Zeitung des Kiezbündnisses Klausenerplatz e.V.
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Liebe Leserinnen, liebe Leser,
als wir im Frühjahr 2001 mit der Herausgabe des KiezBlatts begannen, sind wir in den ersten elf Heften zunächst alle Straßen im Kiez abgegan- gen und haben die Geschäfte und Lokale vorge- stellt.
Begonnen hatten wir mit dem Klausenerplatz.
Dies wollen wir nach nunmehr 15 Jahren wieder- holen und schauen, welche Geschäfte es immer noch gibt und wo sich welche Änderungen erge- ben haben.
Hier sind vergleichsweise viele Geschäfte und Lokale in ihrer ursprünglichen Form erhalten ge- blieben, was ein gutes Zeichen für den Standort ist.
Auch beginnen wir im vorliegenden Heft mit zwei neuen Reihen, mit denen wir Ihnen die an- sonsten etwas vernachlässigten Bildenden Künst- ler im Kiez näher bringen möchten. So werden wir alle Ateliers und Galerien im Kiez vorstellen und beginnen in diesem Heft mit der „Atelier Plus Ga- lerie“ in der Knobelsdorffstraße. Und mit dem Ab- druck eines Gemäldes der Nehringstraße startet eine lose Serie, in der wir Ihnen die Werke von Ma- lern und Zeichnern aus unserem Kiez vorstellen.
Das Thema Umwelt und Klimaschutz beschäf- tigt uns ja schon seit einigen Jahren. Der „Öko- Kiez“ kommt zwar langsam, aber doch stetig vo- ran. In diesem Heft stellen wir Ihnen das neue Projekt „Urban Gardening“ vor, das in diesem Jahr startet und mehr Grün in unser Wohngebiet bringen wird. Auch die Verbreitung der E-Mobi- lität im Kiez wird mit der in Aussicht gestellten Umrüstung der Flotte des Pflegedienstes Gadow- Gehrke und der Installation von zwei Ladestati- onen einen Schritt voran kommen.
Historische Beiträge dürfen auch in diese Kiez- Blatt nicht fehlen. So hat unser Gastautor Jörg Ci- chon in seinen Erinnerungen nachgeforscht und seine Gedanken zum Klausenerplatz in seiner Kindheit zu Papier gebracht. Harald Marpe stellt mit der Nehringstr. 21/22 ein weiteres historisch bedeutsames Haus im Kiez vor. Und wer wußte schon, daß Herbert Wehner während der Weima- rer Republik in Charlottenburg eine Zeitlang Un- termieter von Erich Mühsam war?
Wie gewohnt runden Gewerbe- und Kieznoti- zen das Sommerheft ab. Wir sind sicher, daß Sie in der hoffentlich warmen Jahreszeit etwas Zeit zum Lesen finden werden und wünschen Ihnen dabei wie immer viel Vergnügen!
Ihre KiezBlatt-Redaktion
Inhalt
Seite 2
Liebe Leserinnen, liebe Leser Seite 3
Geschäfte und Lokale am Klausenerplatz Seite 5
Der Klausenerplatz früher Seite 6
Klausenerplatz-Erinnerungen Seite 7
„Urban Gardening“ – unser Kiez soll schöner werden!
Seite 8 Ausflug mit Flüchtlingskindern Seite 9
Umfrage
Rechte Vorfälle im Bezirk Seite 10
Charlottenburg-Modelle Seite 11
Wir begrüßen im Kiez ...
Wir gratulieren...
Gewerbenotizen Seite 12
Mein Lieblingsladen Seite 13
Ateliers und Galerien im Kiez (1)
Seite 14
Buchtipp des Quartals Stadtteilzeitungen Seite 15
Krach und Treuebruch Seite 16
110 Jahre Kaiserdamm Historische
Häuser im Kiez (4) Seite 17
Erinnerungen an Rosemarie Seite 18
Kiezgesichter Das Ziel ist der Weg Seite 19
Kieznotizen Seite 21
Der „Willkommensbus“ ist da Seite 22
Bildende Kiez-Kunst Seite 23
Vermischtes Seite 24
Das Kiezbündnis informiert Die nächsten Termine Impressum
Die Fotos von der Pflanzaktion am 23. April stellten
Danckelmannstr. 9d 14059 Berlin Tel. 030/32 60 25 80 Fax 030/32 60 25 82 www.steuer-dm.de
Geschäftsräume zog nach Umbau Sevim Ürgün mit ihrem Friseursalon Sevim ein.
Wir passieren die St.Kamillus-Kirche mit- samt der katholischen Kita und dem Cari- tas-Altenpflegeheim und finden in Hausnr. 14 das asiatische Restaurant Asia-Sushi Time.
2001 gab es hier das Edellokal Trio, wo u.a. der damalige Bausenator Strieder gerne zu Gast war. Nach dem Unfalltod eines der beiden Be- sitzer wurde das Lokal aufgegeben und beher- bergt seither unter verschiedenen Namen asia- tische Gaststätten.
Im nächsten Haus finden wir mit Tee-o-d’or wieder einen Dauerbrenner, denn Armin Wieg- ner ist dort schon seit 25 Jahren ansäßig. Erst im April beging er dieses Jubiläum zusammen mit seiner großen Stammkundschaft, die kei- neswegs nur im Kiez zu Hause ist.
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ir beginnen unseren Rundgang am Span- dauer Damm. Im Haus Nr. 4 hat wie vor 15 Jahren das Papiergeschäft seinen Sitz. Chri- stina und Maghsoud Fallahi führen ihr Ge- schäft für Bürobedarf schon seit 31 Jahren und haben sich in all den Jahren einen treuen Kun- denstamm zugelegt.Im gleichen Haus befindet sich ebenfalls seit Urzeiten (seit 1986) die Taverna Karagio- sis. Hier wechselte 2011 der Besitz vom Grün- der Issa Borschel zum ehemaligen Angestell- ten Sohrab Assasaliyan, aber es gab keine Än- derungen an der bewährten Ausrichtung des griechischen Lokals.
Ein Haus weiter, in Nr. 5, finden wir nach wie vor das Café Reet. Auch hier hat sich außer einem Wechsel der Besitzerinnen, von Ann Lee Dörtrechter zu Magdaleni Kazantidou, nichts Wesentliches geändert.
Im Haus Nr. 6 ist wie vor 15 Jahren eine Weinhandlung beheimatet. Früher hieß sie nach den beiden Eigentümern Elping&Gün- ther, nach Übernahme im Jahr 2005 durch den vormaligen Angestellten Alexander Jeschke trägt das Geschäft den Namen Vinum.
An der Ecke zur Neufertstraße ist nach wie vor der Friseursalon Kubail ansässig. Frau Key Kubail erledigt neben Friseurarbeiten nun auch Kosmetik und Fußpflege ihrer Kundinnen.
Haus Nr. 7 ist Sitz des Geschäfts für Haus- haltswaren & Geschenke von Frau Bärbel Lö- ser, der Laden wird von älteren Kiezanwoh- nern nach wie vor „Rudis Resterampe“ ge- nannt, denn der hatte hier früher eine Filiale.
Dem Vernehmen nach gibt Frau Löser ihr Ge- schäft aber in diesem Jahr an einen neuen Be- sitzer ab.
Nebenan diente der kleine Laden in Hausnr.
