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Gestoppte MyonenStand 6.9.2004M. Maaßen

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Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

Physikalisches Institut

Fortgeschrittenen-Praktikum II

Gestoppte Myonen

Stand 6.9.2004 M. Maaßen

Ziel des Versuchs

Dieser Versuch im FP II stellt einen Aufbau zur Bestimmung der Masse und Lebensdauer des Myons (µ) vor. Die Theorie dieses Versuches reiht sich entsprechend im Bereich der Teilchenphysik ein. Der beobachtete Zerfall µ → e + νe + νµ wird durch die Schwache Wechselwirkung beschrieben. Aus ihrer Entwiklung geht auch die schwache Kopplungskonstante GF hervor, die aus den hier zumessenden Myonparametern bestimmt werden kann.

Einleitung

Myonen sind Elementarteilchen nach dem Standardmodell (SM). Sie sind wie die Elektronen Leptonen und wechselwirken nur schwach und elektro-magnetisch. Entsprechend stellen sich sofort einige Fragen:

• Wo kommen die (kosmischen) Myonen her?

• Wie wird die Entstehung im SM beschrieben?

• Wie können Myonen im SM zerfallen?

• Wie kann die Energieverteilung der Zerfallsprodukte erklärt werden?

• Was versteht man unter Lebensdauer und was sagt sie aus?

Nachdem man sich einen Überblick über die Theorie verschafft hat, sollte man sich der Messung zuwenden. Es ist zu klären, wie die Masse und Lebensdauer zu messen sind.

• Wie werden Myonen gestoppt?

• Welche Prozesse sind für die Energieabgabe im Szintillator verantwortlich?

• Welche Formel beschreibt die Energieabgabe und wovon hängt sie ab?

• Was sind minimalionisierende Teilchen?

• Welche Myonen können gestoppt werden, welche fliegen durch?

• Wie ist der Energieverlust der durchfliegenden Myonen verteilt?

• Unter welchen Voraussetzungen kann man diese zur Energiekalibrierung nutzen?

• Welche Messfehler müssen berücksichtigt werden?

• Wie bestimmt man die Energieauflösung des Detektors?

Wenn nun klar ist was wie gemessen werden soll, fehlt nur noch die Elektronik. Die Elektronik muss entscheiden, wann ein Myon eingetreten ist und ob es gestoppt oder durchgeflogen ist. Weiter muss auch die Energie gemessen werden.

Aufbau

Der eigentliche Detektor besteht aus einem großen „Fass“ mit Flüssigszintillator, der von zwei Photomultipliern (PM) beobachtet wird. Hinzu kommen zwei Szintillatoren (mit PMs) über und unter dem Fass, die das Hinein- und Herausfliegen von Myonen registrieren.

Die Signale der verschiedenen Photomultiplier werden von der aufzubauenden Elektronik aufbereitet und entsprechend der jeweiligen Messung ausgewertet. D.h. die Verschaltung ist für die Aufnahme der verschiedenen Spektren zu modifizieren.

(2)

PM PM

PM

80cm L 90cm

20cm 50cm

Amp Amp

Disc Disc Disc Disc ADD

AND I

AND II

Del

shapAmp

MCA MCA TAC

Gate TU I

AND III

TU II

Pulser

Gen.

Timing

Pulser

PM

Sz.

e µ

(5ms)

LEDdrv.

7.5us

500ns 400ns Gate in

Linear in

Out

Stop Start

Del

10kHz

50kHz

100 nF

Abb. 1: Schaltplan des Versuchs

Durchführung

Die Messung (18-48h) der Myonparameter geht wie folgt vonstatten:

Wird das Eintreten eines Myons in den Tank registriert, so wird die Zeitmessung gestartet. Nun wird für eine gewisse Zeit auf den Zerfall des Myons gewartet. Bei diesem Zerfall wird die Zeitmessung gestoppt sowie die Energie des Zerfallselektrons bestimmt. Auf zwei angeschlossenen MCAs werden die Zeiten und Energien histogrammiert. Aus den Verteilungen der Zerfallszeiten (exponentiell fallend) und der Energien (Betaspektrum) lassen sich die mittlere Lebensdauer (Lit.: 2,2 µs) sowie die Masse (Lit.: 106 MeV) [4] bestimmen.

