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Technik, die Gesellschaft schafft

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Academic year: 2021

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(1)

Technik,

Johannes Weyer Ulrich Kirchner Lars Riedl Johannes F. K. Schmidt

die Gesellschaft schafft

Soziale Netzwerke als Ort der

Technikgenese

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(2)

Dieses Buch verknüpft Technikgeneseforschung und Netzwerkanalyse, um auf diese Weise ein soziologisches Modell von Innovationsprozessen zu entwickeln, das auf unterschiedlichste Fallbeispiele anwendbar ist. in kritischer Auseinander- setzung mit bisherigen Konzeptualisierungen von Technikentwicklung wird Technik- genese hier als ein mehrstufiger Prozeß der sozialen Konstruktion von Technik aufgefaßt, der von wechselnden Akteurskonstellationen getragen wird und meh- rere Phasen durchläuft. Für den Erfolg einerneuen Technik ist es entscheidend- so lautet eine der Schlüsselthesen -, ob es den Technikkonstrukteuren gelingt soziale Netzwerke zu konstituieren und derart zu stabilisieren, daß sie eine solide Basis für ein Technikprojekt bilden. Dieses Modell wird an empirischen Beispielen sowohl staatlich getragener Technikentwicklung (Airbus, Transrapid) als auch privatwirt- schaftlich erzeugter Technik (Personal Computer, Astra-Satellit) überprüft. Da sich diese Fälletrotz ihrer Heterogenität nach einem einheitlichen Prinzip beschreiben lassen, ist es möglich, Ansatzpunkte für eine soziale Gestaltung von Innovations- prozessen zu identifizieren.

ISBN 3-89404-444-6

(3)

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(4)

Ulrich Kirchner Lars Riedl Johannes F. K. Schmidt

Technik, die Gesellschaft schafft

Soziale Netzwerke als Ort der Technikgenese

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(5)

Gedruckt mit Unterstü1zung der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme

Technik, die Gesellschaft schafft: soziale Netzwerke als Ort der Technikgenese I Johannes Weyer ... - Berlin: Ed. Sigma, 1997

ISBN 3-89404-444-6

© Copyright 1997 by edition sigma® rainer bohn verlag, Berlin.

Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheber- rechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheber- rechtsgesetzes ist ohne schriftliche Zustimmung des Verlags unzulässig und straf- bar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Mikroverfilmungen, Übersetzun- gen und die Einspeicherung in elektronische Systeme.

Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier.

Druck: Rosch-Buch, Scheßli1z Printed in Germany

(6)

Abbildungen Abkürzungen

. . . 11

12 Vorwort . . . 15

Kapitell Einleitung. Technikgenese und Techniksteuerung Johannes Weyer . . . . 17

Kapitell Konturen einer netzwerktheoretischen Techniksoziologie Johannes Weyer . . . . 23

2.1 Leistungen und Defizite der sozialwissenschaftliehen Technikgeneseforschung . . . . 23

2.2 Die soziale Eigendynamik von Technik- Technikgenese in netzwerktheoretischer Perspektive . . . 31

2.3 Technikgenese als mehrstufiger Prozeß der sozialen Konstruktion von Technik - ein Phasenmodell . . . 35

2.3 .1 Entstehungsphase . . . 35

2.3.2 Stabilisierungsphase . . . 40

2.3.3 Durchsetzungsphase . . . 46

Kapitel3 Weder Ordnung noch Chaos. Die Theorie sozialer Netzwerke zwischen lnstitutionalismus und Selbstorganisationstheorie Johannes Weyer . . . . 53

3.1 Positionen in der Netzwerkdebatte . . . 54

3.2 Soziale Netzwerke - eine Arbeitsdefinition . . . 62

(7)

6 Inhalt

3.3 Exkurs: Selbstorganisation sozialer Systeme . . . 70

3.4 Netzwerke als Kooperations- oder als Kontrollstrukturen? . . . 76

3.5 Netzwerke als Mechanismen der Selbstregulierung moderner Gesellschaften oder als Instrumente staatlicher Steuerung? . . . 78

3.6 Netzwerke als Einschränkungen (constraints) oder als Gelegenheitsstrukturen ( opportunities)? - Zum Verhältnis von Institutionen und Interessen . . . . . . . . 83

3. 7 Netzwerkgenese als selbstorganisierter Prozeß . . . 90

3.8 Zusammenfassung . . . 96

Kapitel4 Das Airbus-Projekt (1965-1990). Genese, Eigendynamik und Etablierung am Markt Ulrich Kirchner . 101 Einleitung . . . . 101

4.1 Die Entstehungsphase des Airbus-Projektes (1965 bis 1967) . . . . 103

4.1.1 Die Anfänge des Airbus: Die Ausgangsgespräche zwischen Industriellen und Technikern zum Bau eines europäischen Flugzeuges . . . . 103

4.1.2 Die Aktivitäten der Herstellerunternehmen . . . . 103

4.1.3 Die Zurückhaltung der Luftverkehrsgesellschaften . . . . 106

4.1.4 Die abwartende Haltung der Regierungen . . . 107

4.1.5 Fazit . . . 108

4.2 Die Stabilisierungsphase des Airbus-Projektes (1967 bis 1978) . . . . 110

4.2.1 Der Übergang zur Stabilisierungsphase: Die politische Entscheidung zur Durchführung einer einjährigen Projektdefinitionsphase . . . 110

4.2.2 Die Schaffung eines sozialen Netzwerkes von Regierungen und Herstellern zum Bau des A300 . . . 111

4.2.3 Außerhalb des Netzwerkes: Die Kunden . . . 113

4.2.4 Die Schwächung des Netzwerkes: Die Uneinigkeit der Unternehmen und Regierungen bezüglich des nächsten Programmschrittes . . . 117

4.2.5 Die politische Entscheidung zur Fortsetzung des Airbus-Projektes 119 4.2.6 Fazit . . . 121

(8)

4.3 Die Durchsetzungsphase des Airbus-Projektes (1978 bis 1980) . . . . 123 4.3.1 Der Übergang zur Durchsetzungsphase: Die Entscheidung

zugunsten des A310 und die Festigung des sozialen Netzwerkes .. 123 4.3.2 Die Erweiterung des Netzwerkes . . . 0 0 123 40303 Fazit 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 . 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 . 0 0 130 4.4 Der Airbus am Markt (seit 1980) 0 .. 0 0 . . . 0 0 . 0 . 0 0 . 0 .. 0 . 131 4.401 Frankreichs Drängen beim A320 . 0 0 0 0 0 0 0 0 . 0 0 . 0 0 0 0 0 0 0 0 131 4.402 Der langwierige Entscheidungsprozeß zur Durchführung

des Doppelprogramms A330/340 0 0 0 0 0 0 0 . 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 136 40203 Fazit 0 0 0 0 . 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 . 0 0 . 0 0 0 0 0 0 . 0 0 141 4.5 Zusammenfassung 0 0 . . . 0 0 0 0 0 0 . . . 0 0 . . . 0 . 0 0 .. 0 .. 0 . 141

Kapitel 5

Der Personal Computer (1974-1985).

