Dissertation
zur Erlangung des Doktorgrades
der MathematishNaturwissenshaftlihen Fakultäten
der GeorgAugustUniversität zu Göttingen
vorgelegtvon
Alexander Ahlborn
aus Göttingen
Göttingen 2007
Korreferent Prof. Dr. Eberhard Bodenshatz
Tag der mündlihen Prüfung:
1 Einleitung 7
2 Regelung von haotishen Systemen 11
2.1 Konventionelle Regelungsmethoden . . . 11
2.2 Chaoskontrolle . . . 14
2.3 MultipleDelay Feedbak Control . . . 16
2.4 LineareStabilitätsanalyse . . . 17
2.5 Beispiel- der Colpitts-Oszillator . . . 19
2.6 Vergleihzu anderen Regelungsmethoden . . . 24
2.7 Wirkungsweise im Fourierraum . . . 26
2.8 Parameterwahl . . . 29
2.8.1 Rükkopplungohne Totzeit . . . 29
2.8.2 RükkopplungmitTotzeit . . . 38
2.9 Koexistierende Fixpunkte: Anfangswertproblem . . . 43
2.10 RealisierungenvonZeitverzögerungen . . . 45
2.11 Weitere Details . . . 47
3 Von MDFC zu NFF 49 3.1 Übergang vom Zeit- inden Frequenzbereih . . . 49
4 Kontrollierbarkeitvon Fixpunkten 55
4.1 Allgemeines . . . 55
4.2 MultipleDelay Feedbak Control . . . 55
4.3 NothFilter Feedbak und Hohpasslter . . . 58
4.4 Periodishe Orbits . . . 62
5 Kontrolle haotisher Laserdynamik 63 5.1 Holograshe Displays . . . 63
5.2 Frequenzverdopplung . . . 64
5.3 Lasermodell . . . 66
5.4 Der experimentelle Aufbau . . . 70
5.5 Laser-Stabilisierung . . . 73
5.6 Regelungdes Lasers in der Praxis . . . 75
5.7 Regelungdes Lasers in der Simulation . . . 78
5.8 Phasensynhronisation . . . 83
6 Räumlih ausgedehnte Systeme 89 6.1 Allgemeines . . . 89
6.2 Die Ginzburg-Landau-Gleihung . . . 93
6.3 Stabilisierungebener Wellen . . . 93
6.4 Inhomogene Rükkopplung . . . 95
6.5 LokaleRükkopplung . . . 97
6.6 Synhronisation . . . 105
7 Zusammenfassung und Ausblik 111 7.1 Zusammenfassung . . . 111
7.2 Ausblik . . . 113
A Chaos-Kontrollmethoden ohne Zeitverzögerung 115 A.1 OGY-Kontrolle . . . 115
B Kontrollierbarkeitskriteriumim allgemeinsten Fall 121
C Räumlih ausgedehnte Systeme 125
C.1 Ginzburg-Landau-Gleihung (Stabilitätsanalyse) . . . 125
C.2 Ginzburg-Landau-Gleihung (Fixpunkt) . . . 125
C.3 Fitzhugh-Nagumo-System . . . 127
Einleitung
Die Welt, in der wir leben, ist nihtlinear. Beispiele für diesen Sahverhalt gibt es zahl-
reih, überall, jeden Tag. Viele dieser komplexen Vorgänge lassen sih durh Formeln
beshreiben und dennoh können für diese an sih rein deterministishen Systeme kei-
ne Langzeitvorhersagen vorgenommen werden. Vielmehr ist eine sensitive Abhängigkeit
von den Anfangswerten festzustellen, die zu extrem untershiedlihen Dynamikverläu-
fen führen kann. Solh haotishes Verhalten resultiert in vielen Fällenaus nihtlinearen
Kopplungen der Systemvariablenuntereinander.
Eine besondere Klasse nihtlinearer Systeme unterliegt zudem zeitverzögerter Dynamik,
derenBeshreibung übliherweise durh sogenannteDelay DierentialEquations(DDEs)
vorgenommen werden muss. Beispiele für diesen Zusammenhang ndet man in vielfäl-
tiger Art in der Biologie, Medizin und Tehnik [32,38,52,87,90,132,135,154,156℄. Die
angesprohene Zeitverzögerung ist das Ergebnis einer endlihen Signalausbreitungsge-
shwindigkeit einer oder mehrerer Systemvariablen.Oft ist mit dem Vorhandensein zeit-
verzögerter Gröÿen periodishe oder u.U. hohdimensionale haotishe Dynamik ver-
knüpft [10,44,65,139,153℄. Allerdings sind die erwähnten periodishen oder haotishen
Oszillationenin Anwendungen häug unerwünsht und stellen sih alswidrigeBegleiter-
sheinungeneines gewünshten Eektes, der lediglihdurh denEinsatz nihtlinearerSy-
steme erreiht werdenkann, heraus.Die dafürbenötigten Systemekönnenohne den Ver-
lust ihrergewünshten Eigenshaften nihtmehrwie bisher üblihauf einenlinearenund
damitvorhersagbaren Arbeitsbereiheingeshränkt werden. Insolhen Fällenmuss dann
eine geeignete Regelungimplementiertwerden,um dieNihtlinearitätnihtzu zerstören,
sondern um diebenötigten (haotishen)Systeme zu stabilisierenund fürzukünftige An-
wendungen handhabbarzu mahen. Dabeibesitzt dieStabilisierungvonFixpunkten, auf
diein dieserArbeithauptsähliheingegangen wird, eine besondere Bedeutung. Erreiht
wird dieses Ziel durh eine geeignete Veränderung eines zugänglihen Systemparame-
ters oder einer Systemvariablen. Aufgrund der internen Kopplung der Systemvariablen
reiht bei einem nihtlinearenSystem die Beeinussung einer einzigenVariablenoder ei-
nes Parameters aus, um alle Variablen zu verändern. Dieses Vorgehen führt bei falshen
Regelparametern zu einer komplizierteren Dynamik bzw. bei geeigneter Parameterwahl
zudergewünshten einfahenZieldynamik(indiesemFalleinemFixpunkt).DasProblem
besteht allerdings darin, dass die Dynamik des zu regelnden Systems wegen der sensiti-
ven Abhängigkeit von den Anfangswerten u.U. nur sehr shwer vorhersagbar ist, womit
sih natürlihauh eine Vorausberehnung des für dieZieldynamik nötigen Regelsignals
u.U. kompliziertgestaltet. Besondere ShwierigkeitenbereitenindiesemZusammenhang
shnelle und/oder hohdimensionale(raum-)zeitlihhaotishe Systeme.
Um deren komplexe Dynamik zu zähmen, wurden in den letzten 15 Jahren groÿe An-
strengungenunternommen. ZumEinsatz kamdabeineben Steuerungen [62℄ und konven-
tionellen Regelungen (z.B. PID-Regelung [150℄) eine Vielzahl alternativer Kontrollme-
thoden, die z.B. auf lokalen Approximationen einer geeignet gewählten Poinaré-Ebene
beruhen [136℄.Daneben wurden Methodeneingesetzt, dieaufder Verwendung einerZeit-
verzögerungbasieren [117,141℄,wasinAnbetrahtdervorherigenAusführungenzunähst
kontraintuitiv wirkt, aber dennoh erfolgreih ist.Unglükliherweise sind die genannten
RegelungennihtuniversellfüralledynamishenSystemeanwendbar,sondernunterliegen
ernsthaften Beshränkungen.
ZurUmgehungdieserBeshränkungenhabeihdiebeidenneuartigenRegelungsmethoden
Multiple Delay Feedbak Control (MDFC) [46,9℄ und Noth Filter Feedbak (NFF) [8℄
vorgeshlagen. Während bei MDFC die Wirkung gewihteter Dierenzen mehrerer un-
tershiedlih lang verzögerter Signale und deren unverzögerter Gröÿen ausgenutzt wird,
basiert NFF auf der Verwendung von mehreren Kerbltern untershiedliher Resonanz-
frequenz. Im Zuge dieser Arbeit werden sih MDFC und NFF allen anderen bisherigen
Regelungsmethoden wie (E)TDAS, NTDAS, P(roportional)- und PD-Regelungals über-
legen herausstellen. Das gilthinsihtlih der Güte der Fixpunktstabilisierungals auh in
Bezug auf die Einsatzfähigkeit und Ezienz. Zudem ist aufgrund einer starken Erweite-
rung der Stabilitätsgebiete im Vergleih zu alternativen Regelungsmethoden eine erfolg-
reihe Stabilisierung von Fixpunkten in Gegenwart langer Verzögerungszeiten möglih.
Erreiht werden diese Vorteile für MDFC durh die individuelle Gewihtung der einzel-
nen verzögerten und unverzögerten Terme. Dadurh kann das Regelsignal besser an das
zu regelnde dynamishe System angepasst werden, als es bei bisherigen Regelungen mit
vergleihbarem Aufwand der Fallist.Diese Sahverhalte werden imanshlieÿenden zwei-
tenKapitelanhandvonSimulationenuntermauert. Dadieanalytishe Untersuhung von
Delay DierentialEquationsshwierigbzw. fürmehrere unabhängigeVerzögerungszeiten
unmöglihist,muss siheinTeilder Untersuhungen allerdingsSpezialfällenwidmen, um
analytishexakte Lösungen zu liefern.
