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Einfluss des Behandlungszeitpunktes bei Ovarialzysten des Rindes auf Therapieerfolg und Fruchtbarkeitsleistung

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Academic year: 2022

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Einfluss des Behandlungszeitpunktes bei Ovarialzysten des Rindes auf Therapieerfolg und Fruchtbarkeitsleistung

INAUGURAL-DISSERTATION zur Erlangung des Grades einer Doktorin

der Veterinärmedizin - Doctor medicinae veterinariae -

( Dr. med. vet.)

vorgelegt von Petra Kruse

Wolfsburg

Hannover 2014

(2)

ii

Wissenschaftliche Betreuung: Univ.-Prof. Dr. M. Hoedemaker, Ph. D.

Klinik für Rinder

1. Gutachterin: Univ.-Prof. Dr. M. Hoedemaker, Ph. D.

2. Gutachterin: Apl.-Prof. Dr. Dr. S. Meinecke-Tillmann

Tag der mündlichen Prüfung: 13. Mai 2014

Die Arbeit wurde durch die Firma Intervet Deutschland GmbH, Feldstraße 1a, 85716 Unterschleißheim gefördert.

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iii

Meiner Familie

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iv

(5)

v Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung ... 1

2 Literatur ... 3

2.1 Der Zyklus des weiblichen Rindes ... 3

2.1.1 Physiologie des Zyklus... 3

2.1.2 Der Zyklus auf ovarieller Ebene ... 4

2.1.3 Hormonelle Betrachtung ... 4

2.2 Ovarialzysten ... 6

2.2.1 Auftreten von Ovarialzysten ... 6

2.2.2 Definition ... 7

2.2.2.1 Klinische Symptome ... 8

2.2.2.2 „Frühe“ und „späte“ Ovarialzysten ... 9

2.2.2.3 Diagnose von Ovarialzysten / Unterscheidung des Zystentyps ... 9

2.2.2.4 Abgrenzung Follikelluteinzysten von Corpora lutea mit Hohlraum ... 12

2.2.3 Zur Pathogenese der Ovarialzysten (OZ) ... 13

2.2.4 Zur Ätiologie der Ovarialzysten (OZ) ... 17

2.2.5 Behandlung der Ovarialzysten (OZ) ... 20

2.2.5.1 Selbstheilung ... 26

2.3 Auswirkungen der Ovarialzysten (OZ) auf die Fruchtbarkeit ... 27

2.4 Einfluss einer Behandlung auf den Therapieerfolg und die Fruchtbarkeitskennzahlen ... 29

2.5 Einfluss des Behandlungszeitpunktes auf den Therapieerfolg und die Fruchtbarkeitskennzahlen ... 34

3 Material und Methoden ... 36

3.1 Betrieb ... 36

3.1.1 Betriebsbeschreibung ... 36

3.1.2 Reproduktion ... 37

3.2 Versuchszeitraum ... 38

3.3 Hilfsmittel ... 38

3.3.1 Hormonpräparate und Verbrauchsmaterialien ... 38

(6)

vi

3.3.2 Ultraschallgerät ... 39

3.4 Versuchsplan ... 39

3.4.1 Studientiere ... 39

3.4.2 Eingangsuntersuchung ... 39

3.4.3 Verlauf der Studie ... 41

3.4.4 Diagnose der Ovarialzysten (OZ) ... 41

3.4.5 Unterscheidung zwischen den Zystentypen ... 41

3.4.5.1 Bestimmung der Wanddicke ... 42

3.4.5.2 Bestimmung des Plasmaprogesterongehaltes ... 42

3.4.6 Einteilung der Ovarialzysten (OZ) in Gruppen und Verfahren in den einzelnen Gruppen ... 43

3.4.7 Behandlungsschema ... 44

3.4.8 Nachuntersuchungen und Nachbehandlungen (NB) ... 45

3.4.9 Besamungen ... 45

3.4.10 Ende der Untersuchungen ... 45

3.4.11 Versuchsende ... 46

3.5 Kontrolltiere ... 47

3.6 Therapieerfolge ... 48

3.7 Auftreten von Ovarialzysten (OZ) in zwei aufeinander folgenden Laktationen . 48 3.8 Fruchtbarkeitskennzahlen ... 49

3.9 Daten der Milchleistungsprüfung ... 51

3.10 Statistische Methoden ... 51

4 Ergebnisse ... 52

4.1 Auftreten von Ovarialzysten ... 52

4.1.1 Der Diagnosezeitpunkt ... 53

4.1.2 Ovarielle blasige Strukturen ≥ 2,5 cm ohne Persistenz ... 54

4.2 Nachbehandlungen und Ovsynchprogramm ... 55

4.3 Ermittlung der Therapieerfolge ... 55

4.3.1 Heilungsraten für die Gruppen der „frühen“ Ovarialzysten (OZ) zwei und vier Wochen nach der Diagnose ... 57

(7)

vii

4.3.2 Heilungsraten für die Gruppen der „späten“ Ovarialzysten (OZ) zwei

Wochen nach der Diagnose ... 59

4.4 Die Rückenfettdicke (RFD) ... 60

4.5 Der Vaginalbefund ... 61

4.6 Unterscheidung von Follikelthekazysten und Follikelluteinzysten ... 63

4.7 Auftreten der Ovarialzysten (OZ) in zwei aufeinander folgenden Laktationen . 65 4.8 Vergleich der Fruchtbarkeitskennzahlen ... 67

4.9 Milchleistung ... 75

5 Diskussion ... 77

5.1 Auftreten der Ovarialzysten, Diagnosezeitpunkt, ovarielle blasige Strukturen ≥ 2,5 cm ... 77

5.2 Nachbehandlungen und Ovsynchprogramm ... 79

5.3 Therapieerfolge ... 80

5.4 Die Rückenfettdicke (RFD) ... 84

5.5 Der Vaginalbefund ... 85

5.6 Unterscheidung von Follikelthekazysten und Follikelluteinzysten ... 86

5.7 Auftreten der Ovarialzysten (OZ) in zwei aufeinander folgenden Laktationen . 88 5.8 Vergleich der Fruchtbarkeitskennzahlen ... 89

5.9 Milchleistung ... 93

5.10 Schlussfolgerungen ... 94

6 Zusammenfassung ... 95

7 Summary ... 98

8 Literaturverzeichnis ... 101

9 Anhang ... 123

(8)

viii Abkürzungsverzeichnis

Abb. Abbildung

BCS Body Condition Score

BHV-1 Bovines Herpesvirus-1

BVD Bovine Virus Diarrhoe

bzw. beziehungsweise

CIDR Controlled Internal Drug Release

C.l. Corpus luteum

cm Centimeter

Def. Definition

EBE Erstbesamungserfolg

EIA Enzym-Immunoassay

evtl. eventuell

FSH Follikelstimulierendes Hormon

fT3 freies Trijodthyronin

fT4 freies Thyroxin

ges. gesamt

ggf. gegebenenfalls

ggr. geringgradig

GnRH Gonadotropin-Releasing-Hormon

hCG humanes Choriongonadotropin

HF Holstein - Friesian

i.d.R. in der Regel

I.E. Internationale Einheit

IGF Insulin-like-growth-factor

IGFBP IGF-Bindungsprotein

i.m. intramuskulär

insges. insgesamt

KB Künstliche Besamung

kg Kilogramm

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ix

MHz Megahertz

µg Mikrogramm

mind. mindestens

MLP Milchleistungsprüfung

mm Millimeter

m-RNA messenger-Ribonukleinsäure

MVA Milchviehanlage

NB Nachbehandlung

NEFA non-esterified-fatty-acids, nicht veresterte Fettsäuren Ovsynchprogramm Ovulationssynchronisationsprogramm

OZ Ovarialzyste

PGF2α Prostaglandin F2α

p.p. post partum

PPW Positiver prädiktiver Wert

PRID Progesterone Releasing Intravaginal Device

RFD Rückenfettdicke

s.o. siehe oben

s.u. siehe unten

Tab. Tabelle

TAI timed artificial insemination

TMR Totale Mischration

TSH Thyroidea Stimulierendes Hormon

TU Trächtigkeitsuntersuchung

u.a. unter anderem

US Ultraschall

u.U. unter Umständen

vs. versus

z.B. zum Beispiel

z.Z. zur Zeit

(10)

x

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1 1 Einleitung

Ovarialzysten treten bei 5,6 % bis 18,8 % aller abgekalbten Kühe auf. Gewöhnlich sind sie in der frühen postpartalen Phase zu finden (VANHOLDER et al. 2006).

Sie bilden eine der wichtigen Ursachen für Fruchtbarkeitsstörungen beim Rind (PETER 2004; VANHOLDER et al. 2006). Für den Landwirt sind sie u.a. auch mit Verlusten finanzieller Natur verbunden.

Zahlreiche ätiologische Faktoren sind mittlerweile bekannt. Die Pathogenese ist trotz einiger Kenntnisse bisher nicht vollständig aufgeklärt. Es existieren keine verlässlichen prophylaktischen Maßnahmen gegen das Auftreten von Ovarialzysten (SILVIA et al. 2002).

Zur Therapie von Ovarialzysten werden heutzutage meist Hormonpräparate eingesetzt. Besondere Beliebtheit haben dabei Ovulationssynchronisations- programme erlangt. Dabei werden unterschiedliche Ergebnisse hinsichtlich der Heilung und der Fruchtbarkeit der betroffenen Tiere erzielt. Die Vergleichbarkeit dieser Studien ist aufgrund unterschiedlicher örtlicher Gegebenheiten und Betriebsstrukturen und auch hinsichtlich uneinheitlicher Studiendesigns, verschiedener Diagnosekriterien und Therapieschemata für Ovarialzysten oft erschwert.

Bisher ist nicht bekannt, welchen Einfluss der Entstehungszeitpunkt und der Therapiezeitpunkt der Ovarialzyste auf die Heilung der Ovarialzyste und auf die Fruchtbarkeit der betroffenen Tiere ausüben. Im Rahmen einer Datenauswertung (PRASSE 2007) wurde ermittelt, dass sich eine Behandlung von Ovarialzysten nur dann positiv auf die Fruchtbarkeitskennzahlen auswirkte, wenn die Ovarialzyste innerhalb des Puerperiums diagnostiziert worden war. Bei Ovarialzysten, die nach Ende des Puerperiums diagnostiziert worden waren, wirkte sich eine Behandlung im Vergleich zu keiner Behandlung sogar negativ auf die Fruchtbarkeitskennzahlen aus.