Architekonische Innovation und vertikale Desintegration

Johannes Fo Ko Schmidt 0 0 0 . 0 . . . . 0 0 0 0 . . . 0 0 . 0 147 501 Einleitung 0 0 0 . . . . 0 0 0 0 0 0 0 0 0 . 0 0 0 0 0 0 . 0 . . . 0 0 . 0 0 0 0 147 502 Die Ausgangslage: Großcomputer und die Halbleitertechnologie 0 0 0 148 5°201 Die Vorgeschichte des Computers 0 . 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 149 502020 Die Begründung der Halbleiterindustrie und das Entstehen

von Silicon Valley . 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 151 5 0203 Die Erfmdung des Mikroprozessors 0 0 0 0 0 0 . 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 154 502.4 Bilanz der Vorgeschichte und Ausblick: Die architektonische

Innovation als Ausgangspunkt der PC-Entstehung 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 157 503 Die Entstehung des PC (1974-1977) 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 . . . 0 .. 0 161 50301 Die Entwicklung des Altair 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 161 50302 Der soziale Kontext der PC-Entstehung: Hobbybastler und

Computerfreaks 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 . 0 0 0 0 0 0 0 0 0 . 0 0 0 164 50303 Der PC als offenes Modulsystem: Die Grundlegung der

offenen Architektur des PC 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 166 503.4 Bilanz der Entstehungsphase: Offene Architektur

und vertikale Desintegration 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 180 5.4 Der Sonderfall Xerox: Das Forschungszentrum PARC als

unternehmensinterne Gegencommunity? 0 0 0 0 0 0 0 0 0 . . . 0 0 0 .. 183 5.401 Die Entstehung des PARC 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 183 5.402 Die Entwicklung des Alto 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 185

(9)

8 Inhalt

5.4.3 Die Organisationale Einschließung des Alto . . . ... 186

5.4.4 Die Gründe für das Scheitern organisierter Visionäre ... 188

5.5 Die Stabilisierung des PC (1977-1980): Apple, Commodore und Tandy . . . 189

5.5.1 Apple: Vom Erfmderkontext zum Erfolgsunternehmen ... 190

5.5.2 Der Einstieg etablierter Unternehmen in die PC-Herstellung .... 197

5.5.3 Bilanz der Stabilisierungsphase: Kopplung von Technologie und Ökonomie . . . 201

5.6 Die Durchsetzung des PC (1981-1985): Die Etablierung eines dominanten Designs als Folge des Einstiegs von ffiM . . . 203

5.6.1 Die Ausgangslage bei ffiM . . . 204

5.6.2 Das Grundkonzept des ffiM-PC . . . .. 205

5.6.3 Das Betriebssystem DOS: Die Zusammenarbeit von ffiM und Microsoft . . . 209

5.6.4 Der ffiM-PC und die Entwicklung von Hard- und Software durch Dritthersteller . . . 211

5.6.5 Die Ausbildung eines dominanten Designs und die Klonierung des ffiM-PC . . . 214

5.6.6 Die Rückkehr zum Big Blue-Prinzip . . . .. 218

5.6.7 Bilanz der Durchsetzungsphase: Vom persönlichen Computer zur Massenware PC . . . 222

5. 7 Zusammenfassung . . . 223

Kapitel 6 Die Magnetbahn Transrapid (1922-1996). Ein Großprojekt in der Schwebe Ulrich Kirchner und Johannes Weyer . . . ... 227

Einleitung . . . 227

6.1 Entstehungsphase (1922 bis 1969) . . . 229

6.1.1 Die technologische Idee des Transrapid: Der Visionär Hermann Kernper . . . 229

6.1.2 Erste Aktivitäten der Industrie in den sechziger Jahren ... 230

6.1.3 Fazit . . . 231

6.2 Stabilisierungsphase (1969 bis 1987) . . . 232

6.2.1 Die Reaktivierung der Magnethahn-Idee Ende der sechziger Jahre . . . 232

6.2.2 Parallele Forschungen für eine Hochgeschwindigkeitsbahn ... 235

(10)

60203 Die Rekonfiguration des Magnethahn-Netzwerks 0 0 0 0 0 0 0 0 ° 0 0 239 602.4 Außerhalb des Netzwerks: Die Kunden 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 244 60205 Fazit 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 246 603 Durchsetzungsphase (seit 1987) 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 247

60301 Der Beginn der öffentlichen Diskussion über eine

Referenzstrecke 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 o 0 0 0 0 0 0 247 60302 Die Entscheidung zugunsten einer Referenzstrecke und

die versuchte Einbeziehung potentieller Nutzer 248 60303 Die Einigung bei der Finanzierung 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 251 60304 Fazit 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 254 6.4 Probleme der Durchsetzung des Transrapid 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 254

6.401 Kontroverse Streckenplanungen und die ablehnende Haltung

der Deutschen Bahn 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 o 0 o 255 6.402 Politisierung der Technik? Zur Rolle des Staates bei der

Ingangsetzung technischer Innovationen 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 260 6.403 Planungs- und Finanzierungsrisiken 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 265 6.4.4 Fazit 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 270 605 Zusammenfassung 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 271

Kapitel 7

Satellitenfernsehen in Europa (1945-1994).

Die Konstruktion neuer Medienlandschaften

Lars Ried! 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 • 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 277

Einleitung 0 0 277

7.1 Entstehungsphase (1945-1964): Die Vision globaler

Satelliten-Kommunikation 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 279 701.1 Die Ursprünge der Satellitentechnik 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 279 701.2 Stimmen und Bilder aus dem All 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 281 701.3 Bilanz der Entstehungsphase 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 284 702 Stabilisierungsphase (1964-1987): Die Entwicklung von

Satellitenfernsehen durch internationale Organisationen 0 0 0 0 0 0 0 0 285 70201 Die Organisation internationaler Fernmeldesysteme 0 0 0 0 0 0 0 0 0 285 70202 Individueller Direktempfang durch Rundfunksatelliten 0 0 0 0 0 0 0 0 289 70203 Bilanz der Stabilisierungsphase 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 301

(11)

10 Inhalt

7.3 Durchsetzlingsphase (1983-1994): Astra und die Konstruktion

eines sozio-technischen Systems . . . 302

7.3.1 LUXSAT und die ersten Satellitenpläne aus Luxemburg . . . 303

7.3 .2 GDL/Coronet: Ein amerikanisches Konzept für das europäische Satellitenfernsehen . . . 305

7.3.3 SES und Astra . . . 309

7.3.4 Die Konstruktion des sozio-technischen Systems Astra . . . 312

7.3.5 Die endgültige Durchsetzung . . . 321

7.3.6 Bilanz der Durchsetzungsphase . . . 323

7.4 Zusammenfassung . . . 325

Kapitel 8 Partizipative Technikgestaltung. Perspektiven einer neuen Forschungs- und Technologiepolitik Johannes Weyer . . . . . . . 329

