• Keine Ergebnisse gefunden

Ein Märchen untersuchen (1 von 3) Jacob und Wilhelm Grimm:

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Ein Märchen untersuchen (1 von 3) Jacob und Wilhelm Grimm:"

Copied!
3
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

7 Es war einmal – Auf Märchen trifft man überall Deutschbuch 5 Realschule Bayern

Autorin: Toka-Lena Rusnok

© 2017 Cornelsen Verlag GmbH, Berlin. Alle Rechte vorbehalten.

Ein Märchen untersuchen (1 von 3)

Jacob und Wilhelm Grimm: Die sieben Raben Ein Mann hatte sieben Söhne und immer noch kein Töchterchen, so sehr er sich’s auch wünschte; endlich gab ihm seine Frau wieder gute Hoffnung zu einem Kinde, und wie’s zur Welt kam, war es auch ein Mädchen. Die Freu- de war groß, aber das Kind war schmächtig und klein und sollte wegen seiner Schwachheit die Nottaufe haben. Der Vater schickte einen der Knaben eilends zur Quelle, Taufwasser zu ho- len. Die andern sechs liefen mit und weil jeder der Erste beim Schöpfen sein wollte, so fiel ihnen der Krug in den Brunnen. Da standen sie und wussten nicht, was sie tun sollten, und kei- ner getraute sich heim. Als sie immer noch nicht zurückkamen, ward der Vater ungeduldig und sprach. „Gewiss haben sie’s wieder über ein Spiel vergessen, die gottlosen Buben.“ Es ward ihm angst, das Mädchen müsste ungetauft ver- scheiden, und im Ärger rief er: „Ich wollte, dass die Jungen alle zu Raben würden.“ Kaum war das Wort ausgeredet, so hörte er ein Geschwirr über seinem Haupt in der Luft, blickte in die Höhe und sah sieben kohlschwarze Raben auf- und davonfliegen.

Die Eltern konnten die Verwünschung nicht mehr zurücknehmen und so traurig sie über den Verlust ihrer sieben Söhne waren, trösteten sie sich doch einigermaßen durch ihr liebes Töch- terchen, das bald zu Kräften kam und mit jedem Tage schöner ward. Es wusste lange Zeit nicht einmal, dass es Geschwister gehabt hatte, denn die Eltern hüteten sich ihrer zu erwähnen, bis es eines Tages von ungefähr die Leute von sich sprechen hörte, das Mädchen wäre wohl schön, aber doch eigentlich schuld an dem Unglück seiner sieben Brüder. Da ward es ganz betrübt, ging zu Vater und Mutter und fragte, ob es denn Brüder gehabt hätte und wo sie hingeraten wä- ren. Nun durften die Eltern das Geheimnis nicht länger verschweigen, sagten jedoch, es sei so

des Himmels Verhängnis und

seine Geburt nur der unschuldige Anlass gewe- sen. Allein das Mädchen machte sich täglich ein Gewissen daraus und glaubte, es müsste seine Geschwister wieder erlösen. Es hatte nicht Ruhe und Rast, bis es sich heimlich aufmachte und in die weite Welt ging, seine Brüder irgendwo aufzuspüren und zu befreien, es möchte kosten, was es wollte. Es nahm nichts mit sich als ein Ringlein von seinen Eltern zum Andenken, einen Laib Brot für den Hunger, ein Krüglein Wasser für den Durst und ein Stühlchen für die Müdigkeit.

Nun ging es immerzu, weit, weit, bis an der Welt Ende. Da kam es zur Sonne, aber die war zu heiß und fürchterlich und fraß die kleinen Kinder. Eilig lief es weg und lief hin zu dem Mond, aber der war gar zu kalt und auch grausig und bös und als er das Kind merkte, sprach er:

„Ich rieche Menschenfleisch.“ Da machte es sich geschwind fort und kam zu den Sternen, die waren ihm freundlich und gut und jeder saß auf seinem besondern Stühlchen. Der Morgen- stern aber stand auf, gab ihm ein Hinkel- beinchen und sprach: „Wenn du das Beinchen nicht hast, kannst du den Glasberg nicht auf- schließen und in dem Glasberg, da sind deine Brüder.“

