• Keine Ergebnisse gefunden

NACHHALTIGEN ENTWICKLUNG

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "NACHHALTIGEN ENTWICKLUNG"

Copied!
243
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Diss. ETH Nr. 14540

RESSOURCENHAUSHALT ALPINER

REGIONEN UND DEREN

PHYSIOLOGISCHE INTERAKTIONEN MIT

DEN TIEFLÄNDERN IM KONTEXT EINER NACHHALTIGEN ENTWICKLUNG

Abhandlung

zur

Erlangung

des Titels

DOKTOR DER TECHNISCHEN WISSENSCHAFTEN der

EIDGENÖSSISCHEN

TECHNISCHEN HOCHSCHULE

ZÜRICH

vorgelegt

von

Florian

Hug

Dipl. Umwelting.

ETHZürich

geboren

am 21. Januar 1970

vonAdliswil ZHund Ottenbach

ZH,

Schweiz

Angenommen

auf

Antrag

von

Prof. Dr. Peter

Baccini,

Referent

Prof. Dr. Bruno

Messerli,

Korreferent

Zürich 2002, International Year of Mountains

(2)

Vertrieb EAWAG

Bibliothek

Überlandstrasse 133 CH-8600 Dübendorf

Tel. ++41-1-823 55 31/32

Fax: ++41-1-823 5028 E-mail:

bibliothek@eawag.ch http://www.eawag.ch

WeitereInformationen

Florian

Hug

E-mail:

florian.hug@alumni.ethz.ch

(3)

Susanna

und

meinen Eltern

gewidmet

(4)

Dr Herrgott und d'Wallisser

We dr lieb Gott uf schiner Wältreis d Schwiz hed wellu

verlaa,

hed er zerscht di

güotu Eidginossu

no

gfrägt,

obsch appa no u

psundrigi

Bitt an inu

hei. Natiirli heisch das! Di Gletscher sy in de letzschte Jahru so starch zrugg gegangu, dasch

jetz

eifach

zwenig

Wasser meh

hei; schy

chenne di

Gieggini

nimme

erhaltu,

d Matte und Achra sy diri. Ob är de keis Mittul

pchenne.

Druf

hed dr

Herrgott

schoo Bscheid

gwisst

und hed

gmeint: „Dascht

doch

eifach,

da

müos mu wässern. Jetzt welltsus iehr

machu,

de isch

rächt,

we

nit,

müosis halt sälbscht

psorge!"

D

Eidginossu

sind mit discher Red wol zfridu gsy und hend öi

gidäichut: „Herrgott,

du hescht nisch bis

jetz güot gglüoget,

dier

verdäichewer alls wawer hei; farr nummu so witter!" D Wallisser

uleinzig

sind

stilli

plibu

und hend

lang gstudiert

und

gstudiert.

Dischum

Vorschlag

fam liebu

Gott hendsch in irum Misstruwwe halt nit sorächt wellu

gglöibu.

Wahrschinli hed der Petrus Uschi Wallisser schoo

pchennt. Är

ischt

geschwind

hinnunum z

ine,

hedne un Puff

ggä

und

gseit: „Läät

doch du

Herrgott

la

machu,

der meints nummu

güot

mit ew und versteit ds Wässeru schoo; är ischt

ja sozsäge

sälbscht u Wallisser!" Aber

jetz

hend d Wallisser erseht rächt afa zwiiflu:

„Was,

u Wallisser ischt er? Wie will er de besser chennuwässeru als wier?

Nenei,

we das soo

ischt,

wässere wier sälbscht!"

Und so is

plibu.

In der ganzu Schwiz wässerut hittu dr lieb

Gott,

nummu imWallis machuntsus d Wallisser

sälbscht;

und iri Matte verdorent.

GunternJ. 1966. Die Sage. In Forumalpinum. Ex librisVerlag. Zürich, S. 96.

1Gutlein

(5)

Dank

Wenn das Umfeld nicht stimmt, dann

gelingt

nichts. Das Umfeld hat gut ge¬

stimmt. Von verschiedenster Seite wurde ich bei meiner Arbeitunterstützt.

Susanna war mir mit ihrer Doktorarbeit immer einen Schritt voraus. Ihr Vor¬

sprung war während dieser Arbeit meine

Beratung.

Susanna ist mir aber nicht nur

akademische Beraterin und

sorgfältige

Lektorin. Sie ist meine

zuverlässige

Seil¬

partnerin

aller unserer

,Feldphasen'

im

Hochgebirge, ausgezeichnete Gebirgsfor-

scherin aus Intuition, moralische Stütze in allen

Lebenslagen

und vor allem meine liebe

Lebensgefährtin.

Ihrdanke ich vonHerzen für alles.

Prof. Peter Baccini

ermöglichte

mir die

Durchführung

meiner Dissertation in einem Themenbereich welcher mir viel bedeutet. Seine

Aufforderungen

zur vorur¬

teilslosen

Analyse

des emotionalbehafteten Themas

,Alpen'

eröffneten mir ganzneue Panoramen mit An-und vielen Einsichten. Dafür danke ich ihm ganz herzlich.

Prof. Bruno Messerli danke ich für die Bereitschaft zur Übernahme des Korre¬

ferates und die sehr

angenehme

Zusammenarbeit in der

Schlussphase

der Arbeit.

Ander Professur fürStoffhaushalt und

Entsorgungstechnik

warichin ein Team

von wissenschaftlichen Mitarbeitern und

Doktoratskollegen integriert.

Eine

spezielle

Position nahmen dabei Hans-Peter Bader und Ruth

Scheidegger

ein. Ihre Unter¬

stützung

ermöglichte

mir die

dynamische Modellierung.

Vielen herzlichen Dank für die

kompetente

und

zuverlässige

Zusammenarbeit.

Ganz

speziell

danke ich

Gregor Dürrenberger,

Susanne

Kytzia,

Daniel Müller

und Michael Redle für die wertvollen

Ratschläge

und Diskussionen während der

Startphase.

Der Austausch mit meinen vielen Mit-Doktorandlnnen und Zimmer¬

kolleginnen

war interessant, hilfsbereit und humorvoll. Vielen herzlichen Dank Euch allen für die

gemeinsame

Zeit.

Speziell

danke ich Franziska Pfister für das

sorgfältige

Korrekturlesen undMireille Faist für die redaktionelle

Unterstützung.

Wenn das Umfeld nicht stimmt, dann

gelingt

gar nichts. Das

richtige

Umfeld

haben mir auch meine Eltern bereitet. Mittelschule, Studium und Doktorat in einem

offenen, interessierten und fördernden Umfeld durchlaufen zu können, ist enorm

wertvoll. Meinen Elternundmeinem Bruderdanke ich dafürvon Herzen.

