• Keine Ergebnisse gefunden

Anöstrie bei Jungsauen in ferkelerzeugenden Betrieben

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Anöstrie bei Jungsauen in ferkelerzeugenden Betrieben"

Copied!
91
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

ANÖSTRIE BEI JUNGSAUEN IN FERKELERZEUGENDEN BETRIEBEN -

EIN BEITRAG ZUR INZIDENZ

UND EIN VERGLEICH VERSCHIEDENER HORMONELLER THERAPIEN ZUR VERRINGERUNG ANÖSTRIEBEDINGTER PRODUKTIONSVERLUSTE

INAUGURAL-DISSERTATION

zur Erlangung des Grades eines Doktors der Veterinärmedizin

(Dr. med. vet)

durch die Tierärztliche Hochschule Hannover

vorgelegt von Jürgen Schulte

aus Damme

Hannover 2005

(2)

1. Gutachter: Prof. Dr. H. Frerking 2. Gutachter: Prof. Dr. J. Kamphues

Tag der mündlichen Prüfung: 4. Juni 2005

(3)
(4)
(5)

1 EINLEITUNG ...9

2 LITERATURÜBERSICHT ...11

2.1 Einflüsse auf den Pubertätseintritt beim weiblichen Schwein...11

2.1.1 Hormonelle Regulation ...11

2.1.2 Alter und Körpermasse ...13

2.1.3 Körperzusammensetzung...13

2.1.4 Rasse ...14

2.1.5 Fütterung ...15

2.1.6 Eberkontakt ...17

2.1.7 Soziale Faktoren...18

2.1.8 Jahreszeit ...20

2.1.9 Gesundheit ...22

2.2 Biotechnische Methoden zur Beeinflussung des Pubertäts- eintritts...22

2.2.1 Releasinghormone ...22

2.2.2 PMSG ...23

2.2.3 PMSG/HCG ...25

2.2.4 PMSG + HCG getrennt...28

2.2.5 Östradiolbenzoat ...29

2.2.6 Östradiolbenzoat + HCG ...30

2.3 Definition der Jungsauenanöstrie ...31

2.4 Methoden zur Feststellung der Geschlechtsreife ...32

3 MATERIAL UND METHODIK...34

3.1 Inzidenzermittlung der Jungsauenanöstrie ...34

3.1.1 Auswahl der Betriebe...34

3.1.2 Brunstkontrolle und Datenerhebung ...35

(6)

3.2.1 Allgemeine Bemerkungen...37

3.2.2 Brunstinduktion bei Jungsauen im Alter von 170-190 Tagen...38

3.2.3 Brunstinduktion mit nachfolgender Brunstsynchronisation bei Jungsauen im Alter von 170-190 Tagen ...38

3.2.4 Einmalige Brunstinduktion bei Jungsauen im Alter ab 230 Tagen...40

3.3 Plasmaprogesteronbestimmung ...40

3.4 Statistische Auswertung ...40

4 ERGEBNISSE...42

4.1 Inzidenz der Jungsauenanöstrie...42

4.2 Brunstinduktion bei Jungsauen im Alter von 170-190 Tagen mit PMSG bzw. PMSG/HCG ...46

4.2.1 Dauer bis zum Einsetzen der Brunst ...46

4.2.2 Dauer zwischen Aufstallung und erster Belegung ...48

4.2.3 Umrauscherquoten ...51

4.2.4 Abferkelleistung im ersten Wurf...51

4.2.5 Abferkelleistungen in den Folgewürfen...52

4.3 Brunstinduktion mit nachfolgender Brunstsynchronisation mittels PSMG oder PMSG/HCG bei Jungsauen im Alter von 170-190 Tagen ...53

4.3.1 Dauer bis zum Einsetzen der Brunst ...53

4.3.2 Dauer zwischen Aufstallung und erster Belegung ...55

4.3.3 Abferkelleistungen ...57

4.4 Brunstinduktion bei Jungsauen im Alter ab 230 Tagen ...58

4.4.1 Ermittlung sub- und anöstrischer Jungsauen mit Hilfe der Progesteronkonzentrationen...58

4.4.2 Erfolg der Brunstinduktion und Intervall zwischen Hormon- behandlung und erster Brunst bei an- und suböstrischen Jungsauen ...59

4.4.3 Abferkelergebnisse ...61

(7)

5.2 Brunstinduktion bei Jungsauen im Alter von 170-190 Tagen mit

PMSG bzw. PMSG/HCG ...67

5.3 Brunstinduktion mit nachfolgender Brunstsynchronisation mittels PSMG oder PMSG/HCG bei Jungsauen im Alter von 170-190 Tagen ...69

5.4 Brunstinduktion bei Jungsauen im Alter ab 230 Tagen ...71

5.5 Kritische Bewertung ...73

6 ZUSAMMENFASSUNG...75

7 SUMMARY...77

8 LITERATURVERZEICHNIS...79

(8)

ECG Equine Chorionic Gonadotropin FSH follikelstimulierendes Hormon GnRH Gondadotropin-Releasing-Hormon HCG Human Chorion Gonadotropin IE Internationale Einheit

IGF-I Insulin-like Growth Factor I KM Körpermasse

LH luteinisierendes Hormon

Max Maximum

Min Minimum

MW arithmetischer Mittelwert n Anzahl der Werte

p Irrtumswahrscheinlichkeit

PMSG Pregnant Mare Serum Gonadotropin SD Standardabweichung

(9)

1 Einleitung

Die Sauenhaltung zur Ferkelerzeugung ist heute ein wichtiger Betriebs- und Erwerbszweig in der Landwirtschaft, dabei ist die Rentabilität im Bereich der Ferkelproduktion entscheidend vom Erreichen einer hohen Reproduktions- leistung abhängig. Das Ziel des Ferkelproduzenten ist es, mit einem vertretba- ren Arbeitsaufwand möglichst viele Ferkel zu produzieren. Neben einem guten genetischen Potential seiner Sauen, der Gesundheit der Tiere, besten baulichen Stallverhältnissen und einer optimalen Fütterung hängt das Erreichen dieses Zieles vornehmlich vom einwandfreien Management im Betrieb ab. In diesem Zusammenhang kommt dem Fruchtbarkeitsmanagement eine herausragende Rolle zu. Jeder Tag, den eine Sau „leer steht“, verursacht Kosten und senkt den Deckungsbeitrag.

Optimale Wurfgrößen, gleichmäßige Würfe mit ausreichenden Geburtsge- wichten, geringe intra- und postpartale Verluste sowie gute Gewichte der Fer- kel beim Absetzen sind die Ziele, die durch das Management in unterschiedlich hohem Maße positiv zu beeinflussen sind.

Zoo- und biotechnische Maßnahmen sollen ein baldiges Wiederbelegen der Sauen nach dem Absetzen ermöglichen und so die Wurfhäufigkeit, d. h. die Anzahl an Würfen pro Sau und Jahr, erhöhen.

Ein großes Problem in der Ferkelproduktion stellt die Remontierungsrate des Bestandes dar. Diese liegt, je nach Betrieb, zwischen 30 und 50 Prozent. Das bedeutet, dass jeder achte bis fünfte Wurf einer Herde von einer Jungsau stammt. Eine optimale Eingliederung der Jungsauen ist für die Produktivität einer Sauenherde somit von außerordentlicher Bedeutung.

Das Ziel dieser Eingliederung muss es sein, die unproduktiven Tage der Jung- sauen, also die Anzahl der Tage, in denen sich eine Jungsau im Bestand befin- det, ohne tragend zu sein, so gering wie möglich zu halten. Limitierende Fakto- ren sind dabei die Lebendmasse und ein Mindestlebensalter der Tiere, welche beide einen bestimmten Wert nicht unterschreiten dürfen: Zum Einen, um ne- gative Einflüsse auf die Erstabferkelung zu vermeiden, zum Anderen, um die

(10)

physiologische Reife der Sexualorgane sicherzustellen. Darüber hinaus ist es sinnvoll, den zu integrierenden Jungsauen eine gewisse Eingewöhnungsphase zu gewähren, die in erster Linie der Anpassung der Tiere an den hygienischen Status der Stammherde sowie der Gewöhnung an die neue Umgebung dient.

Notwendige Impfungen werden in diesem Zeitraum durchgeführt. Eine ausrei- chende Lebendmasse und ein Mindestalter sollten bei Zukaufremontierung vom Jungsauenlieferanten garantiert werden. Einheitliche Partien stellen die Voraussetzung für eine problemlose Eingliederung dar.

Um unter Berücksichtigung oben genannter Punkte eine schnelle Einbeziehung der Jungsauen in die produktive Herde zu erreichen, ist es sinnvoll, die Tiere erst zum Zeitpunkt der erwarteten Geschlechtsreife in den Bestand einzustel- len. Diese ist, je nach genetischer Herkunft, mit 180-240 Tagen erreicht.

Neben einer natürlichen biologischen Streuung des Zeitpunkts, an dem die Pu- bertät bei Jungsauen eintritt, zeigt sich in der modernen Ferkelerzeugung das Problem eines verspäteten Pubertätseintritts, der die biologische Streuung ü- berschreitet. Diese Anöstrie bei Jungsauen ist ein bedeutender Kostenfaktor und führt nicht selten dazu, dass Jungsauen nach einem langen nichtprodukti- ven Aufenthalt im Bestand der Schlachtung zugeführt werden.

Das erste Ziel dieser Arbeit ist es, festzustellen, wie groß das Problem der Jung- sauenanöstrie in sauenhaltenden Betrieben ist. Dazu wird das Alter beim Ein- tritt der Geschlechtsreife von 711 Jungsauen in acht ferkelproduzierenden Be- trieben mit Bestandsgrößen von 240-1500 Sauen ermittelt. Zweitens soll unter- sucht werden, ob es sich bei derartigen Problemtieren tatsächlich um eine A- nöstrie oder um eine Suböstrie handelt. Drittens sollen in drei ausgewählten Betrieben verschiedene Therapieansätze zur Behandlung bzw. Vorbeugung anöstriebedingter Probleme bei der Jungsaueneingliederung unter Produkti- onsbedingungen durchgeführt und miteinander verglichen werden. Viertens wird versucht, die durchgeführten Therapieformen auf betriebswirtschaftlicher Ebene einander gegenüber zu stellen und kritisch zu bewerten.

(11)

2 Literaturübersicht

2.1 Einflüsse auf den Pubertätseintritt beim weiblichen Schwein 2.1.1 Hormonelle Regulation

Schon kurz nach der Geburt entstehen in den weiblichen Ovarien Tertiärfolli- kel, analog zu den Tertiärfollikeln bei zyklischen, erwachsenen Sauen. Von den Tertiärfollikeln werden Östrogene synthetisiert, die für das stetige Wachstum der Geschlechtsorgane verantwortlich sind. Dass es in der Jugendphase vor dem Erreichen der Geschlechtsreife nicht zu Ovulationen kommt, liegt an der weitgehend vom Hypothalamus abhängigen Regulation der Sexualhormone.

