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Gebietsbetreuung Allgäuer Moore

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Academic year: 2022

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Pressemitteilung

Bund Naturschutz Gebietsbetreuer Allgäuer Moore

Heute startet der Bund Naturschutz in Bayern e.V. (BN) ein neues Pro- jekt „Gebietsbetreuung Allgäuer Moore“. Schon seit 01.04.08 ist Martin Muth und ab heute zusätzlich Julia Wehnert im Ober- und Ostallgäu zum Schutz der Moore unterwegs. „Der Moorschutz ist schon seit Jahrzehnten ein Schwerpunkt der BN-Aktivitäten gerade in Südbayern.“

erläutert Prof. Dr. Hubert Weiger, Landesvorsitzender des BN am Beispiel des Felmer Mooses und der Moore des Elbseegebietes. Dort ist der BN seit langem aktiv. „Moorschutz bringt nicht nur der Ar- tenvielfalt etwas, sondern ist ein wichtiger Beitrag zum Klima- und Hochwasserschutz“ so der BN weiter.

Der BN sieht es daher als große Chance und Aufgabe, gerade im Allgäu mit seiner einzigartigen Moorvielfalt nun durch die Gebietsbetreuung neue Anstöße geben zu können. „Unsere Schwerpunkte sind Information, Bera- tung, Öffentlichkeitsarbeit, Umweltbildung und die Erstellung von fachli- chen Konzepten.“ so die beiden Biologen Julia Wehnert und Martin Muth.

Die Gebietsbetreuer werden ihre Aktivitäten dabei eng mit anderen Aktivi- täten abstimmen. Denn die Allgäuer Moore sind von so großer Bedeutung, dass hier zur Zeit viele Projekte gebündelt sind: so hat die „Allgäuer Moor- allianz“ die erste Stufe des bundesweiten Wettbewerbes „idee.natur“ ge- wonnen und geht damit in die Endrunde der Bewerber für die Sicherung des Naturerbes Deutschland. Über „Leader“ wollen die Landschaftspflege- verbände und Landkreise im ganzen Allgäu eine Streubörse aufbauen und Öffentlichkeitsarbeit intensivieren. Der Deutsche Verband für Landschafts- pflege (DVL) hat für das Ober-, Ost- und Westallgäu zudem einen Antrag bei der Deutschen Bundesstiftung Umwelt zum Thema Moore im Klima- wandel gestellt. Der Freistaat Bayern setzt außerdem zusätzliche Gelder („Klimaschutz-Mittel“) für Moorschutz-Projekte und einen Projektmanager auch im Allgäu ein.

Die Bedeutung der Gebietsbetreuer wird daher auch von Vertretern der Naturschutzbehörden bei der Regierung von Schwaben und den Land- ratsämtern, der Landschaftspflegeverbände sowie den Kommunen und auch von den Landräten im Ober- und Ostallgäu gewürdigt: „Gebietsbe- treuer sollen Wissen vermitteln, Bürger und Entscheidungsträger für den Moorschutz begeistern und so Verbündete gewinnen, die am Schutz der Allgäuer Moore mitarbeiten“ so Alois Liegl, Sachgebietsleiter Natur- schutz der Regierung von Schwaben. „Darum haben wir die Einrichtung dieser Stelle unterstützt!“

München, 01.07.08 PM 25/08 FA Naturschutz

Bund Naturschutz in Bayern e.V. (BN) Fachabteilung München Pettenkoferstraße 10a/I 80336 München Tel. 089/548298-63 Fax: 089/548298-18 fa@bund-naturschutz.de www.bund-naturschutz.de

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Ziel aller Aktivitäten ist es, noch intakte Moore zu erhalten und entwässer- te Moore wieder zu vernässen. Nur so kann die moortypische Artenvielfalt erhalten, das Torfwachstum wieder gefördert und damit auch Wasser und CO2 in den Mooren zurückgehalten werden.

Denn: über 90 % der Hoch-, Übergangs- und Niedermoore Bayerns sind entwässert oder anderweitig so stark beeinträchtigt, dass heute nur noch maximal 5–10 % als mittelfristig regenerierbar und maximal 1 % der Moore als natürlich einzustufen sind.