(6)

Inhaltsverzeichnis

ZUSAMMENFASSUNG V

ABSTRACT VII

1 EINLEITUNG 1

1.1 Ausgangslage 1

1.1.1 Die historische

alpine Anthroposphäre

und die Interaktionen

mitden

umliegenden

Tiefländern 2

1.1.2 Neuzeitliche

Entwicklung

der

alpinen Anthroposphäre

3

1.1.3

Alpines

Verständnis und Identifikation mit

Berggebieten

am

Anfang

des21. Jahrhunderts 5

1.1.4

Knappheit

der Ressourcen -

Nachhaltigkeitskonzepte

6

1.2 Ziele 8

1.3 Arbeitshypothesen 8

1.4 Fragestellungen 9

2 METHODEN 11

2.1 Untersuchte Regionen 11

2.1.1

Systemgrenzen

11

2.1.2

Bezug

der

Systemgrenzen

zur

Physiologie

13

2.1.3

Wirtschaftsgeografische Beschreibung

der

Regionen

14

2.2 Indikatoren 19

2.3 Zeithorizonte 22

2.4 Bestehende Modelle 23

2.5 Zwei-Regionen System: GrundkonzeptderSystemwahl 25

2.6 Der quasi-stationäre Ansatz 26

2.6.1

Systemwahl,

Prozesse und Güter 26

2.6.2 Mathematisches Modell für den Quasi-stationären Ansatz 30

2.6.3 Allokationsansätze 31

2.6.4 Annahmen zum

quasi-stationären

Modell 33

2.6.5

Datenerhebung

und

Fehlerabschätzung

34

2.6.6

Sensitivitätsanalyse

37

2.7 Beurteilungskriterien hinsichtlich derZiele 37

3 BESCHREIBUNG DES STATUS-QUO 41

3.1 Energiehaushalt 41

3.2 Die

Aktivität,Ernähren'

47

3.2.1 Pflanzliche

Nahrungsmittel

49

3.2.2 Tierische

Nahrungsmittel

und Futter 50

3.3 Hinterlandsleistungen 53

3.4 Bezugzur Fläche 56

(7)

3.5 Sensitivitätsanalyse 57

3.6 Diskussion 62

3.6.1

Defizitabschätzung

der

angewandten

Methoden und

Übertragbarkeit

auf andere

Regionen

66

3.7 Fazitder Status-quo Betrachtung 68

4 SZENARIEN IM

QUASI-STATIONÄREN

ANSATZ 71

4.1 Wahlder Szenarien für denquasi-stationären Ansatz 71

4.1.1 Trendszenario 72

4.1.2 Hochland -

Stadtpark Europa

72

4.1.3 Hochland -

Alpenstadt

Schweiz 73

4.1.4 Solarcontract: 2000Watt Gesellschaft- Neue

Ernährung

73

4.1.5

Synoptische Darstellung

derSzenarien 74

4.2 Annahmen und Resultatezu den Szenarien 75

4.2.1 Annahmen zum Trendszenario 75

4.2.2 Resultate des Trendszenarios 77

4.2.3 Annahmen zum Szenario Hochland-

Stadtpark Europa

80

4.2.4 Resultatezum Szenario Hochland -

Stadtpark Europa

82

4.2.5 Annahmen zum Szenario

.Hochland

-

Alpenstadt

Schweiz' 91

4.2.6 Resultatezum Szenario

.Hochland

-

Alpenstadt

Schweiz' 93

4.2.7 Annahmen zum Szenario

.Solar

contract: 2000 Watt

Gesellschaft - Neue

Ernährung'

101

4.2.8 Resultatezum Szenario

.Solar

contract - 2000 Watt

Gesellschaft - Neue

Ernährung'

103

4.3 Synoptische Darstellung der Szenarioresultate 113 4.4 Diskussion derSzenarienimquasi-stationären Ansatz 122 5 DYNAMISCHE MODELLIERUNG DES ENERGIEHAUSHALTES 129

5.1 DerdynamischeAnsatz 129

5.1.1

Systemwahl,

Prozesse und Güter 130

5.1.2 Mathematisches Modell für den

dynamischen

Ansatz 133

5.1.3 Allokationsansatz 136

5.1.4

Kalibrierung

136

5.1.5

Computerprogramm

137

5.1.6

Datenerhebung

und

Fehlerabschätzung

137

5.1.7 Szenarien 137

5.1.8

Beurteilungskriterien

138

5.2 Resultate der SzenarienimdynamischenAnsatz 139 5.2.1

Abschätzung

des Zeitbedarfes für

Systemanpassungen

143

5.2.2

Fehlerfortpflanzung

146

5.3 Diskussion derSzenarien imdynamischen Ansatz 150

(8)

6 ZUSAMMENFASSENDE SCHLUSSFOLGERUNGEN 153

6.1 Methodische Schlussfolgerungen 153

6.2 Schlussfolgerungen mit Bezugzu den Hypothesen und

Fragestellungen 154

ABKÜRZUNGEN

155

GLOSSAR 157

LITERATUR 159

ANHANG

CURRICULUM VITAE

(9)

Seite Leer,

Blank leaf

(10)

V

ZUSAMMENFASSUNG

Seit Jahrtausenden besteht ein Ressourcenaustausch zwischen

alpinen

Hochländern und den

umliegenden

Tiefländern. Ausser in den letzten Gene¬

rationen war die

Organisation

des Ressourcenhaushalts immer

Schlüsselgrösse

für das

Überleben

der Gemeinschaften. Die Debatte über eine

nachhaltige Entwicklung bringt

die

regionalen

Potentiale und

Möglichkeiten

zurVerbesse¬

rung des

Ressourcenmanagements

in

ökologischer

Hinsicht in Diskussion. In diesem

Zusammenhang

wird die

folgende Frage

wieder aktuell: Welche

Möglichkeiten

haben benachbarte Hoch- und

Tieflandregionen,

um

bezüglich

ihres Ressourcenhaushaltes

beidseitig profitieren

zu können? Um die

physio¬

logischen

Prozesse

alpiner Regionen

und deren Interaktionen mit den umlie¬

genden

Tiefländern und dem

globalen

Hinterland untersuchen zu

können,

wurde die

Stoffflussanalyse angewendet. Energie

und die Aktivität

»Ernähren'

wurden als Indikatoren

ausgewählt.

Die Schweiz dient mit den beiden

Regionen ,Schweizer Alpenraum' (SAR)

und

,Mittellandgebiete' (MLG)

als

Untersuchungsgebiet.

Die Resultate

zeigen,

dass der

alpine

Lebensstil

bezüglich

der

Physiologie

dem städtischen Lebensstil

entspricht.

Die

regionalen Selbstversorgungsgrade

für

Energie

und

Nahrungsmittel

sind relativ

niedrig.

Das

globale

Hinterland ist für die beiden

Regionen

der

Hauptversorger

für diese

Massengüter.

Die

physio¬

logischen

Netto-Interaktionen zwischen den beiden

Regionen

für

Energie

und

die Aktivität

,Ernähren'

sind unbedeutend. Der SAR liefert zwar

Hydro-

elektrizität in die MLG. Diese Interaktion ist aber nur im Kontext der erneuer¬

baren

Energien gewichtig.

Aus

gesamtenergetischer

Sicht ist sie nicht relevant.

