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Erträge und Produktionskosten im modernen Tafelkernobst-Anbau

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Academic year: 2022

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MATTHIASZÜRCHER UNDLUKASBERTSCHINGER, EIDGENÖSSISCHEFORSCHUNGSANSTALTWÄDENSWIL

PATRIKMOURON, UMWELTNATUR- UNDUMWELTSOZIALWISSEN-

SCHAFT(UNS) EIDGENÖSSISCHETECHNISCHEHOCHSCHULEZÜRICH

DANTECARINT,

LANDWIRTSCHAFTLICHEBILDUNGS- UNDBERATUNGSZENTRALELINDAU

B

ereits in den 70er und 80er Jahren berechnete die FAW Produktionskosten auf der Grundlage hand- schriftlicher Erhebungen. Im Laufe der 90er Jahre ver- änderte sich das agrarpolitische Umfeld dramatisch, wovon natürlich auch die Obstbranche betroffen war. Der Preisdruck nahm zu, die anfallenden Pro- duktionskosten konnten durch die tiefen realen Pro- duzentenpreise nicht mehr gedeckt werden. Dies zeigt sich in der Anzahl Obstbaubetriebe, die seit dem Jahr 1996 um 30% auf rund 3000 Betriebe zurückgegangen ist (BLW 2003).

Die Dokumentationsauflagen für die Betriebe wur- den im Hinblick auf die Ökologisierung der Land- wirtschaft verschärft. Die Betriebsleiter mussten ver- mehrt unternehmerisch denken und handeln. Mit der herkömmlichen Erhebung der Produktionskosten war es nicht mehr möglich, die komplexen Produkti- onsbedingungen effizient zu erfassen und auszuwer- ten. Bereits in den frühen 1990er Jahren wurde zur Steigerung der Effizienz die elektronische Datener- fassung geprüft (Meli 1994) und mit der Einführung der Datenerhebung mittels des Software-Programms ASA-Agrar begonnen. Als weiterer Schritt wurde im Jahr 1997 das FAW-Projekt «Ökonomie und Ökologie im Obstbau» initiiert (Mouron 1998), finanziert durch die FAW, den Schweizerischen Obstverband (SOV) und die Schweizerische Zeitschrift für Obst- und Weinbau (SZOW).

Mit der Erarbeitung von Methoden, Instrumenten und Daten sollen ökonomische und ökologische Grundlagen zur Bewertung von obstbaulichen Pro- duktionssystemen geschaffen werden. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde ein gesamtschweizerisches

Netzwerk von 26 Betrieben aufgebaut. Es handelt sich um reine Obstbaubetriebe oder solche mit dem Hauptbetriebszweig Obstbau.

Diese Obstbaubetriebe haben während der konti- nuierlichen Dokumentation ihrer Arbeit mit Hilfe ei- ner spezifischen Software (ASA Agrar) Daten auf Voll- kostenstufe erhoben. Von diesen Daten lassen sich Entscheidungsgrundlagen für Produktion, Handel und Agrarpolitik ableiten. Zusammenfassend werden im Projekt «Ökonomie und Ökologie im Obstbau» fol- gende Ziele verfolgt:

Mittels Benchmark (= Leistungsvorgabe, Vergleich mit den «Besten» der Konkurrenz) liefern die Aus- wertungen der Daten wertvolle strategische Infor- mationen für die Betriebsleiter. Ganz im Sinne des modernen strategischen Managements können diese Informationen in den Umfeld- und Unter- nehmensanalyseprozess der Betriebsleiter einflies- sen.

Aufgrund der kontinuierlichen Erhebungen der Produktionskosten können mit Statistikmodellen Zielpreisberechnungen durchgeführt werden.

Das Projekt liefert fundierte betriebswirtschaftli- che Kennzahlen, die der Evaluation agrarpoliti- scher Massnahmen dienen (z.B. im Rahmen der Umsetzung der bilateralen Verträge).