8.1 Die Rolle von Netzwerken im Innovationsprozeß - Lehren aus den Fallstudien . . . 329

8.2 Die Rolle des Staates in der Technikgestaltung - Forschungs- und Technologiepolitik im Umbruch? . . . 331

8.3 Historischer Exkurs zur Geschichte der Forschungs- und Technologiepolitik . . . . . . 333

8.4 Partizipative Verfahren als Instrumente einer alternativen Technikgestaltung? . . . .. 337

8.5 Modelle der Bürgerbeteiligung in der Technikgestaltung . . . . . 338

8.6 Ausblick: Eine politische Vision . . . . . 343

Quellen- und Literaturverzeichnis . . . . . . . 347

Personen- und Sachregister . . . . . .. 375

(12)

Abb. 1 Abb. 2 Abb. 3 Abb. 4 Abb. 5 Abb. 6 Abb. 7 Abb. 8 Abb. 9 Abb. 10 Abb. 11 Abb. 12 Abb. 13 Abb. 14 Abb. 15 Abb. 16 Abb. 17 Abb. 18 Abb. 19 Abb. 20 Abb. 21 Abb. 22 Abb. 23 Abb. 24 Abb. 25 Abb. 26 Abb. 27 Abb. 28 Abb. 29 Abb. 30

Verzweigung und Schließung von Technikpfaden . . . 27

Trajektorien und Regimes (Nelson/Winter) . . . 28

Technologische Evolution (Tushman!Rosenkopf) . . . 29

Phasen der Technikgenese . . . 36

Das Colemansche Mikro-Makro-Modell . . . 60

Arbeitsdefinition "Soziales Netzwerk" . . . 64

Grenzüberschreitende Kooperation in Netzwerken . . . 67

Der prekäre Charakter sozialer Netzwerke . . . 68

Arbeitsdefinition "Selbstorganisation sozialer Systeme" . . . 73

Typologie von Policy-Netzwerken (Dunn/Perl) . . . 82

Verhandlungssysteme (Mayntz/Scharpf) . . . 87

Chronik des Airbus-Projekts . . . 122

Übersicht über Leistungsmerkmale der Airbus-Typen . . . 130

Airbus-Fertigung in Buropa . . . 137

Phasen des Airbus-Projekts . . . 143

Computerfachbegriffe . . . 153

Übersicht über PC-Konftgurationen (1973-1986) . . . 172

Das PC-Netzwerk in der Entstehungsphase . . . 180

Das PC-Netzwerk in der Stabilisierungsphase . . . 202

Das PC-Netzwerk in der Durchsetzungsphase . . . 222

Die Magnetbahnszene in der Entstehungsphase . . . 230

Fördermittel des BMFT für den Transrapid und die Rad/Schiene-Forschung . . . 233

Das Prinzip des elektromagnetischen Schwebens . . . 237

Das Magnethahn-Netzwerk in der Stabilisierungsphase . . . 238

Das Magnethahn-Netzwerk in der Durchsetzungsphase . . . 252

US-Kommunikationssatelliten (1958-1964) . . . 282

Satelliten für den Fernseh-Empfang . . . 293

Europäische DBS-Satelliten . . . 299

Paradigmen der Forschungs- und Technologiepolitik . . . 334

Experten- und beteiligungsorientierte V erfahren der Politikberatung . . . 339

* Die Abbildungen in diesem Buch wurden von Johannes Weyer erstellt.

(13)

Abkürzungen ABB

ACGNJ Adtranz AEG AFfA ASB ASDC AT&T AVA BASIC BBC BDZV BFB BMBW BMFT BMV BMwF BSB BskyB BUND CASA CAST CEPT CLT CNES CP/M CTC DB DBS DBT DEC DFVLR DGLR DR EBU ECC ECS EET

Asea Brown Boveri

Amateur Computer Group of New Jersey ABB Daimler-Benz Transportation Allgemeine Elektrizitäts-Gesellschaft

Akademie für Technikfolgenabschätzung in Baden-Württemberg Autoschienenbahn

Altair Software Distribution Company American Telephone and Telegraph Aerodynamische V ersuchsaustalt Göttingen Beginner's All-Purpose Symbolic Instruction Code Brown, Boveri & Cie. AG

Bund Deutscher Zeitungsverleger Bundesforschungsbericht

Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft Bundesministerium für Forschung und Technologie Bundesministerium für Verkehr

Bundesministerium für wissenschaftliche Forschung British Satellite Broadcasting

British Sky Broadcasting

Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e. V.

Construcciones Aeronauticas SA

Consortium for an Advanced Silent Transport

Conference Europeenne des Administrations des Postes et des Tele- communications

Compagnie Luxernbourgeoise de Telediffusion Centre National d'Etudes Spatiales

Control Program/Microcomputer Computer Terminal Corporation Deutsche Bahn AG

Direct Broadcasting Satellites Danish Board of Technology Digital Equipment Corporation

Deutsche Forschungs- und Versuchsanstalt für Luft- und Raumfahrt Deutsche Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt

Deutsche Reichsbahn

European Broadcasting Union Electronic Controls Corporation European Communication Satellites Erlanger Erprobungs-Träger

(14)

EG ELDO ESA ESRO Eutelsat FAZ FSS F&E F&T GdED GDL GEO HDTV HP HSB IABG IAE IATA IBM IC ICE Intel Intelsat ITU JET KLM LEO MAC MaK MAN MBB MITS MTU MVP

NASA

Europäische Gemeinschaft

European Launeher Development Organization European Space Agency

European Space Research Organization

European Telecommunication Satellite Organisation Frankfurter Allgemeine Zeitung

Fixed Satellites Services Forschung und Entwicklung Forschung und Technologie

Gewerkschaft der Eisenbahner Deutschlands Grand Duche de Luxembourg

Geostationärer Orbit High Defmition Television Hewlett Packard

Hochleistungs-Schnellbahn-Studiengesellschaft mbH Industrieanlagen-Betriebsgesellschaft mbH

International Aero Engines

International Air Transport Association International Business Machines InterCity

InterCity-Express

Intel Development Corporation

International Telecommunication Satellite Organisation International Telecommunications Union

Joint European Transport

Königlich Niederländische Luftverkehrsgesellschaft Low Earth Orbit

Multiplexed Analogue Components Maschinenfabrik Kiel

Maschinenfabrik Augsburg-Nümberg Messerschmitt-Bölkow-Blohm GmbH

Micro Instrumentation and Telemetry Systems Motoren- und Turbinen-Union München

Magnetbahn Versuchs- und Planungsgesellschaft für Magnetbahnsy- steme mbH

National Aeronautics and Space Administration

(15)

14 OTS

PAL

PARC PC PCC PTT SAS

SEL

SES SLS SNCF SNECMA SNIAS

TDF

TGV TR TRI TVE

UNO VDI VFW WARC WYSIWYG WZB

Orbital Test Satellite Phase Alternation Line Palo Alto Research Center Personal Computer

People's Computer Company

Post-, Telefon- und Telegrafenbetriebe Scandinavian Airlines System

Standard ElektronikLorenzAG Societe Europeennne des Satellites Sociere Luxernbourgeoise des Satellites Sociere Nationale des Chemins de Per Francais

Abkürzungen

Sociere Nationale d'Etude et de Construction de Moteurs d' Aviation Societe Nationale Industrielle Aerospatiale

Telediffusion de France Train ä Grande Vitesse Transrapid

Transrapid International Gesellschaft für Magnetbahnsysteme Transrapid-Versuchsanlage Emsland

United Nations Organization Verein Deutscher Ingenieure Vereinigte Flugtechnische Werke World Administrative Radio Conference What you see is what you get

Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung

(16)

Unser Dank geht an die Deutsche Forschungsgemeinschaft, die im Rahmen des Reisenberg-Programms von April 1993 bis September 1996 ein Forschungs- projekt mit dem Titel "Die soziale Eigendynamik von Technik. Studien zur Entstehung, Stabilisierung und Durchsetzung technischer Innovationen" geför- dert hat, sowie an die Universität Bielefeld, an der das Projekt durchgeführt wurde. Ein Gastaufenthalt von Johannes Weyer am Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung in Köln (Nov. 1994 bis Febr. 1995) hat zudem ermög- licht, die netzwerktheoretischen Aspekte zu vertiefen, wofür den Direktoren und Mitarbeitern des Max-Planck-Instituts an dieser Stelle ebenfalls gedankt sei.