Während der Jugendphase geschieht die Regulation des Östrogens auf der Ba- sis eines negativen Feedback. Eine Erhöhung des Plasmaöstrogengehaltes durch Synthese in den Tertiärfollikeln wird im Hypothalamus mit einer Dros- selung der GnRH-Ausschüttung und in der Folge dem Absinken des FSH- Spiegels im Blut, beantwortet. Eine Erhöhung des Östrogengehaltes führt also zu einer Absenkung des FSH-Gehaltes und umgekehrt. Dadurch wird der Ös- trogenspiegel auf einem relativ niedrigen Niveau in engen Grenzen konstant gehalten (HOLTZ 1996).

Mit dem Eintritt der Geschlechtsreife ändert sich die Sensibilität des Hypotha- lamus für das negative Feedback durch die körpereigenen Östrogene. Nament- lich verringert sich die Sensibilität deutlich, so dass eine höhere Konzentration an Östrogenen notwendig ist, um die Gonadotropinsekretion zu unterdrücken.

Die Desensibilisierung des Hypothalamus wird ausgelöst durch Reifungsvor- gänge in dem Hypothalamus übergeordneten Hirnarealen (Aktivierung des zyklischen Sexualzentrums; HOLTZ und SCHLIEPER 1979).

Die Östradiolkonzentrationen sind während der gesamten präpuberalen Perio- de niedrig und steigen erst kurz vor der ersten Ovulation deutlich an. Der Me- chanismus des negativen Feedback der Östrogene wird aufgehoben und in ein positives Feedback umgewandelt. Dies hat zur Folge, dass erhöhte Plasma- östrogenspiegel nicht zu einem Absinken der hypohysären Gonadotropinaus- schüttung führen, sondern zu deren Anstieg. Einige Tage vor dem Einsetzen

(12)

der Pubertät erhöht sich der Spiegel an Östradiol-17β im peripheren Plasma, gefolgt von einem steilen Anstieg der peripheren Konzentration von LH zum Zeitpunkt der eigentlichen Brunst. Zu diesem Zeitpunkt ist der Östradiolspie- gel wieder auf basale Werte gesunken. Nach stattgefundener Ovulation erhöht sich der Gehalt an Progesteron im Plasma im Zuge der Heranbildung postovu- latorischer Corpora lutea (ESBENSHADE et al. 1982, LUTZ et al. 1984, CAMOUS et al. 1985).

Das luteinisierende Hormon LH spielt eine Schlüsselrolle bei der Kontrolle der ovariellen Entwicklung und folglich des Alters beim Pubertätseintritt (PELLETIER et al. 1981, DIEKMANN et al. 1983, CAMOUS et al. 1985).

Bei Europäischen Schweinerassen sinkt die LH-Konzentration innerhalb der ersten 40 Lebenstage kontinuierlich ab (COLENBRANDER et al. 1977, PELLETIER et al. 1981, CAMOUS et al. 1985). Zwischen 80 und 120 Lebensta- gen kommt es zu einem vorübergehenden Anstieg der LH-Konzentration. Es wird vermutet, dass dieser transiente LH-Peak das Follikelwachstum stimuliert, da die Konzentration des follikelstimulierenden Hormons FSH im Zeitraum 70- 125 Lebenstage absinkt und sich auch mit zunehmender zeitlicher Nähe zum Pubertätseintritt nicht mehr erhöht (DIEKMANN et al. 1983, DIEKMANN und TROUT 1984, CAMOUS et al. 1985, GRIEGER et al. 1986, PRUNIER et al. 1993).

Nach dem LH-Peak sinkt die Konzentration wieder bis zu einem Tiefpunkt um den 180. Tag (PELLETIER et al. 1981, DIEKMANN et al. 1983, CAMOUS et al.

1985). Von diesem Tiefpunkt steigt die LH-Konzentration bis zur ersten Ovula- tion (Pubertät) kontinuierlich an (PELLETIER et al. 1981, PRUNIER et al. 1993) und geht mit einer Reifung ovarieller Follikel einher (BELTRANENA et al.

1991).

Diese Hormonprofile zeigten sich sowohl bei Jungsauen, deren Brunst spontan ohne äußere Stimuli eintrat, als auch bei solchen, die durch Eberkontakt stimu- liert wurden, und bei Tieren, deren Zyklus mit PMSG induziert wurde. Bei präpuberalen Jungsauen, die nach Zyklusstimulation keine Brunstsymptome zeigten, erhöhten sich weder die Östradiol- noch die LH-Konzentration. Es wurde auch beobachtet, dass einem gestiegenen Östradiolspiegel keine Erhö- hung des LH-Levels folgte (ESBENSHADE et al. 1982).

(13)

Der Progesteronspiegel steigt erst nach dem Pubertätseintritt in Zusammen- hang mit der Bildung der ersten Corpora lutea (ESBENSHADE et al. 1982, PRUNIER et al. 1993).

2.1.2 Alter und Körpermasse

Es wurde angenommen, dass das Alter den bedeutendsten Faktor im Hinblick auf den Pubertätsbeginn darstellt (PRUNIER et al. 1987, NEWTON und MAHAN 1992). Jedoch tritt die Pubertät bei unstimulierten Sauen zwischen dem 170. und dem 260. Lebenstag ein (ELIASSON et al. 1991), so dass das Alter nicht als präziser Vorhersagewert für die Pubertät gilt (ROZEBOOM et al.

1995). Während Züchter häufig vermuten, dass ein frühes Erstabferkelalter mit geringen Wurfgrößen und einem frühen Ausscheiden korreliert ist (RYDHMER 2000), haben Studien im Gegenteil gezeigt, dass ein fortgeschrittenes Alter beim ersten Abferkeln mit einem höheren Risiko des Ausmerzens (THOLEN et al.

1996, GUO et al. 1998, YAZDI et al. 1999) und die Nutzung einer frühen Pu- bertät mit einer höheren Lebensleistung verbunden ist (HOLDER et al. 1995).

Es besteht Einigkeit darüber, dass eine minimale Körpermasse von etwa 75 kg eine Voraussetzung für den Pubertätseintritt darstellt (HUGHES und COLE 1975, RAMPACEK et al. 1976, HOLTZ et al. 1978, KARALUS et al. 1990, YOUNG et al. 1990). Jedoch kann die Körpermasse nur als einer von zahlrei- chen Faktoren für die Geschlechtsreife angesehen werden (GAUGHAN et al.

1997). Wichtiger als die Körpermasse scheint zudem die Körperzusammenset- zung zu sein (vgl. Kap. 2.1.3).

2.1.3 Körperzusammensetzung

Tiere, die auf eine niedrige tägliche Futteraufnahme selektiert wurden und ma- ger waren, erreichten die Pubertät deutlich später als fette Sauen (ELIASSON et al. 1991, RYDHMER et al. 1994). Magere Schweine zeigten außerdem einen kürzeren Östrus und eine weniger deutlich gerötete und geschwollene Vulva im Vergleich zu fetteren Tieren (RYDHMER et al. 1994). BELTRANENA et al.

(14)

(1993) wiesen nach, dass die Rückenspeckdicke mindestens 6mm betragen muss, wenn die Pubertät einsetzen soll. Das Ausmaß der Fett- und/oder der Proteinbildung wird mit der physiologischen Reife und dem Fortpflanzungs- vermögen in Verbindung gebracht (EDWARDS 1998) und soll eine größere Rolle bei der Pubertätsinduktion spielen als beispielsweise Alter, Gewicht und Eberkontakt (GAUGHAN et al. 1997). Die vermehrte Züchtung auf fettarmes Fleisch resultiert teilweise in einer abnehmenden Fähigkeit der Sauen den An- sprüchen an Wachstum, Gravidität und Laktation gerecht werden zu können (EVANS und O'DOHERTY 2001).

Bei 93 Jungsauen, die ab einem Alter von 60 Tagen ad libitum gefüttert, ab 120 Tagen einem Eber zugeführt und nach Erreichen der ersten Brunst geschlachtet wurden, wies weder die Rückenspeckdicke noch die Körperzusammensetzung, d.h. die Gehalte an Wasser, Fett, Protein und Rohasche, eine Korrelation zum Zeitpunkt der Geschlechtsreife auf (ROZEBOOM et al. 1997). Im Gegensatz hierzu wurde in einer anderen Studie an 54 Large White-Schweinen eine höhe- re Fett- und Proteineinlagerung bei solchen Sauen gefunden, die in die Brunst gelangten. Bei einer Gruppierung der Sauen aufgrund der Rückenspeckdicke bei Aufnahme in den Versuch am 145. Lebenstag (Light (L): 10-12 mm, Middle (M): 13-15 mm, Fat (F): 16-18 mm) zeigten alle Tiere der Gruppe F, 92% der Gruppe M und nur 67% der Gruppe L bis zum 202. Tag eine Brunst. Außerdem trat die Brunst bei den Sauen der Gruppe L durchschnittlich 12 Tage später auf und diese Tiere wiesen bei der Schlachtung statistisch signifikant weniger Fol- likel auf (GAUGHAN et al. 1997).

2.1.4 Rasse

Es bestehen große rassenspezifische Unterschiede bezüglich des Pubertätsein- trittes, die nach Literaturangaben von durchschnittlich 94 Lebenstagen beim Meishan-Schwein bis zu 259 Tagen beim Duroc-Schwein reichen (Tabelle 1).

Sauen aus Kreuzungen erreichen die Geschlechtsreife üblicherweise eher und haben weniger nichtproduktive Tage als Reinzüchtungen (BIDANEL et al.

1996). ALLRICH et al. (1985) fanden bei drei Versuchen an insgesamt 294 Jung- sauen der Rassen Landrasse (L), Yorkshire (Y) und Duroc (D), sowie deren

(15)

Kreuzungsprodukten (LY/YL/LD), dass sich bei den Kreuzungstieren der Pro- zentsatz der Jungsauen, die am 195., 225. oder am 255. Lebenstag reguläre Brunst zeigten, sowie der Prozentsatz an präpuberalen Jungsauen nicht signifi- kant verschieden war.

TUMMARUK et al. (2000) zeigten in einer Untersuchung an 14 761 reinrassigen Jungsauen der Rassen Schwedische Landrasse und Schwedisch Yorkshire, dass die Tiere der erstgenannten Rasse im Durchschnitt 12 Tage früher belegt wur- den (237 Tage gegenüber 249 Tagen).

Auch innerhalb der Rassen ist die Variationsbreite erheblich, wie aus den ho- hen Standardabweichungen in Tabelle 1 hervorgeht, d. h. dass zwar ein Ein- fluss der Rasse offensichtlich ist, dieser aber nicht allein den Beginn der Puber- tät bestimmt.