Das Mädchen nahm das Beinchen, wickelte es wohl in ein Tüchlein und ging wieder fort, so lange, bis es an den Glasberg kam. Das Tor war verschlossen und es wollte das Beinchen her- vorholen, aber wie es das Tüchlein aufmachte, so war es leer und es hatte das Geschenk der guten Sterne verloren. Was sollte es nun anfan- gen? Seine Brüder wollte es erretten und hatte keinen Schlüssel zum Glasberg. Das gute Schwesterchen nahm ein Messer, schnitt sich sein kleines Fingerchen ab, steckte es in das Tor und schloss glücklich auf. Als es eingegangen war, kam ihm ein Zwerglein entgegen, das

sprach: „Mein Kind, was

5

10

15

20

25

30

35

40

45

50

55

60

65

70

75

80

85

(2)

Deutsch 5 – Ein Märchen untersuchen Datum:

Autorin: Toka-Lena Rusnok

© 2017 Cornelsen Verlag GmbH, Berlin. Alle Rechte vorbehalten.

Ein Märchen untersuchen (2 von 3)

suchst du?“ – „Ich suche meine Brüder, die sieben Raben“, antwortete es. Der Zwerg sprach: „Die Herren Raben sind nicht zu Haus, aber willst du hier so lang warten, bis sie kom- men, so tritt ein.“ Darauf trug das Zwerglein die Speise der Raben herein auf sieben Teller- chen und in sieben Becherchen, und von jedem Tellerchen aß das Schwesterchen ein Bröck- chen und aus jedem Becherchen trank es ein Schlückchen, in das letzte Becherchen aber ließ es das Ringlein fallen, das es mitgenommen hatte.

Auf einmal hörte es in der Luft ein Geschwirr und ein Geweh, da sprach das Zwerglein: „Jetzt kommen die Herren Raben heimgeflogen.“ Da kamen sie, wollten essen und trinken und suchten ihre Tellerchen und Becherchen.

Da sprach einer nach dem andern: „Wer hat von meinem Tellerchen gegessen? Wer hat aus meinem Becherchen getrunken? Das ist eines Menschen Mund gewesen.“ Und wie der Sie- bente auf den Grund des Bechers kam, rollte ihm das Ringlein entgegen. Da sah er es an und erkannte, dass es ein Ring von Vater und Mut- ter war, und sprach: „Gott gebe, unser Schwes- terlein wäre da, so wären wir erlöst.“ Wie das Mädchen, das hinter der Türe stand und lausch- te, den Wunsch hörte, so trat es hervor, und da bekamen alle die Raben ihre menschliche Ge- stalt wieder. Und sie herzten und küssten ei- nander und zogen fröhlich heim.

Das große deutsche Märchenbuch. Hg. v. Helmut Brackert.

Athenäum, Königstein/Ts. 1979, S. 236–238

Einige Textstellen in dem Märchen sind schwer zu verstehen, weil die Ausdrücke heute teilweise nicht mehr verwendet werden. Wenn ihr diese Textstellen genauer untersucht, könnt ihr das Märchen besser verstehen.

a Erklärt die in der Tabelle aufgeführten Textstellen mit eigenen Worten.

b Findet zwei weitere schwierige Textstellen. Schreibt sie in euer Heft und erklärt sie ebenfalls.

Textstelle So könnte man die Textstelle erklären

Es ward ihm angst, das Mädchen müsste un- getauft verscheiden, und im Ärger rief er: „Ich wollte, dass die Jungen alle zu Raben würden.“

(Z. 17–20)

Der Vater hatte Angst, denn er dachte, dass seine Tochter stirbt, bevor sie getauft wird.

Er war ärgerlich und rief: „Ich wünsche mir, dass die Jungen alle in Raben verwandelt werden.”

…, bis es eines Tages von ungefähr die Leute von sich sprechen hörte, das Mädchen wäre wohl schön, aber doch eigentlich schuld an dem Unglück seiner sieben Brüder. (Z. 33–36) Allein das Mädchen machte sich täglich ein Gewissen daraus und glaubte, es müsste seine Geschwister wieder erlösen. (Z. 43–45)

Da machte es sich geschwind fort und kam zu den Sternen, die waren ihm freundlich und gut und jeder saß auf seinem besondern Stühlchen.