Vergleihbare Ergebnisse wie mit MDFC im Zeitbereih können durh das sogenannte
Noth Filter Feedbak (NFF) [8℄ im Fourierraum erzielt werden. Dabei wird die MDFC-
Übertragungsfunktion lokal durh parallel angeordnete und individuellgewihtete Kerb-
lterapproximiert.ImRahmendesdrittenKapitelswirdsihdieEzienzdieserMethode
Ähnlih wie bei periodishen Orbits unterliegen die bekannten Zeitverzögerungsregelun-
gen(E)TDASauhallgemeinenBeshränkungen beiderFixpunktstabilisierung.Solassen
sihimGegensatz zu (E)TDASinstabileSattelpunktemitMDFCund NFFkontrollieren
bzw. stabilisieren. Diese vorteilhafte Eigenshaft der beiden zuletzt genannten Regelun-
gen wird imviertenKapitelmathematishbewiesen, durhSimulationen veranshauliht
undzeigtdieÜberlegenheitvonNFFundMDFCgegenüberdenanderenbekanntenRege-
lungsmethoden.DieserSahverhaltspiegeltsihauhbeidererfolgreihenexperimentellen
Stabilisierungeineskompakten,internfrequenzverdoppeltenNd:YAGLasersaufeinekon-
stante Ausgangsintensität mit Hilfe von MDFC oder NFF wider. Dieser Lasertyp wird
häug zur Erzeugung vongrünem oder blauem Laserliht verwendet. Unglükliherweise
treten dabei (haotishe) Intensitätsshwankungen auf, wenn z.B. der Pumpstrom des
Lasers einen bestimmten kritishen Wert übershreitet. Dieses seit 20 Jahren bestehen-
de green problem [64,65℄ zeihnet sih durh eine äuÿerst shwer zu zähmende Dynamik
aus, die bisher den Einsatz derartiger frequenzverdoppelter Laser in Anwendungen wie
holograshenDisplaysoderderDatenübertragungundCodierungbehindert.Sowohlmit
MDFCalsauhmitNFF konntedas greenproblemsehr starkreduziert werden.Die ent-
sprehenden Resultate, die auh durh ausgedehnte Simulationen an einem geeigneten,
detaillierten Lasermodell bestätigt wurden, sind dem fünften Kapitel zu entnehmen. In
diesemZusammenhangwirdauhdietehnishrelevanteMöglihkeiteinerlangsamenpe-
riodishen Modulationdes stabilisierten Lasers zum Zwek der Informationsübertragung
untersuht, was z.B. für die Realisierung von farbigen holograshen Displays entshei-
dend ist. Diese Modulation stellt zusätzlih zu der aktivierten Regelung eine Steuerung
des Lasers dar. Wird nun die Regelung bei aktivierter Steuerung abgeshaltet, tritt bei
geeigneterParameterwahl(haotishe)Phasensynhronisationauf,dieimZugedieserAr-
beit experimentell bei dem untersuhten Lasersystem nahgewiesen werden konnte. Die
entsprehenden Ergebnisse sind ebenfalls dem fünftenKapitel zu entnehmen.
Der Übergang zu räumlih ausgedehnten Systemen wird shlieÿlih im sehsten Kapitel
vorgenommen. Im Vordergrund steht hierbei die Kontrolle der komplexen zweidimensio-
nalen Ginzburg-Landau-Gleihung (GLE), die je nah Parameterwahl Spiralhaos oder
turbulente Dynamik oenbart. Dabei liegt neben der Unterdrükung haotisher Oszil-
lationen ein Fokus auf der Umwandlung von Spiralwellen oder turbulenter Dynamik in
laufende ebene Wellen, waslediglihmit globaloder lokalangewendetem MDFC für alle
GLE-Parameter möglih ist. Die Geshwindigkeit dieser ebenen Wellen kann wiederum
durhdieMDFC-Parameterverändertwerden,diezudembeilokalerAnwendungnohdie
Möglihkeitweiterer Manipulationenwie sektorgerihteter oder gesherter ebener Wellen
oder Spiralfallenbieten. Die Betrahtung der für die lokaleAnwendung des Regelsignals
erforderlihen Kontrollzellen führt für Spiralfallen wiederum auf den Vorgang der Syn-
hronisation, der imsehsten Kapiteluntersuht wird.
AlsAbshlussumfasstdassiebteKapiteleinekurzeZusammenfassungderbisdahinvorge-
stelltenErgebnissesowie einenkleinenAusblikaufdarausresultierendeFragestellungen.
Chaos-Kontrollmethoden, allgemeinen Kontrollierbarkeitskriterien von Fixpunkten mit
Hilfe von MDFC sowie weitere Ausführungen zur Kontrolle von raum-zeitlihem Chaos.
Unter anderem kann dabeidas bekannte Fitzhugh-Nagumo-SystemmitHilfe vonMDFC
undNFFauflaufendeWellenstabilisiertwerden,waswiederumRelevanzfüreinemöglihe
Vermeidung von Herz-Rhythmus-Störungen immenshlihen Herzgewebehaben kann.
Regelung von haotishen Systemen
2.1 Konventionelle Regelungsmethoden
Die heutige Welt istohne den Einsatz von Regelungenund Steuerungen niht mehr vor-
stellbar.MandenkehierbeianübliheHeizungen (Zweipunktregelung 1
),Niveauregelun-
gen (Dreipunktregler) oder auh die Stabilisierung von Motordrehzahlen, Shrittmotor-
steuerung et.. AllgemeinsollmitHilfe einer Regelungoder Steuerung eine physikalishe
GröÿekonstantgehaltenoderineinerbestimmtenArtundWeiseverändertwerden.Dabei
bedientsihdieSteuerungimGegensatzzueinerRegelungeinereinseitigen,d.h.unidirek-
tionalenSignalübertragung,ohne ständigdenSystemzustand inForm einerMessgröÿe zu
detektieren.EineRegelungbzw.RegelstrekehingegenbestehtauseinerMesseinrihtung,
einer geeignet gewählten Regelgröÿe sowie dem eigentlihen Regler, der das notwendige
RegelsignalgeneriertundentsprehendeAbweihungeninFormeinerGegenkopplungkor-
rigiert.DiewohlamhäugstenverbreiteteRegelungstopologieistderPID-Regler[86,150℄.
Dabei wird der momentane Systemfehler
e(t) = r(t) − y(t)
zwishen der Sollgröÿer(t)
und dem Messsignal
y(t) = g(x(t))
des Systemzustandesx
festgestellt und mittels eines Proportionalanteils (P), eines Integralanteils (I) sowie eines Dierenzierungsanteils (D)wieder dem dynamishen System zugefügt. Insgesamt ergibtsihdas Regelsignal
u(t) = k p e(t) + k i
Z t
−∞
e(t) dt + k d
de(t)
dt ,
(2.1)1
KonventionelleReglerkönnenin stetige undunstetigeRegler eingeteiltwerden.StetigeRegelungen
sindbeispielsweiseP-,PD-,PIoderPID-Kontroller,diejedenbeliebigenWertdesKontrollsignalsanneh-
menkönnen,wohingegenZwei-,DreioderMehrpunktreglerunstetigeVertretervonRegelungensind.So
besitztderZweipunktreglernurzweiZuständedesRegelsignals,waseinemShaltermit denStellungen
AN undAUS entspriht.Sind entsprehendmehruntershiedliheShalterstellungenmöglih, wirdvon
einem Dreipunkt-oderMehrpunktreglergesprohen.Eingesetzt wird dieseRegeltopologiein Systemen,
indenen groÿeZeitkonstantenderRegelstrekeauftreten [144℄.
wobei die Verstärkungsfaktoren
k p, k i und k d so zu wählen sind, dass die gesamte Re-
k d so zu wählen sind, dass die gesamte Re-
gelstrekeniht selbständigzu shwingen anfängt.ZudiesemZwek wurden vershiedene
Strategien entwikelt [85℄, die im Zuge der optimalen Kontrolle zudem versuhen, die
Regelparameter entsprehend einer zu minimierenden system- und dynamikbezogenen
Kostenfunktion anzupassen.Häug wird dazu noh eine adaptiveKomponente benötigt,
die die Regelparameter in Gegenwart von Systeminstationarität entsprehend nahführt
und den untershiedlihen Dynamikbereihen anpasst.
Neben dem PID-ReglergibteszudemRegelungen, dieauf sogenannten Zustandsrükfüh-
rungen basieren. Hierbei handelt es sih um Mehrgröÿenregelungen, bei denen der Zu-
standsvektor
x(t)
mittels geeigneter Parameter wieder auf das System zurükgekoppelt wird. Die verbreitetste Ausführungsform hierfür ist das in den 1950er Jahren entwikel-te Pole Plaement [136℄, für das im Gegensatz zum PID-Regler vor dem Generieren des
Regelsignals eine Systemanalyse vorgenommen werden muss. Um die für die beabsih-
tigte ZieldynamiknotwendigenKontrollparameter zu ermitteln, wirdan dieserStelle das
zeitdiskrete System
˙
x n = f (x n , p n ), x n ∈ R N (2.2)
mitderglattenVektorfunktionf (x n , p n )
sowie demexternzugänglihenSystemparameter
p n betrahtet. Da nur kleine Störungen zur Änderung der Systemdynamik zum Einsatz
kommen sollen (d.h. | p n − p 0 | ≤ δ
), wird p n − p 0 = 0
gesetzt, wenn die Systemdynamik
noh weitvonder Zieldynamikentfernt ist.p 0 bezeihnet den zu variierenden Systempa-
rameterbeiErreihender beabsihtigtenZieldynamik,z.B. amFixpunktx 0 (p 0 )
.Ineiner
x 0 (p 0 )
.IneinerkleinenUmgebungumdiesenFixpunktkanndasVektorfeldlinearisiertwerden,wasunter
Verwendung der
N × N
-Jaobi-MatrixD x f
und demN
-dimensionalenSpaltenvektorD p f
auf
x n+1 − x 0 (p 0 ) = D x f (x n , p)
x
0 (p 0 )
(x n − x 0 (p 0 )) + D p f (x n , p)
p 0
(p n − p 0 )
(2.3)führt. Die zeitabhängigeStörung berehnet sihunter diesemGesihtspunkt zu
p n − p 0 = − k tr · (x n − x 0 (p 0 )) , k tr ∈ 1 × N
(2.4)mitdemzuermittelnden(transponierten)Verstärkungsvektor
k tr.EinsetzenvonGl.(2.4)
in Gl.(2.3) resultiert in
x n+1 − x 0 (p 0 ) = D x f (x n , p n )
x
0 (p 0 )
− D p f (x n , p)
p 0
· k tr
!
