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Archiv "Welt-Pharmaverband: Am produktivsten ist der Markt" (19.08.1976)

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

Erfolgreiches Filmseminar der Bundesärztekammer

Das erste Seminar für „filmende Ärzte", das die Bundesärztekam- mer in diesem Jahr veranstaltete, fand so großen Anklang, daß eine Fortführung — eventuell mit leicht geänderter Konzeption — für An- fang 1977 in Aussicht genommen wurde.

Der Teilnehmerkreis des ersten Se- minars „Film in der Medizin", das im Frühjahr 1976 in Köln unter Lei- tung von Dr. Pierre Kandorfer statt- fand, reichte vom Hobbyfilmer bis zum Professional. Vierzig filmende bzw. filminteressierte Ärzte mach- ten von diesem erstmaligen Fortbil- dungsangebot in Sachen Film Ge- brauch. Mit Unterstützung von be- kannten Film- und Fernsehfachleu- ten wurden für die Herstellung von Filmen notwendige Kenntnisse über Technik, Didaktik, Dramatur- gie und auch Kostenkalkulation vermittelt.

Die Mehrzahl der Teilnehmer hatte bereits seit Jahren als Autodidak- ten mit dem Medium Film innerhalb ihrer ärztlichen Tätigkeit gearbei- tet; die meisten hatten jedoch nie die Möglichkeit gehabt, sich einmal in konzentrierter Form die nötigen Grundlagenkenntnisse anzueignen.

Dies konnten sie beim Seminar so- wohl durch die praxisorientierten Vorträge und Übungen als auch durch den initiierten Erfahrungs- austausch mit filmenden Kollegen nachholen.

Diente das erste Seminar-Wochen- ende der Erarbeitung gemeinsamer Grundlagen, damit •auch die „An- fänger" den weiteren Ausführun- gen zu folgen vermochten, so ging es dann an den beiden darauffol- genden Wochenenden in medias res. Beispielhaft wurden verschie- dene Filme, darunter auch solche von Seminarteilnehmern, vorgeführt und gemeinsam diskutiert. Leicht ließ sich daran verdeutlichen, wel- ches wichtige Gestaltungsmittel

TAGUNGSBERICHTE

des Films sind und wie sie einzu- setzen sind. Als Fazit wurden be- stimmte Regeln zur Filmherstellung gemeinsam erarbeitet. Viel Raum nahmen Erörterungen über die Filmtechnik von der Aufnahme bis zu den einzelnen Stufen der Film- bearbeitung — der Entwicklung, dem Schnitt, der Tonbearbeitung und der Kopienherstellung ein. Au- ßerdem erhielten die Teilnehmer einen Überblick über die neuesten Video-Systeme und Aufnahmegerä- te sowie Kenntnis der für die Film- arbeit notwendigen Branchenadres- sen.

Zu aktiver Mitarbeit brauchte auf Grund des großen Interesses der Seminarteilnehmer nicht aufgefor- dert zu werden; das Seminar machte seinem Namen alle Ehre, der Dialog stand im Vordergrund der Veranstaltung. Praktische Übungen im Programm, so beim Filmschnitt und bei der Erstellung eines Treatments zu einem Thema an Hand von Publikationsmaterial regten zur lebhaften Diskussion und intensivem Erfahrungsaus- tausch an.

Am Ende des Seminars waren sich die Teilnehmer einig, daß diese Veranstaltung für alle ein Gewinn war und daß die erworbenen Kenntnisse bei der weiteren Be- schäftigung mit dem Medium Film von Nutzen sein werden.

Renate Schiffbauer

Welt-Pharmaverband:

Am produktivsten ist der Markt

Der Welt-Pharma-Verband (Interna- tional Federation of Pharmaceuti- cal Manufacturers — IFPMA), ein Zusammenschluß der Pharma-In- dustrie-Verbände von über 40 der wichtigsten arzneimittelherstellen- den Länder, diskutierte Mitte Juni in London anläßlich seiner achten Vollversammlung das Verhältnis der pharmazeutischen Industrie der westlichen Industriestaaten zu den BRIEFE AN DIE REDAKTION

dem kleinen Mann noch verblieben ist, wäre damit in einem Glück- seligkeitszuchthaus sozialistischer Provenienz unmöglich geworden.

