potentiell mit dem ASPV kontaminierten Böden?
• Wie sind die Intensität und die Häufigkeit solcher Kontakte?
• Wie lange bleibt das Virus im Boden (Zersetzungsmatrix) infektiös?
Nachdem die Kadaver verwest sind, wird der Boden unter und um den Kadaver interessant
Zusammenfassung III
• Kontakt zu potenziell kontaminierten Böden besteht bei fast jedem Besuch der Kadaverstelle -> mögliche Infektionsquelle
• Kontakt in Form von intensivem Wühlen und Schnüffeln im Boden
• Zusammensetzung Zersetzungsmatrix wird derzeit untersucht, ob ein Überleben des Virus dort überhaupt möglich ist.