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en Kalziumantagonisten bläst in den letzten Jah- ren ein scharfer Wind ins Gesicht, allerdings hat da- bei manche Darstellung den wissenschaftlich fundierten Boden verlassen, kritisierte Dr. Hans-Peter Bestehorn (Bad Krozingen) bei einem Symposium, das von der Pfi- zer GmbH in Hamburg veran- staltet worden war. Sein Fa- zit: Die „richtigen“ Kalzium- antagonisten hätten im Rah- men der Hochdrucktherapie auch weiterhin einen hohen Stellenwert.Differenzierungsmöglich- keiten ergeben sich, so Beste- horn, nach der chemischen Struktur (Dihydropyridine oder Nicht-Dihydropyridine), nach dem primären Wirkungs- ort (Kardio- oder Gefäßselek- tivität) sowie nach dem phar- makokinetischen Profil der einzelnen Vertreter. Letztge- nanntem Umstand mißt in- zwischen auch die Deutsche Hochdruckliga in ihren Thera- pieempfehlungen einige Be- deutung zu.
Grundsätzlich werden Kal- ziumantagonisten weiterhin als Mittel der ersten Wahl für eine Hochdrucktherapie eingestuft. In einem Zusatz der Empfehlungen heißt es aber: „Aus der Gruppe der Kalziumantagonisten sollten für die Langzeittherapie der Hypertonie ausschließlich Prä- parate mit langsamem Wir- kungseintritt eingesetzt wer- den.“ Dieser Empfehlung, so zeigt eine von Bestehorn prä- sentierte Statistik zum Ver- ordnungsverhalten, kommen bundesdeutsche Ärzte bislang nur zögerlich nach.
Einem langsamen Wir- kungseintritt und einer lan- gen Wirkdauer messen Hoch- druckexperten deshalb große Bedeutung zu, weil auf die- se Weise der unerwünschten Sympathikusaktivierung vor- gebeugt werden kann. Am einfachsten abzulesen ist die- se an einem Anstieg der Herz- frequenz, der insbesondere bei Patienten mit ischämi- scher Herzkrankheit vermie- den werden sollte.
Eine Sympathikusaktivi- tät, so berichtete der Düs-
seldorfer Pharmakologe Prof.
Ulrich Borchard, resultiert vor allem aus schwankenden Plasmaspiegeln mit der Ge- fahr einer überschießenden Vasodilatation. Weitgehend konstante Plasmaspiegel auch unter täglicher Einmalgabe, eine lange Plasmahalbwerts- zeit zwischen 35 und 50 Stun- den sowie die Tatsache, daß die Substanz ebenso langsam an ihren Rezeptor bindet, wie sie ihn verläßt, machen Am- lodipin zu einem geeigneten Kandidaten für eine Hoch- drucktherapie.
Geeignet zur Kombination Tatsächlich ließ sich in kli- nischen Studien zeigen, daß mit dem unter dem Handels- namen (Norvasc®) ausgebo- tenen Medikament eine Blut- drucksenkung gelingt, wel-
che sogar von einem gering- fügigen Abfall der Herzfre- quenz begleitet wird. Amlo- dipin ist indes nicht der ein- zige Kalziumantagonist, der durch entsprechende klini- sche Studien den Verdacht entkräften konnte, daß sein Einsatz mehr schaden als nützen könnte.
In diesem Zusammenhang erinnerte Bestehorn an die Ergebnisse der DAVIT-II- Studie (verbesserte Prognose von Postinfarktpatienten oh- ne manifeste Herzinsuffizi- enz), der Syst-Eur-Studie (Re- duktion der kardiovaskulären Mortalität um 41 Prozent) und der PRAISE-Studie. Hier konnte gezeigt werden, daß Patienten mit nicht isch- ämisch bedingter dilatativer Kardiomyopathie von einer Behandlung mit Amlodipin sehr wohl profitieren. Bei ischämiebedingter Herzinsuf-
fizienz wirkte sich die Be- handlung – verabreicht zu- sätzlich zu einer Basisbe- handlung mit ACE-Hemmer, Diuretikum und Digitalis – zumindest nicht nachteilig aus.
Damit steht für Bestehorn außer Frage, daß die „rich- tigen“ Kalziumantagonisten auch künftig eine tragende Säule der Hypertoniebehand- lung bleiben. Dies gilt vor al- lem deshalb, weil es in der Hochdrucktherapie selten mit einer Monotherapie getan ist.
Neben einer additiven Blut- drucksenkung erscheint eine Kombination von ACE-Hem- mer und Kalziumantagonist noch aus anderen Gründen attraktiv.
So gibt es Hinweise dafür, daß sich durch eine derartige Kombination hochdruckbe- dingten Organschäden besser vorbeugen läßt als unter Gabe der Einzelpartner allein. In diesem Sinne jedenfalls inter- pretierte Bestehorn den be- sonders ausgeprägten Rück- gang einer linksventrikulä- ren Hypertrophie sowie die Abnahme einer vorbestehen- den Mikroalbuminurie mit entsprechenden Kombinatio- nen. Dr. med. Ludger Riem
A-2924 (80) Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 45, 12. November 1999
V A R I A AUS UNTERNEHMEN
Kalziumantagonist Amlodipin
Blutdrucksenkung
ohne Frequenzanstieg
Mit sofortiger Wirkung ruft das Unter- nehmen Glaxo Wellcome freiwillig alle Dar- reichungsformen des oralen Antibiotikums Vaxar® (Grepafloxacin) aus Sicherheits- gründen zurück. Die Entscheidung basiert auf einer Abwägung zwischen dem thera- peutischen Nutzen und den potentiellen Ne- benwirkungsrisiken des Fluorochinolons so- wie den verfügbaren therapeutischen Alter- nativen. Vaxar® ist indiziert zur Behand- lung von Infektionserkrankungen, die durch Grepafloxacin-empfindliche Bakterien ver- ursacht werden wie:
c ambulant erworbene Pneumonie c akute bakterielle Exazerbation einer
chronischen Bronchitis
c unkomplizierte Gonorrhö (Urethritis und Cervicitis)
c Urethritis und Cervicitis, verursacht durch Chlamydien.
Zirka 2,65 Millionen Behandlungen sind weltweit mit Vaxar®erfolgt, seit es im Au-
gust 1997 eingeführt wurde. In Überein- stimmung mit den Unternehmensrichtlinien wurde das Nebenwirkungsprofil von Vaxar® seit der Einführung überwacht. Dabei wur- de festgestellt, daß es durch Vaxar®zu einer Beeinflussung der kardialen Repolarisation kommt, die sich im EKG als QT-Verlänge- rung zeigt. Bei einigen Patienten, so das Un- ternehmen, bestünde das potentielle Risiko einer sehr seltenen, aber schweren Arrhyth- mie (Toursades de pointes).
Obwohl derartige kardiovaskuläre Ne- benwirkungen nur sehr selten auftraten, ist das Unternehmen nicht länger davon über- zeugt, daß der Nutzen von Vaxar®die po- tentiellen Risiken für Patienten aufwiegt, da alternative Antibiotika verfügbar sind. Die Entscheidung zur Rücknahme wurde auf Empfehlung des medizinischen Sicherheits- komitees von Glaxo Wellcome getroffen.
Weitere Informationen sind telefonisch er- hältlich unter: 0 40/41 52 30. EB