Im rosenfingrigen Wohlfahrtsstaat wird Patientenglück staatlich ver- ordnet. Die Kranken und Leiden- den, das Heer der betagten Men- schen, aber auch die sozial Ver- femten und Bedrückten haben sich gefälligst auf den anonymen Prüf- ständen der klinischen Technik ei- ner maschinellen Durchsicht zu un- terziehen. An den Fließbändern ei- ner gigantischen Reparaturwerk- statt für defekte Menschen garan- tiert ein vollautomatischer War- tungsdienst die Erhaltung der Ma- schine Mensch. Denn Gesundheit dient letztlich dem Kollektiv, dem totalen Sozialismus. Die Seele des Menschen darf dabei ruhig im Stra- ßengraben der Planwirtschaft lan- den...

Dr. med. Winfried Sander Bömelburgstraße 37 3000 Hannover-Hainholz

UNZUFRIEDEN

Zu dem Leserbrief von Klaus Rhein im DEUTSCHEN ÄRZTEBLATT, Heft 10/

1976:

Das Gebot der Stunde:

Klunckern!

Es zeugt von einer völlig falschen Einschätzung der Situation, den ...

Leserbrief des Kollegen Rhein als Ausdruck eines unzufriedenen Au- ßenseiters abzutun. Die Ausführun- gen spiegeln vielmehr die zuneh- mende Verbitterung und Unzufrie- denheit der niedergelassenen Ärz- te generell wider, die Unzufrie- denheit nicht zuletzt auch mit ihren Standesvertretern und deren viel- fach mitleiderregend hilfloses Rea- gieren, wo kraftvolles Agieren das Gebot der Stunde wäre. Uns fehlt halt ein hemdsärmeliger Kluncker oder Heeremann!

Dr. med. Friedrich Luce Facharzt für innere Krankheiten Hellweg 30

4782 Erwitte

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 34 vom 19. August 1976 2179

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen Tagungsberichte

Ländern der dritten Welt. Der Welt- verband unterstrich seine Solidari- tät zur Fortentwicklung der Stan- dards für die Sicherheit, Wirksam- keit und Qualität von Medikamen- ten sowie zur Unterstützung der Länder der dritten Welt beim Auf- bau eigener Arzneimittelindustri- en. Während die Indu'strieländer eher vor Überquantitäten stehen und sich auf höherer Ebene mehr mit dem Qualitätsproblem beschäf- tigen, wünschen die Entwicklungs- länder zunächst einmal eine gute Basisversorgung, ohne daß sie zu entsprechenden Gegenleistungen imstande wären. Für die entwik- kelten Industrienationen sei die Pa- role der Weltgesundheitsorganisa- tion (WHO) „Gesundheit für alle im Jahre 2000" eine Herausforderung, gleichzeitig sieht man Schwierig- keiten, mit denen dies für die ein- zelnen Unternehmen verbunden sein könnte. Beim Londoner Kon- greß, an dem Vertreter aus 24 Staaten teilnahmen, war die Mehr- heit der Delegierten der Auffas- sung, daß das WHO-Ziel im Grunde nur mit einer Enttäuschung auf bei- den Seiten enden könne.

Der neugewählte Präsident des in- ternationalen Dachverbandes der pharmazeutischen Industrie, der Deutsche Max Paul Tiefenbacher, Mitglied der Bereichsleitung, der Firma Hoechst AG, Frankfurt, unter- breitete in London den Vorschlag, bei der Arzneimittelforschung zu einer Dreieckskooperation überzu- gehen. Programme der Weltge- sundheitsorganisation sollten, so Tiefenbacher, von der pharmazeu- tischen Industrie westlicher Länder durchgeführt und aus nationalen Entwicklungshaushalten finanziert werden. Die Verwirklichung dieser Anregungen dürfte freilich daran scheitern, daß es noch keine spe- ziellen Gesundheitsprogramme im Entwicklungshilfebereich gibt. Bis- her sind jedenfalls noch keine Ab- machungen in Kraft, die die Mittel speziell an die Verwirklichung be- stimmter Gesundheitsprogramme binden. Auch kann die WHO keinen unmittelbaren Einfluß auf die Ge- sundheitspolitik der einzelnen Ent- wicklungsländer nehmen.