Ziel der vorliegenden Arbeit war es, in einer kontrollierten prospektiven Studie Tiere mit Ovarialzysten je nach Entstehungszeitpunkt der Ovarialzyste zu unterschiedlichen Zeitpunkten nach der Diagnose zu behandeln. Dabei dienten nicht

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2

behandelte Tiere mit Ovarialzysten als Kontrolltiere. Im Anschluss wurden die Therapieerfolge und Fruchtbarkeitskennzahlen ermittelt und zwischen den Gruppen verglichen.

Die Ergebnisse der o. g. retrospektiven Studie (PRASSE 2007) sollten somit überprüft werden. Es war das Ziel, je nach Entstehungs- und Behandlungszeitpunkt der Ovarialzyste eine differenzierte Behandlungsempfehlung geben zu können.

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3 2 Literatur

2.1 Der Zyklus des weiblichen Rindes

Der Zyklus des weiblichen Rindes beschreibt den wiederkehrenden Ablauf der Vorgänge am Geschlechtstrakt beim maturen nicht-trächtigen Tier. Das Rind ist asaisonal polyöstrisch. Der Zyklus des Rindes dauert im Durchschnitt 21 Tage (GRUNERT 1999a).

Die ersten Ovulationen post partum (p.p.) treten ab Tag 15 auf, eine sichtbare Brunst zeigen die Tiere etwa 33 – 85 Tage p.p. (HOFFMANN 1999). Im Hinblick auf eine erstrebenswerte Zwischenkalbezeit von 12 Monaten ist das zeitgemäße Wiedereinsetzen des Zyklus p.p. von großer Bedeutung (SAVIO et al. 1990;

OPSOMER et al. 2000).

2.1.1 Physiologie des Zyklus

Der Zyklus lässt sich in die vier Phasen Östrus, Metöstrus, Diöstrus und Proöstrus einteilen.

Der Östrus bzw. die Brunst beschreibt den Zeitraum, in dem das weibliche Tier die Begattung duldet (GRUNERT 1999a). Er beträgt beim Rind etwa 18 Stunden. Der Beginn des äußerlich erkennbaren Östrus ist der Tag 0 des Zyklus (KOJIMA 2003).

Die Ovulation findet 0 – 16 Stunden nach Ende der Brunst statt (GRUNERT 1999a), dieser Tag wird als Tag 1 des Zyklus bezeichnet (GRUNERT 1999a; KOJIMA 2003).

Neben den typischen Kennzeichen der Brunst (Unruhe, erhöhte Aktivität, Brüllen, Aufspringen und Duldung des Aufspringens, Ödematisierung der Vulva, Abgang klaren, fadenziehenden Schleims u.a.) ist die Blutöstrogenkonzentration in dieser Zyklusphase erhöht (RÜSSE 1998).

Der sich anschließende Metöstrus dauert 2 – 3 Tage an (RÜSSE 1998) und ist abzugrenzen als der Zeitraum zwischen dem Ende der Duldung einer Begattung und dem Abklingen aller weiteren klinischen Brunstsymptome. In diese Zeit fällt die Ovulation. Es kann zum Abbluten kommen. Die Serumkonzentrationen von Estradiol- 17β und Progesteron sind im Metöstrus gering (RÜSSE 1998). In einer Studie lag die Serumkonzentration von Estradiol-17β an den Tagen 2 und 4 des Zyklus bei

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3,0 ± 0,9 pg/ml bzw. 3,9 ± 0,4 pg/ml. Die Serumprogesteronkonzentration wies an diesen Tagen ebenfalls ihre niedrigsten Werte während des Zyklus auf (0,2 ± 0,06 ng/ml bzw. 0,92 ± 0,25 ng/ml) (WETTEMANN et al. 1972).

Der Diöstrus dauert etwa 16 Tage und bezeichnet die Zeit der sexuellen Ruhe (GRUNERT 1999a). Ein zyklisches Corpus luteum (C.l.) sorgt für eine erhöhte Blutprogesteronkonzentration (RÜSSE 1998).

Der 2 – 3 Tage dauernde Proöstrus bezeichnet die Zeit, in der das Tier anfängt, sein Verhalten im Hinblick einer „Annäherungsbereitschaft“ an den Partner zu ändern, diesen aber noch nicht duldet (GRUNERT 1999a). In dieser Zeit steigt die Blutöstrogenkonzentration an (RÜSSE 1998).

2.1.2 Der Zyklus auf ovarieller Ebene

Während eines Zyklus bilden sich an den Ovarien des Rindes 2 – 3 Follikelwellen heran (SAVIO et al. 1988). Innerhalb jeder Follikelwelle entwickelt sich über die Stufen der Rekrutierung mehrerer Follikel und der Selektion schließlich ein dominanter Follikel (HANZEN et al. 2008). Dieser kann spontan ovulieren, sofern kein C.l. auf einem der Ovarien vorliegt. Bei der Ovulation tritt der Cumulus oophorus mit der Eizelle aus. Aus den verbliebenen Zellen des Follikels entwickelt sich ein Corpus luteum (C.l.) (WILTBANK et al. 2002). Das C.l. (incl. Corpus hämorrhagicum) bleibt im Durchschnitt 17 Tage am Ovar bestehen und unterliegt anschließend der Luteolyse.

Ein auf einem der Ovarien vorliegendes C.l. verhindert zwar die Ovulation dominanter Follikel, allerdings nicht deren Heranwachsen. So sind auch in Anwesenheit eines C.l. dominante Follikel am Ovar zu finden. Ist kein C.l. an einem der Ovarien vorhanden, kann ein Follikel spontan ovulieren.

2.1.3 Hormonelle Betrachtung

Die hormonelle Regulation des Zyklus erfolgt hauptsächlich durch das Zusammenspiel folgender endokriner Drüsen: Hypothalamus, Hypophysenvorderlappen, Ovarien und Endometrium.

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5

Hypothalamus: An einer hierarchisch oberen Position steht der Hypothalamus, der Gonadotropin-Releasing-Hormon (GnRH) produziert und pulsatil sezerniert. Die Ausschüttung des Hormons GnRH wird lediglich von einer höheren Instanz, der Epiphyse, und deren lichtabhängiger Ausschüttung von Melatonin beeinflusst (MEINECKE 2005). GnRH hat Auswirkung auf die Synthese und Freisetzung des Follikelstimulierenden Hormons (FSH) und des Luteinisierenden Hormons (LH) (MEINECKE 2005).

Hypophysenvorderlappen: Die Gonadotropine FSH und LH werden im Hypophysenvorderlappen gebildet und sezerniert. FSH fördert das Granulosazellwachstum im Follikel und stimuliert eine neue Follikelwelle (GINTHER et al. 1996). Für die Follikelreifung, die Ovulation und die Entwicklung und Funktion des C.l. ist LH von großer Bedeutung.

Ovar: Im Ovar werden u.a. die Hormone Östrogen und Inhibin (Follikelphase) sowie Progesteron (Gelbkörperphase) gebildet und sezerniert.

Bildungsort des Östrogens sind die Granulosazellen des Follikels. Das Hormon fördert das Follikelwachstum und dessen Reifung (MEINECKE 2005). Liegen Östrogene in geringer Konzentration im Blut vor, üben sie einen negativen feedback auf die Ausschüttung von FSH und LH aus (MEINECKE 2005). Erst in höherer Blutkonzentration (zu späteren Zeiten im Östrus) fördern sie die Ausschüttung der Gonadotropine und führen den ovulationsauslösenden LH-Peak herbei (MEINECKE 2005). Dieser LH-Peak ist essentiell für das Stattfinden der Ovulation, die 24 – 32 Stunden nach dem LH-Peak erfolgt (WILTBANK et al. 2002).

Inhibin wird ebenfalls im Follikel gebildet (WILTBANK et al. 2002). Das Hormon hemmt die Ausschüttung von FSH (MEINECKE 2005).

Im C.l. wird Progesteron gebildet. Neben der trächtigkeitserhaltenden Wirkung des Hormons hemmt Progesteron im zyklischen Tier LH-Peaks und verhindert so eine Ovulation (WILTBANK et al. 2002).

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6

Endometrium: Um den Tag 17 des Zyklus bildet das Endometrium Prostaglandin F2α (PGF2α), welches bei den Wiederkäuern über das Counter-current-System (KOJIMA 2003) zum Ovar gelangt und dort die Luteolyse bewirkt (RÜSSE 1998).

Durch verringerte Progesteronkonzentrationen ist die Hemmung der GnRH- Ausschüttung am Hypothalamus aufgehoben und ein ovulationsreifer Follikel kann ovulieren.

Andere für den physiologischen Ablauf des Zyklus essentielle Hormone sind u.a.

Oxytocin und Relaxin. Sie werden hier nicht weiter behandelt.

2.2 Ovarialzysten

Laut GRUNERT (1999b) werden Ovarialzysten (OZ) als „persistierende ehemalige Graafsche Follikel mit abgestorbener Eizelle“ definiert.

GRUNERT (1999b) unterscheidet beim Rind zwischen der großzystischen und der kleinzystischen Degeneration.

Die kleinzystische Ovardegeneration wird im Zusammenhang mit Ovarialzysten des Rindes in der aktuellen Literatur nicht erwähnt. Sie wird daher in dieser Arbeit nicht weiter behandelt.

Die großzystische Degeneration ist aufgrund der Häufigkeit ihres Auftretens und ihrer Beeinflussung des Zyklus von Bedeutung. Die vorliegende Arbeit konzentriert sich daher auf diese Form der OZ. Innerhalb der großzystischen Ovardegeneration wird weiter zwischen Follikelthekazysten und Follikelluteinzysten unterschieden (GRUNERT 1999b).

2.2.1 Auftreten von Ovarialzysten

Ovarialzysten treten bei 5,6 % bis 18,8 % der laktierenden Tieren auf (GARVERICK 1997). Die meisten OZ sind dabei in den ersten 60 Tagen p.p. zu finden (VANHOLDER et al. 2006).