Das Projekt läuft vorerst bis zum 31.03.2011 mit wahrscheinlicher Ver- längerung bis 2013 und wird vom Europäischen Sozialfonds (45%) und vom Bayerischen Naturschutzfonds (40%) gefördert. Die BN-Kreisgruppen Oberallgäu und Ostallgäu tragen als Projektträger den Eigenanteil von 15%. Das Gesamtvolumen bis 2011 liegt bei etwa 170.000 €.

In der Projektkulisse liegen 37 Moore im Süden der Landkreise (Anlage 3).

Gebietsbetreuer sind in ganz Bayern von der Rhön bis zum Bodensee in be- sonders wertvollen Gebieten aktiv.

Ansprechpartner:

Die beiden Gebietsbetreuer (Daten noch vorläufig):

• Martin Muth (Schwerpunkt Oberallgäu), Heinrichgasse 8, 87435 Kempten, Tel.: 0831/15111 und 08331/9258949, Fax: 0831/18024

(08331/9258569), mail: ke-oa@bundnaturschutz.de

• Julia Wehnert (Schwerpunkt Ostallgäu), Allgäuer Straße 6, 87459

Pfronten, Tel.: 08321/6076620, Fax: 08321/22575 (vorläufig telefonischer Kontakt auch über Kreisgruppe Ostallgäu, Tel.: 08341/12250)

Landesverband Bund Naturschutz Fachabteilung München: Dr. Christine Margraf, Artenschutzreferentin Südbayern, Pettenkoferstraße 10a/I, Tel.:

089/548298-89, Fax: -18, christine.margraf@bund-naturschutz.de

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Anlage 1:

Die Allgäuer Moore – ein Naturerbe von internationaler Bedeutung

Das Allgäu nimmt mit seinen international bedeutsamen Moor- und Streuwiesenland- schaften in den Moorregionen Mitteleuropas eine zentrale Sonderstellung ein. Durch die besonderen klimatischen und geologischen Standortbedingungen entwickelten sich einzigartige Moortypen und zusammenhängende Moorachsen von den Tal- bis in die Gipfellagen. Auch im Vergleich zum benachbarten Alpenumfeld in Bayern und Öster- reich ist die Vielfalt an Moortypen im Übergang zwischen Mooren im alpinen Raum und im Alpenvorland herausragend, in keinem vergleichbaren Gebiet sind Moorlebensräu- me so gut und vergleichsweise vollständig erhalten wie im ausgewählten Naturraum des südlichen Allgäus. Damit trägt dieser Raum eine besondere Verantwortung für die Sicherung von Moorketten durch alle Höhenstufen. Die teilweise großflächigen, gut erhaltenen Moorkomplexe bieten dabei günstige Voraussetzungen für den dauerhaften Erhalt der charakteristischen Lebensräume und Artengemeinschaften. Ein funktionaler Verbund der Allgäuer Moorgebiete in und über verschiedene Höhenstufen hinweg ist in Teilen noch erhalten oder wiederherstellbar.

Mehr als 20 bundesweit stark gefährdete oder vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten kommen mit Schwerpunkt in der Allgäuer Moor- und Streuwiesenland- schaft vor. Auch für Glazialrelikte wie Zwerg-Birke (Betula nana), Torf-Segge (Carex heleonastes), Schlankes Wollgras (Eriophorum gracile) oder das Braunmoos Paludella squarrosa sind die Allgäuer Moore ein bundesweiter Verbreitungsschwerpunkte. Als

„Genpool“ der Biodiversität, als Ausbreitungspotential für bereits gefährdete Tier- und Pflanzenpopulationen und als Trittstein des Biotopverbundes kommt den Allgäuer Moorgebieten eine wichtige Funktion für die bayerische und nationale Strategie zum Erhalt der biologischen Vielfalt zu. Die hohe Bedeutung der Allgäuer Moore für die Si- cherung des europäischen Naturerbes zeigt sich auch durch die markante Häufung und hohen Flächenanteile von moorgeprägten Natura 2000-Gebieten.

