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Buddhismus im Alltag

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Academic year: 2022

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Steve Hagen

Buddhismus im Alltag

Aus dem Englischen von Andrea Panster

Goldmann

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ISBN: 3-442-21695-8

Original: Buddhism Is Not What You Think Aus dem Englischen von Andrea Panster

Verlag: Goldmann

Erscheinungsjahr: Deutsche Erstausgabe März 2005 Umschlaggestaltung: Design Team München

Der Zen-Priester Steve Hagen legt den Kern des Buddhismus frei und macht ihn jenseits von Riten und Fachjargon dem westlichen Sucher verfügbar. Es geht letztlich nicht um Meditation, nicht um Rezitation von Mantras, nicht um die Befolgung von Lebensregeln. Die authentische Lehre Buddhas zielt darauf ab, uns sehend zu machen, ohne die Bevormundung durch den ablenkenden und zensierenden Geist.

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Buch

Worum geht es im Buddhismus wirklich? Nicht um Meditation, nicht um Rezitation von Mantras, nicht um die Befolgung von Lebensregcln. Die authentische Lehre Buddhas zielt darauf ab, uns sehend zu machen. In diesem Sehen erkennen wir, dass wir das Leben nicht in seiner Unmittelbarkeit wahrnehmen, sondern immer durch die Brille unserer Ängste, Hoffnungen, Wünsche und Wertvorstellungen. Jedoch ist unser Ziel nicht die Wahrheit, sondern die Wirklichkeit. Dementsprechend hat es keinen Sinn, das Leben an Regeln ausrichten zu wollen, so buddhistisch diese auch klingen mögen. Das Leben will erfahren werden ohne die Bevormundung durch den sensierenden Geist. Vor diesem Hintergrund erweist sich auch die Erleuchtung als missverständliche Zielvorstellung.

Wie aber schaffen wir es, uns aus den Widerhaken des Verstandes zu lösen? Mit Hilfe von Vexierbildern, Gedichten und Anekdoten führt Steve Hagen mit sicherer Hand durch die gängigsten Untiefen des westlichen Denkens – bis hin zum Erwachen aus der geistigen Hypnose.

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Autor

Steve Hagen war mehr als 30 Jahre lang Schüler von buddhistischen Meistern, allein 15 Jahre verbrachte er mit Dainin Katagiri Roshi, der ihn zum Lehren des Buddhismus ermächtigte. Als Zen-Priester leitet er das Dharma Field Zen Center in Minneapolis. Sein erstes Buch »Buddhismus kurz und bündig« entwickelte sich zum Bestseller. Über die Angebote des Dharma Field Center, u. a. auch über Mitschnitte von Kursen und Vorträgen Steve Hagens zu Buddhismus und Zen, informiert die Website www.dharmafield.org

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Inhalt

Buch...2

Autor...3

Vorwort Sieh selbst...8

TEIL EINS TRÜBES WASSER ...13

1. Paradox und Verwirrung...14

2. Wenn wir auf die Wahrheit treten...18

3. Das Problem beim Ausmerzen des Bösen...22

4. Komplett verdreht...26

5. Geistiger Juckreiz...32

6. Winterlich gestimmt...36

7. Kein Geheimnis...44

8. Wiedergeburt oder Reinkarnation...49

9. Das große Geheimnis ist offensichtlich...54

10. Das Webmuster der Wirklichkeit...57

11. Weder heilig noch profan...59

12. Schluchten und Kiefernberge...63

13. Einfach sehen...67

14. Die Offenbarung der Welt...77

15. Befreiung, nicht Resignation...85

16. Gast und Gastgeber...90

17. Bevor Ideen keimen...95

18. Wahre Freiheit...99

19. Falsch verstandene Meditation...103

20. Die Dinge umkehren...107

21. Es genügt, wach zu sein...112

22. Leben ohne Maßstab...118

23. Die wertvollste Sache der Welt...123

24. Bevor wir sprechen...127

25. Die Nadel im Wasser...132

26. Warum nach Befreiung streben?...138

TEIL ZWEI WANDEL VON HERZ UND GEIST...142

27. Der Geist ist die Quelle...143

28. Seine Sache gut machen...146

29. Der beste Bogenschütze der Welt...152

30. Die Wahrheit ist nichts Besonderes...157

31. Ohne religiösen Egoismus...161

32. Das richtige Motiv...167

33. Verzicht auf Verständnis...172

34. Wie können wir etwas wissen?...178

(7)

35. Nichts weiter...184

36. Keine Frage des Glaubens...188

TEIL DREI REINER GEIST...192

37. Wie man auf der Stelle Befreiung erlangt...193

38. Dies kehrt nie mehr zurück...198

39. Das Elixier der Unsterblichkeit...203

40. Eis, das im Feuer entsteht...210

41. Reiner Geist...215

42. Die Zeit und das Jetzt...223

43. Erleuchtung...231

Epilog Die Wirklichkeit findet nicht im Kopf statt...238

Danksagung...239

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Für alle meine Schüler

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Die Dummen verwerfen, was sie sehen, nicht was sie denken.

Die Klugen verwerfen, was sie denken, nicht was sie sehen.

Huang-po

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Vorwort Sieh selbst

Man sagt, es sei schwierig, Zen auszuüben, doch es besteht ein Missverständnis über das Warum. Nicht deshalb ist es schwierig, weil es mühsam ist, in der Haltung mit gekreuzten Beinen zu sitzen oder Erleuchtung zu erlangen; es ist schwierig,

weil es uns schwer fällt, den Geist und unsere Praxis in ihrem ursprünglichen Sinne rein zu halten.

Shunryu Suzuki Dies ist kein Wohlfühlbuch für Leute, die an sich arbeiten und spiritueller werden möchten, sondern eine überaus praktische Anleitung dazu, wie man seinen Alltag offen und ehrlich, mit Weisheit und Mitgefühl lebt.

Dieses Buch handelt davon, wie man erwacht und die Wirklichkeit erkennt – davon, ganz Mensch zu sein. Es spiegelt in mancherlei Hinsicht die Worte und Taten von Gautama Siddharta, besser bekannt als Buddha ( »der Erwachte« ). Es beschäftigt sich allerdings nicht mit dem, was Buddha sagte oder tat, sondern erforscht vielmehr, was die Welt jedem Einzelnen von uns jetzt, in diesem Augenblick, offenbart.

In seinen Reden und Gesprächen lenkte Buddha die Aufmerksamkeit lediglich auf das, was er unmittelbar sah und erlebte. Dieses Buch beruht darauf, dass die gleiche Erkenntnis und die gleiche Erfahrung ausnahmslos jedem von uns genau in diesem Augenblick zugänglich sind.

Buddha hatte kein Interesse an Theologie oder Kosmologie. Er sprach nicht über diese Themen, ja er beantwortete nicht einmal Fragen dazu. Seine Hauptanliegen waren psychologischer, moralischer und höchst praktischer Art:

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• Wie können wir sehen, dass die Welt jeden Augenblick neu entsteht, wie können wir die Welt sehen, wie sie ist, statt sie durch den Filter unserer Überzeugungen, Hoffnungen und Ängste zu betrachten?

• Wie können wir unser Handeln auf die Wirklichkeit begründen statt auf die Sehnsüchte und Abneigungen unseres Herzens und unseres Geistes?

• Wie können wir weise, voller Mitgefühl und im Einklang mit der Wirklichkeit leben?

• Was heißt es, wach zu sein?

Gibt es praktischere, nüchternere, uns unmittelbarer betreffende Lebensfragen als diese?

Nachdem er Fragen dieser Art beantwortet hatte, bat Buddha die Menschen, seine Worte nicht ohne weiteres zu akzeptieren, sondern die unmittelbare Erfahrung des Geistes selbst zu erforschen. »Jeder von euch sei sich selbst ein Licht«, forderte er seine Zuhörer auf. »Sucht eure Rettung nicht in einer äußeren Zuflucht.« Immer wieder drängte er sie: »Reinigt euren Geist.«

Doch Buddha meinte damit nicht, dass wir unseren Geist von schlechten Gedanken oder Neigungen säubern sollten. Derartige Bemühungen können leicht dazu führen, dass wir unsere Menschlichkeit verleugnen – außerdem funktionieren sie nicht.

Wenn wir aktiv daran arbeiten, uns von schädlichen Gedanken zu befreien, trennen wir uns dadurch nur von den anderen und heben uns von ihnen ab. Bald entwickeln wir die Vorstellung, denjenigen überlegen zu sein, die nicht denselben Weg gehen wie wir. Eine solche Haltung verströmt selbst einen üblen Geruch. Wie können wir auf diese Weise unseren Geist reinigen, wenn bereits der Impuls dazu der Unreinheit entspringt?

Als Buddha sagte: »Reinigt euren Geist«, sprach er von etwas ganz anderem. Dieses »Andere« ist Gegenstand dieses Buchs:

das Erwachen.

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Deshalb drängte Buddha die Menschen, sich nicht blind auf Traditionen, Berichte, Hörensagen, Meinungen, Vermutungen oder die Autorität religiöser Texte zu verlassen, sondern selbst zu sehen und zu erkennen, was wahr ist – und das, was sich als wahr erwiesen hat, zu praktizieren. Er drängte uns auch, selbst zu sehen und zu erkennen, was uns verletzt und entzweit – und davon abzusehen. Der Schwerpunkt liegt immer auf dem Sehen und Erkennen, nicht auf Denken, Berechnen und Glauben.