Laut ERB und WHITE (1981) sind die höchsten Inzidenzen bei Holsteinkühen in den Tagen 31 – 45 p.p. (Untersuchungen im 15-Tage-Intervall bis zum Tag 150 p.p.)

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bzw. 31 – 60 p.p. (Untersuchungen im 30-Tage-Intervall bis zum Tag 210 p.p.) zu finden.

Im Laufe von zehn Jahren (1986 – 1995) konnte bei Holstein-Friesian-Kühen aus 40 Betrieben eine mit den Jahren steigende Inzidenz beobachtet werden (HOOIJER et al. 2001a).

2.2.2 Definition

Bis heute gibt es keine allgemein anerkannte Definition für Ovarialzysten des Rindes (PROBO et al. 2011).

Einige Autoren definierten Ovarialzysten als anovulatorische follikuläre Strukturen mit einer Größe von mind. 2,5 cm, die bei Abwesenheit eines C.l. 10 Tage persistieren (ROBERTS 1971; GARVERICK 1997).

Die Angabe der Mindestgröße von 2,5 cm wird kritisiert. So wird von einigen Autoren ein geringerer Mindestdurchmesser von 2 cm (PETER 1997; VANHOLDER et al. 2006) als sinnvoller Grenzwert angesehen.

Da die durchschnittliche Größe von präovulatorischen Follikeln 16,5 ± 4 mm (2- welliger Zyklus) bzw. 13,9 ± 4 mm (3-welliger Zyklus) beträgt (GINTHER et al. 1989), definieren SILVIA et al. (2002) solche follikuläre Strukturen als Ovarialzysten, die diese Werte überschreiten. Damit begründen sie einen Mindestdurchmesser für Ovarialzysten von 17 mm.

Ein weiteres Kriterium bei der Definition einer Ovarialzyste ist die Persistenz der großen follikulären Struktur. Diese wird anhand einer Nachuntersuchung des Tieres nachgewiesen. Die Angaben über die Zeit, die eine Struktur zur Erfüllung der Diagnose persistieren muss, orientieren sich an der physiologischen Dauer der Follikelwellen. Diese beträgt diese 9 – 12 Tage (WILTBANK 2002). Laut HANZEN (2008) beginnen alle 7 – 9 Tage neue Follikelwellen. Als Folge definieren die Autoren Strukturen, die zwischen 6 Tagen (SILVIA et al. 2002) und 10 Tagen (GARVERICK 1997; PETER 2004) persistieren, als OZ. Tierärzten in der Praxis wird normalerweise nicht die Gelegenheit für eine Nachuntersuchung gegeben und diese deshalb nur selten durchgeführt (VANHOLDER et al. 2006; HANZEN et al. 2007).

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Große follikuläre Strukturen können in Anwesenheit oder in Abwesenheit von Corpora lutea (C.l.) auf Ovarien gefunden werden (AL-DAHASH u. DAVID 1977). Es kommt vor, dass persistierende große follikuläre Strukturen auf Ovarien trächtiger Tiere anzutreffen sind (KÄHN u. LEIDL 1989).

Bis auf Ausnahmen (z.B. PETER (1997): follikelähnliche Struktur, größer als 2 cm, in der Regel 10 Tage persistierend, mit oder ohne C.l.) werden große follikuläre Strukturen aber in den meisten Fällen nur dann als Ovarialzysten bezeichnet, wenn gleichzeitig kein Luteingewebe auf dem Ovar vorhanden ist (SILVIA et al. 2002;

VANHOLDER et al. 2006; HANZEN et al. 2007).

Nicht in allen Definitionen wird die An- bzw. Abwesenheit von C.l. im Zusammenhang mit OZ diskutiert. Stattdessen wird angemerkt, dass der ovarielle Zyklus durch die OZ behindert wird (HATLER et al. 2003) bzw. die Struktur störend auf die normale zyklische Ovaraktivität einwirkt (VANHOLDER et al. 2006).

Ovarialzysten sind dynamische Strukturen. COOK et al. (1990) beschreiben ein Phänomen, bei dem sich eine OZ zurückbildet und sofort von einer neu entstandenen OZ ersetzt wird. Dieses Phänomen wird als „turnover“ bezeichnet. Die Ursache hierfür ist ungeklärt. Denkbar ist zum Einen, dass der hormonelle Zustand, der zur Zeit der Bildung der ersten OZ bestand, beim Heranwachsen der neuen OZ immer noch vorliegt und somit einen wachsenden Follikel zur Entwicklung einer Ovarialzyste veranlasst. Zum Anderen könnte es aber auch sein, dass die vorhandene erste OZ die Ursache für die Bildung der zweiten darstellt (SILVIA et al.

2002).

Im Falle des „cyst turnover“ wäre es also richtiger, nicht von der Persistenz einer OZ sondern von der Persistenz der Azyklie zu sprechen (PROBO et al. 2011).

2.2.2.1 Klinische Symptome

Im Zusammenhang mit Ovarialzysten des Rindes wird von auffälligem Verhalten der Tiere berichtet. Von der Ovarialzyste produzierte Östrogene können bei den

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betroffenen Tieren zu nymphomanem Verhalten (Dauerbrunst) führen (PETER 2004). Es kann auch Virilismus (Vermännlichung) als Ausdruck von OZ beobachtet werden (KESLER u. GARVERICK 1982). Die genannten Symptome treten nur bei sehr wenigen Tieren mit OZ auf (WILTBANK et al. 2002).

Die häufigsten im Zusammenhang mit OZ auftretenden Symptome sind unregelmäßige (meistens verkürzte) Zyklen oder Anöstrus bei betroffenen Tieren (BIERSCHWAL et al. 1975; KESLER u. GARVERICK 1982; GRUNERT 1999b).

2.2.2.2 „Frühe“ und „späte“ Ovarialzysten

Je nach Entstehungszeitpunkt p.p. wird bei OZ zwischen „früh entstandenen“ und

„spät entstandenen“ OZ unterschieden.

Bis zu welchem Tag post partum eine OZ als „frühe“ OZ und ab welchem Tag eine OZ als „spät“ gilt, variiert je nach Autor und Studiendesign. Die Unterteilung von PRASSE (2007) richtet sich nach dem Diagnosezeitpunkt „innerhalb des Puerperiums“ („frühe“ OZ; ≤ 42 Tage) oder „außerhalb des Puerperiums“ („späte“

OZ; > 42 Tage). LOPEZ-GATIUS et al. (2002) definieren „frühe“ OZ bei einer Diagnose zwischen dem 43. und dem 49. Tag p.p. und „späte“ OZ bei einer Diagnose zwischen dem 57. und dem 63. Tag p.p..

Pluripara sind im Vergleich zu Primipara häufiger von „frühen“ Ovarialzysten (≤ 56 Tage p.p.) betroffen. Dieselbe Studie ergab auch, dass „späte“ OZ (> 56 Tage p.p.) vermehrt bei an Endometritis erkrankten Tieren und bei Tieren, die p.p. einen hohen Verlust im Body Condition Score (BCS) aufwiesen, auftraten (KIM et al. 2005).

2.2.2.3 Diagnose von Ovarialzysten / Unterscheidung des Zystentyps

Für die Diagnose von Ovarialzysten stand lange Zeit nur die manuelle transrektale Palpation zur Verfügung (CARROLL et al. 1990). Bei der Unterscheidung zwischen den beiden Zystentypen Follikelthekazyste und Follikelluteinzyste wurde die jeweils charakteristische Wanddicke bei der Palpation zu Hilfe genommen (YOUNGQUIST 1986).

Die manuelle Palpation allein eignet sich allerdings nicht zur genauen Unterscheidung zwischen den Zystentypen. Die Sensitivität und die Spezifität zur

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Unterscheidung des Zystentypes sind dabei gering (43,3 % und 64,7 %) (FARIN et al. 1992).

Besser eignen sich die ultrasonographische Untersuchung, die Bestimmung des Plasma- oder Milchprogesterongehaltes und die Dopplersonographie zur Diagnose der OZ und zur Unterscheidung zwischen Theka- und Luteinzysten (CARROLL et al.

1990; RAUCH et al. 2008).

Follikelthekazysten zeichnen sich durch eine dünne Wand und eine geringe Progesteronsezernierung aus (GARVERICK 1997). Luteinzysten dagegen weisen eine dickere Wand auf. Die Zellen der Theka interna sind hier luteinisiert (GRUNERT 1999b) und sezernieren Progesteron. Aus diesem Grund können die Wanddicke und der Plasmaprogesterongehalt zur Diagnosestellung herangezogen werden.

Mithilfe der ultrasonographischen Untersuchung kann die Wanddicke der OZ ermittelt werden. Die Interpretationen der Wanddicken unterscheiden sich allerdings je nach Literaturstelle.

Ovarialzysten mit geringen Wanddicken von ≤ 2 mm oder ≤ 3 mm werden von den meisten Autoren als „Thekazysten“ definiert, wohingegen Wanddicken, die diese Werte überschreiten, Luteinzysten auszeichnen (CARROLL et al. 1990; GRUNERT 1999b; DOUTHWAITE u. DOBSON 2000; VANHOLDER et al. 2006; HANZEN et al.

2007). Für EDMONSON et al. (1986) besitzen Luteinzysten eine Wanddicke zwischen 2 – 5 mm. Für KÄHN und LEIDL (1989) gelten Strukturen, die eine Gesamtgröße von > 40 mm aufweisen und deren luteinisierte Wand eine Dicke von

< 5 mm beträgt, als Luteinzysten. Die Durchschnittswerte für Wanddicken von Luteinzysten werden mit 5,3 mm (DOUTHWAITE u. DOBSON 2000) bzw. 5 ± 2 mm (HANZEN et al. 2007) angegeben.

Der Plasmaprogesterongehalt kann ebenfalls als Kriterium zur Unterscheidung der Zystentypen herangezogen werden. Niedrige Plasmaprogesteronwerte sprechen für Thekazysten, hohe Plasmaprogesteronwerte sprechen für Luteinzysten. Je nach

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Autor werden Plasmaprogesteronwerte von ≤ 0,5 ng / ml (FARIN et al. 1992),

< 0,9 ng / ml (DOUTHWAITE u. DOBSON 2000) oder < 1 ng / ml (bzw. < 3 nmol / ml) (CARROLL et al. 1990; LOPEZ-GATIUS u. LOPEZ-BEJAR 2002; DREWS 2006) den Thekazysten zugeordnet. Plasmaprogesteronwerte, die über den genannten Werten liegen, definieren die OZ dieser Tiere als Luteinzysten.

