Aertmnsches Wochenblatt.
Sonnadend/
I8S4.
den 2. Januar.
InlSnvisehe vösehrichten.
St. Petersburg, 16. Dec. Der Ri- gasche Kriegs- und General-Gouverneur von Liv-, Ehst- und Kurland brachte zur Aller
h ö c h s t e n K e n n r n i ß S r . M a j . d e s K a i s e r s , daß der Livländische Adel und die Rigasche Bürgerschaft, von unwandelbarer Treue für den Thron und das Vaterland beseelt, ihre unterthanigste Bereitwilligkeit zu allen Dar
bringungen , um zur Erreichung des heiligen, durch das Allerhöchste Manifest vom 20. Oct.
vorgezeschneten Ziels behilflich zu sein, geäu
ßert haben. Hiezu hat der Generaladjurant Fürst Suworow noch hinzugefügt, daß die Civilbeamten verschiedener Verwaltungen des Gouvernements Kurland, deren Beispiel auch die Beamten Ehstlands und auch einiger Liv- landischen Behörden gefolgt sind, veranlaßt durch eben dieselben Beweggründe, an ihn die Bitte gerichtet um Auswirkung der Allerhöch
sten Genehmigung zu einem Abzüge von ei
nem Zehntheil ihres Zahrgehaltes bis zur Be
endigung des Türkischen Krieges zum Besten der auf dem Kriegs Schauplatze errichteten Hospitaler. Se. Maj. der Kaiser, durch das so lobenswerthe Motiv benannter Stände des Baltischen Gebiets gerührt, geruhten Allergnädigst dem Generaladjuranten Fürsten Suworow aufzutragen, ihnen Ihre innigste Allerhöchste Anerkennung auszudrücken und zu
gleich den unter ihm stehenden Civilbeamten zu erklaren , daß ihre Sympathie für unsere rapfern Heere Sr. Majestät besonders an
genehm ist, daß aber bei dem gegenwärtigen Zustande Rußlands Se. Maj. ter Kaiser die Nothwendigkeit nicht sieht und nicht wünscht, den Vollstreckern der Regierungsbeschlüsse auch nur einen Theil des gerechten Lohnes, welchen sie für ihre eifrigen Dienste erhalten, zu ver
mindern.
S t . P e t e r s b u r g , 1 8 . D e c e m b e r . S e . Kaiserl. Majestät haben, gemäß dem Be
schlüsse des Comite's der Herren Minister, Allerhöchst zu befehlen geruht, dem Adjuncren des Pernauschen Ordnungsgerichts, Stabsca- pitain von Löwis, die Anerkennung der Obrigkeit zu eröffnen.
Nachrichten von der Asiatischen Gränze Transkaukasiens.
Der Generaladjutant Fürst Woronzow be
richtet, daß vom 30. November bis zum 4.
December auf der ganzen Asiatischen Gränze Transkaukasiens nichts von Bedeutung vor
gefallen ist. Indessen ist, nach neuerdings erhaltenen zuverlässigen Nachrichten, der Ver- tust des Feindes in den Schlachten vor Achal- zych und bei Bäsch-Kadyk-Lara an Todten, Verwundeten und Deserteurs über 12,000 Mann außer den nach ihren Wohnstätten auseinandergegangenen Miliztruppen. Die bei
den in diesen Schlachten zersprengten Türki
schen Corps bestanden aus 28,000 Mann re- gulairer Znfanterie, 7000 regulairer Cavalle- rie und gegen 19,000 Milizen. Das feind
liche Detachement, welches sich nach den Nie
derlagen in Kars concentrirt hat erstreckt
sich, wahrscheinlich nach sehr vergrößerten Ge
rüchten, kaum noch auf 19.000 Mann. Von Oberbefehlshabern verloren die Türken am 19.
November an Tobten: Ibrahim-Pascha, zwei
^Regiments-Commandeure (Miralai). 6 Ba- taillonS-Commandeure (Bimbascha'S) und wurt den überdieß vier verwundete Bimbascha'S ge
fangen nach KarS gebracht.
N a c h r i c h t e n v o n d e r D o n a u . Der Generaladjutant Fürst Gortschakow be
richtet unterm 6. December, daß seit den zu
letzt von ihm gegebenen Nachrichten bis zu diesem Tage keine militairischen Operationen an der Donau vorgekommen sind, außer der RecognoScirung der Festung Matschin, welche am 1. December auf Befehl des General-Ad- jutanten Lüders durch den Generalmajor En
gelhardt ausgeführt wurde.
Hierzu waren bestimmt das Dampfschiff
„Pruth" nebst 4 Kanonierbolen, zu deren Unterstützung 2 Compagnieen des Samoszschen Jäger - Regiments , eine Compagnle des 6.
Scharfschützen-Bataillons und 2 Geschütze der 8. leichten Batterie der 16. Artillerie-Brigade auf die Insel Byndoi hinübergesetzt wurden.
DaS Dampfschiff und die Boote gingen an die feindliche Batterie unterhalb Matschin, welche mir 7 Zwölfpfündern bewaffnet war, heran und eröffneten das Feuer auf dieselbe;
zu gleicher Zeil agirten die auf der Insel Byndoi befindlichen Truppen gegen die Tür
kische Infanterie, welche RetranchementS zwi
schen der Batterie und der Stadt besetzt hielt.
Nachdem der General-Adjutant LüderS, wel«
cher persönlich der RecognoScirung beiwohnte, dieselbe in dem Maße vollendet hatte, wie be
absichtigt worden, befahl er den Truppen nach Brailow zurückzukehren.
Nach seinem Berichte sind dem Feinde bei dieser Gelegenheit 2 Geschütze demontirt und die Türken haben insbesondere durch das wohl
gezielte Feuer der auf der Insel Byndoi zer
streuten Scharfschützen einen bedeutenden Ver
lust erlitten.
Unsererseits sind durch daS feindliche Artil- leriefeuer 11 Gemeine verwunder worden.
(D. P. Ztg.)
AuslAnvisehe Nachrichten.
D e u t s c h l a n d .
B e r l i n , 3 0 . D e c b r . ( B . N . ) A u ß e r mehreren anderen auf die Hebung der Noth unter den ärmeren Volköklassen abzielenden Ge
setzen. wird die StaatSregierung noch in der gegenwärtigen Session der Kammern einen Gesetzentwurf einbringen, nach welchem jede Kreisstadt gezwungen sein soll, eine Sparkasse anzulegen.
F r e i b u r y 2 6 . D e c b r . ( B . N . ) H i e r sind neuerdings mehrere Personen wegen Ver
breitung des Flugblatts „Katholiken, paßt auf!" verhaftet worden, darunter ein früherer Lehrer der Französischen Sprache am hiesigen Lyceum. — In Heidelberg ist neue^vingS «in Caplan, welcher den Hirtenbrief des Erzbt- schofs auf der Kanzel verlesen, mit H0 Gul
den gestraft und aus der Stydt verwiesen worden. — Nach dem „Schwab. M." hat eö einen guten Eindruck gemacht, daß man Geistliche da wo während der Feiertage ihre Hilfe nicht leicht in der Kirche entbehrt wer
den kann, aus ihrer Haft entlassen hat, wenn auch die Strafzeit noch nicht ganz abgelaufen war.
F r e i b u r g , 2 7 . D e c b r . ( B . N . ) D i e zwei letzten I?suirenpatres haben Sonnabend den 24.. als den letzten Termin ihres Ver- weilenS, abends 6 Uhr, unsere Stadt verlas
sen. Sie gingen sämmclich nach Böhringen im Sigmaringischen.
K a r l s r u h e 3 0 . D e c . ( N . P r . Z . ) D i e Nachricht des „Journal de Francfort" über den im Herzoglichen Palais in Karlsruhe in den Zimmern des Regenten stattgehabten Vor
fall wird von der Badischen Landes Zeitung mit dem Zusatz bestätigt, daß die Nachfor
schungen nach dem Individuum, welches durch den Garten entkommen ist, von Seiten der Behörde mit allem Nachdruck fortgeführt wer
den.
O e s t e r r e i c h .
W i e n , 3 0 . D e c b r . I n S i n o p e k o m m e n täglich Fälle vor daß Türken an Christen Gtwaltthaten verüben. Der Fanatismus kennt
kein« Gräozen mehr und kann demselben nur mit Müh« Einhalt gethan werden.
M o n t e n e g r o .
(N. Pr. Z.) Zum ersten Male erscheint in den öffentlichen Blättern eine ausführliche Darlegung über die bis jetzt unklar gebliebenen Vorgänge in Montenegro. Folgendes ist der Ausgang deS gegen den Senats » Präsidenten Peter Petrovic, den Senator Stefan Knka und den Serdar Martinovic und ihre Mit
schuldigen anhängig gemachten Hochverraths- ProzesteS. — Die Untersuchung dauere sehr kurze Zeit, und es scheint, daß man materielle Beweise des Verbrechens erhalten hak. Die Anklage dreht sich um nachstehende Puncte.
Die obenerwähnten Verschworenen sind über
wiesen, durch einen Aufstand die dermalige Regierung von Montenegro und Berta stür
zen und an ihrer Stelle eine andere ungesetz
liche und antinationale einsetzen zu wollen.
Di« Mitschuldigen, Norica Cerovic und Vid Bostovic werden einer besonderen Untersuchung unterworfen, sobald sie in Cettinje erscheinen.