Tabelle 1: Mittleres Alter in Tagen beim Pubertätseintritt bei Schweinen unterschiedlicher Rassen

Duroc 259 ± 25 Tage BRYAN und HAGEN 1991

224 ± 20 CHRISTENSON und FORD 1979 Hampshire Large 173 ± 13 Tage GAUGHAN et al. 1997

White 206 ± 21 Tage STERNING et al. 1998 208 ± 20 Tage RYDHMER et al. 1994 221 ± 20 Tage ELIASSON et al. 1991 215 ± 49 Tage BIDANEL et al. 1996 Landrasse 198 ± 35 Tage BIDANEL et al. 1996 185 ± 20 Tage ALLRICH et al. 1985

Meishan 94 ± 15 Tage PICKARD und ASHWORTH 1995

115 ± 20 Tage HUNTER et al. 1993

2.1.5 Fütterung

Unter normalen Fütterungs- und Managementbedingungen besteht nur ein minimaler Einfluss der Fütterung der auf das Alter beim Erreichen der Puber-

(16)

tät. Es wird während der Aufzucht ab einer Körpermasse von 20 kg eine ad libitum-Fütterung zur Erreichung maximaler Ovulationsraten zum Zeit- punkt des ersten Zyklus empfohlen. Hierbei sollte eine Mindestzufuhr von 35 MJ/Tag gewährleistet sein (KIRKWOOD und AHERNE 1985).

Moderne Schweinegenotypen reagieren aber sehr empfindlich auf Reduktionen der Futtermenge und zeigen einen um bis zu drei Wochen verzögerten Puber- tätseintritt (VAN LUNEN und AHERNE 1987, DZIUK 1991, PRUNIER 1991).

NEWTON und MAHAN (1992) ermittelten in einem Versuch das durch- schnittliche Lebensalter bei Pubertätseintritt von 105 Jungsauen ( (Landrasse x Yorkshire) X Duroc), die im Altersabschnitt von viereinhalb bis neun Monaten entweder ad libitum gefüttert wurden oder aber 50% bzw. 75% dieser Menge erhielten. Zwar nahmen die Körpermasse, die Rückenspeckdicke und der Kör- perfettgehalt linear mit steigender Fütterungsmenge zu, aber es zeigte sich kein Zusammenhang zwischen der Fütterungsmenge und dem Alter bei Pubertäts- eintritt. Dennoch fiel die Ovulationsrate bei den restriktiv gefütterten Sauen tendenziell geringer aus. Die Autoren ziehen den Schluss, dass das Alter einen größeren Effekt auf den Eintritt der Pubertät hat als die Körpermasse und der Körperfettgehalt (NEWTON und MAHAN 1992).

Moderate Futterrestriktionen während der Aufzucht auf 75-90% der ad- libitum-Futteraufnahme hatten auch in anderen Untersuchungen keinen Ein- fluss auf die Reproduktionsleistung (KLINDT et al. 1999, LE COZIER et al.

1999). Es ist jedoch kritisch anzumerken, dass restriktiv gefütterte Sauen eine höhere ad-libitum-Aufnahme in der ersten Laktation hatten und mehr von ih- nen ausgemerzt wurden (LE COZIER et al. 1999), so dass die vermeintlichen ökonomischen Gewinne durch das Einsparen an Futtermitteln nach den ersten beiden Würfen wieder verloren waren.

Eine 50%ige Kürzung des Lysingehaltes im Futter wachsender Sauen gilt als effektives Mittel, um den Anteil an Körperfett zu erhöhen (GILL 1997, CIA et al.

1998), hierbei ist jedoch mit einem verzögerten Pubertätseintritt und abneh- menden Ovulationsraten zu rechnen. Einen Ausgleich bietet eine Steigerung der Proteinzufuhr in den Wochen vor dem erwarteten Brunsteintritt. Ein sol- ches kurzzeitiges Flushing kann die Funktion der Reproduktionsorgane unter- stützen, ohne dass es zu Veränderungen von Körpergewicht oder

(17)

–zusammensetzung kommt (BOOTH et al. 1994). Eine hochenergetische Flus- hingfütterung in Zusammenhang mit einem Transport und täglich wechseln- dem Eberkontakt führte bei 166 Jungsauen im Alter von ungefähr 160 Tagen zum Zeitpunkt der Schlachtung eine Woche nach dem Transport zu höheren Uterusgewichten. Darüber hinaus befanden sich mehr Follikel mit einem Durchmesser größer als 4 mm auf den Ovarien als dies bei den Tieren einer Kontrollgruppe (n=154), welche kein Flushing erhielten, der Fall war. Diese Befunde wurden als Indikatoren für das bevorstehende Erreichen der Pubertät interpretiert (DOCIC und BILKEI 2001).

Die komplizierte Verbindung zwischen Ernährung und Reproduktionsleistung wird vermutlich über Insulin und IGF-I (Insulin-like Growth Factor I) vermit- telt, die entweder auf der hypothalamisch-hypophysären Achse oder direkt am Ovar angreifen (EVANS und O'DOHERTY 2001).

2.1.6 Eberkontakt

Der Pubertätseintritt ist signifikant mit dem Alter korreliert, in dem die Sau den Kontakt zu einem Eber hat (HUGHES et al. 1990), hierbei ist es für eine maxi- male Stimulation aber wichtig, dass Sauen bis zu einem Alter von etwa 165 Ta- gen ohne Sicht- und Hörkontakt zu einem Eber aufgezogen werden. Wenn sie anschließend zu einem sexuell aktiven Eber verbracht werden, kommt es nach 7 bis 30 Tagen zur ersten Brunst (HUGHES et al. 1990). Es ist effektiver, die Sau täglich nur für 30 Minuten zu einem Eber in physischen Kontakt zu bringen als ihnen einen ständigen Zaun-zu-Zaun-Kontakt zu ermöglichen (CATON et al.

1986).

Neben taktilen, auditorischen und visuellen Reizen scheinen auch olfaktorische Anregungen über Pheromone bei der Pubertätsauslösung eine wichtige Rolle zu spielen (HUGHES et al. 1990, PEARCE und PATERSON 1992).

Auch der Transport als solcher scheint den Brunsteintritt zu stimulieren. Dies gilt aber nur, wenn auf den Transport tatsächlich ein Eberkontakt folgt (HUGHES et al. 1997). Die Ursache hierfür ist eine vermehrte Cortisolauss- chüttung, die sowohl beim Transport als auch beim Eberkontakt stattfindet,

(18)

und zu einer LH-Stimulierung führt (PEARCE und HUGHES 1987, TURNER et al. 1998). Jedoch sind Cortisolgaben in Anwesenheit eines Ebers nicht effektiv bei der Pubertätsauslösung (PEARCE und PATERSON 1992).

2.1.7 Soziale Faktoren

Schon die Zitzenposition eines Ferkels innerhalb der Saugordnung scheint ei- nen Einfluss auf die Entwicklung der Geschlechtsorgane und den Eintritt der Geschlechtsreife zu haben. Bei Untersuchungen an 178 weiblichen Schweinen, die von der Geburt bis zum Mastende beobachtet wurden, zeigten zum Zeit- punkt der Schlachtung die Tiere, die als Ferkel an den vorderen und mittleren Zitzen der Muttersau gesäugt hatten, einen deutlich höheren Prozentsatz an geschlechtsreifen Tieren (17,3%) als diejenigen Wurfgeschwister, welche die hinteren Zitzenpaare benutzten (10,3%, HOY und SPITSCHAK 1991).

TUMMARUK et al. (2000) fanden bei der retrospektiven Untersuchung an 14 761 Jungsauen der Rassen Yorkshire und schwedische Landrasse, dass auch die Größe des Wurfes, in dem eine Jungsau als Ferkel aufwächst, sich auf das durchschnittliche Alter bei Eintritt der Geschlechtsreife auswirkt. Jungsauen aus kleinen Würfen ereichten die Geschlechtsreife signifikant früher als Tiere aus großen Würfen. In der gleichen Untersuchung zeigte sich, dass Jungsauen aus Erstlingswürfen in einem höheren Lebensalter das erste Mal belegt wurden als solche aus späteren Würfen (TUMMARUK et al. 2000).

Zitzenposition und Wurfgröße beeinflussen den Pubertätseintritt vermutlich in Zusammenhang mit dem Geburtsgewicht und der täglichen Gewichtszunah- me. In der Aufzucht von Zuchttieren sollte ein Ferkel ein Mindestgeburtsge- wicht von 1,3 kg aufweisen, wenn es später zum Zuchteinsatz kommen soll.

Eine Erhöhung des Geburtsgewichtes um 100 g, ausgehend vom genannten Mindestgewicht, soll das Pubertätsalter um 6 Tage vorverlegen können (REINISCH 1973). Die Ferkel mit hohem Geburtsgewicht, welche naturgemäß kräftiger und mitunter auch vitaler sind als ihre leichteren Wurfgeschwister, erarbeiten sich die besten Positionen und erhalten dadurch einen weiteren Vorteil hinsichtlich der möglichen Tageszunahmen. Die Zitzenposition ist somit

(19)

eher als sekundärer Faktor zu betrachten, welcher von der Größe und Vitalität der Ferkel zum Zeitpunkt der Geburt beeinflusst wird.

Die Anzahl der Tiere, die während der Jungsauenaufzucht in den einzelnen Buchten gehalten werden, beeinflusst den Zeitpunkt der Geschlechtsreife der Jungsauen ebenfalls. CHRISTENSON et al. (1984) ermittelten an 291 Jungsauen, die ab einem Lebensalter von 4,5–5 Monaten in größeren Gruppen gehalten wurden, regelmäßiger Östrussymptome mit 7–9 Monaten als bei Haltung in kleineren Gruppen. Demgegenüber sollen Sauen in Einzelhaltung seltener eine saisonale Infertilität zeigen (LEMAN 1992).

Tabelle 2: Zusammenhang zwischen Gruppengröße und Eintritt der Pubertät (CHRISTENSON und HRUSKA 1984)

Gruppengröße pro Bucht

Prozentualer Anteil brünstiger Sauen im Alter von 7-9 Monaten

3 56,9

9 78,0

17 80,4

27 80,7

Als weiteres Kriterium wurden die Auswirkungen einer Anbindehaltung un- tersucht. Gegenüber nicht dauernd angebundenen Tieren erreichten Jungsauen in Anbindehaltung den Pubertätseintritt später und nur 71,3% zeigten an- schließend einen regelmäßigen Zyklus, während es bei nicht angebundenen Sauen 85,2% waren (CHRISTENSON 1981). In einer weiteren Untersuchung reduzierte die Anbindehaltung den Anteil der Jungsauen, die zwischen acht und neun Monaten in die Pubertät gelangen, sogar auf bis zu 50%

(RAMPACEK et al. 1981).