LESLIE und BOSU (1983) wählten sogar einen Grenzwert von 3 ng / ml. Dabei war der mittlere Progesteronwert im Plasma bei Thekazysten bei 2,1 ng / ml ± 2,0, der mittlere Plasmaprogesteronwert bei Luteinzysten bei 6,7 ng / ml ± 2,0.

Laut GRUNERT (1999b) gibt es fließende Übergänge zwischen beiden Zystentypen.

Sogenannte teilluteinisierte Follikelthekazysten stellen eine Übergangsform der beiden Typen dar. Luteinzysten sind wahrscheinlich eine spätere Stufe der Thekazysten (GARVERICK 1997). Diese Übergangsformen sind mithilfe einer Ultraschalluntersuchung nicht immer zu erkennen (KÄHN u. LEIDL 1989).

Die Wanddicke ist zwar positiv mit dem Plasmaprogesterongehalt korreliert (DOUTHWAITE u. DOBSON 2000), trotzdem eignet sich weder die Wanddickenbestimmung noch der Plasmaprogesterongehalt allein als Goldstandard zur Unterscheidung zwischen Theka- und Luteinzysten. Nur die Kombination mehrerer Verfahren führt zu einer genaueren Diagnose (DOUTHWAITE u. DOBSON 2000).

Bei der Nutzung der Ultrasonographie zur Diagnose von OZ ist die Dopplersonographie der B-Mode-Untersuchung überlegen. Die Sensitivität zur Erkennung lutealen Gewebes liegt hierbei deutlich höher bei 92,3 % im Vergleich zu 61,5 % bei der B-Mode-Untersuchung (RAUCH et al. 2008). Als Begründung hierfür kann eine Studie dienen, in der gezeigt werden konnte, dass der luteale Blutfluss (Dopplersonographie) besser mit dem Plasmaprogesterongehalt korreliert als die im B-Mode-Ultraschall darstellbare luteale Fläche (HERZOG et al. 2010).

ZERBE et al. (1999) verglichen die Ergebnisse der ultrasonographischen Untersuchung mit den als Referenz anzusehenden histologischen Befunden nach der Schlachtung derselben Tiere. In dieser Untersuchung wurden einerseits

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12

Follikelthekazysten in der ultrasongraphischen Diagnose nie als Follikelluteinzysten angesprochen. Andererseits wurden nur drei von neun Follikelluteinzysten in der ultrasonographischen Untersuchung auch als solche diagnostiziert. Eine OZ wurde als Thekazyste, drei als teilluteinisierte Thekazysten und zwei als Übergangsform (echoarmer Randsaum < 3 mm) angesprochen.

Follikelthekazysten treten häufiger als Luteinzysten auf (GARVERICK 1997). Das Verhältnis liegt bei ca. 58 % Thekazysten und 42 % Luteinzysten (CARROLL et al.

1990). In einer älteren Datenerhebung wurden 69,4 % Thekazysten und 30,6 % Luteinzysten diagnostiziert (ZEMJANIS 1970).

Neben der Wanddicke und dem Plasmaprogesterongehalt sind noch weitere Kriterien zur Abgrenzung der Zystentypen mithilfe der Ultraschalluntersuchung beschrieben:

Bei Luteinzysten sind von Zeit zu Zeit echogene „Flecken“ innen an die Zystenwand angelagert oder im Antrum zu finden (FARIN et al. 1992). Diese scheinen Luteingewebe zu entsprechen (FARIN et al. 1992).

Gelegentlich findet man bei Luteinzysten „fadenähnliche“ Strukturen, die das Lumen der Zyste durchziehen (BOYD u. OMRAN 1991) oder ein „inneres Netzwerk von Echos“ (KÄHN u. LEIDL 1989).

2.2.2.4 Abgrenzung Follikelluteinzysten von Corpora lutea mit Hohlraum

Der Unterschied zwischen Luteinzysten und Corpora lutea mit Hohlraum besteht darin, dass Letztere im Gegensatz zu Luteinzysten in Folge einer Ovulation entstehen und die Zyklusdauer nicht beeinflussen (KESLER u. GARVERICK 1982).

Corpora lutea mit Hohlraum sind physiologische Strukturen (BARTOLOME et al.

2005).

Für die Unterscheidung sind immer mehrere Kriterien zu beachten (KÄHN u. LEIDL 1989). Auch mit diesen Kriterien ist die Unterscheidung beider Strukturen mithilfe

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13

einer B-Mode-Untersuchung in manchen Fällen nur schwer durchführbar (KÄHN 1997; ZERBE et al. 1999).

KÄHN und LEIDL (1989) schlagen folgende Kriterien für die Unterscheidung beider Strukturen vor: Ein C.l. mit Hohlraum ist normalerweise nicht größer als 2,5 – 3 cm, die Wand eines solchen ist zwischen 5 und 10 mm dick. Corpora lutea weisen im Vergleich zu Luteinzysten eine ovale und keine kreisrunde Form auf. Die Hohlräume der Gelbkörper sind meist homogen echofrei, wohingegen der Inhalt bei Luteinzysten oftmals im Ultraschallbild „Reflexionen“ („reflections“) aufweist. Als letztes Kriterium empfehlen die Autoren eine Nachuntersuchung des betreffenden Ovars eine Woche nach der Erstuntersuchung, wobei im Falle eines C.l. mit Hohlraum mit einer Verdickung der Wand und einer Verkleinerung des Hohlraumes im Vergleich zur Vorwoche zu rechnen ist.

Eine Studie, in der Corpora lutea mit Hohlräumen untersucht wurden, zeigte allerdings, dass sich diese Hohlräume nach ihrem Auftreten zunächst auch vergrößern können, bevor sie dann kleiner werden und verschwinden (KASTELIC et al. 1990).

2.2.3 Zur Pathogenese der Ovarialzysten (OZ)

Die Pathogenese der Ovarialzysten ist bisher nicht vollständig geklärt.

Möglicherweise existiert sogar mehr als ein Entstehungsmechanismus, der zu der Erkrankung führt (DE SILVA u. REEVES 1988).

Erfolgt der LH-Peak zu einem falschen Zeitpunkt während des Wachstums des dominanten Follikels, fällt er zu gering aus oder unterbleibt er ganz, findet in der Folge keine Ovulation statt (HAMILTON et al. 1995; VANHOLDER et al. 2006). Die weiterhin erfolgende pulsatile Ausschüttung des LH führt dazu, dass der Follikel weiter wächst und Östrogene produziert. Er wird zur Ovarialzyste (VANHOLDER et al. 2006). Unklar ist, ob der ursächliche Defekt im Hypothalamus-Hypophysen- System, in den Ovarien oder in beiden genannten Orten liegt (VANHOLDER et al.

2006).

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14

Veränderungen der peripheren Hormonkonzentrationen, die der Entstehung von OZ zeitlich vorausgehen bzw. Abweichungen von physiologischen Hormonkonzentrationen während des Entstehens der OZ sind schwer zu untersuchen, da das Auftreten der OZ nicht vorhersehbar ist (GARVERICK 1997;

VANHOLDER et al. 2006). Die meisten Beobachtungen zu hormonellen Abweichungen bei der Pathogenese von OZ sind daher bei oder nach der Diagnose der OZ gemacht worden (COOK et al. 1991). Eine Ausnahme bilden Studien, die die Bildung der OZ medikamentös provozieren. COOK et al. (1990) erreichten z.B. mit kombinierten Gaben von Östradiol-17β und Progesteron über 7 Tage die Bildung von OZ.

Auf der Suche nach der Ursache für die Bildung von OZ wurden die Serumkonzentrationen verschiedener Hormone von Tieren mit OZ mit den Werten gesunder Tiere verglichen:

 Verschiedene Autoren stellten bei Tieren mit OZ erhöhte basale LH- Konzentrationen und erhöhte LH-Pulsfrequenzen fest. Diese Konzentrationen wurden zum Zeitpunkt des Wachstums der Strukturen und/oder zu einem Zeitpunkt gemessen, zu dem die follikuläre Struktur die Größe erreichte, die Follikel im Durchschnitt zum Zeitpunkt der Ovulation aufweisen (1,6 cm) (COOK et al. 1991; HAMILTON et al. 1995; TODOROKI u. KANEKO 2006).

Andere Autoren ermittelten keine Unterschiede zwischen LH-Gehalten bei Tieren mit Ovarialzysten und ovulierenden Tieren (ROBERGE et al. 1993).

Die Konzentration von LH-Rezeptoren war bei Tieren mit OZ in den Granulosazellen dieser OZ höher als die Konzentration von LH-Rezeptoren in den Granulosazellen bei Kühen mit physiologischen dominanten Follikeln (CALDER et al. 2001). In einer Studie wurden Tiere mit einem Östradiolantiserum behandelt. Im Zeitraum von 72 Stunden vor bis zur Antiserumgabe wurde alle 8 Stunden, im Zeitraum 0 bis 48 Stunden alle 4 Stunden und im Zeitraum 48 Stunden bis 96 Stunden alle 8 Stunden der Plasma-LH-Gehalt bestimmt. Die Kühe (n = 5) wiesen in der Folge keinen

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ovulationsauslösenden LH-Peak auf und entwickelten bleibende Follikel (KANEKO et al. 2002; TODOROKI u. KANEKO 2006).

 Die Blut-FSH-Konzentrationen, -Pulsfrequenzen und -Amplituden von Tieren mit OZ unterschieden sich nicht von gesunden Tieren (COOK et al. 1991;

ROBERGE et al. 1993). FSH scheint in der Pathogenese keine Rolle zu spielen (COOK et al. 1991).

 Kühe mit OZ weisen im Vergleich zu gesunden Kühen einen niedrigeren Gehalt an GnRH im Hypothalamus, dagegen einen höheren in der Hypophyse auf (GARVERICK 1997).

 Die Gabe eines Östradiolantiserums an gesunde Tiere zwei Tage nach einer PGF2α-Injektion führte dazu, dass diese Tiere keinen LH-Peak aufwiesen und stattdessen bleibende, wachsende Follikel entwickelten, die als Ovarialzysten interpretiert wurden (TODOROKI u. KANEKO 2006).