9 links vom Hauseingang im Jahr 2001 noch als Büro des Taxibetriebes von Hagen Müller, der auch die Kfz-Reparaturwerkstatt am „Nas- sen Dreieck“ betrieb. Von 2009 bis zum ver- gangenen Sommer fertigte hier die Floristin Anke Betz ihre Sträuße und Gestecke; in Kürze soll in den Räumen eine kleine Galerie aufma- chen. Im großen Laden rechts der Haustür re- sidierte 2001 noch Herr Lahs mit seinem Brief- markenladen. Dieser stand nach der Geschäfts- aufgabe im Jahr 2010 jahrelang leer bzw. wur- de als Trödelladen genutzt. In diesem Jahr soll hier nun die Geschäftsstelle des Roten Kreuzes City Einzug halten.
Im Haus Nr. 11 war vor 15 Jahren die Vil- la Kunterbunt von Angela Boschan ansäßig, wo es neue und gebrauchte Kinderbekleidung zum Verkauf gab. Sie verließ den Kiez aber be- reits 2002 in Richtung Pestalozzistraße; in die
Geschäfte und Lokale am Klausenerplatz
Haus Nr. 9 im Jahr 2001:
Herr Lahs vor seinem Briefmarkenladen
Haus Nr. 11 im Jahr 2001: Villa Kunterbunt
S p e z i a l i tät e n ko n t o r
Danckelmannstraße 29 •14059Berlin Tel. 030 – 322 66 19 • Fax 030 – 322 66 22 VinumBerlin@gmx.de • www.VinumBerlin.de Montag-Freitag 14 - 19 Uhr • Donnerstag 14 - 20 Uhr
Samstag (Mai - Sept.) 10 - 14 Uhr (Okt. - April) 10 - 16 Uhr
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kompetente Beratung in allen Arzneimittelfragen.
Spandauer Damm 49 14059 Berlin Tel.: 030 / 321 84 67 apothekeamklausenerplatz@web.de
Klausenerplatz, allen Billiganbietern wie Apol- lo oder Fielmann zum Trotz.
Schließlich kommen wir an der Ecke zum Spandauer Damm zur dortigen Apotheke.
2001 hieß sie noch Charlotten-Apotheke, nach der Übernahme durch Margarethe von Wnuk Lipinski firmiert sie als Apotheke am Klau- sener Platz.
Damit beenden wir unseren Rundgang zu den Geschäften und Lokalen am Klausener- platz. Wie Sie sehen, ist hier Kontinuität ange- sagt, die Gewerbeszene rund um den Platz hat sich in den vergangenen 15 Jahren kaum verän- dert. Dies wird in der Danckelmannstraße, die wir im nächsten Heft für Sie aufsuchen werden, schon ganz anders sein.
kb
Haus Nr. 22 im Jahr 2001:
Frau Schauwecker vor ihrem Geschäft Galerie & Wein heute:
der Backshop Mondring
Foto: Klaus Freckmann
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ie beste Aussicht auf den Platz hat man zweifelsohne aus rund 35 Metern Höhe vom Dach der St.Kamillus-Kirche, aber diese Gelegenheit bietet sich meist nur den Bewoh- nern des Altenpflegeheimes, das in den oberen Geschossen des Baues untergebracht ist. Im Erdgeschoß ist, gleich neben der Kindertages- stätte, das kleine Kloster des Kamillianer-Or- dens zu finden, und als vierte der Einrich- tungen, denen der imposante Bau als Heim- stätte dient, ist natürlich die eigentliche Kirche zu nennen.Sie wurde 1932 eingeweiht, nachdem die ka- tholische Gemeinde über zehn Jahre die ehe- malige Reithalle in der Neufertstraße als Not- kirche benutzt hatte, wo sich heute ein Bio- Markt befindet.
Der Klausenerplatz früher
An der Westseite des Klausenerplatzes finden wir das erste Lokal in Nr. 21. Dort gab es be- reits 2001 das Café/Restaurant Anno Domini, das nach einem Besitzerwechseln nun von Ka- rin und Adelchi Scopel geführt wird.
In Nr. 22 trafen wir vor 15 Jahren Frau Schau- wecker vor ihrem schönen Laden Galerie&Wein an. 2004 wurde es zur Galerie am Schloß, und seit 2007 ist dort der Backshop Mondring ansä- ßig. Heute heißt der Besitzer Steffen Frenz, zu- meist ist aber seine Mutter Ellen Frenz dort an- zutreffen. Sie ist dafür Eigentümerin der Klei- nen Kneipe im gleichen Haus, wenngleich das Raucherlokal von Sohn Steffen und Ehemann Eckard betrieben wird. 2001 hieß der Besitzer übrigens noch Schildknecht.
Im nächsten Haus betreibt Herr Gerd Brünt- gens nach wie vor sein Fachgeschäft Optik am
»Mit den Augen...?« – »Sehen wir.«
»Mit den Ohren...?« – »Hören wir.«
»Mit der Nase...?« – »Riechen wir.«
»Mit dem Mund...?« – »Reden wir.«
b.maske und g.maske A u g e n o p t i k
Schlossstraße 60 • 14059 Berlin-Charlottenburg
APOTHEKE
am Sophie-Charlotte-Platz Schloßstr. 30 - 31 14059 Berlin
Mo. - Fr. 8.00 - 18.30 Sa. 9.00 - 13.00 Tel. 030 / 34 26 141 Fax 030 / 34 09 69 78 Bestellungen: apo-sc@t-online.de www.apotheke-sophiecharlotte.de
Wir beraten Sie gerne!
Angelika Fandl
Auf einer Karte taucht der heutige Klausener- platz erstmals Mitte des 19. Jahrhundert auf;
dort ist er als Reitplatz ausgewiesen. Das Gar- des-du-Corps-Regiment nutzte das Areal von 1844 bis 1889 für Übungen zu Pferde. An- schließend wurde aus dem Platz eine öffent- liche Parkanlage. Zwei Jahre zuvor hatte er ei- nen Namen nach dem preußischen Prinzen Friedrich Karl erhalten.
Der Friedrich-Karl-Platz zählte damals zu den wichtigsten Wochenmarktplätzen der ra- sant wachsenden Stadt Charlottenburg. Das Wohnviertel und die Straßen um den Platz wa- ren bis zu Beginn des letzten Jahrhunderts vollständig bebaut. Ladengeschäfte für die Be- wohner gab es auch am Friedrich-Karl-Platz in Hülle und Fülle. Das Kaufhaus an der Ecke zur Danckelmannstraße stellte sich als „Haus der guten Qualitäten und der billigen Preise“ dar, so eine Anzeige von 1932. Das große Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.
Auf dem wichtigsten öffentlichen Platz im Viertel, der seit 1950 den Namen Klausener- platz trägt, fanden auch früher schon Veran- staltungen aller Art statt. Vor 1933 marschier- ten Anhänger der KPD auf, Nationalsozialisten mit dem Redner Goebbels erschienen, und bis in die 1960er Jahre führten die Fronleichnams- prozessionen der Kamillus-Gemeinde um das Areal.
In „K 19“, dem Haus für Künstler auf der Westseite des Platzes, hatten sich Mitte der 1970er Jahre Bildhauer und Maler angesie- delt. Im gleichen Haus gab es mit den Freien Theateranstalten eine Bühne, die von 1978 bis 2012 existierte, und bis 2007 das „Geburts- haus Charlottenburg“, eine der ersten Einrich- tungen seiner Art in Europa.