(x n − x 0 (p 0 )).
(2.5)Ziel ist es nun, durh Anpassung von
k tr an das Kontrollproblem den betrahteten Fix-
punkt zu stabilisieren, d.h. alleEigenwerte von A − B k tr mit A = D x f (x n , p) | x 0 (p 0 ) und
A = D x f (x n , p) | x 0 (p 0 ) und
B = D p f (x n , p) | p 0
vomBetrag kleiner alseins zu gestalten. Unter der Annahme, dass die
Matrix
C = B | AB | A 2 B | · · · | A N−1 B
(2.6)
vollen Rang hat, lässt sih dieLösung dieses Kontrollproblemszu
k tr = (α N − a N , . . . , α 1 − a 1 )E −1 , E = CW
(2.7)mit
W =
a N−1 a N −2 · · · a 1 1 a N−2 a N −3 · · · 1 0
.
.
.
.
.
. .
.
. .
.
. .
.
.
a 1 1 · · · 0 0 1 0 · · · 0 0
(2.8)
angeben [136℄.
a 1 , . . . , a N bezeihnet indiesem ZusammenhangdieKoezienten des ha-
rakteristishen Polynoms vonA
,und α 1 . . . α N inanalogerWeise dieentsprehenden Ko-
ezienten des gewünshten harakteristishen Polynoms von (A − Bk tr )
.
(A − Bk tr )
.Mit dem Beginn der Chaosforshung wurden die bisher genannten und für die Beein-
ussung von linearen Systemen entwikelten Regelungsstrategien eingesetzt, um auh
haotishe Systeme 2
für praktishe Anwendungen handhabbar zu mahen. Im Zuge der
Chaoskontrolle wird zu diesem Zwek im besten Fall nur eine einzige Systemobservable
detektiert, um das betrahtete System hinsihtlih der gewünshten Zieldynamik zu be-
einussen.
3
Die Grundvoraussetzung der Chaoskontrolle ist die Tatsahe, dass es eine
unendlihe Zahl von periodishen Orbits 4
und eine oft begrenzte Anzahl an(instabilen)
Fixpunkten gibt, die in einem haotishen Attraktor 5
eingebettet sind [14℄. Wegen der
Ergodizität erreiht die Dynamikin endliher Zeit dieNahbarshaft jeden dieserOrbits
oder Fixpunkte, wodurh unter Ausnutzung der sensitiven Abhängigkeit von den An-
fangsbedingungenkleine Störungendazuverwendetwerden können, dasSystemverhalten
in bestimmte Bahnen zu lenken und damit auftretendes Chaos durh kleine Parameter-
änderungen zu regelnbzw. zu eliminieren [106,136℄. ZuBeginn der Chaoskontrolle stand
dabei dieStabilisierungperiodisher Orbitsim Vordergrund, wofürdie bisher genannten
2
Nihtlinearebzw.haotisheSystemezeigeninihrerDynamikeineempndliheAbhängigkeitvonden
Anfangsbedingungen,sodassihrVerhaltennihtlangfristigvorhergesagtwerdenkann.DadieseSysteme
physikalishenGesetzenunterliegen,dieDynamikabergleihzeitigsheinbarirregulärist,bezeihnetman
siealsdeterministishesChaos[14℄.
3
Durh die Kopplung der Systemvariablem bei nihtlinearen bzw. haotishen Systemen reiht die
VeränderungeinerVariablenaus,umalleSystemvariablenzubeeinussen[136℄.
4
DieDynamikinnerhalbeineshaotishenbzw.nihtlinearenSystemskannvershiedeneFormenan-
nehmen. Die Palette der Variationen reiht von Fixpunkten über periodishes Verhalten (Orbits) und
quasiperiodisherDynamikbishinzuChaos.AndenÜbergängenzwishendiesenvershiedenenSystem-
verhaltensweisennden Bifurkationen (qualitativeÄnderungen derDynamik) statt,die durh Parame-
teränderungenbedingtsind[14℄.
5
Ein Attraktor ist eine unter der Zeitentwiklung eines dynamishen Systems invariante (d.h. sih
zeitlihnihtändernde)UntermengeeinesPhasenraums,diedurhdieDynamikdiesesSystemsnihtmehr
verlassenwird. Die Mengealler Punktedes Phasenraums,die unter derDynamikdemselben Attraktor
Regelungsmethodenallerdingsnurbedingtgeeignet sind.Folglihwurdeindenvergange-
nen 15Jahren eineVielzahl alternativerMethoden zur Chaoskontrolle vorgeshlagenund
theoretishwie auh experimentell untersuht [136℄.
2.2 Chaoskontrolle
Einer der ersten Ansätze haotishes Verhalten zu unterdrüken, wurde von Hübler und
Lüsher 1989 in Form von Steuerungsmethoden vorgeshlagen [62℄. Die Anwendung von
Steuerungsmethoden istofteinfaher alsdieeinerRegelung, dadieWirkungsweiseunidi-
rektional ist, was die Shwingneigung im Gesamtsystem minimiert. Allerdings wird sih
dieser Vorteil oft durh eine höhere benötigte Verstärkung im Vergleih zu Regelungs-
methoden erkauft. Nahteilig ist zudem, dass die Kontrollparameter zum Erreihen der
gewünshten Zieldynamik(z.B. einesperiodishenOrbits)häugdurhFehlshlagmetho-
den bestimmtwerden müssen.
AlternativhierzuveröentlihtenOtt, Grebogi undYorke(OGY)1991eine Regelungsme-
thode [106℄,dieim wesentlihen auf einerlokalen Anwendung des Pole-Plaement beruht
und eine Vielzahl von Veröentlihungen bezüglih Chaoskontrolle und alternativer Re-
gelungsideen nah sih zog [136℄. Im Detailbedienen sih OGYlokaler Approximationen
einergeeignetenPoinaré-Abbildung 6
imEinbettungsraum 7
,d.h.dieSystemgleihungen
müssen zu diesem Zwek entweder bereits bekannt sein oder mit Hilfe einer Zeitreihen-
analyse (lokal)approximiert werden. Ein Beispielfür dieStabilisierung eines Fixpunktes
mit der OGY-Methode bendet sih im Anhang ab Seite 115. Für eine experimentelle
Anwendung wird hierfürzunähst eine A/D-Wandlung, anshlieÿendnumerishe Bereh-
nungen und amEnde wiederumeine D/A-Wandlungbenötigt.Dieser Umstandmaht es
sehr shwierig, dieOGY-Kontrolle experimentell auf shnelle dynamishe Systeme anzu-
wenden.
Alternativen zur OGY-Kontrolle, dieauh mitanaloger Elektronik und ohne Computer-
einsatzimplementiertwerdenkönnen,sind z.B. OasionalProportional Feedbak (OPF)
6
Die Poinaré-Ebeneisteinegeeignet gewählte Ebeneim Phasenraumeineszeitkontinuierlihendy-
namishenSystems,dievondenTrajektorientransversalgeshnittenwird.DurhdieBetrahtungeiner
Poniaré-Ebene wird zum einen die Dimension des Systems um eins reduziert und zum anderen der
ÜbergangvoneinemkontinuierlihenSystemzueinerdiskreten,iteriertenAbbildungvorgenommen.Die
Abbildung,dieeinen(Durhstoÿ)PunktderEbeneaufdennähstenabbildet,wirdalsPoinaré-Abbildung
bezeihnet[14℄.
7
Inden meisten experimentellen Fällen sinddie Zustandsgleihungen apriori unbekannt. Umeinen
Attraktor auseiner in konstanten Abständen
∆t
gemessenen Zeitreihe rekonstruieren zu können, wird die ZeitreiheS n = g(x(n∆t))
entsprehend eingebettet.x
bezeihnet den Zustand des untersuhten Systems, das in skalarer Form durh die Beobahtungsfunktiong
vorliegt. Die Einbettung wird dannübliherweise durhdieBildung vonZeitverzögerungsvektorenderForm
ζ n = (S n , S n+τ , . . . , S n+(d − 1)τ )
mit der Verzögerungszeit
τ
vorgenommen. Auf diese Weise besteht bei entsprehend groÿer Wahl der ganzzahligenEinbettungsdimensiond
einDieomorphismus zwishendem eingebettetenAttraktorund[63,98℄ (Details imAnhang ab Seite 118) oder Methoden, die auf Zeitverzögerungbasie-
ren.Diesezuletztgenannten Methoden werdenauhdenHauptshwerpunktdieserArbeit
bilden,wobeidiewohlbekanntesteAusführungsformdieser Artder Rükkopplungdieso-
genannte Pyragas-Kontrolle Time Delay Auto Synhronization(TDAS) [70,102,117℄ ist.