Die Serum-Östradiol-17β-Konzentration war zum Zeitpunkt der Follikelwellenanbildung und zum Zeitpunkt der Größe des Follikels von 1,6 cm bei Tieren mit OZ im Vergleich zu ovulierenden Tieren allerdings erhöht (HAMILTON et al. 1995). COOK et al. (1991) fanden dagegen keinen Unterschied der Serumöstradiol-17β-Konzentrationen zwischen gesunden Tieren und Tieren mit OZ. Auch in dieser Studie wurden OZ medikamentös mit Steroiden provoziert. Blutproben zur Hormonanalyse wurden nach der Steroidgabe alle 12 Stunden dreimal im Abstand von 15 Minuten bis zur Bildung der OZ (bzw. der Ovulation bei den Kontrolltieren) entnommen.

ZAIED et al. (1981) fanden heraus, dass auf Östrogengaben hin erfolgende LH-Peaks bei Tieren mit OZ im Vergleich zu Tieren ohne OZ um 9 Stunden verzögert erfolgten.

Die nicht stattfindende Ovulation wird mit einem Problem im Feedbackmechanismus des Hypothalamus-Hypophysen-Systems erklärt (DE SILVA u. REEVES 1988).

Laut einiger Autoren (ZAIED et al. 1981; KESLER u. GARVERICK 1982) scheint der Hypothalamus von Tieren mit OZ weniger sensitiv auf Östrogen zu reagieren. Die Ursache für diese Insensitivität könnte eine mittelmäßig erhöhte

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16

Plasmaprogesteronkonzentration sein (SILVIA et al. 2002). In ihren Untersuchungen stellten die Autoren am Tag der Diagnose der OZ bei 66 % der Tiere mit OZ Plasmaprogesteronkonzentrationen zwischen 0,1 ng / ml und 1,0 ng / ml fest (HATLER et al. 2003). Außerdem entwickelten sich 76 % der Follikel, die unter diesen Plasmaprogesteronkonzentrationen heranwuchsen, zu OZ. Die Ursache für diese mittelmäßig erhöhte Progesteronkonzentrationen ist allerdings unbekannt (SILVIA et al. 2002).

Eine andere Vermutung geht davon aus, dass eine erhöhte Östrogenproduktion während der Reifung des präovulatorischen Follikels zu einer Hypersekretion von LH führt. Der Follikel reagiert zu dem Zeitpunkt dieser „peak-ähnlichen“ LH- Konzentration nicht mit einer Ovulation. In der Folge werden LH-Rezeptoren herunterreguliert und eine Ovulation bleibt aus. Eventuell findet sogar eine vorzeitige Luteinisation des Folikels statt (DE SILVA u. REEVES 1988).

Imbalanzen zwischen Insulin-like-growth-factor-1 (IGF-1) und IGF-Bindungsproteinen (IGFBP) werden mit der Entstehung von OZ in Zusammenhang gebracht. Bei Tieren mit OZ konnte ein erniedrigter IGF-1 messenger-RNA-Gehalt (mRNA) festgestellt werden (RODRÍGUEZ et al. 2013). Auch die Menge der mRNA der IGFBP-2 und -3 waren in Granulosazellen von Tieren mit OZ gegenüber Kontrolltieren ohne OZ erniedrigt (RODRÍGUEZ et al. 2011).

Als weiterer Faktor in der Pathogenese der OZ wird Cortisol diskutiert. Im Ovar wurden ACTH-Rezeptoren nachgewiesen. Mit ACTH-Gaben konnten OZ induziert werden. Auch die 11β-Hydroxysteroid-Dehydrogenase-1 und -2, die die Aktivierung bzw. Deaktivierung von Cortisol katalysieren, konnten im Ovar identifiziert und lokalisiert werden und könnten einen lokalen Faktor in der Pathogenese darstellen (AMWEG et al. 2013).

In einer neueren Studie konnten in Ovarien von Tieren mit ACTH-induzierten OZ Unterschiede in der Expression verschiedener Steroidrezeptoren und auch deren

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17

Regulatorproteinen im Vergleich zu Ovarien von Kontrolltieren in der Follikelphase gezeigt werden (SALVETTI et al. 2012). Der Östrogenrezeptor-2 zeigte in Granulosazellen von zystischen Follikeln eine höhere Expression als in Kontrolltieren. Der Steroidrezeptor-Koaktivator-3 war in der Theka interna zystischer Follikel erhöht (SALVETTI et al. 2012). Diese Unterschiede werden in Zusammenhang mit der Pathogenese von OZ gebracht.

Bei Tieren mit OZ (n = 30, Diagnose bei blasigen Strukturen > 17 mm, Wanddicke

< 3 mm, Serumprogesteron < 1 ng / ml, Persistenz über 10 Tage) wurden im Vergleich zu Tieren in Brunst ohne OZ (n = 30) signifikant niedrigere Serumkonzentrationen des freien Thyroxin (fT4) und des Thyroidea Stimulierenden Hormons (TSH) gefunden. Die Konzentrationen des freien Trijodthyronin (fT3) unterschieden sich dabei nicht signifikant zwischen den Gruppen (MUTINATI et al.

2013). Die Autoren sehen einen kausalen Zusammenhang zwischen den veränderten Hormonkonzentrationen und dem Auftreten von OZ als möglich an.

2.2.4 Zur Ätiologie der Ovarialzysten (OZ)

Das Auftreten von Ovarialzysten ist multifaktoriell bedingt (PETER 2004).

Prädisponierende Faktoren lassen sich nach verschiedenen Kriterien unterteilen.

GARVERICK (1997) unterteilt sie nach klinischen, umweltbedingten und genetischen Faktoren.

Klinische Faktoren:

Bei der Diagnose von Endometritiden mittels Ultraschalluntersuchung (MATEUS et al. 2002) bzw. mittels endometrialer Abstriche (BOSU u. PETER 1987) zeigte sich ein häufigeres Auftreten von OZ als bei entsprechenden gesunden oder ggr.

erkrankten Tieren. MATEUS et al. (2002) definierten dabei eine Endometritis anhand von eitrigen, übelriechenden Lochien in den Wochen 1 – 6 p.p..

Bei Tieren, die innerhalb von 14 bis 42 Tagen p.p. purulenten vaginalen Ausfluss zeigten, traten ebenfalls häufiger Ovarialzysten auf als bei Tieren mit

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mukopurulentem Ausfluss, wobei Tiere, deren Endometritis behandelt worden war, seltener OZ entwickelten als Tiere ohne Endometritistherapie (TSOUSIS et al. 2009).

In einer retrospektiven Datenerhebung hatten Tiere mit OZ eine höhere Inzidenz von Endometritiden als Tiere ohne OZ (PRASSE 2007).

LOPEZ-GATIUS et al. (2002) konnten in Folge von Zwillingsgeburten und puerperalen Störungen wie z.B. Nachgeburtsverhalten oder Metritiden eine erhöhte Inzidenz von „frühen“ Ovarialzysten (Diagnose zwischen Tag 43 und 49) feststellen.

MELENDEZ et al. (2003) stellten bei Kühen, die in den ersten 30 Tagen post partum eine Lahmheit entwickelten, ein 2,63fach höheres Risiko zur Entwicklung von Ovarialzysten fest als bei nicht lahmenden Kontrolltieren.

Eine hohe Milchleistung ist positiv mit dem Auftreten von Ovarialzysten korreliert (GARVERICK 1997; LOPEZ-GATIUS et al. 2002; SAKAGUCHI et al. 2006). Ob die hohe Milchleistung das Entstehen der Ovarialzyste beeinflusst oder ob die Ovarialzyste die Ursache für die höhere Milchleistung ist, ist bisher nicht geklärt (GARVERICK 1997).

FLEISCHER et al. (2001) konnten bei Tieren mit einer höheren 305-Tage-Leistung auch eine höhere Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von OZ nachweisen.

Eine hohe Leistung bei der ersten Milchkontrolle (first test day milk) erhöhte das Risiko für das Auftreten von OZ (HEUER et al. 1999).

Innerhalb einer Gruppe von an Endometritis erkrankten Tieren zeigten die Tiere mit einer hohen 100-Tageleistung ebenfalls häufiger OZ als Tiere mit niedriger 100- Tageleistung (TSOUSIS et al. 2009).

GERNAND et al. (2012) konnten eine antagonistische genetische Korrelation zwischen dem Milchproteingehalt und dem Auftreten von Ovarialzysten nachweisen.

Ovarialzysten wurden vermehrt bei Kühen gefunden, die antepartal einen Anstieg im BCS erfuhren bzw. die peripartal und postpuerperal überkonditioniert waren (LOPEZ-GATIUS et al. 2002; MÖSENFECHTEL et al. 2002). Es wurde auch

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19

festgestellt, dass Kühe mit einem hohen Gewichtsverlust p.p. eher OZ entwickelten als Kühe mit einem niedrigen Gewichtsverlust (GOSSEN et al. 2006).

Trotz uneinheitlicher Aussagen in der Literatur scheint eine positive Korrelation zwischen dem Auftreten von OZ und einer postpartalen negativen Energiebilanz zu bestehen (VANHOLDER et al. 2006). Erniedrigte Konzentrationen von Insulin und/oder Insulin-like-growth-factor-1 (IGF-1) scheinen dabei eine ursächliche Rolle zu spielen. Ebenfalls sind veränderte Blutkonzentrationen von nicht veresterten Fettsäuren (NEFA) und Leptinen im Zusammenhang mit OZ beobachtet worden (VANHOLDER et al. 2006).

Über die Rolle von Insulinmangel und Insulinresistenz bei der Entstehung von OZ liegen keine einheitlichen Ergebnisse vor (VANHOLDER et al. 2006). ANDERSSON et al. (1991) konnten bei Primipara und bei Kühen in der 5. Laktation ein signifikant höheres Risiko für das Auftreten von OZ nachweisen, wenn diese Tiere eine Ketose entwickelten.