Der Vice-PräseS Georg Petrovic wurde un- schnldig erklärt. Nach einer Derathung die durch die ganze Nacht geballert, sprach der versammelte Senat folgendes Urtheil: 1) Pe
ter Petrovic, Milo Martinovic und Stefan Kuka, überwiesen des Verbrechens deS Hoch- verrarheS und deS Attentats auf das Leben deS Fürsten, werden deS Landes verwiesen und Jedermann hat das Recht, sie auf dem Ter
ritorium von Montenegro und Berda zu töd- ren. 2) DaS Vermögen der Verwiesenen, wel- ch«s ihnen im Vergleiche gegen die andern Mitglieder der Familie gesetzlich zukommt, wird zu Gunsten deS Natioualfonds confiscirt.
3) Alle Mitglieder der Familie der Verwie
senen können bis End« d. I . (t2. Januar t6Z4) in ihr Vaterland zurückkehren. Nach fruchtlosem Verlaufe dieses Termins wird auch ihr Vermögen confiscirt. 4) Auch die übri
gen Montenegriner, die den Flüchtlingen folg
ten, können bis zu obigem Termine frei tn'S Vaterland zurückkehren widrigenfalls sie des Landes verwiesen werden und ihr Vermögen mit der strengsten Anwendung des ersten Punktes confiscirt wird. 6) Jedermann, der den Ver
wiesenen Hilfe, Rath ober Schutz giebt, wird erschossen. DaS Urtheil wurde nach erhaltener Sanktion d,S Fürsten dem sehr zahlreich versam
melten Volke vorgelesen, und wird sogleich voll
zogen.
F r a n k r e i c h .
P a r i s , 2 6 . D e c . ( B . N . ) D i e K r i e g s erklärung PersienS ist jetzt amtlich und der Schah hat dem Britischen Gesandten ^eine Pässe zustellen lassen.
(B. N.) Es bestätigt sich vollkommen, daß unser Kabinet die Englische Regierung aufgefordert habe, sich zu erklären, und heut«
hört man daß die Antwort bereits angelangt, und daß Evgland erklärt habe, so weit gehen zu wollen, als es Frankreich verlangt.
P a r i s , 2 8 . D e c . ( B . N . ) D i e h a l b amtliche „Parrie" enthält einen kurzen, aber sehr kriegerisch lautenden Artikel, der wie eine Vorbereitung für wichtige Entschlüsse lautet.
P a r i s , 3 0 . D e c . ( T . D . d . C . - B . ) D e r heutige „Moaiteur" meldet es seien Nachrich
ten aus Konstantinopel eingetroffen, nach wel
chen der Divan sich bereit erklärt har. mit den vier Mächren über die Bedingungen zur Wiederherstellung des Fne^ens zu unterhandeln.
S p a n i e n .
M a d r i d 2 2 . D e c b r . E i n P a r i s e r C o r - respondent der „Allg. Zeitung" schreibt: Die Briefe d,S Herrn v. Turgot, Französischen Gesandten in Madrid, bezeugen seit mehreren Monaten daß sich eine sehr entschiedene Ab
neigung gegen die Königin kund thut. Man tadelt ihr Betragen besonders daß sie zum Erzieher ihres KindeS einen Mann gewählt har, dem das Publicum, mir Recht oder Unrecht ein näheres Verhältniß zu I . Maj.
zuschreibt. Der Gedanke , es könnte eine Regterungs-Veränderung nothwendig werden, scheint Boden zu gewinnen, und die Augen der konstitutionellen Partei sind, im Fall daß der Thron erledigt würde, auf eine demselben nahestehende Familie gerichtet. die sich durch ein sittliches Privatleben empfiehlt. Sie er- rathen, daß von dem Herzog und der Herzo
gin von Moatpensier die Rede ist. Der Mar
schall Narvaez, versichert «au, habe sich ent- jchieden für diese Eventualität erklärt, und
— 4 —
Herr von Turgor geglaubt, den Kaiser in Kenntniß setzen zu müssen, der äußerst auf«
gebracht, eigenhändig einen iangeu Brief an seinen Gesandken geschrieben ungefähr dieses Inhalts: „Gleichviel, wer auf dem Spani
schen Thron sitzt, aber der Herzog und die Herzogin von Montpensier in keinem Fall.
Die Katserl. Regierung würde sich einem sol
che^ Ereigniß per 5c,s er widersetzen/' DieS sind, wie sich von selbst versteht, Din
ge. die in weitem Felde stehen, aber doch sind sie schon als Möglichkeiten so nahe getreten, daß sie besprochen werben.
G r o ß b r i t a n n i e n u n d I r l a n d . L o n d o n 2 4 . D e c . ( B . N . ) E i n H e r r Nuthven in Edingburg hat eine schöne Erfin
dung gemacht, die, wenn sich der Bericht be
währt , die Schaufeln und die Schraube an Dampfschiffen verdrängen wird. Er har zu
nächst für die Fischerei an der Schottischen Küste einen Schooner gebaut, hundert Fuß lang mir einer Dampfmaschine von dreißig Pferdekraft. Zm Raum des Fahrzeuges be
findet sich ein runder, wasserdichter Kasten, in den man durch die Oeffnung eines Ventils das Meerwasser von unten her einlassen kann.
Zn diesem Kasten läuft, von der Maschine getrieben, ein horizontales Rad mit großer Geschwindigkeit um. Begreiflicher Weise wird das Wasser zwischen dem Umfang des RadeS und der Wand des Kastens in eine rolirende Bewegung gerakhen mir erheblicher Gewalt gegen die Wände des Kastens gedrückt und an demselben in die Höhe gerrieben werten. Aus dem Kasten führen, und zwar über der äu
ßeren Wasserlinie, zwei horizontale Röhren, zehn Zoll im Durchmesser, eine an jeder Seite
deS Schiffes, nach hinken hinaus, aus denen daS von unken in den Kasten dringenden Was
ser mir großer Gewalt ausströmt. Die Wir
kung ist wie bei der Rakete: das Schiff wird vorwärts getrieben und zwar, wie behauptet wirb, mit einer Geschwindigkeit von eilf Kno
ten. Außer der großen Ersparung von Brenn
material hat die Einrichtung den Vorkheil, daß man durch völliges oder theilweiseS Sper
ren der einen AuSfiußröhre das Schiff mir gro
ßer Sicherheit und Leichtigkeit wenden kann.
(H. C.) Der Amerikanische Marinesecre- tair empfiehlt die Reorganisation der Flotte, namentlich die Bewilligung von 6 Mill. Doli, für den Bau von Dampf-Fregatten. Von den jetzigen Schiffen könne nur ein kleiner Theil innerhalb 3 Monacen Seefahig gemacht werden. Die Mannschaft soll von 7600 auf 10,000 Mann erhöht werden. Auch der Kriegßsecrerair will das Heer von seinem je
tzigen Effeckivbestande von 10,417 Mann auf 13,821 Mann gebracht wissen. Rekruten sind wegen des allgemeinen Wohlstandes schwer zu finden.
L o n d o n , 2 6 . D e c . ( G . N . ) B e r i c h t e n aus Nieder-Kalifornien zufolge sei dieses Ge
biet durch Adenteurer aus San Francisco zu einer Rupublik gemacht und »in Präsident ernannt worden. — Aus Mexico ist der vor
malige Präsident CevalloS verbannt worden, weil er sich geweigert, nach Guadeloupe zu gehen. Am 12. December wollt« sich Santa Anna zum Kaiser krönen lassen.
L o n d o n , 2 7 . D e c . ( B . N . ) D i e Z e i - rungS-Polemik gegen die angeblich unconstitu- tionellen Einflüsse deS Prinzen Albert wird mit jedem Tage heftiger, und selbst die wohl
anständigsten Organe, wie das Wochenblatt, der „Spectator", erklären, daß sie sich aus
„Pflichtgefühl" gezwungen sähen, von der Stimmung des Publikums Uder diesen zarten Punkt Notiz zu nehmen und, um des allge
meinen Besten willen, den Hof zu warnen.
Die Arbeiter in Preston welche mir den Fabrikherren zerfallen sind, haben vor Kurzem eine Denkschrift an Locd Palmerston gerichtet, um der Regierung ihre Beschwerden ausein
anderzusetzen. Darauf hat der Lord jetzt ge
antwortet, und, nachdem er sich in der Ein
leitung entschuldigt, nichts zur Besserung der beklagten Uebelstände thun zu können, weil der Regierung die Mittel zum Einschreiten fehlen, nachdem er ferner die gesetzliche Haltung der Arbeiter während ihrer sechswüchentlichen Feie- rung lobend anerkannt, will er sich nur er
lauben, den Bittstellern, in allerfreundlichster Weise, einige Punkte zur weiteren Erwägung vorzulegen. Sie müssen wohl wissen — schreibt er — daß Arbeit eine Waare ist, daß ihr
G?ldw,rth auf dem Markte durch di«s»lben Grundsätze, wie der Geldwerth einer jeden andern Waare bestimmt werden muß, und un
ter diesen leitenden Grundsätzen die Erzeu- gungskosten und das Wechselverhältniß zwi
schen Bedarf und Vorrath den ersten Platz einnehmen. Die Produktionskosten bei der Arbeit bestehen im Preise der Lebensbedürf
nisse, und das Verhältniß zwischen Nachfrage und Vorrath hängt sehr von den periodischen GeschäftSschwankungen ob. Indem Lord Pal- merston diese seine Ansichten miltheilt, will er es den Arbeitern, ohne über einzelne Fälle ein Urtheil abzugeben an das Herz legen, sich einer Gemüthsstimmung zu enischlagen, die leicht aus Uneinigkeiten entsteht und sich zu bemühen, wo möglich, ein Uedereinkommen mit ihren Ardeilgebern zu treffen.
