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Predigt am , Gabi Neubacher Von Religion zu Beziehung

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Predigt am 14.11.2021, Gabi Neubacher Von Religion zu Beziehung

Bevor wir nach Attersee kamen war ich Pfarrerin in Sierning.

Das ist eine TG von Neukematen, eine sogenannte Siebenbürger- Gemeinde.

In Siebenbürgen /Rumänien lebten seit vielen Jahrhunderten deutschsprachige evangelische Sachsen in Siebenbürgen,

flüchteten im 44er Jahr vor den Russen in den Westen und einige ließen sich in Sierning nieder.

Eins vom ersten was sie dann machten nach Kriegsende war: Sie bauten eine Kirche und dann ein Gemeindehaus mit einem großen Gemeindessaal und allem was dazugehört.

Das haben sie sich vom Mund abgespart, zusammengeholfen, gearbeitet, richtig mühsam. Aber klar war: Zum Leben gehört die Religion, der gemeinsame Glaube, ein Pfarrer, der Kirchgang am Sonntag, Gottes Wort, das wir uns treffen können. Religion ist wichtig.

Aber die Zeiten änderten sich – die Kinder und Enkel und Urenkel verloren immer mehr den Bezug zum Glauben, und die große Kirche war oft ziemlich leer. Das war und ist die allg. Entwicklung in den letzten Jahrzehnten - in unserer Welt verliert Religion, Kirche, Glaube zunehmend an Bedeutung. Von „Brauchen wir nicht“ … bis zu „ist was Schlechtes, macht mich unmündig, ich will selber

entscheiden“ … Menschen treten aus der Kirche aus. Kinder melden sich vom Schulfach Religion ab ..

Zurück zu den Sierningern: Die kamen damals zu mir und sagten:

Helfen Sie uns, die Kirche wieder mit Leben zu füllen.

Dann haben sie mich angestellt, als Projektpfarrerin. Haben mein Gehalt aufgebracht und sich mit mir dieser Herausforderung gestellt.

Da haben wir das Spannungsfeld von Religion und Beziehung auf dem Tisch.

(2)

Religion ist wie das Gebäude – es ist nötig, es gibt Heimat, ich kenne mich aus … Aber damit es Sinn macht, muss es gefüllt sein mit dem Eigentlichen, mit Beziehung zu Gott. Wenn es leer ist, hohl, nur Regeln und Dogmen, werde ich nicht hingehen.

1.

Wenn wir in die Bibel schauen, stellen wir fest: Es ging Gott von Anfang an um Beziehung.

Schon auf den ersten Seiten der Bibel lesen wir: Aus irgendeinem Grund hatte der ewige Gott Sehnsucht nach Menschen – diese M schuf er nicht als Marionetten, Playmobilfiguren um mit ihnen zu spielen – sondern als Gegenüber, „zu seinem Bild“, d.h. ein Wesen das dadurch definiert ist, dass es in Beziehung zu Ihm gestellt ist.

Gott legt etwas von sich in den Menschen – er haucht dem Menschen Leben ein, der Mensch ist gedacht in liebevoller Gemeinschaft mit Gott zu leben.

Ihr kennt das wunderbare Gemälde von Michelangelo in der sixtinischen Kapelle in Rom.

Wir sehen Gott, der auf einer Wolke zu Adam hinfliegt und sich voller Kraft und Leidenschaft nach dem Menschen ausstreckt.

Er verdreht seinen Körper richtiggehend, um Adam nahe zu

kommen. Sein Kopf ist ihm zugewandt, sein Blick auf ihn gerichtet, sein Zeigefinger ausgestreckt, jeder Muskel angespannt. Gott will mit seinem ganzen Sein hin zu seinem geliebten Menschen. Er kann es nicht erwarten. Seine Hand kommt um Haaresbreite an die Hand des Menschen heran.

Dieses Gemälde heißt „Die Erschaffung Adams“, aber eigentlich müsste es „die Ausrüstung Adams“ heißen, denn Adam ist ja physisch bereits am Leben – Augen sind offen, er ist bei Bewusstsein.

Gott bietet dem Adam hier eine Verbindung an. Er streckt sich nach ihm aus, kommt ihm so nahe wie möglich – und dann lässt er ihm ein kleines bisschen Raum, sodass Adam selber entscheiden kann ..