(Z. 60–63)

85

90

95

100

105

110

1

(3)

Deutsch 5 – Ein Märchen untersuchen Datum:

Autorin: Toka-Lena Rusnok; Illustrationen: Lisbeth Zwerger (J. u. W. Grimm. Die sieben Raben. NordSüd Verlag, Zürich 2008)

© 2017 Cornelsen Verlag GmbH, Berlin. Alle Rechte vorbehalten.

Ein Märchen untersuchen (3 von 3)

Hier ist einiges durcheinandergeraten. Bilder und Texte passen nicht mehr zusammen.

Lest das Märchen noch einmal aufmerksam und findet heraus, welcher Textteil zu welchem Bild passt.

Das Mädchen lief bis ans Ende der Welt. Es kam auch zur Sonne, aber die war heiß und fürchterlich. Dann lief es zum Mond, der grausig und böse war. Er sprach: „Ich rieche Menschenfleisch!“

Sofort flüchtete das Mädchen.

Als das Mädchen in den Glasberg hineingelangt war, erfuhr es, dass dort die sieben Raben wohnten. Während der Tisch für die Raben gedeckt wurde, ließ das Mädchen in den letzten Becher den Ring der Eltern fallen. Beim Essen bemerkte der siebte Rabe den Ring auf dem Grund des Bechers und sprach: „Hoffentlich ist es unsere Schwester! Dann wären wir erlöst!“

Das Mädchen hörte den Wunsch des Bruders und kam aus ihrem Versteck hervor. Alle Raben bekamen ihre menschliche Gestalt wieder. Sie umarmten und küssten sich und zogen heim zu ihren Eltern.

Ein Mann und eine Frau, die bereits sieben Söhne hatten, bekamen endlich eine Tochter. Sie war sehr schwach und musste schnell getauft werden. Deswegen schickte der Vater sei- ne Söhne zum Brunnen, um Taufwasser zu holen. Leider zerbra- chen sie dabei den Krug. Als die Brüder sich nicht heimtrauten, wünschte sich der Vater, sie würden zu sieben Raben.

Das Mädchen wusste nicht, dass es sieben Brüder hatte. Als es älter wurde, hörte es andere Leute sagen, es sei schuld am Un- glück der sieben Brüder. Es stellte ihre Eltern zur Rede und diese erzählten ihrer Tochter, was mit den Brüdern passiert war. Das Mädchen beschloss, ihre Brüder zu befreien. Es nahm

nichts mit als ein Ringlein von seinen Eltern, einen Laib Brot, ein Krüglein Wasser und ein Stühlchen.

A

B

C

D

E 1

2

3

4

5

2

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Die Gemischbildung der Spiritusmotoren erfolgt auf gleiche Weise, wie bei den Petroleummotoren; es sind daher auch die Einrichtungen nahezu dieselben und die Maschinen zumeist

Wenn auch durch diesen Fortschritt in der Bildung der explosiblen Ladung nunmehr eine wesentlich höhere Brennstofl’ökonomie, sowie eine ziemlich geruchlose Verbrennung erzielt wurde,

Das Vorfeld kann zwar alternativ durch andere Satzteile besetzt werden; ist dies aber nicht der Fall, so tritt hier wie in allen im Folgenden noch zu beschreibenden

Manche Fragen sind zwar zum Teil schwieriger, sind aber durch ihre ungewöhnliche Art auch für schwächere Schüler lösbar.. Eine rege Diskussion ist

kurz vor den Ferien oder zum Schulstart kann der Fach- oder Vertretungslehrer Wissen überprüfen oder anschaulich präsentieren.. Diese ungewöhnliche und unkon- ventionelle

Das ließ Frau Holle über das faule, hässliche Mädchen

Das ließ Frau Holle über das faule, hässliche Mädchen

Außerdem beschäftigen sie sich mit der Frage, welche Mittel im Kampf um die Zukunft des Lan- des angemessen sind..