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Uganda: Strom oder Tourismus?

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Uganda: Strom oder Tourismus?

Von Babette Never, Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE)

vom 07.07.2014

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Uganda: Strom oder Tourismus?

Bonn, 07.07.2014. In den nächsten Wochen ent- scheiden die ugandische Umweltaufsichtsbehörde und die Weltbank hinter verschlossenen Türen über die Größe eines geplanten Wasserkraftwerkes an den Isimba Falls am Weißen Nil. Wenn es in der ur- sprünglich geplanten Größe mit einer Leistung von 183 Megawatt (MW) gebaut wird, verletzen Uganda und die Weltbank ein Abkommen von 2007 über den Schutz dieses Flussabschnitts. Der Abenteuer- tourismus in der Region wäre am Ende. Wird kein oder ein kleinerer Damm gebaut, kann der Touris- mus weiter bestehen und ca. 2.000 Bauern können in ihren Häusern bleiben. Aber es würde weniger Strom produziert, der in Uganda bitter nötig ist. Der Fall ist symptomatisch für die Zielkonflikte zwischen Umwelt, Energie und Entwicklung, die aktuell in vielen afrikanischen Ländern auftreten. Die einzig vernünftige Kompromisslösung wäre ein kleineres Kraftwerk.

Tourismus und Natur als Einkommensquellen Der Tourismus ist ein zentraler Baustein der wirt- schaftlichen Entwicklung der Region um Jinja. Der Weiße Nil bietet durch seine hohe Fließgeschwin- digkeit einzigartige Voraussetzungen für Wildwas- ser-Rafting und -Kajak wie auch für Wasserkraftwer- ke. Zwei Kraftwerke gibt es dort bereits: Owen Falls (mit einer Leistung von 180 MW) und Bujagali Falls (250 MW). Der Abenteuertourismus boomt seit Jahren, obwohl die Rafting-Betreiber nach der Fer- tigstellung des Bujagali-Damms 2012 weiter fluss- abwärts ziehen mussten. Mit dem Bau des Isimba- Falls-Damms fürchtet die Interessengemeinschaft Save Adventure Tourism Uganda um die Arbeitsplätze in der Region, denn ein hoher Damm wird Rafting unmöglich machen. Die Initiative setzt sich deshalb für ein kleineres Kraftwerk ein. Jährlich kommen ca.

20.000 Wassersport-Touristen in die Region, die für einen regionalen Umsatz von ca. 4 Mio. USD sorgen.

Hinzu kommen Wochenendausflügler und Natur- liebhaber, die nach dem bedrohten Kronenkranich Ausschau halten. Der Tourismus trägt in Uganda 5,6 % zum Bruttoinlandsprodukt bei. Obwohl kaum ein Tourist ausschließlich dafür nach Uganda kommt, gehören die dortigen Angebote mit den Gorillatreks im Süden zu einem Portfolio, das Ugan- da als Destination gegenüber seinen Konkurrenten Kenia, Ruanda und Tansania einzigartig macht.

Uganda hat damit einen wichtigen Schritt von einer Agrarwirtschaft zu einer diversifizierten Wirtschaft mit Serviceindustrie geschafft.

Handlungsdruck in der Energiepolitik

Auf der anderen Seite des Konfliktes steht das Ener- gieministerium, das dafür verantwortlich ist, mehr Bürgern den Zugang zu Strom und der Wirtschaft

eine stabile Energieversorgung zu ermöglichen. Bis- her haben nur 15 % der Ugander Zugang zu Elektrizi- tät. Die Unternehmen sind in ihrer Produktion und Wettbewerbsfähigkeit insbesondere im Norden und in ländlichen Gebieten durch häufige Stromausfälle eingeschränkt. Solarenergie und Biomassekraftwer- ke bieten als Insellösungen Alternativen, d. h. sie funktionieren auch ohne Verbindung zum nationa- len Stromnetz. Aber ihr Ausbau geht bisher nur lang- sam voran und ist trotz gesunkener Anlagenpreise häufig noch auf internationale Entwicklungsgelder angewiesen. Der wachsende Energiebedarf der In- dustrie ist dadurch kaum zu decken – er steigt um ca. 10-15 % jährlich. „Wenn die Kosten von Solar- strom pro KWh sinken, dann wird Solarenergie die Lösung sein”, sagte Präsident Yoweri Museveni am 05.06.2014 in seiner Ansprache an die Nation. Zu- nächst müsse aber alles Potenzial für Wasserkraft ausgeschöpft werden. Das Energieministerium setzt daher mittelfristig auf weitere entsprechende Groß- projekte, z. B. das Karuma-Falls-Wasserkraftwerk (600 MW) am Viktoria Nil.

Man kann sich kaum des Eindrucks erwehren, dass die Regierung zu schnell gemeinsame Sache mit ausländischen Privatinvestoren macht. Präsident Museveni hat in den vergangenen Jahren mehrfach in Vergabeprozessen interveniert, da ihm der Fort- schritt der Großprojekte zu langsam ging. Die noto- rische Langsamkeit der zuständigen Behörden bei der Erstellung der notwendigen Umwelt- und Sozi- algutachten bringt viele Bieter dazu, die Prüfaufla- gen zu umgehen. Dies unterminiert das Vertrauen aller Beteiligten in eine gerechte Lösung.

Der Konflikt zwischen Energie und Natur stellt sich auch in anderen Gebieten Ugandas. Im Nationalpark Murchison Falls wurde ebenso Öl gefunden wie am Albertinen-Graben. Die Bohrungen im Park sollen die Tierwelt angeblich nicht beeinflussen. Erst vor kur- zem hat eine britische Firma ihre Pläne aufgegeben, im Virunga Nationalpark auf der kongolesischen Seite des Grabens mit Bohrungen zu beginnen – nachdem es massiven internationalen Protest gege- ben hatte. Sozial und ökologisch verträgliche Kom- promisslösungen werden für Ugandas Regierung nur tragbar sein, wenn Naturschutz und Naturtourismus genug lokale Einkommen generieren. Und wenn die internationale Gemeinschaft bereit ist, Kompensati- onsmaßnahmen zu unterstützen, die den Fortbe- stand der Nationalparks sichert und den Verzicht auf Öl honoriert. Der Aufbau nachhaltiger Energiesys- teme sollte weder national isoliert noch ohne ge- meinsames Lernen von Norden und Süden stattfin- den.

© Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE), Die aktuelle Kolumne, 07.07.2014

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