P.S.: Die ausführliche Geschichte des Klau- senerplatzes ist in der Broschüre Nr. 9 der
„Kiez-Geschichten“ dokumentiert. Sie ist in der Buchhandlung Godolt und im KiezBüro für 2 Euro zu haben.
hm
Ein Ausschnitt aus dem „Hobrecht-Plan“ von 1873 Geburtshaus und Freie Theateranstalten
Markt auf dem Friedrich-Karl-Platz; Foto: Heinrich Zille 1898
Eine Versammlung des „Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold“
im August 1926 auf dem Friedrich-Karl-Platz
Eine Fronleichnamsprozession der Kamillus-Gemeinde 1929
Öffnungszeiten
Montag - Freitag 10 - 18.30 Uhr•Samstag 10 - 14 Uhr
Yoga
im KiezJeden Montag von 16.30 - 18.00 Uhr (Gruppe)
bei
erfahrener Yogalehrerin (BYV) Info: 0162 736 46 17
Martina Tinney
Klausenerplatz 6 D-14059 Berlin-Charlottenburg
Tel.: 325 79 06
www.vinifera-weinhandlung-berlin.de Geschäftszeit: Mo ab 14.00, Di - Do ab 12.00,
Fr ab 10.00 jeweils bis 20.00 Uhr, Sa 10.00 - 16.00 Uhr
O
b ich zu dem Heft über den Klausenerplatz etwas beisteuern könnte? Irgendwie erwi- schte mich damals die Frage auf dem falschen Fuß. Und nun liegt das Heft 9 der ‚Kiez-Ge- schichten’ längst vor.Dabei habe auch ich Erinnerungen an diesen Platz, der ja zunächst für mich als Kind nur der
‚Frika’ war, so die im Viertel verbreitete Kurz- form für den Friedrich-Karl-Platz. Aber noch früher, nur aus Erzählungen der Alten, als der Bunker noch nötig war: Alarm! Meine Mutter mit mir als Kleinstkind auf dem Arm, sie war spät dran; kurz vor unserer Ankunft ging eine Bombe direkt am Eingang runter, wo sich die Schutzsuchenden drängelten - viele, viele star- ben. Großvater verbot daraufhin meiner Mut- ter, dort Schutz zu suchen mit dem Argument
„entweder wir sterben gemeinsam oder wir überleben gemeinsam“. Von da ab überlebten wir gemeinsam im Luftschutzkeller unseres Hauses. Familiengeschichte…
Dann war auch für mich dort oben der erste Buddelkasten, der erste Sand, den ich um und um schippte. Und die schon Großen, wenn sie auf der Mauer saßen und die Drachen standen still am Himmel, stundenlang; wie ich sie be- wunderte.
Inzwischen der ‚Klausener’, in einem der un- zerstört gebliebenen herrschaftlichen Häuser auf der Westseite wohnte einer meiner Schul- freunde mit seiner Familie, Riesenwohnung, Dienstbotenaufgang, sein Vater selbständig,
‚neureich’, dort wurde die Butter in Scheiben aufs Brot gelegt. Hab ich so nie wieder erlebt.
Und dann, in diesem Alter, indem man Tar- zan, Akim, natürlich dann Micky Mäuse, Tom & Jerry, Western, später Jerry Cotton, ja, auch den Landser, und so vieles an ‚Gro- schenheften’, wie man sagte, regelrecht ver- schlang, das Angebot war riesig. Da konnten wir in dem kleinen La- den Haus Nr. 9 unse- re Hefte hinbringen, sie wurden begutach- tet und gezählt. Dann wurde gesagt, wie viel wir dafür mitnehmen könnten. In der Regel hieß das 2:1, sprich,
Meine
Klausenerplatz-Erinnerungen
für zwei Hefte, die man dem Ladenbesitzer ließ, konnte man sich ein neues Heft aus sei- nen Beständen aussuchen.
So wurde der Unfang unseres Lesestoffs im- mer geringer, alles wanderte nach und nach in diesen Laden und dessen Regale quollen bald über. Hatten wir nichts mehr zum Tauschen, mussten wir kaufen. Bald rentierte sich das Ge- schäft für den Besitzer. Es dauerte nicht lange, da nahm er nicht nur Geld, er fragte auch nach Briefmarken oder Münzsammlungen. Die hat- ten die meisten Jungen in jener Zeit, oftmals von einem Onkel geschenkt bekommen oder vom Großvater geerbt. Mein Freund zum Bei- spiel besaß eine wohl recht wertvolle Samm- lung Schweizer Marken. Er gab sie dem Laden- besitzer in Zahlung. Dieser bot 40 DM, eine un- geheure Summe, mit der man viele, viele Hefte kaufen konnte. Als ich das meinem Vater er- zählte und auch meine Briefmarken dort hin bringen wollte, war Vater außer sich. Er ging in diesen Laden und stellte den Besitzer zur Rede, er verlangte die Sammlung meines Freundes zurück. Der habe sie aber nun nicht mehr, be- reits weiter verkauft, so die Antwort. Mein Va- ter verzichtete nur auf eine Anzeige, weil es ja nicht die Sammlung seines Sohnes war. Mei- ne Briefmarkensammlung konnte ich dann erst später verkaufen, an einen ‚seriösen’ Händler.
Auch meine Tochter übrigens sammelte noch Briefmarken. Aufgrund meiner Erfahrung schloss ich mit ihr einen Vertrag, nach dem ich immer das Vorkaufsrecht besaß. Lange schon gehören ihre Marken nun mir und sie wird sie mal erben. Auch Familiengeschichte.
Jörg Cichon
Fronleichnamsprozession der St. Kamillus-Kirchengemeinde am 20. Juni 1957. Foto: Sylvia Feige
Heilpraktikerin
Craniosacral-Therapeutin Diplom-Sozialpädagogin
Tel. 325 74 45 www.meine-hebamme-claudia.de
Hebamme
Seelingstraße 7 14059 Berlin 030 820 77 158 goldesel-berlin.de
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lletun
, Bier und RoGoldesel ck n`llRo
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lletun
, Bier und RoGoldesel ck n`llRo
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Nichtraucher Kneipe Seit 2007
Inh. G. Saal Seelingstraße 32 14059 Berlin T.: 321 97 54 / 325 68 97
W
er hat nicht schon immer mal im Kiez vor einer leeren Baumscheibe gestanden oder sich bei dem einen oder anderen Pflanzk- übel gedacht, da könnte man doch mehr draus machen? Und wer hat sich nicht schon gefragt, wer dafür eigentlich zuständig ist, dass der Kläre-Bloch-Platz so schön aussieht? Antwort:Wir alle!
Einige Aktive aus der Wohnumfeld AG des Kiezbündnisses haben sich zusammen mit anderen Anwohnern schon seit einigen Jah- ren um die Beete an Kläre-Bloch-Platz und die Pflanztröge gekümmert. Und jetzt haben wir die Mittel und die Zusage des Bezirksamtes, unseren Kiez (noch) schöner zu machen - wenn wir dies selbst in die Hand nehmen. Das Kie- zbündnis war mit einem Projektantrag “Urban Gardening“ (kreatives Stadtgärtnern) im Wett- bewerb um sogenannte „Ehrenamtsmittel“ für 2016 bei der Senatsverwaltung für Stadtent- wicklung erfolgreich.
