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Die Ansichten von Stettin um 1900-1920

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2 7 A l b i n N e u b a u e r , Das Moninsche Haus am Neumarkt in Stettin. F e d e r z e i c h n u n g , 1918

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Originalveröffentlichung in: Hartel, Brigitte (Hrsg.): Malerei, Graphik, Photographie von 1900 bis 1920 (Kunst im Ostseeraum ; Bd. 1), Frankfurt a. M. 1995, S. 62-66

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Ewa Gwiazdowska-Banaszek

Die Ansichten von Stettin um 1900 bis 1920

Ihre charakteristischen Eigenheiten und Unterschiedlichkeiten im Vergleich mit den Veduten, die nach 1871 entstanden sind

Nach dem Ende des deutsch-französischen Krieges und der Vereinigung Deutschlands begann sich Stettin, wie auch andere Städte des Reiches, wirtschaftlich schneller zu entwickeln. Es entstanden Aktiengesellschaften, Banken, große Betriebe, die Umsätze des Hafens stiegen an, die Vulcan-Werft blühte auf. Stettin erweiterte sich über die Altstadtgrenzen hinaus und nahm einen Großstadtcharakter an (1). Diese Veränderungen spiegelten sich bald in den Ansichten von Stettin auf Gemälden, Zeichnungen, Stichen und im Kunsthandwerk wider. Motive dieser Veränderungen lassen sich u. a. bei F.

Kaltmayer (2), R. Geissler (3), W. Stöwer (4) nachweisen. Wurde das Thema des Hafens genommen, zeigte man gerne das Dampfschiffbollwerk, wie im Fall von K. Schöllmeyer und H. Bartels (5). Für eine Illustration zum Illustrierten Konversations-Lexikon von O. Spamer widmete sich z. B. S.

Gugenheim einer charakteristischen Ansicht Stettins von der Lastadie auf den Ladekai mit den auf der Oder anlegenden Handelsschiffen (6). Aber auch die neuen hohen Mietshäuser und repräsentative öffentliche Gebäude regten Künstler zur künstlerischen Wiedergabe an (7). Der Aufschwung Stettins währte nur eine kurze Zeit. Infolge der ungünstigen Lage der Stadt für die Überseehandelswege in Deutschland und durch den 1876 eingeführten Protektionismus verlor sie in der Konkurrenz mit den Städten Hamburg und Bremen an Entwicklungstempo. Obwohl Stettin den größten Hafen an der Ostsee besaß, nahm die Stadt immer mehr einen Provinzcharakter an (8). Diese erneuten Veränderungen fanden wiederum ihren Ausdruck in der Kunst, in den Ansichten der Stadt, welche zu dieser Zeit entstanden. W. Stöwer zeigte deutlich auf einem Stich - arbeitslose Hafenarbeiter stehen am Kai und warten auf eine Beschäftigung - die andere Situation nach wenigen Jahren (9). Man erinnerte sich nun mit Sehnsucht an die "gute alte Zeit". Im Zeitabschnitt von der Jahrhundertwende bis zum Jahre 1920 betrifft diese Grundeinstellung über die Hälfte von 50 erforschten Veduten. Auf den anderen Veduten wurden zu einem Drittel Bauten dargestellt, welche stilistisch an die Stadtgeschichte anknüpfen. Nur ein Fünftel der Ansichten wurden modernen Stettiner Motiven gewidmet. Es wurden meistens Großaufnahmen aus der Perspektive des Passanten von einer Stadtansicht ausgewählt, um die Natürlichkeit der Beobachtung zu betonen und den Betrachter gleichzeitig aktiv miteinzu- beziehen.

Ein oft verwendetes Thema war die Darstellung des Fürstenschlosses. Es

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Altstadt dominierender und von Prestige zeugender Bau wiedergegeben (10).

W . Conrad stellte allerdings in seiner Radierung Das Stadttheater in Stettin, um 1900, das Schloß von Westen hinter dem Theater in einem Architekturensemble dar (11). Diese Art der unheroischen Komposition wurde bei den Künstlern immer beliebter; sie wurde auch nach 1920 angewandt (12).

Stadttore galten ebenfalls als beliebte Motive. Sie symbolisierten Sicherheit, Verteidigungsbereitschaft, Macht. Das Königstor und das Berliner Tor, zwei Stettiner Tore, wurden für die Veduten bevorzugt verwendet. Die jüngeren Künstler behandelten dieses Motiv bereits als ein selbständiges plastisches Thema, wie ein Objekt mit dem Charakter der Monumental­

architektur (13). D i e mächtigen und zugleich leichten, mit barocken Giebeln versehenen Tore legen Zeugnis ab von dem ehemaligen Reichtum Stettins und ihrer Bewohner.