Moorlandschaften sind weiterhin für den Naturhaushalt und zur Umweltvorsorge unver- zichtbar, da sie auch als Retentionsraum mit hoher Wasserrückhaltfähigkeit und als ökologische Senke durch CO2-Bindung zum Hochwasserschutz und Klimaschutz ei- nen wesentlichen Beitrag leisten.

Gleichzeitig werden gerade Moore in ihrem Naturhaushalt vom Klimawandel besonders stark betroffen sein. Der Sicherung eines intakten Wasserhaushaltes und intakter, großräumig in Verbindung stehender Moorlebensräume erfährt vor dem Hintergrund des Klimawandels eine noch größere Relevanz. Da im Allgäu sehr gute Potentiale für die Stärkung eines „Moorbiotopverbundes“ über alle Höhenstufen gegeben sind, erhö- hen sich die Chancen für den dauerhaften Erhalt kleinklimatisch sehr anspruchsvoller Moorarten.

Der Freistaat Bayern hat mit der Erstellung und Fortschreibung des Moorentwicklungs- konzeptes (MEK) bereits frühzeitig den hohen Stellenwert des Moorschutzes erkannt und Handlungsschwerpunkte dargestellt. Im MEK sind zahlreiche Moore des Allgäus aufgeführt (vgl. tabellarische Erläuterung zum Projektgebiet). Auch die Landkreisbände des bayerischen Arten- und Biotopschutzprogrammes (ABSP) verdeutlichen den ho- hen Wert der Allgäuer Moore und geben erste Hinweise auf dringend erforderliche Maßnahmen.

Zustand der Allgäuer Moore, Notwendigkeit von Maßnahmen:

In der Vergangenheit wurde der größte Teil (über 90 %) der Hoch-, Übergangs- und Niedermoore Bayerns entwässert oder anderweitig so stark beeinträchtigt, dass heute nur noch maximal 5 – 10 % als naturnah und maximal 1 % der Moore als natürlich ein- zustufen sind. Diese Zahlen sind auch auf die ausgewählte Gebietskulisse übertragbar:

bäuerlicher Torfstich und stellenweise bis heute bestehender gewerblicher Torfabbau, Melioration zur Grünlandgewinnung und in den letzten Jahrzehnten zunehmende Nut-

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richtungen haben den Zustand der Allgäuer Moore verschlechtert.

Dennoch ist die ausgewählte Gebietskulisse eine der moorreichsten Bayerns und auf- grund der morphologischen Moorvielfalt einzigartig. Der Schutz weitgehend intakter Restflächen und die Wiederherstellung degradierter Mooregebiete ist daher eine vor- dringliche Aufgabe, um der Bedeutung und den daraus abgeleiteten Zielen der Allgäu- er Moorregion (Netz Natura 2000, nationale Strategie zur biologischen Vielfalt, MEK, ABSP) gerecht zu werden. Zur Sicherung, Verbesserung und Wiederherstellung der oftmals sehr großflächigen Moorkomplexe mit eng verzahntem Typen- und Nutzungs- mosaik sind allgemein die folgenden Umsetzungsschwerpunkte vorgesehen:

• Sicherung und Verbesserung des Moorwasserhaushaltes. Die hydrologischen Sanierung ist die grundlegende Voraussetzung für die Initiierung des Moor- wachstums.

• Aufrechterhaltung extensiver Nutzungsformen. Für brachgefallene Streuwiesen ist eine Erstpflege (Entbuschung, Erstmahd) zur Wiederaufnahme einer regel- mäßigen extensiven Nutzung nötig.

• Extensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung. Zur Verminderung von randli- chen Schad- und Nährstoffeinträgen ist die Ausweisung von Pufferzonen nötig.

• Verbesserung des Biotopverbundes und der Kohärenz. Für einen funktionalen Zusammenhang der wertbestimmender Moorlebensräumen ist auch die Siche- rung und Regeneration kleinerer Feuchtlebensräume mit Vernetzungsfunktion erforderlich.