Pflanzen, Arbeitsgeräte und Hilfsmittel (Erde, Kantensteine, Rankhilfen etc.) können vom Kiezbündnis zur Verfügung gestellt wer- den, in Kürze auch ein sogenanntes „Wasser- standrohr“. Mit diesem kann man im Sommer aus allen Hydranten im Straßenland Wasser zum Gießen entnehmen und spart sich so müh- same Wege mit Gießkannen durch den Kiez.
Wer also Lust hat, kann ab sofort eine (oder mehrere?) Baumscheiben im eigenen Woh- numfeld (im Kiez) individuell gestalten, soweit Fußgänger oder z.B. parkende Autos nicht be- einträchtigt/gefährdet werden. Dazu können Interessenten mit uns unbürokratisch die Be- schaffung der Pflanzen, Arbeitsgeräte und von sonstigen Materialien regeln. Natürlich ge- hen wir davon aus, dass sich die Baumschei- bengärtner*innen nach der Bepflanzung auch um die Pflege „ihrer“ Baumscheibe(n) und vielleicht auch der benachbarten, insbesonde- re aber auch um die Bewässerung im Sommer, kümmern.
Die schönsten Baumscheiben können mit Foto, Standort und Kontaktdaten der Gärtner*innen zum Wettbewerb zur „Kiezbaumscheibe des Jahres“ bis zum Stichtag 24. Juni 2016 im Kiez- büro oder besser per Mail an bade@klausener- platz.de eingereicht werden. Wir werden die Baumscheiben im Kiez Ende Juni mit einer Jury besichtigen und dann beim Kiezfest am 9. Juli die drei schönsten prämieren. Die „kre- ativste“ Gestaltung erhält einen Sonderpreis.
Beides natürlich unter Ausschluss des Rechts- weges!
Im Herbst (nur) dieses Jahres haben wir die einmalige Chance, seit langem leer stehende Baumscheiben im Kiez selber mit neuen Stra- ßenbäumen zu bepflanzen. Das Grünflächen- amt hat angeboten, uns eine Einführung in die Baumpflanzung zu geben und die im Straßen- land geeigneten/zulässigen Baumarten zu be- nennen. Bis Mitte Mai soll auch die Liste der Baumscheiben vorliegen, die z.B. wg. oberflä- chennahen Leitungen oder wg. Reservierung für die Berliner „Stadtbaumaktion“ nicht von uns bepflanzt werden können. Die Projektmit- tel für die Beschaffung der Straßenbäume sind begrenzt. Deshalb wollen wir diese vor allem nach Eingangsdatum der Anträge von Haus- oder Nachbarschaftsgemeinschaften, im Kiez- büro oder per Mail, vergeben. Für Straßenbäu- me ist die Bewässerung in den ersten Jahren die wichtigste Voraussetzung für das Überle- ben. Sie müssen außerdem eine Mindestgröße (Stammhöhe > 2,2 m, -umfang ca. 20 cm) mit entsprechendem Wurzelballen haben, so dass bei der Baumpflanzung schon ein paar Leu- te mit anpacken und hinterher fleißig gießen müssen. Das sollten alle Gemeinschaften be- rücksichtigen, die einen Baum pflanzen wol- len. Der Baum wird von der Baumschule oder ggf. dem Grünflächenamt direkt an die Pflanz- stelle geliefert.
Neben Blütenpflanzen, Stauden und Bäu- men können wir auch ein paar Obstgehölze im Kiez pflanzen. Auch für die Begrünung einiger Fassaden wurden uns Mittel bewilligt, die wir, in enger Kooperation mit dem Klimaschutzma- nagement, bevorzugt bei straßenseitigen Fas- saden einsetzen wollen - damit wir alle etwas
„Urban Gardening“ –
unser Kiez soll schöner werden!
BWB-Standrohr auf einem „Unterflurhydrant“, Foto C. Bade
Pflanzaktion am 23.April dieses Jahres
Verband alleinerziehender Mütter und Väter Landesverband Berlin e.V.
Beratung, Information, Treffpunkt Seelingstr. 13 • 14059 Berlin Tel.: (030) 851 51 20 Mail: vamv-berlin@t-online.de Mo, Di, Do, Fr von 9 - 13 Uhr Mi 15 - 17 Uhr
www.vamv-berlin.de
musik und klang
Gitarre Blockflöte
Musikunterricht mit & ohne Percussion für jede Altersstufe bei erfahrener Musikpädagogin
M. Hoffmeister
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davon haben. Möglich ist dies natürlich nur mit schriftlicher Einverständniserklärung und in Verantwortungsübernahme durch den/die je- weiligen Hauseigentümer.
Wie schon erwähnt, gibt es die Förderung zum urbanen Gärtnern nur für den Klausener- platz-Kiez und nur dieses Jahr. Also liebe Nach- barn, wartet nicht zu lange, organisiert Euch
und lasst uns schnell die einmalige, große Chance nutzen!
Anträge und Nachfragen bitte an den Pro- jekt-Koordinator Christian Bade (bade@kiez- bündnis.de) oder 0177 / 40 37 249). Auch das Grünflächenamt Charlottenburg-Wilmersdorf gibt zu Fachfragen gerne Auskunft.
Martin Burth
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ir, der KiezKultur Charlottenburg e. V.in Gründung, sind u.a. sehr an einer Zu- sammenarbeit mit der „Schule am Schloss“ in- teressiert, um deren gute Arbeit in den Will- kommensklassen zu unterstützen.
Eine ehemalige Lehrerin der Schule und Mitglied unseres Vereins, begleitet die Klasse 6w schon seit langer Zeit und hatte auch schon einen Kontakt zum Mehrgenerationenhaus Charlottenburg hergestellt, in dem die meisten unserer Mitglieder schon ehrenamtlich tätig waren. Vorwiegend in der Kinder- und Frauen- arbeit.
Anfang des Jahres wurde durch Umstruk- turierungsmaßnahmen ein weiteres Arbeiten nicht mehr möglich. Da es uns aber sehr wich- tig war, unsere gemeinsame ehrenamtliche Ar- beit, die wir jahrelang engagiert betrieben ha- ben, fortzusetzen, haben wir uns zur Vereins- gründung entschlossen.
Wir freuen uns sehr, dass wieder der Kon- takt zur Schule hergestellt wurde.
Weiterhin betreuen vier weitere Mitglieder des Vereins seit einigen Wochen ehrenamtlich einmal wöchentlich vier Schüler der Klasse 6w, um sie gezielt bei ihren spezifischen Proble- men zu unterstützen und ihre Fähigkeiten zu fördern.
Nun kam es am Montag, dem 19. April dieses Jahres, zu einer weiteren sehr schö- nen Aktivität unseres Ver- eins. In Absprache mit der Klassenlehrerin veranstal- teten wir einen Ausflug mit Picknick in den Schlosspark.
So schön wie das Wetter war, war auch die Stimmung. Um 9.00 Uhr ging´s an der Schu- le los. Jedes von den Kindern hatte etwas zu tragen: Spiel- geräte, Decken oder Pro- viant. Schon auf dem Weg gab es viel Gesprächsanlass zwischen Kindern und Er- wachsenen. Im Park bewun-
Ausflug mit Flüchtlingskindern
derten die Kinder die schön bepflanzte Anlage, und sie erhielten einige Informationen über das Schloss Charlottenburg.Etliche Kinder waren noch nie dort gewesen.
