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Zär.
Von M. J. de Goeje.
Dr. Snouck Hurgronje schreibt in seinem Mekka II, 124:
„Ein anderes Geschlecht von Geistern, das nahezu allen Weibern
viel zu schaffen macht, sind die Zär*. Dazu die Note : „Das Wort
v^eiss ich nicht zu erklären; es ist auf keinen Fall arabisch, bildet
auch im Arabischen keine Ableitungen und seltsamerweise nicht
einmal einen Plural'. Ich finde bei J. Borelli „Ethiopie möridionale'
(Paris 1890), p. 133 die folgende Passage :
„A toutes leurs superstitions , les Abyssins ajoutent la crainte speciale des mauvais esprits, de „Boudda' et de „Zarr" notamment.
L'individu qui se dit „possede' se Ifeve au milieu de la nuit,
se roule par terre et pousse des cris inarticules. Aprfes une ou
deux heures de contorsions , il est epuise et reste gisant , comme
inanimfe. Le remfede le plus efficace consiste alors ä prendre une
poule noire et ä la faire tourner autour de la tfete du possede ; on
la jette ensuite sur le sol. Si la poule meurt sur le coup ou
bientöt aprfes, c'est un bon augure ; le Zarr ou le Boudda a passe
dans le corps du volatile et l'a fait perir. Si la poule survit ä
ces mauvais traitements, il est clair que le dfemon a resiste et qu'il
est demeure dans le corps du patient; on recommencera.
Le Zarr a de nombreux fidfeles. Dans certaines localitfes on
lui rend vme sorte de culte. II a des incarnations, des formes et
des noms variables. Aux environs d'Ankoboer, le mauvais esprit,
je ne sais pourquoi, est designe sous le nom de „Wafzero Encolal',
c'est-ä-dire, litteralement, „Mademoiselle l'ceuf. A certaines epoques
de l'annee , les adeptes du Zarr se reunissent et s'enferment pen¬
dant trois jours et trois nuits, sans sortir, se livrant ä des prati¬
ques aussi mysterieuses que grotesques. Dans ces assemblees, le
Zarr ne manque pas d'apparaltre ä ses pieux sectateurs'.
Es erhellt daraus, dass der Zär aus Abessinien importirt ist,
und zwar wahrscheinlich durch die Concubinen.
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Kürzungen von Composita im Indischen und im Avesta.
Von B. Otto Franke.
Auf S. 607 fg. des vorigen Bandes dieser Zeitschrift hat
Böhtlingk, im Anschluss an eine von mir in meinem Buche
^die Indischen Genuslehren" S. 63 erörterte Ansicht, „über eine
eigenthümliche Genus-Attraction im Sanskrit" gehandelt. Da er in
diesem Artikel die in Bede stehende Erscheinung in abweichender
Weise auffasst, so möge es mir erlaubt sein, in kurzem noch einiges
zu der Prage zu bemerken.
Böhtlingk führt eine Reihe Namen von Literaturwerken auf,
die ein auffäUiges Geschlecht zeigen, nämlich nicht dasjenige, welches
ihnen ihrer Natur nach zukommen sollte , sondern das eines dabei¬
stehenden (oder dazu zu denkenden) Allgemeinbegriffs : so ^■^qifiSfc
TPR H^STWt statt des zu erwartenden ^^<lird<lll . BöhtUngk
bezeichnet diese Erscheinung als Genus-Attraction, während ich
gesagt hatte, es läge eine kosenamenartige Verkürzung eines längeren
Compositums vor. Im genannten Falle würde der dem gekürzten
Namen ^'fl;««!*««*! zu Grunde liegende voUe Name nach meiner
Ansicht heissen ^^<*ld«mH«ll<,*S!«t. Es sei mir nun gleich im
Voraus gestattet zu bemerken , dass ich nicht das wirkliche Vor¬
kommen derartiger voller Namen neben den gekürzten und als
Grundlage derselben verlange. Sie brauchen niemals wirklich aus¬
gesprochen worden zu sein, sie mussten aber mehr oder weniger
klar bewusst im Geiste vorhanden sein; uhd nur mit Bezug auf
und im Anschluss an sie erhielt der gekürzte Name das Geschlecht
des VoUnamens. Im Grunde hat, glaube ich, Böhtlingk denselben
logischen Prozess im Auge wie ich, und nur die Bezeichnung, die
wir dem betreffenden sprachlichen Vorgange geben, ist eine ver¬
schiedene. Ich würde darum gern bereit sein, meine Benennung
gegen die Böhtlingk's aufzugeben, wenn wir es hier mit einer sin¬
gulären, nur auf die Genus-Verhältnisse bezüglichen Erscheinung zu
thun hätten. In Wirkhchkeit aber ist dieselbe nur Einzeläusserung
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