An dieser Stelle soll auf zweierlei hingewiesen werden: Zum einen werden wir sehen, dass das, was wir als »Geist«

bezeichnen, weit mehr ist als die Gedanken, Bilder, Gefühle, Erklärungen und Fragen, die – wie wir glauben – vom Gehirn erzeugt werden. In Wirklichkeit besitzt unser Geist einen weiteren Aspekt, der grenzenlos und nicht auf unsere eigenen gedanklichen und materiellen Erfahrungen beschränkt ist, der uns aber dennoch jeden Augenblick voll und ganz zugänglich ist.

Zum anderen werden sich, wenn wir uns mit dem Geist beschäftigen, bestimmte Themen zwangsläufig wiederholen:

Aufmerksamkeit, Motivation, Ehrlichkeit sich selbst gegenüber, Weisheit, wahres Mitgefühl und der reine, unverfälschte Wunsch zu erwachen. Diese Themen sind in den 43 Kapiteln dieses Buches so gut wie überall ineinander verwoben.

Das Buch besteht aus drei Teilen. Im ersten Teil beschäftigen wir uns mit unserer Verwirrung. Meist ist die Welt wie trübes Wasser. Wir wissen nicht, was vor sich geht, obwohl wir die meiste Zeit über glauben, es zu wissen. Doch wenn wir ganz genau hinschauen, wie wir das im ersten Teil tun werden, können wir sehen, wie wirr viele der vertrauten, alltäglichen Ansichten sind, die wir bezüglich der Welt haben und nie infrage stellen.

Im zweiten Teil geht es erneut um unsere Erfahrung, doch nun betrachten wir sie unter einem Aspekt, der sich weniger stark auf die bekannten Annahmen stützt, die praktisch all unsere

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Verwirrung verursachen, sondern mehr auf einen Wandel von Herz und Geist.

Im dritten Teil wird uns schließlich bewusst, dass die unmittelbare Erfahrung die reine Erfahrung des Geistes selbst ist, und doch nichts mit unserem Denken zu tun hat.

In diesem Buch geht es um die weit verbreitete Verwirrung, die hinter praktisch allen Fragen und Entscheidungen steht, mit denen wir es Augenblick für Augenblick zu tun haben, und der wir im Allgemeinen keine Beachtung schenken.

Allerdings gibt dieses Buch weder die Antworten noch die richtigen Entscheidungen vor – das kann es gar nicht.

Stattdessen kann es uns zu etwas Wichtigerem verhelfen: zu der Erkenntnis, wie unangemessen und unsinnig unsere bevorzugten Reaktionen auf die beunruhigendsten Lebensfragen sind. Noch wertvoller ist, dass es uns durch die Praxis reiner Achtsamkeit zu einem Leben voller Freude und Freiheit verhilft. Kurz, es kann uns helfen, zu erwachen und die Realität mit eigenen Augen zu sehen.

Wer die Unterschiede zwischen den beiden Wahrheiten (der relativen und der absoluten) nicht versteht, versteht die tiefe Wahrheit nicht, die in Buddhas Botschaft enthalten ist.

Nagarjuna (2. Jahrhundert)

Wenn wir von einer relativen Wahrheit sprechen – etwa:

»Ich sehe das Buch vor mir« –, verwenden wir das Verb

»sehen« im konventionellen Sinne. Die höchste Wirklichkeit zu erkennen, sie unmittelbar zu sehen, ist freilich etwas völlig anderes. Wenn in diesem Buch die Worte sehen, erkennen und wissen im Sinne von einsehen, verstehen (der höchsten Wirklichkeit) gebracht werden,

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sind sie kursiv gedruckt. Diese Kursivschreibung sollte nicht als bloße Betonung der Worte missverstanden werden.

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TEIL EINS

TRÜBES WASSER

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1. Paradox und Verwirrung

er in Japan einen buddhistischen Tempel besucht, wird dort vermutlich rechts und links der Eingangstür je eine riesige, dämonische Gestalt stehen sehen. Das sind die so genannten Wächter der Wahrheit. Sie heißen »Paradox« und

»Verwirrung«.

W

Als ich die beiden Figuren zum ersten Mal sah, war mir nie zuvor der Gedanke gekommen, dass die Wahrheit bewacht werden könnte – oder dass das überhaupt nötig sei. Wäre mir der Gedanke freilich gekommen, so hätte ich mir wohl schöne, engelsgleiche Figuren vorgestellt.

Wieso waren diese Kreaturen so fürchterregend und bedrohlich? Und wieso wurden die Wächter der Wahrheit und nicht die Wahrheit selbst dargestellt?

Allmählich fand ich des Rätsels Lösung. Es kann kein Bild von der Wahrheit geben. Die Wahrheit lässt sich nicht in einem Bild oder einem Satz oder einem Wort einfangen. Sie lässt sich nicht als Theorie, als Diagramm oder in Buchform darstellen.

Welche Vorstellung wir auch von der Wahrheit haben, sie kann uns ihr nicht nahe bringen. Deshalb stoßen wir in dem Versuch, die Wahrheit zu fassen zu bekommen, zwangsläufig auf Paradox und Verwirrung.

Das funktioniert folgendermaßen: Wir erleben die Wirklich- keit unmittelbar, ignorieren sie aber. Stattdessen versuchen wir, sie mithilfe von Ideen, Modellen, Überzeugungen und Geschichten zu erklären oder zu fassen zu bekommen. Weil all diese Dinge nicht wirklich sind, decken sich unsere Erklärungen niemals mit der tatsächlichen Erfahrung. Paradox und Verwirrung sind die natürliche Folge der Diskrepanz zwischen der Wirklichkeit und unseren Erklärungsversuchen.

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Zudem trägt sogar eine korrekte Aussage über die Wahrheit bereits den Keim ihres Zerfalls in sich. Das lässt sie zwangs- läufig paradox und widersprüchlich erscheinen. Mit anderen Worten, bei Aussagen über die Wahrheit und die Wirklichkeit handelt es sich nicht um gewöhnliche Äußerungen.

Normalerweise greifen wir im Rahmen einer Aussage eine Sache heraus, definieren sie und legen sie unmissverständlich fest. Wenn es um die Wahrheit geht, müssen wir ganz anders vorgehen. In diesem Fall müssen wir bereit sein, uns dem Paradox und der Verwirrung zu stellen, statt zu versuchen, ihnen aus dem Weg zu gehen.

Unsere Probleme mit Paradox und Verwirrung beruhen darauf, dass wir unsere unmittelbare Erfahrung unbedingt in eine begriffliche Schublade stecken wollen. Wir versuchen, unsere Erfahrung einzufrieren, sie in unwandelbarer Gestalt festzu- halten: »Dies bedeutet das.«

In gewöhnlichen Äußerungen ist kein Platz für das Paradox.

Sie sollen den Gegenstand der Aussage vielmehr festnageln und ihn so wirklich und unumstößlich wie möglich erscheinen lassen. Gewöhnliche Aussagen werden uns präsentiert im Sinne von: »Das ist die Wahrheit. Glaube daran.«

Anschließend bekommen wir etwas in die Hand gedrückt, meist ein Buch oder eine Broschüre.

Doch alles, was uns auf diese Weise präsentiert wird – ob es sich dabei nun um Politik, Moral, Wirtschaft, Psychologie, Religion, Wissenschaft, Philosophie, Mathematik oder Kfz- Mechanik handelt –, ist einfach nur irgendwelches Zeug. Es ist nicht die Wahrheit. Es ist lediglich der Versuch, etwas zu bewahren, das zwangsläufig irgendwann einmal vergehen wird.

Wenn wir behaupten, mit Worten beschreiben zu können, was tatsächlich vor sich geht, so sind diese Worte, wie wohlgesetzt sie auch sein mögen, bereits falsch. Die Wahrheit lässt sich nicht repräsentieren.

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Wir sind versessen auf die Wahrheit. Wir wollen sie ganz fest in unseren Händen halten. Wir wollen sie in Form eines Wortes oder eines Satzes an andere weitergeben. Wir wollen etwas, das wir aufschreiben können. Etwas, das wir anderen aufdrücken – und womit wir sie beeindrucken können.

Wir tun so, als sei die Wahrheit etwas, das wir in die Tasche stopfen und hin und wieder herausholen könnten, um es anderen mit den Worten zu zeigen: »Hier, das ist sie!« Dabei vergessen wir, dass die anderen daraufhin ihre Zettelchen mit ihren vermeintlichen Wahrheiten herausholen.

Doch das ist nicht die Wahrheit. Wie auch?

Wir müssen lediglich sehen, dass wir nur jenseits des wirbelnden Paradoxes einen Blick auf Wirklichkeit und Wahrheit erhaschen können. Wenn wir den Versuch, die Wirklichkeit festzunageln, einfach aufgeben, hält uns unsere Verwirrung nicht mehr von ihr fern.

Wenn wir uns ganz genau ansehen, was tatsächlich um uns herum geschieht, können wir erkennen, dass vorgefertigte Überzeugungen, Konzepte und Geschichten das tatsächliche Geschehen niemals voll und ganz erklären.

Wir müssen die Augen so lange offen halten, bis wir von einer neuen Erfahrung – einem neuen Bewusstsein – überwältigt werden, das gedankliche Gewohnheiten sprengt und altbekannte Geschichten auslöscht.

Wir können uns von Paradox und Verwirrung nur befreien, wenn wir eine offene und neugierige Geisteshaltung einnehmen und uns gleichzeitig stets davor hüten, auf einer bestimmten Überzeugung zu beharren – wie gerechtfertigt sie uns auch scheinen mag.