Am gültigen Picknickplatz waren gar nicht die mitgebrachten Leckereien die Hauptattraktion, sondern die Möglichkeit, miteinander zu spie- len und zu toben.
Dann gab´s aber doch noch eine kulina- rische Attraktion: Mitglieder unseres Vereins brachten selbstgemachtes Börek.
Das Urteil der Kinder über diesen Vormittag brachte ein Junge zum Ausdruck, in dem er uns fragte: „Was ist das Gegenteil von langweilig?“
Als ihm verschiedene Angebote gemacht wur- den wie: „lustig, interessant, spannend, unter- haltsam…“, sagte er: „Ja, so ist es heute.“
Auf dem Nachhauseweg konnte ich noch Zeuge folgenden Gesprächs werden: Eine afri- kanische Schülerin kritisierte eine syrische Klassenkameradin, dass die zu viel Arabisch spräche. „Wir müssen doch Deutsch lernen, deswegen sind wir doch hier, das ist doch wich- tig.“ Das syrische Mädchen stimmte ihr zu, gab aber zu bedenken, dass es doch auch schön sei, sich in der eigenen Sprache unterhalten zu können. Teresa aus Afrika blieb aber unerbitt- lich. Kurze Zeit später sah ich die beiden einge- hakt und lebhaft kommunizieren. Teresa ließ sich ein arabisches Lied beibringen.
Markus Schulz
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Montag bis Freitag 9.30 - 18.00 Uhr Samstag
10.00 - 14.00 Uhr
A
uf einem Kiezspaziergang hören wir uns nach bewährter Art und Weise wieder ein- mal in unserem Viertel um.Uns begegnen Menschen, die gemeinhin die Wahl zum Abgeordnetenhaus für „unwichtig“
ansehen oder sich ablehnend äußern: „Ich bin unpolitisch, daher wähle ich nicht“. Die Person der Politikerin/des Politikers wird kritisch be- trachtet. Für mehrere Befragte sind dies „Frem- de, die in einer anderen Welt leben, die nur an sich selbst und ihre Interessen denken, statt sich um Alltagssorgen ihrer Wähler zu sche- ren.“ Sie drehen ihr Fähnchen nach dem Wind, eigentlich sind es „überflüssige Menschen, doch ohne sie geht‘s auch nicht“. Ein Mann bringt es auf den Punkt: „Ich vertraue denen nicht“.
Eine Vielzahl befragter Passanten fordert, daß Politiker ihre Wahlversprechen einlösen sollten, z.B. sich für eine gerechte Sicherung der Sozialsysteme einsetzen, „drohende Al- tersarmut verhindern und Zuzahlungen bei der Krankenversorgung streichen.“ Weiterhin wird eine Anpassung derzeitiger Steuersätze gefor- dert, denn für kleine Betriebe sei die Steuer- belastung erdrückend und Familienbeihilfen müssten erhöht werden.
Das Schulsystem sei desolat und bringe stän- dig Irritationen für Lehrer und Schüler auf-
Umfrage:
Für welche Interessen müssen sich zur Wahl des Abgeordnetenhauses nominierte Politi- ker stark machen?
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m Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf gab es im vergangenen Jahr 182 rechte und diskri- minierende Vorfälle, davon 22 Angriffe.Motive
Das häufigste Motiv rechter Aktionen war Rassismus (59 Vorfälle), wobei antimusli- mischer Rassismus (Muslimfeindschaft) und Antiziganismus (Feindschaft gegenüber Roma) addiert werden. Rassistisch motivierte Ereig- nisse verdreifachten sich im Vergleich zum Vorjahr. Das zweithäufigste Motiv war der selbstdarstellerische Auftritt rechter und ex- trem rechter Gruppierungen (58 Vorfälle). An- tisemitismus war das dritthäufigste Motiv (25 Vorfälle). Im Berliner Vergleich ist dies ein sehr hoher Wert. Die Verharmlosung oder Verherr- lichung des Nationalsozialismus kam 19-mal vor. Der politische Gegner war 16-mal das Ziel.
Dazu zählen Anschläge auf Parteibüros und Pöbeleien oder der Angriff auf einen Berliner Zeitungsredakteur.
Rechte Vorfälle im Bezirk
grund des Wechsels von Unterrichtsplänen und -ausfällen. Manch einer findet, Politiker hätten sich insbesondere für „deutsche Einge- borene, die Stärkung deutscher Werte und der Meinungsvielfalt einzusetzen“, weil die Flücht- linge überhand nähmen.
Andere Kiezbewohner verlangen finanzier- baren Wohnraum und eine Kappung von Mie- terhöhungen. Dazu halten sie die Umsetzung eines vernünftigen Wohnungsbauprogrammes für notwendig.
Außerdem monieren einzelne Personen die
„Aufhebung des Stellenstopps im öffentlichen Dienst“, andere sind um den „Weltfrieden“ be- sorgt.
Schließlich, so ist zu hören, wäre mehr „Bür- gerbeteiligung“ und „Politik von unten“ zu be- grüßen.
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Ortsteile
Im Ortsteil Charlottenburg fanden 105 Vorfälle statt, das entspricht 58 Prozent. Char- lottenburg war bei allen Motiven und in allen Vorfallsarten der häufigste Ort, vor allem Ver- anstaltungen rechter Organisationen, Angriffe und Propaganda. In Wilmersdorf fanden 23 Vorfälle statt. Die beiden Ortskerne führen die Statistik also an. Westend folgt mit 21 Vorfäl- len. Aus Charlottenburg-Nord, Halensee, Gru- newald und Schmargendorf wurden dem Regi- ster nur wenige Vorfälle gemeldet, die Dunkel- ziffer könnte aber höher sein. Bei 17 Ereignis- sen blieb der Treffpunkt unbekannt, dabei han- delte es sich z.B. um Veranstaltungen und In- fostände rechter Parteien wie der AfD oder der NPD.
Art der Vorfälle
Die Veranstaltung war die häufigste Vor- fallsart (74) in Charlottenburg-Wilmersdorf.
Dabei überwogen Vorträge in rechten Einrich- tungen und in Hinterzimmern. Ganze Ver- anstaltungsreihen prägten das Jahr 2015:
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Neurechte Vorträge fanden in der „Bibliothek des Konservatismus“ statt. Extrem rechte Ver- schwörungsideologien verbreiteten die Grup- pe „Blauer Himmel Berlin“ (Antisemitismus) und „Neuschwabenlandtreffen“ (geschlos- senes neonazistisches Weltbild), die rechts- populistische Partei „Alternative für Deutsch- land“ und deren Jugendflügel „Junge Alter- native“. Die (neonazistischen) Dienstagsge- spräche wurden fortgesetzt. Propaganda, z.B.
Infostände, Aufkleber und Flugblätter, waren die zweithäufigste Art (55 Vorfälle). Beides lässt auf einen hohen Institutionalisierungs- grad im Bezirk schließen. Der starke Anstieg bei Propaganda (Verdreifachung gegenüber 2014) zeigt an, dass die rechten Szenen nun die Öffentlichkeit stärker als zuvor suchen.