Doch vor den Preis hat der Teufel die Tücke gestellt und es sind einige Vorbereitungen zu treffen. So ist

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Koinzendenz, etc.) verwendet. Die Studenten müssen sich im Rahmen des Versuches mit diesen Geräten auseinander setzen und sie auch verstehen. Beim Aufbau der Schaltungen sind die zulässigen Signalpegel zu beachten (Zerstörungsgefahr). So sind alle Signalleitungen – besonders die PM- Ausgänge - mit 50 ΩΩΩΩ abzuschließen. Mit Hilfe eines Oszilloskops können die einzelnen Signale und Geräte untersucht werden. Auf diese Weise können evtl. auftretende Probleme schnell erkannt und gelöst werden. (Die elektr. Geräte und erw. Spektren sind in [1] zu finden.) Z.B. kann es erforderlich sein, zwischen Addierer und Linear Gate einen Kondensator zu schalten, um Störungen aus dem Stromnetz zu unterdrücken [9]. Die Signale sind so einzustellen, dass man einen möglichst großen dynamischen

(linearen) Bereich erhält und auch Zerfälle mit geringen Energien registriert werden können (Diskriminatorschwellen!). Da sich die verschiedenen Einstellungen gegenseitig beeinflussen – z.B.

verändert die lineare Verstärkung die Diskriminatorschwelle – ist es sinnvoll, zuerst die verschiedenen Spektren kurz aufzunehmen. Anhand der erhaltenen Zählraten und Pulshöhen kann die Justierung überprüft werden. Diskutieren Sie die Ergebnisse mit ihren Assistenten! Erst wenn alle Einstellungen gut sind, sollten die Langzeitmessungen gestartet werden.

Als weitere Vorarbeit müssen bei beiden MCAs die Achsen auf Zeit bzw. Energie kalibriert werden. Dazu ist es erforderlich, einige Messungen (Durflugspektrum bei 100% (12-24h) und 50% (6-12h) Signalhöhe sowie eine Pedestal- (1-2h) und Untergrundmessung (6-12h)) durchzuführen. Um Aussagen über die Energieauflösung machen zu können, wird eine Photoelektronenstatistik (1h) aufgenommen – dabei wird über LEDs eine feste Lichtmenge in den Tank gebracht und deren Breite mit dem MCA bestimmt.

Durchflugspektrum:

Die Koinzendenz aller vier PMs signalisiert den Durchflug eines Myons. Das Energiespektrum sollte einer Landau-Verteilung entsprechen [1]. Da hier die größten Energiewerte auftreten, eignet sich diese Messung auch zur Bestimmung des Linearitätsbereiches der Elektronik, sowie der erwarteten Pulshöhen.

Bestimmen Sie für minimalionisierende Myonen den wahrscheinlichsten Energieverlust im Tank mit:

∂ ρx∂ E = 1,95 ± 0,05 MeV cm2

g minimalionisierende Myonen ρ = 0,87 ± 0,01 g

cm3 Dichte des Lösungsmittels (1)

s = 84 ± 5 cm mittlere Weglänge im Tank

Stellen Sie die Verstärkung so ein, dass die Elektronik [9] nicht übersteuert wird – wenn nötig verwenden Sie einen Abschwächer (Attenuator).

Nehmen sie für die 50% Messung die halbe Energiemenge an.

Pedestalmessung:

Es soll bestimmt werden, wie viel Energie der Aufbau misst, wenn kein Ereignis eintritt. Dafür wird das Linear-Gate mit einem Pulser geöffnet und am MCA die „Ereignisse“ gemessen. (Welche Verteilung erwarten wir?)

Achten Sie darauf, dass die Gatezeit die gleiche ist, wie bei der Durchflug- und Betamessung. Stellen sie das Pedestal (am linear Gate) so ein, dass mindestens ¾ des Peaks auf dem MCA zu sehen sind.