HOY und SPITSCHAK (1991) untersuchten an Mastschweinen den Einfluss von Umstallhäufigkeit (ein- bzw. zweimaliges Umsetzen von der Geburt bis zur Schlachtung) und Buchtenpartnerwechsel (wurfweise Haltung von der Ge- burt bis zur Schlachtung bzw. zweimaliges Mischen nach dem Absetzen und

(20)

am Beginn der Mast) auf das Erreichen der Geschlechtsreife. Dabei zeigte sich bei der postmortalen Ovardiagnostik, dass bei einer zweimaligen Umstallung der Tiere am 42. und am 98. Tag gegenüber einer einmaligen Umstallung zum Zeitpunkt der Schlachtung mit 21,6% gegenüber 9,5 % deutlich mehr Tiere ge- schlechtsreif waren. Ähnlich wirkte sich ein Buchtenpartnerwechsel gegenüber der wurfweisen Aufzucht (21,8% gegenüber 9,8 %) sowie eine Aufzucht mit zweimaliger Umstallung und Buchtenpartnerwechsel gegenüber der wurfwei- sen Aufzucht und einmaliger Umstallung (27,1% gegenüber 5,9 %) aus. Die Autoren folgerten daraus, dass in der Jungsauenaufzucht, soweit es das Auf- zuchtregime zulässt, ein häufiges Mischen, Umbuchten bzw. Umstallen zur natürlichen Pubertätsinduktion durchgeführt werden sollte.

Es gibt Hinweise darauf, dass sozialer Stress beziehungsweise die Haltungs- form die Cortisolausschüttung erhöht, beispielsweise bei niederrangigen Sauen kurz nach dem Verbringen in eine neue Gruppe (TSUMA et al. 1996). Auch eine saisonale Pubertätsverzögerung im Sommer (s. Kap. 2.1.8) soll, zumindest teil- weise, über Cortisol mediiert werden (LOVE et al. 1995).

2.1.8 Jahreszeit

Die Jahreszeit hat einen Einfluss auf das Alter, in dem weibliche Schweine ge- schlechtsreif werden. Im Sommer ist der Pubertätseintritt gegenüber dem Winter verzögert (PATERSON et al. 1991). Es zeigte sich, dass der Prozentsatz von Jungsauen, die bis zu einem Alter von 9 Monaten reguläre Brunstzyklen zeigten, bei Tieren, welche die Geschlechtsreife in den Sommermonaten er- reichten, deutlich niedriger war als bei solchen, die zu anderen Jahreszeiten geschlechtsreif wurden (CHRISTENSON 1981). Im Rahmen einer Mastleis- tungsprüfung bei Pietrainjungsauen wurde festgestellt, dass in den Monaten Mai, Juni, Juli und August deutlich weniger Jungsauen am Ende der Leistungs- prüfung (bei 100 kg Lebendgewicht) die Pubertät erreicht hatten als in den an- deren Monaten (WILLEKE et al. 1984). Diese Autoren stellten zur Diskussion, ob zur Erklärung dieser Befunde neben den direkten klimatischen Bedingungen nicht auch noch eine saisonal unterschiedlich ausgeprägte sexuelle Aktivität, vergleichbar der beim Wildschwein, in Ansätzen vorhanden sei.

(21)

Bei über vier Jahre andauernden Beobachtungen in 1 298 finnischen Sauen- betrieben wurde eine Verschiebung des Erstbesamungsalters bei den Jungsauen um 11 Tage festgestellt (229,9 Tage im März, 241,4 Tage im November) (PELTONIEMI et al. 1999).

Auch TUMMARUK et al. (2000) fanden bei ihren Untersuchungen einen signi- fikanten Zusammenhang zwischen dem Erstbelegungsalter und der Jahreszeit in der eine Zuchtsau geboren ist. Dies kann mit der Temperatur in Zusammen- hang stehen. Hohe Temperaturen im Sommer führen über einen Hitzestress und eine verminderte Futteraufnahmen zu einem Ausbleiben der Brunst (FLOWERS und DAY 1990, REILLY und ROBERTS 1992, LOVE et al. 1995, PRUNIER et al. 1997). Jedoch wird ein saisonale Infertilität weltweit unter ver- schiedensten klimatischen Bedingungen beobachtet, beispielsweise auch in Finnland ab August, wenn die Außentemperaturen kalt sind, so dass die Tem- peratur nicht die Hauptrolle in der Pathogenese spielen kann (PELTONIEMI et al. 2000).

Als weiterer Einflussfaktor wird die Tageslichtlänge angesehen (PATERSON et al. 1991). Bei anderen Spezies, wie beispielsweise beim Rind, kommt es nachts zu einem Anstieg der Melatoninkonzentration, und es besteht eine enge Kor- relation zwischen hohen Melatoningehalten und einer vermehrten LH- Sekretion (LOVE et al. 1993). Ein nächtlicher Melatoninanstieg bei Schweinen wird kontrovers diskutiert. Eine Reihe von Autoren nahm an, dass Schweine keinen deutlichen zirkadianen Rhythmus der Melatoninausschüttung besitzen (DIEKMANN und HOAGLAND 1984, DIEKMANN et al. 1986, BOLLINGER et al. 1997, BUBENIK et al. 2000). Andere Autoren wiesen jedoch eine deutliche und reproduzierbare, erhöhte Melatoninausschüttung auch bei Schweinen und auch im Sommer nach (PATERSON et al. 1991, KLUPIEC et al. 1997, PELTONIEMI et al. 2000, TAST et al. 2001). Ältere Eber sollen deshalb besser geeignet sein als Jungeber, da die Pheromonproduktion bei letzteren noch nicht ausreichend hoch ist .

Daher sollen andere Mechanismen für einen verzögerten Pubertätseintritt im Sommer verantwortlich sein.

(22)

2.1.9 Gesundheit

Der Gesundheitszustand der für die Ferkelerzeugung vorgesehenen Zucht- schweine während der Aufzuchtphase spielt eine wichtige Rolle für deren se- xuelle Entwicklung. Untersuchungen zeigten, dass Tiere mit mittel- bis hoch- gradigen pneumoniebedingten Lungenveränderungen signifikant später ge- schlechtsreif waren als solche ohne, oder mit nur geringgradigen Veränderun- gen (HOY und SPITSCHAK 1991). Die Autoren stellten in der gleichen Unter- suchung fest, dass parasitäre Lebererkrankungen, verursacht durch Ascaris suum, ebenfalls Ursache für ein zeitlich verzögertes Eintreten der Geschlechts- reife bei Schweinen sind. In den letzten Jahren wurden vermehrt chronische Intoxikationen mit dem Fusarientoxin Zearalenon als Ursache für den verzö- gerten Eintritt der Pubertät bei Jungsauen diskutiert (SCHNURRBUSCH 1999).

2.2 Biotechnische Methoden zur Beeinflussung des Pubertätseintritts Neben der weitestgehend möglichen Ausschöpfung zootechnischer Maßnah- men auf der Basis der oben geschilderten Einflussfaktoren auf die Pubertätsin- duktion kommen in der Sauenhaltung auch biotechnische Methoden zur Beein- flussung des Pubertätseintritts zur Anwendung.

Das Prinzip der biotechnischen Maßnahmen durch Anwendung exogener Hormone besteht darin, durch Substitution, Inhibition und Stimulation körper- eigener Hormone regulierend in die körpereigenen Abläufe einzugreifen, um so das Ziel - eine determinierte fertile Rausche - zu erreichen.

2.2.1 Releasinghormone

Das Dekapeptid Gonadotropin Releasing Hormon GnRH spielt eine Schlüssel- rolle bei der Östruskontrolle der Sau. Der präovulatorische LH-Peak hängt von einer adäquaten GnRH-Stimulation ab. Dem Schwein exogen zugeführtes GnRh (Goserelin®) kann zwar bei präpuberalen, zyklischen, laktierenden und anöstrischen Sauen eine Ovulation erzeugen (BRÜSSOW und BERGFELD 1979,

(23)

BRITT et al. 1985, BRÜSSOW et al. 1996), jedoch folgt der anfänglichen Stimu- lation eine Hemmung der Gonadotropin-Sekretion (BRÜSSOW et al. 1994, PELTONIEMI et al. 1995, BRÜSSOW et al. 1996, MILLER et al. 1999). Dies ge- schieht über eine Desensitivisierung („paradoxe Hemmung“) der Hypophysen- funktion, die die Inhibierung der gonadalen Steroidsynthese und –sekretion zur Folge hat (KNOBIL 1985, ROMMERTS und THEMMEN 1986).

Im Gegensatz hierzu führt die Behandlung mit GnRH-Antagonisten wie Anta- relix® oder Decapeptyl ® zu einer zuverlässigen Suppression der reproduktiven Achse, so dass der präovulatorische LH-Peak ausbleibt, aber die FSH- und Ös- trogenausschüttung unverändert bleiben. Da die finale Reifung der Follikel LH- abhängig ist, scheint die Behandlung mit GnRH-Antagonisten sich zur Folli- kelwachstums- und Ovulationssynchronisation und zur Regulierung der Re- produktion beim Schwein zu eignen (BRÜSSOW et al. 2001).

2.2.2 PMSG

Pregnant Mare’s Serum Gonadotropin (PMSG), auch ECG (= Equine Chorion gonadotropin) genannt, ist ein extrahypophysäres Gonadotropin mit einer deutlich längeren Halbwertzeit als FSH und LH. PMSG entfaltet LH- und FSH- Wirkungen. Es regt aufgrund seiner bivalenten Wirksamkeit und relativ langen Halbwertzeit das Wachstum und Heranreifen gonadotropinabhängiger Folli- kel, die Östrogenbildung und den Eintritt der Paarungsbereitschaft mit einge- schlossenem Duldungsreflex und nachfolgender Ovulation an. Durch eine ein- malige subkutane oder intramuskuläre Injektion erzielt man bei präpuberalen Jungsauen eine Stimulation des Follikelwachstums an den noch funktionslosen Ovarien (IWAMURA et al. 1998). Auf der Ovaroberfläche unbehandelter, sexu- ell unreifer Sauen ist die Anzahl aller Follikel, sowie kleiner und mittelgroßer Follikel klein, und große Follikel mit einem Durchmesser über 5mm fehlen völ- lig. Bereits in den ersten 24 Stunden nach Applikation von 1000 IU PMSG steigt die Anzahl aller Follikel und die ersten großen Follikel erscheinen. 96h nach Behandlungsbeginn überragen die Anzahlen aller Follikel bei behandelten Sau- en statistisch signifikant die Werte unbehandelter Sauen (LIU et al. 2003).