Unser Kiez
In unserem Kiez wurden keine rechten Aktivitäten registriert. Gab es wirklich kei- ne rechten Pöbeleien oder diskriminierenden Vorfälle oder wurden sie nur nicht gemeldet?
Das KiezBüro in der Seelingstr. 14 ist übri- gens ebenso eine Meldestelle für derartige Be- obachtungen wie der Falken-Jugendclub in der
Schloßstr. 19, wo auch der Redaktionssitz des
„Registers“ ist.
Lea Lölhöffel
D
aß es für eine Stadt von der historischen Bedeutung Charlottenburgs keine Model- le gibt, die die städtebauliche und architek- tonische Entwicklung von den Anfängen um 1700 bis ins 19. Jahrhundert hinein darstellen, überrascht. Volkmar Schnöke hat sich darange- macht, dies zu ändern. Seit einem Jahr baut der freiberufliche Architekt, unterstützt von seiner Frau, sechs Modelle der Altstadt; vier sind na- hezu fertig, die restlichen zwei sollen bis Ende des Jahres in einem präsentationsfähigem Zu- stand sein.„Das von mir ausgewählte Gebiet Alt-Char- lottenburgs erstreckt sich in West-Ost-Richtung vom Schloß bis zum Ernst-Reuter-Platz und in Nord-Süd-Richtung vom Schloß bis zur Bis- marckstraße“, heißt es in einem Begleitpapier, in dem Schnöke sein Projekt beschreibt.
Zu den 1,20 x 0,90 Meter großen Modellplat- ten gehören jeweils zwei Informationstafeln.
Die einzelnen Stationen zeigen die Alt-Stadt in den Jahren 1705, 1719, 1777, 1824, 1862 und 1888.
Der Detailreichtum und die hohe Präzision der Arbeit hat etwas Faszinierendes. Verschie- dene Baumarten mit jeweils unterschiedlicher Farbe und maßstabsgerechter Höhe und baro- cke Häuser werden aus Holz hergestellt. Dabei sind Präzisionswerkzeuge im Einsatz.
Charlottenburg-Modelle
Volkmar Schnöke sucht noch nach einer pas- senden Lokalität, um seine Modelle auszustel- len. Und er hat noch einen weiteren Wunsch:„Ein ehrenamtlicher Mitarbeiter oder eine Mit- arbeiterin, die mir bei den letzten beiden Plat- ten hilft, wäre sehr hilfreich. Er kann sich ger- ne bei mir melden.“
Dipl. Ing. Volkmar Schnöke Wilmersdorfer Str. 18, 10585 Berlin info@schnoeke.de • Tel.: 31 50 36 10
hm
Das Modell von Alt-Charlottenburg zeigt die Stadt im Jahre 1705.
Auf zwei Tafeln gibt es Hintergrundwissen.
Wir gratulieren ...
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Aus „Le Piaf“ wird „Gourmanderie“
Nach knapp 20 Jahren als Restaurant Le Piaf wurde das Lokal in der Schloßstraße 60 von sei- nen Betreibern renoviert, teilweise umgestaltet und als Gourmanderie wiedereröffnet. Der erste Gastraum fungiert nun als Èpicerie, d.h.
als Verkaufsraum für hausgemachte Feinkost und französische Qualitätsweine. Im Gastraum nebenan werden ab mittags klassische Bistro- gerichte sowie Kuchen und Tartes zum Kaffee angeboten, und abends wird die „Gourmande- rie“ zum Menü-Restaurant. Nicht nur das Sor- timent, auch die Öffnungszeiten wurden erwei- tert, so dass dienstags bis samstags bereits ab 12.00 Uhr geöffnet wird.
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Seit einigen Monaten hat Alpakita in der Neufertstr. 6 seine Türen immer sonnabends von 12 bis 18 Uhr geöffnet. Alpakita ist ein peruanisches Frauenprojekt, das klassische Strickwaren aus der Wolle der Alpakas und Ba- byalpakas herstellt.
Mit dem Verkauf der Produkte soll dieses Projekt in Peru unterstützt werden.
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„Glasbären“
verlassen Kiez
Ende März mußten Ale- xander Lück und Thor- sten Brock ihre Glaserei Die Glasbären in der Dan- ckelmannstr. 21 aufgeben, der Eigentümer der Gewer- beräume hatte ihnen ge- kündigt. Sie taten dies mit trauriger Miene, war ihnen doch der Kiez in all den Jahren ans Herz gewach- sen. Doch auch vom neuen Standort im Jungfernheide- weg 15a wollen sie für ihre
Kunden im Kiez weiter mit ihren handwerk- lichen Diensten zur Verfügung stehen. Die be-
B
etritt man die Räumlichkeiten von Sita Tara in der Danckelmannstraße 20, spürt man die außergewöhnliche Atmosphäre, die sich be- reits über die großzügigen Räumlichkeiten mit- teilt. Wir betreten ein Refugium, das liebevoll her- und eingerichtet ist. Im mittleren der Räu- me, der Anmeldung, stehen auf einem groß- en Tisch Wasser und Tee bereit. In einem Re- gal gibt es Yoga-Hilfsmittel, auf einem Stän- der Kleidung, die erworben werden kann. Der große Raum zur Straße hat verspiegelte Wände mit integrierten Stangen. Hier finden die Kur- se der CANTIENICA® -Methode statt. Sie schult auf eine ganzheitliche Weise tiefgehendes Kör- perbewusstsein. Sie kann ergänzend zu al- len Sportarten und in jeder Lebensphase trai- niert werden. Durch die Ausrichtung der Kno- chen und die Kräf-tigung, sowie die Vernetzung der Tiefenmuskulatur, wird das Skelett geschützt und ge- stützt. Ein besonde- rer Fokus liegt auf dem Beckenboden.
Über die Spiegel können die Teilneh- mer sich beobach- ten und korrigieren.
Von Nika weiß ich, Berlin ist das Mek- ka für diese Me- thode. Die anderen Kurse finden in den
Mein Lieblingsladen
Sita Tara – Raum für Yoga und Bewusstseinsarbeit
kannten Telefonnummern 321 45 68 und 0172-496 01 04 bleiben bestehen.
Und der Dicke Wirt nimmt defekte Fenster und andere Werkstücke für Die Glas- bären entgegen.
Auch „Fotostudio D29“ schließt
Frau Pamela Schulze gibt ihr Fotogeschäft in der Danckelmannstr. 29 Ende Juli auf und arbeitet künf- tig in einem Fotolabor.
Nebenher ist sie weiter- hin als mobile Fotografin tätig.
Kontakt: 322 75 55
großen Räumen im hinteren Teil von Sita Tara im Erd- und im Untergeschoss statt.
Nika Kulpin und Firusa Wille, die beiden Gründerinnen von Sita Tara, sind ausgebildete Yogalehrerinnen und haben nach langer Unter- richtspraxis Sita Tara gegründet. In den Kiez sind sie zufällig geraten, über einen Besuch im Ziegenhof haben sie die Räume in der Danckel- mannstraße entdeckt. Während der Renovie- rung hat sich der Kiez von der besten Seite ge- zeigt: hilfsbereite Nachbarn, die Gäste vom Di- cken Wirt haben mit angepackt, die große Fo- lie am Schaufenster wurde gemeinsam ange- bracht, was nicht einfach war, und schon war
„Schaufensteryoga“ kreiert.