Umweltbedingte Faktoren:

Die Fütterung spielt als ätiologischer Faktor bei der Entstehung von Ovarialzysten eine Rolle (GRUNERT 1999b). KLUG et al. (2004) fassten in ihrer Arbeit zusammen, dass ein zu geringer Strukturanteil, ein schneller Futterwechsel und ein zu hoher Proteinanteil bei ungenügender Energieversorgung mit erhöhten Inzidenzen von Ovarialzysten einhergehen kann.

Die Haltungsumstände, der Lichteinfluss und die Jahreszeit sind ebenfalls das Auftreten der Ovarialzysten beeinflussende Faktoren (GRUNERT 1999b). Laut PETER (2004) sind Ovarialzysten häufiger im Winter zu finden. LOPEZ-GATIUS et al. (2002) beobachteten ein höheres Risiko für die Entstehung von OZ bei Kühen, die in der warmen Periode (Mai bis September) gekalbt hatten. Dabei sollten die jeweiligen klimatischen Verhältnisse (in diesem Fall Nordwestspanien) einbezogen werden. In einer amerikanischen Studie konnte kein Einfluss der Jahreszeit auf das Vorkommen von OZ nachgewiesen werden (BARTLETT et al. 1986).

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20 Genetische Faktoren:

Über erbliche Faktoren bei der Entstehung von Ovarialzysten wird diskutiert (GARVERICK 1997). HOOIJER et al. (2001a) konnten für eine Population eine genetische Prädisposition belegen. Laut einer schwedischen Studie konnte in den Jahren 1954 bis 1961 das Auftreten von OZ bei 5 Jahre alten Kühen von 10,8 % auf 5,1 % gesenkt werden. Grund des Erfolges war u.a. die Selektion von Bullen, die weniger OZ an die Töchtergeneration vererbte (BANE 1968). CASIDA und CHAPMAN (1951) wiesen in einer Herde aus Holsteinkühen eine Heritabilität der OZ von 0,43 nach. Ein Plan für die Zukunft könnte sein, beteiligte Gene zu identifizieren und Anpaarungen hiernach auszurichten (VANHOLDER et al. 2006).

2.2.5 Behandlung der Ovarialzysten (OZ)

In der Literatur sind viele verschiedene Therapieverfahren für OZ beschrieben, die sich in physikalische und hormonelle Verfahren unterteilen lassen.

Eine lange bekannte physikalische Therapie von OZ ist die manuelle Sprengung.

Aufgrund von Blutungsgefahren, Risiken der Verklebung des Ovars mit der Umgebung und der schlechten Erfolgsrate, was die spätere Trächtigkeit betrifft, wird dieses Verfahren nicht mehr empfohlen (GRUNERT 1999b; PETER 2004).

Weitere physikalische Behandlungsverfahren sind die transkutane Punktion der Ovarialzyste über die Kruppe mit anschließender Entleerung des Liquors (und eventueller Applikation von Arzneimitteln) und die transvaginale Punktion unter ultrasonographischer Kontrolle (GRUNERT 1999b). Eine transvaginale Punktion ohne ultrasonographische Kontrolle ist ebenfalls als mögliche Methode beschrieben (CRUZ et al. 2004). Blutungs-, Verklebungs- und Infektionsrisiken sind auch bei diesen Therapieformen potentiell vorhanden, gelten aber als gering (CRUZ et al.

2004).

Weitaus verbreiteter sind hormonelle Therapien. Eine bekannte Behandlungsmöglichkeit ist die Gabe des Dekapeptidhormons Gonadotropin- Releasing-Hormon (GnRH). Es befinden sich synthetische GnRH-Präparate und

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GnRH-Analoga (z.B. Buserelin) auf dem Markt. Die Dosierung von GnRH wird mit 50 – 500 µg / Tier angegeben (BIERSCHWAL et al. 1975; HOOIJER et al. 1999). Die Dosierung für Buserelin beträgt 20 µg / Tier (GRUNERT 1999b).

Auf eine Behandlung mit GnRH hin steigt die LH-Konzentration im Blut an (JOU et al.

1999). Die Folge dieser Therapieform ist entweder die Luteinisation der OZ oder aber die Ovulation eines auf dem Ovar vorhandenen ovulationsreifen Follikels (KESLER et al. 1981). Es erfolgt keine Ovulation der Ovarialzyste (KESLER et al. 1981; COOK et al. 1990).

Nach einer Therapie mit unterschiedlich hohen Dosen von GnRH wurden Erfolgsraten von 64 %, 82 % bzw. 77 % ermittelt (BIERSCHWAL et al. 1975). Dabei wurde der Therapieerfolg als Wiedereintreten des Zyklus und/oder das Tragendwerden des Tieres innerhalb zwei bis vier Wochen nach der Diagnose definiert (BIERSCHWAL et al. 1975). NANDA et al. (1988) fanden 3 – 15 Tage nach einer GnRH-Applikation bei 52,6 % der Tiere eine Heilung vor, definiert durch nicht mehr vorhandene OZ und ein C.l.. ELMORE et al. (1975) stellten 14 Tage nach einer Therapie mit GnRH bei 79 % der Tiere eine Heilung fest, die durch einen wieder vorhandenen Zyklus oder eine erfolgreiche Besamung bei dem Tier definiert worden war. In einer weiteren Studie wurden 30 Tage nach der Behandlung je nach Zeitpunkt des Auftretens der OZ sogar Erfolgsraten (OZ nicht mehr vorhanden und C.l.) von über 85 % beobachtet (DINSMORE et al. 1989).

Ovulationen, die in Folge der Behandlung mit GnRH oder mit humanem Choriongonadotropin (hCG) auftreten, führen laut BERCHTOLD et al. (1980) zur Freisetzung nicht befruchtungsfähiger Eizellen. In ihrer Studie wurden Tiere mit OZ direkt nach der Behandlung und 24 Stunden später von einem fertilen Bullen gedeckt. Nach der 3 – 6 Tage später erfolgten Schlachtung konnten aus den Eileitern Eizellen gewonnen werden, die allerdings keine Anzeichen von Furchungen aufwiesen.

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22

Eine wiederholte Gabe von GnRH im 7-tägigen Abstand zur ersten Injektion führte in einer Studie zu einer signifikant kürzeren Rastzeit, zu einem kürzeren Abstand zwischen Behandlung und Konzeption und zu einer kürzeren Zwischentragezeit (EISSA u. EL-BELELY 1995).

Als Applikationsart ist meistens die I.m.-Gabe vorgesehen (GRUNERT 1999b). Bei einem Vergleich zwischen einer Gabe von Lecirelin als I.m.-Injektion (n = 60) mit einer Gabe von Lecirelin als epidurale Gabe (n = 60) ließ sich eine höhere

„pregnancy rate“ (Anteil der tragenden Tiere an allen behandelten Tieren; 1. und 2.

Künstliche Besamung (KB) einbezogen) nach epiduraler Gabe erzielen (RIZZO et al.

2011).

Eine Gabe von GnRH an gesunde Kühe (n = 40) zwischen dem 12. – 14. Tag p.p.

führte dazu, dass in der Folgezeit weniger Tiere OZ entwickelten als Kontrolltiere (n = 20), denen anstelle von GnRH Natriumchloridlösung injiziert worden war (ZAIED et al. 1980). Es handelte sich um die Rassen Guernsey und Holstein. Die Tiere wurden randomisiert einer der beiden Gruppen zugeteilt.

Humanes Choriongonadotropin (hCG) ist in der Therapie von Ovarialzysten ebenfalls bekannt (GRUNERT 1999b). Unterschiedliche Applikationsformen sind möglich. Die Dosierung beträgt 10000 I.E. bei subkutaner oder intramuskulärer Gabe, 5000 I.E.

bei intravenöser Gabe oder 1000 I.E. bei intrazystaler Applikation. Das Hormon hat beim Rind LH-Wirkung (GRUNERT 1999b). Die Behandlungserfolge, gemessen am Serumprogesterongehalt nach der Behandlung, waren vergleichbar mit denen von mit GnRH behandelten Tieren (SEGUIN et al. 1976).

Der Vorteil von GnRH im Vergleich zu hCG ist allerdings, dass GnRH durch seine geringe molekulare Größe keine Immunantwort hervorruft (KESLER u. GARVERICK 1982).

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23

Prostaglandin F2α (PGF2α) wird allein oder in Kombination mit anderen Therapeutika zur Behandlung von OZ eingesetzt. Es befinden sich synthetisch hergestelltes natürliches PGF2α (z.B. Dinoprost) sowie auch Analoga des PGF2α (z.B. Cloprostenol) auf dem Markt. Die Dosierungen liegen zwischen 0,15 und 5 mg Cloprostenol und bei 25 mg Dinoprost pro Injektion. Es ist meist eine subkutane oder intramuskuläre Gabe vorgesehen.

Follikelthekazysten scheinen nicht gut auf PGF2α zu reagieren, da die Voraussetzung für die Wirksamkeit der Prostaglandine das Vorhandensein von lutealem Gewebe ist (LESLIE u. BOSU 1983; PROBO et al. 2011). Ovarialzysten mit luteinisierter Zystenwand reagieren demnach auf PGF2α. Die Luteinisierung der Wand kann bei einer Follikelthekazyste spontan erfolgen. In diesem Fall führt dann PGF2α zur Auflösung luteinisierten Gewebes und ein neuer Zyklus wird induziert (GARVERICK 1997).

Die Wand einer OZ kann auch nach einer GnRH-Applikation luteinisieren. 9 Tage nach der GnRH-Gabe scheint sie auf PGF2α anzusprechen (KESLER et al. 1978).

Luteinzysten bilden sich im Allgemeinen zyklusgerecht zurück (GRUNERT 1999b).

Deshalb ist die Notwendigkeit der Therapie dieser Zystenform in Frage gestellt. Um die Zeit bis zur nächsten Brunst zu verkürzen, kann PGF2α gegeben werden (GRUNERT 1999b).

Eine weitere Therapiemöglichkeit bei Ovarialzysten ist die Gabe von Gestagenen.

Gestagene hemmen durch einen negativen Feedback am Hypothalamus die Ausschüttung von GnRH und damit auch die Freisetzung von LH aus der Hypophyse. Nach der Gabe von Gestagenen über mehrere Tage und anschließendem Absetzen kommt es in der Folge zur erhöhten LH-Ausschüttung durch den sog. Reboundeffekt (GRUNERT u. ZERBE 1999). Beim Vorhandensein von OZ soll es nach Absetzen der Gestagene zur Ovulation eines ovulationsreifen Follikels und damit zum Wiedereinsetzen eines Zyklus kommen (GRUNERT 1999b).