Erhebungsmethodik

Mit Hilfe einer spezifisch für den Obst- und Weinbau konzipierten Software aus dem Südtirol (ASA-Agrar) führen die Betriebsleiter eine ausführliche Arbeits- zeiterfassung durch. Dabei werden auch alle Kosten für Arbeitsstunden, Materialien, Düngemittel, Pflan- zenschutzmittel etc. erfasst. Sämtliche In- und Out- puts werden direkt auf die jeweiligen Parzellen abge- bucht. Somit ist die Möglichkeit einer parzellenbezo- genen Auswertung sichergestellt. Der Erhebungsauf- wand für die Betriebsleiter liegt je nach Jahreszeit

Erträge und Produktionskosten im modernen Tafelkernobst-Anbau

Seit den 1980er Jahren werden an der Eidgenössischen Forschungsanstalt Wädenswil (FAW)

im Rahmen eines Betriebsnetzes betriebswirtschaftliche Daten erhoben. Aus ihnen werden öko-

nomische Indikatoren hergeleitet, um die wirtschaftliche Situation von Schweizer Obstbetrieben

bewerten zu können. Im Laufe der Zeit wurde die Datenerfassung professionalisiert. Im Jahr

1997 wurde das Projekt neu gestartet. Im vorliegenden Artikel werden erste Resultate zu den

Erträgen, Produktionskosten und Kostendeckungsgraden der Vierjahresperiode 1997 bis 2000

vorgestellt.

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zwischen 5 bis 15 Minuten pro Tag. Diese Daten wer- den jährlich von der FAW kontrolliert, gesammelt und ausgewertet. Aufgrund der Alternanz der Apfelkultu- ren wurde eine gerade Anzahl Jahre (1997 bis 2000) ausgewertet. Die Jahre 2001 und 2002 werden wegen der noch nicht definitiven Preise für das Jahr 2002 zu einem späteren Zeitpunkt ausgewertet.

Strukturen unterschiedlicher Betriebstypen

Um der grossen Heterogenität schweizerischer Er- werbsobstbetriebe gerecht zu werden und die Aus- wertungen zu vereinfachen, wurden drei unter- schiedliche Betriebstypen (= Gruppen) definiert.

Die Bio-Betriebe stellen eine eigene Gruppe dar;

die IP-Betriebe wurden in zwei Gruppen aufgeteilt:

IPH = IP für den Handel und IPD = IP für Direktver- marktung. Bei der IPH-Gruppe handelt es sich um 15 Betriebe mit Lieferung an den (Gross-) Handel. Mit ei- ner durchschnittliche Obstfläche von 8,9 Hektaren sind dies spezialisierte Obstbetriebe mit entspre- chend modern eingerichteter Infrastruktur. In dieser Gruppe wurden alle Ertragsanlagen (4. bis 15. Stand- jahr) mit 1500 bis 4000 Bäumen pro Hektare ausge- wertet. Bei einer Mindestgrösse von zehn Aren pro Parzelle entspricht dies einer Stichprobe von 499 Par- zellen.

Fünf Betriebe sind Direktvermarkter (IPD) mit Ver- kauf ab Hof oder auf dem Wochenmarkt. Die durch- schnittlichen Obstfläche beträgt 5,7 Hektaren. Diese Betriebe haben ein breites, nicht sehr tiefes Sorten- portfolio auf kleineren Parzellen. Ausgewertet wur- den auch hier die Ertragsanlagen (4. bis 15. Stand- jahr) mit 500 bis 4000 Bäumen pro Hektare. Bei einer Mindestgrösse von einer Are pro Parzelle entspricht dies einer Stichprobe von 295 Parzellen

Sechs Betriebe produzieren biologisch gemäss Bio Suisse oder befanden sich zum Zeitpunkt der Daten- erhebung in der Umstellungsphase. In dieser Gruppe ist der Unterschied der Betriebsführungsstrategie und -struktur am grössten. Sowohl kleine als auch grosse Betriebe wurden aufgrund der biologischen Produktionsweise in einer Gruppe zusammengefasst.

Diesem Faktor ist eine gewisse Bedeutung beizumes- sen, weil zur Interpretation der Resultate die grosse Streuung innerhalb dieser Gruppe unter anderem auch auf diesen Umstand zurückzuführen ist. Auch hier wurden die Ertragsanlagen (4. bis 15. Standjahr) mit 500 bis 4000 Bäumen pro Hektare ausgewertet.

