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Integrierte tierische Erzeugung am Beispiel der Schweinehaltung

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Academic year: 2022

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SCHWEINEHALTUNG

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Jens-Peter Ratschow, Münster

Integrierte tieris.che Erzeugung am Beisp iel der Schweinehaltung

Am Beispiel der Schweinehaltung wird das Konzept der integrierten tierischen Erzeugung zur Qualitätssicherung aufge­

zeigt. Als wichtige Einflussfaktoren werden die Ethologie, Veterinärmedizin, Ökologie und Ökonomie in diesem Kon­

zept zur umfassenden Systembewertung zusammengetragen. Daraus sind Hinwei­

se auf die Außenwirkung (marktorientier­

te Gründe) und die Innenwirkung (be­

triebsorientierte Gründe) abgeleitet.

Q

ualität und Qualitätsmanagement ge­winnen in allen modernen Produ k­

tionsverfahren an Bedeutung. Auch i n der ersten Stufe d e r Nahrungsm ittel pro­

duktion beschäftigt man sich intensiv mit diesem Thema . Während Qualität eine wertneutrale und zusam menfassende Beschreibung von Eigenschaften eines Prod uktes oder einer Produktion darstel lt, enthält der Begriff Qualitätsmanagement ein System von Verha ltensregeln zur Er­

fassung und Dokumentation von q ua­

litätsbestim menden I nformationen i m Prozessa blauf einschließlich Defin itio­

nen, Messverfahren und Beurteilu ngs­

schemata.

Integrierte tierische Erzeugung

Innerhalb der integrierten tierischen Er­

zeugung wurde bisher fast nur d ie verti­

kale I ntegration verschiedener Produkti­

onsstufen verstanden. Ein Zusammen­

führen der Ansprüche von Ethologie, Ökonomie und Ökologie bei entsprechen­

dem Hygienemanagement hat innerhalb der Schweineproduktion dagegen das Ziel , einen ausgewogenen Kompromiss innerhal b der Produktion zwischen den verschiedenen Ansprüchen der artge­

rechten Haltung, der U mweltwirkungen, der Hygienekonzepte und der Betriebs­

wirtschaft zu finden . Arbeitsabläufe und Arbeitsverfahren sollen systematisiert und dokumentiert werden ( Bild 1 ) .

Wesentlicher Bestandteil innerha l b der i ntegrierten tierischen Erzeugung ist d ie Dokumentation . Entsprechend den An­

forderungen in Qua litätsfleisch program-

Dr. sc. agr. Jens-Peter Ratschow ist Leiter des Referates für Haltungsverfahren, Umwelt-

men oder der wertneutralen Qua litätsma­

nagement-Dokumentation über ISO 9000 ff soll nachhaltig das Vertrauen der Ver­

braucher in die Qualität der Prod ukte u nd Haltungsverfahren gesteigert werden.

Besonders wichtig erscheint dabei, dass innerha lb der /SO-genormten Qua­

litätsmanagementsysteme in der Land­

wirtschaft sowohl marktorientierte als auch unternehmerische Ziele formuliert werden. Während die betriebsi nternen Zielsetzungen die traditionellen Elemente eines unternehmerisch geführten Betrie­

bes in der Landwirtschaft um�assen, sind d ie marktorientierten Aspekte für den Be­

reich der Landwirtschaft, wie Kundenfor­

schu ng, Wettbewerbsdruck, Absatzsiche­

rung oder l mageverbesserung, einfach noch ungewohnte Den krichtu ngen.

Was wird bereits gemacht?

Produktqualität

Innerha l b der Schweineerzeugung wird die Qualität der Prod ukte über das beste­

hende Abrechnungssystem des Marktes widergespiegelt. H iernach sollten Erzeu­

ger Schlachtschweine mit einheitlich ho­

hem Schlachtgewicht und preismasken­

gerechtem Muskelfleischa nteil a nbieten.

Aspekte der Fleisch beschaffenheit wer­

den dagegen zur Zeit nur vereinzelt in das Bezahlungssystem integriert. I nnerhalb der tierischen Erzeugung wird deshalb in erster Linie sowohl als züchterisches wie auch als produktionstechnisches Ziel das

Tierische Produkte hoher Qualität erzeugen

Optimale Hal­

tungsbedln­

gungen umsetzen

Arbeits­

qualität verbessern

Aufwand optimieren

Erreichen des höchsten P reises innerhalb dieser Preismaske vorgegeben .