Es sind Präparate zur oralen Anwendung, intravaginale progesteronfreisetzende Spangen und außerhalb Deutschlands auch Implantate auf dem Markt. Als

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Wirkstoffe kommen hierbei natürliches Progesteron und auch synthetische Gestagene (z.B. Chlormadinonacetat) zur Anwendung.

Die Präparate zur oralen Gabe müssen über mehrere Tage gegeben werden (GRUNERT u. ZERBE 1999).

Bei den Progesteron freisetzenden Spangen handelt es sich um Progesterone Releasing Intravaginal Device (PRID®) oder Controlled Internal Drug Release (CIDR®). Diese sind die z.Z. gängigsten Gestagenpräparate in der Therapie von OZ.

Die Anwendung erfolgt jeweils über mehrere Tage. 24 Stunden vor dem Absetzen/Entfernen wird eine PGF2α-Injektion empfohlen (GRUNERT u. ZERBE 1999). Die Besamung soll bei Kühen 56 Stunden nach Entfernen der Spirale stattfinden (GRUNERT u. ZERBE 1999). LOPEZ-GATIUS et al. (2001) erzielten mit einer Behandlung von OZ mittels PRID® eine „pregnancy rate“ von 27,8 %.

Für SPRECHER et al. (1990) ist die Bestimmung des Milchprogesterongehaltes zeitlich vor einer hormonellen Therapie eine Möglichkeit zur Optimierung des Behandlungserfolges. In ihrer Studie führte eine Behandlung mit GnRH bei Tieren mit niedrigem Progesterongehalt zu den gleichen Erfolgen wie eine Behandlung mit PGF2α bei Tieren mit hohem Progesterongehalt. Wurden aber alle Tiere mit OZ (mit niedrigem und hohem Plasmaprogesterongehalt) mit GnRH behandelt, so war der Erfolg bei den Tieren mit niedrigem Progesterongehalt deutlich größer.

Wie oben beschrieben führt die Gabe von PGF2α bei Follikelthekazysten nicht zu guten Heilungsaussichten. Luteinzysten lassen sich dagegen schlecht mit GnRH therapieren (SPRECHER et al. 1990). Da zudem die Unterscheidung der Zystentypen nicht immer sicher zu treffen ist (DOUTHWAITE u. DOBSON 2000), scheint eine Kombination von Hormonpräparaten sinnvoll. DINSMORE et al.

(1990) führten eine zeitgleiche Gabe von GnRH und PGF2α durch. Der Vergleich einer kombinierten Gabe von GnRH und PGF2α gegenüber einer alleinigen Gabe von GnRH zeigte, dass nach Gabe beider Hormone zwar eine bessere klinische Heilung erfolgte, dass sich allerdings das Zeitintervall von der Therapie bis zur ersten

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Brunst und auch das Zeitintervall von der Therapie bis zur Trächtigkeit zwischen den Gruppen nicht voneinander unterschied (DINSMORE et al. 1990).

Andere zeitliche Abfolgen und Kombinationen der Hormone GnRH und PGF2α bei der Therapie von OZ beschreiben u.a. LOPEZ-GATIUS und LOPEZ-BEJAR (2002) (s. Abb. 2.1).

Abb. 2.1: Beispiele für Behandlungsschemata mit verschiedenen Hormonen in der Therapie von Ovarialzysten (OZ)

Auch Ovulationssynchronisationsprogramme (Ovsynchprogramme) eignen sich zur Behandlung von Ovarialzysten. Es handelt sich auch hier um die Kombination von Hormonpräparaten, deren Vorteil in der praktischen Durchführung darin liegt, dass die künstliche Besamung ohne vorherige Brunstkontrolle stattfindet (BARTOLOME et al. 2000). Es sind verschiedene Ovsynchprogramme als Therapiemöglichkeiten für Ovarialzysten beschrieben. Einige von ihnen sind in Abb. 2.2 dargestellt.

Neben dem Einsatz von GnRH und PGF2α wird dabei auch Progesteron in Ovsynchprogrammen zur Therapie von OZ eingesetzt (LÓPEZ-GATIUS et al. 2001).

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Abb. 2.2: Beispiele für Ovsynchprogramme als Therapieform bei Ovarialzysten (OZ) (TAI = timed artificial insemination)

Ovsynchprogramme, die von anderen Autoren zur Therapie von OZ eingesetzt werden, weichen zum Teil nur geringfügig von den oben beschriebenen Programmen ab (BARTOLOME et al. 2000; BARTOLOME et al. 2005; CRANE et al. 2006;

FREICK et al. 2012). Die Abweichungen betreffen den Zeitabstand zwischen letzter GnRH-Applikation und terminierter künstlicher Besamung (16 Stunden vs. 20 – 24 Stunden) und der intrauterinen Verweildauer der PRID-Spirale (7 Tage vs. 9 Tage).

Einige Erfolgsraten dieser Behandlungsverfahren sind in Kapitel 2.4 dargestellt.

2.2.5.1 Selbstheilung

In einer Studie von BIERSCHWAL et al. (1975) kam es zu einer Selbstheilungsrate von 21 %, wobei die meisten der OZ nach 60 oder mehr Tagen p.p. diagnostiziert worden waren.

In einer Studie von KESLER und GARVERICK (1982) unterlagen ca. 60 % der OZ, die vor der ersten postpartalen Ovulation entstanden, der Spontanheilung. Dagegen wiesen die OZ, die nach der ersten postpartalen Ovulation entstanden waren, nur

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eine Selbstheilungsrate von 20 % auf. Offenbar ist die Selbstheilungsrate umso höher, umso früher p.p. die OZ entsteht (BIERSCHWAL et al. 1975).

Bei der Betrachtung von Selbstheilungsraten bis zum 60. Tag p.p. waren diese bei Primipara signifikant höher (80 %) als bei Pluripara (30 %) (LOPEZ-GATIUS et al.

2002). Die Empfehlung der Autoren ist deshalb, Pluripara sofort zu behandeln und Primipara zunächst nicht zu behandeln, um deren hohe Selbstheilungsrate auszunutzen.

2.3 Auswirkungen der Ovarialzysten (OZ) auf die Fruchtbarkeit

In einigen Studien konnte eine durch OZ bedingte beeinträchtigte Fruchtbarkeitsleistung bei Kühen gezeigt werden:

Die Güstzeit der Tiere mit Ovarialzysten war im Mittel um 22 Tage erhöht (LEE et al.

1988). BORSBERRY und DOBSON (1989) beschrieben für Tiere mit OZ (n = 73) sogar eine um 64 Tage verlängerte Güstzeit im Vergleich zu Tieren ohne Ovarialzysten. Die Tiere mit OZ in dieser Studie waren behandelt worden.

Eine Metaanalyse aus dem Jahr 2000 ermittelte bei Tieren mit Ovarialzysten eine um 6 – 11 Tage längere Rastzeit und eine um 20 – 30 Tage längere Güstzeit (FOURICHON et al. 2000).

SAKAGUCHI et al. (2006) konnten bei Tieren mit OZ (n = 5) zwar eine verlängerte Rastzeit, allerdings keine signifikant längere Güstzeit nachweisen. Als Vergleichstiere dienten hier Tiere, die eine ≥ 2,5 cm große blasige Struktur auf einem der Ovarien aufwiesen, die allerdings nicht 10 Tage persistierte. Auch LOPEZ- GATIUS et al. (2006) konnten in ihrer Studie zeigen, dass Ovarialzysten nicht vermehrt bei Tieren auftraten, die eine „schlechtere Fruchtbarkeit“ (= tragend werden nach Tag 90 p.p.) aufwiesen im Vergleich zu Tieren, die vor Tag 90 p.p. tragend waren.

Eine weitere Untersuchung zum Einfluss von Ovarialzysten auf die Fruchtbarkeit (retrospektive Datenanalyse) brachte folgende Ergebnisse: Generell stellte sich auch

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hier die Fruchtbarkeit der Tiere mit OZ schlechter dar als bei Tieren ohne OZ. Dies drückte sich bei den Tieren mit OZ in einem niedrigeren Erstbesamungserfolg, einer niedrigeren Gesamtträchtigkeitsrate, einer längeren Rast-, Güst-, Verzögerungs- und Zwischenkalbezeit und einem höheren Trächtigkeitsindex aus. Je nach Entstehungszeitpunkt der OZ war aber die Fruchtbarkeit der Tiere mit früh entstandenen Ovarialzysten (Diagnose ≤ Tag 42 p.p.) dabei besser als die Fruchtbarkeit der Tiere mit spät entstandenen Ovarialzysten (Diagnose > 42 Tage p.p.) (PRASSE 2007): die Tiere mit im Puerperium entstandenen OZ wiesen einen besseren Erstbesamungserfolg, eine höhere Gesamtträchtigkeitsrate, eine kürzere Rast-, Güst-, Verzögerungs- und Zwischenkalbezeit und einen niedrigeren Trächtigkeitsindex auf als Tiere mit nach dem Puerperium entstandenen OZ.

GOSSEN und HOEDEMAKER (2006) konnten sogar zeigen, dass OZ, die im Puerperium entstanden, keinen Einfluss auf die Fruchtbarkeit ausübten. Die Rast-, Güst-, Verzögerungs- und Zwischenkalbezeit sowie der Trächtigkeitsindex unterschieden sich hier nicht zwischen den Gruppen. Nur die nach dem Puerperium entstandenen OZ übten einen negativen Einfluss auf die Fruchtbarkeit aus (GOSSEN u. HOEDEMAKER 2006). Hier waren die Rast-, Güst-, Verzögerungs- und Zwischenkalbezeit der Tiere mit OZ signifikant länger sowie der Trächtigkeitsindex höher.