L o n d o n , 2 8 . D e c . ( B . N . ) D i , g r o ß e Neuigkeit des Tages ist, daß Lord Palmer- ston wieder als Minister des Innern einge
treten ist. Die Ausgleichung, von welcher der Bestand des Labinets Aberdeen abhing, ist also gelungen.
Das Feiern der Arbeiter in Preston macht bis jetzt alle Prophezeihungen von seinem bal
digen Ende zu Schanden, und zeigt eine Zä
higkeit, wie man sie nirgend erwartet hatte.
Die Zuschüsse während der letzten Wochen waren uichr nur so reichlich ausgefallen, daß den Arbeitern volle 1000 Pfd. Sr. für die WeihnachlSwoche verabfolgt werden konnten, sondern auch für die nächsten 14 Tage ist die Kasse reichlich gefüllt. Seit den 16 Wochen, welche diese ArbeitS-Einstellung nun schon an
hält, wurden den Vereins « Mitgliedern nicht weniger als 32.816 Pfd. St. baar ausge- jahlt.
T ü r k e i .
K o n s t a n t i n o p e l , 1 6 . D e c b r . ( B . N . ) Di» „Kreuzzeitung schreibt: Wir erfahren, daß die gemeinschaftlichen VermittelungS-Vor- schlüge Preußens, Oesterreichs, Frankreichs und Englands welche in der sogenannten, von uns seiner Zeit mitgetheilten, Wiener Note vom ö. Dec. enthalten waren, in Kon
stantinopel nicht, wie hier und da versichert wurde, überreicht worden sind. Es haben
aber die Gesandten der vier Mächte in Kon
stantinopel der Pforte eine von ihnen gemein
schaftlich abgefaßte Note überreicht die im Großen und Ganzen zwar den Inhalt deS Wiener Aktenstückes wiedergiebt, jedoch einige weitergehende der Pforte günstige Bestim
mungen enthält. Diese Note der vier Ge
sandten in Konstantinopel ist von der Pforte angenommen worden, uud darauf allein Grün
den sich die aus Wien und Paris kommenden FrtedtnS-Nachrichren.
(Lloyd.) Die Stimmung im Lande Hot sich seit einiger Z?it bedeutend geändert. Die Ueber»
zeugung, daß Rußland keine Territorialvergrö- ßerung beabsichtigt, sondern nach einer anstän
digen Regelung der kirchlichen Streitfrage gern Frieden macht, greift immer weiter um sich.
Bekanntlich haben sowohl in den Jahren 1828 und 1829, als auch seit dem September 1848 bis April 186l viele Russische Stabs - und Oberoffijiere in die ersten Familien des Landes hineingeheirathet; die fürstlichen Familien von Ghika, Stirb,y-BibeScu, die Großbojaren-Fa- Milien Bolacenu, Valenu, FilipkScu und meh- rere andere sind auf dt»s« Art mir vielen hoch
gestellten Familien Rußlands in nahe Ver
wandtschaft und Vertraulichkeit getreten.
Au« Bucharest wird vom 23. berichtet, eS sei dort aus TifliS die Nachricht eingetroffen, der Schah von Persien werde sich persönlich an die Spitze jener 30,000 Mann, meist Reiterei, stellen, die an die nördliche Gränze seines Reiches gegen die Türken ziehen. Die Einwohner des Sandschaks von Schouenghel haben sich den Russen vollständig unterworfen und ihr? Waffen gegen die Türken angeboten.
(N. Pr. Z.) Die Türken haben in den letzteren Tagen ihre Vorposten in der kleinen Walachei bis 1^ Posten vor Crajova vorge
schoben. Nachrichten, welche Reisende von Rimnik hierher brachten lauten dahin, baß man von jener Gegend her lebhaften Kano
nendonner durch mehrere Stunden gehört habe.
Man erwartet hier stündlich die verläßliche Nachricht über den Ausgang der Sache.
G a l a c z 1 8 . D , c . ( N . P r . Z . ) R e i - sende von den Zonischen Znseln erzählen, daß die dortige Bevölkerung in ihrer großen Mehr
heit, mit Einschluß aller dort lebenden Grie
chen, in Betreff der orientalischen Frage bis zum Fanatismus für die Sache Rußlands eingenommen sei. Alle auch noch so unglaub
lichen Nachrichten werden mit gränzenloser Freude aufgenommen, sobald sie zu Gunsten Rußlands lauten.
N e u e s t e P o s t .
B e r l i n , 3 . J a n u a r . D e n K a m m e r n l i e gen wiederum eine Anzahl Petitionen vor, welche Maßregeln gegen die Vermehrung der Brannlweinschänken beantragen.
B e r l i n , 6 . J a n u a r . ( N . P r . Z . ) D i e Hauptdestimmung des Schwedisch Dänischen NeucralitätS'Vertrages ist folgende: Hm Falle eines Krieges verpflichten sich Dänemark und Schweden, ihre Kriegehäfen den Schiffen der kriegführenden Mächte zu verschließen, in den übrigen Häfen aber das Einlaufen dieser Schiffe zwar zuzulassen, jedoch zu verhindern, daß die
selben Kriegs - Material einnehmen. — Wie wir hören, ist dieser Vertrag auch der Preu
ßischen Negierung zugesandt worden mit der
Einladung, demselben beizutreten. Wir zwei
feln sehr daran, daß die Preußische Regierung
beitreten wird.
(B. M.'Z.) Das Königl. Dänische Mari
neministerium bringt zur öffentlichen Kunde, daß zufolge eingegangener officieller Berichte, Konstantinopel, so wie Alexandria, Smyrna, Kandia, Damiette, Marokko, Tunis und Tri
polis als von der orientalischen Pest ange
steckt anzusehen ist. Alle übrigen Häfen und Ortschaften Griechenlands, der Türkei und der Barbareskenstaaten werden hinsichtlich der ori
entalischen Pest für „verdächtig" erklärt.
P f o r z h e i m 3 0 . D e c b r . ( N . P r . Z . ) Ein bedeutungsvoller Schritt ist in Betreff des neuesten Erlasses deS Hrn. Erzbtschofs von Seiten des hiesigen katholischen Kirchenvor- standes erfolgt. In einer von sämmtlichen Mitgliedern desselben unterzeichneten Eingabe an ihren Geistlichen , der, beiläufig gesagt, nicht bloß bei seiner eigenen Gemeinde in ho
her Achtung steht, erklären dieselben, nachdem ste ihr tiefes Bedauern übet den eingetrete
nen kirchlichen Conflicr, insbesondere aber über
die den katholischen Geistlichen zugegangene Weisung, jenen Conflicr zum Gegenstand ih
rer Kanzelvorträge zu machen, ausdrückt, daß sie, wenn jene auf die Kanzel durchaus nicht gehörenden und den Gemeinde - Gliedern in keinem Falle zur Erbauung dienenden, sondern im Gegentheil das kirchliche Leben der Ge
meinde in hohem Grabe gefährdeten Vorträge gehalten würden, nicht nur die Kirche nicht besuchen, sondern auch ihre Stellen als Kir- chenvorstände sammt und sonders niederlegen würden.
M a n h e i m , 3 0 . D e c b r . ( B . N . ) D i e Geistlichkeit geht immer weiter. Gestern sollte hier «in Kind gerauft werden, aber der Kaplan Liebler weigerte sich, es zu taufen weil der e i n e P a t h e e i n N i c h t k a r h o l i k w a r !
S t u t t g a r t . 2 9 . D e c . ( H . C . ) W i e man hier in wohlunterrichteren Kreisen bestä
tigen hört ist die Angabe der „Allg. Ztg.", baß Prinz Napoleon. Neffe Sr. Maj. des Königs von Württemberg, sich mit der ältesten Prinzessin Tochter des Markgrafen Wilhelm von Baden, Oheims des Prinz-Regenten, ver
mählen wird, vollkommen begründet. Die Prin
zessin Sophie, die im April kommenden Jah
res 20 Jahre alt wird, ist eine Nichte unse
rer Königin , deren jüngste Schwester die Prinzessin Elisabeth, mir dem Markgrafen Wilhelm von Baden vermählt ist.
S t u t t g a r t 3 l . D e c . ( H . C . ) N o c h am letzten Tage des Jahres 1863 haben I I . KK. MM. die Freude gehabt , einen Enkel zu empfangen, indem deren Prinzessin Toch
ter, die Prinzessin Hermann von Sachs,n-Wei- mar, von einem gesunden Prinzen zwar schwer, aber glücklich entbunden worden ist. Mutter und Kind befinden sich den Umständen nach wohl. Der greise König selbst war dabei ge
genwärtig und begab sich trotz deS tief ge- fallenen Schnees den weiten Weg von dem Palais des Prinzen zu Fuß nach dem K. Re
sidenzschlosse.
