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FMH: Wer wird Präsident?

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Academic year: 2022

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FMH: Wer wird Präsident?

Nostalgisch denkt man an die geradezu ruhigen Zeiten der «Fetten Siebziger»

zurück. Auffällig unauffällig lenkte da- mals Dr. Sahli in Berner Geheimdiploma- tie-Manier die Geschicke der FMH. Er ver- trat noch die Interessen der Ärzteschaft!

Man konnte sich während seiner Amtszeit zwar nicht über Skandälchen und Skan- dale ergötzen, und wenn René Salzberg nicht ab und zu ein kerniges Wort gespro- chen oder Professor Walter Siegenthaler eine Intrige gedrechselt hätte, wäre die Seichtigkeit des standespolitischen Seins unerträglich gewesen. Guido Zäch er- kämpfte für den VSAO Mindestlöhne für Assistenz- und Oberärzte, und sein Foto erschien damals nur einmal pro Jahr im orangen A-5-VSAO-Heftli, noch nicht viermal pro Woche in der Schweizer Illus- trierten, weil die lieber Art Furrer und Ursi National ablichtete. Silva Keberle war noch nicht die blonde Eminenz, sondern ein viel versprechender Twen mit Dackel, Werner Bauer ein pummeliger Unterhund – aber beide schon damals Everybody’s Darling. Richard Altorfer trug bereits Zopf, arbeitete zu viel, demonstrierte gegen den Vietnamkrieg und schrieb Lyrik. Johannes Schmidt stand vor der Matur und erwog eine Karriere bei der Pharmaindustrie.

Hans Heiri Brunner war ein aufmüpfiger Assistenzarzt, und nur sein gütig-vermit- telnder Oberarzt Herold verhinderte, dass er sich schon damals mit allen überwarf.

Fürsprecher Hanspeter Kuhn wollte noch Lokiführer oder Arzt werden. Kurz – alles lief seinen ruhigen Gang, man hatte seine Praxis aurea, dankbare Patienten und die

Medizin eine Zukunft. Der Frauenanteil in der Ärzteschaft war unter 30 Prozent und die Chirurgen nur im Operationsgebiet in- vasiv, nicht aber bei Standespolitischem.

Und jetzt? HHB wurde wie alle grosse Cäsaren, Päpste oder andere «Kämpfer für eine Sache» erst gepu(t)s(c)ht und dann gemeuchelt – der einzig würdige Abgang für Machiavellisten. Kaum sind Brunners Kassandrarufe über den Unter- gang des Arztlandes verhallt, da beginnen schon die Diadochenkämpfe. Fast wäre über Nacht das FMH-Präsidentenamt handstreichartig besetzt worden. Zwar ist dieser Folter- und Schleudersitz eigentlich nur etwas für Masochisten, aber die Thronanwärter drängeln zuhauf. Im Wes- ten gibts nix Neues: generalstabsmässig bereiten sich sowohl Guisan wie de Haller auf die Rolle des Roi Romand der «Äff Ämm Asch» vor. Gentleman Giger hat wenig Chancen, trotz des ausgesproche- nen Vertrauens eines Vertrauensarztes.

Auf keinen Fall wird man(n) eine Frau nominieren, obwohl im Präsidentenamt sowohl steiner’sche psychiatrische Fach- kompetenz wie auch Wissen um Idiosyn- krasien, Peter-Prinzip und Stöhrmanöver nützlich wären. Aus dem Osten wird faus- tisch die Grete-Frage gestellt. Der Bachen- bülacher hat sehr wohl das King-Size-For- mat dafür, aber vermutlich keine Lust aufs Amt. Oder wird ein chirurgischer Präsi- dent wie Stoffel die Invasiven zurück an den Busen der FMH führen? Opportun wäre Ludwig Heuss, laut eigenem Einge- ständnis im Geschäftsbericht 2003 ein Verfolger der Entwicklung des ärztlichen

Arbeitsmarktes (läuft er hintennach?), so- wie ein Pfleger und Schützer von gedank- lichem Freiraum und von «ohne Verschul- den in Noth geratener KollegInnen».

Wegen Windschlüpfrigkeit und Fotoge- nität hat er echte Chancen als kleinster gemeinsamer Nenner. Kurz: Man darf ge- spannt sein! Und die Vakanzen im Zen- tralvorstand? Der Sitz von Prof. Verena Briner, die elegant ins SGIM-Präsidium rochiert, muss von einer Frau besetzt wer- den. Die Auswahl ist gross: Es kommen einem sofort jede Menge Professorinnen in den Sinn, wie die gesammelten Christas und Christinen: die Meyenberger, die Landmann, die Aebi, die Attenhofer, die de Bosset und la Renteria. Oder die Chef- ärztinnen Vreni Kamber, Barbara Tetten- born, Ruth Fleisch-Silvestri, Nicole Bürki und Silke Hasenclever. Aber auch standes- politisch aktive Power-Frauen wie Brigitte Saner-von Burg, Ingrid Wyler-Brem, Ka- tharina Cina-Huber, Francesca Mainieri, Elisabeth Bandi-Ott, Anni Sandberg- Tschopp, Sibylle Tschudin, Fiona Fröhlich oder ihr Komparativ Julia Fröhlicher, Fran- ziska Dekker-Thomi, Madeleine Strau- mann und Reta Zihlmann-Tschopp. Alles gute Kandidatinnen. Weitere Namen lie- fere ich gerne. In jedem Fall werden uns die nächsten Wochen spassige Wahl-, Hahnen- und Hirschkämpfe bescheren.

Kolleginnen, mischt euch energisch und engagiert in den ZV-Posten-Schacher ein – bei mehr als 55 Prozent Frauenanteil ist standespolitische Mitbestimmung ein Muss!

von Gastkolumnistin Annette Thommen

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