Bei einer Mindestgrösse von einer Are pro Parzelle entspricht dies einer Stichprobe von 318 Parzellen.

Bezüglich geografischer Repräsentativität ist die IPH- Gruppe für die Ostschweiz und das Mittelland repräsentativ. Die Westschweiz ist mit je zwei Betrie- ben bei IPD und Bio vertreten. Aus dem Kanton Wal- lis ist kein Betrieb in dem Betriebsnetz enthalten. Die erhobenen Daten lassen detaillierte Aussagen über die Einkommenssituation der beteiligten Betriebe zu.

Um einen wirksamen Datenschutz dieser Betriebe zu gewährleisten, wurde eine Begleitgruppe für das Pro- jekt gegründet. Die Mitglieder dieser Begleitgruppe entscheiden über die Datenverwendung. Sie be- schlossen hierzu die Daten zu normieren. Dieses Vor-

gehen kennt man auch aus anderen landwirtschaftli- chen Bereichen, um eine breitere Vergleichbarkeit der Datengrundlage zu erreichen. Dies ist sinnvoll, um einheitliche Definitionen zu verwenden und da- mit die Vergleichbarkeit zu erhöhen (Tab. 1).

Auswertungen der Erntemengen

Die Erntemenge gehört zu den Grössen, die grundle- gend für den betriebswirtschaftlichen Erfolg sind. Al- lerdings ist sie nicht alleine ausschlaggebend. Die Produktionskostenstruktur des Betriebs und die po- tenziellen Preise sind weitere zentrale Erfolgsfakto- ren.

Die Auswertungen der Erntemengen über die vier Jahre 1997 bis 2000 zeigen überraschend grosse Dif- ferenzen zwischen den Betriebstypen (Abb. 1).

Während die Parzellen der IPH-Gruppe einen Medi- an von 31 t pro Hektare aufweisen, sind es bei der IPD-Gruppe nur noch 22 t pro Hektare, also rund

Tab. 1: Normierung der Datenstruktur.

Variable Normierung

Maschinenkosten FAT–Bericht 2000

Arbeitskosten pro Stunde – Betriebsleiter Fr. 35.–

(brutto) – Familienarbeitskräfte Fr. 24.–

– ständige Arbeitskräfte Fr. 17.–

– Temporäre Arbeitskräfte Fr. 15.–

Arbeitskräfte auf volle Arbeitskraft mit Faktor 0,1 –1

PSM- und Düngmittel pauschal 15% Zuschlag (Ø Erfahrungswerte)

Abzüge –Berufsbeiträge gemäss SOV

–Sortierabzüge gemäss See-Obst Güttingen, OBI Bischofszell Direktzahlungen Fr. 1200.– / bzw. Fr. 1600.–

pro Hektare für ÖLN (2000) Abschreibung der DB-Katalog der LBL, Abschrei- Obstanlage bungsbasis = Cash Flow am

Ende der Aufbauphase Abschreibung der festen Nach FAW Flugschrift Nr. 61 Installationen

Preise definitive Richtpreise der Obstbörse des SOV

Tonnen pro ha

0 5 10 15 20 30 35 40 45 50

25

3. Quartil Median 1. Quartil Betriebstyp

IPH IPD Bio

Abb. 1: Die Ernte- mengen der drei ver- schiedenen Betriebs- typen 1997–2000.

(3)

30% weniger. Die Bio-Parzellen erreichen mit 16 t pro Hektare gar nur noch die Hälfte des Ertrags der IPH-Gruppe. Die Erträge in den Bio-Parzellen sind beeinträchtigt durch die Einschränkung bei der Dün- gung und im Pflanzenschutz. Im Weiteren sind hete- rogene Sortenpaletten, durchschnittlich kleinere Parzellen sowie die zum Teil «extensiveren» Be- triebsführungen als Gründe zu nennen. Die deutlich tieferen Erträge der IPD-Gruppe gegenüber der IPH- Gruppe sind primär durch die veränderte Sortenpa- lette zu erklären. Diese sind der Kundschaft des Hof- ladens beziehungsweise des Wochenmarktes ange- passt und weisen oft ein deutlich tieferes Ertragspo- tenzial, als die von den Grossverteilern nachgefrag- ten Sorten.