(24)

ESBENSHADE et al. (1982) induzierten mittels Injektion von 1000 IE PMSG bei Jungsauen Zyklen mit Ovulationen. Sie verursachten dadurch aber bei 17,2%

der Tiere Ovarialzysten. Dies wurde auch in anderen Untersuchungen festge- stellt (STEFFENS et al. 1987, ALT et al. 1989). Neben vermehrter Zystenbildung wurde in den letztgenannten Studien eine signifikant höhere mittlere Anzahl von Gelbkörpern ermittelt, die sich in einer höheren Progesteronkonzentration im Plasma und einer deutlicheren Östrusintensität bemerkbar machten.

In Versuchen zur saisonbedingten Anöstrie von Jungsauen wurden anöstrische Jungsauen mit unterschiedlichen Dosen PMSG (0, 363, 725, 1088 IE) behandelt (BRITT et al. 1986). Die beiden höheren Dosierungen waren in der Lage, den prozentualen Anteil der Sauen, die innerhalb von 10 bzw. 20 Tagen nach Be- handlung einen Östrus zeigten, von 15%, bzw. 38% (Kontrollgruppe mit 0 IE PMSG) auf 73% bzw. 81% (725 IE PMSG) und 69% bzw. 73% (1088 IE PMSG) zu erhöhen. Die Autoren sahen in dieser Methode eine Möglichkeit, die saisonal bedingte Anöstrie bei Jungsauen erfolgreich zu durchbrechen.

KING et al. (1990) kamen bei ihren Untersuchungen in einer großen australi- schen Schweinezuchtanlage auf deutlich niedrigere Werte. Insgesamt 174 Jung- sauen, die bis zum Alter von 231 Tagen noch keine Brunst gezeigt hatten, wur- den entweder mit 500 IE PMSG, 1000 IE PMSG oder mit einer Kombination aus 400 IE PMSG und 200 IE HCG behandelt. Die Behandlung mit 1000 IE PMSG zeigte hierbei die besten Ergebnisse (Tabelle 3). In jeder Gruppe blieb ein Teil der Sauen präpuberal, wie sich bei der Schlachtung zeigte, doch waren die An- zahlen jeweils geringer als in der Kontrollgruppe.

(25)

Tabelle 3: Ergebnisse der Hormonbehandlung bei Jungsauen (KING et al. 1990)

500 IE PMSG (n = 46)

1000 IE PMSG (n = 42)

400 IE PMSG + 200 IE HCG

(n = 42)

Kontrolle (n = 44) Anteil brünsti-

ger Sauen (%)

47,8 66,0 47,6 52,0

Anteil brünsti- ger Sauen nach 9 Tagen (%)

26,1 50,0 21,0 29,5

Anzahl präpu- beraler Sauen

10 6 5 16

2.2.3 PMSG/HCG

Das Humane Chorion Gonadotropin (HCG) entspricht in seiner biologischen Wirkung alleine dem LH, und es wird daher zur Anregung der Ovulation bei PMSG-vorbehandelten Sauen verwendet. Die Kombination von PMSG mit HCG erlaubt eine Dosisreduzierung der einzelnen Komponenten. Die Kombi- nation PMSG und HCG bewirkt bei Schweinen – wie auch bei anderen Tierar- ten – die Reifung ovarieller Follikel und das Auftreten von Brunst und Ovulati- on (TILTON et al. 1995, ZIECIK et al. 1996, IWAMURA et al. 1999).

Bereits frühzeitig wurde erkannt, dass eine Zyklusinduktion bei Jungsauen nur zu einer normalen Gelbkörpertätigkeit führt, wenn die Tiere nicht weniger als 75 kg KM wiegen (HUGHES und COLE 1975, RAMPACEK et al. 1976, HOLTZ et al. 1978, YOUNG et al. 1990). Auch dann zeigen ein Teil der Reagenten trotz Brunstanzeichen keine Duldungsbereitschaft, so dass sich die zweifache Besa- mung nach der Gonadotropinbehandlung empfiehlt (RAMPACEK et al. 1976, HOLTZ et al. 1978).

HEIDLER et al. (1975) untersuchten das Brunstgeschehen präpuberaler Sauen nach Zyklusinduktion mit 500 IE PMSG/250 IE HCG zu unterschiedlichen Le-

(26)

bensaltern (180., 195., 200. Lebenstag). Dabei zeigte sich, dass in den ersten bei- den Versuchsgruppen 100% der Tiere auf die Induktion mit Rötung und Schwellung der Vulva reagierten, während in der dritten Gruppe nur 86,7%

äußerlich sichtbar ansprachen. Duldungsreflexe konnten in der Gruppe 1 bei 86,4% , in der Gruppe 2 bei 36,4% und in der Gruppe 3 bei 13,3% der Tiere aus- gelöst werden. Auch hinsichtlich der Aufrechterhaltung eines regelmäßigen Zyklusgeschehens unterschieden sich die einzelnen Gruppen: Gruppe 1: 54,5%;

Gruppe 2:68,2%; Gruppe 3: 6,7% (HEIDLER et al. 1975).

In einer weiteren Studie wird von 15 anöstrischen Jungsauen im Alter von 9 Monaten berichtet, die mit 400 IE PMSG + 200 IE HCG simultan behandelt wurden. 87% der Tiere rauschten nach der Injektion, 69,9% davon zwischen dem dritten und siebten Tag post injectionem (CERNE und SCHILLING 1972).

Ähnliche Ergebnisse zeigten sich nach der Anwendung von Suigonan® an 797 Jungsauen, von denen sogar 95,7% auf die Behandlung reagierten (HOLTZ et al. 1978).

BRITT et al. (1989) analysierten die Reproduktionsleistungen von 678 vermutet präpuberalen Jungsauen im Alter von 5,5–7,5 Monaten, die bei Einstallung in den Sauenbetrieb entweder 400 IE PMSG/200 IE HCG (Suigonan®) oder keine Behandlung erhielten. Bei den Tieren wurde eine tägliche Östruskontrolle mit Hilfe eines Suchebers für 28 Tage durchgeführt. Bei Brunst wurden die Tiere natürlich gedeckt. Die Behandlung mit Suigonan® erhöhte den Prozentsatz der Tiere, die innerhalb von 7 Tagen (57,5% gegenüber 40,9%) bzw. 28 Tagen (72,9% gegenüber 59,5%) zur Rausche kamen. Die durchschnittliche Zeit von der Einstallung bis zur ersten Rausche wurde von 10,4 auf 7,5 Tage reduziert.

Die Abferkelrate (78,5±3,1%, die Zahl der lebend geborenen Ferkel (8,6±0.2), toter, sowie abgesetzter Ferkel (8,0±2) wurden nicht beeinflusst (BRITT et al.

1989).

Zur Ermittlung der optimalen Suigonan®-Dosierung verglichen SCHNURR- BUSCH et al. (1994) die Ergebnisse nach der Pubertätsinduktion mit 500 IE PMSG/250 IE HCG (Gruppe 1) oder 400 IE PMSG/200 IE HCG (Gruppe 2) bei 20 Landrassesauen im Alter von 180-200 Tagen. Anschließend erhielten alle Sauen zur Beschleunigung der Regression der Corpora lutea ein PGF2α- Analogon am 20. Tag, weiterhin zur Stimulation des Follikelwachstums zum

(27)

zweiten Zyklus 24 h später 1 000 IE PMSG und zur Induktion der Ovulation im zweiten Östrus 500 IE HCG. Nach weiteren 40 h wurden die Sauen geschlach- tet. Es zeigte sich, dass bei allen Sauen der Gruppe 1, aber nur bei 70% der Gruppe 2 Ovulationen stattgefunden hatten. Außerdem hatten die Tiere der Gruppe 1 im ersten und zweiten Zyklus ein intensiveres Brunstverhalten ge- zeigt, wiesen höhere Progesteronspiegel in der zweiten Lutealphase auf und hatten am Ende des zweiten Zyklus eine größere Uterusmasse (SCHNURRBUSCH und HÜHN 1994).

ZIECIK et al. (1996) untersuchten in zwei Versuchsdurchgängen mit insgesamt 299 Jungsauen die Wirksamkeit der Brunstinduktion mit 400 IE PMSG/200 IE HCG. Es kam bei 60 und 85% der Tiere zu Östrusanzeichen. Von den hierauf- hin belegten Sauen betrug die Abferkelrate 92,2% bzw. 88,9% mit einer durch- schnittlichen Wurfgröße von 7,4 und 8,4 lebenden Ferkeln.

Die Ergebnisse der Untersuchungen von KING et al. (1990) über die Behand- lung der Jungsauenanöstrie mit PMSG/HCG sind in Kapitel 2.2.1 dargestellt.

Von 29 Large White-Schweinen, die am 152. Lebenstag mit Suigonan® behan- delt wurden, zeigten 85,2% innerhalb der ersten sechs Tage einen Duldungsre- flex, der durchschnittlich über 1,9 Tage auslösbar war (IWAMURA et al. 1998).

Deutlich schlechter fielen die Ergebnisse einer weiteren Untersuchung aus, bei der 84 Sauen im Alter von 150-180 Tagen bzw. 85-90 kg KM 400 IE PMSG/200 IE HCG erhielten. Hier zeigte sich ein Östrus nur bei 33,3% der Sauen im Ver- gleich mit 40,9% einer Kontrollgruppe. Die Wurfgrößen waren mit 8,3 und 8,5 Ferkeln nahezu identisch (DUBIEL et al. 1998).

In einigen Studien wurden die Auswirkungen unterschiedlicher Besamungs- modalitäten bei Suigonan®-induzierten Sauen untersucht. So teilten HOLTZ et al. (1999) 247 Sauen in drei Gruppen, die entweder vier bis fünf Tage nach der Injektion besamt wurden, unabhängig davon, ob sich Östrussymptome zeigten oder nicht (Gruppe A). Die Gruppe B wurde im zweiten Östrus nach Suigo- nan®-Induktion belegt, die Gruppe C blieb ohne Behandlung und wurde im ersten spontanen Östrus besamt. Die geringste Umrauscherquote trat mit 12%

in Gruppe B auf, gefolgt von Gruppe C mit 17% und Gruppe A mit 35%. Diese Unterschiede waren auch mit dem Erstabferkelungsalter korreliert, das mit 304

(28)

Tagen in Gruppe A am niedrigsten war und in den beiden übrigen Gruppen 324 (Gruppe B) und 320 Tage (Gruppe C) betrug. Die mittlere Anzahl lebend geborener Ferkel war mit 6,2-7,2 pro Wurf nicht statistisch signifikant unter- schiedlich (HOLTZ et al. 1999).