Diese vordergründige Zielsetzung wird in der Praxis weit umfa ngreicher beachtet und bewertet. Im einzelnen sind dies heute schon "Warentests für Mastferkel", die u mfassende Ken ntnis der Fleischqua­

lität und die Erfassung herkunftsbezoge­

ner Kennwerte wie pH-Wert, LF�Wert und dessen Verlauf. Auch der Opto-Wert, als Maßstab für die Fleischhelligkeit ist ebenfalls geeignet, die Fleischqualität zu dokumentieren. I nterm usku lärer Fettge­

halt spiegelt indirekt den Genusswert des Fleisches wider. Zur Zeit werden d iese Werte häufig in den Schlachthöfen schon erfasst, aber nicht zum Aufstellen der Preismasken herangezogen. Die Rück­

kopplung d ieser Werte zu den Erzeuger­

betrieben ist nur teilweise gesichert.

Prozessqualität

Die Verfahrenstechnik der tierischen Ver­

edlung bestimmt die Prozessq ualität Die Beschreibung der P rozessabläufe wird als Qua litätsmerkmal fü r d ie Vermarktung immer wichtiger. Dies beginnt bei der Herkunftssicherung der Tiere über die Tiergesund heit bis hin zu den Umweltwir­

kungen. Das System der R ückmeld ung von Schlachtkörperbefunden und ihrer Ergebnisse muss sich in den verschiede­

nen Tierhaltungsverfah ren, den einge­

setzten Fütterungsstrategien, der Fütte­

ru ngstechnik sowie a uch in der tierärztli-

Umweltwirkun­

gen minimieren

Tiergesundheit fördern

Herkünfte sichern

Medikamenten­

einsatz reduzieren

Einkommen sichern

Dokumentation anlegen

schutz, Technik und Bauen der Landwirt- Bild 1 : Maßnahmen zur Förderung der Verbraucherakzeptanz Schaftskammer Westfalen-Lippe, Schorlemer-

str. 26, 48143 Münster. Fig. 1 : lmproving consumer acceptance by the following measures

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chen Betreuung widerspiegeln. I n nerhalb der Schweinefleischerzeugung wird die R ückkopplung zwischen Sauenvermeh­

rern, Ferkelerzeugern und Mästern im­

mer wichtiger. Dabei steht die Erzeugung von gesunden, leistungsstarken und -sta­

bilen Tieren im Vordergrund. Aufgrund des kurzfristigen Generationsintervalls ist der Zuchtfortschritt innerhal b der Schweinezucht sehr hoch und d ie Forde­

rungen des Marktes an die Produkt-, aber auch an die Prozessqualität können d u rch geeignete Prüf- und Selektionsver­

fahren kurzfristig umgesetzt werden.

Innerhalb des Qualitätsmangements geht es insbesondere darum, den Aufbau des QM-Systems ( Tab. 1) schrittweise vorzunehmen, um d ie Nachhaltigkeit der Prod uktion zu sichern . Beispielhaft wer­

den 160 Betriebe herausgestellt. die sich in einem Erzeugerring in Westfalen zu­

sammengeschlossen haben. Durch einen Kriterienkatalog zum Qualitätsmange­

ment in Verbindung mit einem vertikalen Verbundsystem zum Schlachthof lagen d ie täglichen Zunah men um etwa 20 g höher, die Verlustraten um 2 % günstiger als in Vergleichsbetrieben; d ie Tierge­

sundheit, hier ausgedrückt in Leberbe­

funden, war um über 10 % verbessert.

Bewertet man diese verschiedenen Ein­

flussgrößen monetär, so hat durch d ieses Dokumentationssystem innerhalb der in­

tegrierten tierischen Erzeugung ein Wert­

zuwachs von etwa 5,- DM Deckungsbei­

tragiSchwein stattgefunden.

Tab. 1 : Aufbau eines QM-Systems Table 1 : Setting-up a qua/ity management system

Durchführung einer Ist-Analyse

Auswertung und Zielform ulierung

Abgleich der Zielforderung mit der Normforderung

Aufbau der Dokumentation

Umstellung der Produktion und

Hygienemanagement

Zur Verbesserung der Tiergesundheit werden neben horizontalen oder vertika­

len Integrationen zwischen F erkelerzeu­

ger und Mastbetrieb sowie den hygieni­

schen Maßnahmen zur getrennten Auf­

Zucht der Ferkel im abgesonderten Sta ll insbesondere Tierbetreuungsverträge e·mpfohlen. Ziel ist, d ie kurativen kra nk­

heitsbedingten Eingriffe zu verringern und zur Verringerung der Erkrankungen eine Tierbestandsbetreuung, etwa durch lmpfprogramme, herbeizuführen. H ier spielen haltungstech nische Bedingungen hinsichtlich Aufstallu ng, Fütterung und Klimatisierung genauso hinein wie das Einhalten bestimmter Prod uktionsrhyth­

men oder die Belegung von Ställen im Rein-Ra us-Verfahren ( Tab. 2).