Auf der Suche nach der Wahrheit werden wir feststellen, dass wir uns auf keinerlei Vermutungen oder Vorstellungen stützen können. Stattdessen müssen wir mit bloßer, nackter Aufmerksamkeit auf die Welt zugehen, müssen sie ohne geistige

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Vorurteile, Konzepte, Überzeugungen, vorgefasste Meinungen, Vermutungen oder Erwartungen sehen.

Darum geht es in diesem Buch.

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2. Wenn wir auf die Wahrheit treten

ie meisten Buddhisten erkennen die folgenden fünf Sittlichkeitsregeln an, die es in zahlreichen Variationen gibt. Es handelt sich dabei nicht um Gebote. Sie beschreiben vielmehr, welche moralische Haltung ein Mensch auf dem Weg zum Erwachen zwangsläufig einnimmt.

D

Wer dem Weg folgt, tötet nicht.

Wer dem Weg folgt, nimmt nicht, was ihm nicht gegeben wird.

Wer dem Weg folgt, missbraucht die Sinne nicht.

Wer dem Weg folgt, spricht die Wahrheit.

Wer dem Weg folgt, berauscht weder sich noch andere.

Der Buddhismus kennt noch weitere Regeln. Grundsätzlich aber gilt: Wer moralisch denken, sprechen und handeln will, muss das, was er tut, aus Weisheit und Mitgefühl – aus dem Sehen heraus – tun und nicht, weil ihm bestimmte Regeln auferlegt wurden.

Es gibt eine Zen-Geschichte von einem Schüler, der sich ganz besonders bemühte, die buddhistischen Regeln einzuhalten.

Eines Nachts jedoch trat er im Dunkeln auf etwas, das beim Platzen ein schmatzendes Geräusch von sich gab, und er glaubte, auf einen laichtragenden Frosch getreten zu sein.

Sofort wurde er von Angst und Bedauern erfüllt, denn die Regeln verlangen ja, dass man nicht töten soll. Als er sich an jenem Abend schlafen legte, träumte er von Hunderten von Fröschen, die nun sein Leben für das des toten Frosches forderten.

Als der Morgen graute, kehrte er an den Ort des Geschehens

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zurück und sah, dass er auf eine überreife Aubergine getreten war. Mit einem Mal war seine Verwirrung verschwunden.

Der Geschichte zufolge wusste er von Stund an, wie er Zen zu üben und die Regeln zu befolgen hatte.

Wie viele ernsthafte Buddhisten hatte dieser Schüler die Regeln fälschlicherweise für eine Art Lehrwerk oder Verhaltenskodex gehalten. Da er seine Ausbildung für beendet erachtet hatte und glaubte, die Regeln einhalten zu können, brachte er sich und andere in allerlei Schwierigkeiten. Er konnte zwar stundenlang über die Regeln sprechen, doch als er in jener Nacht auf etwas Glitschiges trat, brachte ihm sein Verständnis der Regeln kein bisschen Seelenfrieden und kein bisschen Stabilität. Im Gegenteil: Er quälte sich sogar unnötig mit Schuldgefühlen.

Der Fehler dieses Schülers lag darin, dass er zu wissen glaubte, was er eigentlich nicht wissen konnte. Er glaubte, auf einen Frosch getreten zu sein und ihn getötet zu haben, doch das war nicht der Fall. Er glaubte auch, die Regeln zu verstehen, lag aber auch in diesem Punkt falsch. Statt ehrlich zuzugeben, dass er keine Ahnung hatte, und sich dieser Unwissenheit zu stellen, dachte er in beiden Fällen, er wüsste Bescheid.

Weil er lediglich ein intellektuelles Verständnis von der Regel gegen das Töten hatte, stürzte er sich in tiefe Qualen. Er vergaß völlig, dass er in Wirklichkeit nicht wusste, worauf er getreten war, und statt mit dieser Ungewissheit zu leben, zimmerte er sich eine Erklärung für das Geschehen zurecht, glaubte daran und machte sich so selbst das Leben schwer.

Diese Geschichte erinnert uns daran, dass wir die Regeln, solange wir sie als rein theoretisches Konzept in uns tragen, nicht verstanden haben, denn sie lassen sich weder fassen noch in Konzepte verpacken.

Wenn wir die buddhistischen Regeln einhalten wollen, müssen wir einfach hier sein und unmittelbar am aktuellen Geschehen

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teilnehmen und dürfen uns nicht in Gedanken oder Spekulationen verlieren. Wir müssen sehen, was in diesem Augenblick geschieht – einschließlich dessen, was sich in unserem eigenen Kopf abspielt.

Wenn wir keine Ahnung haben, was gerade geschieht – wenn wir zum Beispiel in der Dunkelheit auf etwas treten –, dann müssen wir uns dieser Unwissenheit ganz und gar bewusst sein.

Das ist der tiefere Hintergrund dieser Geschichte – zu wissen, wann man nicht weiß.

Wir denken oft, wir wüssten über etwas Bescheid, aber in Wirklichkeit entfernt uns unsere Vorstellung immer weiter vom tatsächlichen Geschehen. Das, was wir uns vorstellen, erscheint uns überaus real, und schon bald sind wir in unsere imaginären Sehnsüchte und Abneigungen verstrickt.

Doch wenn wir hier sind – wenn wir wirklich präsent sind –, erkennen wir, dass es nichts gibt, wovor wir davonlaufen oder dem wir nachlaufen müssten. Wir können unsere Ruhe behalten, selbst wenn wir aus Versehen auf einen Frosch getreten sind.

Verharre einfach in diesem Augenblick und sieh, was geschieht. Lerne deinen Geist kennen.

Diese Geschichte handelt davon, dass wir imaginäre Welten erschaffen und uns in ihnen verfangen. Dabei müssten wir nur genau hinsehen, um zu erkennen, dass die Welt nicht so ist, wie wir sie uns vorstellen – und dass sie es niemals sein kann.

Wir bemühen uns, unsere imaginären Welten zu kontrollieren und zu beherrschen. Wir legen allerlei Regeln und Vorschriften, Ziele und Werte fest, schreiben vor, was man tut und was nicht, und streben nach dem meisterhaften Umgang mit all diesen Dingen. Dabei verbrauchen wir sehr viel Zeit und Energie und sind doch so wenig achtsam.

Die buddhistischen Regeln sollen uns vergegenwärtigen, dass wir das ohne Unterlass tun. Sie lenken unsere Aufmerksamkeit auf das, was von Augenblick zu Augenblick geschieht – sie

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drängen uns zu sehen, was genau jetzt in unserem Geist vor sich geht. Wohin neigt er sich – neigt er sich einer Sache zu oder von ihr ab?

Die Regeln helfen uns, in diesen Augenblick zurückzukehren – in dem wir die Wirklichkeit unmittelbar erfahren –, bevor wir anfangen, das Erlebte zu interpretieren.

Wir müssen immer wieder in diesen Augenblick zurückkehren, um zu sehen, was tatsächlich geschieht. Wenn wir das nicht tun, leben wir in einer Fantasiewelt, glauben, von den anderen getrennt zu sein, und konzentrieren uns ganz und gar darauf, unser Selbst zu beschützen und es zufrieden zu stellen.

Als der Schüler in dieser Geschichte die zertretene Aubergine sah, erwachte er blitzartig – und erkannte nicht nur, worauf er da eigentlich getreten war, sondern auch, dass er sich allerhand störende, unnötige Ängste und Vorstellungen eingebildet hatte.

Mit einem Mal sah er, was für geistige Welten er erschaffen hatte, und erwachte aus seinem Traum von Getrenntheit, Stolz und Schuld.

In einem solchen Augenblick – angesichts einer zertretenen Frucht, wenn wir den Klang eines Kieselsteins hören, der auf Holz trifft, oder wenn wir den Morgenstern sehen – kann jeder von uns erwachen. Nur unser Denken hält uns zurück.

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3. Das Problem beim Ausmerzen des Bösen

Ich aber sage euch, dass ihr nicht widerstreben sollt dem Übel.

Jesus von Nazareth: Matthäus 5,39

Vor ein paar Jahren stieß ich zufällig auf ein wunderschönes Bild: das Original der drei berühmten Affen, die nichts Böses hören, nichts Böses sagen und nichts Böses sehen. Man hatte sie im 17. Jahrhundert in Japan in den Türsturz einer Stalltür geschnitzt.

Ich weiß noch, dass ich als Junge Gipsdarstellungen der drei Affen sah, doch die hatten ganz anders ausgesehen als die alten japanischen Affen. Die Figuren, die ich kannte, waren vergleichsweise bieder. Die drei Affen hockten dabei lethargisch auf dem Boden und blickten alle in die gleiche Richtung. In der japanischen Originalschnitzerei dagegen, wandten sie sich in unterschiedliche Richtungen und waren dadurch aktiv, dynamisch und voller Leben. Diese Affen schienen sich nicht wie auf dem bekannteren Bild zu weigern, das Böse wahrzunehmen, sondern sich in ihrer Reaktion darauf geradezu zu überschlagen.

Wir denken gerne, wir hätten rein gar nichts mit dem Bösen zu tun. Wir doch nicht – wir, die Guten! Und wir möchten, dass das auch so bleibt. Folglich stempeln wir bestimmte Menschen oder politische Systeme oder Religionen gerne als böse ab. Man kann tatsächlich in fast allem das Böse sehen. (Das erinnert mich daran, dass mir einmal gesagt wurde, der Lake Superior sei böse, weil er so viele Menschen das Leben koste.)

Doch wenn wir glauben, nichts mit dem Bösen zu tun zu haben (oder je zu tun haben zu können), müssen wir immerzu

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dagegen ankämpfen, um es in Schach zu halten.