Bei einem vergleichbaren Versuchsdesign war das Erstbesamungsalter nach Suigonan®-Behandlung bei einer Sauengruppe, die im ersten induzierten Östrus besamt wurden, mit durchschnittlich 184,7 ± 1,7 Tagen statistisch signi- fikant geringer als in einer zweiten Gruppe, die im zweiten Östrus besamt wurden (215,1 ± 3,9 Tage). Sauen, die ohne vorherige Hormonbehandlung in ihrem ersten spontanen Östrus belegt wurden, waren zu diesem Zeitpunkt durchschnittlich 197,3 ± 1,9 Tage alt. Trotz dieser signifikanten Unterschiede zeigten sich über vier Würfe keine Abweichungen in der Produktivität bezüg- lich der einzelnen Versuchsgruppen (KIRKWOOD et al. 2000)..

2.2.4 PMSG + HCG getrennt

Eine erfolgreiche Brunstinduktion bei präpuberalen Jungsauen ist bedingt auch durch die getrennte Applikation von PMSG und HCG möglich. Nach der Ver- abreichung von 750 IE PMSG und 72 h später 500 IE HCG gelangten 50% von 36 präpuberalen Sauen in die Rausche (ZIECIK et al. 1996).

KARALUS et al (1989) untersuchten die Reaktionen von 47 Jungsauen unter- schiedlicher Alters- und Gewichtsklassen hinsichtlich des Auftretens von Brunst, Gelbkörperfunktion, Aufrechterhaltung eines zyklischen Brunstgesche- hens und Trächtigkeit nach Injektion von 750 IE PMSG, gefolgt von 500 IE HCG 72 Stunden später. 46 Probandinnen zeigten innerhalb von 4 Tagen Östrus- symptome und ovulierten. 45 Jungsauen zeigten einen zweiten Östrus und wurden künstlich besamt. Ein Tier aus der Gewichts-/Altersklasse L (44–55 kg KM/bis 120 d) blieb präpuberal, ein weiteres zeigte nur in der ersten Brunst Symptome. Von den 45 Sauen, die im zweiten Zyklus aufgrund sichtba- rer Brunstsymptome besamt wurden, ovulierten 21 und 11 waren bei der Schlachtung am 34. Tag nach Besamung tragend. Dabei hatten in der Gewichts- Altersklasse H (75–85 kg KM/>160 d) von 15 besamten Tieren 13 ovuliert und

(29)

sechs wurden tragend, während in der Klasse M (60–70 kg KM/130-150 d) bei fünf Tieren, die ovuliert hatten, drei aufnahmen. In der Klasse L hatten nur drei Tiere ovuliert, von den zwei tragend wurden (KARALUS et al. 1990). Die Auto- ren sahen in den Ergebnissen einen engen Zusammenhang zwischen dem Ge- wicht und Alter einer Jungsau und dem Vermögen auf eine Gonadotropinbe- handlung adäquat zu reagieren, die auch andere Autoren zuvor beobachteten (RAMPACEK et al. 1976). Sie erachten die Parameter Alter und Gewicht als brauchbares Instrument, die Reife der hypothalamo-hypophysär-ovariellen Achse zu beurteilen. Ein gewisser Grad der Reife dieses Systems sei Vorausset- zung für eine vollwertige Antwort auf eine Gonadotropinapplikation, womit Östrussyptome, Ovulation, Eintritt in ein zyklisches Brunstgeschehen oder Trächtigkeit gemeint sind.

In einer aktuellen Studie wurden die Ergebnisse der getrennten PMSG/HCG- Applikation (Gruppe 1) mit einer PMSG/GnRH-Behandlung (Gruppe 2) bzw.

einer Kontrollgruppe (Gruppe 3) verglichen (TEK et al. 2003). In der Kontroll- gruppe zeigten 93,9% der Sauen einen Östrus, der zeitlich in der großen Varia- tionsbreite von 48 ± 10,4 Tagen nach Aufstallung (Lebensalter: 150-180 Tage) auftrat. Beide hormonbehandelte Gruppen unterschieden sich nur unwesent- lich. In Gruppe 1 rauschten 86,2% der Sauen durchschnittlich 4,2 ± 0,4 Tage nach der letzten Injektion, in Gruppe 2 84,6% in 4,3 ± 0,5 Tagen. Die Trächtig- keitsrate war in der unbehandelten Gruppe 3 mit 87,7% am höchsten, gefolgt von Gruppe 1 (81,5%) und Gruppe 2 (78,5%).

2.2.5 Östradiolbenzoat

Östradiolbenzoat entspricht in seiner Wirkung den endogenen Östrogenen. Die einmalige intramuskuläre Injektion des Wirkstoffes beeinflußt über die Achse Hypothalamus - Hypophyse eine vermehrte Ausschüttung von LH und FSH in das periphere Plasma. Angriffspunkte für das Östradiolbenzoat sind dabei dem Hypothalamus übergeordnete Hirnareale und der Hypothalamus selbst.

Gleichzeitig bewirkt das Östradiol Wachstum und Reifung des noch juvenilen Uterus (BRONSON und DESJARDINS 1974, PATERSON 1982).

(30)

Bei einer alleinigen Verabreichung von Östradiolbenzoat an 160 Tage alte Jung- sauen kam es zwar zu einem LH-Anstieg im peripheren Plasma, es wurden jedoch keine Ovulationen ausgelöst (ELSAESSER und FOXCROFT 1978). In einer anderen Studie wurden 21 Jungsauen im Alter von durchschnittlich 170 Tagen mit 20 µg Östradiolbenzoat behandelt und 13 Tage später geschlachtet.

Hiervon hatten 16 Tiere (76,2%) ovuliert (DELIGEORGIS et al. 1984). Die Auto- ren schlossen hieraus, dass eine erfolgreiche Ovulations- und Brunstinduktion durch Östradiolbenzoat an die Voraussetzung geknüpft ist, dass die Tiere einen gewissen Grad der sexuellen Reife erreicht haben müssen, der erst in der späten präpubertären Phase erreicht wird. Die gleichen Autoren vermuten, dass durch die Verabreichung von exogenem Östradiol ein weitgehend gleicher hormo- neller Mechanismus der Stimulation und Reifung in Gang gesetzt wird, wie durch den Kontakt einer Jungsau zu einem erwachsenen Eber.

2.2.6 Östradiolbenzoat + HCG

Die Applikation von Östradiolbenzoat kombiniert mit HCG ist laut ALT et al.

(1989) geeignet, bei Jungsauen eine fertile Rausche zu induzieren. Die genann- ten Autoren konnten bei präpuberalen Jungsauen, die bis zu einem Alter von etwa 210 Tagen noch keine Östrussymptome gezeigt hatten, eine fertile Rau- sche auslösen. Die Autoren bewerteten diese Therapie hinsichtlich der Erfolgs- quote, Ovulationsrate und Östrusintensität als gleichwertig zu in den gleichen Versuchen alternativ durchgeführten Zyklusstimulationen mittels 1000 IE PMSG bzw. 400 IE PMSG/200 IE HCG.

Bei 160 Jungtieren, die im Alter von 195 Tagen noch anöstrisch waren, wurde durch die Behandlung mit 2 mg Östradiolbenzoat/400 IE HCG erreicht, dass 90,6% der Tiere innerhalb von 5 Tagen Brunsterscheinungen zeigten, gedeckt und zu 66,7% tragend wurden. In der gleich großen Kontrollgruppe zeigten im gleichen Zeitraum nur 35,2% Rauschesymptome (und 64,8% in der Zeit vom 6.

bis 20. Tag). Die Trächtigkeitsrate lag in dieser Gruppe bei 61%. Bei der Anzahl der geborenen Ferkel war die Kontrollgruppe der Behandlungsgruppe überle- gen. Im Schnitt lag die Ferkelzahl pro Sau bei 9, während sie in der Behand- lungsgruppe 7,7 betrug (SAOULIDIS und SAMOULIDIS 1990).

(31)

2.3 Definition der Jungsauenanöstrie

Als Kriterium für eine Anöstrie bei Jungsauen definierte MEREDITH (1979) das Fehlen einer Rausche bis zum Alter von 8 Monaten. Bei einem Normwert von 225 Tagen für das durchschnittliche Erstbesamungsalter in einer Herde gibt es einen Handlungsbedarf, wenn das durchschnittliche Alter beim ersten Östrus größer als 240 Tage ist (WRATHALL 1980).

SCHNURRBUSCH und HÜHN (1994) sehen das maximal zu tolerierende Erst- abferkelalter bei einem Jahr, was einem Erstbelegungsalter von spätestens 250 Tagen entspricht.

Der Begriff „Jungsauenanöstrie“ ist in der Praxis als klinischer Begriff zu wer- ten. Dem Beobachter, in der Regel der Landwirt bzw. Farmleiter, sind nur äu- ßerlich erkennbare Symptome, wie Veränderungen am äußeren Genitale (Rö- tung und Schwellung der Vulva) und Verhaltensänderungen (Unruhe, Lautäu- ßerungen, Duldungsreflex) bzw. deren Fehlen zugänglich. Zahlreiche Untersu- chungen zeigen jedoch, dass ein Teil der Jungsauen, die keine Östrussymptome zeigen, voll funktionsfähige Ovarien mit Funktionskörpern in allen Entwick- lungsstadien aufweisen (CHRISTENSON 1981, BRITT et al. 1986, KING et al.

1990). Diese Tatsache macht es notwendig, den klinischen Begriff der Jungsau- enanöstrie zu unterteilen in die „echte“ Anöstrie und die Suböstrie. In der anglo-amerikanischen Literatur wird von „delayed puberty“ und „behavioral anoestrus“ gesprochen, wobei ersteres den tatsächlichen präpuberalen Zustand und letzteres fehlendes äußerlich erkennbares Brunstverhalten bei normalem

„inneren“ Zyklusgeschehen beschreibt (CHRISTENSON und FORD 1979, CHRISTENSON 1981).

CHRISTENSON und FORD (1979) fanden bei 45% der untersuchten Jungsauen verschiedener Rassen, die bis zu einem Alter von neun Monaten keine Brunst gezeigt hatten, voll entwickelte Geschlechtsorgane mit Funktionskörpern ver- schiedener Stadien. Die übrigen 55% der Tiere hatten noch funktionslose Ge- schlechtsorgane. Es war ersichtlich, dass ein erheblicher Unterschied zwischen den Rassen bezüglich des prozentualen Anteils nicht zyklischer Tiere im Alter von 9 Monaten bestand und auch Rasseunterschiede im Hinblick auf die Ver- teilung suböstrischer und anöstrischer Tiere festzustellen waren.