Innerhalb der einzelnen Gruppen ist eine recht grosse Streuung zu beobachten. Die Spanne zwi- schen dem oberen und unteren Quartil ist bei der IPH-Gruppe mit 25 t am grössten (gegenüber 20 t bei IPD- und 17 t bei Bio). Die Quartilsgrenzen weichen rund um die Hälfte des Medians nach oben und unten ab. Der obere Quartilswert der IPH-Gruppe liegt bei- spielsweise bei 44 t, das heisst, ein Viertel der Parzel- len in dieser Gruppe ergeben mehr als 44 t Ertrag. Be- merkenswert ist auch die Tatsache, dass das obere Quartil der Bio-Gruppe mit 25 t nicht ganz den Medi- an der IPH-Gruppe erreicht. Es gibt vereinzelte Bio- Parzellen mit Erträgen von über 30 t. Die unteren Quartile sind mit 8 t bei der Bio- und mit 14 t bei der IPD-Gruppe recht tief, was einen überproportionalen Anstieg der Produktionskosten pro kg zur Folge hat.

Diese grosse Spanne kann auch als unternehmeri- scher Spielraum interpretiert werden; einerseits spie- len direkt beeinflussbare Faktoren wie fachliches Know how im Speziellen Baumerziehung, Behangs- regulierung und Pflanzenschutz eine wichtige Rolle.

Andererseits sind auch externe Faktoren wie Frost, Hagel und Niederschläge sowie Krankheiten und Schädlinge zu berücksichtigen.

Auswertung der Produktionskosten

Die ausführlichen Berechnungen der Produktions- kosten auf der Grundlage einer Vollkostenrechnung bringen verschiedene Vorteile. Zum einen erhalten

die Betriebe Aussagen über die Kosten pro Kilo- gramm produzierter Äpfel oder allgemein gesagt über die Stückkosten. Zum anderen dienen diese Berech- nungen als Richtschnur für kostendeckende Produ- zentenpreise. Mit den hier vorgestellten normierten und kontrollierten Betriebsdatenerhebungen kann mit einer Datenbasis weitergearbeitet werden, die grösstmögliche Transparenz und wissenschaftliche Qualität aufweist.

Obschon die IPD-Gruppe rund 30% weniger Ertrag erwirtschaften als die IPH-Gruppe, sind deren durch- schnittliche Produktionskosten mit Fr. 1.08 nur um 13% höher als bei IPH mit Fr. 0.94 (Abb. 2). Im Mittel hat die IPD-Gruppe Fr. 0.15 und die Bio-Gruppe Fr.

0.85 pro kg höhere Produktionskosten als die IPH- Gruppe. Auf die Klasse I umgerechnet sind dies Mehrkosten gegenüber IPH von Fr. 0.20 pro kg bei IPD und Fr. 1.20 pro kg bei Bio.

Einen deutlichen Sprung gibt es bei der Bio-Grup- pe, die ein Kilogramm Äpfel im Schnitt zu Fr. 1.80 produziert. Das heisst, Bio-Parzellen haben im Schnitt doppelt so hohe Produktionskosten wie IPH-Parzel- len. Betrachtet man wiederum die Spanne innerhalb der Betriebstypen, fällt der enorme Sprung des obe- ren Bio-Quartils auf. Ein Viertel der Bio-Parzellen lie- gen über Fr. 3.12 Dieser Kostensprung ist auf die ex- trem tiefen Erntemengen der schlechtesten Bio-Par- zellen zurückzuführen. Diese Tatsache ist mit dem nicht-linearen Zusammenhang der Kosten und Erträ- ge zu erklären, der weiter unten erklärt wird.

Umgekehrt liegen die besten Bio-Parzellen mit Fr.

1.27 praktisch gleich hoch wie die schlechtesten IPH- Parzellen mit Fr. 1.30.