Der

Export

tierischer

Nahrungsmittel

als historische Tradition des SAR exi¬

stiert immer noch. Es ist

allerdings

die

einzige signifikante

Netto-Interaktion landwirtschaftlicher Güter zwischen den beiden

Regionen. Zusammengefasst

kann

gesagt werden,

dass bis heute bedeutende Unterschiede in der Bereit¬

stellung

von

Energie

und

Nahrungsmitteln

zwischen dem SAR und den MLG existieren. Mit Ausnahme von

pflanzlichen Nahrungsmitteln

ist die

spezifische Bereitstellung

pro Einwohner für

Energie,

tierische

Nahrungsmittel

und Futter

im SAR

grosser.

Trotzdem

übersteigt

der

heutige

Bedarf die

regionalen Ressourcenpotentiale

in einer

Art,

dass die Interaktionen zwischen den

Regionen

in ihrer

Bedeutung untergeordnet

sind.

Mit einem

quasi-stationären

Ansatz wurden ein Trendszenario und drei

weitere, zeitunabhängige

Szenarien berechnet. Die

Ergebnisse zeigen,

dass die

Trendentwicklung

den

Regionen

weder

bezüglich

der

Physiologie

der einzel¬

nen

Regionen

noch

bezüglich

der Interaktionen Vorteile

bringt.

Eine

Migration

der

Bevölkerung

innerhalb des

Gesamtsystems

ohne weitere

Anpassungen

würde

bezüglich

der

Physiologie

des

Gesamtsystemes wenig

ändern. Würden

(11)

VI

jedoch Energiebereitstellung

und -konsum sowie

Ernährungsgewohnheiten geändert,

so könnten die beiden

Regionen

für

Energie

und

Nahrungsmittel

einen

komplementären

Ressourcenhaushalt mit

geringer Abhängigkeit

vom

globalen

Hinterland und hoher

interregionaler

Austauschaktivität erreichen.

Die

Implementierung

verschiedener erneuerbarerer

Energiesysteme,

die

Reduktion der Verbrauche auf das Niveau einer 2-kW Gesellschaft und eine

Veränderung

der

Ernährungsgewohnheiten

sind dafür

notwendig.

Im Hinblick

auf eine

nachhaltige Entwicklung

ist die

Siedlungspolitik

somit

weitgehend

frei. Der Konsum und die

Bereitstellung

von

Energie

und

Nahrungsmitteln

hat

im Rahmen einer

nachhaltigen Entwicklung hingegen wenige Freiheitsgrade.

Um den

Übergang

zu einem

Energiehaushalt

mit neuen Ressourcenzielen

zu

untersuchen,

wurde ein

dynamisches

Modell entwickelt. Die Resultate

zeigen,

dass die

Implementierung

eines

vielseitigen Energiesystems

mit

Nutzung

der

realisierbaren,

erneuerbaren

Energiepotentiale

einen Zeitraum von etwa zwei

Menschengenerationen benötigt.

Dabei wirken nicht der

Energie¬

bedarf zur

Herstellung

der neuen

Systeme,

sondern der

Materialbedarf,

die

Produktionskapazität

und die

Implementierung geschwindigkeitslimitierend.

(12)

VII

ABSTRACT

There has been an

exchange

of resources between

alpine highlands

and

the

surrounding

lowlands for thousands of years. All over this time except for the last

generations

the

regional

resource management was a

key

factor for

survival. The debate about sustainable

development brings regional potential

and

opportunities

to

improve

in resource

management

with

regard

to

ecology

into discussion

again.

In this context the

following question

has become

crucial: Which are the

opportunities

for

neighbouring highland

and lowland

regions

to achieve a win-win situation with

regard

to their resource manage¬

ment? Material flow

analysis,

a method of

describing physiological

processes,

was used to

study

the

anthropological physiology

of

alpine regions

and their

interactions with the

surrounding

lowlands and the

global

hinterland.

Energy

and the

activity

'to nourish' were chosen as indicators. The

study

area includes

the two Swiss

regions

'Schweizer

Alpenraum' (SAR

= Swiss

Alpine Region)

and

'Mittellandgebiete' (MLG

= Lowland

areas).

The results show

that,

with

regard

to

physiology, today's alpine lifestyle corresponds

to the

lifestyle

of towns. The

regional degrees

of

self-sufficiency

for energy and foodstuff are

relatively

low. For both

regions

the

global

Hinterland is the main

supplier

for these twomass

goods.

The

physiological

net

interactions for energy and foodstuff between the

regions

are not of

great significance. Although

the SAR

supplies

the MLG with

hydropower

and this

interaction has its

importance

in the context of renewable

energies,

it is

irrelevant from a total

energetic

and

interregional point

of view. As to the

activity

'to

nourish',

this

study

shows that the historical tradition of

alpine regions,

the export ofmeat and

dairy products,

is still alive. But this interaction is the

only significant

net interaction of

agricultural products

between SAR and MLG. In summary, it can be said that

today

there still exist considerable differences between the SAR and the MLG in the

supply

of energy and foodstuffs. With the

exception

of

vegetable food,

the

specific supply

per

inhabitant is

higher

in the SAR for energy, animal food and fodder. However, thepresent demand exceeds the

regional potential

ofresources in away that the

significance

of the interaction between the

regions

is overshadowed.

With a

steady

state

approach

a trend scenario and three time

independent

scenarios werecalculated. The results show that for a trend scenario there is no

advantage,

neither for the

physiology

of the

single region

nor for the

interactions between the

regions.

Neither would a

large migration

of the

population

within the system effect severe

changes

on its

physiology.

But if

energy

supply

and

consumption

and the

dietary

habits

changed,

the two

regions

could achieve a

complementary

balance ofresources with a

high interregional

exchange level,

both for energy and the

activity

'to nourish'. For

this,

the

(13)

VIII

implementation

of differentrenewable energy

supply systems,

the reduction of energy

consumption

to the level of a 2-kW

society,

and a

change

in

dietary

habits

(minus

50 %

meat)

are essential.

Therefore,

in

regard

to sustainable

development,

the settlement

policy

is more or less free. On the other

hand,

there are few alternatives to the drastic

change

of

lifestyle concerning consumption

and

supply

ofenergy and

dietary

habits.

A

dynamic

model was

developed

to simulate the

long-term changes

in

energy resource management for different

strategies.

The results show that the

implementation

of a new energy household

depending

on many different renewable and

regional

energy systems would

require

at least two human

generations. Thereby,

the

limiting

factor is not the energy demand for the

production

of the new systems but the material demand as well as the

production

and

implementation capacities.