(32)

Während der letzten drei Jahrzehnte haben in der Schweinehaltung und –produktion enorme Veränderungen stattgefunden. Der Wechsel von der kleinbäuerlichen Schweinehaltung zur heutigen Schweineproduktion in mittel- großen, spezialisierten landwirtschaftlichen Betrieben mit 100 bis 500 Sauen, bis hin zur industriemäßigen Schweineproduktion in Größenordnungen von 1 000 bis 10 000 Sauen hat auch Veränderungen hinsichtlich des Ereichens der Ge- schlechtsreife bei Jungsauen mit sich gebracht. Sie liegen zum Einen in der ver- änderten Umgebung der Tiere begründet, die in vielen Bereichen eine Entfrem- dung vom natürlichen Habitat der Gattung Schwein darstellt (CHRISTENSON 1981, RAMPACEK et al. 1981). Zum Anderen ging mit der strukturellen Verän- derung der Schweinehaltung auch ein züchterischer Wandel hin zum heutigen frohwüchsigen Fleischschweinetyp einher. Diese stark einseitig orientierte Se- lektion auf starkes Muskelfleischwachstum könnte zu einem späteren Erreichen der Pubertät bei den heute vorherrschenden Schweinerassen beigetragen ha- ben. Als Hauptursachen der Anöstrie wurden zunächst Missbildungen der Ge- nitalorgane vermutet, diese Hypothese jedoch zu Gunsten vorwiegend hormo- neller Imbalancen aufgegeben (CERNE und SCHILLING 1972). Auch Fütte- rungsmängel in qualitativer und quantitativer Hinsicht sowie Haltungs- und Managementfehler werden für ein fehlendes oder verzögertes Eintreten der Pubertät bei Jungsauen verantwortlich gemacht (ALT et al. 1989).

2.4 Methoden zur Feststellung der Geschlechtsreife

Die Feststellung der Geschlechtsreife bei Jungsauen, die noch keinen Zyklus zeigen, gelingt sicher nur mit Hilfe der Ovardiagnostik. Diese erfolgt entweder durch laparoskopische sowie endoskopische Untersuchung oder, eine entspre- chende Größe des Betriebes vorausgesetzt, nach diagnostischer Schlachtung einer Stichprobe ausgewählter Jungsauen (BERGFELD et al. 1981). Anhand der Morphologie, insbesondere des Vorhandenseins oder der Abwesenheit ver- schiedener Funktionskörper auf den Ovarien, ist eine Aussage über den ge- schlechtlichen Entwicklungsstatus der Jungsauen möglich (SCHNURRBUSCH et al. 1981).

(33)

Eine weitere Methode besteht in der Feststellung der Plasmaprogesteron- und 17β-Östradiolwerte. SCHNURRBUSCH (1994) bewertete eine Progesteronkon- zentration von über 5 nmol/l im Plasma, oder eine 17β-Östradiolkonzentration von über 50 pmol/l als relativ sicheren Hinweis auf das Vorliegen der Ge- schlechtsreife.

CHRISTENSON (1981) fand bei 33 Jungsauen, die laparoskopisch als präpube- ral diagnostiziert waren, Serumprogesteronwerte, die nicht über 1 ng/ml hi- nausgingen. Bei 52 Jungsauen, die laparoskopisch als zyklisch erkannt wurden, jedoch kein Brunstverhalten erkennen ließen, lagen die Progesteronwerte zwi- schen 2–40 ng/ml. ALT et al. (1989) schlossen die Anwesenheit von hormonell aktiven Gelbkörpern bei einem Plasmaprogesterongehalt von unter 2,5 nmol/l aus.

(34)

3 Material und Methodik

3.1 Inzidenzermittlung der Jungsauenanöstrie 3.1.1 Auswahl der Betriebe

Im eigenen Praxisklientel wurden alle sauenhaltenden Betriebe ab einer Be- standsgröße von 150 Sauen auf ihre Bereitschaft angesprochen, an einer Erhe- bung über die Probleme bei der Eingliederung von Jungsauen in ihren Bestand und die Jungsauenanöstrie teilzunehmen. Insbesondere wurde darauf hinge- wiesen, dass bei einer Teilnahme das gewissenhafte Beobachten der Sauen und das Ausfüllen von Formvordrucken (vgl. Abbildung 1) die notwendige Voraus- setzung für eine korrekte Datenerfassung darstellt.

Als weiteres Einschlußkriterium durften die Betriebe bis zum 250. Lebenstag der Jungsauen selbständig keine biotechnischen Maßnahmen in Form hormo- neller Therapien zur Integration der Tiere ergreifen.

Es konnten acht Betriebe aus den Kreisen Vechta, Osnabrück, Cloppenburg, Diepholz und Nienburg sowie ein Betrieb aus Mecklenburg-Vorpommern für die Teilnahme an den Untersuchungen rekrutiert werden. Die Bestandsgrößen beziehungsweise die Anzahl der aufgestallten Jungsauen gehen aus der folgen- den Tabelle 4 hervor.

Tabelle 4: Bestandsgrößen und Anzahl der in die Auswertungen aufgenommenen Jungsauen in den ausgewählten Betrieben

Betrieb Anzahl Sauen Anzahl Jungsauen

1 240 47

2 350 150

3 200 45

4 400 59

5 450 66

6 1200 150

7 1400 150

8 400 44

(35)

3.1.2 Brunstkontrolle und Datenerhebung

In allen Betrieben erfolgte die Brunstkontrolle mindestens einmal, in der Regel jedoch zweimal, pro Tag mit Hilfe eines Suchebers. In den großen Betrieben (Betrieb Nr. 6 und 7) war weitmöglichst immer dieselbe Person mit der Erfas- sung der Daten beauftragt. Falls ein Sauenplaner vorhanden war, wurden auch die Produktionsdaten daraus erfasst.

Mit Hilfe der verteilten Formblätter (Abbildung 1) wurde das Einstallungsalter, das Erstbelegungsalter und die Umrauscherquote ermittelt.

Sauen, bei denen bis zum 240. Lebenstag noch keine Brunst beobachtet worden war, wurde eine Blutprobe entnommen. Von solchen Tiere, die zehn Tage spä- ter noch immer keine Östrussymptome aufwiesen, wurde eine zweite Blutpro- be genommen. Berücksichtigt wurden nur Tiere, die bis zum Ende der Inzi- denzbestimmungen im Bestand verblieben. Sauen, welche aufgrund gesund- heitlicher Probleme während dieser Zeit aus dem Bestand ausschieden, gingen nicht in die Berechnung ein.

(36)

Abbildung 1:Arbeitsblatt zur Inzidenzerfassung der Jungsauenanöstrie in Sauenbetrieben mit einer Herdengröße über 150 Sauen

Arbeitsblatt zur Inzidenzerhebung

„Jungsauenanöstrie in sauenhaltenden Betrieben“

Allgemeine Daten Name des Betriebes:

Bestandsgröße Sauen:

Rasse:

Natursprung oder Besamung?

Aufstallung der Jung- sauen bis zur Belegung?

Eberkontakt ?

Liste aller neu eingestallten Jungsauen

OM-Nr. Alter

bei Einstallung

Alter bei erster Brunst

Umrausch- datum

(37)

3.2 Durchführung hormoneller Therapien zur Pubertäts- /Brunstinduktion

3.2.1 Allgemeine Bemerkungen

Aus den acht Betrieben, die an der Inzidenzermittlung der Jungsauenanöstrie teilnahmen, wurden drei für die Durchführung hormoneller Therapien zur Pu- bertäts-/Brunstinduktion ausgewählt. Es handelte sich um die Betriebe 1-3 (Tabelle 4). Sie erfüllten folgende Kriterien:

1. Probleme bei der Integration der Jungsauen.

2. Ausreichend große Gruppen von Jungsauen. Es wurde eine Gruppen- größe von mindestens 20 Tieren pro Durchgang angestrebt.

3. Kooperationsbereitschaft und Zuverlässigkeit der Besitzer bzw. Be- triebsleiter.

4. Geografische Nähe der Betriebe, d.h. solche Betriebe, die mit einem ver- tretbaren Aufwand zu erreichen waren und von der Praxis im Rahmen routinemäßiger Vorgänge (Impfungen, Trächtigkeitsuntersuchungen mittels Ultraschall) regelmäßig angefahren wurden.

Die Jungsauen aller drei in die Therapieversuche einbezogenen Betriebe wur- den aus dem gleichen Aufzuchtbetrieb erworben und im Alter von etwa 170- 190 Tagen aufgestallt.

Die Jungsauen der Betriebe 1 und 2, d.h. Sauen im Alter von 170-190 Tagen, wurden jeweils in einem separaten Jungsauenstall in Buchten zu 6-7 bzw. 5-6 Tieren gehalten und erst nach der Belegung und zweimaliger positiver Ultra- schalluntersuchung in den Hauptbestand verbracht. Im Betrieb 3, im dem die Therapieversuche mit Sauen ab einem Lebensalter von 230 Tagen durchgeführt wurden, kamen die Jungsauen sofort in den Hauptbestand.

(38)

Gefüttert wurde in allen Betrieben mit einem handelsüblichen pelletierten Fut- ter desselben Futterherstellers. Alle Jungsauen hatten Eberkontakt.

Bei allen Jungsauen wurde am Tag der Anlieferung eine Plasmaprogesteron- bestimmung durchgeführt. Weitere Progesteronbestimmungen erfolgten am 11.

und gegebenenfalls am 19. Tag nach Aufstallung, wenn die Sauen bis dahin noch keine Rausche gezeigt hatten.

Alle Hormonbehandlungen wurden nur bei solchen Sauen durchgeführt, bei denen auf Grund der Brunstkontrolle eine bestehende Brunst ausgeschlossen werden konnte.

Die Sauen wurden in Abhängigkeit von der Behandlung entweder in der ersten spontanen Rausche (nach Placebo) oder in dem Östrus, der der hormonindu- zierten Rausche spontan folgte, belegt. Eine Ausnahme stellten Sauen dar, die erst sehr spät, d. h. in einem keinem erkennbaren Zusammenhang zur Brunst- induktion, in die Rausche gelangten. Diese wurden bereits in dieser Rausche belegt, um zu lange Leerzeiten zu vermeiden.

3.2.2 Brunstinduktion bei Jungsauen im Alter von 170-190 Tagen

Bei 113 Jungsauen in Betrieb 1 wurde eine einmalige Brunstinduktion mit fol- genden Präparaten durchgeführt:

Gruppe 1 (Kontrolle): 5 ml Aqua pro inj. als Placebo

Gruppe 2 (PMSG): 1000 IE PMSG (5 ml Intergonan®, Fa. Intervet) Gruppe 3 (PMSG/HCG): 400 IE PMSG/200 IE HCG (5 ml Suigonan®,

Fa. Intervet)

3.2.3 Brunstinduktion mit nachfolgender Brunstsynchronisation bei Jungsauen im Alter von 170-190 Tagen

In Betrieb 2 erhielten 111 Jungsauen im Alter von 170-190 Tagen zunächst die gleiche Behandlung wie oben:

(39)

Gruppe 4 (Kontrolle): 5 ml Aqua pro inj. als Placebo

Gruppe 5 (PMSG): 1000 IE PMSG (5 ml Intergonan®, Fa. Intervet) Gruppe 6 (PMSG/HCG): 400 IE PMSG/200 IE HCG (5 ml Suigonan®,

Fa. Intervet)

Im Anschluss hieran wurde entsprechend Abbildung 2 bei einem Teil der Sau- en amTag 20 eine Luteolyse mit dem PGF2α-Analogon (Luprostinol, Pronilen®, Fa. Intervet) durchgeführt und am Tag 21 eine erneute Brunstinduktion mit PMSG oder PMSG/HCG beziehungsweise eine Placeboinjektion vorgenom- men.