Ähnlih wie die OGY-Kontrolle - aber wesentlih einfaher im Experiment zu imple-
mentieren - wurde TDAS zunähst zur Stabilisierung von instabilenperiodishen Orbits
eingesetzt [26,34,49,63,70,98,106,117,136,140,141,145℄. Dabei ist das Regelsignal die
verstärkte Dierenz einer geeigneten Messfunktion (in den meisten Fällen eine skalare
Gröÿe), die zu den Zeiten
t
undt − τ
gemessen wird, was bei Betrahtung des dynami-shen Systems
˙
x = f(x, u)
(2.9)zu dem TDAS-Signal
u(t) = k [g(x(t − τ)) − g(x(t))]
(2.10)führt.
u
bezeihnet das Rükkopplungssignal,k
ist ein angepasster Verstärkungsfaktor undg
deniert die verwendete Messfunktion, um den Zustandx
des betrahteten dyna- mishen Systemszu detektieren. Die Verzögerungszeitτ
wird übliherweise entsprehend der Periode des zu stabilisierenden (instabilen) periodishen Orbits (UPO) gewählt. IndiesemFallvershwindetdasRegelsignalfürdenbetrahtetenUPO,wodurhdieserniht
verzerrtwird,sondernlediglihseineStabilitätseigenshaftenändert.Folglihsprihtman
vonnihtinvasiver Kontrolle.
Eine VerallgemeinerungvonTDAS istdurh ExtendedTime Delay Auto Synhronization
(ETDAS) aus dem Jahre 1994 gegeben [34,49,102,141,145℄. Im Gegensatz zu TDAS
berüksihtigtdiesesvonGauthieretal.vorgeshlageneShemaauhnohdieverwendete
Observable zu ganzzahligen Vielfahen der fundamentalen Verzögerungszeit
τ
in Formeinergeometrishen Reihe.Unter Berüksihtigung derselben Abkürzungen wie in(2.10),
istETDAS durh
u(t) = k
"
(1 − R) X ∞
j=1
R j−1 g(x(t − jτ )) − g(x(t))
#
(2.11)
= k [g(x(t − τ )) − g(x(t))] + Ru(t − τ )
(2.12)gegeben, wobei
R ∈ ] − 1, 1[
einGewihtungsfaktorfürdieTerme dergeometrishenReihe ist. In Experimenten kann ETDAS ebenfalls mit einer einzigen Verzögerungskette im-plementiert werden, indem einfah dieentsprehenden Signalemehrfahdurh dieKette
geleitetund dabeijeweilsmitdem Faktor
R
multipliziertwerden. Untersuhungen haben gezeigt,dass ETDAShöhereStabilitätswerteund ausgedehntereStabilitätsgebietefürdieStabilisierungvonperiodishenOrbitsliefertalsTDAS.FürFixpunktstabilisierungshla-
gen Chang et al. die Betrahtung des Grenzfalls
R → 1, τ → 0
vor [34℄. Unter diesemGesihtspunkt kann Gl. (2.12)in eine Taylor-Reihe entwikeltwerden, was letztlihzu
u(t) = ˙ − ω 0 u(t) − k g(x(t)) ˙
(2.13)führt.DabeihandeltessihumeinenHohpassltermitderGrenzfrequenz
ω 0 = (1 − R)/τ
,der Verstärkung
k
sowie einem einfahen Pol beiω = iω 0 und einer Nullstelle beiω = 0
.
Neben (E)TDAS gibt es noh das wesentlih unbekanntere NTDAS (N Time Delay Au-
to Synhronization) [140℄, bei dessen Anwendung der Mittelwert einer endlihen Anzahl
von Verzögerungstermen benutzt wird, um das Regelsignal zu bilden. Aber genau wie
bei ETDAS werden auh hierbeinur ganzzahlige Vielfahe einer einzigenfundamentalen
Verzögerungszeit
τ
verwendet, d.h.das NTDAS- Kontrollsignallautetu(t) = k
"
1 N
X N
j=1
g(x(t − jτ )) − g(x(t))
#
.
(2.14)AlledreiZeitverzögerungsregelungenkönnen fürvieleexperimentelleSituationenverhält-
nismäÿigleihtmitHilfe von(analoger) Elektronikimplementiertwerdenund sinddamit
geeignet, auhChaos, das auf shnellen Zeitskalen auftritt, zu kontrollieren[26℄. Abgese-
henvonderEinführungin[140℄wurdeNTDAS allerdingsbisjetztnihtinExperimenten
angewendet. Aus diesem Grundwird imZuge dieser Arbeit auhnihtmehr explizit auf
NTDAS,sondern hauptsählihauf (E)TDAS eingegangenwerden.
2.3 Multiple Delay Feedbak Control
Wie bereits erwähnt, ist ETDAS sehr erfolgreih für die Stabilisierung von instabilen
periodishen Orbits eingesetzt worden. Für die Stabilisierung von instabilen Fixpunkten
(
x ˙ = f (x) = 0
) hingegen ist diese Methode weniger geeignet, was zum Teil daran liegt,dass das Kontrollsignal bereits bei Erreihen eines
τ
-periodishen Orbits vershwindet.Um diesen Vorgang zu verhindern, müssen weitere Bedingungen an das Regelsignal ge-
stellt werden,die nurdurhkonstanteLösungen erfülltwerdenkönnen. Eine Möglihkeit
hierfür besteht darin,einen zweiten Term miteinerweiteren, von
τ
vershiedenen Verzö- gerungszeit zu installieren, was aufdas Regelsignalu (t) = k [ g ( x (t − τ)) − g ( x (t))] + ˜ k [ g ( x (t − τ ˜ )) − g ( x (t))]
(2.15)führt. Ist das Verhältnisder Verzögerungszeiten
τ /˜ τ
irrational, so existiert kein periodi- sher Orbit, bei dem das Kontrollsignal auf Null zurükgeht. Nur für Fixpunktex 0 mit
g(x(t)) = const
tragen die Dierenzen in Gl. (2.15) nihts zum Kontrollsignal bei, die
Regelungist nihtinvasiv.
Imallgemeinenbietetessihan, mehr alszweiVerzögerungszeiten sowie untershiedlihe
Verstärkungsfaktorenfürdiezeitverzögertenund nihtzeitverzögerten Anteiledes Regel-
signals zu verwenden. Dieses Multiple Delay Feedbak Control (MDFC) [46℄führt sozu
der Kontrollvorshrift
u(t) = k 0 + k 1a g 1 (x(t − τ 1 )) − k 1b g 1 (x(t)) + . . .
+ k M a g M (x(t − τ M )) − k M b g M (x(t)).
(2.16)Dabeikommenbiszu
M
vershiedeneVerzögerungszeitenτ 1,...,τ M zumEinsatz,wobeidie
Messfunktionen(en) durh
g m gekennzeihnet sind. Im Gegensatz zu (E)TDASoder NT- DASmüssendieVerzögerungszeitennihtganzzahligeVielfahevoneinandersein,sondern
könnenersteinmalfreiund unabhängigvoneinander gewählt werden.Weiterhinkann der
Anteiljedes einzelnenTermszum GesamtsignaldurhdieParameter
k ma , k mb separatge-
wihtetwerden,wasimallgemeinenallerdingszunähstzueinerinvasivenRegelungführt.
UmeinenFixpunkt desungestörten Systemszu stabilisieren,müssenweitere Randbedin-
gungenerfüllt werden,um dieRegelungnihtinvasivzu gestalten [6℄. Das kann entweder
durhdieAnpassung deskonstanten Parameters
k 0 oderdurhdieEinhaltungder Bedin-
gung
m 1 +l
X
m=m 1
k ma − k mb = 0
(2.17)fürdieVerstärkungsfaktoren
k ma,k mbfürjedel
-malverwendeteMessfunktionerreihtwer-
den. Andernfalls wird das Kontrollsignal niht vershwinden, sondern unter Umständen
l
-malverwendeteMessfunktionerreihtwer- den. Andernfalls wird das Kontrollsignal niht vershwinden, sondern unter UmständeneinenkonstantenvonNullvershiedenenWertannehmenunddamiteinenneuenFixpunkt
generieren.DasmagfürbestimmteAnwendungenauhvonInteressesein,stehtaberniht
imVordergrunddieser Arbeitund sollauh imweiterenniht betrahtet werden.Bei der
Verwendung wehselspannungsgekoppelter Eingangssignale(z.B. nah Hohpasslterung
oder Subtraktion eines konstanten Gleihspannungspegels) oder bei der Fixpunktstabili-
sierungamUrsprungentfälltdieseBeshränkung indenVorfaktoren.Weitere Bedeutung
erlangen die individuellen Vorfaktoren
k ma , k mb bei der Umgehung von Beshränkungen bezüglih der Stabilisierbarkeit von Fixpunkten, worauf im vierten Kapitel eingegangen
werden wird.