(14)

1 EINLEITUNG

1.1 Ausgangslage

Der

Alpenraum

besteht heute

vorwiegend

aus Kulturlandschaften. Hätten sich die

alpinen Ökosysteme

ohne menschliche

Einwirkungen entwickelt,

würden sie

gegenwärtig

anders aussehen. Auch die

künftige Gestaltung

oder

Nichtgestaltung

des

Alpenraumes

durch den Menschen wird starken Einfluss auf die weitere

Entwicklung

dieser

Regionen

haben. Die

Alpenländer

haben

sich

entschlossen,

der aktuellen und

künftigen Gestaltung

im Rahmen der

Alpenkonvention2 Leitplanken

zu setzen, welche sich zu einem grossen Teil an Schutzkriterien für Natur- und Kulturlandschaften orientieren. Kriterien für eine

nachhaltige Entwicklung

schliessen die

Gestaltung

der

alpinen Anthropo- sphäre

mit ein. Diese wiederum steht in starker

Wechselwirkung

mit den

benachbarten

Anthroposphären

der Tiefländer. Die

vorliegende

Arbeit fokus- siert auf die

physiologischen3 Wechselwirkungen

zwischen Hoch- und Tief¬

landregionen

im Kontext einer

nachhaltigen Entwicklung.

Der

Begriff Physiologie,

welcher die Lehre für die Stoffwechsel¬

prozesse von Lebewesen

beizeichnet,

wird hier für ganze

Regionen

ver¬

wendet

(Baccini

und Bader

1996).

Deren

Stoffwechselprozesse

werdenmit

dem Umsatz von

Gütern,

Stoffen und

Energie

beschrieben. Die

physiolo¬

gische Betrachtung'

fokussiert also auf die

regionalen

Materie- und Ener¬

gieflüsse.

Das

Adjektiv ,physiologisch'

ist in dieser Arbeit zu verstehen als

,auf

den Stoffwechsel des betrachteten

regionalen Systems bezogen'.

Die

Kap.

1.1.1 bis 1.1.4 sollen unter

Beachtung

verschiedener Gesichts¬

punkte

auf die ab

Kap.

1.2

folgenden Ziele, Hypothesen

und

Fragestellungen

dieser Arbeit hinleiten.

2vgl dazu(Alpenkonventionsburo 1995)

3InanderenPublikationen,zB (Bacciniund Branner1991)wird dafür synonym derBegriff.Metabolismus'verwendet

(15)

2 KAPITEL1

1.1.1

Die historische alpine Anthroposphäre und

die

Interaktionen mit den

umliegenden Tiefländern

Die

alpine Anthroposphäre

existiert seit der Altsteinzeit. Gemäss Osterwalder

(1977)

sind die

alpinen Regionen

seit dem zweiten Jahrtausend

vor Christus mit neolithischen

Siedlungen vollständig

besiedelt. Bis Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich diese Gesellschaft stets innerhalb des agra¬

risch solaren

Lebensmusters4

weiter. Die

Siedlungsweise

entwickelte sich ent¬

sprechend

der dezentralen solaren

Energieverfügbarkeit

dezentral. Die Bevöl¬

kerungsdichte

dieser

Agrargesellschaft

war wegen der tieferen

Primärpro¬

duktion

alpiner Regionen

stets

geringer

als in den

umliegenden

Tiefländern

Europas.

Da ein solares

System

in seinem Grössenwachstum beschränkt

ist,

war die Kontrolle der

Population

von entscheidender

Bedeutung

für das

Überleben

der Gemeinschaft. Brimblecombe und Pfister

(1996)

sowie

Netting (1981)

beschreiben für die

Alpen

soziale Mechanismen der

Bevölkerungs¬

kontrolle,

damit die

,carrying capacity'5

nicht überschritten wurde.

Die

Bevölkerung

der

alpinen Regionen

zehrte von den örtlichen

Ressourcen wie

Wasser, Holz, Steine, Erze, Wild,

Tierzucht und bescheidenem Ackerbau

(Pauli 1980).

Entscheidend für das

Überleben

im Winter war die

Fähigkeit, Nahrungsmittel

haltbar zu machen. Die Technik der Labkäserei und des Fleischtrocknens wurden dabei zentral

(Bätzing 1984).

Die

alpine

Anthro¬

posphäre

war aber nie für sich

abgeschlossen.

Der

partielle Mangel

an

Gütern,

Landfläche und Arbeitskräften von Hoch- und Tiefländern führte zu Tausch und

Migration.

Die

archäologischen

Funde

(Pauli 1980) belegen

Einwan¬

derungen

in

alpine

Gebiete aus verschiedenen Kulturen

(Alemannen,

Kelten,

Römer).

In

späteren

Zeiten verdienten sich

Alpenbewohner

ihr Geld als Söld¬

ner oder Handwerker in den Tiefländern. Der Güteraustausch war

intensiv, je¬

doch immer nur

soweit,

wie die

Transportwege

rentabel waren

(Osterwalder 1977).

Die Hoch- und die Tiefländer waren sich damit

gegenseitig

immer Hin¬

terländer6.

Ab dem 14./15. Jahrhundert wurden Käse und Fleisch für die

Alpen¬

regionen

zentrale

Exportprodukte (Bätzing 1984).

Die

völlige Einstellung

des

Ackerbaus und

Fokussierung

auf die Viehwirtschaft

(als Folge

der Klimaver¬

schlechterung)

war der

Ursprung

für die

heutige Berglandwirtschaft.

Einen

umfassenden Einblick in die Zeit zwischen 1500 bis 1900 liefert Mathieu

(1998).

Die

Alpen liegen geografisch

zentral in

Europa.

Sie sind von fruchtbaren Tiefländern

umgeben.

Für die Interaktionen der Tiefländer untereinander stell-

4Als.agrarischsolar' wird hier diegesellschaftlicheLebensweisebezeichnet,bei welcher dieNahrungsmittelversorgungeiner

GesellschaftzumgrosstenTeil durch die lokaleAgronomieund dieEnergieversorgungdurchlokale,erneuerbare Energiequellenerfolgt

5AnspatererStelle wird naher auf diesenBegriffderphysiologischenTragfähigkeiteingegangen(sieheFussnote19)

6Siehe Glossar S 157

(16)

EINLEITUNG

ten die

Alpen

schon immer einen Transitraum

dar,

sowohl auf der Nord-Süd-

Achse,

wie auch auf der West-Ost-Achse. Osterwalder

(1977)

beschreibt den

Alpenraum

deshalb als

,Treffpunkt

der Kulturen'. Die

Entwicklung

der

Siedlungsstruktur

des

Alpenraumes

ist seit

jeher mitgeprägt

vom Bau von

Transitrouten.

Transitkonzepte

für den

Alpenbogen

stehen nicht erst

heute,

sondern schon seit Jahrhunderten auf den Traktandenlisten der Politiker

(Römisches Reich,

ReichvonKarl dem

Grossen, Europäische Union).

Die

alpine Anthroposphäre

ist bis Ende des 19.

Jahrhunderts

eine

vorwiegend solare,

dezentrale

Agrargesellschaft

mit

geringerer Siedlungs¬

dichte als in den

umliegenden

Tiefländern. Zwischen

alpinen Regionen

und

europäischen

Tiefländern bestehen seit

jeher

intensive Interaktionen.

1.1.2

Neuzeitliche Entwicklung der alpinen Anthroposphäre

Die

Auswirkungen

der industriellen

Revolution,

der Einsatz fossiler

Energieträger

und die

Entdeckung

der

Alpen

als Freizeit und

Erholungsraum

haben die weitere

Entwicklung

der

Alpenregionen

entscheidend

geprägt.