Gruppe 4 /Kontrolle) Tag 0: 5 ml Aqua pro inj.

(n = 37)

Gruppe 5a:

keine weitere Behandlung

(n = 21) Gruppe 5b:

Tag 20: Luteolyse Tag 21: 1000 IE PMSG

(n = 8) Gruppe 5c:

Tag 20: Luteolyse Tag 21: 5 ml Aqua pro inj.

(n = 8) Gruppe 5 (PMSG) Tag 0: 1000 IE PMSG

(n = 37)

Gruppe 6a:

keine weitere Behandlung

(n = 21) Gruppe 6b:

Tag 20: Luteolyse Tag 21: 1000 IE PMSG

(n = 8) Gruppe 6c:

Tag 20: Luteolyse Tag 21: 5 ml Aqua pro inj.

(n = 8) Gruppe 6 (PMSG/HCG)

Tag 0: 400 IE PMSG + 200 IE HCG

(n = 37) 111 Jungsauen

aus Betrieb 2

Abbildung 2:Schema und Gruppeneinteilung zur Untersuchung der Pubertäts- induktion mit anschließender Brunstinduktion

(40)

3.2.4 Einmalige Brunstinduktion bei Jungsauen im Alter ab 230 Tagen

Dieser Versuch wurde an 39 Jungsauen des Betriebes 3 durchgeführt, die bis zu einem Lebensalter von 230 Tagen noch keine Rausche gezeigt hatten. Bei ihnen wurde eine hormonelle Brunstinduktion nach folgender Einteilung durchge- führt.

Gruppe 7 (Kontrolle): 5 ml Aqua pro inj. als Placebo

Gruppe 8 (PMSG): 1000 IE PMSG (5 ml Intergonan®, Fa. Intervet) Gruppe 9 (PMSG/HCG): 400 IE PMSG/200 IE HCG (5 ml Suigonan®,

Fa. Intervet)

3.3 Plasmaprogesteronbestimmung

Die Entnahme der Blutproben erfolgte mit Einmalkanülen (2,1 x 80 mm) nach Fixierung der Tiere mit einer Nasenschlinge aus der Vena jugularis externa.

Das Blut wurde in 10 ml Monovetten zur Serumgewinnung (Fa. Sarstedt) auf- gefangen, umgehend 20 min. bei 3000 U/min zentrifugiert und das Serum auf jeweils zwei identisch beschriftete Eppendorfröhrchen aufgeteilt. Die so aufbe- reiteten Proben lagerten bei – 20 °C bis zur Analyse.

Die Untersuchung der Blutproben wurde vom Institut für Tierzucht und Haustiergenetik der Universität Göttingen nach dem von MÖLLER (1991) ent- wickelten ELISA zur Bestimmung des Progesterongehaltes durchgeführt.

3.4 Statistische Auswertung

Die Datenauswertung erfolgte nach den Methoden der deskriptiven Statistik mit Hilfe des Tabellenkalkulationsprogramms Excel (Fa. Microsoft).

Als Tag 0 (= „Aufstallung“) wurde jeweils der Tag der Sauenanlieferung be- zeichnet und die folgenden Zeitdauern wie beispielsweise der Eintritt der Rau- sche oder das Abferkeldatum auf diesen Tag bezogen.

(41)

Für jede Variable wurden folgende Kennwerte ermittelt:

• n - Anzahl der Werte

• arithmetischer Mittelwert

• Minimum

• Maximum

• Standardabweichung

Unterschiede in den Ergebnissen verschiedener Versuchsgruppen wurden mit Hilfe statistischer Tests auf Signifikanz geprüft: Unterschiede in den Mittel- werten stetiger Variablen mit dem U-Test nach Mann u. Whitney, Unterschiede in der Häufigkeitsverteilung diskreter Variablen mit dem Chi2-Test für die Auswertung von Vierfeldertafeln.

Ergebnis der Tests ist die Irrtumswahrscheinlichkeit p. Je kleiner p, desto grö- ßer ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein postulierter Zusammenhang oder Un- terschied zwischen Stichproben tatsächlich existiert. Die für einen Test aufge- stellte Nullhypothese wird üblicherweise abgelehnt, wenn p kleiner als 0,05 (=5%) ist. Ein Testergebnis wird dann als statistisch signifikant bezeichnet.

(42)

4 Ergebnisse

4.1 Inzidenz der Jungsauenanöstrie

Bezogen auf die Gesamtheit der beobachteten 711 Jungsauen zeigten 10,5% bis zum Alter von 180 Tagen eine erste sichtbare Rausche. Bis zum Alter von 230 Tagen hatte sich dieser Anteil auf durchschnittlich 82,7% und bis zum 240. Lebenstag auf 92,0% erhöht. Am Ende der Beobachtungsphase, im Alter von 250 Tagen, waren im Mittel 95,5% der untersuchten Jungsauen mindestens einmal brünstig gewesen.

Es ergaben sich zwischen den einzelnen Betrieben teilweise erhebliche Unter- schiede. So schwankten die Angaben zu Jungsauen, die mit 180 Tagen ihre erste Brunst zeigten, zwischen 3,0 und 23,3%. Am Ende der Beobachtungsphase, ent- sprechend einem Lebensalter von 250 Tagen, waren zwischen 91,3 und 98,5%

der Jungsauen mindestens einmal brünstig gewesen.

Tabelle 5: Prozentualer Anteil der Tiere mit erkennbarer erster Brunst von 711 Jungsauen aus acht Betrieben in Abhängigkeit vom Lebensalter Betrieb-Nr.→

Alter (Tage)↓

1 2 3 4 5 6 7 8

180 12,8 12,7 6,7 8,5 3,0 23,3 8,0 9,1 10,5

190 21,3 16,7, 11,1 11,9 6,1 28,6 14,0 15,9 15,5 200 31,9 37,3 15,6 35,6 10,6 37,3 39,3 31,8 30,1 210 55,3 39,3 20,0 67,8 16,7 42,0 54,7 56,8 44,1 220 66,0 51,3 42,2 88,1 49,9 52,7 65,3 68,2 60,5 230 78,7 87,3 75,6 93,2 77,3 77,3 90,7 81,8 82,7 240 87,2 95,3 91,1 96,6 93,9 84,0 92,7 93,2 91,7 250 93,6 96,0 95,6 96,6 98,5 91,3 94,7 97,7 95,5

(43)

Die Jungsauenanöstrie wird unterschiedlich definiert: Als Kriterium gilt einer- seits ein Ausbleiben der Rausche bis zum Alter von acht Monaten, d. h. zum 240. Lebenstag (MEREDITH 1979), andererseits wird maximal ein Alter beim ersten Abferkeln von bis zu einem Jahr (d. h. ein Erstbelegungsalter von 250 Tagen) toleriert (SCHNURRBUSCH und HÜHN 1994). Nach diesen Definitio- nen schwankt die Inzidenz der Jungsauenanöstrie betriebsspezifisch zwischen 3,2 und 15,9% beziehungsweise 1,3 bis 11,4%, bei Mittelwerten von 7,7% bzw.

5,1% (Tabelle 6)..

Tabelle 6: Inzidenz der Jungsauenanöstrie nach den Definitionen von MEREDITH (1979) und SCHNURRBUSCH und HÜHN (1994) Betrieb

Nr.

Anteil anöstrischer Jungsauen mit einem Ausbleiben der Rausche bis

zum 240. Lebenstag

Anteil anöstrischer Jungsauen mit einem Erstbelegungsalter

von 250 Tagen

1 9,3% 8,0%

2 4,4% 4,4%

3 7,8% 4,7%

4 3,2% 3,2%

5 5,3% 1,3%

6 15,9% 11,4%

7 6,8% 5,4%

8 9,2% 2,4%

∅ 7,7% 5,1%

Bei Jungsauen, welche bis zum 240. Lebenstag noch keinen Östrus gezeigt hat- ten, wurde eine Plasmaprogesteronbestimmung vorgenommen. Von den Tie- ren, die auch 10 Tage später noch keinen Duldungsreflex zeigten, wurde erneut eine Blutprobe gezogen, welche die am 240. Lebenstag entnommene ersetzte.

Insgesamt wurden 61 Proben auf ihren Plasmaprogesterongehalt untersucht.

Von diesen Proben wiesen 38 (62,3%) einen Plasmaprogesteronspiegel von un- ter 0,5 ng/ml auf. Dieser Wert wurde als sicheres Zeichen für eine fehlende o-

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Die Teilnehmerstaaten der OECD-Leitsätze haben Nationale Kontaktstellen (NKS) eingerichtet, die Beschwerden von juristischen oder natürlichen Personen mit einem

Daß auch Eber und die Wechselwirkung zwischen Eber und Untersuchungstag in der vorliegenden Arbeit einen signifikanten Einfluß auf die Spermienmotilität hatten, kann als

Nach Beenden der Blut- und Lymphgewinnung wurden die Lymphknoten entfernt sowie Gewebeproben von Uterus und uterotubaler Verbindung entnommen (durchschnittlich 210 min bzw. 140

Auch wenn die Ausbreitung von Salmonellen aufgrund der ubiquitären Verbreitung, des Vorkommens verschiedenster Serovare und der Infektion unterschiedlicher Spezies

Bei Hühnern konnten Mastzellen in der Medulla, im Hilus, aber auch in der Theca follicularis nicht atretischer und atretischer Follikel nachgewiesen werden, wobei die Anzahl an

So appellieren die Königsteiner Parteien, zur Wahl zu gehen und möchten mit den Bür- gerinnen und Bürgern am Samstag, 18. Mai, zwischen 11 und 14 Uhr in einen konstruk- tiven

Personen, die über einen ausländischen Hochschulabschluss verfügen, der in Deutschland anerkannt ist oder einem deutschen Abschluss vergleichbar ist, benötigen für die Aufnahme

Da es bei dieser Aufgabe nur um eine Vorübung geht, soll keine komplette Zeichnung ange- fertigt werden, sondern nur das ausprobiert werden, was bezüglich des eigenen Fotos relevant