Umweltmanagement

Die Erzeugung von Schlachtschweinen hat U mweltwirkungen. U nter dem Aspekt von Umwelt- und Kostenmangement so­

wie der Tiergesund heit werden Verfahren entwickelt, die d ie Tiergesund heit fördern und d ie Umweltwirkungen minimieren - bei gleichzeitigem Einhalten der Verhält­

nismäßigkeit der Belastungen. Entspre­

chend werden Vermeidu ngs- und Ver­

minderungsstrategien entwickelt mit dem Ziel, d ie Umweltwirkungen im Gesamt­

kontext der tierischen Erzeugung mög­

lichst intensiv zu red uzieren. Als Stich­

wort seien innerhal b der Schweineerzeu­

gung d ie Ieistungs- und umweltopti mierte Mu lti phasenfütterung angesprochen, die Verbesseru ngen der Leistungen bei ent­

sprechend genetischen Herkünften durch ad libitu m-Fütterungen mit Fütte­

ru ngstechni ken wie Rohrbreiautomat oder Sensorfütterung, i nnerhalb der Lüf­

tungssysteme die Verdrängerlüftungen und innerhalb der Haltungsverfahren d ie Großgru ppenhaltungen, d ie d ie Emissio­

nen deutlich reduzieren helfen . Das inte­

grierte Rückkopplungssystem ka nn über

Betrieb Integrierte Produktionsweise Tab. 2: Hygienemana­

gement

Kontakte nach innen und außen minimieren

Hygienestatus innerbetrieblich verbessern

- An- und Abfahrtswege, Futter- und Tiertransport, Kadaverfahrzeuge - Rein-Raus-Prinzip - Hygiene-Anforderungen im

Stall umsetzen

Datenerhebung Hygienebereich

Strategisches

Gesundheitsmanagement (Betreuungsverträge) ·

- präventive Maßnahmen - kurative Maßnahmen

Direktbezug der Ferkel

Preisgestaltung nach Tiergesund­

heit

- Entwurmung, I m pfprogramme Trennung der Altersgruppen auf - Prophylaxe Kosten (Betreuungs- verschiedenen Standorten

verträge) I nformationsaustausch innerhal b

Tab/e 2: Hygiene management

Kriterium/Stall

liergerechtheit11 Kompost

+ Umwelteinwirkungen21 auf:

- Luft -

- Wasser ? Gewinnerwartung - bei gleicher Vermarktung31

die Schlachthofbefunde a uch auf die Hal­

tungsverfahren Auswirku ngen haben, wenn, wie erwähnt, beispielsweise erhöh­

te Lungen- oder Leberschädigungen auf­

treten ( Tab. 3) . i n diesen Fä l len ist die Lüftungsqualität der Stä lle zu ü berprüfen.

Chancen der Umsetzung

Die integrierte tierische Erzeugung lässt sich innerhalb der Schweinefleisch-Er­

zeugung relativ einfach umsetzen, da von der Herkunftsicherung ü ber d ie Doku­

mentation der Prozessa bläufe und die Bewertung der Fleischqualität am Schlachtba nd eine Rückkopplung der tierä rztlichen Befunde auf Tierzucht, -er­

nähru ng und Haltungsverfahren vorge­

nommen werden ka nn. D ies wird lä nger­

fristig zu stärkerer vertraglicher Bindung führen , um so den Vertra uensschutz in­

nerhalb der Dokumentation zu erhöhen und damit dem Gesamtziel der integrier­

ten tierischen Erzeugung näher zu kom­

men sowie die Verbraucherakzeptanz in die artgerechteren Haltungsverfahren und die Produktqualität zu verbessern .

Trotz der zur Zeit angeheizten Diskussi­

on über den Tier- und U mweltschutz bie­

tet die ,. I ntegrierte tierische Erzeugung"

die Chance, sinnvolle Kom promisse zur Auslegung und Bewertung von Tierhal­

tungsa nlagen zu erzielen und Vertrauen zu schaffen, zugleich a ber auch d ie Wett­

bewerbsfä higkeit nicht aus den Augen zu verliere n .

Literatur

[1] Ratschow, J. -P.: I ntegrierte tierische Erzeu­

gung - ein neu es Konzept zur Qualitätssiche­

rung; VDI-MEG Kolloquium, H 30, S. 34 - 47.

SchI üsse lwörter

Prod u ktq ualität, Prozessq ualität, I nte­

grierte tierische Erzeugung

Keywords

Prod uct q uality, process quality, integra­

ted animal production

Tab 3: Beispiel einer Beurteilungsmatrix (gemessene Werte)

Table 3: Example of an evaluation matrix

Einstreu Teilspalten Vollspalten Vollspalten Kleingruppe Großgruppe - 1 0 Tiere - 1 0 Tiere - 40 Tiere

++ 0 0 0

- 0 + ++

0 + + +

0 + ++ ++

- Kosten kurativer Maßnahmen Verbundsystem ll ++ = hoch. 0 = verbesserungswürdig; 2) ++ = gering. - = hoch. 3) ++ sehr gut. - = schlecht

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