Vergleihe über die Güte der Stabilisierung von Fixpunkten mit Hilfe der vershiedenen
Regelungsmethoden lassen sih z.B. durh die Gröÿe der Stabilitätsgebiete und mit den
absolutenStabilitätswertenanstellen.ZudiesemZwekmusseinelineareStabilitätsanaly-
sedesVektorfeldes
f (x)
amFixpunktx 0duhgeführtwerden,dieauflokalenEigenshaften ineiner kleinenUmgebung des betrahtetenFixpunktes basiert.Verfügt einSystem über
mehrere koexistierende Fixpunkte, so entsheiden Bassins und die Wahl der Anfangsbe-
dingungen darüber, zu welhem Fixpunkt die Systemdynamik letztendlih konvergiert.
Dementsprehend muss für jeden Fixpunkt eine eigene Stabilitätsanalyse vorgenommen
werden.
2.4 Lineare Stabilitätsanalyse
Ausgangspunkt für eine solhe Stabilitätsanalyse ist ein gegebenes Vektorfeld
x ˙ = f (x)
mit einem Fixpunkt bei
x 0. In den weiteren Betrahtungen wird immer stillshweigend voneiner additiven Kontrollgröÿeausgegangen, wasauf
˙
x(t) = f (x(t)) + u(t)
(2.18)führt,wobeidas eigentliheKontrollsignal
u
durhMDFCausGl.(2.16)gegeben ist.FüreineBewertungderStabilitätistdiezeitliheEntwiklungkleinerStörungen
e (t) = x (t) − y(t)
ausshlaggebend. Wahsen diese mitder Zeit an, so ist das gesamte rükgekoppelte System instabil und damit bei unveränderter Parameterwahl niht erfolgreih regelbar.Manerhält demnah für kleine Störungen den Ausdruk
˙
e(t) = f (x) − f (y) +
X M
m=1
[k ma g m (x(t − τ m )) − k mb g m (x(t))] − [k ma g m (y(t − τ m )) − k mb g m (y(t))] .
(2.19)
Linearisierungführt shlieÿlih auf
˙
e(t) = Df (x)e(t) +
X M
m=1
k ma Dg m (x(t − τ m ))e(t − τ m ) − k mb Dg m (x(t))e(t)
(2.20)
mitden Jakobi-Matrizen
D f ( x )
undD g m ( x )
. EinAnsatz zur Lösung dieser Dierential- gleihung ist durhe(t) = e −λt e 0 e(t − τ m ) = e −λτ m e(t).
(2.21)
gegeben undführtnah Einsetzen inGl.(2.20) sowie Betrahtung des Fixpunktes
x 0 auf
˙
e(t) = (Df (x 0 ) + U R (x 0 )) e(t)
(2.22)mitder Rükkopplungsmatrix
U R (x 0 , λ) = X M
m=1
k ma e −λτ m − k mb
Dg m (x 0 ).
(2.23)Die Jaobi-Matrix
Df (x 0 )
inGl.(2.22)beshreibt indiesemZusammenhang dienormale lineareStabilitätdes ungestörtenSystems.Das Kontrollsignal(2.16)wird lediglihdurhdiezweite Matrix(Rükkopplungsmatrix
U R) berüksihtigt, diealleDetailsenthält, wie die angewendete Rükkopplung auf die inneren Freiheitsgrade des betrahteten dynami-
shen Systems wirkt. Für zeitverzögerte Systeme wird also das Eigenwertproblem der
Jaobi-Matrix
D f ( x 0 )
durh das Eigenwertproblem der MatrixD f ( x 0 ) + U R ( x 0 )
mitderharakteristishen Matrix [54℄
∆(λ) = λI − Df (x 0 ) − U R (x 0 , λ)
(2.24)ersetzt.
I
bezeihne andieser Stelle dieEinheitsmatrix. Vielwihtiger alsdieharakteri- stishe MatrixistjedohderenDeterminantedet (∆(λ))
.Derbetrahtete Fixpunktx 0 ist
stabil, wenn alleEigenwerte
λ
der transzendenten harakteristishen Gleihungdet (∆(λ)) = 0
(2.25)einen negativen Realteil
Re(λ)
besitzen. Nur dann werden sih kleine Störungen in derzeitlihen Entwiklung reduzieren, der Fixpunkt ist stabil. Was demnah benötigt wird,
um dieStabilitätdes geregelten Systems zu bestimmen, istder Eigenwert mitdem gröÿ-
ten Realteil, denn dieser entspriht gerade der am stärksten instabilen Rihtung des be-
trahteten Fixpunktes. Durh die Anwendung von Zeitverzögerungsregelungen verfügt
das Gesamtsystem Gl. (2.18) bzw. Gl. (2.25) (dynamishes System inklusive Regelung)
allerdings über unendlih viele Eigenwerte. Glükliherweise existieren aber nur endlih
vieleEigenwerte, deren Realteilgröÿerals einebestimmteKonstanteist[54℄, z.B. gröÿer
alsNull.Um diese endlihe Anzahl anEigenwerten zu nden, wurde zunähst voneinem
GitterinderkomplexenEbeneausgegangen,umdieWertezudetektieren,fürderenReal-
und Imaginärteildie harakteristishe Gleihung (2.25) gleihzeitig Null oder zumindest
möglihst nahe an Null ist. Diese Kombinationen waren wiederum Startwerte für einen
gedämpften Newton-Algorithmus, um diegenauen Eigenwerte zu ermitteln.
Ih habe MDFC entwikelt und für viele dynamishe Systeme in Theorie und Praxis
ausprobiert. Dabei hat sih herausgestellt, dass MDFC Pyragas' TDAS und seinen ent-
sprehenden Erweiterungen bezüglih der Stabilisierungvon Fixpunkten überlegenist.
2.5 Beispiel - der Colpitts-Oszillator
Eine Illustrierung dieser Feststellung sowie der Wirkungsweise von MDFC soll im fol-
genden durh den Colpitts-Oszillator vorgenommenwerden.Aber dieErgebnisse, die im
Anshluss zu Tage gefördert werden, sind niht auf dieses Beispiel beshränkt, sondern
aufvieledynamisheSystemeverallgemeinerbar[5,6℄.DeruntersuhteColpitts-Oszillator
kann durh diedrei Dierentialgleihungen
C 1
dU C 1
dt = − α F f ( − U C 2 ) + I L + C 1 T u(t) C 2 dU C 2
dt = (1 − α F )f ( − U C 2 ) − G 0 U C 2 + I L − I 0 L dI L
dt = − U C 1 − U C 2 − RI L + U cc
(2.26a)
beshriebenwerdenundisteintypishesBeispielfüreinenelektronishenChaos-Oszillator
inFormeinerrükgekoppelten Basisshaltung(Abb.2.1).DieVariablenentsprehen zwei
Kondensatorspannungen (
U C 1 , U C 2)und dem Spulenstrom (I L), diemitden Parametern
Abb. 2.1: Shematisher Aufbau des
Colpitts-Oszillators (2.26a). Für einen
Regeleingri bieten sih die Spannun-
gen
U C 1 und U C 2 an.
L = 91 µH
,R = 33 Ω
,R 1 = 242 Ω
,C 1 = 68 nF
,C 2 = 68 nF
,I s = 14.34 fA
,U t = 0.027 V
,α F ≈ 0.99
,U cc = 5 V
,G 0 = 0
undden Zusammenhängen
I E = f (U BE ) = I S (exp (U BE /U t ) − 1) , I 0 = U C 2 + U cc
R 1
,
T =
r
L C 1 C 2
C 1 + C 2
aufgrund der nihtlinearen Kennlinie des
verwendeten Transistors haotishe Dy-
namik für das freilaufende System zei-
gen (
u(t) = 0
).T
stellt eine typi-she Zeitskala des Oszillators dar, des-
sen natürlihe Periode wiederum
T 0 = 2πT
entspriht. Um den systemeige- nen Fixpunktx 0 = (U C 1 , U C 2 , I L ) tr ≈ (5.1759, − 0.7502, 0.0174)
zu stabilisieren,wird im folgenden ein Kontrollsignalder Form
u = (u(t), 0, 0) tr bestehend aus der Kon-
densatorspannung
U C 1 und vershwindendem Bias k 0 gemäÿ
u(t) = X M
m=1
k ma U C 1 (t − τ m ) − k mb U C 1 (t)
(2.26b)angenommen. Unter Verwendung der Gleihungen (2.26) wird die Rükkopplungsmatrix
U R für dielineare Stabilitätsanalysebesonders einfah und lautet
U R =
u R (λ) 0 0
0 0 0
0 0 0
(2.27)mit
u R (λ) = X M
m=1
k ma e −λτ m − k mb .
(2.28)Die resultierendeharakteristishe Matrix
∆(λ) =
λ − u R (λ)
T − α F I S
C 1 U t
exp ( − U C 2 /U t ) − 1 C 1
0 λ + 1 − α F C 2 U t
exp ( − U C 2 /U t ) − 1 C 2
1 L
1
L λ + R
L
(2.29)
führtshlieÿlihauf dieharakteristishe Gleihung
det (∆(λ)) =
λ − u R (λ)
T λ + R
L
(λ + s 2 ) + 1 LC 2
+ 1
LC 1
(λ + s 2 ) + s 3 = 0
(2.30)mit
s 2 = 1 − α F
C 2 U t
exp ( − U C 2 /U t ), s 3 = α F I S
C 1 C 2 U t
exp ( − U C 2 /U t ).