Wir glauben, ganz und gar von unseren Erfahrungen getrennt zu sein. Wir glauben, dass uns »das dort draußen« einfach widerfährt. Und wenn es so aussieht, als sei »das dort draußen«

angenehm oder schutzbringend, nennen wir es gut. Und wenn es bedrohlich oder seltsam oder beängstigend scheint, nennen wir es böse. Demnach lässt erst das Gefühl der Getrenntheit die Vorstellung von gut und böse entstehen.

Wenn wir die Welt sähen, wie sie ist, würde sich die Frage nach gut und böse gar nicht erst stellen.

Sehen wir uns einmal an, mit welch außerordentlicher Dummheit wir diesen Kreislauf immer wieder neu durchlaufen (und in Gang halten). Zuerst stellen wir uns vor, wir seien ganz und gar von allem anderen getrennt, dann reagieren wir emotional auf unsere Vorstellungen. Anschließend erschaffen wir auf der Basis unserer emotionalen Reaktionen – wir fürchten dies und wollen jenes – geistige Gebilde, die wir in gut und böse einteilen. Aber diese Gebilde sind nicht echt, obwohl wir das denken. Es sind Phantome, die wir als Reaktion auf andere Phantome erschaffen haben.

Außerdem besitzt dieses Problem einen noch tiefer gehenden Aspekt. In dem verzweifelten Bemühen, uns vom Bösen fern und diese Trennung aufrechtzuerhalten – in dem fruchtlosen Versuch, das Unmögliche zu tun –, bereiten wir uns und anderen allerhand Schwierigkeiten. Diese Schwierigkeiten werden wiederum als böse gebrandmarkt, und manchmal werden sogar wir selbst als böse bezeichnet. Die Kette setzt sich immer weiter fort. Wir frönen unseren begrifflichen Unterscheidungen und würden lieber Krieg auf uns und andere herabbeschwören, als die ungreifbare Welt der Ganzheit und Totalität zu erkennen, der wir bereits angehören.

Tatsache ist, dass wir stets Teil des Ganzen sind. Wir können weder uns selbst noch etwas anderes – einen Gedanken, eine

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Sache – aus diesem Ganzen herauslösen. Wenn wir dies sehen könnten, bekämen wir eine völlig andere Einstellung zu Gut und Böse. Eine Einstellung, die uns nicht immer mehr in Schmerz und Verwirrung verwickeln würde.

Damit soll nicht verleugnet werden, dass wir schmerzliche oder traurige oder schwierige Erfahrungen machen. Aber der erwachte Geist sieht die Erfahrung in ihrer Gesamtheit und nicht das Böse als solches. Er deutet die Erfahrung nicht als »etwas dort draußen, das mich bedroht«. Ebenso wenig sieht er das Gute »dort draußen« als etwas Eigenständiges, Abgetrenntes.

Wenn wir erwachen und unsere Erfahrung in ihrer Gesamtheit begreifen, erkennen wir, dass das Denken selbst das Problem ist.

Hier liegt die Wurzel all unseres Kummers, unseres Schmerzes, unseres Leids und unserer Verwirrung.

Gemäß dem Buddha-Dharma (der Lehre des Erwachten) sollen wir uns darum bemühen, voll und ganz und voller Mitgefühl in dieser trüben Welt zu leben, ohne dabei noch mehr Schlamm aufzuwühlen. Damit uns das gelingt, müssen wir lediglich begreifen, dass alles, was unseres Weges kommt, bereits Teil des Ganzen ist und wir uns dessen nicht entledigen können. Wir müssen uns genau hier, wo wir uns befinden, damit beschäftigen.

Damit möchte ich weder Brutalität noch Zorn, Rachsucht oder Zerstörungswut gutheißen. Doch wo Verwirrung herrscht, können wir vielleicht etwas Licht anzünden. Wo Schmerz ist, können wir vielleicht etwas tun, um ihn zu lindern. Wo Gewalt herrscht, ist es vielleicht möglich, sie zu absorbieren – während wir gleichzeitig unser Möglichstes tun, um sie zu reduzieren.

Doch zuerst müssen wir lernen, den eigenen Geist zu beobachten. Wir müssen sehen, dass wir von den anderen weder isoliert noch getrennt sind – dass wir es niemals waren und niemals sein werden. Wir müssen den eigenen Geist ehrlich und leidenschaftslos prüfen und erkennen, wie er sich den

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unzähligen, von ihm selbst erschaffenen Ablenkungen und Vorstellungen zuneigt und sich wieder von ihnen entfernt.

Deshalb ermahnt uns Buddha im Dhammapada, unseren Geist zu reinigen. Vermutlich sind wir alles andere als glücklich darüber, uns mit dem Hier und Jetzt beschäftigen zu müssen, doch nur im Hier und Jetzt können wir frei in der Welt leben, ohne andere oder uns selbst für böse zu halten.

Eben weil wir so schnell damit bei der Hand sind, die Dinge in gut und böse aufzuteilen, erzeugen wir Trennung und menschliches Elend. Wenn wir das sehen, gelingt es uns allmählich, weise zu handeln.

Wenn wir uns dabei ertappen, dass wir trennenden Gedanken nachhängen oder uns in Urteilen über »die da« (oder »uns hier«

) ergehen, können wir uns in die Gegenwart zurückholen. Dazu braucht es lediglich etwas Aufmerksamkeit, Besinnung und Geduld.

Sieh Verwirrung als Verwirrung. Erkenne Leiden als Leiden an. Fühle den Schmerz und den Kummer und das Getrenntsein.

Erlebe Zorn oder Angst oder Schock als das, was sie sind.

Deshalb musst du sie nicht gleich für böse halten – für von Grund auf böse, für etwas, das vernichtet oder aus unserer Welt vertrieben werden muss. Sie müssen im Gegenteil absorbiert, gelindert und geheilt werden.

Wie wir selbst ist das, was wir gerne als böse bezeichnen würden, bereits Teil des Ganzen und kann nicht herausgelöst werden. Wenn es uns gelingt, es auf diese Weise zu sehen, reinigen wir unseren Geist.

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4. Komplett verdreht

iele Menschen stecken Religion und Wissenschaft in zwei getrennte, hermetisch abgeriegelte Schubladen. Dabei entgeht ihnen meist, dass Religion und Wissenschaft jahrhundertelang viele Gemeinsamkeiten hatten, ehe wir sie in diese Schubladen sperrten. Als die Naturwissenschaft noch kein eigenständiger Bereich war, waren Wissenschaft und Religion sogar ein und dasselbe.

V

Das ist gar nicht so abwegig, wenn man bedenkt, dass beide ihren Ursprung in dem tief empfundenen Wunsch des Menschen haben, zu wissen, die Wahrheit zu erkennen.

Sehen wir uns einmal an, worum es der Religion wirklich geht.

Das Wort Religion kommt von religio, und das bedeutet

»Rückbindung (an die Wahrheit)«. Somit geht es bei der Religion im Kern darum, die Wahrheit zu sehen oder zu erfahren – und nicht darum, eine Reihe von Glaubenssätzen anzunehmen. Religio entspringt unserem tief empfundenen Wunsch, zur Wahrheit zurückzukehren. Wir wollen uns nicht täuschen lassen.

Wie der Religion geht es auch der Wissenschaft um die Wahrheit. Der Begriff »Wissenschaft« verrät bereits, worum es hier geht: um »Wissen«. Ich habe Wissenschaftler oft sagen hören, in der Wissenschaft gehe es vor allem darum, Dinge zu erkennen und zu wissen, und nicht darum, sie zu glauben.

Doch der Punkt, den wir gerne übersehen – der Punkt, an dem wir uns verheddern und in die Irre gehen –, ist genau diese Sache mit dem Glauben. Die landläufige Meinung hinsichtlich Wissenschaft und Religion geht dahin, beiden Bereichen ausgerechnet die Eigenschaft zuzuschreiben, die im Grunde zum jeweils anderen Bereich gehört. Während man die Religion gemeinhin für eine Glaubensangelegenheit hält, geht es ihr in

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Wirklichkeit ums Erkennen und Wissen. Und während man gemeinhin denkt, in der Wissenschaft ginge es um Fakten, und die Wissenschaft für sich in Anspruch nimmt, glaubensunab- hängig zu sein, spielt der Glaube hier in Wahrheit eine recht große Rolle.

Vor nicht allzu langer Zeit erschien in der New York Times ein Artikel mit dem Titel »Crossing Flaming Swords over God and Physics« ( »Sie kreuzten Flammenschwerter wegen Gott und Physik« ). Darin wurde eine Diskussion zwischen dem Physik- nobelpreisträger Steven Weinberg und dem anglikanischen Geistlichen John Polkinghorne wiedergegeben. Sie wurde als Streitgespräch zwischen dem »Gläubigen« (Polkinghorne) und dem »Ungläubigen« (Weinberg) angekündigt. Doch das entsprach ganz und gar nicht den Tatsachen. Wie es in dem Artikel hieß, geriet die Begegnung beinahe »zu einem körperlichen Schlagabtausch«.

Wäre Steven Weinberg tatsächlich ein »Ungläubiger«

gewesen, hätte sich dieses Problem nicht gestellt. So aber handelte es sich bei dieser Begegnung nicht um die Diskussion zwischen einem Ungläubigen und einem Gläubigen, sondern um die Konfrontation zwischen zwei glühend überzeugten Gläubigen, um ein zähes Ringen zwischen zwei Männern mit sehr unterschiedlichen festgefügten Ansichten.

Die Probleme in der Welt entstehen nicht durch die Gegensätze zwischen Wissenschaft und Religion oder Glaube und Unglaube. Die wütendsten Auseinandersetzungen (und die gewalttätigsten Zusammenstöße) finden unweigerlich zwischen Gläubigen statt. Wenn sich unnachgiebige Gläubige streiten, sind die Chancen auf eine freundschaftliche Beilegung des Streits gleich null.