Eine wichtige Bereicherung unserer Arbeit waren auch die Diskussionen am Institut für Wissenschafts- und Technikforschung der Universität Bielefeld;

insbesondere Wolfgang Krohn, Günter Küppers und Peter Weingart sei für Gespräche und Anregungen gedankt. Erwähnt seien auch Lothar und Irmgard Hack, bei denen wir die Idee für den Titel des Buches entlehnt haben, welcher mehrere Lesarten hat und dadurch unterschiedliche Assoziationen ermöglichen soll (vgl. Hack/Hack 1985). Gedankt sei schließlich Martina Höffmann, die den Text Korrektur gelesen hat.

An dem Projekt haben Ulrich Kirchner (April 1993 bis Sept. 1996), Johannes F. K. Schmidt (Dez. 1993 bis Dez. 1995), Lars Riedl (Jan. bis Sept.

1996), Cornelius Torp (April bis Nov. 1993) sowie Johannes Weyer (Projektlei- ter) mitgewirkt. Für die "Theoriekapitel" (Kap. 2, 3 und 8) zeichnet zwar Johannes Weyer verantwortlich; die Texte sind jedoch in ständiger Rückkopp- lung mit den Projektmitarbeitern und in Abstimmung mit den empirischen Studien entstanden. Es war für alle Beteiligten eine wichtige Erfahrung, daß Theorie und Empirie sich wechselseitig stimulieren. Die Fallstudien verstehen sich somit nicht nur als Beiträge zur Schließung von Lücken der technikhistori- schen Forschung; sie wurden auch mit dem Ziel durchgeführt, Technikgenese in vergleichender Perspektive zu analysieren und so zu verallgemeinerungs- fähigen Aussagen über den Verlauf von Innovationsprozessen zu gelangen.

Kurz noch einige Hinweise für die eilige Leserin bzw. den eiligen Leser: Es ist ein Anliegen des Buches, die Technikgeneseforschung und die Netzwerkanalyse wechselseitig füreinander nutzbar zu machen; deshalb wird in den Kapiteln 2 und 3 zunächst das theoretische Konzept ausführlich dargestellt. Kapitel 2 schlägt einen Perspektivwechsel in der Technikgeneseforschung vor, der sich

(17)

16 Johannes Weyer auf netzwerkanalytische Elemente stützt; es enthält zudem eine (vorweggenom- mene) Gesamtauswertung der Fallstudien, deren Funktion u.a. sein soll, die Neugier für die folgenden Einzelanalysen zu wecken. Kapitel 3 dringt tiefer in die sozialwissenschaftliche Netzwerkdiskussion ein, stellt Anschlüsse zur soziologischen Theorie her und versucht, einige Elemente einer Theorie selbst- organisierter sozialer Netzwerke zu entwickeln.

Die empirischen Fallstudien in den Kapiteln 4 bis 7 sind von diesen theore- tischen Konzepten inspiriert; sie wurden zudem unter der Perspektive erarbeitet, daß sie das theoretische Modell empirisch plausibilisieren sollen. Dennoch haben sie ihren eigenen Wert und können auch ohne Kenntnis der Theoriekapi- tel gelesen werden. Die eigentliche Pointe unseres Ansatzes ergibt sich jedoch erst aus der Kombination von theoretischem Modell und empirischen Fall- studien. Einen Einblick in diese Zusammenhänge vermittelt Kapitel2.3, in dem das Phasenmodell erläutert wird, das den Fallstudien zugrundeliegt.

Menden (Sauerland), im September 1997 Johannes Weyer

(18)

Einleitung.

Technikgenese und Techniksteuerung Johannes Weyer

Technikentwicklung in modernen Gesellschaften ist ein Politikum ersten Ran- ges. Immer wieder kommt es zu öffentlichen Debatten über manifeste bzw.

antizipierte Folgeprobleme technischer Artefakte und Systeme, wobei stets deutlich wird, daß nicht nur die Bewertungen der Technik, sondern auch die Beurteilungen der gesellschaftlichen und sozialstruktureilen Effekte von Technik erheblich divergieren. Aktuelle Beispiele wie die Gentechnik oder die Magnet- bahn Transrapid mögen zur Illustration genügen: Was den einen als Beitrag zur Modernisierung der Industriegesellschaft gilt, ist für die anderen ein Schritt in die soziale und ökologische Katastrophe. In den meisten Technikkontroversen geht es also nicht nur um Technik, sondern auch um die Frage nach den Ent- wicklungsperspektiven der Gesellschaft, in der wir leben.

Eine solche Problematik zieht die Frage nach der Steuerbarkeit von Tech- nik, d.h. nach der Vermeidbarkeit unerwünschter und der Erreichbarkeit erwünschter Effekte nach sich. Traditionellerweise wird dem Staat die Rolle des Hüters des Gemeinwohls zugeschrieben, was im Fall der Techniksteuerung bedeutet, daß der Staat für eine sozial- und ökologieverträgliche Technikent- wicklung zu sorgen hätte. Da etliche Hochrisikotechnologien, insbesondere die Atomkraft und die Raketentechnik, jedoch Resultat staatlicher Forschungs- förderung sind, ist das Vertrauen in den Staat erschüttert; immer mehr Gruppen schalten sich in den Prozeß der Technikgestaltung ein, insbesondere die Exper- ten, die Medien und die Öffentlichkeit.

Mit dieser Pluralisierung der forschungspolitischen Arena drängt sich die Frage auf, ob gestaltende Eingriffe in die Technikentwicklung mit dem Ziel der Konstruktion alternativer Technologien überhaupt möglich sind. Denn trotz der Beteiligung eines breiten Spektrums von Akteuren am Prozeß der Technikent- wicklung wird nach wie vor kontrovers diskutiert, ob es Spielräume für Alter- nativoptionen gibt und wie diese zielgerichtet genutzt werden können. Die Ernüchterung, die sich in der Debatte über die Möglichkeiten einer prospekti- ven Technikfolgenabschätzung breitgemacht hat, ist ein beredtes Zeugnis für die nach wie vor bestehenden Unklarheiten. Zwar haben die Arbeiten der sozialwis- senschaftliehen Technikforschung maßgeblich dazu beigetragen, das traditionelle

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18 Johannes Weyer Bild einer nicht beeinflußbaren, eigendynamischen Technikentwicklung zu demontieren und durch das Modell "Technik als sozialer Prozeß" (Weingart 1989) zu ersetzen. Auf die Frage, wie man diese Einsichten in praktische Politik ummünzen kann, gibt es jedoch bislang noch zu wenig Antworten.