Zeitlich können zwei Phasen unterschieden werden. Eine

langsame

Ent¬

wicklung

im auslaufenden 19. Jahrhundert bis Mitte 20. Jahrhundert und eine rasante

Entwicklung

ab Mitte des 20. Jahrhunderts.

In der ersten Phase entstanden vereinzelt erste

Wasserkraftwerke,

es entwickelte sich Kurtourismus und

Alpinismus

und die

Alpen

wurden ver¬

kehrstechnisch mit Eisenbahnen und Fahrstrassen erschlossen. Zwei neue Res¬

sourcen wurden damit für die

Bergregionen

interessant:

Hydroelektrizität

und

Landschaft als verkäufliches Gut. Schon früh wurde vor allem die Landwirt¬

schaft,

welche im Wettbewerb mit den Tiefländern

weniger konkurrenzfähig

war, aber auch die Forstwirtschaft zu

Subventionsempfängern.

Die zweite Phase wird

gelegentlich

auch als

Umbruchphase

des

Berggebietes7

bezeichnet. Die

Umbruchphase geht tiefgreifender

und schneller

voran als alle

bisherigen Veränderungen.

Sie ist

geprägt

von einem intensiven

Aufschwung

des Massentourismus

(Baumgartner 1984,

Hänni

1984).

Der Tourismus kann als

alpine

Variante der

Industrialisierung

im Mittelland

bezeichnet werden.

MountainAgenda (1992) errechnete,

dass ca. 25 % des weltweit erzielten Umsatzes der Tourismusindustrie in den

Alpen

erwirt¬

schaftet wird. Dieser

Tourismusaufschwung

wurde

begleitet

von einem sich

parallel

entwickelnden Bauboom für

Parahotellerie,

Hôtellerie und touristische

Transportanlagen.

Im weiteren wurde die Wasserkraft beinahe lückenlos

7Einen umfassenden Einblick in dieseEntwicklungsphasederBerggebiete gibt Bruggeretal.(1984).

(17)

4 KAPITEL1

erschlossen

(Mauch

und Schwank

1984, Truffer,

et al.

2001)8.

Ein weiterer Ausbau scheint heute aus

ökonomischen, ökologischen

und

politischen

Grün¬

den nur noch

marginal möglich.

Mit abnehmenden nationalen

Stützungsmass-

nahmen kam die Land- und Forstwirtschaft der

Bergregionen

zunehmend in wirtschaftliche

Bedrängnis (Rieder 1984).

In der Schweiz

beträgt

die Wald-

flächenzunahme

infolge

landwirtschaftlicher

Flächenaufgabe

ca. 48

km2

pro

Jahr. Davon entfallen

gut

zwei Drittel auf Flächen über 1400 Meter über Meer

(Brassel

und Brändli

1999).

Vom

gesamten

kommerziell verwertbaren Holz¬

zuwachs in der Schweiz werden heute nur ca. 60 %

genutzt (BfS

und BUWAL

1997),

davon ein

überproportionaler

Anteil im Mittelland. Mit dem Einsatz fossiler

Energiequellen

verliert der

alpine

Wald seine Funktion als

Energie¬

lieferant. Er bleibt

wichtig

in seiner Schutz- und

Erholungsfunktion (Meyer 1984).

Die

Bevölkerungsentwicklung

verlief in der zweiten

Entwicklungsphase

nicht im gesamten

Alpenraum gleich (Bätzing,

et al.

1993).

Gemeinsam haben alle

Alpenregionen

eine starke

Polarisierung

zwischen

Regionen

mit städti¬

schem Zentrumscharakter und

Entleerungsregionen9.

In der Schweiz ent¬

wickelte sich die

Bevölkerung

im Zeitraum zwischen 1980 und 1990 in 313

Berggemeinden rückläufig.

In 919

Berggemeinden stagnierte

oder wuchs

die

Bevölkerung (Bätzing,

et al.

1995).

Perlik

(1999) ermittelte,

dass Ende des zweiten Jahrtausends 60 % der Schweizer

Bergbevölkerung

in

alpinen

Städten

und

periurbanen

Gemeinden lebt. Auch im

Alpengebiet

kanndeshalbvon einer

Urbanisierung gesprochen

werden. Davon wird auch die

Beschäftigungssitua¬

tion

geprägt.

Die funktionale

Arbeitsteilung

führte zu einer

Konzentrierung dispositiver, qualifizierter

Arbeit und

Kapital

in den Zentren und

ausführender, unqualifizierter

Arbeit in der

Peripherie.

Diese

Entwicklung

hat laut

Muggli (1984)

nichtnur die Tendenz zur

Verstärkung,

sondern zur

Übersteuerung.

Die

Gebirgsregionen

entwickelten sich somit auch in der Neuzeit in den meisten Fällen ökonomisch schwächer als die

umliegenden Tieflandregionen.

Parallel zur beschriebenen

Bevölkerungsentwicklung erfolgten

Verän¬

derungen

im soziokulturellenBereich. In

(Niederer 1996)

und

(Abt 1988)

wird

übereinstimmend eine Tendenz zur

Vereinheitlichung

des Brauchtums über die

Alpenregionen hinweg festgestellt. Begründet

wird dies einerseits mit der stärkeren

Bevölkerungsmigration

und durch

Beeinflussung

des Brauchtums im Sinne der touristischen

Nachfrage (d.h.

von

auswärts).

Andererseits macht auch der

allgemeine

Wandel der

gesellschaftlichen

Werte vor den Grenzen der

Bergregionen

nicht Halt. Je nach wirtschaftlicher

Verflechtung

kann er

jedoch zeitverzögert erfolgen.

Mit diesen

Veränderungen

wird eine schwindende

8Inder Schweiz sindca 80 % deralpinenFliessgewasserdurch dieNutzungderWasserkraftbeeinflusst Miteinem

Wasserkraftbezugvon862 Wh proQuadratmeterLandesflache und Jahr steht die Schweiz weltweitmitgrossem Abstandan ersterStelle(Truffer,etal 2001)

9UnterEntleerungsregionoderEntleerungsraumwirdeinLebensraumverstanden,dereineanhaltendeAbwanderungoder sonstigeAbnahme derBevölkerungzuverzeichnen hat

(18)

EINLEITUNG

Identitätder Einwohner mit dem

alpinen

Lebensraum

postuliert.

Abt

(1988)

be¬

zeichnet diese

Entwicklung

als

eigentlicher

,Seelenverlust' der

Bergregionen.

Analog

zur beschriebenen

Entwicklung

der

Bergregionen

während der zwei Phasen haben sich auch die Interaktionen mit den

umliegenden

Tiefländern verändert. Sowohl der Austausch von

Energie,

als auch die

Interaktionen von Verbrauchs- und

Gebrauchsgütern

sind intensiver

geworden.

Neben Güter- und

Energieinteraktionen

besteht mit verbesserter Mobilität auch die

Möglichkeit

der

kurzzeitigen Arbeitskraftinteraktion,

indem Pendler in

Bergregionen

wohnen und im

angrenzenden

Mittelland arbeiten. Im weiteren werden für viele Touristen aus dem Tiefland mit

Zweitwohnungen

im Hoch¬

land

(saisonale Immigration)

kommunale

Dienstleistungen

erbracht.