Ungenügende Kostendeckungsgrade

Für den Obstproduzenten entscheidend ist schliess- lich nicht die absolute Höhe seiner Produktionskos- ten, sondern das Verhältnis zwischen Erlös und Kos- ten, das beispielsweise anhand des Kostendeckungs- grads dargestellt werden kann. Am Beispiel der IPH- Gruppe wurde der mittlere Kostendeckungsgrad der Jahre 1997 bis 2000 berechnet. Dazu wurden mit ei- ner Umrechnungsformel aus den durchschnittlichen Produktionskosten die Produktionskosten der Klasse I berechnet. Der offizielle Börsenpreis, mit dem in diesen Auswertungen gerechnet wurde, wird ins Ver- hältnis zu den Produktionskosten der Klasse I gesetzt, was dem Kostendeckungsgrad entspricht. Ein Kos- tendeckungsgrad von 100% bedeutet, dass alle in der Normierung gestellten Ansprüche erfüllt werden. Ist dieser Wert tiefer als 100%, können entweder die Lohnansprüche nicht erfüllt werden oder die Ab- schreibungen lassen sich nicht realisieren, was zu ei- nem Verzehr von Eigenkapital führt (Tab. 2). Einzig Jonagold erreicht im Schnitt aller Sorten einen Kos- tendeckungsgrad von über 100%. Die übrigen Sorten erreichen den Kostendeckungsgrad nicht. Bei der Sorte Golden Delicious beispielsweise liegen die durchschnittlichen Produktionskosten der Klasse I im Schnitt Fr. 0.20 über dem Börsenpreis. Diese un- genügenden Kostendeckungsgrade führen zu einem durchschnittlichen Verlust über alle Sorten betrach- 3. Quartil Median 1. Quartil

Franken pro kg

0 0.50 1.00 1.50 2.00 2.50 3.00 3.50

IPH IPD Bio

Betriebstyp Abb. 2: Durchschnitt-

liche Produktionskosten pro kg 1997–2000.

(4)

tet von Fr. 8000.– pro Hektare. Auf eine analoge Dar- stellung der Typen IPD und Bio wurde aufgrund der schwierig quantifizierbaren Preisbildungssysteme dieser Gruppen verzichtet.

Ökonomische Interpretation anhand der Faktor–Produkt–Beziehung

Die Produktion von Gütern erfordert den Einsatz von Produktionsfaktoren. Den Geldwert des Verbrauchs an Faktoren bezeichnet man als Kosten. Die Kosten- entwicklung ist abhängig vom Verhältnis zwischen Produktionsfaktor und Produktionsmenge. Bei land- wirtschaftlichen Produkten ist diese Beziehung nor- malerweise nicht linear.

Links des als Gewinnschwelle G bezeichneten Punktes in Abbildung 3 steigt die Kurve der Produk- tionskosten exponentiell an. Die anfallenden Kosten werden auf immer weniger Kilo verteilt. In diesem Bereich bewegt sich der schlechteste Viertel der Bio- Parzellen, die mit acht Tonnen über zuwenig Menge verfügen. Im Punkt G werden mit dem Preis pggera- de noch die Produktionskosten gedeckt. Bei der pro- duzierten Menge mgwird also weder ein Verlust noch ein Gewinn erwirtschaftet. Sinkt der Preis auf das Ni- veau ps, so werden bei der Menge msgerade die ent- stehenden variablen Kosten gedeckt, nicht jedoch die anfallenden Fixkosten. Sinkt der Preis unter ps, so ist es ökonomisch sinnvoller nicht zu produzieren.

Der Punkt S stellt somit die Produktionsschwelle dar.

Nehmen wir als Beispiel die im vorherigen Abschnitt angesprochenen Fr. 8000.– Verlust pro Hektare bei der IPH Gruppe, befindet sich der Gruppenmedian in der Abbildung 3 im Bereich zwischen G und S. Um nun den Kostendeckungsgrad der untersuchten Be- triebe zu verbessern (und den Punkt G zu erstreben), lassen sich aufgrund dieser Darstellung drei Ansatz- punkte ableiten:

1. Preisanpassung: Die Angebotsmenge des einzel- nen Landwirtes ist zu klein, um den Preis zu be- einflussen. Die aktuelle Preislage bewegt sich in der Grafik zwischen ps und pg. Mit diesem preis- politischen Faktor ist primär die Branche konfron- tiert. Der Landwirt steht einer völlig elastischen Nachfrage gegenüber und hat nur sehr beschränk- te Möglichkeiten hier zu intervenieren.

