Umsetzung des Landesprogramms „Fluss,Natur,Leben“ in Sachsen-Anhalt am Beispiel des gesteuerten Flutungspolders Axien-Mauken an der Elbe

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Etzold, Martin

Umsetzung des Landesprogramms „Fluss,Natur,Leben“ in Sachsen-Anhalt am Beispiel des gesteuerten

Flutungspolders Axien-Mauken an der Elbe

Dresdner Wasserbauliche Mitteilungen

Zur Verfügung gestellt in Kooperation mit/Provided in Cooperation with:

Technische Universität Dresden, Institut für Wasserbau und technische Hydromechanik

Verfügbar unter/Available at: https://hdl.handle.net/20.500.11970/110924 Vorgeschlagene Zitierweise/Suggested citation:

Etzold, Martin (2023): Umsetzung des Landesprogramms „Fluss,Natur,Leben“ in Sachsen- Anhalt am Beispiel des gesteuerten Flutungspolders Axien-Mauken an der Elbe. In:

Technische Universität Dresden, Institut für Wasserbau und technische Hydromechanik (Hg.): Wasserbau und Wasserwirtschaft im 'Stresstest'. Dresdner Wasserbauliche Mitteilungen 69. Dresden: Technische Universität Dresden, Institut für Wasserbau und technische Hydromechanik. S. 66-70.

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„Wasserbau und Wasserwirtschaft im `Stresstest`“

B1-02

Umsetzung des Landesprogramms

„Fluss,Natur,Leben“ in Sachsen-An- halt am Beispiel des gesteuerten Flutungspolders Axien-Mauken an

der Elbe

Martin Etzold

Stichworte: Fluss-Natur-Leben, Flutungspolder, Axien-Mauken

1 Veranlassung und Zielstellung

Mit dem Programm „Fluss, Natur, Leben“ setzt der Landesbetrieb für Hoch- wasserschutz und Wasserwirtschaft die Strategie der Landesregierung Sach- sen-Anhalt um, deren Kern neben dem technischen Hochwasserschutz wie dem Bau von Deichen, die Schaffung zusätzlicher Überflutungsflächen als Retentionsräume ist. Das Programm umfasst landesweit 33 Maßnahmen für Deichrückverlegungen und Polder.

Ganz im Süden des Landes wird der geplante Flutungspolder Axien-Mauken dabei einen wirkungsvollen Beitrag für die Zukunft zum überregionalen Hochwasserschutz leisten.

Das Vorhaben umfasst eine Fläche von ca. 1690 ha. Nach ersten Berechnun- gen können voraussichtlich mehr als 50 Millionen Kubikmeter Wasser zu- rückgehalten werden. Die Polderfläche besteht aus einem unbesiedelten Ge- biet mit vorwiegend landwirtschaftlicher Nutzung.

Bautechnisch umfasst das Projekt die DIN-gerechte Ertüchtigung der vorhan- denen Deiche sowie Deichneubauten im Hinterland und eine erhebliche An- zahl an technischen Anlagen zur Flutung, Entleerung, Steuerung und Grund- wasserregulierung. Der Polderraum kann im Fall eines extremen Hochwas- sers kontrolliert geflutet werden.

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Umsetzung des Landesprogramms „Fluss,Natur,Leben“ in Sachsen-Anhalt am Beispiel des gesteuerten Flutungspolders Axien-Mauken an der Elbe

Dies führt zu einer erheblichen Kappung des Hochwasserscheitels der Elbe, ab einem HQ100. Im Ergebnis dessen reduziert sich für die stromab liegenden Gebiete die Gefahr von Deichbrüchen und stellt eine Reserve hinsichtlich kli- mabedingter Veränderungen im Abflussgeschehen dar.

Das Vorhaben ist Teil des Nationalen Hochwasserschutzprogrammes des Bundes, welches vordringliche und überregional wirksame Hochwasser- schutzmaßnahmen beinhaltet.

2 Vorhabensbeschreibung

Das Planungsgebiet des Polders Axien-Mauken befindet sich im Bereich der historischen, rechtsseitigen Elbaue zwischen der heutigen Hauptdeichlinie der Elbe und den Ortslagen Axien, Gehmen, Düßnitz und Kleindröben. Ober- strom beginnt der Polder bei Elbe-km 181+000 am nördlichen Rand der Alten Elbe Axien. Das Ende befindet sich unterstromca. bei Elbe-km 189+000. Die Polderfläche wird durch die Hauptdeichlinie an der Elbe und die Deiche im Hinterland umschlossen.