Zum Teil hat die Technikgeneseforschung mit zu der Verwirrung bei- getragen, die gegenwärtig in der technologiepolitischen Debatte herrscht.

Obwohl sie mit dem Anspruch angetreten war, durch Rekonstruktion der Prozesse der Entstehung und Entwicklung von Technik einen Beitrag zur Techniksteuerung zu leisten (vgl. dazu Kap. 2.1), hat sie mit ihrer Konzen- tration auf die Historie diese politisch-praktische Perspektive weitgehend aus den Augen verloren. Die Verkürzung der Analyse auf die Frühphase der Konstruktion einer neuen Technik führt dazu, daß der Gesamtprozeß der Tech- nikgenese aus dem Blick gerät. Daß dies kein rein methodologisches Problem ist, sondern auch weitreichende Folgen für die Beurteilung der Möglichkeiten der Technikgestaltung hat, wird im folgenden ausführlicher diskutiert. Wir wollen zeigen, daß vielen Modellen der Technikgenese ein problematisches Verständnis von Innovationsprozessen zugrundeliegt und sie daher nicht in der Lage sind, die soziale Logik des technischen Wandels adäquat zu erfassen und zukunftsweisende technologiepolitische Perspektiven zu entwickeln.

Wir schlagen daher einen Perspektivwechsel vor, indem wir Technikgenese als einen mehrstufigen Prozeß der sozialen Konstruktion von Technik betrach- ten, der von wechselnden Akteurkonstellationen getragen wird (vgl. Kap. 2.3).

Dahinter steht ein sozialtheoretisches Modell, das gesellschaftliche Entwicklung als einen Prozeß betrachtet, der auf der Wechselwirkung von Handlungs- und Strukturebene basiert (dazu ausführlicher Kap. 3 .1): Einerseits sind die Akteure in gesellschaftliche Strukturen eingebettet, welche Randbedingungen ihres Handeins bilden und daher sowohl Optionen für Alternativwahlen eröffnen als auch den Horizont der möglichen Varianten einschränken (Makro-Mikro-Ver- bindung). Andererseits sind die Handlungen der Akteure strukturbildend, d.h.

die Akteure verändern die gesellschaftliche Wirklichkeit, wenn sie ihre strategi- schen Interessen realisieren und damit die Gesellschaft reproduzieren - wobei jedoch nie ein identisches Abbild entsteht, sondern stets Abweichungen vom bisherigen Ist-Zustand auftreten (Mikro-Makro-Verbindung)1• Die Makrostruk- turen der Gesellschaft sind aus sich heraus nicht innovationsfähig; Auslöser der sozialen Dynamik sind die Akteure, die einen sozialen Prozeß in Gang setzen und durch ihre Interaktionen Strukturen erzeugen. In besonderem Maß gilt dies

Vgl. auch Abb. 5 in Kapitel3.1.

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für den Bereich der Technikentwicklung; auch hier kommen die Anstöße und Impulse für sozio-technische Innovationen vor allem von strategiefähigen sozialen Akteuren.

Die soziale Konstruktion gesellschaftlicher Wirklichkeit ist allerdings kein individualistisch-voluntaristischer Akt. Deshalb schlagen wir vor, das Mikro- Makro-Modell durch eine netzwerktheoretische Komponente zu ergänzen und zu einer Sozialtheorie der Moderne zu erweitern, die soziale Netzwerke als Scharnier begreift, durch das sich die V erknüpfung von Mikro- und Makroebe- ne vollzieht. In einem separaten Abschnitt (Kap. 3) werden daher Elemente einer Theorie selbstorganisierter sozialer Netzwerke entwickelt, um zu klären, wie strategiefahige Akteure ihre Handlungsprogramme derart miteinander verknüpfen, daß stabile Kooperationsbeziehungen entstehen, die die Erzeugung sozio-technischer Innovationen ermöglichen.

Die Genese, Struktur und Dynamik sozialer Netzwerke ist ein zentrales Element unseres Ansatzes, der Technikgenese als einen mehrstufigen Prozeß der sozialen Konstruktion von Technik begreift und daher die Akteurkonstellationen und deren Veränderungen in den Mittelpunkt der Betrachtungen rückt. Unser Ziel ist es, ein allgemeines Modell der Technikgenese zu entwickeln, das die soziale Dynamik der Technik erfaßt und in der Lage ist, Technisierungsprozes- se in unterschiedlichen Bereichen zu analysieren und zu deuten. 2

Dieses Modell wird in Kapitel 2 entwickelt und in den Kapitel 4 bis 7 an einer Reihe von empirischen Beispielen überprüft. Um theoretische Generalisie- rungen singulärer Fälle zu vermeiden und zu verallgemeinerungsfähigen Mecha- nismen der sozialen Konstruktion von Technik vorzudringen, haben wir neben Beispielen staatlich getragener Technikentwicklung (Airbus/Kap. 4, Transrapid/

Kap. 6) auch Fälle privatwirtschaftlich erzeugter Technik (Personal Computer/

Kap. 5, Fernsehsatelliten/Kap. 7) untersucht. Bereits vorab kann als Ergebnis festgehalten werden, daß alle Beispiele nach einem weitgehend einheitlichen Muster beschrieben werden können, das wir zu einem Phasenmodell mit den Phasen "Entstehung", "Stabilisierung" und "Durchsetzung" verdichtet haben.

Diese Teilschritte werden von unterschiedlichen sozialen Netzwerken getragen, die jeweils eigenständige Beiträge für den Prozeß der Technikgenese leisten.

Ohne eine Betrachtung des Gesamtverlaufs der Technikentwicklung und dessen sozialer Dynamik wäre die Analyse sozio-technischer Innovationen unvoll- ständig.

2 Eine ähnliche These vertraten bereits Nelson/Winter in ihrem programmatischen Aufsatz "In search of a useful theory of innovation" (1977).