Der IFPMA-Kongreß in London 'setzte sich auch mit den in einigen europäischen Ländern zu beobach- tenden Verstaatlichungstendenzen auseinander und führte anhand ei- ner internationalen Innovationen- Liste auf pharmazeutischem Gebiet Beweise ins Feld, daß dort die Zahl der marktreifen Pharmaprodukte am geringsten ist, wo der staatli- che Einfluß am größten ist oder die administrierte Preis- und Gewinn- kontrolle Platz greift (zum Beispiel Ostblock, Italien, Großbritannien, Schweden, neuerdings auch in den Niederlanden). Der Pharma-Welt- verband forderte de'shalb: Auch Arzneimittel-Verteilungssysteme in den Entwicklungsländern müssen den marktwirtschaftlichen Wettbe- werb respektieren. Die Marktregu- lative hätten noch am ehesten das Pharmaka-Verteilungsproblem ge- löst und für die Forschungsinvesti- tionen die notwendigen Mittel und Prioritäten freigesetzt. Die unbe- strittenen Leistungen der Phar- maindustrie hätten nur unter dem System der freien Marktwirtschaft erbracht werden können.

Forschung wird aufwendiger Die Forschungsintensität der Bran- che verdeutlichte der amerikani- sche Tagungsvorsitzende Foster B. Whitlock: In den USA erfordere es gegenwärtig im Schnitt über 11 Millionen US-Dollar und sieben Jahre, um einen neuen Wirk- stoff von seiner Entdeckung zur Marktreife zu bringen. Noch 1962 habe diese Relation 1,2 Millionen US-Dollar und zwei Jahre gelau- tet. Das Verhältnis von Arzneimit- telpreisen und Forschungsaufwand sei von fundamentaler Bedeutung.

Eine mit allen Mitteln durchgesetzte Preissenkung und Preiskontrolle, oder aber auch die Einschaltung des Staates als Regulator wie bei- spielsweise in Großbritannien, hät- te lediglich eine Verlagerung von Privatinvestitionen in Forschung und Entwicklung nach anderen Ge- bieten und mithin neue finanzielle Lasten zur Folge.

Mit der Kritik an der Information und Werbung der pharmazeuti-

schen Industrie setzte sich speziell Dr. James Price, früherer Präsident der amerikanischen Akademie der Ärzte für Allgemeinmedizin, ausein- ander. Price meinte, diese Kritik richte sich sowohl gegen die Indu- strie als auch die Ärzte selbst. „Die meisten Kritiker halten die Bezie- hungen zwischen uns Ärzten und den Pharmareferenten für su- spekt, weil sie glauben, daß wir Ärzte uns 'im Austausch gegen Werbegeschenke oder andere Ver- günstigungen dazu verleiten las- sen, unsichere oder unwirksame Arzneimittel zu verordnen. Nie- mand kann mich davon überzeu- gen, daß die Ärzte, mit vereinzelten Ausnahmen vielleicht, allein durch werbliche Anstrengungen dazu be- wogen werden können, ihnen unbe- kannte oder sogar zweifelhaft er- scheinende Medikamente zu ver- wenden." Schließlich seien die In- formationen und die Werbung der pharmazeutischen Industrie nur ein kleiner Teil der Gesamtinformation, auf die der Arzt seine Verschrei- bung stütze. Informationsaustausch mit Kollegen, Fachliteratur und Fortbildung bestimmten die ärztli- che Entscheidung über Medika- mente in weit größerem Umfang.

„Wenn wir ein neues Arzneimittel einsetzen und unbefriedigende Re- sultate erzielen, wird uns auch eine noch so intensive Werbung kaum dazu bringen, es weiter zu verwen- den", betonte Price.

Die pharmazeutische Industrie der westlichen Welt, so wurde bei der Londoner Tagung deutlich, hat die Hoffnung, daß •es trotz der Mei- nungsverschiedenheiten und der schwieriger werdenden Marktsitua- tion zu einem konstruktiven Dialog mit den Regierungen und den Or- ganisationen auch der einzelnen Entwicklungsländer kommen wird.

Die Konfrontation müsse abgebaut werden und die Kooperation mit der dritten Welt als eine der wich- tigsten Herausforderungen der kommenden Jahre begriffen wer- den, wie S. Michael Peretz, Präsi- dent des Verbandes der britischen pharmazeutischen Industrie, vor der Londoner Delegiertenversamm-

lung betonte. HC

2180 Heft 34 vom 19. August 1976 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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