• Keine Ergebnisse gefunden

327Matejovski, Dirk; Kittler, Friedrich (Hrsg.):

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "327Matejovski, Dirk; Kittler, Friedrich (Hrsg.):"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

327

Matejovski, Dirk; Kittler, Friedrich (Hrsg.):

Literatur im Informationszeitalter. Frank- furt/M.: Campus, 1996 (Schriften des Wis- senschaftszentrums NRW 2). – ISBN 3- 593-35058-0. 273 Seiten, DM 34,–

(Bernd Wittek, Berlin)

Nichts im Leben ist so offen wie die Zukunft. Über nichts kann heftiger spe- kuliert werden. Kommt der Gegenstand Literatur hinzu, sind die heftigsten Aus- einandersetzungen über die verschiede- nen Theorien vorprogrammiert. Doch fehlt in vielen Debatten eine gewisse Bodenständigkeit, die Beschäftigung mit den Voraussetzungen, d. h. mit den sprachlich-literarischen Zeichen einer- seits und der tatsächlichen Leistungsfä- higkeit moderner (bspw. virtueller) Me- dien andererseits. Hier leistet der vorlie- gende Sammelband von Einzelbeiträgen Wesentliches. Neben Rückblicken auf die beginnende Differenzierung der Zeichen in Texten des Mittelalters (Urban Kü- sters), bei denen durch Symboliken, z. B.

die Erwähnung gemalter Kreuze als Be- glaubigungsbekräftigungen von fürstli- cher Autorität, eine Rezeptionssteuerung in den Tristan-Dichtungen erfolgte, fin- den sich in dem Band Bestandsaufnah- men der computerisierten Wissenswelt.

Es zeigt sich dabei, daß die elektronische Speicherung von Informationen zwar zu einem schnelleren Zugriff führt, eine Technisierung der Auswertung aber al- lein durch die Fixierung des Wissens in Sprache bisher kaum möglich ist. Ein solcher Hypertext ist noch nicht gefun- den. »Sprache als Ausdrucksform ist mehr noch als Kontext« (Günter Gatter- mann, 109). Dennoch sollte nicht der Eindruck entstehen, daß sich die Autoren dieses Bandes den neuen Medien gegen- über reserviert verhalten. Lediglich nach Begleiterscheinungen wird gefragt, in- wiefern sich der Mensch der Maschine anpassen müsse oder nicht. Daß die

Computerisierung ein unumkehrbares Faktum und durchaus vorteilhaft ist, wird vorausgesetzt.

Besonders erwähnt werden sollten aber die Beiträge von Vilém Flusser zur »Aus- wanderung der Zahlen aus dem alpha- numerischen Code« und von Rüdiger Weingarten zu »Sprachnormen, Verrecht- lichung und die Mediatisierung von Kommunikation«. Beide verweisen auf Risiken einer computerisierten Kommu- nikation. Die mit der Technisierung ein- setzende Umsetzung von Wissen in Zah- len führt zu folgendem Phänomen, so Flusser:

»Seit der Industrierevolution lebt die al- phabetisierte Gesellschaft in einer Welt, die sie alphabetisch nicht mehr begreifen kann. Die unbegreiflich gewordene Welt ist deshalb auch unvorstellbar geworden.«

(13f.)

Dies würde dazu führen, daß nun eine Elite die Welt in technischen Bildern zu erklären beginne, deren Manipulation nicht mehr allgemein erkennbar sei. Der Beitrag von Rüdiger Weingarten kann hier nicht nur in der Ordnung des Bandes als unmittelbar anschließend ge- lesen werden. Weingarten beobachtet eine immer stärkere formalrechtliche Regelung »traditionsbasierter sprachli- cher Normen und Konventionen« (16) als Folge des mit der Technisierung einhergehenden Bedürfnisses, traditi- onsgebundene Entscheidungen durch rationale zu ersetzen. Im Endeffekt wür- de diese zunehmende Verrechtlichung- stendenz wiederum technisch verwaltet bzw. durchgeführt werden müssen, was bei dem »Versuch der Entwicklung juri- stischer Expertensysteme bis zum Stadi- um der Entscheidungsvorbereitung« zu einem »Verrechtlichungskollaps« führen könnte (30).

Bisweilen ist die Vernetzung der Beiträge allein auf Grund der Themenbreite nicht so gelungen wie in dem eben genannten

(2)

328

Beispiel. Hilmar Hoffmanns Beschrei- bungen einer geteilten deutsch-deut- schen Kultur stehen etwas unvermittelt in dem Band. Sollte dies auf kulturelle Zeichen verweisen, so ist dieser Beitrag doch sehr auf einer moralisierenden Ebe- ne geblieben.

Etwas hilflos bleibt der Leser ebenso im Umgang mit einem Aufsatz zum TV- Sender MTV von Diedrich Diederichsen.