Auch ohne „Schaufensteryoga“ wird seit Mai 2015 von Nika und Firusa und zehn weiteren Yoga-Lehrer*innen ein vielseitiges Kurspro- gramm angeboten, für das gilt: „Jeder ist will- kommen“. Die Kurse reichen von: „Beginners
www.unk-berlin.de
Unternehmensnetz Klausenerplatz e.V.
Yoga“, „Yoga für Alle“, „Cantienica-Training“,
„Kinder Yoga“, „Nivita Class“, das ist ein jun- ger europäischer Yogastil, „Restorative Yoga“, dies ist eine sehr sanfte Art des Yoga, „Schwan- gerenyoga“, „Yoga nach der Geburt“, „Univer- sal Yoga“, hier ist das Ziel die Erweiterung des Bewusstseins und die Entwicklung einer nicht dualistischen Denkweise, „Yin Yoga“, im Ge- gensatz zum dynamischen Yoga ist es passives Yoga, „Pilates“, diese Methode arbeitet von In- nen nach Außen, von der Tiefenmuskulatur zur Bewegungsmuskulatur, bis zu „Sita Tara Yoga“, das ist eine offene Yogaklasse, deren Idee darin besteht, Yoga zum Wohle aller Lebewesen zu praktizieren. Die Gebühr ist nicht an die Studi- opreise gebunden und kann auf Spendenbasis beglichen werden. Die eingenommenen Mittel werden für wohltätige Zwecke verwendet. Das Hauptziel ist, die Verbreitung von Yoga und Dharma zu fördern. Die Yoga-Kurse werden auch in Englisch und Russisch angeboten. Für Studenten gibt es Angebote, die über das Sport-
angebot der Universitäten gebucht werden kön- nen. Es gibt separate Umkleideräume im Un- tergeschoss, was nicht immer selbstverständ- lich bei Yogakursen ist. Die Teilnehmer*innen brauchen keine Hilfsmittel mitzubringen, Mat- ten, Bälle, Bänder, Decken etc. sind ausreichend vorhanden.
Bei meinem Besuch habe ich gemerkt, wie gut durchdacht und engagiert hier Angebote ge- macht werden. Und wieder gibt es ein anspre- chendes Schaufenster mehr im Kiez.
Umfassend über alle Angebote, den Stunden- plan, die Preise und den philosophischen Hin- tergrund informiert die optisch und graphisch sehr ansprechende website: http://sitatara.de/
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cj
E
inen „ruhigen, inspirierenden Mal-Ort“ hat Christine Höppner nach ihren eigenen Wor- ten für sich und andere, an der Malerei Inte- ressierte, geschaffen. Ihre „Atelier Plus Gale- rie“ liegt in der Knobelsdorffstraße 10. Hier malt und verkauft Christine Höppner ihre Ar- beiten in einer Atmosphäre, die die ganzheit- liche Orientierung der Gestalttheorie deutlich widerspiegelt.Nach dem Abitur absolvierte sie zunächst eine Goldschmiedelehre und anschließend ein Pädagogik-Studium mit dem Wahlfach Kunst- erziehung. Darauf folgten
eine Fortbildung zur Ge- staltpädagogin, zur Super- visorin und immer wieder Mal- und Zeichenkurse bei renommierten Professoren und Malern, in denen sie ihr Können weiter entwi- ckelte. Ihre Werke stellte sie in zahlreichen Ausstel- lungen in Berlin, im Um- land und in Schleswig-Hol- stein dem Publikum vor. Vor einiger Zeit ist sie in ihrer künstlerischen Arbeit zum Gegenständlichen und zu realitätsbezogenen Themen zurückgekehrt. Seit 2005
hat sie nun ihre eigene „Atelier Plus.Galerie“
in unserem Kiez, in dem sie schon seit vielen Jahren lebt.
Ateliers und Galerien im Kiez (1)
„Atelier Plus Galerie“
Gerne nimmt Christine auch Aufträge entgegen und fertigt u.a. nach Fotovorlagen individuelle Bilder an, die sich wunderbar als Präsent für die verschiedensten Anlässe eignen.
Neben ihren eigenen Bildern bietet sie Kurse in intuitivem und freiem Malen und Zeichnen an. Das Angebot reicht von einem „Schnupper- kurs“ über Arbeit in kleinen Gruppen bis hin zu Einzelunterricht. Auch Wochenend-Work- shops mit diversen Materialien zu verschie- denen Gebieten der bildenden Kunst (z.B. Abs- traktes Malen oder Wilde Malerei als Einstieg) werden angeboten. Auch hier wird bewusst Wert auf den ganzheitlichen Ansatz gelegt.
Darüber hinaus gibt ihr Sohn Till jeden Donnerstag- nachmittag Comic- und Kreativkurse.
Wer sich einen ge- naueren Überblick über das breitgefächerte Ange- bot verschaffen möchte und eventuell mehr über Prei- se und Termine für die Kur- se erfahren will, kann dies auf ihrer sehr informativ ge- stalteten Website www.chri- stine-hoeppner.de nachle- sen. Per E-Mail ist Christi- ne Höppner unter christi- ne.hoeppner@t-online.de zu erreichen. Die Galerie ist montags und dienstags von 15 bis 18 Uhr geöff- net – ein Besuch lohnt sich in jedem Fall!
Barbara Gregor
Spandauer Damm 46 14059 Berlin Tel.: 030 89 75 44 72 Fax: 030 89 75 44 73 Email: info@ptzk.de web: www.ptzk.de Öffnungszeiten:
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Buchtipp des Quartals
„Ohrfeige“
D
ie Problematik der großen Flüchtlingsströ- me ist ein Thema der Stunde. Deutsche Autoren wie Merle Kröger mit „Havarie“ oder Jenny Erpenbeck mit „Gehen, Ging, Gegan- gen“ haben zuletzt viel Aufmerksamkeit er- regt. Und da ist Abbas Khider. Er wurde 1973 in Bagdad geboren, 19jährig wegen seiner po- litischen Aktivitäten im Irak inhaftiert und 1996 entlassen. Über eine lange Route kam er anschließend als illegaler Flüchtling nach Europa. Seit 2000 lebt er in Deutschland, stu- dierte, und veröffentlichte 2008 seinen in Deutsch geschriebenen Debütroman „Der falsche Inder“, danach die hochgelobten und ausgezeichneten Romane „Die Orangen des Präsidenten“ und „Brief in die Auberginenre- publik“, in denen er vom irakischen System und der politischen Lage des Nahen Ostens er- zählt.In seinem aktu- ellen Roman „Ohr- feige“ (Hanser) lässt Khider den Flüchtling Karim Mensy sprechen.
Der träumt davon, seine Sachbearbei- terin in der Auslän- derbehörde einmal mit Gewalt zu zwin- gen, ihm wirklich zuzuhören. Dann erzählt er seine Ge-
schichte. Von einer Schleppertour, die statt bei Bekannten in Frankreich im bayrischen Nie- derhofen endet. Von Gesetzen und politischen Bedingungen, die jeden Flüchtling in Spiel- ballposition halten bis ihre Anträge entschie- den sind. Von ehrenhaften Versuchen und Be- trügereien. Helden und Gangstern, die er traf.