Fest steht, dass die Wissenschaft Glauben braucht. Ohne

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Glauben geht es nicht. Die Wissenschaft setzt voraus, dass wir die Welt begrifflich darstellen können. Sie setzt voraus, dass wir die Welt zerlegen müssen, um sie untersuchen zu können. Das ist keineswegs falsch, sondern sogar von großem Wert. So gesehen macht die Wissenschaft stärker vom Glauben Gebrauch und ist stärker davon abhängig als die Religion.

Andererseits: Damit die Religion richtig funktioniert – das heißt, damit sie uns hilft, unsere Augen der Wahrheit zu öffnen –, sollte kein Glaube nötig sein. Schließlich geht es im Grunde ja um die direkte Kenntnis der Wahrheit. Somit setzt die Religion lediglich das ernsthafte Verlangen voraus, zu wissen, zu sehen und zu erwachen. Das ist genug.

Leider macht die Religion in der Praxis reichlich Gebrauch vom Glauben, wenn es um Fragen geht wie: Woher kommen wir, was ist unsere Aufgabe hier, wohin gehen wir und so weiter. All das geschieht in dem verzweifelten Versuch, die Welt und das, was wir auf dieser Welt erleben, zu verstehen.

Joseph Campbell sagte, wir würden religiöse Erfahrungen verhindern, weil wir sie in Begriffe fassen.

Wenn die Religion auch weiterhin optimal funktionieren möchte, täte sie gut daran, sich ganz und gar vom Glauben zu lösen und aufzuhören, begriffliche Wirklichkeitsmodelle zu erschaffen, die sich unweigerlich als fehlerhaft herausstellen.

Diese Aufgabe fällt inzwischen eher in den Bereich der Wissenschaft, nicht der Religion.

Kurz gesagt, die Wissenschaft ist zum korrekten Umgang mit dem Glauben in der Lage, die Religion nicht. Die Wissenschaft gibt sich große Mühe, die Gültigkeit ihrer Glaubenssätze (die hier Hypothesen genannt werden) zu beweisen oder zu widerlegen. Sie prüft ihre Hypothesen, und wenn sie sich als falsch erweisen, werden sie verworfen oder neu formuliert und erneut geprüft. Anschließend werden die Tests viele Male von Dritten wiederholt. Das ist eine untadelige Methode, um die Wahrheit – das heißt, die relative, praktische Alltagswahrheit –

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zu ermitteln.

Über die höchste Wahrheit kann uns die Wissenschaft freilich rein gar nichts sagen. Die fällt zu Recht in den Zuständigkeitsbereich – und die Verantwortung – der Religion.

Mithilfe der wissenschaftlichen Methode können wir viele falsche Vorstellungen über die Beschaffenheit der relativen Welt – der Alltagswelt – ausräumen und darüber, wie die Dinge funktionieren und zusammenspielen. Sie verschafft uns allerdings kein direktes und unmittelbares Verständnis für das, was tatsächlich vor sich geht. Das ist Sache der Religion – allerdings nur, solange sie sich nicht mit dem Glauben zufrieden gibt.

Der Religion fehlt das Handwerkszeug, um Hypothesen zu prüfen und zu belegen. Das ist auch gar nicht ihre Aufgabe. Sie hat keine Verwendung für die wissenschaftliche Methode, weil sie Hypothesen weder braucht noch sich ihrer bedienen oder sich auf irgendwelche Überzeugungen stützen sollte.

Dessen ungeachtet setzen leider alle Religionen – auch der Buddhismus – auf den Glauben, weshalb jede unter einem anderen Banner, das nichts weiter als menschliche Verblendung und Torheit ist, eine andere Richtung einschlägt. Das führt dazu, dass die Religionen sowohl einander als auch die Wissenschaft bekämpfen. Mein Lehrer Dainin Katagiri Roshi pflegte zu sagen: »Die Menschen versammeln sich unter der schönen Flagge der Religion, um zu kämpfen.«

An dieser Situation trägt freilich nicht die Religion die Schuld, sondern unsere ständige Suche nach etwas, an das wir uns klammern können. Wir wollen sagen können: »Das ist es. So ist es. Das ist die Wahrheit – glaubt daran!«

Je mehr wir das tun, desto weiter haben wir uns von der Wahrheit entfernt, denn die Wahrheit – die höchste Wahrheit – ist nicht etwas, das wir glauben können. Das heißt, sie ist nichts, wovon wir uns irgendeine Vorstellung machen könnten.

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Irgendwann müssen wir uns mit der Tatsache anfreunden, dass es unser sehnlichster Herzenswunsch ist, zur Wahrheit zurückzukehren. In der Religion wird dieses Gefühl oft einfach, aber klar zum Ausdruck gebracht und als »reines Herz« oder

»reiner Geist«, der ohne besondere Absicht und Ziel ist, beschrieben. Wenn wir unseren viel beschäftigten Geist zur Ruhe bringen, können wir diese Reinheit des Herzens und des Geistes sofort spüren.

Nun sind wir es freilich gewohnt, unseren Blick auf etwas außerhalb von uns selbst zu richten, auf etwas »dort draußen« in der Welt – oder gar »dort draußen« jenseits der Welt – das uns retten wird. Etwas, das als Vermittler dient.

Das geschieht aus unserer Verwirrung und der Angst heraus, wir seien aus irgendwelchen Gründen der Wahrheit fern und es gebe von Anfang an eine natürliche Trennung zwischen uns und der Welt.

Doch die gibt es nicht. Wir Menschen müssen unbedingt zur Ruhe kommen und ebendas erkennen – und die Religion in ihrer reinsten Form kann uns dabei helfen.

Shunryu Suzuki schrieb in seinem ersten Buch Zen-Geist, Anfänger-Geist:

Ich habe entdeckt, dass es notwendig ist, absolut notwendig, an nichts zu glauben. Das heißt, wir haben an etwas zu glauben, das keine Form und Farbe hat – an etwas, das existiert, ehe alle Formen und Farben erscheinen. Dies ist sehr wichtig.

Oder wie es Huang-po, der chinesische Zenmeister aus dem neunten Jahrhundert, formulierte: »Die Dummen verwerfen, was sie sehen, nicht was sie denken. Die Klugen verwerfen, was sie denken, nicht was sie sehen.«

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Statt dem zu vertrauen, was wir glauben, denken, erklären, rechtfertigen oder anderweitig in unserem Geist erschaffen, können wir lernen, auf die unmittelbare, direkte Erfahrung zu vertrauen, die schon da ist, bevor Farben und Formen erscheinen. Dabei kann uns die Religion in ihrem ursprünglichsten Ausdruck helfen.

Glaube in seiner reinsten Form bedeutet, Vertrauen in die tatsächliche Erfahrung zu haben, bevor wir irgendetwas daraus machen – bevor Ansichten, Gedanken, Zeichen, Erklärungen, Begründungen und andere geistige Gebilde Gestalt annehmen.

Die Religion hält eine solch gesunde Einstellung, ein solch starkes Mitgefühl und eine solch große Weisheit für uns bereit.

Eine gesunde Einstellung, Mitgefühl und Weisheit rühren allesamt daher, dass wir einfach lernen, darauf zu vertrauen, dass sich die Wahrheit direkt vor unserer Nase befindet. Einen Vermittler gibt es nicht. Weder ein Lehrer noch eine Institution, noch irgendein Glaubenssystem kann uns die Wahrheit schenken. Wir finden sie auch in keinem Buch.

Eigentlich kann überhaupt nichts und niemand sie uns geben.

Das ist auch gar nicht nötig. Wir kennen sie bereits. Wir sind untrennbar mit ihr verbunden. Wir müssen sie nur sehen.

Ob wir nun religiös sind oder nicht, wenn wir uns an feste Überzeugungen klammern und uns damit identifizieren, wenn wir uns verschließen und von anderen abschotten, schaffen wir uns auf diese und andere Weise unsere dringlichsten und größten Probleme selbst.

Jeder von uns ist menschlich. Jeder von uns hat den Wunsch zu erwachen, auch wenn sich nicht jeder dessen bewusst ist. Die Grundbedingungen des Menschseins bewegen uns alle.

Wir müssen uns lediglich klar darüber werden, was wir direkt sehen, bevor wir es irgendwie deuten – und ohne an Gedanken oder Dingen festzuhalten. Dann erkennen wir die Wahrheit. Mit Glauben hat das nichts zu tun.

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5. Geistiger Juckreiz

enn wir im dualistischen Denken verstrickt sind, sagen wir uns oft: »Ich bin verblendet, deshalb möchte ich erleuchtet werden«, und merken dabei nicht, dass wir bereits erleuchtet sind.

W

Wir sitzen hier und glauben, dort drüben gäbe es etwas anderes, etwas Besseres – etwas, das wir bekommen, uns verschaffen, erreichen müssten. Dann fangen wir an zu meditieren, in dem Glauben, die Meditation würde uns irgendwie die Erleuchtung bringen.

Wir denken das – ja, wir glauben es mit Inbrunst –, obwohl uns anhand von diversen Beispielen und Geschichten immer wieder gezeigt wird, dass die Wirklichkeit nicht so funktioniert.

Wir hören von Baso, der meditierte, um ein Buddha zu werden, bis sein Lehrer begann, einen Ziegel zu polieren, um, wie er sagte, »einen Spiegel daraus zu machen«. Baso verstand:

Man kann einen Ziegel so lange polieren, wie man will. Es wird niemals ein Spiegel daraus werden. Ebenso wenig kann uns das Meditieren in einen Buddha verwandeln. Wie könnte es auch?