Z u den bevorzugten Motiven für Veduten von alter Architektur gehörten Kirchen, Plätze, Höfe und Bürgerhäuser. A u f der Federzeichnung von A . Neubauer Das Moninsche Haus am Neumarkt in Stettin, 1918, wird durch die Darstellung des barocken Gebäudes im vollen Licht eine optimistische Stimmung hervorgerufen. Die offenen Kellerklappen zeugen von der Bewegung und dem Leben um dieses Haus herum. Aber auch winterliche Stadtlandschaften mit ihrer besonderen Poesie wurden gerne gemalt und gezeichnet, als Beispiele seien genannt das Gemälde Baumbrücke, 1914, von H. Hartig (14), und die Radierung Stettin, Hakenterassen, nach 1912, von P.

Kreisel. Das Regierungsgebäude wirkt hier wie ein märchenhaftes, mittel­

alterliches Schloß (15). Seit der Bebauung der Hakenterassen um 1912 wurde dieses neue Stadtsymbol von vielen Künstlern in durchaus gegensätzlicher Sehweise dargestellt, so von C. Chr. Schmidt das Regierungsgebäude, um 1913, (16) von M . Timstein Gebäude in der Hakenterasse mit Hafenansicht, 1914, (17). Die anonyme Darstellung der Hansebrücke von 1907 läßt auch die gefühlsmäßige Verbundenheit mit dem Mittelalter erkennen (18). In dieser Fassung scheint die Oder nur ein Graben zu sein, über den man Arkadenbrückenbögen auf basteiartigen Steinpfeilern baute. Hinter der Brücke ist das mächtige Hauptzollamtsgebäude zu sehen, dessen äußere Form einem Schloß eines Machthabers nachgebildet wurde.

Stettin entwickelte sich trotz aller Schwierigkeiten weiter zu einer Großstadt mit neuen, breiten Straßen, mit vornehmen, eklektischen Miets­

häusern. Dieses moderne Stadtansehen wurde zum Thema der Veduten von C.

Chr. Schmidt, H. Gedan u. a. (19). - E. Krause-Wichmann malte auf dem Gemälde Die Stettiner Vulcan-Werft, 1905, die Werft zu einer Zeit, als ihre Bedeutung schon zurückgegangen war, mit dampfenden Schloten und voller Aktivität. Er verband dabei sehnsuchtsvoll die jüngste Vergangenheit mit dem ungetrübten Optimismus für den weiteren Aufschwung der Stadt (20).

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2 9 H a n s ( ? ) G e d a n , Das Königstor.

H o l z s c h n i t t , v o r 1917

3 0 A n o n y m , Hansebrücke und Hauptzollamt.

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Anmerkungen

1 Vgl.: Wtodarczyk, E.: Rozwoj gospodarcy miast portowych pruskich prowincji nadbal- tyckich w latach 1808-1914. Ossolineum 1987, Dzieje Szczecina Bd. HI, 1806-1945, Szczecin, 1994.

2 Repr. v. Heuber, G. in der Sammlung des Muzeum Narodowe Szczecin/MNS/, Photogra­

phisches Archiv der Abteilung für alte Kunst/Photo Arch/Inv.-Nr.: XXVIH/2249.

3 Repr. in: Stettin Szczecin. Ansichten aus 5 Jahrhunderten. Regensburg, 1991, S. 189.

4 Photo-Arch/Inv.-Nr.: XXVIII/2249; s. Anm. 3, S. 188.

5 S. Anm. 3, S. 193, 197.

6 S. Anm. 3, S. 199.

7 S. Anm. 3, S. 200.

8 Vgl. Anm. 1.

9 S. Anm. 3, S. 202.

10 S. Anm. 3, S. 204; Baltische Studien, neue Folge, Bd. 56, Hamburg, 1970, Abb. 10.

11 MNS, Inv.-Nr.: MNS/Graf. 2655 a, b, 2656.

12MNS, Inv.-Nr.: MNS/Graf. 1449; MNS, Inv.Nr.: MNS/Rys. 471.

13 MNS, Inv.-Nr.: MNS/Graf. 4036, 4035; Repr. in: Wehrmann, M.: Geschichte der Stadt Stettin. Stettin, 1911, S. 350; Repr. in: Wehrmann, M.: Landeskunde der Provinz Pommern. Breslau, 1917, S. 40; Photo-Arch Repro-Nr.: 5173.

14 Die Brücke baute man 1910; Repr. in: Holtze, O.: Pommern - Heimatmaler Hans Hartig.

In: Das Bollwerk, 1936, Nr. 3, S. 96.

15 Repr. in: s. Anm. 3, S. 207.

16 MNS, Inv.-Nr.: MNS/Graf. 2667; Repr. in: s. Anm. 3, S. 209.

17 MNS, Inv.-Nr.: MN-H-582.

18 MNS, Inv.-Nr.: MNS/Graf. 4096; leider konnte die Signatur auf der Graphik bisher nicht gedeutet werden.

19 MNS, Inv.-Nr.: MNS/Graf. 2666; s. Anm. 13, S. 39.

20 Repr. in: s. Anm. 3, S. 81.

Photonachweis

Abb. 27-30: Ewa Daszyriska, Muzeum Narodowe Szczecin.

(Dieser Text wurde redaktionell bearbeitet.)

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