Ängsten und Träumen, die sie alle haben. Am Ende lautet sein Bescheid „abgelehnt“ und ein Schlepper muss organisiert werden, der ihn hoffentlich weiter nach Finnland bringt. Eine ausgesprochen lehrreiche Geschichte, wenn man bis zum Ende zuhört, und sehr geeignet Vor/Urteile zu überdenken.
Silke Johannes, Buchhandlung Godolt
Abbas Khider „Ohrfeige“
Hanser Verlag 2016 19,90 €
‚Berlin wie es ist und – trinkt’, so porträtierte Adolf Glaßbrenner vor über 150 Jahren das alte Berlin in dreißig Heften. Den nächtlichen Trampelpfad rund um die Yorckstraße suchte Ende des 20. Jahrhunderts Horst Runkel heim, und was der Kneipenchronist unterwegs auf- schnappen konnte, tippte er zuhause ein und verkaufte 49 Blättchen seiner ‚Kreuzberger Neuen Zeitung’ im Dunstkreis der Szene. Seit zwölf Jahren liegt in Kreuzberg ‚Kiez und Knei- pen’ kostenlos am Tresen aus. Doch man kann es auch liegen lassen. Für Neukölln erscheint eine lokale Ausgabe mit dem Zusatz ‚Kiez und Kneipen. nk’. Im Nachbarschaftsheim Schöne- berg stellt eine Redaktion ‚Die Stadtteilzeitung’
für Schöneberg, Friedenau und Steglitz her.
Unter den regionalen Zeitungen Westber- lins ragte in den Siebzigern das überregional beachtete ‚Spandauer Volksblatt’ heraus, wäh- rend die ‚883’ der Spontis oder der ‚Extradienst’
südlich des Kudamms unterbliebene Nachrich- ten enthüllten. In dieser Zeit entstand auch die frauenpolitische Zeitschrift „Courage“. Die Stadterneuerung veranlasste Stadtplaner, Bür- gerbewegte und Kunstfreunde eine Reihe von alternativen Stadtmagazinen zu verbreiten.
Kostenlose Ausgaben werden durch Anzeigen von Trendläden getragen. Häufig stellen diese Blättchen ihr Erscheinen über kurz oder lang wieder ein. Aktuelle Beiträge heutiger ‚blogs’
sind spärlich, manche werden sporadisch auf- gefrischt. Empfehlungen sind eher mit Vorsicht zu genießen, da verdeckte Werbung das kom- merzielle Interesse verschleiern soll.
Als einer von drei Preisträgern des ‚Grimme online award 2015’ in der Kategorie Informa- tion wurde ‚Neukoelln.net’ ausgezeichnet. In der Begründung der Jury wird der professio- nelle Graswurzeljournalismus der Redaktion als ‚kunterbunt und lebendig’ gelobt. Die ak- tuellen Ausgaben verknüpfen die Medienprä- senz im Internet mit Facebook und Twitter. Be- sonders bei den Porträts der ‚Kiezköpfe’ rücken unterschiedliche Lebensläufe ins Auge der Be- trachter. Themenschwerpunkte sind Stadtspa- ziergänge, Restauranttests, Berichte über Ob- dachlosentreffs und zur Lokalpolitik. Die Links zu Veranstaltungen und Behörden finden sich unter ‚nettes und nützliches’. ks
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„Krach mit Herbert! Treuebruch!“, trug Erich Mühsam am 10. März 1927 in sein Tagebuch ein. Und sechs Tage später war dort zu lesen:
„Herbert und Lotte ausgezogen“.
Seinen späteren Untermieter Herbert Wehner hatte Mühsam vermutlich im Au- gust 1925 bei einer antimilitaristischen Ver- anstaltung in Dresden kennengelernt. Müh- sam, 1878 geboren, war damals schon eine bekannte Figur. Er schrieb Gedichte, Thea- terstücke und Satiren und war im April 1919 führend an der Gründung der Räterepublik in München beteiligt. Im Juli gleichen Jah- res wurde er als „Hochverräter“ deswegen zu Festungshaft verurteilt. 15 Jahre sollte er sitzen, doch schon Ende 1924 entließ man ihn aufgrund ei-
ner Amnestie aus der Haft.
Mühsam nahm sich mit seiner Frau Kreszentia (Zentl) eine Woh- nung in Char- lottenburg. Das Haus „Am Lüt- zow 10“ wurde im Krieg zerstört, die heutige Adresse lautet Arcostraße 1.
Herbert Wehner, 1906 in Dresden gebo- ren, hatte sich zunächst bei der Sozialis- tischen Arbeiterjugend organisiert. Mit 15 ging er zu dem Anarcho-Syndikalisten, wur- de auch Mitglied der Roten Hilfe. Wie Müh- sam setzte er sich für den inhaftierten Räte- kommunisten Max Hoelz ein, was zu einer Intensivierung des Verhältnisses führte. Die Folge: Mitte 1926 zog Wehner bei den Müh- sams in Charlottenburg ein. Dort lernte er Traute Hoelz kennen, die zum Schein eine Ehe mit dem inhaftierten Hoelz geschlossen hatte. Ihre ältere Schwester Lotte Loebin- ger, eine Schauspielerin, wohnte ebenfalls bei Mühsam; die Erdgeschoß-Wohnung muß recht geräumig gewesen sein. Herbert Weh- ner und Lotte Loebinger wurden ein Paar, die beiden heirateten 1927.
Im Oktober 1926 erschien die erste Num- mer der von Mühsam herausgegebenen Zeit- schrift „Fanal“, an der auch Wehner mitar- beitete. Er war allerdings hauptsächlich als Sekretär tätig, der Texte redigieren mußte.
Wehner wollte auch journalistisch arbei-
ten, doch Müh- sam verwehrte ihm das. Im März 1927 kam es zum offenen Bruch. Ob Wehner tatsäch- lich, wie Müh- sam behaupte- te, die Kasse und die Mitgliedskar- teien der „Anar- chistischen Ver- einigung“ bei sei- nem Auszug mit- genommen hatte, wissen wir nicht.
Wehner blieb zunächst in Berlin und schlug sich durch. Als er zurück nach Dres- den ging, blieb Lotte in Berlin. Schon bald schloß er sich der KPD an. Bislang hatte er, der Anarchist, die kommunistische Partei massiv kritisiert, doch er machte schon bald Karriere in der nach der KPdSU größten kom- munistischen Partei. 1930 zog er als Abge- ordneter in den sächsischen Landtag ein und wurde dann von Ernst Thälmann nach Berlin in die Parteizentrale geholt. Wehner war ak- tiv im Widerstand gegen das NS-Regime tä- tig. Während seiner Inhaftierung in Schwe- den in den frühen 1940er Jahren brach er mit der Partei und wurde Sozialdemokrat. In der SPD brachte er es weit, er war von 1969 bis 1983 Fraktionsvorsitzender. Herbert Wehner starb 1990.
Bald nach Wehners Auszug verließen auch Erich und Zentl Mühsam Charlottenburg.
Im Adressbuch von 1928 finden wir sie in der Dörchläuch-
tingstraße in Ber- lin-Britz.
Schon bald nach Hitlers Machtan- tritt wurde Müh- sam verhaftet und in der Nacht vom 9. zum 10. Juli 1934 im Konzen- trationslager Ora- nienburg von SS- Leuten ermordet.
Seine Frau Zentl überstand das Exil in Moskau und starb 1962 im Ostteil Berlins.
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