2. Mengenanpassung: Um seinen Gewinn zu opti- mieren, kann der Landwirt seine Menge dem ge- gebenen Preis anpassen. Damit ist nicht gemeint, dass weniger Ertrag pro Hektare erreicht werden

soll, sondern absolut eine Reduktion der Ange- botsmenge im neoklassischen Sinn. Die vom SOV empfohlene Reduktion der Golden Delicious- Fläche ist im Hintergrund dieser Argumentation zu betrachten. In der Abbildung 3 wird das klassische agrarmarktpolitsche Dilemma von Grosserträgen erkennbar: Theoretisch kann der einzelne Land- wirt einen tiefen Preis mit einem Grossertrag von 60 oder 70 t wettmachen. Geschieht dies aber bei allen Landwirten gleichzeitig, sinkt der Preis auf- grund der Grossmenge erneut.

Definitionen

Vollkostenrechung

Die Vollkostenrechnung ist eine betriebszweig- oder produktbezogene Rechnungsart im betrieblichen Rechnungswesen, bei der im Gegensatz zu der zeitraumbezogenen Er- folgsrechnung andere oder zusätzliche kalkulatorische Kosten mit berücksichtigt werden (z.B. Abschreibungen oder Lohnansprüche). Weil sich bei vielen landwirtschaftlichen Betrieben die Kosten für Gebäude, Boden, Maschinen und ständige Arbeitskräfte nicht eindeutig zuordnen lassen, wird im landwirtschaftlichen Rechnungswesen meist die Deckungsbeitragsrechung (= Teilkostenrechnung) angewandt.

Parzelle

Sortenquartier oder Sortenblock, stellt eine «Produktionseinheit» eines Betriebs dar.

Median

Der Wert einer Datenreihe, unterhalb (und oberhalb) dessen jeweils 50% der ihrer Grös- se nach geordneten Werte liegen. Synonyme: 50% Perzentil oder die «Mitte».

25% Quartil

Analog zum Median ist dies der Wert einer Datenreihe, unterhalb dessen 25% der ihrer Grösse nach geordneten Werte liegen. Synonyme: das schlechteste Viertel, unteres oder 1. Quartil.

75% Quartil

Analog das beste Viertel, oberes oder 3. Quartil.

Kostendeckungsgrad

Das Verhältnis zwischen Gesamtleistung (Erlös) und den totalen Produktionskosten (Gesamtkosten).

Grenzkosten

Die Grenzkosten sind die Kosten, die bei der Produktion einer zusätzlichen Einheit anfal- len. Sie sind unabhängig von den fixen Kosten.

Umrechnung von durchschnittlichen PK auf PK der Klasse I Sortierannahme: 70/20/10; Preise Kl. II = Fr. 0.5; Most = Fr. 0.18. Umrechnungsfor- mel: (Ø PK - 0.118) / Anteil Kl. I, wobei Fr. 0.118 ein gewichteter Mischpreis der Kl. II und Most darstellt, also (0.2u0.50) + (0.1u0.18)

G

Menge Produktionskosten Kosten

Preise

mg

G = Gewinnschwelle p = Preis m = Menge S = Produktionsschwelle

variable Kosten S

pg ps

ms

Grenzkosten

Abb. 3: Faktor-Pro- dukt-Beziehung.

Tab. 2: Kostendeckungsgrade der Jahre 1997 bis 2000 der sechs wichtigsten Sorten der ASA IPH-Gruppe.