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20 Johannes Weyer Wir wollen einen Beitrag zur Neuorientierung der Technikgeneseforschung leisten, indem wir soziale Netzwerke systematisch in die Theorie der Technik- genese integrieren. Für den Erfolg einer neuen Technik ist es entscheidend - so eine unserer Schlüsselthesen -, ob es den Technikkonstrukteuren gelingt, soziale Netzwerke zu konstruieren und derart zu stabilisieren, daß sie eine solide Basis für ein Technikprojekt bilden (vgl. Kap. 2.2). Im Gegensatz zum Closure- Konzept, das sich nahezu ausschließlich auf die Schließungsprozesse in der Frühphase konzentriert, vertreten wir jedoch - gestützt auf unsere empirischen Fallbeispiele - die These, daß die Akteurkonstellationen im Laufe der Entwick- lung einer Technik mehrfach wechseln. Erst die Analyse dieses mehrstufigen Prozesses macht den Verlauf der Technikgenese verständlich (vgl. ausführlich Kap. 2.3). Unser Beitrag zur (konstruktiven) Überwindung des Closure-An- satzes besteht also darin, eine Sequenz von Schließungen zu untersuchen, was zugleich impliziert, daß Übergänge existieren, die sich durch eine Öffnung (des Diskurses, der sozio-technischen Strukturen etc.) auszeichnen. Indem wir einen Gestaltungsspielraum trotz Kontinuität des Technikprojektes annehmen, grenzen wir uns einerseits vom Radikalkonstruktivismus ab, der eine beliebige Kon- struierbarkeit von Technik unterstellt (vgl. Pinch/Bijker 1987). Andererseits treten wir "Lock-in"-Konzepten entgegen, die eine nicht revidierbare Fixierung des Kurses von Technisierungsprozessen aufgrund einer prägenden Schlüsselent- scheidung behaupten - und somit soziale Gestaltungsmöglichkeiten in späteren Phasen unterbewerten (vgl. Dierkes 1987, Knie 1989, Rammert 1994, David 1985, Hohn/Schneider 1991; vgl. Kap. 2.1). Unser Phasenmodell soll vielmehr sowohl die Kontinuität und Eigendynamik als auch die Variabilität, den Wandel und die soziale Gestaltbarkeit von Technikprojekten in den Blick rücken.

Die Entstehung sozialer Netzwerke ist eine entscheidende Bedingung für den Erfolg einer neuen Technik, da die Erzeugung und Implementation sozio- technischer Innovationen ein riskantes Unternehmen darstellt, auf das sich die Akteure nur einlassen können, wenn die Unsicherheiten durch Kooperation reduziert werden. 3 Der Charakter einer Technik wird insofern stark durch ihre (von Phase zu Phase sich ändernden) sozialen Trägerkontexte geprägt, als nicht jede beliebige Problemlösung sozial stabilisierbar ist und daher nur solche Technikprojekte eine Chance haben, die sich auf eine Koalition von Akteuren stützen können, welche im eigenen Interesse kooperieren.

3 Im Sinne einer Trennung von Intentionalität und Funktionalität kann hier offen bleiben, ob die Akteure das Netzwerk strategisch konstruieren oder aus einer Situation, die sich ohne ihr Zutun entwickelt hat, das Beste machen, indem sie an einer Kooperations- beziehung teilnehmen.

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Diese netzwerktheoretische Konzeption von Technikgenese hat eine Reihe von steuerungstheoretischen und steuerungspolitischen lmplikationen. Wenn man staatliche und private Akteure als gleichberechtigte Mitspieler in netzwerk- artigen Konstellationen betrachtet, verliert der Staat seine Schlüsselposition in der Techniksteuerung. Die Frage nach den Möglichkeiten der Technikgestaltung wird daher anders gestellt als bisher: Im Zentrum steht nunmehr das Problem, wie es durch Vernetzung einer Vielzahl von Akteuren zur erfolgreichen Stabili- sierung und Durchsetzung einer Technik kommt. In welchem Maße einer der Akteure in der Lage ist, den Prozeß der Technikgenese durch Intervention, Moderation oder Kontextgestaltung zu beeinflussen, hängt von der Dynamik der Netzwerke, den Strategien der Mitspieler sowie der Anschlußfähigkeit der jeweiligen Interventionsstrategien ab. (Und dies gilt grundsätzlich auf für staatliche Akteure.) Eine derartige Theorie sozialer Netzwerke basiert also auf einer gesellschaftstheoretischen Konzeption, die eine polyzentrische Struktur moderner Gesellschaften unterstellt und danach fragt, wie soziale Dynamik in zentrumslosen Gesellschaften möglich ist (vgl. dazu ausführlich Kap. 3.5).

Geht man von den gesellschaftstheoretischen Facetten des Themas Technik- gestaltung zu den eher politisch-praktischen Aspekten über, so eröffnen sich ebenfalls neue Perspektiven. Denn wir verfolgen neben unseren techniksoziolo- gischen und soziologietheoretischen Ambitionen auch ein technologiepolitisches Interesse, nämlich durch die Untersuchung der Mechanismen der sozialen Konstruktion von Technik mögliche Ansatzpunkte für eine soziale Gestaltung des Innovationsprozesses zu identifizieren. Wir wollen zeigen, daß die neue Sichtweise des Prozesses der Technikgenese und Techniksteuerung eine Reihe von Implikationen für die Forschungs- und Technologiepolitik nach sich zieht, die sich zu einer Konzeption partizipativer Technikgestaltung verdichten lassen (vgl. dazu ausführlich Kap. 8). Unser Ansatz greift also den (alten) Anspruch der Techniksoziologie auf, eine kohärente Theorie sozio-technischer Innovation zu entwickeln und auf diese Weise praxis- und politikrelevante Erkenntnisse zu produzieren. Dieser gestaltungsorientierte Anspruch ist jedoch nicht einlösbar ohne eine Neuorientierung der sozialwissenschaftliehen Technikgenesefor- schung.

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Kapitel2

Konturen einer netzwerktheoretischen Techniksoziologie

Johannes Weyer

2.1 Leistungen und Defizite der sozialwissenschaftliehen Technikgene- seforschung

Die Technikgeneseforschung war mit dem dezidierten Anspruch angetreten, durch eine soziologische Analyse des Innovationsprozesses einen Beitrag zur praktischen Politik zu leisten. Sowohl bei Nelson/Winter (1977) als auch bei Dierkes (1989, 1993)- um nur einige prominente Vertreter der Community zu nennen - bildete diese V erknüpfung von Technikgenese- und Technikfolgenfor- schung ein programmatisches Kernelement 1 Dieser Ansatz führte nicht nur zu einer Soziologisierung der Technikgeschichte, sondern auch zu einer Historisie- rung der Techniksoziologie. Denn die in der Technikgenese-Forschung vorherr- schende Annahme, daß bereits in der Frühphase einer Technik Schlüsselent- scheidungen fallen, die den gesamten Prozeß der Technikentwicklung (bis hin zu den manifesten Folgen in der Gegenwart) prägen, hatte unweigerlich zur Folge, daß man weit in die Geschichte von Technisierungsprojekten zurück- zugehen mußte, um dort nach prägenden Entscheidungen zu suchen.

Mittlerweile gehört es zum Standard-Repertoire der Technikgenesefor- schung, "technische Artefakte und Systeme ... als Resultate von gesellschaft- lich-politischen Entscheidungsprozessen und Akteur- bzw. Interessenkonstella- tionen" (Heilige 1993: 187) zu begreifen. Die Frage, wie sich die soziale Prägung der Technik konkret vollzieht, wird innerhalb der techniksoziologischen Forschung jedoch recht unterschiedlich beantwortet, wobei im wesentlichen folgende Varianten unterschieden werden können:

Das Konzept der diskursiven Schließung sozialer Aushandlungsprozesse ("Closure") fokussiert im wesentlichen auf die rhetorischen Strategien von Technikkonstrukteuren in der Entstehungsphase2 und untersucht, wie die

Vgl. auch Rammert 1988, 1994.