Wir sind bereits ein Buddha – das heißt untrennbar mit der Wirklichkeit und der Wahrheit verbunden. Und doch ignorieren wir das und benehmen uns weiter, als fehle uns etwas.

In Zen-Geist, Anfänger-Geist erklärt uns Suzuki Roshi, bei der Zenpraxis gehe es nicht darum, etwas zu erreichen. Falls doch, sei es nicht Zen. Wir bekommen das immer und immer und immer wieder zu hören. Jahrelang. Ein echter Lehrer verpasst uns die volle Dosis.

Und doch merzen wir diese grundlegende Verblendung unseres Geistes nicht aus. Wir schwelgen darin, erfreuen uns daran. Wir hoffen weiter darauf, dass es uns irgendwie gelingen

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wird, den richtigen spirituellen Schalter umzulegen, und dass die Erleuchtung uns dann endlich durchfluten wird.

Sind wir in der Lage, diesen kleinen, in unseren Köpfen herumgeisternden Gedanken mit schlichter, einfacher Ehrlich- keit zu betrachten? Denn das müssen wir. Wir müssen uns diese Aufgabe zu Herzen nehmen. Wir müssen sie ernst nehmen.

Wenn wir uns erst einmal eingestanden haben, dass wir diesen Gedanken hegen, was tun wir dann dagegen? Vertreiben wir ihn? Tun wir so, als gäbe es ihn nicht? »Ich mache das wirklich nicht, weil ich erleuchtet werden will. Ich mache das einfach so.

Ich habe ganz sicher keinerlei Hintergedanken dabei.« Aber wenn der Gedanke da ist, müssen wir ihn uns eingestehen. Es bringt nichts, ihn zu leugnen oder zu bekämpfen oder zu denken:

»Ich sollte nicht so sein.« Warum sollten wir nicht so sein? Es ist völlig normal für uns, so zu sein. Das ist nichts, wofür man sich schämen müsste. Wenn wir anfangen, auf uns herumzu- hacken, weil wir uns nach der Erleuchtung sehnen, schüren wir dieses Verlangen nur weiter und werden immer wieder das gleiche Problem heraufbeschwören – in der einen oder anderen Form.

Im Grunde müssen wir uns lediglich bewusst machen, womit wir uns gerade beschäftigen. Dann, und nur dann, können wir allmählich erkennen, dass wir erst frei sein werden, wenn wir uns weder an den Wunsch nach Erleuchtung noch an das Verlangen klammern, den Wunsch nach Erleuchtung zu überwinden.

Das muss uns absolut klar sein. Erst wenn wir diese Erkenntnis verinnerlicht haben, hört der Gedanke an die Erleuchtung von ganz alleine auf, in unserem Kopf herumzugeistern. Von da an üben wir wirklich Zen.

Wir müssen unseren Geist, der sich ständig an etwas klammern will, durchschauen. Zen bedeutet keinesfalls, dass man etwas in seinen Geist aufnimmt oder daraus entfernt oder

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dass man leugnet, wie er beschaffen ist. Das funktioniert nicht, denn es hat nichts mit der Wirklichkeit zu tun. Wenn unser Geist sich in diesem Augenblick an etwas klammert, dann ist das unser Geist. So ist er eben. Es hat keinen Zweck, so zu tun, als sei es nicht so. Seien wir ehrlich.

Man kann die Sache auch anders erklären:

Glaubst du wirklich, es gäbe etwas, das man in den Geist aufnehmen oder daraus entfernen könnte, um das heftige Verlangen im Herzen zu stillen? »Ich will wach sein.«

»Ich wünsche mir Freiheit und Seelenfrieden.« Es ist wie ein geistiger Juckreiz, und wir haben keine Hand frei, um uns zu kratzen.

Glaubst du wirklich, dass es »dort draußen« etwas gibt – die Erleuchtung, das Nirvana, eine besondere Erkenntnis –, das dich befriedigen könnte? Hast du je etwas gefunden, das den existenziellen Juckreiz deines Geistes wirklich stillen konnte?

So etwas gab es nie und wird es nie geben. Mag sein, dass der Juckreiz einen Augenblick lang nachlässt, doch selbst dann solltest du nicht vergessen, dass es »dort draußen« immer wieder etwas Neues geben wird. Solange du dich abgrenzt, wird es immer etwas geben, was du haben oder loswerden musst. Der Vorrat an diesen Dingen ist unerschöpflich. Und die Erleuchtung wird lediglich zu einem weiteren Verlangen, einem weiteren Juckreiz, den wir zu stillen versuchen.

Das, wonach wir wirklich suchen, hat keine Gestalt, ist aber auch nicht formlos. Wir können es nicht erfassen oder erreichen oder festhalten oder in Begriffe packen oder auch nur beschreiben.

Was können wir also tun?

Wir können unsere Lage verstehen. Wir können erkennen, dass sich unser Leben nicht von der Wirklichkeit – vom Leben der Welt in ihrer Gesamtheit, vom Leben der anderen – trennen lässt. Mit anderen Worten, dass es nichts zu erreichen gibt.

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In der Praxis bedeutet das zu erkennen, dass unser Geist sich anklammern will – und dieses Anklammern allein durch die Erkenntnis auszumerzen –, während wir unser Leben Tag für Tag leben. Wir können unmittelbar erkennen, dass der Schmerz und die Verwirrung, von der wir uns befreien wollen, von unserem ruhelosen, begehrlichen Geist selbst verursacht werden, der ständig fragt: »Was habe ich davon?« und »Was ist das Beste für mich?«

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6. Winterlich gestimmt

n der Geschichte vom »Zauberlehrling« muss der Lehrling viele der im Haushalt anfallenden Arbeiten verrichten. Doch für diese niederen Tätigkeiten hat er nicht viel übrig. Ihn verlangt es nach Macht. Er möchte sich ebenso wenig wie sein Meister um den banalen Alltagskram kümmern müssen.

I

Er hat auch schon ein paar Tricks von ihm gelernt und beschließt, sich damit die Arbeit zu erleichtern. Er kennt einen Spruch, mit dem er den Besen verzaubern und ihm befehlen kann, ihm zu Diensten zu sein und beispielsweise Wasser fürs Bad aus dem Fluss zu schöpfen.

Leider fehlt es dem Zauberlehrling noch an Wissen für den Umgang mit einer solchen Macht. Es vermag zwar dafür zu sorgen, dass dem Besen Hände wachsen, er den Eimer ergreift und Wasser schleppt. Doch als er ihm den Befehl zum Aufhören geben will, fallen ihm die richtigen Worte nicht ein. Bald läuft das Becken über, aber der Besen gießt immer noch mehr Wasser hinein.

Der Zauberlehrling fleht den Besen an aufzuhören, doch dieser kann nicht einfach aufhören. Er muss den richtigen Befehl bekommen. Der Lehrling hat eine Macht entfesselt und weiß nun nicht, wie er ihr Einhalt gebieten soll.

In seiner Verzweiflung greift er zum Beil, geht auf den Besen los und spaltet ihn in zwei Teile. Einen kurzen Augenblick lang hat er Ruhe. Die Besenteile fallen zu Boden. Doch bald wachsen beiden Teilen die fehlenden Hälften nach, und aus jedem Besenstück wird ein ganzer Besen mit zwei Händen. Nun schnappt sich jeder einen Eimer, und sie schöpfen weiter Wasser, das allmählich alles überschwemmt.

Das ist eine beklemmende Geschichte, aber sie ist uns in

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mancherlei Hinsicht vertraut. Wenn wir einen bestimmten Weg eingeschlagen haben, entdecken wir oft, dass wir nicht mehr stehen bleiben oder uns in Sicherheit bringen können. Wir besitzen zu viel Macht – mehr als wir beherrschen können. Wir wollen sie nutzen, haben aber nicht einmal uns selbst unter Kontrolle. Wir sind zu impulsiv. Wir handeln, bevor wir sehen.

Nehmen wir zum Beispiel die Nanotechnologie, mit der wir Werkzeuge im Nanometer-Bereich herstellen können – so winzig wie Moleküle. Gerade lernen wir, mikroskopisch kleine Maschinen und Roboter zu bauen, und einige davon werden in der Lage sein, sich selbst zu vermehren. Vielleicht gelingt es uns sogar, diese kleinen Maschinen dazu zu bringen, allerhand praktische Dinge für uns zu erledigen. Vielleicht merken wir aber auch, dass wir unserer Schöpfung irgendwann Einhalt gebieten müssen – und stellen fest, dass das unmöglich ist.

Stellen wir uns Milliarden winziger Maschinen vor, die in der Lage sind, sich mithilfe natürlich vorhandener Rohstoffe selbst zu vermehren. Wie könnten wir die Kontrolle über sie behalten, wenn sie uns entwischen würden – und noch dazu in der Lage wären, sich selbst zu verändern? Sie könnten sich zu einer Art Viren entwickeln. Nur dass es keine Antikörper gibt, um sie zu stoppen. Bill Joy, der Chefforscher von Sun Microsystems, erschrak, als ihm klar wurde, dass diese Technologie bald Wirklichkeit sein könnte und dann unter Umständen nicht nur den Wissenschaftlern in den Bell Laboratorien, sondern jedem Heimcomputerbesitzer zugänglich wäre.