Eine enge Abstimmung der Details zwischen den Planungs- und Beratungsaufgaben der umsetzenden Initiativen und der beratenden Tätigkeit der Gebietsbetreuung soll eine optimal Durchführung gewährleisten. Eine Umsetzung der genannten Siche- rungsmaßnahmen kann dabei nur gelingen, wenn praktikable Pflege- und Entwick- lungskonzepte vorhanden sind und eine grundsätzliche Akzeptanz bei den betroffenen Akteuren (Grundeigentümer, Kommunalpolitik) besteht. Die Umsetzung von Maßnah- men in der Gebietskulisse der Gebietsbetreuung Allgäuer Moore soll durch die regiona- len Landschaftspflegeverbände und Naturschutzverbände erfolgen. Unterstützend soll hier die Initiative „Allgäuer Moosallianz“ als ein breites Bündnis aus Behörden, Land- schaftspflege- und Naturschutzverbänden, Kommunen und Einzelakteuren tätig wer- den.

Schutzstatus der Moore innerhalb der Gebietskulisse:

Die meisten Moore der Gebietskulisse sind einer der Schutzkategorien Natura 2000- Gebiet (FFH-Gebiet, SPA-Gebiet nach Fauna-Flora-Habitat- bzw. Vogelschutz-

Richtlinie), Naturschutzgebiet (NSG) und Landschaftsschutzgebiet (LSG) zuzuordnen.

Die flächen- und zahlenmäßige Konzentration von Natura 2000-Gebieten (geschätzter Flächenanteil von ca. 40 % bei 36 in der Gebietskulisse tangierten FFH-Gebieten) ist besonders auffällig und verdeutlicht die hohe internationale Bedeutung der Allgäuer Moorlandschaft.

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Anlage 2:

Aufgaben der Gebietsbetreuung

Die Gebietsbetreuung Allgäuer Moore soll durch Information, fachliche Beratung und eine intensive Öffentlichkeitsarbeit die gesellschaftliche Akzeptanz für die Notwendig- keit umfassender Maßnahmen zur Renaturierung und Sicherung der Allgäuer Moore schaffen.

Die herausragende Bedeutung der Allgäuer Moore für das europäische Naturerbe, für die nationale Strategie zur biologischen Vielfalt und für den Hochwasser- und Klima- schutz soll breiten Bevölkerungsschichten zugänglich gemacht werden.

Die Gebietsbetreuung Allgäuer Moore bereitet so den Weg für eine möglichst schnelle und reibungslose Umsetzung der nötigen Maßnahmen. Hierbei übernimmt die Ge- bietsbetreuung eine informative, beratende, abstimmende und öffentlichkeitswirksame Funktion. Durch eine Koppelung an die Initiative „Allgäuer Moosallianz“ wird eine mög- lichst zeitnahe Umsetzung angestrebt. Die für den Naturschutz, Hochwasserschutz und Klimaschutz höchst bedeutsamen Lebensräume der Allgäuer Moore können damit effi- zient und nachhaltig gesichert werden.

Konkret soll die Gebietsbetreuung bestehende Renaturierungsbemühungen unterstüt- zen und optimieren sowie neue Maßnahmen und Projekte anstoßen. Die Bewahrung und Wiederherstellung der bedeutsamen Natur- und Kulturlandschaft kann dabei als positiver Ansatzpunkt für einen Imagegewinn des Naturschutzes genutzt werden.

Die Instrumente der Gebietsbetreuung sind:

Fachliche Beratung und Information zur Vorbereitung und Unterstützung von Umsetzungsmaßnahmen. Akzeptanzsteigerung für Einzelmaßnahmen in Abstim- mung Behörden, bestimmten Zielgruppen und Einzelakteuren.

Akzeptanzförderung und Vermittlung der Ziele für Natura 2000-Gebiete. Mit- wirkung der Gebietsbetreuung für die Akzeptanzsteigerung in Gebieten Erstellung oder Umsetzung eines FFH-Managementplanes.

Fachliche Fachkonzepte und Monitoring: Bei geringer Datengrundlage sollen Konzepte zur Pflege, Renaturierung und zum Biotopverbund ergänzt werden. Be- stehendes Monitoring soll fortgesetzt, ab 2008 zu erwartenden Veränderungen sol- len dokumentiert und Erfolgskontrollen zur Evaluierung durchgeführt werden.

Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung: Führungen, Exkursionen, Schulprojek- te, Pressetermine. Allgemeine Öffentlichkeitsarbeit und Öffentlichkeitsarbeit mit be- sonderer Aussenwirkung bei bereits für die Freizeitnutzung erschlossenen oder touristisch attraktiv liegenden Gebieten.

Besucherlenkung: z.B. bei Konflikten mit zu hohem Besucherdruck oder bei guten Voraussetzungen, Besucherlenkungssysteme in Verbindung mit Moorinformation zu installieren.

Als Gebiete besonders hoher Priorität wurden ausgewählt:

für den Landkreis Oberallgäu:

• Werdensteiner Moos (mit Oberdorfer Moos) (139 ha)

• Buchenberger Moorgebiet und Wirlinger Forst (1.451 ha)

• Moore östlich Immenstadt und Agathazell (411 ha)

• Rottachmoor und Moore um Unterschwarzenberg (3.253 ha)

• Straussbergmoos (431 ha)

• Hädrichmoore, Hörmoos (1.058 ha) für den Landkreis Ostallgäu:

• Moore um den Bannwaldsee, Birnbaumer Filz (1.993 ha)

• Sulzschneider Moore, Moore im Geltnachtal (3.962 ha)

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Anlage 3:

Karten zur Gebietskulisse

a) Karte der Gebietskulisse

b) historische Moorkarte Allgäu

c) historische Moorkarte Bayern

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Anlage 4:

Informationen zu den Beispielprojekten „Felmer Moos“ und „Moore am Elbsee“

a) Das Bund Naturschutz-Projekt „Felmer Moos“

Von Martin Muth, Gebietsbetreuer „Allgäuer Moore“

Die Bund Naturschutz-Ortsgruppe Sonthofen betreut mit Unterstützung der Ortsgruppe Immenstadt und der Kreisgruppe Kempten-Oberallgäu seit 1985 ein Naturschutzprojekt im Felmer Moos (Gemeinde Rettenberg, Lkr. Oberallgäu). Ziel des Projektes ist es, das in der Vergangenheit entwässerte und z.T. intensiv genutzte Moor zu renaturieren, d.h.

die ursprünglichen Moor-Lebensräume wieder herzustellen und in einen stabilen und artenreichen Zustand zu überführen. Neben dem Hauptziel der Förderung naturnaher Zwischen- und Hochmoorflächen wird die gezielte Anlage von Biotopstrukturen und die Pflege von extensiven Wiesenflächen angestrebt.

Maßnahmen

Im Laufe der Jahre konnte die Ortsgruppe ca. 6,8 ha Moorfläche erwerben, weitere 1,24 ha werden über Pacht betreut. In Tausenden von Arbeitsstunden fanden unter Anleitung von Alfred Karle-Fendt zahlreiche Renaturierungs- und Pflegemaßnahmen statt:

• Abräumen von mehreren Tonnen Müll und Schrott, die ein im Moor lebender Ein- siedler hinterlassen hatte.

• Fällen von Fichten und Birken, um offene Moorbereiche zu vergrößern, das Torf- mooswachstum zu fördern und standortfremden Hochwald zu entfernen.

• Schließen von Entwässerungsgräben, Entfernen von Drainagen und Anlage von Rückstaudämmen, um den Wasserspiegel zu heben und das Moor zu vernässen.

• Aushub von Schlenken und Tümpeln.

• Abziehen von nährstoffreichem (überdüngtem) Torf mit dem Bagger.

• Mähen der Streuwiesen und Dämme (einmal jährlich). Die wenige Meter breiten Dämme waren überwiegend verbuscht bzw. bewaldet und mussten zunächst frei gestellt werden, um die Mähbarkeit herzustellen.

• Ergänzend zu den genannten Maßnahmen finden seit 1994 umfangreiche Kartie- rungen von Libellen, Tagfaltern, Heuschrecken und weiteren Tiergruppen statt, um deren Bestandsveränderungen im Zuge der Renaturierung zu dokumentieren (sog.