W i e n , 3 t . D e c b r . ( H . C . ) N a c h d e n neuesten, zuverlässigen Nachrichten aus Asien, die bis zum 3. December gehen, haben die Türken das Russische Gebiet geräumt, nach
dem sie bedeutende Niederlagen erlitten. Fürst
— 7 —
Woronzow stand bereits mit 24 Bataillonen und 80 Kanonen an der Türkischen Gränz«
und «S heißt, daß KarS sehe bedroht sei. Di«
Zrregulairen und Rebifs laufen schaarenweise davon. Zwischen dem Corvmandanten Se- lim Pascha und Addi Pascha herrscht volle Uneinigkeit. Ueberhaupt scheinen die Militair- Angelegenheiten der Türk?» , wenigstens ia Asien, an ihren Wendepunkt gelangt zu sein.
W i e n , 2 . J a n u a r . ( L l o y d ) E i n e t e l e - graphische Depesche a«s Konstantinopel vom 22., abends 6 Uhr, meldet: Die Note der vier Mächte ist von der Pforte angenommen.
Waffenstillstand, Bürgschaft der vermittelnden Mächte für Räumung der Donaufürstenlhü- mer, Congreß in einer neutralen Stadt, Re
vision der Traccate, nöthige Reform und Ver
besserung im Zustande der Christen sind bean
tragt. Gestern den 2l. war ein Auflauf tn Konstantinopel, veranlaßt durch dritthalb Tausend Sofra's (RechtSzöglinge). Die Ruhe der Stadt blieb nach Unterdrückung des Auf
standes ungestört. Gestern Abend hat der Sultan Englische und Französische Kriegs- dampfer und Landungstruppen nach Konstan
tinopel berufen. Die Nacht und der folgende Tag verflossen ganz ruhig; 400 Softb's sind verhaftet. Die Berathungen bei der Pforte dauerten drei Tage. Die Flotten sind nicht tn daS Schwarze Meer gegangen. Riza Pascha hat als Admiral seine Thätigkeit bereits de-
gönnen. Achmer Pascha, zum commandiren- den General ernannt, geht demnächst auf sei
nen Posten nach Asien. Ein Adjutant des Sultans ist mir zwei FermanS nach Serbien abgegangen. Die Russisch-Türkischen Verträge werden modificirt. Der Sultan bestätigt den Serben auS freiem Antriebe alle bisherigen Rechte, und Serbien wird anHeim gestellt, das Prottcrorat aller Mächte anzusprechen. — Halil Pascha hat eine berathende und beschluß
fähige Stimme im Ministerräte.
Ein anderer Bericht vom 22. lautet: Der Sultan hat die vermittelnden Anträge der vier Großmächte unterfertigt. Bereits von der einen oder der andern Seite verworfene Forderungen blieben in dem neuen Entwürfe gänzlich beseitigt. Bei Annahme desselben sei
tens Rußlands «kfolg-t der Abschluß eines Waf
fenstillstandes. Während desselben werden die Verhandlungen zur definitiven Festsetzung des Friedens - TractateS in einer neutralen Stadt zwischen Rußland und der Türkei geführt.
Oesterreich. Frankreich, England und Preußen verbleiben während der Dauer der Verhand
lungen in ihrer vermittelnden Stellung. Ueber die Frist zur Räumung der Fürstenthümer, so wie über den Abschluß des Waffenstillstandes werden Separatverrräge errichtet. Bis zum 22. waren die vereinten Flotten im Bospo
rus. Im Schwarzen Meer« herrschen fort
während Stürm«. Theuerung und Geldnoth sind steigend. Nachdem der Sultan den Ver- wittelungS-Entwurf unterfertigt hatte, versuchte die Kriegepartei, an d«r«n Spitze die Türki
schen Studenten standen, eine Revolution.
Die Englisch Französische Flotte war bereit, zum Schutze des Sultane von BeikoS nach Konstantinopel zu gehen. In Kürze war der Aufstand unterdrückt; bei 300 Verschworenen sind verhaftet, Mehemed Pascha, Chef der Sofra's, entlassen, die Ruhe hergestellt. Dl«
große Mass« der Bevölkerung zeigt sich sehr friedlich; die Friedenspartei handelt sehr ver
ständig und ist voll Mäßigung, sie gewinnt von Stunde zu Stunde an Anhängern.
Eine auS Bukarest hier eingetroffene Nach
richt meldet ohne Näheres anzug-ben die Türkische Arm«« tn Asien hätte sich gegen ihre Heerführer empört, die Rebifs seien zerstreut und die Russen in siegreichem Vorbringen von Achalzik gegen Barum.
(N. Pr. Z.) Wir lesen in der Preßburger Zeitung vom 3. l. M. : „Einem so eben hier angelangten, aus Orsov- vom 28. Dec.
datirten Schreiben, das uns zur Einsicht über
lassen wurde entnehmen wir nachstehende Mittheilung: Wir sind nicht mehr weit vom RussischiTürkischen Kriegsschauplatze, denn schon sind die Russen bis Gruja einem von Czer- netz kaum vier Stunden längs der Donau entfernten Orte, vorgedrungen, in der Absicht, die an Kalafat verschanzten Türken dieser Tage anzugreisen und dadurch die Donau - Fürsten
thümer gänzlich von ihnen zu räumen."
Nach gestern angelangten Nachrichten ist
— 8 —
der Tückische Zldmiral OSman Pascha, wel
cher nach der Schlacht von Sinope gefangen nach Sewastopol abgeführt wurde, deselbst an seinen Wunden gestorben.
W i e n ö . J a n u a r . ( T . D . d . C . - B . ) Die hier »ingelrvffenen Nachrichten aus Kon
stantinopel melden. daß die Ordnung zwar vollständig hergestellt, der Fanatismus jedoch im Wachsen sei. Die Janitscharenabzeichen sind aufgetaucht. ES hieß, daß der Kriege- minister in seinem Amte verbleide.
T r i e s t , 3 J a n u a r . ( N . P r . Z . ) D i e in den bekannten Hochverrathsprozeß Verwickel
ren Montenegrinischen Primaten Peter Pe- rrovich Njegoö und Serdar Perrovich Kuza
sind hier angekommen.
T u r i n . 2 9 . D e c b r . ( N . P r . Z . ) D i e
„Armonia" bringt nachstehende Details über Unruhen im Bezirke von Aosta: „Jvrea, 2S.
Decbr. Gestern verbreitete sich am frühen Morgen die Kunde, daß der AdministrationS- Intendant mit dem Capirain der Carabinieri und einer Anzahl dieser Mannschaft eiligst nach dem Thal von Aosta abgegangen sei; eS hieß, daß sich dort Zusammenrottungen von Land
leuten gebildet hätten, die von den Gebirgen unter dem Rufe: „Es lebe der König, nieder mit der Constitution, die Hirse um drei Lire!"
herabgezogen. Man versichert, daß der In- reodant auf der Durchreise durch Borgs Francs und andere Ort« die Nationalgard, zum Bei
stand aufgefordert habe. — Dem Vernehmen noch hoben sich in San Martins und Don
nas auch die Bewohner des Thaleö Gressoney zusammengerottet; die Leute auS Valchiusella, Brozzo u. s. w. sollen sich ebenfalls der Be
wegung angeschlossen haben. Man fügt hin
zu, daß in der Nähe der Stadt Aosta die Zahl der Tumultuanten sich bereits auf 3000 Per
sonen bklief, die andeuteten, sie Härten die Absicht nach Savoyen zu ziehen. Im Laufe deS Nachmittags kehrte der Capitain der Ca- rabiniere nach Jvrea zurück, wo sogleich die Trommel gerührt wurde; 300 Soldaten aus der Militairschule setzten sich um 3 Uhr Nach»
mittags in Bewegung.
T u r i n 3 0 . D e c b r . ( N . P r . Z . ) D i e heute eingelaufenen Nachrichten auS Aosta sind beruhigender Natur. Der hochw. Bischof, der Jndenrant und der Syndikus Ritter von Crotti waren den heranziehenden Haufen ent
gegengeeilt unb hatten sie durch gütliches Zu
reden zum Ablegen der Waffen vermocht. Die Nationalgarde, die Pompiers und die wenigen in jener Stadt befindlichen Veteranen haben Ordnung und Ruhe aufrecht erhalten. Der General-Intendant befindet sich jetzt mit den Truppen in Aosta. Die Bewegung darf dem
nach als vollkommen beendigt angesehen wer
den.
Weksnntmseyung.
Bei der Polizei ist ein silberner Dessert- Löffel ohne Namen als gefunden eingeliefert worden. Der vermeintliche Eigenthümer hat sich innerhalb sechs Wochen <, clato hierselbst zu melden.
Pernau, Polizeigericht den 47. Decbr. 4863.
Polizei-Vorsitzer Fr. Rambach.
No. 4660. A. MorS, Secrt. 1
Nettsnntmseyung.
(Mit polizeilicher Bewilligung.) LmpkeklunFswertllks lrsn?. Iisck- un6 RüetienAer'ätti in Aros8er' ver-
kauten billigst Ltein. 2
Vom 24. Decbr. bis zum 1. Januar.
Getankt.
St. Nikolai - Kirch, : Emma Juliane Kroll. — Marie Wilhelmine Neese.— Alexander Johann Florell. — St. Eli- sab.»Kirche: Alexander David Bank.
Verstorben.
St. Nikolai.Kirche: Catha- rine Helene Knoch, alt 42 Jahr. — Sr.Elisab. Kirche: HanS Friedrich Tomson.
— Mark Jaan, alt 76 Jahr.
Vroelsmirt.
Sr. Nikolai-Kirche: Carl Detlow Mau und Caroline Thomson. — Sr. Elisab. Kirche: Carl Detlow Mau und Caroline Thomson. — Peer Kukk und Marri Wolmer.Im Namen des General-GouvernemlS. der Ostseeprovirizen gestaltet den Druck H. Tiling, Ccnsor.