Wegen

ihres erhöhten Infrastrukturbedarfs unterscheidet sich die

Zweitwohnungs- entwicklung

in diesem Kontext vom

Tagestourismus

und

trägt

damit zur

angesprochenen Urbanisierung

des Hochlandes bei. Diese Art von Interaktion könnte als

Dienstleistungsinteraktion

bezeichnet werden.

Zusammenfassend kann

gesagt werden,

dass sich die

alpine

Anthro-

posphäre phasenverschoben

der

Anthroposphäre

der urbanen Tiefland¬

regionen angeglichen

hatund weiter

angleicht.

Seit

Jahrhunderten jedoch

sind die

alpinen Regionen

der wirtschaftlich ärmere Partner dieser Nachbarschaft. Diese Situation hat sich bis heute nicht

geändert.

1.1.3 Alpines Verständnis

und

Identifikation

mit

Berggebieten

am

Anfang des

21.

Jahrhunderts

Bis im 18. Jahrhundert wurden die

Alpen

als

europäisches Wüstengebiet wahrgenommen. Alpine Regionen galten

als

gefährlich

und es lebte nur dort

wer musste. Ende 18. Jahrhundert leitete die Kombination von

Wissenschaft,

Kultur und

Alpinismus

die

»Entdeckung

der

Alpen'

ein. Literaten,

Künstler,

Forscher und Abenteurer bereisten die

Alpen

und

legten

im Zeitalter der Romantik den Grundstein zum bis heute

gültigen Alpenverständnis (Stremlow 1998).

Stremlow

spricht

in diesem

Zusammenhang

vom

,Projektionsraum

urbaner Gebiete'. In den Ländern mit

Alpenanteil

lebt die grosse Mehrheit der

Bevölkerung

in den Tiefländern. Für diese Menschen sind die

Alpen haupt¬

sächlich

Freizeit-, Erholungs-

und

Rückzugsraum

und sie nutzen und

prägen

diesen als solchen. C. Raffestin zitierte an der 5. Nationalen

Tagung

zur

Alpenforschung

1999 eine mündliche

Aussage

von E.

Paréjas,

in der dieser

meinte,

Menschen aus den Tiefländern hätten zwei

Vaterländer;

das nationale Vaterland und die

Alpen.

Nur ein kleiner Teil der

Bevölkerung jedoch

lebt und

arbeitet im

Gebirgsraum

und versteht diesen in erster Linie als Lebensraum.

(19)

6 KAPITEL 1

Die

Entwicklung

von

Bergregionen

wird

geprägt

durch diese inner- und

ausserregionale Wahrnehmung

und Identifikation durch die Nutzer. Ein Bei¬

spiel

soll dies verdeutlichen. Der Tourismus ist

gegenwärtig

eine zentrale Form der

Nutzung alpiner Regionen

und

prägt

den Raum. Er beruht auf Freizeitaktivitäten

(Skifahren, Alpinismus, etc.)

und

alpiner

Schönheit. Frei¬

zeitaktivitäten können

jedoch

altern undanAttraktivität verlieren. Dasselbe

gilt

für

alpine

Schönheit. Sie ist ein Kulturkonstrukt und mit

knapp

250 Jahren

Bestand

keineswegs

eine Konstante menschlicher

Wahrnehmung.

Es ist davon

auszugehen,

dass auch sie

vergänglich

ist. Dies

bedeutet,

dass die

zukünftige Wahrnehmung

des

Alpenraumes

und die damit verbundene

Nutzung

und

Prägung

in ihrer

Entwicklung

offen ist.

Die

Entwicklung

von

Bergregionen

wird

massgeblich

davon

geprägt,

wie die inner- und

ausserregionalen

Nutzer diesen Raum wahrnehmen.

Die

Wahrnehmung alpiner Regionen

verändertsich im Laufe der Zeit und damit auch deren

Nutzung.

1.1.4

Knappheit

der Ressourcen -

Nachhaltigkeitskonzepte

Zu

Beginn

der

siebziger

Jahre

(Meadows,

etal.

1972)

undverstärkt in den

achtziger

Jahren

(WCED 1987)

wurde

gezeigt,

dass der Lebensstil der indu¬

strialisierten Nationen nicht

globalisiert

werden kann. Schon heute sind mit sechs Milliarden Menschen

global

nicht

jederzeit

überall

genügend

Ressourcen

wie z.B.

Wasser, Enegie

und

Nahrungsmittel verfügbar.

Dies

gilt

erst recht für

eine zu erwartende

Weltbevölkerung

von acht Milliarden

Menschen10

im Jahre2025. Jede

Region

hat deshalb

Strategien

zu entwickeln um ihren

Ressourcenbedarf

langfristig

zu decken. An der Weltkonferenz für Umwelt und

Entwicklung

in Rio im Jahre 1992 erklärten 179 Staaten

(darunter

die

Alpen¬

staaten) Nachhaltigkeit

als

Grundprinzip

für die

zukünftige, weltweite,

aber

auch

regionale Entwicklung

und verabschiedeten die

Agenda 21n (Keating 1992),

welche die Grundsätze einer

nachhaltigen Entwicklung

enthält. Die Schweiz als Nation mit einem Anteil von 14 % an der

gesamten Alpenfläche

10Vgl United NationsPopulationFund(UNFPA) http//wwwunfpa org/modules/bnefkit/05htm#

11DieAgenda21 enthaltmitKapitel13einenexplizitenAbschnitt über die.Nachhaltige EntwicklungderBerggebiete' Die Bedeutungwelche die internationaleGemeinschaft denGebirgsregionender Weltbeirmsst,wirdmitdemvonderUNO proklamiertenInternational Year of Mountains(2002)unterstrichen Die UNOstutztsich dabei auffolgendeGrundlagedaten (Keatmg1992,MountamAgenda 1997) 27 % derLandoberflacheliegenüber 1000müberMeer,10 % derErdbevolkerung lebeninGebirgsregionenund 40 %amFussvonBerggebieten Die halbe MenschheitistdamitvonderVerfügbarkeitund EntwicklungderGebirgsressourcen (va Wasser, Hydroelektnzitat,Biomasse,Weideflacheetc) abhangig (Muller-Hohenstein 1974)

(20)

EINLEITUNG

hat in ihrer

Bundesverfassung

von 1999 mit Art. 73 einen

eigentlichen

Nachhaltigkeitsartikel12.

Daly (1991)

entwickelte

Regeln

für die

nachhaltige Nutzung

von

physiologischen

Ressourcenim

globalen

Massstab:

- Die

Nutzungsrate

sich erneuerbarer Ressourcen darf deren

Regenerations¬

ratenicht

übersteigen.

- Die

Nutzungsrate

sich

erschöpfender

Rohstoffe darf die Rate des Aufbaus sich

regenerierender Rohstoffquellen

nicht

übersteigen.

