Dienstag, 14. Mai 2019
MEINUNG
Dieses Kunstwerk, das von einem beliebten Spazierweg aus zu sehen ist, lässt viel Raum für Interpretationen. Aber wo ist es zu sehen? Das Fenster gehört zu einem Privathaus, das von einem weltberühmten Architekten konzipiert wurde. Bild Philipp Baer
Bilderrätsel: Kunst am Fenster
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Tageskommentar
Dampf im
Grauen Haus
von Reto Furter Leiter Graubünden
E
s regt sich etwas in der neu zusammengesetz- ten Bündner Regierung – und die von vielen wiederholten Aktionen, mit denen auf den Kli- mawandel aufmerksam gemacht wird, bewirken eben doch etwas. Anders lässt sich nicht erklären, was der Kanton gestern als Antwort auf einen parla- mentarischen Auftrag des Davoser SP-Grossrates Philipp Wilhelm veröffentlicht hat. Er ist bereit, Mil- lionen in einen Aktionsplan «Green Deal für Grau- bünden» zu investieren, der konkrete und vor allem wirksame Massnahmen zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung enthält. Gerechnet wird mit bis zu 26 Millionen Franken Kosten für einmalige sowie bis zu 50 Millionen Kosten für jährlich wiederkehrende Investitionen. In die Pflicht genommen werden der Kanton, die Bündner Gemeinden und der Bund.Das ist, zumindest für Bündner Verhältnisse, ein denkwürdiger Schritt. Nicht nur eine Zweidrittel- mehrheit des Parlaments, sondern auch die Regie- rung anerkennt, dass Graubünden im Klimawandel ein Problem sieht. Die Regierung will deshalb erneu- erbare Energien ins Zentrum stellen und den Ver- brauch von fossilen Brennstoffen verringern. Er will eine kantonale Energierichtplanung vorantreiben, das Energiegesetz revidieren und die Gemeinden da- zu bringen, ebenfalls umzudenken.
Das kostet viel, aber es bringt auch viel. Das sa- gen Fachleute seit Jahren, auf sie gehört wurde bis- her kaum. Das dürfte sich mit dem «Green Deal» än- dern. Mausert sich der Kanton endlich zum Mekka für Solarenergie, schafft das Know-how und Wert- schöpfung im Kanton. Werden Wohnhäuser endlich energetisch saniert, schafft das Arbeitsplätze.
Das Geld, das investiert werden wird, stoppt den weltweiten Klimawandel natürlich nicht mehr, aber es kann immerhin helfen, die Folgen zu mindern, wenn auch nur verschwindend wenig. Aber der Kan- ton ist solidarisch und stiehlt sich nicht aus der Ver- antwortung. Recht so! Bericht Seite 6
IMPRESSUM
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Wissensgenerator
Wo sind die Jungen in den Bündner Gemeindevorständen?
Curdin Derungs und Dario Wellinger
D
ie Studie PROMO 35 der HTW Chur kommt zum Schluss: 50 Prozent der Bündner Gemeinden haben erhebli- che Mühe, ihre Gemeindevorstände zu beset- zen. Es erstaunt deshalb nicht, dass einzelne Gemeinden lange auf der Suche nach geeig- neten Kandidierenden sind. Das jüngste Bei- spiel von Thusis zeigt dies deutlich, wo eine Nachwahl notwendig wurde. Noch schwieri- ger ist es, junge Erwachsene für die Gemein- depolitik zu begeistern. So geben rund 86 Prozent der Gemeinden in Graubünden an, Schwierigkeiten zu haben, junge Erwachsene für ein Amt zu finden. Dies ist problematisch, weil gerade diese Generation stärker einge- bunden werden müsste, um den demo- grafisch bedingten Rückzug der Babyboo- mer-Generation aus der Politik abzufedern.Den Bündner Gemeinden droht heute noch kein akuter Personalnotstand und die Gemeindebehörden können irgendwie be- setzt werden. Trotzdem sollte die heutige La- ge nicht verkannt werden. Von den 60 befrag-
ten Bündner Gemeinden hatten in der lau- fenden Legislatur gerade mal 17 ein einziges Mitglied unter 35 Jahren in ihrem Gemeinde- vorstand – alle anderen keines. Eine Erkennt- nis aus der Studie macht hingegen Mut: In unserer Befragung unter 1000 jungen Er- wachsenen zwischen 25 und 35 Jahren zei- gen rund 20 Prozent Interesse an einem poli- tischen Amt in der Gemeinde. Sie wurden aber selten bis nie angefragt. Auch wenn die- se Zahl in Wirklichkeit wohl etwas tiefer sein dürfte, deutet sie auf erhebliches Potenzial hin. Dieses gilt es zukünftig in den Bündner Gemeinden besser zu nutzen. So werden wir alle nicht darum herumkommen, uns der ak- tuellen Diskussion um die Weiterentwicklung der Milizämter zu stellen – sofern wir nach wie vor ein starkes Milizsystem wollen, frei nach dem Prinzip «von Bürgern für Bürger».
Dazu müssen die Gemeindevorstände ers- tens unsere Wertschätzung erfahren. Auch wenn nicht jeder Entscheid zu goutieren ist und inhaltliche Diskussionen teilweise schwierig sind, sollte der Respekt nicht feh- len. Gemeindevorstände setzen sich in erster Linie für die Gemeinschaft ein – und das oft mit viel Engagement in der Freizeit. Denn ge- rade junge Erwachsene suchen ein motivie- rendes und inspirierendes Arbeitsumfeld.
Zweitens muss die Rekrutierung strategisch angegangen werden, indem junge Erwachse- ne persönlich angesprochen und politische
Ämter aktiv beworben werden. Eine Informa- tionsbroschüre alleine reicht nicht. Oft geht vergessen, dass die Suche nach geeigneten, jungen Kandidierenden eine Gemeinschafts- aufgabe ist und nicht den Parteien allein überlassen werden kann. Denn letztlich sind wir alle für eine ausreichende Besetzung unserer Gemeindebehörden verantwortlich – wir profitieren alle davon. Drittens müssen die Gemeindeämter den heutigen Rahmen- bedingungen angepasst werden. Hier können beispielsweise moderne Kommunikations- technologien helfen, Sitzungen des Gemein- devorstands zeit- und ortsunabhängiger zu machen und damit das Amt besser mit Beruf und Familie zu vereinbaren. Schliesslich ist den Gemeindevorständen auch ein angemes- sener Gestaltungsspielraum zuzusichern.
Wird der Gemeindevorstand zu einer reinen Vollzugsbehörde, die keine eigenen Projekte entwickeln und Ideen umsetzen kann, blei- ben auch in Zukunft die Jungen der Gemein- depolitik fern. Denn für sie gilt: Nichts ist motivierender als die eigene Zukunft zu ge- stalten.
* Curdin Derungs und Dario Wellinger forschen am Zentrum für Verwaltungsmanagement zur Miliz- und Freiwilligentätigkeit in Gemeinden. Die Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW Chur teilt alle drei Wochen Wissen für die «Studierecke» der Schweiz.
Das Gemeindeforum zum Thema «Jahr der Miliz» vom 5.6.2019 findet um 17.30 bis 19.30 Uhr in der Aula der HTW Chur statt: htwchur.ch/events.