(3)

Die Figur des Adam ist schwieriger zu interpretieren. Sein Arm ist nach Gott ausgestreckt, aber sein Körper ist in einer lässigen Pose, bequem zurückgelehnt, als hätte er kein großes Interesse, die Verbindung herzustellen. Vielleicht ist er unentschlossen, oder ihm fehlt die Kraft. Aber klar ist: Gott ist so nahe, dass Adam nur einen Finger heben müsste …

Gott wünscht sich eine Beziehung zu seinen Menschen.

Viele Personen des ATs haben in der Beziehung mit Gott Unglaubliches/Wunderbares erlebt.

Denken wir an Noah, an Abraham – der Gottes Stimme gehört hat und auf seine alten Tage losgegangen ist, an Jakob, der so viel Mist gebaut hat, aber erkannt hat: Gott ist immer noch da, er begleitet mich oder an Mose, wie er im brennenden Dornbusch Gottes Stimme gehört hat,

40 Jahre der Wolken- und Feuersäule nachgegangen ist, mit Gott gerungen hat, wenn der zornig war: Bitte, vernichte dein Volk nicht, dessen Kontakt mit Gott beschrieben wird als: „der Herr redetet mit Mose wie ein Mann mit seinem Freund redet“

Gott lädt seine Menschen ein, mit ihm in Beziehung zu leben.

2.

Das sehen wir auch im Neuen Testament:

Jesus st in Israel unterwegs – und es geht ihm nicht um das Gebäude „Religion“, um das Einhalten der religiösen Vorschriften, damit das Leben mit Gott geregelt ist.

Es geht ihm nicht darum, was man tun muss, um Gott zu gefallen.

Jesus sieht die Menschen, jeden einzelnen, er sieht die gebrochenen Herzen.

Er sieht die Probleme des Gelähmten – und er sagt: Deine Sünden sind dir vergeben, sei gesund,

er sieht die verborgenen Nöte des Zöllners – und er sagt: Folge mir nach, ich bin für dich,

er sieht die Traurigkeit des Beeinträchtigten – und er sagt: Strecke deine Hand aus, alles ist gut!…

(4)

er sieht die Frauen und Kinder, die Kranken und Ausgegrenzten - und er wandte sich ihnen zu: kommt zu mir, hier gibt es was deine Seele heil macht“ .

Jesus kümmerte sich einen Deut um Religion – es war ihm egal.

Es zieht ihn zu den Menschen, es geht ihm radikal um Beziehung, um Gottes geliebte und verlorengegangene Kinder. Sie ist er

gekommen zu suchen und nach Hause zu tragen, wie das verlorene Schaf. Dass er damit die religiöse Führer total vor den Kopf stößt, und sich ihren glühenden Hass zuzieht, liegt auf der Hand. Auch das war ihm egal. Für seine geliebten Menschen gibt er sogar sein Leben, und noch als er am Kreuz hängt sieht er einen und sagt zum Verbrecher: Du wirst heute noch mit mir im Paradies sein.

Gott wünscht sich Beziehung. Er ist seinen Menschen so nahe gekommen. „Ich bin bei auch alle Tage bis ans Ende der Welt“ sagt Jesus, bevor er zum Vater zurückgeht „Ich bin bei euch, immer nur ein Fingerheben, ein Gebet, einen Gedanken entfernt.“

3.

So ist die Kirche entstanden, eine lebendige Gemeinschaft derer, die allmächtigen Jesus nachfolgen.

Man kann auch sagen: So ist die Religion des Christentums entstanden.

Religion ist nichts Falsches. Es braucht Regeln und Ordnungen.

Es braucht eine Kirche, eine Predigt, eine Pfarrerin – aber das ist nicht das Eigentliche, es bleibt leere Hülle, wenn der Inhalt fehlt - der persönliche Glaube.

Natürlich freue ich mich und die Gemeindeleitung freut sich, wenn ihr „praktizierende Christen“ seid, und euer Evangelischsein ernst nehmt, wenn ihr zum GD kommt, wenn ihr die Veranstaltungen besucht, die wir liebevoll vorbereiten

wenn ihr euch einladen lasst, wenn ihr mitarbeitet – das ermutigt uns!

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Aber das Wichtigste ist etwas anderes, dass wir immer wieder den Finger heben - ganz persönlich. Gott und ich, face to face, heute und immer.

4.

Wie schaut das konkret aus, Gott als mein Lebensbegleiter, Retter, Herr, Freund und Hirte?

Das muss jeder für sich herausfinden, wie das Leben mit Gott Gestalt gewinnt.

