R E I F E N
B
ei Landwirtschaftsreifen handelt es sich um ein Hightech-Produkt, des- sen Grundform und -profil sich im Laufe der Jahre kaum verän- dert hat, wohl aber dessen Ei- genschaften und Effizienz.Wenn es um Reifen geht, sind Traktorgewicht, Einsatzbereich und Reifeninnendruck sowie die Felgengeometrie entschei- dend. Zu beachten sind auch Traktorgrösse und Arbeitsein- satz. Die im Reifen eingeschlos- sene Luft trägt und federt ab. Je grösser das Volumen des Rei- fens ist, desto stärker kann er belastet werden. Traktoren bis 100 PS werden mit Standard- oder mit Breitreifen montiert, die Traktoren über 100 PS wer- den dagegen eher mit Breitrei- fen (Feld- und Transportein- satz), allenfalls auch mit Volu- menreifen (Lohnunternehmen) ausgerüstet, dies insbesondere für die Saatbettbestellung. Da- bei ist die maximal zulässige Breite von 2,55 Metern und 3 Metern mit Doppelrädern und im Gewerbeeinsatz der limitie- rende Faktor.
W
ird ein Traktor primär im Ackerbau einge- setzt, hat die Doppel- radkombination mit angepass-Als Bindeglied zwischen Zug- maschine und Boden muss der landwirtschaftliche Antriebs- reifen mehrere gegensätzliche Aufgaben gleichzeitig erfüllen.
Die wichtigsten Schlagworte sind Zugkraft, Fahrsicherheit, Tragfähigkeit und Bodenscho- nung.
tem Front- oder Heckgewicht den Vorteil, die nötige Leistung je nach Arbeitseinsatz ohne Übergewicht zu erzielen. Treib- stoffeinsparungen liegen drin.
Beachtet man das Reifenprofil, sind für den Acker die Stollen eher schmal und deren Anzahl geringer, um die Selbstreini- gung sicherzustellen. Bei Pfle- gebereifung soll die Schulter der Bereifung genügend abgerundet sein, um die Pflanzen direkt ne- ben den Fahrspuren nicht zu verletzen. Berücksichtigt man dagegen den Reifenaufbau, so ist der Radialreifen aufgrund seiner flachen Lauffläche und der flexibleren Flanke (beide Teile arbeiten unabhängig von- einander) beim Ziehen leis- tungsfähiger und bodenscho- nender (kleinere Fahrspurtiefe, weniger Schlupf).
I
m Grünland werden zum grössten Teil Breitreifen eingesetzt, welche die Gras- narbe schonen. Grünlandreifen haben mehr und breitere Stol- len. Am Hang werden oft Dia- gonalreifen wegen ihrer höhe- ren Steifigkeit eingesetzt. Sie sind stabiler und damit auch si- cherer. Bei gelegentlichen Forsteinsätzen werden sie auch wegen ihrer geringeren Verletz-lichkeit gegenüber dem Radial- reifen bevorzugt. Gewinnt je- doch der Strassentransport an Bedeutung, sind bei Traktoren über 100 PS Breitreifen die Re- gel (höhere Stabilität in den Kurven, bessere Wärmeabfuhr, kleinere Abnutzung).
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ast, Geschwindigkeit und Reifeninnendruck sind drei abgestimmte Kenn- grössen. Je geringer die Ge- schwindigkeit oder die Radlast, desto niedriger darf der Reifen- innendruck eingestellt werden.Bei der Bodenbearbeitung ist ein tiefer Reifeninnendruck be- sonders wichtig (zwischen 0,6 und 0,8 bar), die Bodenstruktur wird geschont, und so kann dank geringeren Schlupfs auch die Arbeitseffizienz hoch und der Treibstoffverbrauch klein gehalten werden. Man kann da- von ausgehen, dass jeder zu- sätzliche Zentimeter Fahrspur- tiefe 10 Prozent mehr Treibstoff bedeutet. Bei einer Fahrspur- tiefe von 10 cm verdoppelt sich der Treibstoffverbrauch. Auf der Strasse bedeutet zu wenig Reifeninnendruck eine über- mässige Beanspruchung der Reifenflanke und -fersen, den beiden schwachen Stellen des Reifens. Mit höherem Luft-
druck nimmt dagegen der Rei- fenwalkenwiderstand ab. Der Traktor läuft «freier». Auf dem Markt sind zurzeit die Reifen mit dem Geschwindigkeitsin- dex D (65 km/h – hohe Tragfä- higkeit bei tiefem Reifeninnen- druck und hoher Geschwindig- keit) die geeignetsten. Bei schweren Traktoren über 150 PS, die vor allem für Trans- porteinsätze benutzt werden, ist eine Reifendruckregelanlage von Vorteil: höhere Wirtschaft- lichkeit durch Zeitgewinn, we- niger Treibstoffverbrauch und höhere Langlebigkeit der kost- spieligen Breit- oder Volumen- bereifungen. Der Boden wird auch intensiver geschützt.
B
ei Allradtraktoren liegt wegen Reifenverschleis- ses der Trend bei 0 Pro- zent Voreilung. Vorder- und Hinterradumfang müssen zum Übersetzungsverhältnis abge- stimmt werden. Bei leicht nega- tiver Voreilung (0 bis –5 Pro- zent) mit stossenden Hinterrä- dern empfiehlt es sich, den Rei- feninnendruck hinten leicht zu senken (vorne leicht erhöhen) und umgekehrt bei leichter posi- tiver Voreilung (0 bis 5 Prozent), wenn die Vorderräder ziehen.Etienne Diserens
Dossier Reifen
D I E A U T O R E N
Etienne Dise- rensist an der Agroscope Re- ckenholz-Täni- kon ART im Themenbereich des Bodenschutzes und des Maschineneinsatzes tätig.
etienne.diserens@art.admin.ch
Heinz Röthlis- bergerist Re- daktor beim
«Schweizer Bauer». Er be- treut unter anderem das Ressort «Land- technik».
heinz.roethlisberger@schweizerbauer.ch
Samstag, 29. Mai 2010
D O S S I E R
Hightech-Schnittstelle für Maschine und Boden
Bei optimalem Reifeninnendruck im Feld wie auf der Strasse können Reifen und Boden geschont und bis 3 Liter Diesel pro Stunde eingespart werden.(Bild: zvg)