Geschichten wie »Der Zauberlehrling« und Bill Joys albtraumhafte Prognose sind archetypisch. Sie entspringen dem Misstrauen, das wir unserem Wunsch nach Kontrolle und unserer begrenzten Fähigkeit, die eigenen Impulse zu beherrschen, entgegenbringen. Dieses Misstrauen bildet den Kern dieser Geschichten, ebenso wie der von Faust, von Frankenstein und von Dr. Jekyll & Mr. Hyde.

Auch die Zen-Literatur kennt eine solche Geschichte. Darin

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entdeckt ein Mann auf dem Jahrmarkt einen Dämon, der zum Verkauf steht – noch dazu sehr günstig. »Was kann er denn?«, erkundigt er sich. »Dieser Dämon tut alles für Sie«, erklärt ihm der Händler. »Sie müssen ihm nur sagen, was er tun soll, und schon ist es getan. Er wäscht Ihre Wäsche, kocht, geht Einkaufen. Er macht die gesamte Hausarbeit. Sie müssen nur darauf achten, dass er stets beschäftigt ist.«

Der Mann denkt nur an die unmittelbar bevorstehenden Aufgaben und hält den Dämon für ein Schnäppchen. Er kauft ihn und nimmt ihn mit nach Hause.

Anfangs klappt alles wunderbar. Wie versprochen, macht sich der Dämon sofort an die Arbeit. Er tut, was der Mann ihm befiehlt. Er repariert das Dach, kocht und kümmert sich um den Garten. Natürlich muss sich der Mann immer neue Aufgaben für den Dämon ausdenken, doch das scheint machbar – bis er eines Tages für seine Geschäfte kurz aus dem Haus muss. Als er wenig später zurückkehrt, brät der Dämon das Nachbarskind am Spieß.

In unserer Dummheit glauben wir, wir könnten uns die Herrschaft über Dinge aneignen, die zu meistern uns nicht ansteht.

Jeder von uns sucht nach Möglichkeiten, sich das Leben leichter zu machen. Wir denken: »Wäre es nicht großartig, wenn ich dies schaffen oder jenes tun oder dies oder jenes vermeiden könnte?« Dabei denken wir nicht an die weit reichenden Konsequenzen unseres Handelns. Wir sehen die Dinge nur in Bezug auf uns selbst und verschwenden selten einen Gedanken an das, was über unsere unmittelbare Situation hinausgeht.

Die Krux bei diesen Geschichten – und unser Grundproblem – ist, dass wir allzu sehr darum bemüht sind, uns das Leben angenehm zu machen und uns zu schützen. In dem Bemühen um Sicherheit verunsichern wir uns selbst. Je mehr wir nach Wissen streben, desto mehr verwickeln und verwirren wir uns. Und je

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mehr wir nach Macht streben, desto stärker untergraben wir unsere Fähigkeit, weise mit ihr umzugehen. Immer wenn das Ego uns antreibt, erreichen wir das Gegenteil von dem, was wir möchten.

Die Frage ist: Kann unser Geist überhaupt anders?

Sehen wir uns den Geist eines Mannes namens Han-shan an.

Er lebte in China zur Zeit der T’ang-Dynastie und ist eine beliebte Figur der Zen-Literatur. Auf Chinesisch bedeutet sein Name »Kalter Berg«. Wie es der Brauch ist, wurde er nach dem Ort benannt, an dem er lebte, dem T’ien T’ai-Gebirge in China.

Er lebte unweit des Kuo-ch’ing-Klosters, dem er häufig einen Besuch abstattete.

Han-shan und Shih-te, der Küchengehilfe des Klosters, wurden gute Freunde. (Shih-te wird meist mit einem Besen in der Hand dargestellt. Offensichtlich hatte er aber im Gegensatz zum Zauberlehrling nicht den Wunsch, dass der Besen seine Arbeit erledigen sollte.) Han-shan und Shih-te werden oft als zwei Zen-Narren bezeichnet, auf Abbildungen lachen sie und erfreuen sich an den einfachsten Dingen, zum Beispiel einem fallenden Blatt.

Han-shan war ein Freigeist. Was die Leute von ihm dachten, war ihm gleich. Viele hielten ihn für einen Narren, weil er schmutzig, zerzaust und arm war. Doch all das störte ihn nicht.

Obgleich Han-shan kein Mönch war, behauptete der Abt, er besäße mehr Weisheit als die meisten Mönche, die in seinem Kloster ausgebildet würden.

Manchmal, wenn er Kuo-ch’ing verließ, um zum kalten Berg zurückzukehren, liefen ihm ein paar Mönche nach und machten sich über ihn und sein närrisches Gebaren lustig. Doch Han-shan lachte einfach mit ihnen und ging seines Weges.

Er schrieb auch Gedichte und hängte sie an Bäume, Felsen und Wände. Zum Glück hat irgendwann einmal irgendjemand einige davon gesammelt – alles in allem etwa 300 Stück. Sie zeigen

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einen Geist, der sich gewaltig von dem ego-getriebenen Denken unterscheidet, das uns so vertraut ist.

Han-shan schrieb:

Die Menschen fragen nach dem Han-shan-WEG.

Han-shan? Kein Pfad führt euch dorthin.

Hier schmilzt das Eis auch spät im Sommer nicht.

Im Nebel steigt die Sonne blass wie der Mond.

Und ich, wie ist es mir gelungen?

Mein Sinn ist nicht dem euren gleich – Wenn euer Sinn wie meiner wäre, Dann führte er auch euch hierher.

Wenn ich jemandem begegne, sage ich nur:

»Geht zum Han-shan.«

Wenn die Menschen zum ersten Mal mit Zen in Berührung kommen, sind sie oft von Han-shan fasziniert. Sie möchten wissen, wie sie zum Han-shan kommen. Sie fragen: »Wie kann ich werden wie er? Wie kann mein Geist so frei werden wie der seine?«

Doch wie Han-shan sagte: »Kein Pfad führt euch dorthin.«

Einen solchen Pfad kann es gar nicht geben. Es führt kein Weg nach hier.

Wenn wir diese Frage stellen, wissen wir eigentlich gar nicht, worum wir bitten. Wir glauben, wir bäten um Freiheit, doch das, worum wir wirklich bitten, befindet sich außerhalb von uns – ist etwas, das wir ergreifen können, das wir kontrollieren und dazu benutzen können, uns das Leben angenehm zu machen. Und wir glauben, Han-shan – oder Zen – gäbe uns einen Wegweiser an die Hand, der uns dorthin führt.

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Han-shan spielte dieses Spielchen nicht. Das musste er nicht.

Und du musst es auch nicht. Du bist bereits hier. Wir sind immer hier. Genau genommen ist es unmöglich fortzugehen.

Wir glauben, wir müssten dieses bekommen, um jenes loszuwerden. Wir glauben, wir könnten Macht über dieses haben und jenes kontrollieren. Vor allem aber glauben wir, dass der Geist Han-shans für Menschen wie uns unerreichbar ist.

Doch da liegen wir völlig falsch.

Betrachten wir Wallace Stevens, einen Dichter des 20.

Jahrhunderts, der in seinem Gedicht »Der Mann im Schnee« auf eine solche Geisteshaltung anspielt:

Man muss winterlich gestimmt sein, Um den Frost und die Zweige

Der schneeverkrusteten Fichten zu betrachten;

Und lange kalt gewesen sein,

Um den eisgeschuppten Wacholder Und die Tannen, die grob in der fernen

Januarsonne glitzern, zu betrachten; und nicht An das Elend im Laut des Windes zu denken, Im Laut von wenigen Blättern,

Das der Laut des vom gleichen Wind Überwehten Landes ist,

Der an dem gleichen kahlen Ort

Für das Ohr dessen bläst, der in den Schnee lauscht, Und selber nichts, nichts sieht,

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Was nicht da ist, und das Nichtsein, das ist.

Wallace Stevens war ebenso wenig Mönch wie Han-shan (er war sogar ein reicher Geschäftsmann) und wusste doch um diesen Ganzheitsgeist – den Geist, der alles einschließt.

Im Zen geht es darum, diesen Geist zu erfahren, der nur hier gefunden und zum Ausdruck gebracht werden kann.

An diesen Ort führt kein Weg. Wir sind bereits hier. Jeder von uns. Im Winter müssen wir winterlich gestimmt sein – ja, wir müssen der Winter sein –, um hier zu sein. Das heißt, wir dürfen weder an den Frühling denken noch uns nach dem Sommer sehnen, nach etwas, dass es im Hier und Jetzt nicht gibt. Dieser Geist sehnt sich nicht danach, woanders zu sein.

Und im Sommer müssen wir sommerlich gestimmt sein.

Ein anderswo gibt es nicht. Wir sind immer hier.

Wir müssen die Welt nicht kontrollieren. Wir müssen uns nicht gegen sie zur Wehr setzen. Wir müssen nichts beschützen.

Wir müssen lediglich hier sein – ganz und gar und frei – und auf die tatsächliche Situation reagieren.

Wenn wir wahrlich hier wären, sähen wir nichts, das nicht hier wäre. Wir fielen nicht auf die Illusion vom Selbst und all das Tamtam herein, das um sein Wohlbefinden und seinen Schutz gemacht wird.

Die Wahrheit kann nichts und nirgendwo sonst sein. Es kann keine Modelle von ihr geben. Sie lässt sich weder schematisch darstellen noch niederschreiben. Man kann sie nicht wie einen Besitz im Geiste festhalten. Wie gütig von Han-shan, uns auf all das aufmerksam zu machen.

Es gibt nur das: genau hier, genau jetzt. Deshalb sagte Han- shan: »Wenn euer Sinn wie meiner wäre, dann führte er auch euch hierher.« Hier zu sein bedeutet geistige Gesundheit, frei zu sein von Angst, Sorge, Kampf, Streben, dem drängenden

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Wunsch nach Kontrolle und dem ständigen Sehnen danach, Sicherheit zu finden und dem Schmerz zu entfliehen.