(2.31)Gemäÿ den Ausführungen auf Seite 19 besteht die Hauptaufgabe nun darin, den Ei-
genwert mit dem gröÿten Realteil der transzendenten Gleihung (2.30) zu nden. Die
Stabilitätsdiagrammeaus Abb. 2.2sind das Ergebnis dieser Berehnungen amFixpunkt
x 0 für symmetrishe Vorfaktoren k ma = k mb = k m. Abb. 2.2a zeigt das resultierende
Stabilitätsdiagramminder τ 1-τ 2-Ebene (Aufsiht)für den Fallvon nurzweiaktiven Ver-
τ 1-τ 2-Ebene (Aufsiht)für den Fallvon nurzweiaktiven Ver-
zögerungszeiten (
k m = 0, m > 2, m ∈ N
) und fest eingestellten Verstärkungsfaktorenk 1 = k 2 = 1.35
. Regionen mit Kontrollparameterkombinationen, die eine erfolgreihe Stabilisierung des betrahteten Fixpunktesx 0 herbeiführen, sind blau und grün gekenn- zeihnet - je nah der entsprehenden Stabilität.Alle Stabilitätsdiagramme,dieindieser
Arbeit gezeigtwerden, beginnen mit
τ m ≥ 0.2
, damit auhsiher eine Verzögerung aktivist. D.h. die Grenzen
τ 1 /T = 0, τ 2 /T 6 = 0
undτ 2 /T = 0, τ 1 /T 6 = 0
sind niht enthalten,könnenaberdemseparatenTDAS-Einzelplotentnommenwerden.AusdiesemGrundent-
sprihtTDASindieserAbbildungauhnurderDiagonalen
τ 1 /T = τ 2 /T
.SoistAbb.2.2azuentnehmen,dassfür
τ 1 /T = τ 2 /T > 2
keineTDAS-Stabilisierungmehrmöglihist,wo- bei allerdingsmitMDFCundτ 1 /T 6 = τ 2 /T
der entsprehende Gleihgewihtszustand für alle Verzögerungszeitenτ m /T ∈ [0.2, 14]
stabilisiert werden kann, wenn Parameterkom- binationen aus dem Bereih der farbigen Streifen parallel zur Diagonalen in Abb. 2.2averwendetwerden. DerhorizontaleAbstanddieserStreifenentsprihtungefährderHälfte
der natürlihen Periode
T 0 = 2πT
. Im Vergleih zu Abb. 2.2a liefert Abb. 2.2b besserAuskunft über die Güte und Robustheit der Regelung in Form der Stabilitätsfunktion
max (0, − Re(λ))
aufgetragen gegenτ 1 /T
undτ 2 /T
. Dabei bezeihnetλ
den Eigenwertmitdem gröÿtenRealteil
Re(λ)
. Je höherdemnah dieSpitzenin dem Stabilitätsgebirge sind, desto robuster und siherer ist auh die Fixpunktstabilisierung. Dementsprehendkennzeihnen die hohen Peaks für die vershiedenen Verzögerungszeiten (
τ 1 /T 6 = τ 2 /T
)parallelzurDiagonaleninder
τ 1 /T
-τ 2 /T
-EbeneinAbb.2.2bMDFCalsstabilereMethodezur Fixpunktstabilisierung imVergleih zu TDAS (
τ 1 = τ 2).
DieVerwendungvonmehrerenVerzögerungszeiten kannallerdingsnohweiterausgenutzt
werden. Aufshluss über diesen Sahverhalt geben die Abb. 2.2,d, die wiederum einen
Stabilitätsplot in der
τ 1 /T
-τ 2 /T
-Ebene bei Einsatz von drei Verzögerungszeiten und fe- sten Verstärkungenk 1 = k 2 = k 3 = 1.35
sowieτ 3 /T = 3.1
zeigen. Wie man hieran sehenkann, sind diefarbigmarkiertenStabilitätsregionennohweiter ausgedehntworden beim
Übergang vonzweiaufdrei entsprehend gut gewählte Verzögerungszeiten. Dabeikonnte
die Stabilitätnoh weiter auf einen Wert von
max(0, − Re(λ)) ≈ 0.37
gesteigert werden.Bei Aktivierung einer weiteren Verzögerungszeit mit
τ 4 /T = 1.32
werden dieStabilitäts-(e)
(d) (b) (a)
(f) (c)
Abb. 2.2: Stabilitätsdiagramme des mit MDFC (2.26b) geregelten Colpitts-
Oszillators (2.26a) unter Einsatz von (a), (b) zwei (
k m = 1.35
), (), (d) drei(
k m = 1.35
,τ 3 /T = 3.1
)und(e),(f)vierVerzögerungszeiten (k m = 1.35
,τ 3 /T = 3.1
,τ 4 /T = 1.32
). Die Abbildungen zeigen die Stabilitätsfunktionmax(0, − Re(λ))
vs.τ 1 /T
undτ 2 /T
,wobeiRe(λ)
den gröÿtenRealteil der Eigenwerte der harakteristi- shen Gleihung (2.30)bezeihnet.Kombinationender normiertenVerzögerungszei-ten
τ 1 /T
undτ 2 /T
, die zu einer Fixpunktstabilisierung durh MDFC führen, sind farbiggekennzeihnet.Esseidaraufhingewiesen,dassdieSeitenansihten(b),(d),(f)im Vergleihzu den Aufsihten (a),(),(e) gedreht sind.
Verstärkungen (
k 1 = k 2 = k 3 = k 4 = 1.35
) dieganzeτ 1 /T
-τ 2 /T
im Bereih bisτ /T < 14
geeignet, um den Systemxpunkt
x 0 zu stabilisieren.
Abb. 2.3 zeigt für den Fall dreier Verzögerungszeiten die ausgedehnten Stabilitätsgebie-
te imParameterraum. Für diese dreidimensionale Projektionwurde die Verstärkung der
zweiten und dritten Verzögerungszeit auf
k 2 = k 3 = 1.35
sowieτ 3 /T = 3.1
gesetzt.Parameterkombinationen von
τ 1 /T
,τ 2 /T
undk 1,die zu einer erfolgreihen Fixpunktsta- bilisierungführen, sindshwarz gekennzeihnet und zeigen,wie sihdieStabilitätsgebiete
in Abhängigkeit von
k 1 ändern. Um die Abhängigkeit der Stabilität von den Verstär-
(a) (b)
Abb. 2.3: FixpunktstabilisierungfürMDFCausGl.(2.26b)unter Verwendung von
drei Verzögerungszeiten. (a)Drei Shnittedurhden MDFC-Parameterraumfürfe-
stes
τ 3 /T = 3.1
undk 2 = k 3 = 1.35
.Bereihe, dieeineStabilisierungdesFixpunktes des Colpitts-Oszillator (2.26a) herbeiführen, sind shwarz gekennzeihnet. (b) Sta-bilitätsgebiet vs.
τ 1 /T
,k 1 und k 2. Für Fixpunktstabilisierung geeignete Parameter
sind grau markiert (τ 2 /T = 1.8
, τ 3 /T = 3.1
und k 3 = 1.35
).
τ 2 /T = 1.8
,τ 3 /T = 3.1
undk 3 = 1.35
).kungsfaktoren innerhalb eines Stabilitätszweigeszu untersuhen, wird der Fall gekoppel-
ter Verzögerungszeiten,d.h.
τ 1 /T = τ 2 /T + 1.6
undτ 3 /T = 3.1
betrahtet. Damitbewegtmansihentlangdes weissgekennzeihneten StabilitätszweigesderAbb.2.2,waszudem
Stabilitätsdiagramm in der
k
-τ 2 /T
-Ebene aus Abb. 2.4 führt. Die entsprehende Stabi- litätsfunktionmax(0, − Re(λ))
zeigt neben einer periodishen Modulation ein absolutes Maximum von≈ − 0.4
. Dieses wird bei moderaten Verstärkungsfaktoren erreiht, wobei eine weitere Verstärkungserhöhung überk > 1.5
dieStabilitätwieder mindert.Die Drehung der Darstellungen aus Abb. 2.2a,,e und Abb. 2.2b,d,f ist erforderlih, um
auh die feinen Strukturen für längere Verzögerungszeiten zu zeigen, da die höhsten
PeaksunddamitauhdiehöhstenStabilitätwerteimBereihkleinerVerzögerungszeiten
zundensind.D.h.mansiehtinAbb. 2.2bentlangderDiagonaleninRihtung Ursprung
Abb. 2.4: Kopplung der Verzögerungs-
zeiten
τ 1 und τ 2 : k
-Abhängigkeit von
MDFC in Form der Stabilitätsfunktion
k
-Abhängigkeit von MDFC in Form der Stabilitätsfunktionmax(0, − Re(λ))
vs.τ 2 /T
undk
entlangder weissmarkiertenLinieaus Abb. 2.2.
Dabei wird das Regelsignal (2.26b) mit
τ 1 /T = τ 2 /T + 1.6
,τ 3 /T = 3.1
,k 1 = k 2 = k 3 = k
,k 4 = 0
angewendet.2.6 Vergleih zu anderen Regelungsmethoden
Umdie Ezienz und Gröÿe der StabilitätsgebietevonMDFC zu verdeutlihen, muss ein
Vergleih zu anderen (u.a. konventionellen) Methoden zur Fixpunktstabilisierungvorge-
nommenwerden.FürdiebekanntenzeitverzögertenRegelungen(E)TDASwirdzu diesem
Zwek Gl. (2.28)durh den Zusammenhang
u R = k (1 − R)e −τ λ X ∞
j=1
Re −τ λ j−1
− 1
!