KIM et al. (2005) unterteilten Tiere mit OZ je nach Entstehungszeitpunkt der OZ (innerhalb 56 Tage p.p. bzw. später als 56 Tage p.p.). Ovarialzysten, die innerhalb der ersten 56 Tage p.p. entstanden, zeigten keine signifikanten Unterschiede in Rastzeit, Güstzeit und der Abgangsrate im Vergleich zu Kontrolltieren ohne OZ, wohingegen Tiere, die nach 56 und mehr Tagen p.p. OZ entwickelten, signifikant längere Rast- und Güstzeit und eine höhere Abgangsrate als ihre Kontrolltiere ohne OZ aufwiesen. In die Studie waren insgesamt 634 Tiere aus 9 Betrieben eingeschlossen, darunter waren 177 Tiere mit OZ.

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Mit schlechteren Fruchtbarkeitskennzahlen gehen auch finanzielle Nachteile für den Landwirt einher. Diese ökonomischen Verluste setzen sich aus verlängerten Zwischenkalbezeiten, aus Verlusten durch frühzeitige Abgänge infolge von OZ und aus Kosten für bei der Behandlung der OZ eingesetzten Medikamente zusammen (PROBO et al. 2011).

Verluste, die mit dem Auftreten von OZ einhergehen, wurden auf 137 US-Dollar je Laktation geschätzt (JOHNSON et al. 1997).

Für die Behandlung von Ovarialzysten wurden Aufwendungen von ca. 12 – 14 € Tierarztkosten pro Kuh und Laktation ermittelt (JAKOB u. DISTL 1997).

2.4 Einfluss einer Behandlung auf den Therapieerfolg und die Fruchtbarkeitskennzahlen

Nach Behandlung von Tieren mit Ovarialzysten mit GnRH-Präparaten konnten verschiedene Autoren einen positiven Effekt der Behandlung auf den Therapieerfolg nachweisen (BIERSCHWAL et al. 1975; AX et al. 1986). Der Therapieerfolg wurde entweder als Wiedereinsetzen des Zyklus, Auftreten einer Brunst oder das Vorhandensein eines C.l. definiert. Mit steigenden Dosen von GnRH verringerte sich das Zeitintervall zwischen Behandlung und erster Brunst. Dabei wurden Dosen von 0 µg, 50 µg, 100 µg oder 250 µg Procystin eingesetzt (AX et al. 1986). In einer anderen Studie hatte die Dosis (50 µg, 100 µg bzw. 250 µg GnRH) keinen Einfluss auf den Heilungserfolg (BIERSCHWAL et al. 1975).

Im Gegensatz zu diesen Ergebnissen stehen Ergebnisse von Studien, die nach Gabe von GnRH keinen größeren Therapieerfolg im Vergleich zu einer Placebobehandlung aufwiesen (JOU et al. 1999). In dieser Studie wurden Tiere mit OZ (zwischen 30 und 261 Tagen p.p.) entweder mit GnRH (n = 17) oder mit einem Placebo (n = 22) behandelt. Die Zeit von der Behandlung bis zum Nachweis eines C.l. und bis zum Verschwinden der OZ war zwischen beiden Gruppen nicht signifikant unterschiedlich. JOU et al. (1999) warfen in diesem Zusammenhang die Frage auf, ob eine Behandlung von Ovarialzysten überhaupt sinnvoll ist.

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Trotz positiver Ergebnisse hinsichtlich der Heilungsraten bei behandelten Tieren verhalten sich die Fruchtbarkeitskennzahlen in den genannten Studien teilweise gegensätzlich dazu. BIERSCHWAL et al. (1975) behandelten vier Gruppen von Tieren mit OZ (n = 28 bis n = 30) am Tag der Diagnose entweder mit einem Placebo oder mit Dosen von 50 µg, 100 µg oder 250 µg GnRH. Zwischen den Gruppen konnten keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich des Prozentsatzes der tragend gewordenen Tiere („percentage of cows conceiving“), der nach erster Besamung tragend gewordenen Tiere („first service conception“), der Anzahl der Besamungen je tragendem Tier („services per conception“) und den Tagen von der Behandlung bis zur Konzeption („days from treatment to conception“) festgestellt werden (BIERSCHWAL et al. 1975). Auch bei AX et al. (1986) traten keine Unterschiede hinsichtlich der Zeit von der Behandlung bis zur Trächtigkeit und hinsichtlich des prozentualen Anteils an tragenden Tieren 60 Tage nach der Behandlung („conception rate“) zwischen den Gruppen der Tiere mit OZ nach Behandlungen mit unterschiedlich hohen Dosen GnRH auf.

In einer umfassenden niederländischen Studie, in die 925 Tiere mit OZ und 13869 Kontrolltiere ohne OZ eingeschlossen waren, wurden bei Tieren mit OZ trotz Behandlung (500 µg Gonadorelin) verlängerte Rast- und Güstzeiten sowie ein erhöhter Besamungsindex festgestellt (HOOIJER et al. 2001a). Die Diagnose der Ovarialzysten wurde hier lediglich anhand einer einmaligen Feststellung einer

≥ 2,5 cm großen blasigen Struktur gestellt.

In der Literatur findet man Studien, die zwei oder mehrere verschiedene Behandlungsschemata zur Behandlung von Ovarialzysten miteinander vergleichen:

Die beiden in Abb. 2.3 dargestellten Behandlungsschemata wurden von CRANE et al. (2006) miteinander verglichen.

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Abb. 2.3: Zwei Behandlungsschemata zur Behandlung von Ovarialzysten (OZ), angewendet in der Studie von CRANE et al. (2006); (TAI = timed artificial insemination)

Der Therapieerfolg, gemessen anhand des Vorhandenseins eines C.l. am 21. Tag nach der Behandlung, unterschied sich nicht signifikant zwischen den Gruppen.

Auch ergaben sich keine Vorteile eines der beiden Behandlungsverfahren hinsichtlich der „conception rate“ (Anzahl der tragenden Tiere an Tag 42 bis 45 geteilt durch die Anzahl der besamten und zur Trächtigkeitsuntersuchung vorgestellten Tiere) und der „pregnancy rate“ (Anzahl der tragenden Tiere an Tag 42 bis 45 geteilt durch alle Studientiere in der jeweiligen Gruppe; CRANE et al. 2006).

Der Autor weist darauf hin, dass diese Ergebnisse von Vergleichen zweier Behandlungsverfahren, bei denen bei einem der Verfahren terminiert und bei dem anderen auf Brunst besamt wird, stark von der Brunsterkennungsrate abhängen. Im Allgemeinen empfiehlt er daher bei einer relativ schlechten betriebsspezifischen Brunsterkennung ein Ovsynchprogramm zur Therapie anzuwenden (CRANE et al.

2006).

KIM et al. (2006) führten in ihrer Studie den Vergleich der beiden in Abb. 2.4 dargestellten Behandlungsschemata durch.

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Abb. 2.4: Zwei Behandlungsschemata zur Behandlung von Ovarialzysten (OZ), angewendet in der Studie von KIM et al. (2006); (TAI = timed artificial insemination) Der Prozentsatz der besamten Tiere, der infolge terminierter Künstlicher Besamung (timed artificial insemination = TAI) (modifiziertes Ovsynchprogramm) tragend wurde, war signifikant größer als der Prozentsatz der Tiere, der infolge der ersten Besamung auf Brunst (GnRH-Gabe) tragend wurde.

Das modifizierte Ovsynchprogramm führte dabei zu einem höheren Prozentsatz an Tieren, die auf eine TAI auch tragend wurden als die alleinige GnRH-Gabe und die Besamung auf Brunst. Dabei muss beachtet werden, dass die Brunsterkennungsrate infolge der ersten Therapie bei nur 37,1 % lag (KIM et al. 2006).

BARTOLOME et al. (2000) verglichen ein Ovsynchprogramm bei Tieren mit Ovarialzysten und Kontrolltieren ohne OZ und konnten keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich der „conception rate“ (Prozentsatz der tragenden Tiere geteilt durch die Anzahl aller Tiere) und der „pregnancy rate“ zwischen beiden Gruppen feststellen. Dass der Erfolg von Behandlungen aber stark von der Brunsterkennung abhängt, zeigten auch BARTOLOME et al. (2000) in einem anderen Teil dieser Studie. Tiere, die in Folge einer Behandlung auf Brunst besamt wurden (und nicht terminiert ohne Brunstkontrolle), zeigten eine „conception rate“

(s.o.) von 51,7 %. Rechnet man die Brunsterkennungsrate von 34,9 % ein, ergibt sich insgesamt eine „pregnancy rate“ von nur 18 %.

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Bei einem Vergleich des Ovsynchprogrammes nach PURSLEY et al. (1995) mit einem modifizierten Ovsynchprogramm (s. Abb. 2.5) konnten mit dem modifizierten Ovsynchprogramm ein besserer Therapieerfolg, Erstbesamungserfolg und eine höhere Gesamtträchtigkeitsrate erzielt werden (DREWS 2006).

Abb. 2.5: modifiziertes Ovsynchprogramm nach DREWS (2006); (TAI = timed artificial insemination)

Einen Vergleich mit ähnlichen Ovsynchprotokollen wie DREWS (2006) führten schon LOPEZ-GATIUS und LOPEZ-BEJAR (2002) durch und kamen zu folgenden Ergebnissen: es ergaben sich nach Anwendung des modifizierten Ovsynchprogramms eine geringere Persistenzrate der OZ, eine höhere Ovulationsrate, eine höhere Rate in Brunst kommender Tiere und eine höhere Trächtigkeitsrate.

In der Studie von TEBBLE et al. (2001) wurden Ovarialzysten je nach Zystentyp unterschiedlich behandelt (Therapie mit GnRH oder PRID bei Thekazysten vs.

Therapie mit PGF2α bei Luteinzysten). Bei behandelten Tieren traten längere Güstzeiten als bei Tieren ohne OZ auf. In dieser Studie gab es keine unbehandelten Kontrolltiere mit Ovarialzysten.

PROBO et al. (2011) behandelten unabhängig vom Zystentyp alle Tiere der Studie mit Ovarialzysten mit Buserelin. Hierbei konnte kein Unterschied zwischen den Gruppen der Thekazysten und Luteinzysten hinsichtlich des Anteils der trächtigen Tiere an den besamten Tieren („conception rates“) festgestellt werden.

In einer neuen Studie wurden drei verschiedene Ovsynchprogramme zur Therapie von Ovarialzysten eingesetzt. Beim Vergleich der Trächtigkeitsraten der Gruppen stellte sich heraus, dass je nach Laktationsnummer und Tagesmilchleistung ein

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