- Die Rate der Schadstoffemissionen darf die

Kapazität

zur Schad¬

stoffadsorption

der Umwelt nicht

übersteigen.

Für eine

Anwendung

auf

regionalem

Massstab müssen diese

Regeln

konkretisiert werden. Imboden und Baccini

(1996)

skizzierten für das Schweizer Mittelland eine

nachhaltige regionale Physiologie hypothesenartig folgendennassen:

- Der Bedarf an essentiellen

Massengütern

wie

Wasser, Biomasse,

Steine/Erden und

Energieträgern

soll

langfristig

zu mindestens 80 %

autochthon

gedeckt

werden.

- Der Restbedarf soll aus einem

überregionalen

Hinterland so

gedeckt werden,

dass die

globalen Kapitalien

nicht

signifikant

reduziert werden.

- Die

heutigen

Emissionen sollen nicht zu Altlasten für

künftige

Generationen werden.

In den

Alpen

entwickelte sich schon um die Jahrhundertwende eine

Naturschutzbewegung

welche mit der

Ausscheidung

von

Nationalparks Erfolge

erzielte. Es

folgten

Artenschutzlisten für Pflanzen und Tiere. Die

Nachhaltig- keitskonzepte

stellen eine

Weiterentwicklung dar,

basieren aber nicht mehr auf solchen absoluten Schutzerlassen der Natur vor dem Menschen. Die

physio¬

logischen

Ziele einer

nachhaltigen Entwicklung

setzen sowohl

globale,

als auch

regionale Nutzungsgrenzen

für Ressourcen wie z.B. Wasser und

Energie.

In

diesem

Zusammenhang verlangen

deshalb Baccini und Oswald

(1998)

für das

Schweizer Mittelland einen Umbau der urbanen

Systeme.

Im Kontext der

Nachhaltigkeitsdebatte

soll aber auch bei

Gebirgsräumen

über eine

generelle Neugestaltung

der

anthropogenen Systeme nachgedacht

werden.

12SchweizerischeBundesverfassungvom18.April1999,Art.73:Nachhaltigkeit:Bundund Kantone streben ein auf Dauer ausgewogenes Verhältnis zwischen der Natur und ihrerErneuerungsfähigkeiteinerseits und ihrerBeanspruchungdurch den Menschenandrerseitsan.

(21)

8 KAPITEL1

Es

gibt globale physiologische Grenzen,

die für die

Entwicklung

und

Nutzung

aller

Regionen Randbedingung

sind. Unter

Beachtung

dieser

Grenzen soll das

gesamte Ökosystem langfristig funktionstüchtig

erhalten

bleiben.

1.2 Ziele

Die vorangegangenen

Kapitel zeigen

eine

fortlaufende,

offene

Veränderung

der

alpinen Anthroposphäre

und der Interaktionen mit der

Anthroposphäre

der

umliegenden

Tiefländer. Diese

Entwicklung

hat sich in den letzten zwei Generationen massiv

beschleunigt.

Die Autoren

Brugger

et al.

(1984,

S.

939,

S.

1076)

fordern bereits 1984

,Instrumente

zur

Früherkennung

unerwünschter

Auswirkungen

auf Naturhaushalt und Landschaft' im

Berg¬

gebiet.

Die

vorliegende

Arbeit stellt den Ressourcenhaushalt

alpiner Regionen

ins Zentrum und zwar in seiner

Wechselwirkung

mit dem benachbarten Tief¬

land. Als

physiologische

Potentialstudie soll sie die

Freiheitsgrade

sowie die

Chancen und Risiken bei der

Gestaltung

der

physiologischen

Ressourcen¬

bewirtschaftung

der Partnerschaft von

alpinen

Hoch- und

umliegenden

Tief¬

ländern

aufzeigen

können.

Die

Beurteilung

der verschiedenen

Entwicklungsmöglichkeiten erfolgt

anhand der

vorgestellten Konzepte

der

Nachhaltigkeit.

Diese

verlangen konkret,

dass sich die benachbarten

Regionen gegenseitig

dauerhaft Hinterland

regionsspezifischer

Ressourcen sein können.

1.3 Arbeitshypothesen

Die

vorliegende

Arbeitberuht auf

folgenden Basishypothesen:

1. Es

gibt globale

Grenzen

physiologischer

Ressourcen, die alle

Regionen

in

ihren

Entwicklungsszenarien

zubeachten haben.

2. Der

Alpenraum

als

Siedlungsgebiet

und Kulturlandschaft wird auch in den nächsten Generationen eine

Schicksalsgemeinschaft

mit den benachbarten undmit ihm

verknüpften

urbanen Netzen der Tiefländer bilden.

Daraus

folgen

mit Blick auf den

Untersuchungsraum (Kap. 2.1) folgende

weiteren

Hypothesen:

(22)

EINLEITUNG

3. Zwei

Regionen

mit unterschiedlicher

Ressourcenverfügbarkeit

können mit

ihren Ressourcen

komplementär

haushalten.

4. Mit den

Vorgaben

einer

nachhaltigen Entwicklung ergeben

sich für die

alpine Anthropospähre

neue kulturelle und wirtschaftliche

Perspektiven,

die

sowohl Chancen als auch Risiken beinhalten.

1.4 Fragestellungen

Die Arbeit orientiert sich konkretan

folgenden Fragen:

1. Wie kann der

interregionale

Ressourcenhaushalt und das

langfristige Ressourcenmanagement

von Hoch- und

Tiefland-Kooperationen

metho¬

disch erfasst werden?

2. Wie sieht der Ressourcenhaushalt essentieller

Massengüter

einer

europäischen Hochland/Tiefland-Nachbarschaftsbeziehung

in den neun¬

ziger

Jahren aus?

3. Welche

Aufgaben

können die betrachteten Hoch- und

Tieflandregionen

bei

der

physiologischen Ressourcenbewirtschaftung langfristig übernehmen,

um

diesbezüglich

eine

nachhaltige Entwicklung

für Hoch- und Tiefland zu

ermöglichen?

(23)

Seite Leer /

Blank leaf

(24)

2 METHODEN

2.1 Untersuchte Regionen

Für die

vorliegende

Arbeit wurde die Schweiz als

Untersuchungsraum gewählt. Folgende

Gründe

sprechen

für diese Wahl. Das aufzubauende

System

soll eine Hoch- und eine

Tieflandregion

enthalten

(Abb. 2-9,

S.

26).

Beide

Regionstypen

sind innerhalb der Schweiz

ausgeprägt

vorhanden. Für beide

Regionen

stehen

analoge

statistische Daten zur

Verfügung,

so dass direkte

Vergleiche möglich

sind. Es kommt

hinzu,

dass die

Datenlage

in der Schweiz

vergleichsweise gut

ist. Weil die Flächensumme der beiden

Regionen

zusammen die Gesamtfläche der Schweiz

ergibt, ermöglicht

der

Vergleich

der

addierten Daten von

Berggebiet (Alpen

und

Jura)

und Mittelland mit nationalen Dateneine Plausibilitätskontrolle.