= k
(1 − R)e −τ λ 1
1 − Re −τ λ − 1
= k
e −τ λ − 1 1 − Re −τ λ
(2.32)
ersetztwerden,dersihausGl.(2.11)viaLaplae-Transformationergibt.FürdieSimula-
tionenausAbb.2.5a,bwurdederParameterzur Gewihtungder geometrishenReiheauf
einenWertvon
R = 0
(TDAS)bzw.R = 0.7
(ETDAS)xiert.AnhanddieserAbbildungen erkennt man,dass der Einsatz vonETDAS (Abb. 2.5b) zu einerVergröÿerungder Stabi-litätsgebiete imVergleih zu TDAS (
R = 0
, Abb. 2.5a) führt. Für längere Verzögerungs- zeiten ist der Fixpunkt allerdings nur noh shwah stabil, wennτ /T > 2
gewählt wird.MDFC hatdiese Problematikniht unddieFixpunktstabilisierungistfürsehrviel länge-
reVerzögerungszeiten immernohmöglih.DasResultatfürdenETDAS-Grenzübergang
R → 1, τ → 0
ist in Abb. 2.5 dargestellt, die die Stabilitätsfunktionmax(0, − Re(λ))
gegenüberder Grenzfrequenz
ω 0 und demVerstärkungsfaktork
zeigt.Indiesem Fallwird
ETDAS zu einem Hohpasslter miteinem einfahen Pol entsprehend Gl. (2.13),wobei
dieEigenwerteindiesemFallmitHilfeeinerStandard-Stabilitätsanalysedeslinearisierten
Vektorfeldes
f (x)
berehnet werden können. Die Stabilität dieser Rükkopplung (reprä- sentiert durh den Eigenwert mitdem gröÿtenRealteil)ist inAbb. 2.5 farbigskaliert.JegrünerdieFarbedestostabileristauhdieRükkopplungfürdieeingestelltenParameter.
DieserAbb. kannentnommenwerden,dassbeientsprehender Parametervariationvon
ω 0
und
k
diestabilste Regelung einenWert von ungefährmax(0, − Re(λ)) ≈ 0.3
liefert.Dasentspriht auh dem Wert, den ETDAS für
R = 0.7
(Abb. 2.5b) herbeiführt und hat damit keine stabilere Regelung zur Folge. Somit ist ETDAS stabiler als TDAS (Mini-mum:
Re(λ) ≈ − 0.17
) aber niht so stabil wie MDFC mit drei Verzögerungszeiten und(d) (c)
Abb. 2.5: Stabilitätsdiagramme für die Fixpunktstabilisierung des Colpitts-
Oszillators (2.26a) unter Verwendung von (a) TDAS, (b) ETDAS (
R = 0.7
), ()einem einpoligen Hohpasslter
u(t) = ˙ − ω 0 u(t) − k U ˙ C 1 mit Grenzfrequenz ω 0 und
Verstärkung
k
sowie (d) einem PD-Regler entsprehend Gl. (2.33). Zur Visualisie- rung der Ergebnisse wird die Stabilitätsfunktionmax(0, − Re(λ))
in Abhängigkeit vonden jeweiligenKontrollparameternverwendet.Bereihe erfolgreiher Fixpunkt-stabilisierung sind farbig gekennzeihnet, je grüner die Farbe desto stabiler ist die
Regelung.
symmetrishen Vorfaktoren (Minimum:
Re(λ) ≈ − 0.4
). Bei Verwendung paarweise ver-shiedener Verstärkungen
k m gemäÿ k 1a = k 1b = 0.27
,k 2a = k 2b = 1.56
, k 3a = k 3b = 0.28
,
τ 1 /T = 3.613
, τ 2 /T = 2
, τ 3 /T = 3.111
liefert MDFC einen bei weitem stabileren Wert
von
max(0, − Re(λ)) ≈ 0.4767
. Dabei ist allerdings festzustellen, dass die in Abb. 2.2 vorgestelltenStabilitätsgebieteihre Symmetrieinderτ 1 /T
-τ 2 /T
-Ebene eingebüÿthaben.Für einen weiteren Vergleihzu konventionellen Regelungmethoden sollnun einübliher
PD-Regler der Form
u(t) = k p U ˆ C 1 + k d
d ˆ U C 1
dt
(2.33)betrahtet werden. Als Eingangssignal dient die Kondensatorspannung
U ˆ C 1, die aus U C 1
durh Subtraktion des festen DC-Pegels hervorgeht 8
. Abb. 2.5d zeigt die farbkodierte
Stabilitätsfunktion
max(0, − Re(λ))
inAbhängigkeitvondenVerstärkungenk p undk dfür
8
DasSubtrahieren des festenDC-Pegels anstelleeiner Hohpass(AC)-Kopplungdes Eingangssignals
ist notwendig,um zum einen die Regelung nihtinvasiv zu gestalten und gleihzeitig die Stabilität des
PD-Reglers (2.33) nihtshon durh die Stabilitätsfunktion des verwendeten Hohpasslters (2.13) zu
den Proportional-und den Dierenzierungsanteil. Optimale Parameterwahl lieferteinen
maximalenStabilitätswertvon
max(0, − Re(λ)) ≈ 0.462
.DieStabilitätistvergleihbarmit der durhMDFCherbeigeführten, allerdingssind diedafürnötigenVerstärkungsfaktorenk pundk dbeiweitemhöherzuwählen,waswiederumdieEzienzvonMDFCverdeutliht.
Erreiht wird diese Ezienz durh eine sehr gute Anpassung der Übertragungsfunktion
der Regelung andas Spektrum des Colpitts-Oszillators.Um unter diesemGesihtspunkt
einen intuitiveren Zugangzu der Wirkungsweise von MDFC zu erlangen, ist einWehsel
in den Fourierraumangebraht.
2.7 Wirkungsweise im Fourierraum
Die Fourier-Transformation des Kontrollsignals(2.26b)liefert dieÜbertragungsfunktion
T (f) = X M
m=1
k ma e −i2πf τ m − k mb = u(f ˜ )
U ˜ C 1 (f ) ,
(2.34)die den Ausgang
u ˜
linear mit dem EingangssignalU ˜ C 1 verknüpft. Abb. 2.6a zeigt den
Absolutwert der Übertragungsfunktion
| T (f ) |
eines einpoligen Hohpasslters sowie das Frequenzspektrum des Colpitts-Oszillators (2.26a). Um die Auswirkungen zusätzliherVerzögerungszeiten auf die Übertragungsfunktion von MDFC zu untersuhen, seien die
Verstärkungen für jede aktive Verzögerungszeit zu
k ma = k mb = k m = 1
gewählt und derFallvonmaximal
M = 4
vershiedenen Verzögerungszeiten betrahtet. Sozeigt Abb.2.6 den Absolutwert der Übertragungsfunktion| T (f) |
aus Gl. (2.34)für den Fall einereinzi-gen Verzögerungszeit
τ 1 /T = 10
(durhgezogene Linie,k 2 = k 3 = k 4 = 1
), zwei aktiverVerzögerungszeiten (Punkt-Strih-Linie,
τ 1 /T = 10
,τ 2 /T = 5
,k 3 = k 4 = 0
), dreier Ver-zögerungszeiten (gepunktete Linie,
τ 1 /T = 16.5
,τ 2 /T = 6
,τ 3 /T = 3.1
,k 4 = 0
) und vierangewendeter Verzögerungszeiten (gestrihelte Linie,
τ 1 /T = 10
,τ 2 /T = 5
,τ 3 /T = 3.1
und
τ 4 /T = 1.3
). Um einen Fixpunkt zu stabilisieren, muss ein geeignetes Filter eine Kerbe beiω = 0
besitzen [34℄. Diese Frequenz (entspriht gerade der eines Fixpunk-tes) wird dann niht zurükgekoppelt. Folglihmüssen dieanderen Kerben der Regelung
(2.26b)für
f > 0
soimFourierraumplaziertwerden,dass alleHauptfrequenzen(entspre- hen dominanten,imhaotishen Attraktoreingebetteten instabilenperiodishen Orbits)durh das Regelsignal zurükgekoppelt werden. Unter diesem Gesihtspunkt ist es mit
der punktgestriheltenÜbertragungsfunktionniht möglih,densystemeigenenFixpunkt
x 0 zu stabilisieren, da durh die Wahl von τ 1 /T
und τ 2 /T
niht alle Hauptfrequenzen
des Oszillatorseliminiertwerden. Auf diese Weise wird höhstens ein neuer periodisher
Orbitgeneriert,dadas RegelsignalbeiderverwendetenWahlderVerstärkungen
k ma , k mb
nur im Falleeines Fixpunktesvershwinden würde. Erst wenn die dritte und vierte Ver-
zögerungskette zusätzlihhinzugeshaltet werden(gepunktete und gestrihelte Linie), ist
eineerfolgreihe Fixpunktstabilisierungmöglih,daalleKerbennun inunkritishe Berei-
0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6
−4
−2 0 2 4 6
f / f 0
lg(P), lg[|T(f)|] 0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0
1 2
f / f
0
Θ (f)
0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0
2 4 6
f / f 0
|T(f)|
0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5
−2 0 2
f / f
0
Θ (f)
0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0
2 4 6 8
f / f
0
|T(f)|