Monitoring, durchgeführt von Alfred Karle-Fendt).

Entwicklung der Lebensräume und Pflanzen

Die genannten Maßnahmen haben den Lebensraum der Moorpflanzen und –tiere deut- lich verbessert: Der Wasserspiegel hob sich und die Bewaldung wurde lichter, so dass sich die naturnahen Zwischen- und Hochmoorbereiche stabilisieren und ausweiten konnten. Torfmoosschlenken, zahlreiche Tümpel, wasserführende Staubereiche, Großseggenriede und ein Bruchwald sind neu entstanden. Durch Ausmagern und Ver- nässen einer Fettwiese sowie durch Freistellen und Mähen der Dämme haben sich blütenreiche Streuwiesen entwickelt. In den genannten Lebensräumen haben sich zahlreiche Pflanzenarten angesiedelt bzw. ihre Bestände vermehrt, z.B. der fleisch- fressende Sonnentau, Scheidiges Wollgras, Rosmarinheide, Fieberklee, Mehlprimel, Arnika sowie insgesamt 9 Orchideenarten.

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Entwicklung der Tierwelt

In den neuen Gewässern hat sich eine artenreiche Libellengemeinschaft mit überwie- gend moortypischen Arten angesiedelt, darunter zahlreiche Vertreter der „Roten Liste“.

Als Besonderheiten sind Große Moosjungfer, Arktische Smaragdlibelle, Hochmoor- Mosaikjungfer und Kleine Binsenjungfer zu nennen. Insgesamt wurden bislang 44 Li- bellenarten nachgewiesen, darunter pflanzen sich ca. 30 Arten regelmäßig im Moor fort (sog. bodenständige Arten).

Die neu entstandenen Wasserflächen werden nicht nur von Libellen, sondern auch von zahlreichen Amphibien besiedelt: Hervorzuheben ist der große Bestand des Zwerg- wasserfrosches sowie das Vorkommen des Laubfrosches – gleichzeitig sein südlichs- ter Vorposten im Illertal.

Die zahlreichen Jungfrösche, die im Sommer die Wasserflächen verlassen, sind eine begehrte Beute der Kreuzotter. Dank der verbesserten Nahrungsgrundlage sowie der Auflichtung des Moores hat sich der Bestand etwa verdreifacht und erreicht im Felmer Moos mit ca. 100 Tieren eine erstaunlich hohe Dichte.

Die verschiedenen Teilflächen im Moor werden von zahlreichen Tagfaltern aufgesucht, darunter Hochmoor-Gelbling, Hochmoor-Perlmuttfalter, Randring-Perlmuttfalter, Baldri- an-Scheckenfalter, Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling und Argus-Bläuling. Insge- samt wurden 49 Tagfalterarten nachgewiesen, davon gelten 38 Arten als bodenstän- dig. Diese beträchtliche Artenzahl wird durch das mosaikartige Nebeneinander natur- naher Moorflächen und blütenreicher Wiesenstreifen erreicht, wobei diesen als Ent- wicklungsfläche für Raupen und als Nektarquelle für alle Falter eine doppelte Bedeu- tung zukommt.

Unter den Heuschrecken sind die Arten der Moore und Feuchtgebiete nahezu vollstän- dig vertreten, hervorzuheben ist der Große Bestand des Buntbäuchigen Grashüpfers.

In manchen Jahren brütet die Krickente. Baumpieper, Fitislaubsänger und Goldammer sind regelmäßige Brutvögel der halboffenen Moorlandschaft.

Finanzierung, Ausblick

Die bisherigen Flächenkäufe und Renaturierungsmaßnahmen wurden vom Verein zur Förderung von Natur- und Umweltschutz Sonthofen e.V., teilweise mit Förderung durch den Bayerischen Naturschutzfonds, finanziert. Auch in den kommenden Jahren sind im Felmer Moos Flächenkäufe geplant. Auf neuen Grundstücken müssen Bäume gefällt, Dämme errichtet und Wiesen gemäht werden, um die Erfolge der Vergangenheit noch auszuweiten.

Referenzen

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