2 Zumindest in der radikalkonstruktivistischen Variante werden jedoch sowohl der gesellschaftliche Kontext als auch die Verwendungszusammenhänge sowie die Rück-

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von ihnen favorisierten Konzepte sich gegenüber Alternativen durchsetzten (vgl. u.a. Pinch/Bijker 1987, Dierkes 1989, Knie 1989).

Das Modell der sozialen Evolution von Technik rückt - in Analogie zu Theorien der Wissenschaftsdynamik (Kuhn, Lakatos) - lngenieurcommuni- ties sowie Paradigmen bzw. Regimes in den Mittelpunkt, deren Abfolge einen evolutionären Prozeß mit sich zyklisch wiederholenden Stadien ergeben (vgl. u.a. Nelson/Winter 1977, Dosi 1982, Tushman/Rosenkopf 1992, Rammert 1992).

Die Policynetzwerk-Analyse sieht institutionelle Strukturen als wesentliche Determinanten der Technikentwicklung und konzentriert sich auf die (vergleichende) Analyse von Technisierungsprozessen in nationalstaatliehen Politikarenen (vgl. u.a. Mayntz/Schneider 1988, Schneider/Werte 1991).

Das Aktandenmodell rückt demgegenüber den Netzwerk-Konstrukteur und dessen Fähigkeit, andere Akteure für seine Vision zu gewinnen und zu mobilisieren, in den Mittelpunkt des Interesses (vgl. u.a. Callon/Law 1989, Latour 1988).

Trotz einer Reihe von Übereinstimmungen kommen die genannten Ansätze zu recht unterschiedlichen Ergebnissen bezüglich der Frage, wie sich der Prozeß der Technikgenese vollzieht und an welchen Punkten sich Möglichkeiten für gestaltende Eingriffe ergeben. Im folgenden werden die beiden erstgenannten Konzepte diskutiert und auf ihre Stärken und Schwächen hin untersucht, um auf diese Weise Schlüsselprobleme der Technikgeneseforschung zu identifizieren und Ansatzpunkte für ein eigenes Modell der Technikgenese zu entwickeln. Die beiden zuletzt genannten Konzepte lassen sich besser im Rahmen der Netzwerk- diskussion behandeln (vgl. Kap. 3).

Das Closure-Konzept stammt ursprünglich aus der (angelsächsischen) sozialkonstruktivistischen Wissenschaftssoziologie, wo es als Modell zur Be- schreibung der diskursiven Schließung epistemisch nicht entscheidbarer wissen- schaftlicher Kontroversen entstand. 3 Die Übertragung in die Techniksoziologie ist - trotz aller Kritik im Detail - das Verdienst von Trevor Pinch und Wiebe Bijker, die mit ihrer Studie zur sozialen Konstruktion des Fahrrads (1987) den Anstoß für eine sozialkonstruktivistische Wende in der Techniksoziologie gaben. Die Rezeption dieses Ansatzes sowie dessen Verknüpfung mit organisa- tionssoziologischen Konzepten wurde u.a. von Meinolf Dierkes und Andreas

kopplungsmechanismen zwischen Anwendung und Erzeugung ausgeklammert; vgl. die Kritik von MacKay/Gillispie 1992.

3 Vgl. u.a. Collins 1975, Bloor 1976, MacKenzie 1978, 1987.

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Konturen einer netzwerktheoretischen Techniksoziologie 25 Knie geleistet. 4 Dierkes verfolgte dabei zunächst die Vorstellung, "daß die gesamte Entwicklung einer Technik als sozialer Prozeß aufgefaßt" werden solle,

"in dem in jeder Stufe einer Technikentwicklung unterschiedlichste soziale Faktoren einwirken und zu 'Selektions'entscheidungen führen" (1987: 2, Herv.

J. W.); doch schon in den programmatischen Papieren Ende der 80er Jahre wurde deutlich, daß der Frühphase der "Entstehung und(!) Durchsetzung ...

einer Technik" (ebd.: 4, Herv. J. W.) eine dominante Bedeutung für die Prä- gung der gesamten Technikentwicklung beigemessen wurde. 5

Was bei Dierkes noch als Plädoyer für eine "vorsorgende Technologiepoli- tik" (1989: 4) gemeint war, mündete bei Knie dann allerdings in eine pessimi- stische Haltung, die sich in der Formel "Das Konservative des technischen Fortschritts" (1989) niederschlug. Die Schlüsselentscheidungen der frühen Phase prägten - so Knie - die Technikentwicklung derart, daß die einmal gefundenen Lösungswege in späteren Stadien "nicht mehr oder nur noch rudi- mentär" (1994a: 242) verändert werden können. Durch "Schließungs- und Konsolidierungsprozesse" werde bereits in der Frühphase einer Technik ein Konstruktionstyp "scheinbar unumkehrbar ... festgeschrieben" (Knie/Härd 1993: 234). Da Knie zudem eine "Versteinerung" (1994a: 254) der Technik annimmt, ist ein Steuerungspessimismus geradezu unvermeidlich: Eingriffs- möglichkeiten bestehen für ihn nur in Form verpaßter Chancen in der Ver- gangenheit. Gestaltungsoptionen in späteren Phasen werden damit ausgeblendet - eine problematische und keineswegs zwingende Schlußfolgerung, die sich die Frage gefallen lassen muß, wie unter der Diktatur des Alten überhaupt Neues entstehen kann (vgl. Schot et al. 1994). Auch wird keineswegs klar, aufgrund welcher struktureller Faktoren die Vergangenheit für Innovationen offener war als die Gegenwart.

In gewisser Weise distanziert sich Knie damit von seinem Mentor Dierkes, wenn er betont, daß die "mit dem Genese-Ansatz ... verbundenen forschungs- politischen Hoffnungen ... nicht in gewünschter Weise erfüllt werden" (1994a:

257) können. Damit akzeptiert er im Prinzip die Kritik am Technikgenese- Ansatz, die von Hans Dieter Hellige (1993) und Wolfgang König (1993) geübt wurde. Vor allem Hellige hatte in Frage gestellt, ob es möglich sei, über eine retrospektive Analyse der Geneseprozesse einer Technik zu prospektiv verwend- barem Steuerungswissen zu gelangen. Dieser Ansatz verschärfe vielmehr - so 4 Vgl. u.a. Dierkes 1987: 15f. und Knie 1994b: 65, FN 13, die den Bezug sozialkon-

struktivistischen Closure-Konzept explizit herstellen.

5 Einige dieser Papiere wurden in später nochmals veröffentlicht (vgl. Dierkes 1993), z.T. aber in erheblich modifizierter Form, so daß hier auf die Originale rekurriert wird.

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Heilige - das Prognosedilemma, da die in der Frühphase antizipierten Folgewir- kungen meist nicht mit den Effekten übereinstimmten, die in der Anwendungs- phase aufträten; auch wichen die konkreten Nutzungsformen in der lmplementa- tionsphase von den - oftmals diffusen - Leitbildern der frühen Technikkon- strukteure erheblich ab (vgl. u.a. 1993: 192, 202, 220).6 Zudem kehre der

"Technikdeterminismus durch die Hintertür" (191) zurück, wenn unterstellt werde, daß Alternativentscheidungen in der Frühphase eine Durchschlagskraft besitzen, die sich unmittelbar und unumkehrbar bis in spätere Nutzungs- und Anwendungsphasen auswirkt.