0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5
−2 0 2
f / f 0
Θ (f)
0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0
2 4 6
f / f
0
|T(f)|
0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5
−2 0 2
f / f
0
Θ (f)
(a) (b)
(c) (d)
(e) (f)
(g) (h)
Abb.2.6:(a)FourierspektrumdesungeregeltenColpitts-Systems(2.26a)undÜber-
tragungsfunktion eines Hohpasslters mitder Grenzfrequenz
f 0 = ω 0 /(2π) = 0.08
.(b) ZugehörigerPhasenverlaufdes Hohpasslters. (),(e),(g)Übertragungsfunktio-
nen (2.34) für vershiedene Wahl der Verzögerungszeiten und Verstärkungen: ()
Symmetrishe Verstärkungen
k ma = k mb = 1
, eine (τ 1 /T = 10
, durhgezogene Li- nie), zwei (τ 1 /T = 10
,τ 2 /T = 5
, Punkt-Strih Linie), drei (τ 1 /T = 10
,τ 2 /T = 5
,τ 3 /T = 3.1
, gepunktete Linie) und vier aktive Verzögerungszeiten (τ 1 /T = 10
,τ 2 /T = 5
,τ 3 /T = 3.1
,τ 4 /T = 1.3
, gestrihelte Linie). Fixpunktstabilisierung ist erst nahderAktivierung derdrittenund viertenVerzögerungszeitmöglih,davor-her Kerben (
| T (f) | ≈ 0
) imBereih der Hauptfrequenzen des ungestörten Systems liegen (vgl.Spektrumaus Abb. 2.6a). (e)Für dieKontrollparameterk ma = k mb = 1
und
τ 1 /T = 7
(durhgezogene Linie),τ 1 /T = 7
,τ 2 /T = 5
(Punkt-Strih Linie),τ 1 /T = 7
,τ 2 /T = 5
,τ 3 /T = 3.1
(gepunktete Linie) sowieτ 1 /T = 7
,τ 2 /T = 5
,τ 3 /T = 3.1
,τ 4 /T = 1.3
(gestrihelte Linie) ist eine erfolgreihe Fixpunktstabilisie- rung nah Aktivierung von zwei oder mehr Verzögerungszeiten möglih, da keinetiefen Kerben inden Bereihen der Hauptfrequenzen des freilaufenden Systems lie-
gen. (g) Gleihe Verzögerungszeiten wie in (e), allerdings mit einer anderen Wahl
der Verstärkungsfaktoren:
k 1a = 1.3
,k 1b = 0.7
,k 2a = 0.4
,k 2b = 1.0
,k 3a = 0.8
,k 3b = 0.5
,k 4a = 0.4
,k 4b = 0.7
. (d),(f),(h) Die entsprehenden Phasen sind genauso wie die Übertragungsfunktionen aus (),(e),(g) gekennzeihnet.dargestelltundweisenfürMDFCeinenwesentlihglatterenVerlaufalsfürTDAS(durh-
gezogene Linie, die ETDAS-Übertragungsfunktion
| T (ω) |
untersheidet sih von TDAS im wesentlihen nur durh dieFlankensteilheit, die mitdem ParameterR
verknüpft ist)auf.
EinBeispielfürdieStabilisierungdesFixpunktes
x 0 mitHilfevonnurzweiVerzögerungs- zeitenistinAbb. 2.6e,fzusehen,wodurhdieKontrollparametereineÜbertragungsfunk-
tiongegeben ist,diekeine Kerben imrelevanten BereihdesFrequenzspektrumsaufweist.
ImDetailhandeltessihbeiden Kontrollparameternum
τ 1 /T = 7
(durhgezogeneLinie,k 2 = k 3 = k 4 = 0
) für eine Verzögerungszeit,τ 1 /T = 7
,τ 2 /T = 5
(Punkt-Strih Linie,k 3 = k 4, alle Hauptfrequenzen bereits eliminiert)für zwei Verzögerungszeiten, τ 1 /T = 7
,
τ 2 /T = 5
, τ 3 /T = 3.1
, k 4 = 0
(gepunktete Line) im Falle dreier aktiver Verzögerungs-
zeiten sowie um τ 1 /T = 7
, τ 2 /T = 5
, τ 3 /T = 3.1
und τ 4 /T = 1.3
für vier angewendete
Verzögerungszeiten. Durh dieAktivierung der dritten und der vierten Verzögerungszeit
wirdlediglihderEigenwert mitdemgröÿtenRealteilweiterinsNegativevershoben, wo-
durhderFixpunktnohstabilerwird.DieinAbb.2.6fgezeigtenzugehörigenPhasensind
im Bereih
f ∈ [0.1, 0.3]
mehr oder weniger konstant im Gegensatz zu den auftretenden Phasensprüngen, wenn nureine Verzögerungszeit aktiviertist.Bisherwurden immer alleVorfaktoren
k ma , k mb der Einzelterme gleih(symmetrish)ge- wählt. Das ist aber niht zwingend notwendig, solange für niht-invasive Kontrolle die
vorher shon genannte Nebenbedingung (2.17) berüksihtigtoder der Parameter
k 0 aus
Gl. (2.16) geeignet gewählt wird. Ein Beispiel für diesen Sahverhalt ist Abb. 2.6g zu
entnehmen, die fürdieselben Verzögerungszeiten wie inAbb. 2.6e den Einuss der geän-
derten Vorfaktoren
k 1a = 1.3, k 1b = 0.7, k 2a = 0.4, k 2b = 1.0, k 3a = 0.8, k 3b = 0.5, k 4a = 0.4, k 4b = 0.7
auf den Betrag der Übertragungsfunktion zeigt. Dabei ist bei Aktivierung aller vier Verzögerungszeiten wiederum eine niht-invasive Stabilisierung des Fixpunktesgewährleistet. So ist es möglih, MDFC durh geeignete Wahl von
k ma , k mb sehr genau
und exibel an die Bedürfnisse der vorherrshenden experimentellen Situation anzupas-
sen [6℄, exibler als z.B. (E)TDAS oder einen einpoligen Hohpasslter (2.13). Diesen
0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6
0 2 4 6
f / f
0
|T(f)|
0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0
2 4 6
f / f
0
Θ (f)
(b) (a)
Abb. 2.7: (a) Spektrum des Colpitts-Oszillators sowie eine für
f /f 0 > 0.2
gut andieses Spektrum angepasste MDFC-Übertragungsfunktion (2.28) mit den Parame-
tern
k a = k 1b = 0.25
,k 2a = k 2b = 1.58
,k 3a = k 3b = 0.28
,τ 1 /T = 3.614
,τ 2 /T = 2.0
,τ 3 /T = 3.11
.(b) Zugehörige Phase zu diesen Parameterwerten.SahverhaltspiegeltauhdieWahlder MDFC-Parameter
k 1 = 0.25
,k 2 = 1.58
,k 3 = 0.28
,τ 1 /T = 3.614
,τ 2 /T = 2.0
,τ 3 /T = 3.11
für hohe Stabilitätwider. In diesemFall zeigt einBlik auf Abb. 2.7, dass die Übertragungsfunktion von MDFC in einem weiten Bereih
sehr genau andas zugrunde liegendeSpektrum des Colpitts-Oszillators angepasst ist.
2.8 Parameterwahl
2.8.1 Rükkopplung ohne Totzeit
ImGegensatzzurtehnishen RealisierungisteineweitereSystemanalysemehrererunab-
hängigerVerzögerungszeiten nuräuÿerstshwerbzw.abgesehenvonSpezialfällenunmög-
lih 9
,daes imGegensatzzu dem Fallnureiner Verzögerungszeit
τ
keine vergleihbaren Lambert-Funktionen gibt, mit denen weitere theoretishe Erkenntnisse wie in [58℄ ge-wonnen werden können. Weiterhin ist die in [35℄ vorgeshlagene adaptive Methode zur
Einstellung der Verzögerungszeiten niht ohne weiteres auf mehrere Verzögerungszeiten
verallgemeinerbar. Von daher gestaltet sih das Aunden optimalerParameterwerte für
MDFC shwierig.Neben den optimalenParameternsind oft aberauhgenerellgeeignete
Werte von Interesse. Aberselbst unter diesem Gesihtspunkt ist bei mehreren unabhän-
gigen Verzögerungszeiten eine analytishe Behandlung (relativ) einfaher Systeme wie
dem Colpitts-Oszillator(2.26)nihtmehr möglih.VondaherseiimweiterenVerlaufder
harmonishe Oszillator
˙ x = y
˙
y = − dy − ω 0 2 x + u
(2.35)als einfahstes Beispiel eines dynamishen Systems
x ˙ = f (x)
betrahtet.ω 0 bezeihnet
hierbei die Eigenfrequenz des Oszillators mit den Systemvariablen
x
,y
. Die Instabilität zumSimuliereneinersihvomFixpunktx 0 = (x, y) tr = (0, 0)
entfernenden Dynamik(füru(t) = 0
) wird durh die negative Dämpfungd < 0
realisiert.Um diesen Systemxpunktx 0 zu stabilisieren, wird das MDFC-Signal
u(t) = X M
m=1
k ma x(t − τ m ) − k mb x(t)
(2.36)mit dem Regelvektor
u = (0, u(t)) tr angewendet. Da x(t)
trotz der durh die Instabili-
tät bedingt anwahsenden Amplitude eine harmonishe Gröÿe ist, kann Gl. (2.35) mit
9
Aufgrund der folgenden zum Teil etwas mühsamen mathematishen Berehnungen sei dem Leser