Der Polder Axien-Mauken setzt sich aus den folgenden Planungsobjekten zu- sammen:

Elbedeich Mauken (EDM): Bestehender rechter Hauptdeich der Elbe von Deich-km 7+100 (Höhe Axien) bis 11+500 (Mauken). Oberstrom bindet er an den Elbedeich Axien an.

Elbedeich Klöden (EDK): Bestehender rechter Hauptdeich der Elbe von Deich-km 0+000 (Mauken) bis 3+800 (Höhe Kleindröben), unter Beachtung der geplanten Deichrückverlegung Mauken-Klöden.

Polderdeich Süd (PDS): Er beginnt am Elbedeich Mauken (Deich-km 7+100), folgt der Alten Elbe bis Axien, umgeht nordwestlich Gehmen und endet an der L114 westlich von Düßnitz.

Polderdeich Nord (PDN): Er setzt den Polderdeich Süd östlich von Düßnitz bis Kleindröben fort. Nach der Querung des Klödener bzw. Kleindröbener Risses bindet er bei Elb-km 189+000 an den Elbedeich Klöden an (Deich-km 3+800).

Polderdeich Mauken (PDM): Zum Schutz der Ortslage Mauken ist der Neu- bau eines Ringdeiches erforderlich. Er beginnt am Elbedeich Mauken bei

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Deich-km 11+000 (Elb-km 184+300) und endet am Elbedeich Klöden bei Deich-km 0+300 (Elb-km 185+100).

Verbindungsdamm Düßnitz-Mauken (VD): Zur Gliederung des Polder- raums und zur Gewährleistung der Erreichbarkeit der Ortslage Mauken soll in der vorhandenen Trasse der Verbindungstraße Düßnitz-Mauken (L 128 und L 114) ein Deich bzw. Damm errichtet werden, auf dessen Krone die zu- künftige Straße verläuft.

Einlaufbauwerk (EBW): Bauwerk zur Füllung des Polders beim Scheitel- durchgang der Elbe. Lage im Verlauf des Elbedeichs Mauken.

Verbindungsbauwerk (VBW): Das Bauwerk dient der Hochwasserüberlei- tung zwischen den Polderkammern. Lage im Verlauf des Verbindungsdam- mes Düßnitz-Mauken. Zur Gewährleistung der ökologischen Durchgängig- keit des Klödener Risses wird eine Brücke über den Klödener Riss errichtet.

Auslaufbauwerk (ABW): Bauwerk zur Hauptentleerung des Polders nach dem Scheiteldurchgang der Elbe. Lage im Verlauf des Elbedeichs Klöden.

Trennbauwerk (TBW): Bauwerk zur Restentleerung des Polders. Lage im Verlauf des Polderdeichs Nord im Querungsbereich mit dem Kleindröbener Riss.

2.1 Funktion des Polders

Das Hochwasserschutzsystem der Elbe ist auf ein Bemessungswasserstand HW100 zuzüglich eines Freibordes von 1,00 m ausgebaut. Der Polder soll als zusätzliches Schutzelement wirken, wenn unterhalb von seinem Standort eine Überschreitung des Bemessungswasserstandes der Haupteiche zu be- fürchten ist. Dies kann auftreten, wenn in der Elbe am Polderstandort ein Hochwasser > HQ100 auftritt oder eine Überlagerung mit einem Hochwasser in der Schwarzen Elster, der Mulde oder der Saale unterhalb der Mündung in die Elbe wiederum ein Abfluss > HQ100 prognostiziert wird.

Als Bemessungshochwasser (BHW) für die Dimensionierung der Bauwerke und Anlagen sowie zum Nachweis der hydraulischen Wirkungsweise des Pol- ders in das HQ100 der Elbe.