Fest steht: Gott ist da in dieser Welt, und er spricht: Er spricht immer. Durch brennende Büsche, er schickt Botschaften durch Stürme, Regenbogen, Erdbeben , Krankheiten und Träume, er flüstert mit leiser Stimme in unsere Gedanken,

er redet durch ganz gewöhnliche Dinge, wie die wunderbare

Färbung der Bäume im Herbst, den blauen Himmel, die Zuneigung lieber Menschen,

er ist an allen Orten wo Menschen geholfen wird, für Menschen gesorgt wird, gekocht und Wäsche gewaschen – Er ist da, immer und überall.

Wir müssen nichts tun, als ihn wahrnehmen.

So nahe ist er gekommen, dass es näher nicht mehr geht. Nur eine kleine Lücke ist zwischen ihm und mir, aber diese Lücke ist ein Problem – denn immer wieder vergessen wir auf ihn, sind wir geistlich gleichgültig, der Alltagstrott macht uns stumpf.

Mittlerweile weiß ich, dass ich ohne Gott nicht leben kann und will.

Aus ihm fließt Mut und Wegweisung und Hoffnung in mein Leben wie ein Fluss, und Liebe, die größer ist als alles. Ich sehne mich nach Gottes Berührung.

Aber wir müssen unsere Vergesslichkeit bekämpfen und dürfen lernen Gottes Gegenwart wahrzunehmen

„Die grundlegende Botschaft der Bibel ist die Entwicklung eines Lebens mit Gott auf der Erde, in deren Mittelpunkt die Person Jesu steht.“ (Dallas Willard)

Mit Jesus leben kann man also üben.

Am besten durch gute Gewohnheiten, die wir einführen:

das tägliche Losungswort am Morgen, regelmäßiges Danken am Abend,

(6)

dazwischen eine aufgeschlagenen Bibel am Wohnzimmertisch, die mich erinnert darin zu lesen, beim Läuten der Glocken innehalten, oder beim Zwitschern der Vögel, Zeiten der Stille einplanen, ein Spaziergang mit Gott …usw.

Je mehr wir lernen den Finger zu heben, desto normaler wird es.

Es ist normal, dass wir als Gottes Geschöpfe in Beziehung zum Schöpfer leben. So sind wir gedacht … das ist Menschsein Und genau das macht den Unterschied.

Eine Bekannte erzählte mir folgendes:

Ihre Mutter wurde sehr krank und sie hatte sie zu sich nach Hause geholt, um sie zu pflegen. Das war schwer. Jeden Morgen ging sie in den 1. Stock in das Zimmer der Mutter, auf der Stiege konnte sie oft nicht weiter – hatte solche Angst, was sie erleben würde, wenn sie die Tür öffnet, Füße wie Blei, Kraft schien sie verlassen zu haben. Oft stand sie minutenlang da – und sie betete bei jeder Stufe: Herr, hilf! Ich schaffe es nicht.

Kurz vor dem Sterben sagte ihre Mutter einmal: „Es ist komisch, immer wenn du in der Früh zu mir kommst, hast du so ein Strahlen im Gesicht – das tut mir so gut.“ Sie wunderte sich, weil sie wusste genau, dieser erste Gang ans Bett der Mutter war immer so

schwer, ihr war nicht nach Strahlen zu Mute. Irgendwann später, die Mutter war schon gestorben, fiel ihr das wieder ein und es ging ihr ein Licht auf: Da war ja dieses Gebet, wo sie Jesus bewusst eingeladen hatte zu helfen, - äußerlich hatte sich nichts geändert, aber unsichtbar war Jesus da in dieser schweren Situation an ihrer Seite. Und das hat die Mutter wahrgenommen.

Es gäbe viele Geschichten zu erzählen, wie Jesus konkret und real im Leben eines Menschen den Unterschied macht. Wunder werden erleben, die auf ihn trauen!

Schluss:

Gott lädt uns ein, in einer ganz persönlichen Beziehung zu ihm zu leben. Das ist das große Wunder und Geschenk des Glaubens.

Nehmen wir es an, leben wir darin, üben wir es ein – gemeinsam.

Wir haben ein schönes „Gebäude“ dafür hier in unserer Gemeinde, eine Religionsgemeinschaft, in der Beziehung gelebt wird!

(7)

Und laden wir auch unsere Mitmenschen ein: Es ist unvorstellbar, dass so viele M ohne Gott leben, seine Gegenwart nicht erkennen.

Ich möchte uns Mut machen - so wie sich für uns das Gebäude Religion mit Beziehung gefüllt hat, so können auch unsere Mitmenschen Gott entdecken, der sich danach sehnt uns zu geben, was wir brauchen.

Investieren wir da hinein für uns und die anderen!

Amen

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