Zeitkalibration:

Wird der Time-to-Amplitude-Converter (TAC) mit dem Zeit-Einschub verbunden, so sind auf dem MCA scharfe Peaks zuerkennen. Kalibrieren Sie die Zeitachse mit so vielen Zeiten wie möglich.

Undergrundmessung:

Mit Untergrund bezeichnen wir von der Elektronik erkannte „Zerfälle“, die aber eine andere Ursache (µ- Durchflug, Rauschen, Radioaktivität,...) haben. Um das Untergrundspektrum zu bestimmen vergrößern wir das Delay der verzögerten Koinzendenz um mehrere Größenordnungen (z.B. 5 ms statt 500 ns), sodass erkannte Zerfälle nicht von dem eingeflogenen Myon kommen können. Bestimmen Sie auch die Rate – sie ist der Untergrund der Zeitmessung!

Das Untergrundspektrum wird später vom Betaspektrum abgezogen (Meßzeiten beachten!).

(4)

Photoelektronenstatistik:

Hier wird über einen LED-Treiber (Eingangspulsform und -spannung beachten!) eine LED so

angesteuert, dass sie (nahezu) eine konstante Lichtmenge in den Tank abstrahlt. Wir können annehmen, dass jeweils die gleiche Energiemenge im Tank deponiert wird. Wie messen dann die Verteilung der Energiemessung. (Welche Verteilung wird erwartet?)

Zuerst wird der LED-Treiber auf die kleinste Lichtmenge eingestellt – zuviel Licht kann die PM zerstören! Dann sollte der Peak auf die Energie des Betaspektrums eingestellt werden. Die Anzahl N der Primärelektronen läßt sich durch gleichsetzen der relativen Fehler abschätzen mit:

σ ¯x ≈ N

N (2) Wie beeinflusst das die Energieauflösung?

Auswertung

Wie diese Simulation des Versuchs zeigt, wird das theoretische Beta-Spektrum zum einen durch die Tankgröße und zum anderen durch die Energieauflösung stark verfälscht. Überlegen sie sich, wie sie aus der gemessenen Verteilung die „Betakannte“ bestimmen können.

0 5000 10000 15000 20000 25000 30000

0 10 20 30 40 50 60 70

N

Energie [MeV]

ETank EMess ETheo

Abb. 2: Simulation des Beta-Spektrum

Die Zeit- und Energieachsen werden durch lineare Fits kalibriert und ihre Genauigkeiten bestimmt.

Welchen Einfluss haben die Energieauflösung (Photoelektronenstatistik) und die Größe des Detektors auf das gemessene Betaspektrum? Wie bestimmt man aus dem gemessenen Spektrum die Myonmasse?

Welche Effekte beeinflussen die Lebensdauermessung? In welchem Bereich wird sinnvollerweise der Fit durchgeführt? Die Fermi-Konstante wird nun aus der totalen Zerfallsbreite des Myons [2] bestimmt:

τ-1 = Γ = GF 2 mµ5

192 π3 (3)

Literatur (Beispiele):

[1] W. R. Leo, Techniques for Nuclear and Particle Physics Experiments, Springer-Verlag 1994 [2] Otto Nachtmann, Elementarteilchenphysik – Phänomene und Konzepte, Vieweg 1986

[3] V.Blobel / E.Lohrmann, Statistische und numerische Methoden der Datenanalyse, Teubner 1998

(5)

[5] André Träris, Simulation und Vorversuche zur Messung des Betaspektrums nach dem Myonzerfall, Zulassungsarbeit: Freiburg 1993

[6] Martin Erdmann, Laser-Zeiteichung von Szintillationszählern, Diplomarbeit: Freiburg 1985 [7] U.Tietze / Ch.Schenk, Halbleiter-Schaltungstechnik, Springer-Verlag 1993

[8] Bronstein, Taschenbuch der Mathematik,Teubner 1991 [9] Beschreibung aller Geräte, Geräte-Ordner, FP

Abbildung

Abb. 1: Schaltplan des Versuchs
Abb. 2: Simulation des Beta-Spektrum

Referenzen

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