Pernansches Wochenblatt.
2.
Sonnabend,
1854
den 9. Januar.
Ausländische Rachrichten.
S c h w e d e n u n d N o r w e g e n . S t o c k h o l m , 3 0 . D e c b r . ( N . P r . Z . ) Die Dokumente des Schwedisch-Dänischen Neutralitäts - Vertrages sind nicht nur allen größeren Staaten Europa's, bei welchen die Scandinavischen Reiche diplomatische Vertre
ter haben, sondern auch den namhafteren See
mächten Amerika's zugesandt worden. Noch verlautet nichts, daß von einer oder der an
dern Regierung eine Antwort eingegangen.
Sehr gespannt ist man auf den Bescheid Preußens, da die dorthin gesandte Notifika
tion auch von einer Anfrage wegen Bethei
ligung an dem Schwedisch-Danischen Tracrat begleitet' gewesen; viel Hoffnung machr man sich nicht auf eine eingängige Antwort.
H a m b u r g 7 . J a n u a r . D e r „ H a m b . Corr." schreibt: Die zwischen den Schiffs
zimmerleuten und den „Baasen" seit einiger Zeit bestehenden Differenzen, welche noch im
mer nicht ausgeglichen sind, haben gestern zur Festnehmung des Präses des Schiffszimmer- leute-Vereins Anlaß gegeben. Eine Deputa
tion, welche um dessen Freilassung bar, wurde abschlägig beschieden. Da sich die Aufregung unter den Leuten in bedenklichem Grade stei
gerte , wurden mehrere Vorkehrungen gegen etwaige Ruhestörungen getroffen. — Weiter wird berichtet: 36 Zimmerleute haben Ham
burg bereits verlassen. Sie sind nach Rostock verschrieben worden. Bei der Abfahrt wurde
ihnen von vielen Genossen der Arbeitsein
stellung ein Ständchen mir Musikbegleitung auf dem Bahnhofe gebracht. — Der „Eckernf.
Ztg." zufolge sollen auch die Schiffszimmer- leute Alrona's am Montag ihre Arbeit nie
dergelegt haben und nicht eher dieselbe wieder aufnehmen wollen, als bis ihnen ein höherer Tagelohn geworden. Sie erwähnt des Ge
rüchts, „daß diese Demonstration nicht ohne
Nachahmung bleiben und am ganzen Elbstrom die Arbeitseinstellung seitens der Schiffszim- merleure stattfinden werde."
Der hiesige Correspondent schreibt: Mit Berichten über die Schneestürme und den Schneefall in der Weihnachrswoche ließe sich eine ganze Zeitung füllen. Von Venedig, Triest und Wien bis nach Belgien und ohne Zweifel weiter hinaus scheint keine Gegend davon verschont geblieben zu sein. Ueberall hört man von großen Verkehrsstockungen auf den Eisenbahnen. Zwischen Lüttich und Brüs
sel lag am 30. December der Schnee 6—7 Fuß hoch. Das Erzgebirge hatte schon in der Mitte des Decembers (14. und 16.) ei
nen wahren Schnee-Orkan, wie sich die älte
sten Gebirgsbewohner keines ähnlichen erin
nern konnten. Der hierdurch an den Wald
beständen verursachte Schaden ist ungeheuer.
In einem einzigen Reviere der Herrschaft Ro
thenhaus warf der Sturm mehrere Tausend der kraftigsten Stämme nieder. Aller Ver
kehr in den Straßen und im Freien mußte gänzlich unterbleiben und in den hölzernen
— 40 "
Wohnungen mußte zur Begegnung der dro
henden Feuersgefahr sogar die Heitzung un
terlassen werden. — Die Zahl der durch den strengen Frost und Sturm vom 14. Decem
ber Verunglückten scheint sehr bedeutend. So fand man am 4Z. December auch im Bezirke Königsberg einen Scheidermeister mit seiner 20-jährigen Tochter, die beide AdendS zuvor nach ihrem Wohnorte gegongen waren auf dem Wege erfroren.
K a r l s r u h e , 4 . J a n . ( N . P r . Z . ) E S wird immer klarer, daß der gegenwärtige Con
flicr von oben her, vielleicht direkt von Rom auS herbeigeführt worden ist, um auf der ei
nen Seite die Spannkraft der katholischen Kirche in Baden und ihre Priester zu erpro
ben, und auf der andern eine gründliche Rei
nigung derselben vornehmen zu können. Dem ersten Anlaufe hat, allem Anscheine nach, die katholische Priesterschaft dieses Landes besser entsprochen als vielleicht selbst in Rom und in Freiburg erwartet wurde. Die „Deutsche Volkshalle" meldet sogar auS Baden, daß bis jetzt nur sechs katholische Geistliche bekannt geworden seien, die sich den Anordnung«» des ErzbischofS nicht gefügt haben, während die Gesammrzahl der Badischen Priester 900 aus
macht. Jene sechs seien bereits sämmrlich suspendier.
K a r l s r u h e , 7 . J a n . ( N . P r . Z . ) D i e vom Erzbischof angeordneten Predigten der katholischen Geistlichen in welchen diese be
auftragt sind, in faßlicher Weise ihren Ge
meinden den Inhalt des schwebenden Consiic- res darzustellen, haben bereirs begonnen. Das sonst regierungsfreundliche „Franks. Journ."
gestehr, daß sie bisher „ziemlich ruhig" aus
gefallen seien. Es waren von mehreren Sei
ren Versuche gemacht, die Pfarrer an der Aus
führung dieses erzbischoflichen Befehls zu ver
hindern und außer dem Gemeiaderathe von Pforzheim, dessen Vorstellung an den Stadt- pfarrer wir vor einigen Tagen bereits erwähnt haben, hat auch der von Donaueschingen das Ansuchen an seinen Pfarrer gestellt, „die Ge
meinde mir diesen Predigren zu verschonen."
Der Pfarrer ist darauf nichr eingegangen.
Die katholische Geistlichkeit befindet sich über
haupt in einer höchst gedrückten Lage, in wel
cher ihr der Hinblick auf die erwarteten Ver
handlungen zwischen Rom und Karlsruhe nur einen schwachen Trost gewähren. Der excom- municirte Ober-Kirchenrarh scheint nach einer erlassenen Verfügung über die Kirchenrechnun
gen gegenwärtig ihre materielle Existenz eines Weiteren zu bedrohen.
F r a n k f u r t a . M . , 4 . J a n . ( H . C . ) Unsere ganze Stadt ist in Schnee begraben, der 7 Fuß hoch liegt und jede Passage un
möglich macht. Posten und Eisenbahnen neh
men keine Briefe an, denn jeder Verkehr nach Außen har aufgehört. Die ältesten Leute er
innern sich keines solchen Schneefalles, der im Süden uuechörc ist.
O e s t e r r e i c h .
W i e n , 6 . J a n u a r . ( L l o y d . ) N a c h d e n letzten verläßlichen Nachrichten aus den Do- naufürstenthümern halten bis zum 48. Decem
ber 20,000 Mann des Osten Sacken'schen Corps den Prurh passirr. Bis Ende Decem
ber war daS Eintreffen weiterer 8000 Mann angesagt. Die Kälte ist so groß, wie man sie seit dem Jahre 1823 nichr erlebt har;
der Schnee ist so tief, daß er viele von den niederen Wallachischen Häusern förmlich be
graben hat. Ueberall wo es rhunlich ist, wer- den Schlittenbahnen angelegt.
F r a n k r e i c h .
P a r i s , 4 . J a n u a r . ( Z e i r . ) D i e A d r e s sen und Subscripriontn zu Gunsten des Erz
bischofS von Freiburg dauern forr. Das „Unt- verS" allein har 43.000 Fr. zusammengebracht.
Der Cardinal-Erzbischof Duponr von Bourges sehr sich in Bereitschaft, die angebotenen 40,000 Fr. abzuschicken, da es scheint, daß sich Bedürfnisse fühlbar machen.
S p a n i e n .
M a d r i d , 3 0 . D e c . ( Z e i l . ) D i e K ä l t e ist groß, alle stehenden Wasser sind gefroren, und man sieht sogar Schlittschuhläufer, eine hier ganz ungewohnte Erscheinung.
G r o ß b r i t a n n i e n u n d I r l a n d . L o n d o n , 2 . J a n u a r . ( N . P r . Z . ) S e l ten ist England mit so niedergedrückter öf
fentlicher Stimmung in ein neues Jahr getre
ten. Alles wirkt zusammen, den Horizont zu
— 15 —
verbittern. Die Lage Europa'S sieht bei der Nachricht, daß Rußland geneigt scheine, die Einmischung der Europäischen Mächte zurück«
zuweisen, ernster aus. als je. Aber fast mir»
noch größerer Unbehaglichkeit beginnen sich die Blicke auf das Zusammenstoßen der Arbeiter und Fabrikanten in Lancoshire zu richten. Am lehren Dienstag rhar in Manchester der Fa- brikantenstand den ersten Schritt zu einer or- ganisirten und gemeinschaftlichen Abwehr gegen die Arbeiter - Bewegung. Eine große Anzahl von Fabrikanten verpflichtete sich zur Unter
stützung der Fabrikanten von Preston oder vielmehr zu ihrer Entschädigung für den wei
teren Stillstand der Fabriken, um sie in den Stand zu setzen, „ihre Arbeiter zur Vernunft zu bringen"! Man sieht, die bisherigen Re- sulkate der Arbeiter-Bewegung laufen darauf hinaus, die Fabrikanten zur schrittweisen Nach
ahmung der Arbeirer-Organisalion zu bringen.