2.2 Auswahl der Vorzugsvariante und Beschreibung

Im Rahmen der Vorplanung wurden zwei Alternativen zur Ausbildung des Flutungspolders und darauf aufbauend mehrere Varianten zur Gestaltung seiner Teileelemente untersucht. Bei beiden Varianten wurden identische

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Umsetzung des Landesprogramms „Fluss,Natur,Leben“ in Sachsen-Anhalt am Beispiel des gesteuerten Flutungspolders Axien-Mauken an der Elbe

Rückhaltewirkungen bzgl. der Elbe, die sich aus dem eingestauten Poldervo- lumen ergeben in Ansatz gebracht. Alternative I stellt ein gekammerter Pol- der dar. Der Polderraum wird dabei durch den Verbindungsdeich und einem integrierten Verbindungsbauwerk in zwei Kammern mit unterschiedlichen Stauzielen getrennt. Aufgrund der Staffelung der Stauhöhen können die An- lagenhöhen der umfassenden Polderdeiche gleichmäßig und das Flutungs- regime flexibler gestaltet werden. Demgegenüber stehen erhöhte Investiti- ons- und Unterhaltungskosten für das Verbindungsbauwerk und ein grund- sätzlich komplexerer sowie störanfälliger Betrieb. Alternative II stellt ein un- gekammerter Polder dar, in dem der gesamte Raum auf einheitlichem Ni- veau eingestaut wird. Anstelle des Verbindungsbauwerkes wird eine weitge- spannte Brücke angeordnet, die eine einheitliche Flutung beider Kammern gewährleistet. Die umfassenden Polderdeiche sind stromab, in Richtung Kleindröben, höher als stromauf, in Richtung Axien. Die Flutung und Entlee- rung eines ungekammerten Polders ist grundsätzlich einfacher und geht mit geringeren Investitions- und Unterhaltungskosten einher.

Beide Polderalternativen wurden so gestaltet, dass sie ein Rückhaltevolumen von größer 50 Mio. m³ fassen und seitens der Elbe eine identische Absenk- wirkung erzielen. Sie beträgt am Standort, bezogen auf das BHW = HQ100

(4.380 m³/s), -421 m³/s bzw. -26 cm und ist über den gesamten Gewässerlauf stromab der Elbe im Land Sachsen-Anhalt spürbar.

Unter Beachtung der je Polderalternative ermittelten Bemessungsrandbe- dingungen erfolgte die Planung der Bauwerke und Anlagen des Polders (Er- tüchtigung Elbedeiche, Neubau Polderdeiche sowie Neubau Einlauf, Auslauf- , Trennbauwerk und Verbindungsbauwerk bzw. Brücke über den Kleindrö- bener Riss). Für die Teilobjekte erfolgten eigenständige Variantenuntersu- chung zu ihrer jeweiligen Positionierung bzw. Trassierung und ihrer inneren Ausbildung. Im Ergebnis wurde je Objekt eine Vorzugslösung herausgearbei- tet und in den Polderalternativen zu einer sinnvollen Gesamtlösung kombi- niert.

Im Ergebnis der vorliegenden, technischen Vorplanung zum Polder Axien- Mauken kann die ungekammerte Alternative als weiterzuverfolgende Vor- zugslösung zur Ausbildung des Gesamtpolders benannt werden. Sie stellt, bei gleicher Wirksamkeit bzgl. der Elbe, die wirtschaftlichere, sicherere und einfacher zu betreibende sowie zu unterhaltende Ausbildung im Vergleich zu einem gekammerten Polder dar. Als Verschlussorgane sind in allen Steuer-

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bauwerken Schützen vorgesehen. Sie weisen eine gute Regulierbarkeit, ins- besondere bei einem Verschluss bei unterschiedlichen Wasserspiegellagen vor- und hinter dem Bauwerk, auf.

3 Schlussfolgerungen und Ausblick

Die abgeschlossene Vorplanung dient als Diskussionsgrundlage für den Dia- logprozess mit der Bevölkerung, der Genehmigungs- und Bewilligungsbe- hörde und der Zusammenarbeit mit den Nachbarländern. Die Erkenntnisse und Ergebnisse werden fachlich bewertet und in den weiteren Planungs- schritt bis zur Antragstellung einbezogen.

4 Literatur

LAWA (2014): Nationales Hochwasserschutzprogramm, Kriterien und Bewertungsmaßstäbe für die Identifikation und Priorisierung von wirksamen Maßnahmen sowie ein Vorschlag für die Liste der prioritären Maßnahmen zur Verbesserung des präventiven Hochwasserschutzes

IKSE (2015) : Internationaler HWRM-Plan für die Flussgebietseinheit Elbe

Autor:

Dipl.-Ing. (FH) Martin Etzold

Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft

Otto-von-Guericke-Straße 5 39104 Magdeburg

Tel.: +49 391 581 0 Fax: +49 391 581 1230

E-Mail: Martin.Etzold@lhw.mlu.sachsen-anhalt.de

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