Die Diagnose eines Konservatismus etablierter Communities ist zweifellos richtig; sie ist jedoch keineswegs spektakulär, denn für die Verteidiger des Alten ist es immer rational und "funktional" (König 1993: 251), den bestehen- den Mustern zu folgen und radikale Neuerungen abzuwehren.7 Aus dem Grundmuster eines Konservatismus etablierter Strukturen auf deren Nicht- Wandelbarkeit zu schließen, ist demnach nicht unmittelbar zwingend. Selbst Knies eigene Beispiele - etwa der Erfolg des Diesel- und das Scheitern des Wankel-Motors- weisen eher daraufhin, daß die Stabilisierung neuer Varianten zwar einen hohen Aufwand erfordert, nicht aber gänzlich unmöglich ist (vgl.

Knie 1994a). Und auch Knie stellt fest, daß die Durchsetzung technischer Alternativen die Etablierung eines alternativen Konsenses voraussetzt, der eine größere Attraktivität besitzt als sein Konkurrent (Knie 1994c: 36, Knie/Härd 1993: 238f.). Damit zeigt er einen Ansatzpunkt für technischen und institutio- nellen Wandel durch soziale Aushandlungs- und Schließungsprozesse auf (vgl.

auch Schot et al. 1994, Weyer 1994b).

Die Defizite des Berliner Ansatzes sind also (sogar innerhalb des Modells) überwindbar, wenn man die Vorstellung einer einmaligen Schließung sozialer Aushandlungsprozesse über Technik aufgibt und Technikgenese als einen mehr- stufigen Prozeß der sozialen Konstruktion von Technik konzipiert, der eine Reihe von Phasen durchschreitet, in denen immer wieder Rekonfigurationen stattfinden, welche neue Formen der sozialen Schließung ermöglichen (vgl.

Abb. 1). Unbestritten sei, daß durch eine Kette von Schließungsprozessen (Closure Cl.1, Cl.2, Cl.3) ein Pfad angelegt wird, der die Entscheidungsspiel- räume der Akteure prägt. Allerdings sind an jedem Verzweigungspunkt Rekom- binationen möglich. Die Wahlmöglichkeiten (x, y, z) sind zwar nicht unbe-

6 Zum Begriff des Leitbilds vgl. Dierkes/Hoffmann/Marz 1992, Dierkes 1993.

7 Die Zyklenmodelle technischer Evolution können diesen Aspekt der Konkurrenz zwischen alt und neu - beispielsweise zwischen konkurrierenden Paradigmen, Regimes oder dominanten Designs - adäquater erfassen.

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Konturen einer netzwerktheoretischen Techniksoziologie 27 grenzt und beliebig, doch öffnet sich immer wieder ein Spektrum potentieller Alternativen zur Fortsetzung des eingeschlagenen Technikpfades, so daß der Prozeß der Technikentwicklung durch die Pfadabhängigkeit nicht eindeutig determiniert wird. Er verläuft zudem keineswegs gradlinig in der Richtung, die durch den ersten Schließungsprozeß angelegt wurde, sondern kann durchaus neue Richtungen einschlagen.

Abb. 1: Verzweigung und Schließung von Technikpfaden

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Die Zyklenmodelle technischer Evolution unterscheiden sich von Closure-Kon- zepten wie dem Berliner Ansatz insofern, als sie - in Anlehnung an Kuhns Paradigmen-Konzepts - den Wechsel technologischer Regime als einen norma- len Vorgang betrachten, den sie mit Hilfe der evolutionstheoretischen Katego- rien Variation, Selektion und Retention beschreiben. Entstanden ist dieser Ansatz als ein Gegenmodell zur herrschenden Innovationstheorie in der Ökono- mie, die vorwiegend mit Faktorkostenanalysen operierte und institutionelle Strukturen in ihren Betrachtungen kaum berücksichtigte (vgl. Nelson/Winter 1977). Von Richard Nelson und Sidney Winter wurde die Idee in die Technik- soziologie eingebracht, die Erzeugung technischer Innovationen als Entschei-

8 Es ist in gewisser Weise erstaunlich, daß konzeptionelle Transfers von der Wissen- schafts- zur Techniksoziologie ausschließlich auf das Kuhnsche Konzept rekurrieren, steht doch mit Lakatos' Modell wissenschaftlicher Forschungsprogramme (1974) eine Konzeption zur Verfügung, die bereits bei der Erklärung der Wissenschaftsdynamik eine wesentlich höhere empirische Plausibilität für sich beanspruchen kann und deren Transfer in die Techniksoziologie vielversprechende Perspektiven eröffnet; vgl. Weyer 1994a, 1994b.

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dungen unter Unsicherheit aufzufassen, für die keine Algorithmen zur Ver- fügung stehen, weil keine eindeutige Lösung existiert (1977: 47, 52).9

Abb. 2: Trajektorien und Regimes (Nelson/Winter)

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Cl. Zeit

Die Frage, wie unter diesen Umständen Innovationen erzeugt und stabilisiert werden, beantworteten Nelson/Winter mit einer Mischung aus Paradigmen- und Evolutionstheorie: Für die Erzeugung der Innovationen sind kognitive technolo- gische Regimes verantwortlich, die die Suchstrategien der Techniker und Ingenieure leiten, für die - anschließende - Selektion hingegen verschiedene Selektionsumwehen (u.a. Markt und Staat), die entscheiden, ob eine Innovation überlebt oder nicht (vgl. insb. 71). Regimes sind Momentaufnahmen, die den herrschenden Stand des Ingenieurwissens und die dominanten Such- und Pro- blemlösungsstrategien charakterisieren; Trajektorien sind hingegen die Korrido- re, innerhalb derer sich die Teilprojekte (x, y, z) bewegen (vgl. 57).10 Trotz berechtigter Kritik an diesem Modell und einer Reihe von Verbesserungsvor- schlägen (vgl. u.a. Rip/Belt 1988) ist unbestritten, daß das Konzept von Nel- son/Winter einen wichtigen Anstoß zur Soziologisierung der Innovationstheorie gegeben hat.

9 Der Begriff "institutionelle Strukturen" ist bei Nelson/Winter recht unscharf definiert;

er umfaßt all diejenigen sozialen Kontexte, die auf den Technikgeneseprozeß einwirken, wie etwa die Firmenstruktur, die Organisation des F&E-Prozesses, aber auch die staatliche Industriepolitik.

10 Die Darstellungen sind eigene Interpretationen auf Basis des - z. T. recht kryptischen - Textes von Nelson/Winter. Gedankt sei den Studentinnen des Seminars "Theorien der Technikgenese" an der Universität Sielefeld 1995, die im Sommersemester mit mir gemeinsam das Schaubild entwickelt haben.

Abbildung

Abb.  1: Verzweigung und Schließung von Technikpfaden
Abb.  2:  Trajektorien und Regimes  (Nelson/Winter)
Abb.  3:  Technologische Evolution (Tushman/Rosenkopf)
Abb.  5:  Das Colemansche Mikro-Makro-Modell
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