Neben den düstern Aspekten auswarrs und da
heim nagen Hunger und Kälte mir scharfem Zahn am nationalen Wohlsein. DaS Brod ist theuer und, was bei dem jetzigen, für England bei
nahe unerhörten Thermometerstande fast noch wichtiger, die Steinkohlen sind bis zur Uner- schwinglichkeir rheuer. Man sah auch ver- hälrnißmäßig wenig Lustigkeit in der Neujahrs- Nacht; daS Leben der Gesellschaft hängt in England so eng mir dem geselligen Leben zu»
sammen, baß man im letzteren stets den PulS- schlag deS ersteren durchfühlen kann. Eö war, als fühlte man sich überall im Schooße neuer und fremdartiger Zelt.
L o n d o n , 3 . J a n u a r . ( B . N . ) M a n vernimmt, daß alle Englischen Schiffswerft?
Tag und Nachr arbeiten um ein großes Nordseegeschwaber für das Frühjahr seeferrig zu machen.
L o n d o n , 4 . J a n u a r . ( N . P r . Z . ) D i e Taff - Thal - Eisenbahn in Wales har eine Zweigbahn von Marthyr und Dowlais. Mehr als eine (Engl.) Meile derselben bestehr auS einer schiefen Fläche von 400 Fuß Höhe. Hier ist eine stehende Maschine aufgestellt. Am 28.
December Mittags versäumten die Bahnbe
amten an dem abwärtsgehenden Passagierzug den Strick zu befestigen. In Folge dessen
rannte der Zug mit furchtbarer, immer zuneh.
mender Schnelle niederwärts. Der Wächter sprang von seinem Sitz und kam unbeschadigr davon. DaS vermochten aber die in dem Wa
gen eingeschlossen?» Passagiere nichr, und un
ter herzzerreißendem Jammergeschrei stürmten sie gegen die Sradt hinunter in die Sohle deS Thals, wo sich die Zweigbahn in einer scharfen Curve wir der Hauptbahn vereinigt.
Hier lief der Train von den Schienen, schnellte hoch empor, zerriß die Wagen in Fetzen, die Reisenden wurden herausgeschleudert, und fie
len mit den Trümmern des TrainS, „wie ein Regen" rheils in den Fluß Taff hinein, theilS auf dessen Uferrand. Trotz des hefti
gen Stoßes konnten einige Menschen, ver
gleichsweise wenig verletzt, von der Stelle ge
hen ; die meisten aber wurden schwer verletzt, und zwei Frauen auf der Stelle getödtet.
Sie waren fast gänzlich zermalmt.
T ü r k e i .
Am Besten dürfte, wie das „Journ. des Deb." bemerkt, die Bekanntmachung welche officiell in dem „Journ. de Const." zur Be
ruhigung der Bevölkerung über die neuesten Friedensunterhandlungen erschien, die wahre Gestalt der Dinge wiedergeben. Dieser lautet folgendermaßen:
(Uebersetzung der Beilage des Türkischen Blatres „Djeri Harvadiss" vom 22.
Rebi-ül-ewel P2. Decbr.^)
Bekanntmachung. Die verbündeten Mächte haben der hohen Pforte von den fried
lichen Absichren Mittheilung gemacht, welche der Russisch, Hof fortwährend bewiesen hat, und indem sie auch ihrerseits die Kaiserliche Regierung auf diesem Wege zu sehen wünsch, ten, haben sie angefragt, welches ihre Absich
ten in dieser Beziehung seien. In Folge des
sen ist am 17. des gegenwärtigen Monats Rebi-ül-ewel, Sonnabend, und am 18. dessel
ben MonatS, Sonntag, die Angelegenheit den Berathungen des General - ConseilS. welches zu diesem Zweck zusammengetreten und aus ollen Ministern, Veziren, Ulemas, Paschas der Land- und Seemacht und andern Würden- rrägern des Reichs zusammengesetzt war, un
terbreitet worden. Es ist einstimmig Entscheid
— 12 —
gefaßt worden, zu antworten, daß man, da die hohe Pforte den Krieg unternommen habe, um ihre Rechte und die Integrität ihrer Staa
ten aufrecht zu erhalten einen Frieden, der geeigner wäre. sie jetzt und in der Zukunft zu gewährleisten nichr zurückweisen würde.
Ein genehmigendes Fetwa dieses Entscheides ist von dem Scheik-ul-Jölam abgegeben und ein Kaiserl. Befehl zu diesem Behuf ergan
gen. Mitrheilung von dem Vorstehenden ist den Vertretern der vier Mächte gemacht wor
den. Der Puncr, auf dem die Affaire in diesem Augenblick sich befindet bezieht sich auf eine einfache Frage und Antwort. Ge
genwärtig handelt es sich nichr um den Frie
den. Man hat nicht einmal einen Waffenstill
stand eintreten lassen. Der Kriegszustand dau
ert fort und Depeschen, welche das Geschehene mittheilen, sind den Generalen der Armeen von Rumelien und Anarolien zugesendet wor
den damit der Gang der militairischen Be
wegungen keine Behinderung erfahre. Die gegenwärtige Bekanntmachung har den Zweck, diesen Entscheid zur Kenntniß aller Welt zu bringen. Da der oben erwähnte Entscheid einstimmig gemäß den ruhmvollen Bestim
mungen des auS dem heiligen Gesetz hervor
gegangenen Ferwas, gefaßt ist, so würbe der
jenige, welcher sich erlaubte, gegen daS Vor
hergehende zu sprechen, wegen seiner Auflehnung gegen eine einstimmige Entscheidung, sofort die Strafe zu erleiden haben, die er sich durch dieses Factum zugezogen har. Wir verkünden Euch diese Bestimmung zu Eurer Informa
tion. 21. Rebi-ül-ewel-1270.
Es tollen 1200 Ulemas festgenommen sein.
An einigen Stellen und Plätzen Stambuls sollen Kanonen aufgefahren gewesen sein, und die Truppen waren in den Casernen consig- nirt. Bei Pera auf dem großen Campo
platze, vor der Artillerie - Caserne, waren die Kanonen mit Ersatzrädern die Pulverkarren mir Pulver und Kugeln versehen, die Pferde zum Anspannen gesattelt und aufgeschirrt. Von den verbündeten Flotten waren drei Dampf- Fregatten und große Dampf Linienschiffe am Abend herangezogen.
(N. Pr. Z.) Nach einem Privatschreiben
auS Orsova vom 28. December ist man bort dem Kriegsschauplatz bereits sehr nahe gerückt, denn schon stehen die Russen in Gruja, einem von Cjernetz und der Oesterreichischen Gränze kaum vier Stunden entfernten Orte. Sie waren von den nördlichen Theilen herab
gekommen und dehnten sich auf der von Czernetz nach Crojova führenden Straße aus, um die Verbindung mir dem Hauptquartier herzustellen. Weirer erfährt man daß auch die Türken ihre Position bei Kalafar wieder verstärken. Omer Pascha ist beinahe jeden vierten oder fünften Tag in Widdin.
N e u e s t e P o s t .
B e r l i n 1 l ) . J a n . ( N . P r . Z . ) D e r a m 9. d. M. eröffnete außerordentliche Landtag des Grvßherzoglhums Oldenburg empfing unter an
deren Vorlagen die Mitrheilung, daß unter dem 20. Juli v. I . mir einer Nebenberedung vom 1.
v. M. mir der Krone Preußen ein SraatS- verrrag über die Anlegung eines 'Äarine-Eta- blissemenrs an der Jahde zu Srande gekommen sei. Die Mitrheilung war von dem Antrage be
gleitet daß die näheren Bestimmungen deS Vertrages, sowie überhaupt die DiscuSsion darüber vorläufig verrraulich behandelt werden möchten. So meldet die Weser-Ztg.
B e r l i n , 1 1 . J a n u a r . ( Z e i t . ) D i e R e gierung zu Arnsberg har in dem ganzen Um
fange ihrer Verwaltung den Gebrauch der Gänsefedern tn den Schulen und Lehranstalten empfohlen. da die Erfahrung gelehrt habe, daß der Gebrauch der Stahlfedern die Hand
schriften verderbe.
Auf den Erzbischof von Freiburg ist eine Denkmünze geprägt, die in der Diöcese weite Verbreitung gefunden har. Auch in den Ho- henzollernschen Fürstenrhümern wird dieselbe öffentlich und von den Behörden nicht gehin
dert verkauft.
Die Streitigkeiten zwischen den Regierun
gen und der katholischen Geistlichkeit in der oberrheinischen Kirchenprovinz scheinen sich ih
rem Ende zuzuneigen und einer beiderseitig zu
friedenstellenden Aussöhnung Platz machen zu wollen. Zwischen der Königlich Württember- gischen Regierung und dem Episkopate ist be
— 13 —
ritt« eine Verständigung erfolgt. Nach voll
ständigen Glauben verdienenden Nachrichten aus Süddeurschland soll für Hessen-Darmstadt ebenfalls eine Ausgleichung auf derselben Grund
lage nahe bevorstehen, und man hegt die Er
wartung daß sich ein gleiches Arrangement in Baden wird treffen lassen.