2.1.1

Systemgrenzen

Die

Landesgrenzen

der Schweiz bilden die räumliche

Systemgrenze

des

Gesamtsystems (Abb. 2-1),

bestehend aus einer Hoch- und einer Tiefland¬

region.

Die

Abgrenzung

dieses

Gesamtsystems

in

Berggebiet

und Tiefland

(d.h.

restliche Fläche der

Schweiz)

ist nicht offensichtlich. Verschiedene Autoren versuchten das Hochland zu definieren und fokussierten auf das

Hochgebirge (Franz 1976, Rathjens 1981, Rathjens 1982,

Troll

1961).

Die

Eingriffe

des Menschen in die natürlichen

Systeme

manifestieren sich aber meistens in den unteren und mittleren Höhenstufen. Messerli

(1983)

entwickelte deshalb eineneue Definition welche diese

Aspekte berücksichtigt:

,

Gebirge

werden

definiert

als

Erhebungen,

welche durch ihr

Relief

eine

signifikante ökologische Differenzierung

in Höhen¬

stufen zeigen,

dadurch eine Interaktion zwischen den

Stufen auslösen,

sowohl im Naturhaushalt wie in der menschlichen

Tätigkeit

und

Landnutzung

'.

Dieser Ansatz

spricht

erstmals direkt die menschliche

Tätigkeit

und sogar die Interaktionen zwischen den Stufen an. Damit wäre er für die

Fragestellung

(25)

12 KAPITEL 2

dieser Arbeit sehr

geeignet.

Einen weiteren Ansatz

zeigen Meybeck

et al.

(2001).

Hier wird aus der Höhendifferenz und der halben

Quadratbreite

von

Flächenquadraten

ein Rauhheitsindikator der Oberfläche berechnet. Die berechneten Indikatoren werden anschliessend

typologischen

Klassen

zugeteilt.

Die Literatur

zeigt

bei den konkret

angewandten Abgrenzungen

der

Alpen

von den

umliegenden

Tiefländern

verschiedene,

eher

pragmatische

Ansätze.

Bätzing

und Messerli

(1991), Bätzing

et al.

(1993)

sowie

Bätzing (1997)

sammelte und strukturierte die verschiedenen Ansichten. Er

gliedert

drei

Alpen-

und damit

Berggebietsdefinitionen:

Eine

restriktive,

eine mittlere und eine weite

Alpendefinition.

Die restriktive

Alpendefinition

zählt Städte wie

Grenoble,

Sion und Bozen in

Tallagen

nicht zum

Alpenraum.

Das

Bergebiet beginnt

bei dieser Definition erst beim

Eingang

der Seitentäler. Die mittlere

Definition13 grenzt

den

Alpenraum

durch eine Kombination von

geologischen, geomorphologischen

und sozio-ökonomischen Kriterien ab. Einen

grösseren

Raum scheidet die weite

Alpendefinition

aus. Hier werden die auf vielfache Weise mit den

Berggebieten

vernetzten Vorländer zum

Alpenraum gezählt.

Schliesslich existiert in der Schweiz noch die

juristische

Definition. Sie ist bei¬

nahe

kongruent

mit der mittleren Definition und scheidet die schweizerischen

Berggebiete

in Hinblick auf die

Berggebietsförderung gemeindeweise

aus. Der

Vergleich

der verschiedenen Ansätze

zeigt bezüglich

der Fläche nur kleinere

Differenzen. Da

jedoch

verschiedene Städte

(München, Zürich, Salzburg, Wien, etc.)

direkt am Fuss

alpiner

Gebiete

liegen, ergeben

sich durch

Einbezug

dieser

Gebirgsrandzonen

im sozio-ökonomischen Bereich Unterschiede zwi¬

schen den Ansätzen.

Die

vorliegende

Arbeit übernimmt die

juristische Abgrenzung

des

Alpenraumes.

Dafür

spricht folgender

Grund: Die

quantitative Bearbeitung

eines

regionalen Stoffhaushaltsystems benötigt

statistische Daten. Diese werden in den meisten Fällen dort

zuverlässig erhoben,

wo auch Geldflüsse relevant sind. Die

juristische Abgrenzung

des schweizerischen

Berggebietes erfolgte

als

Konsequenz

der

politisch motivierten,

finanziellen

Berggebiets¬

förderung.

Damit ist der finanzielle Anreiz

gegeben,

Daten zu erheben. Die

Datenlage

für die Arbeit mit anderen

Berggebietsdefinitionen

wäre unver¬

gleichlich

schlechter.

Die

juristische

Definition des

Berggebietes14

ist in der Schweiz im

Bundesgesetz

über Investitionshilfe für

Berggebiete (IHG,

SR

901.1)

und in

der

dazugehörigen Verordnung (SR 901.11) geregelt.

Abb. 2-1

zeigt

die

Abgrenzung

der Schweizer

Berggebiete

vom Mittelland. Die Gemeinden des

13Dieser mittleren DefinitionfolgtzB dieEuropaische Alpenkonvention

14DerortlicheGeltungsbereichdes schweizerischenBerggebieteswirdinderVerordnungüberInvestitionshilfeinBerggebieten (SR901 11),Art 1folgendermassenfestgelegt DasSchwergewichteinerRegion [IHG-Region] [ ] hegtinnerhalb desvom Viehwirtschaftskatasterumgrenzten Raumes,wenndiesermehr als 50 % der Gesamtflache derRegionundmindestens 20 % ihrerGesamtbevolkerungumfasst

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Auch wenn man «mit dem Kanton nicht immer gleicher Meinung ist», soll er für beide Aufgaben zuständig sein.. Das gewährleistet, dass diejenigen Funktionen ausgebildet werden, die

Die  Verstaatlichtenkrise  erreichte  die  elektrotechnische  Industrie  mit  etwas  Zeitverzögerung  (in  den  späten  1980er  Jahren).  Deren  späte  K‐Phase 

Es wurde auch eine Testung der Eignung der von den slowakischen Partnern in die Diskussion eingebrachten Tools (Transparenzdatenbank bzw. e- Government) durchgeführt, die

1 Schritt 1- Vorläufige Markierung: Beim ersten Durchlauf werden alle Labels aus der linken/oberen Nachbarschaft übernommen. Gleichzeitig werden das Aufeinandertreffen von Regionen

Sie weisen nach, dass sich Deutschland bei der Umsetzung der Beschlüsse der Welt- konferenzen schwer tut: Zwar habe man die neuen Leitbilder wie „nach- haltige Entwicklung“ offiziell

Mit Institutionen werden hier nicht nur formelle Institutionen bezeichnet, sondern auch institutionalisierte Praktiken in Politik, Wirtschaft, Gesetzgebung, und

Eine Analyse der Verbreitungsrealität von Solar Home Systemen zeigt auch Probleme, für die Lösungen noch ge- funden werden müssen:.. • Die Kosten eines Solar Home Sy- stems

Da die Arbeitskräfteangebots- entwicklung in erheblichem Maße auch von den demografischen Rahmenbedingungen geprägt wird, soll hier – unter Nutzung ausgewählter Ergebnisse