Vermutlich soll hier auf mögliche Eigen- dynamiken und Wandlungsfähigkeiten neuer Medien aufmerksam gemacht wer- den. Ein ausführlicheres Vorwort der Herausgeber hätte in dieser Hinsicht Hilfestellungen für Leser geben können.

Im Vorwort werden allerdings die grund- legenden Anliegen des Bandes formu- liert, die Frage nach der »Ausdifferenzie- rung zwischen traditionellen und elek- tronischen Medien« (7) und danach, »wie die Ordnung des Diskurses innerhalb eines Systems aussieht, das sich an- schickt, die kulturelle Prädominanz der Schriftlichkeit aufzuheben« (8). Die Be- weggründe der Herausgeber bei der Ord- nung der Beiträge werden leider nicht erklärt.

Auf ein Nachwort wurde ebenso ver- zichtet. Dafür stehen wohl die beiden Einzelbeiträge der Herausgeber für ein vorläufiges Resümee. Beide Aufsätze reflektieren Konsequenzen aus der Durchsetzung neuer Medien, sprich des Computers. Kittler fragt nach dem

»Computeranalphabetismus« und meint damit die verbreitete Unfähigkeit, Com- puterprogramme selbst zu entwerfen, womit sich ganze Generationen die Möglichkeit des kreativen Umgangs mit dem neuen Medium beschneiden ließen.

Folgerichtig erweitert der anschließende Text Matejovskis diese Diagnose mit der Forderung nach Neuorientierungen von Studiengängen, schon allein um die Ger- manistik näher an Praxis und Realität zu führen.

Als Quintessenz des Bandes vermag der in dem Beitrag detailliert erläuterte und mit konkreten Vorschlägen versehene Satz von Matejovski zu stehen:

»Eine kulturwissenschaftliche, medienori- entierte Neuausrichtung der Geisteswissen- schaften scheint allerdings unumgänglich.«

(270)

Eine Korrespondenz zu Flussers den Band einleitendem Problemaufriß ist so- mit am Ende doch sichtbar. Der Band bietet sich an als Argumentationshilfe gegen undifferenzierte kulturpessimisti- sche Theoreme.

Metzig, Werner; Schuster, Martin:

Lernen zu lernen. Lernstrategien wir- kungsvoll einsetzen. 3. überarb. und ergänzte Auflage. Berlin: Springer, 1996.

– ISBN 3-540-61124-X. 278 Seiten, DM 32,–

(Karl-Walter Florin, Dortmund)

Spätestens seit der Dissertation von H. G.

Sperber über Mnemotechniken im Fremd- sprachenerwerb (1989) sind Arbeitstechni- ken und Lernstrategien ins Bewußtsein vieler DaF-Lehrenden gerückt worden.

Dabei waren ja viele der dargestellten Techniken nicht neu, sondern schon längst in vielfältiger Weise im Gebrauch. Doch die Fülle der Techniken und der Beispiele sowie die psychologischen Begründun- gen führten geradezu zu einem Boom von weiteren Darstellungen und Hinweisen, wie man sie im Unterricht einsetzen kön- ne, bis hin zur Einarbeitung in neuentwik- kelte Lehrwerke (z. B. Moment mal). Das hier anzuzeigende Buch von W. Metzig und M. Schuster in seiner ersten Auflage war zu diesem Zeitpunkt bereits sieben Jahre alt und stellte in anschaulicher Weise die unterschiedlichen mnemotechnischen Strategien dar, ohne allerdings die Beson-

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Auch wenn den westlichen Wohl- standsgesellschaften immer wieder vorgeworfen wird, sich gegen den unbequemen Wandel zu stellen, zeigt sich nicht erst seit der Corona-Pandemie,

Und ist nicht gerade die Schlacht an der Marne, mit der Herr Oberstleutnant Demmer exemplifiziert, der prächtigste Beweis dafür, dass auch mit nicht lange

Am l. Genauso unscheinbar wie die drei dem Unternehmen zunächst zur Verfügung stehenden Zimmer am Oberntorwall war für einen Briefkopf offensichtlich das 1890

‚entdeckenlassendem Lehrverfahren’ der Lehrstoff nicht in fertiger Form präsentiert wird, sondern die Lernenden eigenständig „Sachstrukturen herausarbeiten und in ihre kognitive

Dabei ist durchaus nicht an eine weitere, in Klassik und Romantik kulminierende Teleologie zu den- ken, vielmehr geht es hier gerade um die historisierende Dekon-

Die Validierung der Versionen des FFTM ergab, dass sich sowohl die drei Item Version als auch deren Erweiterung, der Kolodej Mobbing Scale mit sieben Items, zur Anwendung

Auf der anderen Seite bedingt er jedoch eine ganz andere Einstellung der Ödmarkbewohner zu ihrer Umwelt Waren sie bisher Viehzüchter, Jäger, Fischer und Selbstversorger, gehen

Gefühl von Geborgenheit, wenn der gedeckte Tisch schon auf einen wartet oder wenn man von Basel bis Mannheim im deutschen ICE nicht stehen muss.. Ein wunderbarer Service, wenn