B e r l i n , 1 2 . J a n . ( N . P r . Z . ) E i n e Berliner Correspondenz der,.Ztg. für Nordd."
giebr über den Inhalt des Vertrages zwischen Oldenburg und Preußen folgende Notiz: .,Se.
König!. Hoheit der Großherzog von Oldenburg hat sich bereit erklärt, an Preußen den Jahde- Busen und daran gränzendeS Gebiet ber Herr
schaft Jever für die Summe von 100.000 Thalern zu verkaufen; zugleich wird die Olden- burgische Flagge sich unrer Preußischen Schutz stellen. Die (Zweite) Kammer bewilligte auf der Stelle einstimmig die geforderten Sum
men. Der Jahde-Busen soll durchaus geeig
ner sein, einen KriegShafen ersten Ranges daraus zu schaffen."
Demselben Blatte zufolge ist der mir Preu
ßen zu Stande gebrachte Abschluß eines Ver
trages Über die Anlegung eines Preußischen
Kriegshafens am Jahde-Busen auch den Re
gierungen von Hannover, Bremen und Ham
burg notificirt worden.
Das „C. B." vernimmt, daß ein Bei
tritt Preußens zu dem Skaudioavischen Neu- rralitätSverrrage nicht in Verhandlung steht.
Für jetzt scheint unsere Regierung den Ab
schluß einer besondern Allianz mir Schweden und Dänemark noch nicht für nothwendig zu halten, dagegen verwendet dieselbe viel Auf
merksamkeit auf eine Verständigung über daS Verhältniß neutraler Flaggen dem Skandina
vischen Vertrage gegenüber. Oesterreich befin
det sich in Kopenhagen und Stockholm, die«
sen Puncr anlangend. auch in Verhandlung.
A u S B a d e n , 9 . J a n u a r . ( Z e i t . ) D i e ultramvntanen Blätter bemühen sich, dem Vorfalle im Schlosse zu Karlsruhe jede con- crete Unterlage zu entziehen; bald soll es eine Vision, bald — so vermulher das ,.M. I.".
— eine Erscheinung der „weißen Frau" ge
wesen sein. Dagegen behauptet das „Fr. I.", der Prinz-Regent habe sich erst umgedreht.
als er das Knacken deS HahnS an der gela
denen Pistole des Eindringlings vernommen;
dieses Pistol sei von dem Unbekannren auf den Prinz Regenten abgedrückt worden und habe versagt.
M ü n c h e n 8 . J a n . ( Z e i t . ) D e r M i - nister-Präsident Or. von der Pfordten ist plötz
lich sehr schwer erkrankt.
H a m b u r g , 9 . J a n . ( N . P r . Z . ) D e r Präses des SchiffSzimmerleure-VereinS, Herr Reimers, ist zu sechs Wochen Gefängniß ver- urtheilr worden. Das ihm zur Last gelegte Vergehen besteht, dem Vernehmen nach, da
rin, daß er, natürlich namens deS Vereins, die Schiffszimmer ° Burschen zu sich kommen ließ und ihnen eröffnete, wenn sie sich verlei
hen ließen würde keiner der Gesellen später mir ihnen zusammen arbeiten. Die Folge dieser Drohung war, daß auch die Lehrlinge die Arbeit niederlegren und so die Baase, welche sich gegenseitig wir diesen Lehrlingen aushalfen, ohne alle Arbeitskräfte waren. Die Aufregung der Gesellen ist durch diese Ver- urtheilung nur noch gesteigert. Eine Depu-
rarion derselben erschien abermals am Freitag auf dem.Sradrhause, die Freilassung des Hrn.
ReimerS in sehr lärmender Weise verlangend.
Um auf all, Eventualitäten, die bei der Stim
mung der Beleidigten etwa zum Ausbruche kommen könnten, gefaßt zu sein, sind bereits seit zwei Abenden 200 Mann Infanterie in der Kaserne consignirr worden. Heute Vor
mittag hielten die Schiffözimmerleute auf dem Elbpavillon eine Versammlung, in der die bekannten Differenzen ausführlich besprochen und darauf bezügliche Beschlüsse gefaßt wer
den sollten. Wir constatiren indessen mit besonderem Vergnügen, daß trotz der vorhan
denen Aufregung die Gesammtheir der Leute eine ruhige Handlungsweise zu Tage legte.
Die Altonaer Schiffbauer ungefähr 300 an der Zahl, haben, wie dem „N. C." ge
schrieben wird > nun auch seir vorgestern die Arbeit niedergelegt, und das Harburger Ge- werk ist im Begriff, ihnen zu folgen, so baß alsdann der Schiffszimmerbau im ganzen Elb- thale feiert. Dasselbe Zerwürfniß, welches hier zwischen Meistern und Gesellen obwalcer.
— 14 —
hat nun auch die nahen Platze ergriffen; die Ostseehäfen sind noch davon verschont. Dahin begeben sich deshalb ganze Züge unbeschäftig
ter Arbeiter und sie werden dort mit offenen Armen empfangen weil nach keiner andern Arbeit eine solche Nachfrage ist, wie nach dieser.
W i e n , 9 . J a n u a r . ( T e l . C . - B ) D i e heure Abend erschienene „Oesterrelchische Corr."
bringt einen beruhigenden Artikel bezüglich der neuesten Phase der orienlalischen Angelegenhei
ten. In demselben heißt es, Oesterreich habe vollen Grund die strengste Neutralität zu wah
ren , und erachte die Integrität der Pforte nicht für bedroht.
(H. C.) Nachrichten aus Konstantinopel bestätigen, daß trotz der kriegerischen Stim
mung der Bevölkerung weitere Unruhen bis zum 26. December nicht stattgefunden hatten.
Die als Anstifter der letzten Bewegung ver
hafteten SofkaS deren Zahl man auf 400 angiebl, wurden in der Kaserne deS SeraS- kiers gefangen gehalten; doch glaubte man, daß sie wieder in Freiheit gesetzt werden sol
len , sobald die Aufregung der Bevölkerung
sich gelegt haben würde. Die am 21. Dec.
von den zu BeykoS starionirenden Geschwa
dern nach Konstantinopel berufenen zwei Eng
lischen und zwei Französischen KriegS-Dampf- schiffe halten ihre Lagi im Goldenen Horn noch beibehalten.
W i e n , 1 0 . J a n u a r . ( T . C . - B . N a c h Schluß der Börse wurde bekannt, baß in Triest der Dampfer angekommen sei und Nachrichten aus Konstantinopel vom 2. Jan.
überbringe. Nach denselben soll der Sultan die Vermittelungs-Nore angenommen haben.
Die „Kreuz-Ztg." erfahrt auch anderweitig auS guter Quelle, daß diese schon öfter er
wähnte Nachricht zuverlässig ist. Die Haupt
punkte derselben sind bekanntlich baldmöglichst«
Räumung der Donaufürstenthümer, Erneue
rung der alten Verträge, Unterhandlungen in einer neutralen Stadt.
Die vereinigte Flott« der Westmächte be
fand sich beim Abgang des Dampfers am 2.
Zanuar noch im Bosporus. DaS Auslaufen derselben wurde jedoch erwartet da die Voll
macht hierzu angelangt war. — Aus Smyr- na wird witgetheilt, daß daselbst daS Königl.
Preußische Schiff „Merkur" angekommen sei.
P a r i s , 7 . J a n u a r . ( N . P r . Z . ) D a S Interesse dos hi-r zunächst in katholischen Kreisen der Badische Kirchenstreit erregt ist yroß und warm. Die Adressen der Bischöfe und anderer geistlichen Gewalten an den Erz- bischof von Freiburg dauern fort, die Samm
lungen für ihn und für die Priester steigen;
diejenigen des „Univerß" beträgt bereits mehr als 14.000 Fr.
P a r i s , 8 . J a n u a r . ( Z e i t . ) D e r h e u r i g e ,,Moniceur" meldet aus Madrid vom 6., daß die Königin von Spanien von einer Prin
zessin glücklich entbunden ist.
P a r i S , 9 » J a n u a r . ( Z e i t . ) D i e S o f - raS sind in Konstantinopel aufgestanden, weil man gleiche Berechtigung von dem Gesetze für alle nichr muselmännischen Unrerthanen der Pforte verlangt harre.
M a d r i d , 8 . J a n u a r . ( N . P r . Z . ) D i e junge Jnfantin, von der die Königin Jsabella am 6. d. M. entbunden war, ist heure Mir-
rag gestorben. Zhre Majestät die Königin sind von diesem traurigen Ereigniß noch nichr unterrichtet.
L o n d o n , 3 . J a n . ( Z e i t . ) D e r „ S t r i k e "
in Preston fahrt fort die Aufmerksamkeit des ganzen Landes auf sich zu ziehen. Die Com- binarion der Fabrikherren in den benachbarten reichen Manufaktur-Städten hat die Energie der Gegenpartei gestärkt. Weit entfernt, den Murh zu verlieren predigen die Führer der Arbeiter mit verdoppeltem Eifer Ausdauer und Festigkeit, denn die reichen Herren von Man
chester zc. würden bald müde werden einen Theil ihrer Capiralien den College» von Pre
ston zu opfern. Die Arbeiter hören und ge.
horchen um so gläubiger. da seit dem Mee- ting in Manchester die Zuflüsse in ihre Lasse reichlicher als je geworden sind. Trotzdem, daß sie in der Weihnachrs- und NeujahrSwoche genug bekommen hatten, um nichr nur Brod und Bier, sondern auch Braten und Pudding zu haSen liegen tn ihrer Vereinskasse schon wieder über 3200 Pfd. Sr. für die nächste Woche vorrärhig. Dadurch wird es möglich.