Ø Produktions- Ø Börsenpreis Kosten-

kosten Kl. I deckungsgrad

Jonagold 0.79 0.96 122%

Glocken 0.87 0.85 98%

Elstar 1.14 1.03 90%

Golden 1.04 0.84 81%

Maigold 1.28 1.03 80%

Idared 1.01 0.67 66%

(5)

3. Verschiebung der Grenzkostenkurve: Durch ver- schiedene, direkt beeinflussbare Faktoren in der Betriebsführung wie beispielsweise Effizienzstei- gerung und Zusammenstellung der Sortenpalette kann der Landwirt seine Grenzkostenkurve nach unten verschieben, das heisst der Punkt G wird da- durch auf einem tiefern Preisniveau erreicht. Die- ser Ansatzpunkt ist Gegenstand weiterer Untersu- chungen an der ETH und der FAW.

Dank

Die Grundlage der Arbeit bilden die von den Be- triebsleitern erhobenen Daten. Ihnen sei an dieser Stelle besonders gedankt. Beim Schweizerischen Obstverband bedanken wir uns für die finanzielle Un- terstützung des Projekts.

Weitere Informationen zum Thema können auf der Homepage der FAW unter Obstbau/Betriebswirt- schaft eingesehen werden: www.faw.ch.

Informationen zur Software der Datenerhebung gibt es unter: www.asaagrar.com.

Literatur

Bundesamt für Landwirtschaft: Obstkulturen der Schweiz 2002. Re- sultate der Nachführung: Bundesamt für Landwirtschaft 2003.

Landwirtschaftliche Lehrmittelzentrale: Betriebswirtschaftliche Begrif- fe im Agrarbereich, Zollikofen, 6. Aufl., 2000.

Lombriser R. und Abplanalp P.: Strategisches Management, Versus Zürich, 1998.

Meli T.: Ertragsmenge, Qualität und Ernteleistung – entscheidend für die Wirtschaftlichkeit im Obstbau. Schweiz. Z. Obst-Weinbau 130, 202, 1994.

Mouron P.: Seminarunterlagen SVBL 12./13. Marcelin (unveröffent- licht), Sept. 2002.

Mouron P. und Carint D.: EDV für Obstbaubetriebe. Schweiz. Z.

Obst-Weinbau 134, 197–198, 1998.

Rieder P. und Anwander-Phan-Huy S.: Grundlagen der Agrarmarkt- politik, vdf Zürich. 4. Aufl., 1994.

Rendement et coûts de production dans la production moderne de fruits de table à pépins

Depuis les années 80, la Station fédérale de recherches à Wädenswil (FAW) recense des données de ges- tion économique dans le cadre d'un réseau d'exploitations lui servant de terrain d'investigation. L'ar- ticle ci-après présente les résultats d'actualité concernant les rendements, les coûts de production et les degrés de couverture des coûts pour la période quadriennale de 1997 à 2000. Le dépouillement des quantités récoltées a révélé des clivages surprenants entre les trois types d'exploitations choisis (fig. 3).

Avec des coûts de production de Fr. 1.80 par kilo, les exploitations BIO arrivent pratiquement au double des exploitations PIC. La représentation schématique des résultats montre que le rapport entre la quantité récoltée et les coûts de production n'évolue pas de façon linéaire.

Le degré de couverture moyen des coûts de production des années 1997 à 2000 a été calculé à l'ap- pui des exploitations PIC (tab. 2). Ce qui surprend, c'est que Jonagold soit la seule variété rentable.

Pour Golden Delicious par exemple, les coûts de production moyens de la catégorie I sont en moyenne supérieurs de 20 centimes au prix négocié en bourse. Pour la moyenne de toutes les varié- tés, on obtient une perte de l'ordre de 8000 francs par hectare !

R

ÉSUMÉ

Am Projekt beteiligte Organisationen

Dieses Projekt wird unterstützt durch die Eidgenössische For- schungsanstalt Wädenswil (FAW, 1997–2003), den Schweizeri- schen Obstverband (SOV, 1997–2003), die Schweizerische Zeit- schrift für Obst- und Weinbau (SZOW, 1997–1998), die Land- wirtschaftliche Beratungszentrale Lindau (LBL, 2002–2003), den Service Romand de Vulgarisation Agricole (SRVA; 2002–2003), das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW, 2002–2003) und die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich (ETH, 2002–2003).

Abb. 4: Moderner Ta- felkernobst-Anbau.

(Foto: Alfred Staub, FAW)

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