Wenn Han-shan schreibt: »Wenn ich jemandem begegne, sage ich nur: ›Geht zum Han-shan‹«, lädt er uns alle ein, einfach hier zu sein, zu erwachen und unseren verrückten Geist und unser Herz, das alles fassen möchte, zu erkennen.

Das bedeutet es, am Han-shan zu sein.

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7. Kein Geheimnis

as Leben hat nichts Geheimnisvolles an sich, auch wenn wir immer etwas Geheimnisvolles dahinter vermuten.

Geheimnisse sind Schöpfungen, Produkte unseres Geistes.

D

Die Art und Weise, wie wir Geheimnisse erschaffen, hat große Ähnlichkeit mit den Vorstellungen, die wir uns von Gott oder der Wahrheit oder der Wirklichkeit oder Buddha oder der Tugendhaftigkeit – von eigentlich allem – machen. Und wir machen sie uns, ohne uns dessen bewusst zu sein.

Geheimnisse entstehen immer dann, wenn wir geistige Gebilde erschaffen. Zum Beispiel schreiben wir der Vorstellung, die wir uns von Gott gemacht haben, alle möglichen Eigenschaften zu.

»Gott ist gut.«

»Gott hat einen Plan.«

»Gott hat etwas mit mir vor.«

»Gott ist männlich oder weiblich.«

Dabei gelangen wir früher oder später an einen Punkt, an dem wir Gott zu einem Rätsel erklären müssen. »Die Wege des Herrn sind unergründlich.«

Möglicherweise haben wir auch unsere Vorstellungen von gut und böse, von Himmel und Hölle, von Engeln und Teufeln. Und sie alle sind in den Mantel des Geheimnisses gehüllt, schlicht und einfach deshalb, weil wir sie in Begriffe gefasst haben. Wir haben sie uns ausgedacht.

In William Shakespeares Drama Der Sturm gibt es eine wunderschöne und oft zitierte Zeile: »Wir sind vom Stoff, aus dem die Träume sind; und unser kleines Leben beginnt und schließt mit Schlaf.« In dieser Zeile spricht Shakespeare zu uns, wie der Erwachte es wohl täte. In der buddhistischen Literatur finden wir häufig ähnliche Anspielungen auf die Erkenntnis,

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dass das Leben wie ein Traum, wie eine Fantasievorstellung ist.

Die Erwachten sehen das. Eben deshalb werden sie als Erwachte bezeichnet, weil die Erleuchtung ist, als erwache man aus einem Traum. Die Alltagswirklichkeit ist wie ein Traum, doch dessen sind wir uns nicht bewusst. Wir sehen nicht, dass wir uns diese Wirklichkeit selbst gebastelt haben – dass sie eine reine Erfindung unseres Geistes ist.

Wenn wir aus einem Traum erwachen, hallt die Erfahrung, die uns nur wenige Augenblicke zuvor so lebendig erschienen war, noch in uns nach – die Farben, Geräusche, Gerüche und Gefühle. Doch der Nachhall schwindet schnell. Wir sagen:

»Es war nur ein Traum.«

Nur ein Traum … und was nun? Nun »bin ich wach. Dies ist die Wirklichkeit. Hier bin ich.« Für den Erwachten ist auch das ein Traum, eine Schöpfung unseres Geistes. Es ist nicht das volle Bewusstsein.

Wir wissen gar nicht, was vor sich geht. Wir verstehen nicht, worum es im menschlichen Leben geht. Wir verstehen die

»große Frage« nicht. Wir sind uns noch nicht einmal sicher, wie sie lautet.

Was ist der Sinn des Lebens? Woher komme ich? Wohin gehe ich? Warum ist »etwas« das Gegenteil von »nichts«?

Wenn wir über diese Fragen nachdenken, kann uns die Welt in der Tat geheimnisvoll und traumähnlich vorkommen.

Wir müssen uns einfach nur umsehen, dann merken wir, dass wir überall von demselben Geheimnis, derselben Unwirklichkeit umgeben sind. Im Umkreis von fünf bis zehn Metern erscheint zwar alles deutlich – hell und klar. Doch sobald sich unser Blick weiter vorwagt, verlieren die Dinge allmählich ihre Konturen.

Wenn wir ganz weit in die Ferne blicken, sehen wir überhaupt nichts mehr. Wir wissen nichts vom menschlichen Leben;

offenbar wissen wir überhaupt nichts.

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Wenn wir in die eigene Vergangenheit blicken, passiert dasselbe: Das Leben verblasst und verschwimmt. Mag sein, dass unsere Erinnerungen lebendig sind, doch es sind Erinnerungen an eine Welt, die es in diesem Augenblick nicht mehr gibt.

Nicht anders verhält es sich mit der Zukunft. Wir können spekulieren und überlegen, träumen und auf etwas warten, uns ängstigen und fürchten, und dennoch bleibt uns die Zukunft ein Rätsel.

Offenbar sind wir sowohl zeitlich als auch räumlich ganz und gar von Dunkelheit umgeben, und das nicht nur bildlich gesprochen, sondern im wahrsten Sinne des Wortes, als wenn wir zum Nachthimmel aufblicken und es uns scheint, als hülle die Finsternis uns ein.

Da sind wir nun und leben dieses Leben, das wie ein Traum ist. Sobald wir aus dem Lichtkegel unserer unmittelbaren Tätigkeiten – unserer unmittelbaren Umgebung, dessen, was uns gerade beschäftigt – heraustreten, wird es verschwommen und dunkel.

Der wache Mensch erfährt die Wirklichkeit völlig anders.

Geheimnisse verbergen sich lediglich in den Details dessen, was uns gerade beschäftigt: Wir sind uns nicht sicher, warum der Computer nicht funktioniert oder woher das Klopfen in der Garage kommt oder was mit dem Buch geschehen ist, das wir suchen – es stand doch immer in diesem Regal, an dieser Stelle.

Diese kleinen Bruchstücke der Dunkelheit sind niemals weit.

Doch für den Erwachten ist diese Dunkelheit – und sind auch wir selbst – von Licht umgeben. Es gibt nichts Geheimnisvolles.

Die Wirklichkeit ist klar, deutlich und (metaphorisch gesprochen) hell erleuchtet.

Das entdecken wir, wenn wir uns aufmerksam auf unsere tatsächliche Erfahrung konzentrieren. Solange wir uns an nichts klammern, gibt es kein großes Geheimnis.

Der Buddha sprach: »Jeder von euch sei sich selbst ein Licht.

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Sucht eure Rettung nicht in einer äußeren Zuflucht.«

Warum? Weil es eine solche Zuflucht nicht gibt. Sie ist auch nicht nötig. Denn das, wonach wir streben und was uns erhalten und helfen soll, ist lediglich ein Produkt unserer eigenen Fantasie. Es wird uns letzten Endes nur behindern und das Gefühl von Verwundbarkeit aufrechterhalten.

Viel besser ist es, wenn wir die Situation, in der wir uns befinden, einfach betrachten und unmittelbar sehen, was vor sich geht. Wenn wir uns ehrlich und ernsthaft darum bemühen, werden wir feststellen, dass wir bereits geborgen, vollkommen und ganz sind und alles haben, was wir tatsächlich brauchen.

Wenn wir glauben, ein kleines Selbst zu sein, haben wir uns in unserem eigenen Denken verheddert, ohne uns dessen bewusst zu sein. All das ist lediglich ein Gebilde unseres Geistes, das aus dem tiefen Verlangen entsteht, diese Vorstellung, die wir als

»Ich« bezeichnen, zu beschützen. Wir erkennen nicht, welch großes Unbehagen wir uns dadurch bereiten, dass wir unsere Erfahrung auf diese Weise deuten. Wir versuchen nur noch, dieses kleine Selbst vor dem großen Geheimnis zu beschützen, das wir um es herum erschaffen haben, und es zufrieden zu stellen. Offenbar fällt uns nur selten auf, dass diese Zufriedenheit niemals anhält.

Ein Gedicht von Jacques Prévert fasst diese grundlegende Verwirrung recht schön zusammen. Darin heißt es:

Ich bin, wie ich bin.

Was kann ich dafür?

Mehr ist nicht drin.

Was wollt ihr von mir?

»Was kann ich dafür?« Wofür? Nichts bleibt, wie es ist. Das können wir sehen.

»Was wollt ihr von mir?« Was von uns erwartet wird (und was

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wir selbst von uns erwarten sollten, wenn wir lieber glücklich als von diesem imaginären Selbst geplagt sein wollen, dem wir glauben Freude bereiten und Schutz geben zu müssen), ist, ein Buddha – also wach – zu sein.

Und was ist ein Buddha? Die Wirklichkeit. Die volle Wirklichkeit. Das Ganze. Nichts Besonderes.

Also leben wir doch lieber, als wüssten wir, was wahr ist – als wüssten wir, dass es keine Trennung, keinen Unterschied zwischen uns und der Wirklichkeit gibt!

Denn dann verliert das Leben sein Geheimnis. Das entsteht nur dadurch, dass wir uns abschotten, die Welt in dieses und jenes aufteilen, uns selbst von allem anderen abgrenzen.

Wirklichkeit ist kein Gedanke. Wirklichkeit findet nicht im Kopf statt. Wirklichkeit ist nichts, was du dir vorstellen kannst.

Wirklichkeit ist unmittelbares Erleben.

Wirklichkeit ist, was ist. Wahrheit ist, was ist. Die eigentliche Frage lautet: Was bist du?

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