— 15 —
jedem Weber wieder 4 Sh. bis 6 Sh. 6 Pce.
zukommen zu lassen, und die übrigen Arbeiter in demselben Vechältniß zu unterstützen. Die Organisation dieses Strikes ist jedenfalls die beste, die bis jetzt gesehen wurde. Von allen Arbeiter-Vereinen deS Landes fließen die Gel
der ununterbrochen nach Preston; Blackburn allein hat in den letzten Tagen wieder 1000 Pfd. St. beigesteuert. Es ist ein verzweifel- ler, aber unblutiger strenggesetzlicher Kampf, wie er aber nur in England vorkommen kann.
V o n d e r W a l l a c h i s c h e n G r ä n z e . (Oestr. Post.) Aus Bukarest reichen die Nach»
richten bis zum 1. Jan. Die seit 14 Tagen angekündigte Offensivbewegung beginnt seit ei
sigen Tagen im größten Maßstabe. Es wer
den ans dem Innern Rußlands noch weitere Truppen herbeigezogen. Das Osten-Sacken'sche Corps rückt auf den festgefrorenen Wegen rasch vorwärts. Zwei Bataillone marschiren beim Abgange des Briefes eben in Bukarest ein;
auf den folgenden Tag war eine der stärksten Einquartierungen, welche Bukarest bis jetzt gehabt har, angesagt. Die Russische HeereS- macht in der kleinen Wallachet rückt in 3 Colonnen auf die Donau zu. Auf 2 2 , 0 0 0
Mann wird das Corps welches gegen Kala- fat operirr geschätzt. Der Ort soll strenge eingeschlossen werden. Die zweite Colonve geht über Karakal, die dritte längs der Alura vor
wärts.
(N. Pr. Z.) AuS Adrianopel wird gemel
det : „Am 7. December wurde hier ein Mo- hamedaner geköpft, der erklärt harre, Christus und nicht Mohamed sei der wahre Prophet.
Ehe sie ihn zum Tode verurrheilren, bemühten sich die Behörden vergebens, ihn zur Abschwö
rung seines ueuen Glaubens zu bewegen,—
er blieb zum letzten Augenblick standhaft. Man soll sehr viele andere Personen entdeckt haben, die sich zu demselben Glauben bekennen und man glaubr, sie bilden eine religiöse Verbin
dung, haben ein Oberhaupr und halten gehei
me Zusammenkünfte.
K o n s t a n t i n o p e l , 2 6 . D e c b r . ( H . C . ) Wie man hört dauert daS geheime Wühlen der SofraS fort, und sie senden Deputation auf Deputation an den Scheich - ul - Islam,
um durch ihn auf den Sulkan zu wirken.
Eine beträchtliche Anzahl Softas ist verhaf
ter, und der Scheich.ul-JSlam har dem Sul
tan daS Versprechen abgelegt, seinen Einfluß nur im friedlichen Sinne geltend zu machen;
ein Versprechen dem man um so weniger rra»r, als man weiß, in welchen vertrauren Beziehungen dieser Großwürdenträger zu dem Seraskier, dem j»tzr mächtigsten Manne in Konstanrinopel steht.
(H. C.) Konstanrinopel ist vollkommen ru
hig. — Triest wird als die neutrale Stadt erwähnt, die zum Sitze des (projektiven) CongresseS gewählt werden dürfte.
B e r l i n 1 3 . J a n . D i e B e r l i n e r m i n i sterielle Zeirung ,,die Zeil" schreibt: Nach Berichten, die uns über Paris zugehen, ist am 3. Jan. ein Theil der vereinigten Flotten, so wie die erste Division der Türkisch-Aegyp- tischen Flotte ins Schwarze Meer eingelaufen.
Sechs Schiffe waren zu BeicoS geblieben, um den Bosporus zu bewachen, und die 2.
Division der otlomanischen Flotte lag vor Therapia.
Der Scheik-ul-Jslam, der ebenfalls für dt«
Eröffnung von Unterhandlungen gestimmt hat, rechtfertigt sich auf die Frage anderer musel
männischer Priester, warum er den Ungläubi
gen so viel Wohlwollen beweise, mit folgenden Worten: „Wir beten Allah an, einen ein
zigen Gott; die Christen beten ebenfalls einen einzigen Gott an, der unser Allah ist. Wir müssen sie daher wie unsere Brüder betrachten;
denn der Name Giaur (der Ungläubige) darf bloS denjenigen gegeben werden, die nicht ei
nen einzigen Göll anbeten."
Bekanntmachungen.
Von dem Pernauschen Polizei - Gerichte wird auf Antrag des hiesigen Schulen - In- specrorars hiermit bekannt gemacht, daß die Lieferung von 26 Faden Birken- und 10 Fa
den Ellern-Holz zum Bedarf der hiesigen hö
her» Kreisschule vertorgr werden soll, und hierzu die Torge auf den 11. und 13. d. M.
angesetzt worden sind, welche allhier an diesen
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Tagen Vormittags 11 Uhr werden abgehalten werden. Pernau, Polizeigericht den 7. Jan.
1864.
Polizei-Vorsitzer Fr. Rowbach.
No. 36. A. Mors, Secrt. 1
Zur Erfüllung des Befehls EtneS Erl Kaiserl. Livl. KameralhofS d. d. 20. Decbr.
1834 sud No. 402 wird von der Pernauschen Steuer-Verwaltung hierdurch zur allgemeinen Kevntniß gebracht, daß mir dem Anfange die- s»6 Jahres die Kausleute 3. Gilde
Herr Heinrich Joh. Hannemann,
„ Anton Daugull, Joh. Wilh. Jacoby,
„ George Herrm. Frantzen
und die resp. Erben des verstorbenen Kauf
manns Zieburtz
auS der Gilde getreten und somit sammr ihren Familiengliedern in Gemaßheit des § 192 der Handels Ergänzungs-Verordnungen zur Bürgerschaft angeschrieben worden sind.
Pernau, Steuer - Verwaltung, den 7. Ja
nuar 1864. Sceuerherr E. Höflinger.
No. 17. H. Kämmer, Notr. 3
Von Einem Wohllöbl. Pernauschen Stadt- Cassa-Collegio wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß dasselbe eine bedeutende Quantität Brennholz vom Stamme in den Stadtwäldern har aufhauen lassen und in siebenfüßigen Faden zu 1 Rbl. 80 Kop. S.
für einen Faden Birken, 1 Rbl. 66 Kop. S.
für einen Faden Ellern und 1 Rbl. 60 Kop.
S. für einen Faden gemischtes Holz veräußern wird. Hierauf Reflectirende werden demnach hierdurch aufgefordert, ihren Bedarf in der Kanzellet dieses Collegii bei Einzahlung deS Betrages aufzugeben, damit daS Holz, so wie eS zur Stadl kommt, gleich bei den resp. Be
stellern gestapelt werden kann und dieselben da
durch die Abfuhr ersparen. Pernau, Stadt- Cassa-Collegium, den 9. Januar 1864.
Oberkassenherr H. Tiling.
Aeltermann A D. Marsching.
Aelrermann Heinrich Knoch.
No. 7. G. Krellenberg, Notr.. 3
Von dem Pernauschen Quartier - Collegio werden hierdurch Diejenigen, welche die Lie
ferung von Lichten für das Jahr 1864 zu Übernehmen gesonnen sein sollten, aufgefordert, sich zu den desfallsigen Torgen am 13. und 14. d. M. Nachmittags 4 Uhr im Sitzungs- Locale dieses Collegii einzufinden, daselbst die Contracc - Bedingungen zu ersehen und Bor und Mindestbot zu verlautbaren.
Pernau. Quarlier-Collegium, den 7. Jan«
1864. Quartierherr Aug. Grimm.
No. 8. Schmidt, Secrr. 1
Von dem Pernauschen Quartier - Collegio werden hierdurch Diejenigen, welche die Liefe
rung von Brennholz vom 1. März 1864 bis dahin 1867 für daS Militair zu übernehmen gesonnen sein sollten, aufgefordert, sich zu den desfallsigen Torgen am 27. und 28. d. MtS.
Nachmittags 4 Uhr im Sitzungs-Locale dieses Collegii einzufinden, daselbst die Contracr-Be- dingungen zu ersehen und Bot und Minder
bot zu verlautbaren. Pernau. Ouartier-Col- legium, den 7. Zanuar 1864.
Quartierherr Aug. Grimm.
No. 9. Schmidt. Secrt. 3
Weksnntmaehungen.
(Mit polizeilicher Bewilligung.) krau?, lisck- uncl IvüclienAerätli in grosser ver-
kauten billigst Ltein. 2
Ein in der Vorstadt Carousselstraße, bele
genes WohnhauS mir Nebengebäuden und Garten ist zu verkaufen; daS Nähere erfährt man bei der Besitzerin desselben, der Frau M a j o r i » G r u s c h k a . 3
Vom 1. bis zum 8. Januar.
Getsult.
St. Nikolai-Kirche: Friedrich Alexander Pererson. — St. Elisab.-Kirche:Bertha Wilhelmine Sabelmann. — Hin- drik Sowik.
verstorben.
St. Elisab.-Kirch,: Maria Kukk, alt 9 Monat.Im Namen des General-Gouvernemts. der Ostseeprovinzen gestattet den Druck H. Tiling, Sensor»